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  • Hochstapler unter Hochstaplern

    Jede Wette: Begabte Laienhelfer brächten psychotherapeutisch noch weitaus mehr zustande als ohnehin, wenn sie in einen weißen Kittel schlüpfen, sich einen hochtrabenden Titel zulegen und bedrückte Seelen in Räumlichkeiten empfangen dürften, die wie eine Praxis aussehen. Jedem, der sehen will, führten erfolgreiche Hochstapler dies eindrücklich vor Augen. Die triftigsten Anhaltspunkte für diesen frechen Verdacht stammen von besonders erfolgreichen Hochstaplern: pfiffigen Zeitgenossen, die jahrelang unerkannt als vorgebliche Psycho-Profis praktizierten. Enttarnt wurden sie nicht etwa, weil sie versagten, Patienten mangelhaft versorgten oder gar schädigten, ihre Aufgaben erkennbar schlechter erledigten als „echte“ Psychologen, Psychotherapeuten und Psychiater. Sie flogen auf, weil irgendwann eher zufällig auffiel, dass sie Urkunden gefälscht oder gar nicht erst vorgelegt hatten. Der „maßgeschneiderte Begleiter“ von Hessisch Oldendorf Am 26. Februar 2015 wurde in Hessisch Oldendorf der 47-jährige Stefan Brandt verhaftet: Als falscher Diplom-Psychologe und Psychotherapeut hatte er ein knappes Jahr lang im Sana-Klinikum in Hameln, einem Akademischen Lehrkrankenhaus der Medizinischen Hochschule Hannover, als freier Mitarbeiter rund 180 Patienten, nachdem sie ihm als psychisch auffällig gemeldet worden waren, untersucht, Diagnosen gestellt, Beratungen durchgeführt und sie begutachtet – auf der Grundlage eines „Kooperationsvertrags“. In seinem Heimatort betrieb Brandt zudem jahrelang eine gutgehende „Praxis für ganzheitliche Psychotherapie und Lebensberatung“. Deren Schwerpunkt war die „Maßgeschneiderte Begleitung an Lebenswendepunkten“. (1) Sogar Ausbildungskurse bot er an. Auch für Zeitungsredakteure stand Brandts Fachkompetenz recherchefrei außer Frage. So zitierten ihn die Schaumburger Nachrichten als Experten für psychische Hintergründe von Ernährungsgewohnheiten. („Tiefenpsychologisch gesehen ist das Essen am stärksten mit unserem jeweiligen Lebensgefühl verbunden.”) Das Stadtmagazin Rintelner präsentierte ihn als “Psychotherapeut, Systemischer Coach und Transformationspsychologe. Außerdem verfügt er über eine Ausbildung als Supervisor (DGSv) und Mediator, Coach für gewaltfreie Kommunikation und Meditationslehrer.” (1) Über Patienten erstellte er Gutachten für Krankenkassen. Auf die Schliche kam man dem gerissenen Möchtegern keineswegs aufgrund offenkundiger Kunstfehler, im Gegenteil: Weder seine Patienten noch Leitung und Kollegenkreis der Sana-Klinik schöpften den geringsten Verdacht. Vorzüglich schien Brandt dem online betonten Klinikanspruch zu genügen, „in den Mittelpunkt die bestmögliche Diagnostik und Therapie für eine qualifizierte medizinische Versorgung der uns anvertrauten Patienten“ zu stellen, gewährleistet „durch interne und externe Qualitätssicherung“. (2) Zum Verhängnis wurden dem dreisten Großtuer, nach Angaben einer Kliniksprecherin, vielmehr „Hinweise aus der Bevölkerung über die fehlende berufliche Qualifikation“. (3) Die Staatsanwaltschaft warf ihm gewerbsmäßigen Betrug und Titelmissbrauch vor: „Insgesamt werden dem Mann 188 Straftaten zur Last gelegt“, sagte ein Sprecher. (3) 23 Jahre als falsche Psychiaterin 23 Jahre lang arbeitete Zholia Alemi, eine eingewanderte Neuseeländerin, mit einem gefälschten Diplom als Psychiaterin in englischen Kliniken. Darüber hinaus war sie Direktorin einer Firma namens Healthy Minds and Wellbeing Limited in Huddersfield, die Privatpatienten aufnahm. In Wahrheit hatte sie 1992 ein Medizinstudium bereits im ersten Jahr abgebrochen, nachdem sie bei Prüfungen durchgefallen war; bis dahin konnte sie allenfalls ein paar einführende Vorlesungen über Grundlagen der Psychologie mitgekriegt haben. Ihr einziger Abschluss war ein Diplom in Humanbiologie. Trotzdem kümmerte sich Alemi offenbar so gut um Abertausende von psychisch Kranken, dass niemand den geringsten Verdacht schöpfte: kein Arzt, kein Patient. Sie galt als hochintelligent und charmant. Als Zholia Alemi im Herbst 2018, inzwischen 56-jährig, endlich aufflog, war ihr nicht etwa ein Kunstfehler zum Verhängnis geworden – sondern eine weitere dreiste Urkundenfälschung: Das Testament einer 84-jährigen Demenzpatientin, deren Vertrauen sie gewonnen hatte, änderte sie allzu plump ab, um sich als Alleinerbin von 1,3 Millionen englischen Pfund einzusetzen. Wie reagierte das General Medical Council (GMC) darauf, die britische Aufsichtsbehörde für Ärzte? Aus dem Skandal zog sie nicht etwa den naheliegenden Schluss, dass begabte Laien wie Alemi die Psychiatrie zur allseitigen Zufriedenheit bereichern können, ohne Schaden anzurichten, und eine unbürokratische Zulassung verdienen. Nein, die Kammer beschloss, umgehend die Urkunden aller 3000 ausländischen Ärzte auf Echtheit zu überprüfen. (4) Was lehrt uns das über die Art der Qualifikationen, auf die es in der Psychiatrie ankommt? Peinlich, bezeichnend: Wie ein Postbote die Psychiatrie blamierte Die Köpenickiaden eines Stefan Brandt sind vergleichsweiser Pipifax, wenn wir sie an jenem schier unfassbaren Skandal messen, der zwei Jahrzehnte zuvor Deutschlands wissenschaftliche Seelenheilkunde aufs Beschämendste bloßstellte: die Postel-Affäre. Mit gefälschten Urkunden ergatterte Gert Uwe Postel, ein gelernter Postbote mit Hauptschulabschluss, zwischen 1980 und 1997 mindestens sechs Anstellungen als Psychiater, zum Teil in leitenden Positionen. Auf seine Rolle als falscher Arzt vorbereitet hatte sich der ehrgeizige Sohn eines Kfz-Mechanikers und einer Schneiderin, geboren 1958 in Bremen, indem er ein paar Vorlesungen besuchte, Fachbücher las und sich mit psychiatrischem Expertensprech vertraut machte. Stattliche 1,94 Meter groß, schlank, selbstsicher auftretend, sprachlich gewandt, einfühlsam, mit schmalrandiger Brille und flinker Auffassungsgabe: Mehr brauchte er nicht, um in der deutschen Seelenheilkunde fast zwei Jahrzehnte lang eine imposante Karriere hinzulegen. Sie beginnt Anfang 1981 in einem Fachkrankenhaus für Psychotherapie nahe Oldenburg. Dort stellt er sich als junger Arzt frisch von der Uni vor, legt eine getürkte Approbationsurkunde vor, macht Eindruck und wird eingestellt. Ein Vierteljahr lang behandelt er dort zur allseitigen Zufriedenheit, ehe es ihn in seine Heimatstadt Bremen zurückzieht. Dort gibt er ein kurzzeitiges Gastspiel als leitender Arzt in einem Reha-Zentrum. Dann liest er in einem Ärzteblatt, die Stadt Flensburg habe im Gesundheitsamt eine Stelle frei. Daraufhin bewirbt er sich als „Dr. med. Dr. phil. Clemens Bartholdy, Sohn eines Medizinalrats und einer Medizinaldirektorin“. Prompt wird er, gerade mal 24 Jahre alt, zum stellvertretenden Amtsarzt in der drittgrößen Stadt Schleswig-Holsteins – übrigens mit dem Internisten, späteren Bundestagsabgeordneten und Europaratsmitglied Dr. Wolfgang Wodarg als unmittelbarem Vorgesetzten. (5) Von September 1982 bis April 1983 reüssiert Postel dort. Unter seiner Leitung und Aufsicht sinkt die Quote der psychiatrischen Zwangseinweisungen von über 95 auf zehn Prozent. (6) Legt irgendwer Beschwerde dagegen ein, wie er entscheidet, bestätigt das Landgericht seinen Befund. Die Arbeit bei der Behörde empfindet Postel bald als zu anstrengend, hier will er nicht versauern. Er bewirbt sich bei der psychiatrischen Klinik der Universität Kiel – und erhält einen Anstellungsvertrag. Nächste Station ist die Privatklinik von Julius Hackethal in Riedering bei Rosenheim. (6) Als psychiatrischer Sachverständiger ist Postel unter anderem für das Berliner Berufsförderungswerk und die Stuttgarter Landesversicherungsanstalt tätig; er erstellt Gerichtsgutachten, unter anderem in Mordprozessen, und tritt in Hauptverhandlungen auf. (7) Die Postel-Affäre: schallende Ohrfeige für Psycho-Profis Im November 1995 tritt er im sächsischen Zschadraß eine Stelle als Oberarzt im dortigen Fachkrankenhaus für Psychiatrie mit 140 Betten an. Er ist Vorgesetzter von 28 Ärzten, bestimmt über Entlassungen und Einstellungen. Obendrein ist er Weiterbildungsbeauftragter, Gutachter und Vorsitzender der fachärztlichen Prüfungskommission. Die weiterhin gültigen Zeugnisse einiger Fachärzte tragen bis heute seine Unterschrift. Seine Kompetenz bleibt unbestritten. Keinem einzigen Patienten habe Postel geschadet, wie der Chefarzt der Klinik, Dr. Horst Krömker, im nachhinein als Zeuge vor Gericht betonte. (8)  Vielmehr bewährt sich Postel dort mit „überdurchschnittlichen Leistungen“ (9) dermaßen, dass ihm, von Sachsens Sozialminister Dr. Hans Geißler (CDU) persönlich unterstützt, eine C4-Professur als Chefarzt in der forensischen Abteilung am Sächsischen Krankenhaus Arnsdorf im Landkreis Bautzen angeboten wird. Von seinem Chefarzt nach dem Thema seiner Dissertation befragt, gibt Postel an: „Die Pseudologia phantastica am literarischen Beispiel der Figur des Felix Krull nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Mann.“ Pseudologia phantastica? Das bedeutet: pathologisches Lügen. Wie dick hätte der Zaunpfahl denn noch sein müssen, damit der Chefarzt den Wink damit nicht übersieht? Wie damalige Arztkollegen berichten, habe sich Postel hin und wieder arrogant und aufbrausend benommen. Seine Exzellenz scheint er in Weißkittelkreisen damit eher unterstrichen als beschädigt zu haben. Zwanzig Monate hält sich Postel in Zschadraß in der Position eines Oberarztes. Zielfahnder schnappen Postel am 12. Mai 1998 in einer Telefonzelle am Stuttgarter Hauptbahnhof. Am 22. Januar 1999 wird er wegen mehrfachen Betrugs, Urkundenfälschung, Täuschung und Missbrauchs von akademischen Titeln zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Zuvor hatte kein einziger Fachkollege, kein Vorgesetzer, kein Patient, kein Richter den leisesten Verdacht geschöpft. Dieser gewitzte Zeitgenosse überflog das Kuckucksnest nicht bloß – er inszenierte sich darin perfekt. Nie ist er eines Fehlers überführt worden – vielmehr gingen seine Diagnosen, seine Einweisungen, seine Behandlungen, seine Gutachten überall durch, unbeanstandet und vielgelobt. Postel, charmant und eloquent, galt als hochkompetenter „Artist der Einfühlung“ (10), der niemandem Schaden zufügte und allenthalben brillierte. Lob kam selbst vom Vorsitzenden Richter des Ersten Strafsenats des Bundesgerichthofs, Armin Nack: „Postel war Obergutachter und ich sage Ihnen eines: Der war der beste Gutachter, besser als die beiden gelernten Psychiater.“ (11) Allein während seines Oberarzt-Auftritts in Sachsen strich Postel über 200.000 Mark an Gehalt ein – inflationsbereinigt wären dies heute rund 160.000 Euro. Die zusätzlichen knapp 44.000 Mark, die er für psychiatrische Gerichtsgutachten in 23 Strafverfahren einstrich, durfte er behalten. Zwar prüfte das sächsische Justizministerium eine Rückforderung, leitete jedoch kein Verfahren ein. Denn um das Geld einzuklagen, hätte es nachweisen müssen, dass die Gutachten fehlerhaft waren. Doch kein einziges Gericht hat irgendeine von Postels Expertisen jemals zurückgewiesen oder angefochten. (12) Ehre, wem Ehre gebührt: Postels Geschichte wurde verfilmt (13), bis heute widmen ihm Fans eine eigene Website. In der Antipsychiatriebewegung genießt Postel bis heute Kultstatus. Was es über seine Doktorspiele gedruckt und online zu erfahren gibt, stellt hinsichtlich seines antidepressiven Werts vermutlich hundert Lachyoga-Stunden locker in den Schatten. Auf „X“, vormals Twitter, ist Postel seit August 2023 nach längerer Pause erneut präsent: „Es ist an der Zeit, Twitter wieder mit meinen geistreichen Tweets zu erfreuen. Dieser niveaulose Ort braucht wieder einen eloquenten Menschen wie mich.“ (14) Mit „Schwafelkunst“ den Spiegel vorgehalten „Gert Postel ist für die Psychiatrie, was Jürgen Schneider für die Banken und das Geschäft mit Immobilien darstellt - ein Alptraum, ein Gespenst”, schrieb Der Spiegel 1997. (15) Dass der vermeintlich wissenschaftliche Seelenheilbetrieb über diesen haarsträubenden Fall am liebsten den Mantel des Schweigens ausbreitet, ist ihr ohne weiteres nachzufühlen. In kaum einem anderen Berufszweig wäre es dem Hochstapler möglich gewesen, derart lange unbehelligt zu arbeiten. „[Alle] diese Leute müssen konkret etwas können, um ihrem Beruf zu genügen“, ätzt der Kulturkritiker Burkhard Müller. „Die Psychiatrie […] beglaubigt sich hinlänglich in einem gewissen Auftreten und einem bestimmten Jargon.“ (16) Postel selbst meinte zum Berufsbild des Seelendoktors abfällig: "Auch eine dressierte Ziege kann Psychiatrie ausüben.“ Wörter machen Leute: „Wer die psychiatrische Sprache beherrscht, der kann grenzenlos jeden Schwachsinn formulieren und ihn in das Gewand des Akademischen stecken.“ Es herrsche ein unermessliches „Genügen an Worten“, samt einer unstillbaren „Sehnsucht nach Etikettierung“. Psychiatrie sei “Schwafelkunst”, “Sprachakrobatik plus ein wenig Inszenierung“ – hohles Wortgeklingel. Sie “lebt vom Hin- und Herwerfen leerer, das heißt keiner Anschauung entnommener Begriffe. Ich kann mit Hilfe der psychiatrischen Sprache alles beweisen, jeweils auch das Gegenteil und das Gegenteil vom Gegenteil. Das ist alles sehr unseriös.” Das begrenzte Fachidiom sei schnell erlernt. Wer sich auffällig lebhaft gebärde, leide halt an einer „akuten Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis“, wer sich still verhalte, an einer „symptomschwachen autistischen Psychose“. In einem Vortrag vor Psychiatern führte Postel unsinnigen Fachbegriff ein, die bipolare Depression dritten Grades – es wird unwidersprochen geschluckt. (17) (“Ich wollte ausreizen, wie weit ich gehen kann.”) Im Anschluss daran “fragte ich einen Universitätsprofessor, den damaligen ärztlichen Direktor der Universitätsklinik Münster, ob er die bipolare Depression dritten Grades im universitären Alltag häufig erlebe. Er sagte mit einem überheblichen, ordinarientypischen Gestus, das sei nicht häufig, aber es komme mitunter vor. Damit war mir klar: Ich bin als Hochstapler unter Hochstaplern gelandet.” (18) Als Ex-Oberarzt sei er "sehr seltsamen" Personen unter den Ärzten begegnet, sagt Postel: "Einer stellte die Diagnose für einen Patienten, ohne mir die Symptome nennen zu können. Da verliert man jeden Respekt, ich habe die Ärzte alle verachtet“, und das beruht auf Gegenseitigkeit: Psychoprofis und ihre Interessenverbände empören sich einhellig über den Totalschaden, den der Pfiffikus ihrem Image zufügte. Denn dieser Till Eulenspiegel führte ihnen aufs Schmerzlichste die Narrheit ihrer Fachwelt vor: Was Profis Laien voraus haben, erschöpfte sich in seinem kuriosen Fall darin, im Besitz von Titeln, Urkunden und dem damit verbundenen Sozialprestige zu sein. In Postels Spiegel sahen sie hässlich aus – und so schlugen sie empört darauf ein. Doch was kann der Spiegel dafür, was er zeigt? Dieser Kaiser, der einer akademischen Scheinwelt seine neuen Kleider vorführte: Ist er ein Lügner? „Nicht jede unwahre Behauptung die sittliche Qualität einer Lüge”, findet Postel. (18) “Manchmal muss man der Wahrheit mit den Mitteln der ‘Lüge’ zum Durchbruch verhelfen. Es gibt jedenfalls höhere Güter als das Gut der Wahrhaftigkeit um jeden Preis. (…) Die Betrüger zu betrügen war schon immer eine List der Schwachen gegen die vermeintlich Starken.” Worauf beruht dann die Macht des Psycho-Experten? “Er spricht mit seinem Patienten in einem Hierarchieverhältnis”, erklärt Postel. Dieses erwächst daraus, “dass der Psychiater nach seiner Selbsteinschätzung der Gesunde ist, während der Patient die Rolle des Kranken zu spielen hat. Daraus ergibt sich die Macht des Psychiaters und seine Definitionshoheit über die emotionale Verfassung des ihm ausgelieferten ‘Patienten’.” (18) Einen Großteil seiner kriminellen Energie schöpfte Postel aus einer familiären Tragödie: Seine schwer depressive Mutter beging Suizid. Dem behandenden Psychiater warf er vor, ihr die falschen Medikamente verschrieben zu haben. (18) „Es gibt nur einen Beweis für das Können: das Tun.“ Hätte in den Strafprozessen gegen Brandt und Postel nicht auch die sogenannte „moderne Seelenheilkunde“ auf die Anklagebank gehört? Hätte den drakonisch Verurteilten nicht Lob und Anerkennung für ihre unbestrittenen Verdienste um die Volksgesundheit gebührt? Gehört bestraft, wer erfolgreich Geburtshilfe leistet, ohne staatlich anerkannte Hebamme zu sein – oder jemanden vor dem Ertrinken bewahrt, ohne ein Rettungsschwimmer-Diplom zu besitzen? Zum vermeintlichen Kompetenzvorsprung von Psychoprofis gegenüber Laien fällt mir kaum eine lehrreichere Diskussionsgrundlage ein als Postels eigene Rückblicke Die Abenteuer des Dr. Dr. Bartholdy – Ein falscher Amtsarzt packt aus (1985) und Doktorspiele – Geständnisse eines Hochstaplers (2001). Verlogenheit und Wichtigtuerei als Schlüssel zu gewissen Kreisen - damit fällt ein vernichtendes Urteil über diese Kreise. Was fähige Laienhelfer daran hindert, als vollwertige Psychotherapeuten tätig zu sein, ist demnach in erster Linie eines: die Rechtslage, welche Standesinteressen schützt. Denn damit würden sie sich einer seit 1999 geschützten Berufsbezeichnung bedienen, was sie teuer zu stehen käme: Nach § 132a des Strafgesetzbuchs und §1 des Psychotherapeutengesetzes riskieren sie beträchtliche Geldstrafen, im hartnäckigen Wiederholungsfall bis zu einem Jahr Gefängnis. Aber Psychotherapie ist vorrangig kein juristischer Sachverhalt, sondern ein allgegenwärtiges Geschehen im sozialen Raum: ein unterstützendes, fürsorgliches Miteinander in seelischen Nöten, so alt wie die menschliche Zivilisation. Über die notwendigen und hinreichenden Fähigkeiten dafür verfügt jener elitäre Personenkreis, dessen Standesorganisationen ihm die alleinige rechtliche Befugnis verschafft haben, sich entsprechend zu betiteln, weder ausschließlich noch garantiert. Die österreichische Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916) lag goldrichtig: „Es gibt nur einen Beweis für das Können: das Tun.“ (Harald Wiesendanger) Dieser Text ist ein Auszug aus Harald Wiesendanger: Psycholügen, Band 3: Seelentief: ein Fall für Profis?, Schönbrunn 2017, 2. erw. u. aktualisierte Aufl. 2024; 124 S., auch als PDF. Die Folgen dieser Serie („Helfen Psycho-Profis wirklich besser?“) 1        Reichlich erforscht: Viele Laien können mehr 2        Unter den Teppich gekehrt 3        Vogel Dodo beim Wettlauf der Psychotechniker 4        Wie viel bringt Psychotherapie wirklich? 5        Warum nützt Psychotherapie? 6        Warum manche Laien die besseren Therapeuten sind 7        Hochstapler unter Hochstaplern 8        Psychotherapie als Gefahrenherd 9        Nase vorn: Was viele Profis besser können – und weshalb 10    Pragmatismus statt Lobbyismus - Für eine weise Psycho-Politik Anmerkungen 1        https://der-rintelner.de/wp-content/uploads/2014/06/DR_03_12_LR.pdf, S. 22 2        Laut der Klinik-Homepage www.sana-hm.de/ueber-uns/qualitaetsbericht.html, abgerufen am 16.6.2016. 3        https://www.abendblatt.de/region/niedersachsen/article205192449/Falscher-Psychotherapeut-begutachtet-Klinik-Patienten.html 4        Näheres zum Fall Alemi: https://www.newsandstar.co.uk/news/17230748.doctor-who-faked-will-of-west-cumbrian-widow-led-life-of-deception/, https://www.bbc.com/news/health-46258687; https://www.bbc.com/news/uk-england-cumbria-45894587; https://www.bbc.com/news/uk-england-cumbria-45881079 5          Hamburger Abendblatt 4.3.2015: “Falscher Psychotherapeut begutachtet Klinik-Patienten”, https://www.abendblatt.de/region/niedersachsen/article205192449/Falscher-Psychotherapeut-begutachtet-Klinik-Patienten.html, abgerufen am 2.1.2023; MK Kreiszeitung, 4.3.2015: „Falscher Psychotherapeut begutachtet in Hameln Klinik-Patienten“; Hannoversche Allgemeine, 17.5.2015: „Falscher Psychotherapeut angeklagt“; DeWeZet: “Top 10 der Hochstapler”, https://www.dewezet.de/lokales/top-10-der-hochstapler-FZAFZFF5Z5CA76AY66D6FDECYD.html, abgerufen am 2.11.2023 6        „Dr. Clemens Bartholdy – als der falsche Doktor aufflog”, Flensburger Tageblatt, http://www.shz.de/lokales/flensburger-tageblatt/dr-clemens-bartholdy-als-der-falsche-doktor-aufflog-id11051411.html, 27. Oktober 2015, abgerufen am 2.11.2023. 7        Eckhard Rohrmann: Mythen und Realitäten des Anders-Seins – Gesellschaftliche Konstruktionen seit der frühen Neuzeit, 2. Aufl. Wiesbaden 2011, S. 192. 8        https://www.abendblatt.de/archiv/1999/article204569285/Die-Possen-des-Dr-Postel.html; „Die Possen des Gert Postel”, http://archiv.rhein-zeitung.de/on/99/01/20/topnews/postelhin.html, Rhein-Zeitung, 20. Januar 1999, abgerufen am 16. Januar 2016.) 9        So urteilte der damalige Klinikleiter über Postel während dessen Probezeit. 10    Der Spiegel 29/1997: „Ein Gaukler, ein Artist“, https://www.spiegel.de/politik/ein-gaukler-ein-artist-a-de8925d4-0002-0001-0000-000008742708 11    In einem Vortrag bei der juristischen Fakultät der Universität Passau am 31. Mai 2012, zit. nach www.zwangspsychiatrie.de/2013, abgerufen am 17.6.2016. 12    https://www.gert-postel.de/Buch%20Rezension%20Psychotherapie.htm 13    „Der Unwiderstehliche – Die tausend Lügen des Gert Postel“ (2002), https://www.tvspielfilm.de/kino/filmarchiv/film/der-unwiderstehliche-die-tausend-luegen-des-gert-postel,1302172,ApplicationMovie.html 14    https://twitter.com/Postel_X 15    https://www.spiegel.de/politik/ein-gaukler-ein-artist-a-de8925d4-0002-0001-0000-000008742708 16    Burkhard Müller: „Postel - Die Einsamkeit des Hochstaplers“, Merkur - Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken 801 (70) 2016, S. 21-23. 17    https://www.gert-postel.de/clinicum.htm 18    Zit. in https://www.rhetorikmagazin.de/?p=4408 Titelbild: Erzeugt von Microsofts KI „Bing Image Creator“ nach meiner Vorgabe “Münchhausen leitet eine psychiatrische Klinik”.

  • Wenn schon Gendern, dann gnadenlos!

    Bewusstseinserweiternde Maßnahmen zu geschlechtergerechter Sprachbereinigung fordert die Woke-Akademie für Antisexistische Genderlinguistik (WAAGL) in einem verdienstkreuzwürdigen öffentlichen Aufruf, der vom 1. April nicht allzu weit entfernt ist. „Liebe Erwachtinnen und Erwachte, lasst uns feiern! Haben wir nicht Großartiges, ja geradezu Revolutionäres erreicht, und das in atemberaubender Geschwindigkeit: das öffentliche Sprachbewusstsein auf ein ganz neues Niveau zu heben? Immer mehr Mitmenschinnen und Mitmenschen gendern immer konsequenter, mit Sternchen und Doppelpunkten, mit Schräg- und Unterstrichen, mit Gerundiven und Sprechpausen  – wie wundervoll! Welcher Mann traut sich noch, männerzentriert zu sprechen? Vom Schuldirektor über den Pfarrer, den Richter, den Bürgermeister, den Hochschuldozenten und den Nachrichtensprecher bis zum Abgeordneten, zum Minister, zum Kanzler, zum Bundespräsidenten: Inzwischen machen fast alle mit. Wer in Betrieben und Behörden, bei der Polizei oder der Bundeswehr etwas werden will, kommt kaum noch drum herum. Vom Pressetext über den Toast auf einen Jubilar, die Festrede bei der Hochzeit bis zum Nachruf beim Begräbnis: Kaum jemand wagt es noch, sich diskriminierend querzulegen. Er riskiert befremdete Blicke, deutliche Zurechtweisungen, ja einen Karriereknick. Der Druck wächst, und das natürlich völlig zurecht. Je mehr sich staatliche Organe um geschlechtergerechte Formulierungen bemühen, desto unerbittlicher muss jeglicher Versuch, sie deswegen lächerlich zu machen, als „verfassungsschutzrelevante Delegitimierung“ verfolgt werden. Keine Gnade mit ewig Gestrigen, die mittels sprachsexistischer Hassrede Volksverhetzung betreiben! Die Anti-Gender-Szene, wie jedes Querdenker-Milieu, hat zweifellos Berührungspunkte zum Antifeminismus und anderen Ideologien der Ungleichwertigkeit. Das verbindet sie mit dem Rassismus, dem Antisemitismus und sonstiger gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit – auch Hitler genderte bekanntlich nicht. Aber das ist erst der Anfang! Seht euch heutige Stellenangebote an – was fällt euch auf? Auf ein „m“ und ein „w“ folgt: ein „d“! Es steht für „Diversgeschlechtliche“, für „Queers“. So muss es sein. Doch wie wir momentan gendern, vernachlässigen wir diese Gruppe rücksichtslos. Eine Schande! Das muss sich schleunigst ändern. Um Nichtbinäre in gesprochenes und geschriebenes Deutsch gebührend einzubeziehen, empfiehlt das Institut für transformative Sexuallinguistik (ITSL), die Endsilbe „-qui“ zu verwenden, in Anspielung auf die Phonetik des Wortes queer, „kwiiiier“. Folglich muss eine gendertechnisch unbedenkliche Rede künftig ungefähr so beginnen: „Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger und Mitbürgequi“. Kürzer geht´s halt nicht. Doch hierbei können wir es unmöglich bewenden lassen. Setzt sich besagtes „qui“ nicht unsensibel hinweg über die ganze Vielfalt von nichtheterosexuellen Orientierungen und nichtbinären Geschlechtsidentitäten? Welcher Asexuelle will schon mit Schwulen und Lesben, mit Bi- und Pansexuellen in einen Topf geworfen werden? Welcher gewöhnliche Homosexuelle mag sich über einen Kamm scheren lassen mit Leuten, deren sexuelle Vorlieben auf Kinder, Tiere oder Leichen zielen? Laut Medical News Today gibt es über 25 verschiedene Sexualitäten. Höflichkeit und Empathie gebieten es, sie alle separat anzusprechen, damit sich niemand ausgeschlossen, niemand in seiner besonderen Diversität unbeachtet und mit Andersartigen in dieselbe Schublade gepfercht fühlen muss. Zugegeben, Reden und Texte werden dadurch ein bisschen länger als gewohnt – aber so viel Zeit sollte uns ein höheres, genderpolitisch korrektes Bewusstsein doch wert sein, nicht wahr? Im nächsten Schritt müssen wir uns den bestimmten Artikel vorknöpfen: eine schier unerschöpfliche Quelle von sexistischen Herabwürdigungen. Ist es nicht eine ungeheuerliche Zumutung, dass der Mut, der Verstand männlich sein soll, die Schwäche, die Dummheit hingegen weiblich? Lasst uns von den Engländern lernen! Wozu eine hirnrissige „der-die-das“-Dreifaltigkeit, wo doch ein einziger Artikel vollauf genügt! Die Akademie für antidiskriminierende Grammatikoptimierung (AAGO) schlägt dafür ein geschlechtsneutrales „sus“  vor – „sus Mitbürger, sus Mitbürgerin, sus Mitbürgequi-lesb, sus Mitbürgequi-pan, sus Mitbürgequi-pädo“ undsoweiter. Schluss mit Schriftzeichensexismus! Auf einen noch haarsträubenderen Skandal hat uns dankenswerterweise das Institut für sublimen Schriftzeichensexismus (ISSS) aufmerksam gemacht. Wie ISSS-Forschende in hochwertigen kontrollierten Studien herausfanden, neigen weibliche Leser:innen dazu, den Buchstaben „l“, wie auch ein großgeschriebenes „I“, über kurz oder lang mit einem erigierten Penis zu assoziieren – und zwar umso häufiger und intensiver, je mehr Zeit sie haben, die Möglichkeit dieses Zusammenhangs ungestört zu bedenken. Die Kombination eines obszön steilgestellten Strichs mit einem daraufgesetzten Punkt – wie im „i“ -, ließ 74,39 Prozent aller derart sensibilisierten Betrachterinnen innerhalb eines 60-minütigen Kontemplationszeitraums unwillkürlich an eine Ejakulation denken; im Ausrufezeichen „!“ erkannten 58,12 Prozent einen pinkelnden Schniedel. Weniger ausgeprägt zeigten sich derartige Phänomene auch bei Buchstaben, in denen sich ein emporgereckter Strich mit weiteren Elementen verbindet, etwa im „B“, im „D“, im „H“, im „K“, im „L“, im „M“, im „N“, im „P“ oder im „T“. Vom „V“ und „W“ war es nach weiteren 30 Minuten Bedenkzeit für 17,32 Prozent nur ein imaginativer Katzensprung bis zur grässlichen Vorstellung, von zwei bis drei Tätern exhibitionistisch bedrängt zu werden. Männliche Probanden wiederum tendieren dazu, nach ausreichender Bedenkzeit bei einem kleinen oder großen „O“ an eine Vagina zu denken, wie das ISSS an minimalen Größenveränderungen gewisser Schwellkörper messtechnisch hochsignifikant verifizieren konnte. Am ausgeprägtesten trat dieser Effekt bei jenen Versuchspersonen auf, die generell dazu neigen, beim Anblick von offenen Kreisen und Halbkugeln binnen weniger als 120 Sekunden an weibliche Geschlechtsteile zu denken. Somit besteht zweifelsohne die Gefahr, dass die Konfrontation mit Schriftsprache bei weiblichen Lesern permanent Vergewaltungsängste oder –erinnerungen mikrotriggert und Minitraumata heraufbeschwört, während sie bei männlichen Lesern ein latentes Sexismuspotential der widerlichsten Sorte weckt. Mit solchen sprachimmanenten Versuchungen muss endlich Schluss sein! Weg mit all den subtil obszönen „l“s und „i“s, „D“s, „H“s „K“s und „T“s, mit kleinen und großen „O“s! Lasst uns das Alphabet entsexualisieren! Somit, liebe Erwachtinnen, Erwachte und Erwachqui, lesen sich die ersten beiden Sätze dieser Rede in der final entsexualisierten Fassung folgendermaßen: „Ass uns feern aen wr nch Grßarges, ja geraezu evouonäres errec, un as n aemerauener Gescwnge: sus ffenche Sracewusssen auf en ganz neues veau zu een?“ In diesem Sinne: Packen wir´s an! Let´s Woke the World!“ (Harald Wiesendanger) P.S.1: Wer meint, meine Glosse übertreibe, der ist vermutlich noch nicht über das Lebenswerk des nichtbinären Sprachwissenschaflers Lann Hornscheidt gestolpert: Er schlägt vor, Endungen mit “-x” zu bilden, anstelle der beiden geschlechtsspezifischen Endungen -er und -in: einx gutx Lehrx (ein guter Lehrer/eine gute Lehrerin). Der Wiener Aktionskünstler und Kolumnist Hermes Phettberg verwendet die geschlechtsneutrale Wortendung „-y“ in Verbindung mit dem grammatischen Geschlecht Neutrum: das Lesy für „Leser/Leserin“, mit Plural-s bei die Lesys. (Entsprechend: “das Lehry” statt Lehrer/Lehrerin.) Für Bezeichnungen, die nicht auf -er enden, fügt er das -y dem ganzen Wort hinzu: das Ingenieury, die Köchys, die Studentys. Nein, das ist kein Aprilscherz. P.S.2: Warum wird in diesem Blog nicht gegendert? Weil ich seit meiner Schulzeit weiß, dass grammatikalisches und natürliches Geschlecht nichts miteinander zu tun haben, verzichtet KLARTEXT auf woke Sternchen, Doppelpunkte, Schräg- und Unterstriche. Auch das neuerdings inflationär missbrauchte Gerundiv, um dem vermeintlich männlichen Plural zu entkommen und Geschlechtsneutralität herzustellen (“Lesende”, “Studierende”, “Lehrende”, “Richtende”, “Fußgehende”, “Kochende”, “Radfahrende”), vermeide ich. Bloß von "Lesern" zu schreiben, bedeutet selbstverständlich keineswegs, dass man weibliche ausschließt – das Maskulinum ist geschlechtsübergreifend. Wer sich von so viel Zeitgeistlosigkeit psychisch destabilisiert fühlt, ist in den Therapiecamps meiner Stiftung Auswege herzlich willkommen, falls ihm die folgende Lektüre nix nützt: Alexander Glück: Gendern wird nichts ändern - Fünfzig wertschätzende Argumente gegen die gewaltsame Deformierung unserer Sprache - in reformneutraler Rechtschreibung (2023).

  • Antistar mit Riesenherz

    Kein Schicksal ist schlimm genug, sich davon unterkriegen zu lassen. Und Reichtum verpflichtet. Für beide Maximen steht der Schauspieler Keanu Reeves ebenso glaubwürdig wie bewundernswert. Du vermisst Vorbilder? Hier wäre eines. Er war drei, als sein Vater ihn verließ. Mit drei verschiedenen Stiefvätern wuchs er auf – bis zur nächsten Scheidung dauerte es nie länger als vier Jahre. Bis er vierzehn war, hatte ihm der unstete Lebensweg seiner Mutter drei große Umzüge beschert: von Beirut über Sydney nach New York, von dort nach Toronto. Vier verschiedene High Schools besuchte er, von einer flog er wegen mangelhafter Disziplin. Er leidet an Legasthenie. Aus seinem Jugendtraum, Eishockeyspieler zu werden, wurde nichts. Mit siebzehn brach er die Schule ab, um Schauspieler zu werden; doch statt auf der Bühne zu brillieren, schlug er sich als Schlittschuhschleifer, Koch, Gärtner und Manager einer Pasta-Bude durch. Als er endlich die ersten Rollen erhielt, fiel er bei vielen Kritikern durch – sie bezeichneten seine Darbietungen als hölzern und ausdruckslos. Seine Tochter wurde tot geboren, vier Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin; die Mutter kam 14 Monate später bei einem Autounfall ums Leben. Sein bester Freund starb 23-jährig an einer Überdosis Drogen; er brauchte Jahre, um diesen Verlust zu verkraften. Seine jüngere Schwester erkrankte an Leukämie. An alledem hätte Keanu Reeves verzweifeln können. Sich gehenlassen. An der bösen Welt verzweifeln, mit dem ungerechten Schicksal hadern. Zum Verzweifeln? Aber er ließ sich nicht unterkriegen. Hartnäckig bemühte er sich um Engagements. Schließlich bot ihm das Stadttheater von Toronto die Chance, Bühnenerfahrung zu sammeln. Mit 22 verließ er seine kanadische Heimat – mit 3000 US-Dollar, einem alten Volvo und der Adresse seines ersten Stiefvaters, eines Regisseurs. Es folgten erste Fernseh- und Kinoauftritte in Low-Budget-Produktionen. Mit der Science-Fiction-Komödie „Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit“, in der Rolle des trottelig-faulen Teenagers Ted, gelang ihm 1989 der Durchbruch in Hollywood. Weltbekannt machte ihn 1994 der Blockbuster „Speed“, als waghalsiger Polizist an der Seite von Sandra Bullock. Fortan erhielt er Gagen in Millionenhöhe. Die Rolle des Computerhackers Neo in der mit vier Oscars ausgezeichneten „Matrix“-Trilogie, 1999 bis 2003, machte Keanu Reeves zu einem der bestbezahlten Filmstars des Planeten. Auch als Auftragskiller John Wick in der gleichnamigen vierteiligen Filmreihe, als Familienvater in dem Erotikthriller „Knock Knock“ wurde er von der Fachpresse gelobt, von Fans enthusiastisch gefeiert. 2020 setzte ihn die New York Times auf Platz vier ihrer Liste der 25 größten Schauspieler des 21. Jahrhunderts. Anfang 2005 erhielt Reeves den Stern Nummer 2277 auf dem berühmtesten Gehweg der Filmwelt, dem Hollywood Boulevard, dem „Walk of Fame“. 2021 wurde ein Asteroid nach ihm benannt: „Keanureeves“. Auch in der Biologie fungierte er schon als Namensgeber: „Keanumycin“ heißt seit 2023 eine chemische Verbindung, die aus Vertretern der Bakteriengattung Pseudomonas isoliert wurde und für Pilze tödlich ist. Seine atemberaubende Karriere hätte Keanu Reeves längst gewaltig zu Kopf steigen können. Seinen aberwitzigen Reichtum könnte er sinnlos verprassen. Einer wie er könnte sich alles leisten. Eine eigene Karibikinsel mit riesiger Villa drauf. Eine protzige Yacht. Bodyguards und Hauspersonal in Truppenstärke. Seine Garage könnte er sich mit Luxusschlitten vollstellen. In einem Privatjet jedes noch so ferne Event der High Society ansteuern. Auf 380 Millionen US-Dollar wird sein Vermögen geschätzt. „Von dem, was ich bereits verdient habe, könnte ich die nächsten Jahrhunderte leben“, sagt er. „Geld ist das Letzte, woran ich denke“ Aber „Geld ist das Letzte, woran ich denke“. Allüren sind Keanu Reeves fremd und zuwider. Stattdessen hat er sich für ein bescheidenes, bodenständiges Leben entschieden, in dessen Mittelpunkt etwas Unkäufliches steht. Etwas, das keinen Preis hat, aber unendlichen Wert: ein guter Mensch zu sein. Oft zeigt sich das bloß in kleinen Gesten der Mitmenschlichkeit. Eines frühen Morgens im Jahr 1997 spürten ihn Paparazzi auf, wie er in Begleitung eines Obdachlosen in Los Angeles ein paar Stunden lang spazierenging, Essen mit ihm teilte, ihm zuhörte und an seinem Leben Anteil nahm. Am 2. September 2010, seinem 46. Geburtstag, kaufte Keanu Reeves in einer Bäckerei eine Brioche, steckte eine Kerze darauf und aß sie vor dem Laden. Als Passanten  anhielten, um mit ihm zu sprechen, bot er ihnen Kaffee an. Ein paar Tassen Kaffee auszuschenken, dürfte ihn nicht viel mehr als zehn, zwanzig Dollar gekostet haben. Auf mehr als 50 Millionen Dollar hingegen belief sich seine spontane Spende an die Mitwirkenden im Hintergrund der „Matrix“-Produktion, die für Kostüme und Spezialeffekte gesorgt hatten – „die wahren Helden der Trilogie“, wie er sie nannte. Jedem Stunt (Wo)Man von „Matrix Reloaded“ schenkte er ein 15.000 Dollar teures Harley-Davidson-Motorrad, was ihm zusammengerechnet weitere Millionen Dollar wert war; alle 800 Mitwirkenden am Set erhielten von ihm eine teure Flasche Champagner – die Gesamtrechnung hierfür belief sich auf 50.000 Dollar. Einem Kulissenbauer, von dessen Geldnöten er erfahren hatte, überreichte er als Weihnachtspräsent 20.000 Dollar. Für mehrere erfolgreiche Filme verzichtete Reeves auf bis zu 90 Prozent seines Honorars, damit die Produzenten weitere Stars engagieren konnten. So konnte Al Pacino an dem Mystery-Thriller „The Devils´s Advocate“ erst mitwirken, nachdem Reeves den Produzenten dafür zwei Millionen Dollar abtrat. Der Überlebenskampf seiner leukämiekranken Schwester Kim bewegte Reeves dazu, eine eigene Krebsstiftung ins Leben zu rufen, die Kinderkrankenhäuser und Forschung unterstützt. (1) 80 Millionen US-Dollar – dieser Betrag entspricht 70 Prozent seiner „Matrix“-Gage -, verwendete Keanu Reeves bislang dafür. Aber „ich mag es nicht, meinen Namen damit zu verbinden, ich lasse die Stiftung einfach tun, was sie tut", erklärte Reeves im Interview mit dem Ladies Home Journal 2009. Darüber hinaus spendet Reeves an SCORE (Spinal Cord Opportunities for Rehabilitation Endowment), eine Wohltätigkeitsorganisation, die Eishockeyspieler mit Wirbelsäulenverletzungen unterstützt. Kranke Kinder liegen Keanu ganz besonders am Herzen. Millionen Dollar ließ er unter anderem der kanadischen SickKids Foundation zukommen, um ein hochmodernes Krankenhaus zu bauen, das neue Heilmethoden erforschen und kleinen Patienten eine optimale Versorgung bieten soll. Reeves soll sich vorgenommen haben, für die SickKids 1,5 Milliarden Dollar zu sammeln. Auch für die Rechte von Tieren setzt sich Keanu Reeves ein. Immer wieder betont er, wie sehr er Tiere liebt - und wie sehr sie es verdienen, freundlich behandelt zu werden. Über eine Million Dollar spendete er deswegen der Tierschutzorganisation PETA. Am liebsten hilft er stillschweigend Mit alledem will er kein gefeierter Gutmensch sein, der darauf aus ist, möglichst lauten Applaus für demonstrative Mildtätigkeiten einzuheimsen. Er bestellt keine Reporter und Kamerateams ein, um seine gemeinnützigen Gesten öffentlichkeitswirksam zu inszenieren. Als „Hollywoods ultimativen Introvertierten“, als „entsetzlich schüchternen“ Workaholic und „undurchschaubar“ charakterisiert ihn das Time Magazine: „Könnte er als einer der reichsten Menschen in einer Stadt, in der Ruhm und Geld die wichtigsten natürlichen Ressourcen sind, auch einer der einsamsten sein?“ (2) Sein Manager und Produzent Erwin Stoff, der Reeves seit dessen 13. Lebensjahr kennt, rätselt immer noch über ihn: "Er hat für sich selbst eine Art und Weise perfektioniert, sich von Menschen fernzuhalten.“ Keanu Reeves mag es nicht, interviewt zu werden, weil es für ihn darauf hinausläuft, "mit Fremden über mein Privatleben reden" zu müssen. „Ich bin nicht daran interessiert, jemandem zu zeigen, was hinter dem Vorhang ist. Ich sehe mir gerne eine gute Dokumentation darüber an, wie etwas gemacht wurde - ich will nur nicht, dass es mein Leben ist." Beim Anblick eines Wandgemäldes in Santiago de Chile, das ihn zum zweiten Jesus verklärt (s.o.), dürften ihm eher die Haare zu Berge stehen. Am liebsten hilft er stillschweigend. Er tut dies, weil es sich für ihn gut und richtig anfühlt. Wie Keanu Reeves lebt, so schreibt er. Sein Buch Ode to Happiness (2012), zur Zeit nur noch zum irren Preis von 198 Euro bzw. 944,67 Euro erhältlich (Stand 13.2.2024), ist keine biografische Selbstbeweihräucherung – es soll undogmatisch Weisheiten vermitteln, die zum Nachdenken anregen. Der Autor erläutert darin, wie man mit schwierigen Lebensumständen umgehen kann – und alles nicht so ernst nehmen sollte. Dazu führt Reeves einen melancholischen inneren Dialog, den er subtil auf die Schippe nimmt. (3) Zwar gehört er keiner Religion an, bezeichnet sich aber als „sehr spirituell“ und fühlt sich zum Buddhismus hingezogen. „Die meisten Dinge, die ich vom Buddhismus mitgenommen habe, sind menschlicher Natur - das Verstehen von Gefühlen, von Vergänglichkeit, wie auch das Bemühen, andere Leute zu verstehen und zu wissen, woher sie kommen." (4) Der Name Keanu kommt aus dem Hawaiianischen (ke anu), er bedeutet „der Kühle“ – womit er ganz und gar nicht zur Herzenswärme seines prominentesten Trägers passt. Es sind großzügige, empathische Mitmenschen wie Keanu Reeves, die meiner Stiftung Auswege das Helfen überhaupt erst ermöglichen. (Harald Wiesendanger) Anmerkungen 1        https://www.buzzfeed.at/buzz/popkultur/wick-keanu-reeves-bester-mensch-charity-leukaemie-matrix-john-91215993.html , aufgerufen am 13. Februar 2024; https://www.gala.de/stars/news/keanu-reeves--er-spendet-hohe-gagensumme-fuer-schicksal-seiner-schwester-22577074.html , aufgerufen am 13. Februar 2024 2        Lev Grossman: "Keanu Reeves: The Man Who Isn't There". Time 14.2.2005, abgerufen am 13.2.2024. 3        Im Jahr 2016 folgte Shadows. Darin philosophiert Reeves über das Wesen des Schattens – als projizierte Figur, aber auch als Metapher für die dunklen, unbewussten Abgründe eines Menschen, in denen er Geheimnisse verbirgt oder verdrängt. 4        "Keanu Reeves on the small screen". Foundation for the Preservation of the Mahayana Tradition, Mandala Publications. Juni 2001. Bildnachweis Titelbild: Collage aus Porträtfoto Keanu_Reeves_2013_(10615146086)_(cropped)By Anna Hanks from Austin, Texas, USA - Keanu Reeves & Tiger Chen & Tim League, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=83644147 + Foto krebskrankes Kind (Freepik). Im Text: Collage aus Porträtfoto Reeves (By Governo do Estado de São Paulo - Reunião com o ator norte-americano Keanu Reeves, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=83910220) und dem Foto eines Wandgemäldes von Keanu Reeves in Santiago de Chile (By Carlos Teixidor Cadenas - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=114124986)

  • Der Scharlatan Seiner Majestät

    Englands König hat Krebs. Prompt treibt Leitmedien einhellig die Sorge um: Wird Alternativmedizin ihn umbringen? Schließlich schwört er auf sie, sein Leibarzt ebenfalls. Am Montag, 5. Februar 2024, ließ der Buckingham-Palast die Bombe hochgehen: König Charles III. ist an Krebs erkrankt. Womöglich die Prostata? Die Klatschpresse weiß nichts Genaues. Eines jedoch meint sie auf jeden Fall zu wissen: Ihre Majestät schwebt in allerhöchster Gefahr. Denn seit den achtziger Jahren tritt er als entschiedener Befürworter der Alternativmedizin auf, insbesondere der Homöopathie. (1) Diese sollte ins National Health System (NHS), das staatliche Gesundheitssystem Großbritanniens, einbezogen werden, so forderte er wiederholt. (2) 2019 übernahm er die Schirmherrschaft der „Londoner Fakultät für Homöopathie“. (3) Der Schulmedizin steht Charles eher distanziert gegenüber. Er sei stolz darauf, als „Feind der Aufklärung“ beschimpft zu werden, so bekannte er 2010. (4) 2004 hatte er sich öffentlich für Kaffee-Einläufe und reichlich Fruchtsaft bei Krebs ausgesprochen – „bizarr“, wie die Bild-Zeitung findet. (5) Ab 2008 vermarktete Charles Duchy Herbals Detox Tincture, ein Nahrungsergänzungsmittel mit Artischocke und Löwenzahn, das einer „Entgiftung “ dienen sollte. (6) Britische Gesundheitsexperten bezeichneten die Wirkung als „nicht plausibel, unbewiesen und gefährlich“, ja als „Quacksalberei“. (7) In seinen „esoterischen“ Extravaganzen bestärken lässt sich der König von einem Arzt, den er seit 22 Jahren zu seinen engen Beratern zählt: Dr. Michael Dixon. 2022 ernannte Charles ausgerechnet ihn zum Leiter des medizinischen Teams der Königsfamilie, der „Palast-Praxis“. Auch Dixon befürwortet Homöopathie, hält viel von Aromatherapie und Heilkräutern. Wie der journalistische Boulevard herausgefunden haben will, schreckt Dixon nicht einmal davor zurück, mit Teufelskralle und Ziegenkraut zu therapieren. Ja, skandalöserweise arbeitet er sogar mit Geistheilern zusammen. Für die Journaille ein gefundenes Fressen Als bekannt wurde, wen der König da zu seinem persönlichen Leibarzt auserkoren hatte, hagelte es geharnischte Kritik. Der Guardian zitierte Wissenschaftler und Ärzte, welche die Personalie „besorgniserregend und unangemessen“ fanden. Doch Charles ließ sich nicht beirren. „Dr. Dixon glaubt nicht, dass Homöopathie Krebs heilen kann“, so bezog das Königshaus öffentlich Stellung. „Aber er vertritt die Position, dass komplementäre Therapien eingesetzt werden können, vorausgesetzt, sie sind sicher, angemessen und evidenzbasiert.“ Wie viel Erfahrung und Sachkenntnis Dr. Dixon für seine Leitungsposition im Royal Medical Household mitbringt, hat bisher keine Redaktion gewürdigt – dass er ein Scharlatan sein muss, stand von vornherein fest. Seit vierzig Jahren leitet er in Cullompton, Grafschaft Mid Devon, eine große hausärztliche Praxisgemeinschaft, in der er gemeinsam mit sieben Ärztekollegen ein Gebiet von 1600 Quadratkilometern mit rund 13’500 Patienten medizinisch betreut. Hier machte er sich einen Namen als Pionier des Social Prescribing: des „sozialen Miteinanders auf Rezept“, um nichtmedizinischen, aber für die körperliche und psychische Gesundheit von Patienten bedeutsamen Bedürfnissen gerecht zu werden. Die Care Quality Commission des Nationalen Gesundheitsdienstes (NHS) zeichnete Dixons Praxis als „exzellent“ aus. Achtzehn Jahre lang, von 1998 bis 2015, war Dixon Vorsitzender der NHS Alliance. Deren Aufgabe ist es, bei der Planung von Krankenhäusern und kommunalen Gesundheitsdiensten den Allgemeinmedizinern und ihren Patienten „eine Stimme zu geben“. Darüber hinaus war Dixon Honorary Research Fellow an den Universitäten Exeter und Birmingham, mit Komplementärmedizin als Forschungsschwerpunkt. Sein anregendes Buch The Human Effect in Medicine. Return of the Physician Healer - Theory, Research and Practice erschien 2000. Darin wirbt er für eine „patientenzentrierte Medizin“, welche den Selbstheiler im Kranken zu wecken versteht. Ab 1992 ließ Dixon in seinem Ärztezentrum stundenweise eine Geistheilerin mitarbeiten - insbesondere bei chronisch Kranken, denen anscheinend weder mit Schulmedizin noch mit unkonventionellen Maßnahmen anderer Art mehr zu helfen war. Vielbeachtete Berichte darüber veröffentlichte Dr. Dixon in angesehenen ärztlichen Fachzeitschriften wie dem British Journal of General Practice (45/1995 und 49/1999) sowie dem Journal of the Royal Society of Medicine (91/1988). Zu Harald Wiesendangers Anthologie Geistiges Heilen in der ärztlichen Praxis trug Dr. Dixon einen Essay bei, der bei unvoreingenommenen Lesern keineswegs den Eindruck hinterlässt, er stamme von einem esoterischen Spinner. (8) Würde Dr. Dixon Geistiges Heilen selbst bei Krebs empfehlen? Vermutlich ja, und er hätte gute Gründe dafür. (9) Zum 1001. Mal  die  Gebetsmühle gedreht Ist Dr. Dixons Ruf ruiniert, weil er Homöopathie ernstnimmt und einsetzt? Der aktuelle Forschungsstand blamiert eher die Rufmörder, einen gewissen Karl Lauterbach vorneweg. (Siehe KLARTEXT „Homöopathie ‚nutzlos‘?“) Erst kürzlich bestätigte der erste systematische Review (10) zu allen sechs vorliegenden Meta-Analysen von kontrollierten Homöopathiestudien: Globuli wirken besser als Placebos. Die methodische Qualität der ausgewerteten Studien stand schulmedizinischen keineswegs nach. (11) Homöopathika wirken im übrigen auch auf Zellen und Pflanzen, die eher nicht im Verdacht stehen, Überzeugungen über Arzneimittelwirkungen zu hegen und dazu zu neigen, auf Placebos hereinzufallen. (12) Und auch die 1001. Umdrehung der Gebetsmühle macht das vermeintliche Killerargument nicht durchschlagender: “Das kann unmöglich wirken, weil die Verdünnung viel zu hoch ist”. Das Prinzip, nach welchem Homöopathika wirken, hat Prof. Stephan Baumgartner vom Institut für Integrative Medizin der Universität Witten/Herdecke unlängst in Laborexperimenten eingehend untersucht, nach hohen wissenschaftlichen Standards: verblindet, randomisiert, kontrolliert, multizentrisch wiederholt. Mittels Kupferchlorid ließ er eine Lösung mit (D30) und ohne potenzierte Substanz auskristallisieren; dann analysierte er die entstandenen Muster mittels einer KI-Software. Die künstliche Intelligenz fand signifikante Unterschiede, selbst wenn keine Moleküle mehr nachweisbar waren. (13) Das “Potenzieren” – Verdünnen und Dynamisieren in regelmäßiger Abfolge – scheint die elektromagnetische Struktur von Wasser zu verändern. (14) Teufelskralle und Ziegenkraut: selbstverständlich Humbug? Wie abwegig ist, was Dr. Dixon ansonsten therapeutisch hilfreich findet, je nach Krankheitsbild? Aromatherapie setzt ätherische, leicht flüchtige  Öle ein, die aus Pflanzenteilen gewonnen werden; sobald sie mit Luft in Berührung kommen, löst sich ihre Flüssigkeit im Nu auf, und ihr Duft verbreitet sich im Raum. Eingeatmet wirken sie unmittelbar aufs Gehirn – und wirken sich wohltuend aus, körperlich wie psychisch. Für Massageöle, Kräuter- und Blütenbäder, Umschläge und Inhalationen eingesetzt, lindern sie erfahrungsgemäß vielerlei Beschwerden – von Hautausschlag über Hämorrhoiden und Harnwegsinfekten, Menstruations- und Wechseljahresbeschwerden bis zu Schlafstörungen, Ängsten und Depressionen. Sowohl die alten Ägypter als auch traditionelle chinesische Ärzte nutzten sie schon vor Jahrtausenden. Im Grunde gehören sie in jede Hausapotheke. (15) „Teufelskralle“: das klingt wie aus einer mittelalterlichen Hexenküche, und diese lächerliche Assoziation ist natürlich beabsichtigt. Sie beim wissenschaftlichen Namen zu nennen - Harpagophytum procumbens –, klänge zu seriös, die billige Polemik liefe ins Leere. Dabei werden die Wurzeln des Sesamgewächses, das in den Savannen Afrikas gedeiht, seit langem medizinisch genutzt (16), etwa bei Arthrose und anderen Einschränkungen der Beweglichkeit, bei vielerlei Schmerzen, Geschwüren und Wunden. Ihre Bitterstoffe regen den Appetit an und fördern die Verdauung. (17) Zur Verwendung als traditionelles pflanzliches Arzneimittel hat selbst das Komitee für pflanzliche Medizinprodukte der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) die Teufelskralle offiziell anerkannt. (18). Vermutet man „Ziegenkraut“ nicht eher in Methusalix´ Zaubertranktopf als in einer modernen Apotheke? Auch sein Zweitname „Elfenblume“ eignet sich vortrefflich dazu, lächerliche Assoziationen zu wecken – und darüber hinwegzutäuschen, welch wertvolle therapeutische Dienste das Berberitzengewächs, dank seines Inhaltsstoffs Icarin, seit Jahrhunderten in der Volksmedizin leistet. Die traditionelle chinesische Medizin setzt es vor allem bei Rheumatismus ein, wie auch gegen hohe Cholesterinwerte und verstopfte Arterien; Frauen nach der Menopause hilft es gegen Bluthochdruck und Osteoporose. (19) Und ja, Artischocke und Löwenzahn, zwei altbewährte Heilpflanzen, sind der Gesundheit in der Tat förderlich, wie die Volksmedizin seit Jahrhunderten besser weiß als der Otto Normalversteher unter heutigen Medizinjournalisten. Insbesondere entgiften und schützen sie die Leber. Hat Seine Majestät eine Meise, wenn sie auf Kaffee-Einläufe schwört? Nein, sie weiß bloß Bescheid. Weil Kaffee entgiftet, eignet er sich zur Darmreinigung. Für Einläufe besorgt man ihn sich freilich nicht bei Tchibo, sondern verwendet den noch grünen, ungerösteten. Schon der deutsche Arzt Dr. Max Gerson (1881-1959) behandelte in den dreißiger Jahren auf diese Weise degenerative Erkrankungen wie Hauttuberkulose, Diabetes - und vor allem Krebs. Auch zur Entgiftung der Leber eignen sich Kaffee-Einläufe vorzüglich. Fruchtsäfte bei Krebs? Betroffenen liefern sie reichlich Vitamine, die das Immunsystem stärken, auch im Abwehrkampf gegen entartete Zellen - besonders C, D und E, entgegen anderslautender Gerüchte. Mit alledem therapiert Dr. Dixon nicht „alternativ“, sondern komplementär: Er will bewährte Schulmedizin keineswegs ersetzen, wohl aber undogmatisch ergänzen, wo dies erfahrungsgemäß nützt. Wie kommt das Königshaus dazu, so etwas „evidenzbasiert“ zu nennen? Es kann, weil es anscheinend besser verstanden hat als seine Kritiker, wie viel der Begriff der Evidenz umfasst: nicht nur, was erst klinische Studien zum Vorschein bringen, sondern ebenso den gesammelten Erfahrungsschatz von Ärzten und Behandelten. Was hat die Schulmedizin Seiner Majestät zu bieten? „Umstritten“ ist das Adjektiv, das in Pressetexten momentan mit Abstand am häufigsten vor Dixons Namen steht. Wäre es im Zusammenhang mit jener pharmalastigen, technophilen, profitorientierten Medizin, die unser Gesundheitswesen beherrscht, etwa weniger angebracht? (20) Kein einziges „Qualitätsmedium“, das den königlichen Leibarzt an den Pranger stellte, hat bislang auch nur ansatzweise hinterfragt, was Englands König denn zu erwarten hätte, falls er auschließlich auf Schulmedizin setzen würde. Dass diese garantiert die aussichtsreicheren, sichereren Waffen gegen Krebs zu bieten hätte, ist seit eh und je ein lukratives PR-Märchen, gestreut durch Heerscharen von Lobbyisten. Natürlich sind Operationen oftmals sinnvoll, weil dabei möglichst viel Tumormasse entfernt wird – aber nicht immer ratsam, falls sie zu Verstümmelungen führen, die Lebensqualität zerstören. Die Erfolgsaussichten einer Chemotherapie sind erfreulich gut bei Leukämie, lymphatischen Krebsarten und Hodenkrebs, bei vielen anderen Krebsarten hingegen erheblich niedriger als versprochen: nämlich bei den meisten Organtumoren wie Leberkrebs, Nierenkrebs, Lungenkrebs, Hautkrebs sowie bei Brustkrebs in fortgeschrittenem Stadium. Wirklich Verlass ist nur auf ihre üblen Nebenwirkungen. Intensive Bestrahlung führt oft zu schweren Spät- und Dauerschäden. Auch die sündhaft teuren Immunonkologika, als „neue Wunderwaffen“ gefeiert, können massive Kollateralschäden mit sich bringen. Trotzdem würde kein verantwortungsbewusster Komplementärmediziner - und Dr. Dixon ist wahrlich einer - dem König von konventioneller Krebsmedizin pauschal abraten. Im Unterschied zu seinen Verleumdern weiß so jemand allerdings, wie sie sich „alternativ“ ergänzen und unterstützen lässt. Um beispielsweise Nebenwirkungen einer Chemotherapie zu dämpfen, könnten Charles III. Bitterstoffe gegen Appetitlosigkeit helfen, das homöopathische Mittel Nux vomica gegen Übelkeit und Erbrechen. All dies und mehr würde Dr. Dixon wohl liebend gerne seinen Rufmördern erläutern, um ihre klaffenden Bildungslücken zu schließen. Wann darf er endlich zu Wort kommen? (Harald Wiesendanger) Anmerkungen 1 Sarah Boseley: “Prince Charles: I use homeopathy in animals to cut antibiotic use”, The Guardian, 12. Mai 2016, abgerufen am 10. Februar 2024; Brian Brady: “He’s at it again: Prince Charles accused of lobbying health secretary over homeopathy”, The Independent, 21. Juli 2013, abgerufen am 10. Februar 2024; Edzard Ernst: “What Prince Charles tells us about complementary medicine -   an essay by Edzard Ernst”,  British Medical Journal (Clinical research ed.), Band 376, 21. Februar 2022, S. o310, doi:10.1136/bmj.o310, PMID 35190373. 2  »Was er sich rauspickt, ist alles Quacksalberei« , Der Spiegel, 15. September 2022, abgerufen am 10. Februar 2024. 3  Haroon Siddique: “Prince Charles becomes patron of homeopathy group”, The Guardian, 25. Juni 2019, abgerufen am 10. Februar 2024. 4  “Prince proud to be 'enemy of Enlightenment'”,  Yorkshire Post, 4. Februar 2010, abgerufen am 10. Februar 2024. 5 Bild, 8.2.2024, S. 3. 6  Sarah Boseley: “Make-believe and outright quackery”—expert’s verdict on prince’s detox potion”, The Guardian, 10. März 2009, abgerufen am 10. Februar 2024. 7  Sarah Boseley: “Make-believe and outright quackery …”, a.a.O. (s. Anm. 6); Robert Booth: “Prince Charles’s aide at homeopathy charity arrested on suspicion of fraud”, The Guardian, 26. April 2010, abgerufen am 10. Februar 2024. 8  Michael Dixon: „Was bringt Geistiges Heilen für chronisch Kranke? Erfahrungen aus einem englischen Ärztezentrum“, in Harald Wiesendanger (Hrsg.): Geistiges Heilen in der ärztlichen Praxis – Damit die Humanmedizin humaner wird, 5. erw. Aufl. 2005, S. 71-76. 9 Siehe dazu Harald Wiesendanger: Geistiges Heilen bei Krebs – Ein unkonventioneller Ausweg, Schönbrunn 2004. Zur „Evidenzbasis“ Geistigen Heilens allgemein s. H. Wiesendanger: Das Große Buch vom Geistigen Heilen - Möglichkeiten, Grenzen, Gefahren, 4. Aufl. 2004; H. Wiesendanger: Fernheilen, Band 2: Fallbeispiele, Forschungen, Einwände, Erklärungen, 2004 10  H. J. Hamre u.a.: „Efficacy of homoeopathic treatment: Systematic review of meta-analyses of randomised placebo-controlled homoeopathy trials for any indication“, Systematic Reviews 2023; 12(191). DOI 10.1186/s13643-023-02313-2; https://doi.org/10.1186/s13643-023-02313-2; als PDF: https://link.springer.com/content/pdf/10.1186/s13643-023-02313-2.pdf 11  Robert T. Mathie u.a.: „Randomised placebo-controlled trials of individualised homeopathic treatment: Systematic review and meta-analysis“, Systematic Reviews December 2014, 3(1):142, DOI:10.1186/2046-4053-3-142; Robert T. Mathie u.a.: „Clinical Evidence for Homeopathy“ (2017), NHS Specialist Pharmacy Service; Robert T. Mathie u.a.: „Model validity of randomised placebo-controlled trials of non-individualised homeopathic treatment“, Homeopathy 2017 Nov;106(4):194-202, doi: 10.1016/j.homp.2017.07.003, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29157469/ 12  C. M. Witt/S: Baumgartner u.a.: „The in vitro evidence for an effect of high homeopathic potencies – a systematic review of the literature“, Complementary Therapies in Medicine 2007, 15(2):128-138, https://doi.org/10.1016/j.ctim.2007.01.011; A. Ucker u.a.: „Systematic review of plant-based homeopathic basic research: an update“, Homeopathy 2018, 107(2):115-129, DOI: 10.1055/s-0038-1639580; A. Ucker/S. Baumgartner u.a.: „Critical Evaluation of Specific Efficacy of Preparations Produced According to European Pharmacopeia Monograph 2371“, Biomedicines 2022, 10(3): 552, doi: 10.3390/biomedicines10030552 13  A. Ucker/S. Baumgartner u.a.: „Critical Evaluation of Specific Efficacy of Preparations Produced According to European Pharmacopeia Monograph 2371“, Biomedicines 2022, 10(3): 552, doi: 10.3390/biomedicines10030552 14  C. M. Witt/S: Baumgartner u.a.: „The in vitro evidence for an effect of high homeopathic potencies – a systematic review of the literature“, Complementary Therapies in Medicine 2007, 15(2):128-138, https://doi.org/10.1016/j.ctim.2007.01.011 15  Näheres: https://www.zentrum-der-gesundheit.de/bibliothek/naturheilkunde/aetherische-oele-uebersicht/aetherische-oele, https://www.naturheilkunde.de/naturheilverfahren/aroma-therapie.html 16  Volker Fintelmann/Rudolf Fritz Weiss: Lehrbuch der Phytotherapie, 11. Auflage, Stuttgart 2006, S. 276–277. 17  Näheres: https://www.medikamente-per-klick.de/apotheke/heilpflanze/teufelskralle/#:~:text=Die%20Teufelskralle%20(Harpagophytum%20procumbens)%20ist,verleiht%20Gerichten%20eine%20bittere%20Note; https://www.apotheken-umschau.de/medikamente/heilpflanzen/lindert-teufelskralle-gelenkschmerzen-733503.html; https://de.wikipedia.org/wiki/Afrikanische_Teufelskralle#Verwendung 18  “Teufelskrallenwurzel”, Sachverständigen-Ausschuss für Apothekenpflicht des Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, abgerufen am 10. Februar 2024. 19  Näheres siehe  https://www.nq-online.de/anzeige-ziegenkraut-anbau-wirkung-wunderstrauches-id526748.html , https://de.wikipedia.org/wiki/Elfenblumen#Sonstige_Verwendung_und_Inhaltsstoffe 20  Siehe Harald Wiesendanger: Das Gesundheitsunwesen - Wie wir es durchschauen, überleben und verwandeln, Schönbrunn 2019. Porträtfoto Michael Dixon: By Issikkles - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=46386184

  • Kompass verrutscht

    Es mehren sich Stimmen, die Ukraine im Krieg gegen Russland nicht länger zu unterstützen. Nichts für ungut, liebe Friedensbewegte, aber euer moralischer Kompass ist gewaltig verrutscht. Auch Nichtstun ist Handeln. Verantwortung werden wir nicht los, indem wir schweigen, wegsehen, die Hände in den Schoß legen. Das gilt auch für Publizisten. Und so drängt es mich, zum Ukrainekrieg Stellung zu nehmen, auch wenn er außerhalb des üblichen Themenspektrums meines Blogs stattfindet. Ich tue es mit einem Gedankenspiel. Falls dir das zustieße 24. Februar, vier Uhr morgens. Du und deine Familie liegen nichtsahnend im Tiefschlaf. Da erschüttert eine gewaltige Explosion euer Haus: Ein Geschoss hat gerade euer Dach durchschlagen. Ihr hört, dass jemand eure Eingangstür aufbricht. In heller Aufregung eilst du dorthin. Da erkennst du P., einen Nachbarn, der dir schon seit längerem nicht wohlgesonnen ist. Schwerbewaffnete Männer begleiten ihn. Vor deinen Augen erschießen sie deinen Ehepartner. Sie vergewaltigen deine Schwester. Sie verschleppen eines deiner Kinder. Ein anderes zerren sie in den Keller und foltern es. Du hörst seine gellenden Schreie. Die Eindringlinge beschlagnahmen in deinem Haus mehrere Zimmer. In den übrigen richten sie größtmöglichen Schaden an. Sie zerschlagen Fensterscheiben, durchtrennen Stromkabel, kappen die Wasserzufuhr, sprengen euren Heizofen. Eure Wertsachen schaffen sie fort. Auch deinen Garten besetzen sie teilweise, nachdem sie deinen Zaun niedergerissen haben. Sie heben dort Gräben aus. Auf Schritt und Tritt verlegen sie Minen. Obst und Gemüse, das ihr angebaut habt, stehlen sie. Verzweifelt reißt du ein Fenster auf und rufst nach Hilfe, so laut du kannst. Wie du feststellst, hat der Lärm inzwischen sämtliche Nachbarn aufgeweckt. Neugierig verfolgen sie aus sicherem Abstand, was dir und deiner Familie gerade widerfährt. Manche schütteln den Kopf, falten die Hände zu einer Fürbitte oder ballen aufgebracht die Fäuste, rufen eurem Angreifer ein empörtes „Aufhören!“ zu. Jeder erklärt euch, er bedaure euer Schicksal zutiefst und nehme Anteil. Ihr Mitgefühl versichern euch manche auf eurem Anrufbeantworter, andere werfen eine Beileidskarte in euren Briefkasten. Alle hören, wie in eurem Haus Schüsse fallen. Alle hören euch weinen. Alle hören, wie ihr vor Schmerzen schreit. Alle sehen, wie  P. und seine Leute zerstören, was euch gehört. Allen ist klar: Ihr seid die Schwächeren. Aber niemand eilt euch zu Hilfe. Kein einziger. Verzweifelt rufst du ihnen zu: „Bitte helft uns wenigstens, uns selber zu schützen!“ Unverzüglich geschieht daraufhin: nichts. Es vergehen Tage, Wochen, Monate, bis wenigstens ein paar Nachbarn deinem Aufruf folgen. Nach und nach spendieren sie euch einen Verbandskasten, damit ihr eure Wunden versorgen könnt. Einen neuen Heizofen. Einen Stromgenerator. Schusssichere Westen. Neue Fenster. Stahltüren, damit ihr es dem Angreifer schwerer machen könnt, in eure übrigen Zimmer einzudringen. Taschentücher, um eure Tränen zu trocknen. Ein paar Schwerter, Steinschleudern und Schrotflinten. „So kann ich P. aus meinem Haus, von meinem Grundstück aber nicht vertreiben“, lässt du deine Nachbarn wissen. „Dazu benötigen wir dringend bessere Waffen und mehr Munition. Ihr habt sie, und ihr benötigt sie zur Zeit nicht. Ich flehe euch an: Gebt sie uns.“ Schließlich ringen sich vereinzelte Nachbarn dazu durch, dir geeigneteres Material auszuhändigen – aber viel zu langsam, viel zu wenig, als dass du dein Zuhause damit befreien könntest. „Warum bekomme ich von euch nicht, was ich benötige?“, fragst du. „Weil du damit prinzipiell die Möglichkeit bekämst, P.´s Haus zu beschießen“, so hörst du. „So etwas könnte ihn stinksauer auf uns machen, und das möchten wir nicht riskieren.“ Manche Nachbarn haben sich von vornherein geweigert, dich beim Verteidigen zu unterstützen. Weshalb? Sie konfrontieren dich mit Unterstellungen: In Wahrheit seist du ein Nazi. Obendrein eine Marionette eines gewissen U. Angeblich hast du U. deinen Keller vermietet, um darin ein Labor einzurichten. Und dieser U. habe sich schon öfters ähnlich verhalten wie jetzt P. Eigentlich seist du ein Schauspieler, der bloß so tut, als könne er Oberhaupt seiner Familie sein. Es sei dir nicht recht, dass ein Mitbewohner deines Hauses weiterhin seinen Dialekt spricht. Außerdem gelte es zu bedenken, dass Ahnen des Angreifers einst den Grund und Boden bewohnten, dessen Eigentümer du jetzt bist. „Da plappert ihr doch bloß nach, was P. euch einflüstert“, gibst du zu bedenken. „Muss ein Verbrechensopfer in höchster Not denn erst alle kursierende Gerüchte entkräften und Unbedenklichkeitsprüfungen bestehen, ehe er Beistand verdient? Lautet eure Devise: ‚Jeden in Not retten wir selbstverständlich – es sei denn, er hat keine Rettung verdient, weil es uns so vorkommt, als sei er irgendwie mitschuldig‘?“ „Wozu dir noch beistehen? Du kannst sowieso nicht gewinnen!“, bekommst du zu hören. „Es verhält sich genau andersherum“, widersprichst du: „Ich kann unmöglich gewinnen, falls ihr mir nicht beisteht.“ „Das wird uns allmählich zu teuer“, so jammern deine Nachbarn. „Falls ihr P. jetzt gewähren lasst, könnte es für euch bald noch viel teurer werden“, erwiderst du. „Denn ihr könntet die nächsten sein, die er überfällt. Gedroht hat er manchen von euch ja schon.“ „Verhandle endlich!“, so wird dir zugerufen. Worüber denn? Um des lieben Friedens willen müssest du „Zugeständnisse machen“, heißt es. „Das bedeutet? Sollten wir demnach eures Erachtens Teile unseres Gartens abtreten?“,  so empörst du dich. „Empfehlt ihr uns, künftig auf unser Wohnzimmer zu verzichten? Seid ihr dafür, dass wir P. unsere Küche überlassen? Unser Bad räumen? Oder ein Kinderzimmer, da es ja leer steht, seit P. unsere Jüngste entführt hat? Was fällt euch ein, euch darüber unseren Kopf zu zerbrechen? Wozu wärt ihr denn bereit, wenn es um euer Zuhause ginge?“ „Und wozu verzichten? Um den Konflikt mit P. vertraglich beizulegen? Mit einem, der jeden Vertrag zu brechen pflegt, wenn es ihm passt? Hatte er nicht schon längst schriftlich zugesichert, die Grenzen unseres Grundstücks zu respektieren?“ Betreten schweigt die Nachbarschaft. Und so bleibt dir nichts anderes übrig, als dich weiterhin alleine zu wehren, mit ungenügenden Mitteln. „Aber ich kämpfe doch letztlich auch für euch“, gibst du deinen Nachbarn zu bedenken. „Falls ich verliere, wird P. als nächstes über einen von euch herfallen.“ „Quatsch, das würde er sich niemals trauen.“ Vergeblich widerspricht du: „Habt ihr vergessen, was Adolf sich vor ungefähr achtzig Jahren alles traute, nachdem Leute wie ihr ihn gewähren ließen?“ Immerhin darfst du gewiss sein: Falls du und deine Liebsten den Überfall nicht überleben, werden eure Nachbarn euch feierlich zu Grabe tragen, üppige Kränze niederlegen, fromme Lieder singen und eurer salbungsvoll gedenken. Sind solche Aussichten nicht tröstlich? Und die Moral von der Geschichte? Nochmals: Auch Nichtstun ist Handeln. Nichts, aber auch wirklich gar nichts gibt dir das Recht, einen Mitmenschen anzugreifen, zu quälen oder gar umzubringen, der dich nicht im geringsten bedroht hat. Und nichts entlastet dich von der moralischen Pflicht, jemandem beizustehen, wenn er vor deinen Augen zum Opfer eines Angriffs wird, den er aus eigener Kraft nicht abwehren kann. Kurzum: Wer die überfallene Ukraine im Stich lässt, macht sich unterlassener Hilfeleistung schuldig – mit fadenscheinigen Ausflüchten, aus einem Mangel an Empathie und Geschichtsbewusstsein. Solch unverblümten KLARTEXT erlaube ich mir – an die Adresse aller Mitmenschen, die seit nunmehr fast zwei Jahren beharrlich meiner Frage ausweichen: Wie wäre es, wenn P. am 24. Februar über dich hergefallen wäre? Was würdest du von mir dann zurecht erwarten, wenn ich dein Nachbar wäre? Vor all den lautstarken Pazifisten hierzulande, welche die Ukraine lieber heute als morgen im Stich lassen würden, zöge ich erst dann den Hut, wenn sie heroisch prinzipientreu bereit wären, sich selbst und ihre Liebsten von bewaffneten Angreifern abschlachten zu lassen, ohne Gegenwehr, mit weißer Fahne in der einen Hand und einer weißen Taube auf der anderen. Andernfalls käme mir ihre inbrünstige Friedensliebe, zelebriert aus einer sicheren Entfernung von zweitausend Kilometern zum grässlichen Geschehen, reichlich verlogen vor. (Harald Wiesendanger) Illustration: Collage aus Bildern von Kellepics und MarandaP (beide Pixabay)

  • Lithium für alle?

    Lithium, ein altbewährtes Antidepressivum, täte nicht bloß psychisch Kranken gut, so meint ein Fachmann für Nahrungsergänzungsmittel nach einem Selbstversuch. Einen Stimmungsaufheller könnte die bedrückte Republik wahrlich gut gebrauchen – vorausgesetzt, es drohen keine Nebenwirkungen. Gerade mal einen Millimeter lang und sieben Hundertstel Millimeter dick, bakterienfressend im Erdboden gemäßigter Klimazonen unterwegs, meistens schon nach 20 Tagen tot: So ein kurzlebiger Winzling scheint zu einem überaus belanglosen Dasein verdammt. Für Caenorhabditis elegans jedoch, einen Fadenwurm, gilt dies mitnichten. Seit über sechzig Jahren ermöglicht er als Modellorganismus forschenden Biologen und Medizinern bahnbrechende Erkenntnisse. Eine davon fesselte die Aufmerksamkeit von Lorenz Borsche, einem Hobbyforscher aus Heidelberg, dessen Neugier immer schon viel zu groß war, als dass ein einziger Tätigkeitsbereich ausgereicht hätte, sie zu befriedigen. Physik und Mathe hatte er zunächst studiert, dann Soziologie und Politologie. Bald darauf befasste er sich beruflich mit Energie- und Umweltforschung, Laborsoftware, Produktionsplanungs- und Steuerungssystemen, Internetshops und Marktforschung. Über ein Vierteljahrhundert Lebenszeit widmete er dem Verkauf des gedruckten Worts; er gründete und leitete die größte Genossenschaft im deutschen Sortimentsbuchhandel. Dann wechselte er in den erfüllten Unruhestand, machte Gesundheit zum Hauptthema, entdeckte sein Autorentalent, veröffentlichte 2018 ein erstes Buch über Zucker – Tödliche Versuchung. (1) Drei Jahre später folgte sein zweites: Nahrungsergänzung im Selbstversuch. (2) Und ab Seite 81 dieses Buchs wird klar, wie Caenorhabditis elegans, jenes unscheinbare Würmchen, es geschafft hat, für Lorenz Borsche bedeutsam zu werden. Das war 2017. Da stieß Borsche auf Studienergebnisse (3) einer Forschergruppe der Unis Jena und Potsdam aus dem Jahre 2011, die ihn verblüfften: Fadenwürmer der Gattung C. elegans lebten länger, wenn sie etwas Lithium ins Futter bekamen. Ohne diesen Zusatz im Nährmedium, in dem man sie hielt, segneten sie schon 12 Tage nach Versuchsbeginn das Zeitliche. Fünf Millimol Lithium verlängerten ihre Lebensspanne durchschnittlich um ein Viertel, zehn Millimol sogar um bis zu 45 %. Was schert dieser Zusammenhang einen Nichtwurm wie unsereins? Dieselben Forscher, gemeinsam mit japanischen Kollegen, zeigten in einer weiteren Studie auf: Je mehr Lithium das Trinkwasser von 19 japanischen Regionen enthielt, desto höher war dort die Lebenserwartung. Zugleich kam es dort zu weniger Suiziden. (4) Dasselbe Phänomen beschrieb eine österreichische Studie, ebenfalls im Jahr 2011. (5) Zehn Jahre später bestätigte diesen Zusammenhang eine iranische Metaanalyse von 13 Studien. Schon eine 1990 in den USA veröffentlichte Untersuchung hatte in Regionen mit erhöhten Lithiumkonzentrationen im Trinkwasser eine deutlich verringerte Suizidrate festgestellt. (6) Folgt aus alledem nicht: Die ständige Aufnahme von Lithium in niedriger Dosis kann menschliches Leben nicht bloß verlängern, sondern erheblich aufhellen? Lithium? Ausgerechnet jenes Leichtmetall, das die meisten von uns eher in Batterien, Röntgenfilmen und Kupferlegierungen, in Glas und Keramik vermuten würden als in nahrhaftem Essen? Borsche war fasziniert. Denn die Forschung, auf die er gestoßen war, betraf zwei seiner Hauptanliegen. Möglichst lange möglichst gesund leben – dazu befasste er sich schon seit längerem mit Ernährungsweisen und Nahrungsergänzungsmitteln. Und endlich besser drauf sein wollte er. Eine Frohnatur war er nämlich nicht unbedingt. Er neigte dazu, sich über Enttäuschungen und Misserfolge ausgiebig zu ärgern. Jahr für Jahr setzte ihm der “Winterblues” übel zu. Zur “dunklen Stunde”, zwischen drei und vier Uhr morgens, lag er allzu oft schlaflos im Bett, düstere Gedanken wälzend. Womöglich waren seine psychischen Tiefs familiär mitbedingt, denn “ich komme aus einer Familie, in der die bipolare Krankheit, also Manie und Depression, nicht unbekannt ist”. (7) Schon zu Borsches Jugendzeit war Lithium – in Form von Salzen wie dem Lithiumcarbonat - die Standardarznei gewesen, um bipolar schwer gestörte Patienten recht rasch, binnen weniger Wochen, aufzufangen und zu stabilisieren. Warum sollte sein Einsatz auf die Psychiatrie beschränkt bleiben? Könnte es nicht uns allen zugute kommen, gerade hierzulande? Nirgendwo ist das irdische Jammertal tiefer als zwischen Flensburg und Garmisch. Keine Bange vor Nebenwirkungen Wäre das nicht gefährlich? Eine Lithiumtherapie kann recht unangenehme Nebenwirkungen mit sich bringen: Sie reichen von Gewichtszunahme, Kreislaufproblemen, Zittern, Übelkeit und Erbrechen über Veränderungen des Blutbilds, Müdigkeit und Durchfall bis hin zu einer Unterfunktion der Schilddrüse. Eine überhöhte Dosis kann zu Herzrhythmusstörungen, Krämpfen, Nierenschäden, einem Koma führen. Schwangere, die mit zuviel Lithium behandelt wurden, brachten in seltenen Fällen Kinder mit Herzfehlern zur Welt. Aber wie überall in der Pharmazie ist es die Dosis, die das Gift macht. Für einen bipolar erkrankten 70-Kilo-Normpatienten liegt die therapeutische Tagesdosis nach einer Einschleichphase bei rund 200 Milligramm metallisches Lithium. Könnte nicht schon eine weitaus geringere Menge ausreichen, uns allen gut zu tun, und das risikofrei? Davon ist Lorenz Borsche überzeugt, seit er ängstlichen Zeitgenossen eines voraus hat: Gründlich recherchierte er den Forschungsstand. Seither weiß er: Lithium vollständig zu vermeiden, in Sorge wegen seines toxischen Potenzials, ist ohnehin ebenso unmöglich wie unnötig. Ein Liter Grundwasser enthält bis zu 500 Mikrogramm (= 0,5 mg) Lithium. In unseren Mineralwässern steckt fast immer Lithium, zumeist unter oder um ein Milligramm pro Liter, vereinzelt aber auch mehr als zehn Milligramm. Gar mit 21 Milligramm kann der Bonifaciusbrunnen im hessischen Bad Salzschlirf aufwarten. Auch über viele Nahrungsmittel nehmen wir Lithium auf. Am meisten steckt in Vollwertgetreide, Reis, Milch und Gemüse wie Zwiebeln, Knoblauch, Zuckerrüben und Kartoffeln, mit 0,5 bis 3,4 mg/kg. Wesentlich geringer ist der Lithiumgehalt von tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Eier und Butter; er liegt ungefähr bei 12 Mikrogramm (µg) = 0,012 mg pro Kilo. Lithium zu verteufeln, wäre folglich Humbug. Dieses Spurenelement steckt in jedem von uns, zeitlebens – offenkundig ohne uns zu schaden oder gar umzubringen. Welche Mengen wären nützlich und unbedenklich? Wie viel wäre zuviel? Das erkundet Lorenz Borsche in einem spannenden Selbstversuch: Seit fünf Jahren nimmt er täglich zehn Milligramm Lithium zu sich – ungefähr ein Zwanzigstel der Dosis, die in der Psychiatrie zum Einsatz kommt, somit fernab jeglicher Bedenklichkeit. Seither fühlt er sich wie verwandelt: ausgeglichener, gelassener, lebensfroher, viel öfter als früher in heiterer Grundstimmung. Depressive Episoden haben sich zwar nicht vollständig verflüchtigt – aber sie kommen seltener, kürzer, schwächer vor. Setzt Borsche da nicht voreilig seine Gesundheit aufs Spiel? Wie töricht ein Alltagseinsatz wäre, scheint sich bereits in den 1940-er Jahren in den USA herausgestellt zu haben. Weil Lithiumchlorid salzig schmeckt, wurde es dort als Ersatz für Kochsalz eingesetzt. Die Folge waren schwere, vereinzelt sogar tödliche Vergiftungen. Dieser Skandal verhinderte lange Zeit, dass Lithium als Psychopharmakon Karriere macht. (8) Über Langzeiteffekte einer niedrig dosierten Dauereinnahme von Lithium liegen tatsächlich so gut wie keine wissenschaftlichen Studien vor. Die braucht Lorenz Borsche aber auch nicht. Mehr als zehn Milligramm Lithium pro Tag: So viel könnten ihm bereits ein bis zwei Liter Mineralwasser liefern. Muss er davor Angst haben? In der Fachliteratur stieß Borsche auf die Einschätzung, der tägliche Lithiumbedarf des menschlichen Organismus liege bei etwa zehn Milligramm (9) – das entspräche exakt seiner gewählten Dosierung. Zugleich würde es bedeuten, dass die meisten von uns ganz erheblich unterversorgt mit diesem Spurenelement sind, wie auch mit Magnesium, Eisen, Selen, Vitamin D und B12, Folsäure (B9) und weiteren Mikronährstoffen. Im Durchschnitt nimmt ein Deutscher nämlich bloß 0,8 Milligramm Lithium auf. Das dürfte uns kaltlassen, falls Lithium “keine biologische Funktion hat”, wie Wikipedia behauptet. Doch hier streut unser “digitales Weltgedächtnis” womöglich Fake News, wie so oft, sobald es um Gesundheitsthemen geht. Unter Experten mehren sich Stimmen, die dieses Spurenelement, weil es auf vielfältige Weise unsere Gesundheit fördert, für ebenso “essentiell” erachten wie Eisen, Fluor, Jod, Kupfer, Mangan, Chrom, Molybdän, Selen und Zink. Selbst vor Demenz scheint es zu schützen. (10) “Wunderbarer Schutzschirm” – für 4 Cent pro Tag Wie kommt man an Lithium, wenn nicht als Patient? Schwer bis gar nicht, jedenfalls in den Ländern der Europäischen Union. Ein Anhang der EU-Richtlinie für Nahrungsergänzungsmittel Nem-RL, 2002/46/EG, listet alle erlaubten Vitamin- und Mineralstoffverbindungen auf – Lithium zählt nicht dazu. Internetrecherchen führen zu Versandhändlern in England, den USA und der Schweiz. Lithium aus dem Ausland zu beziehen, ist freilich teuer, obendrein riskant: Der Zoll fängt solche Warensendungen immer zuverlässiger ab. Nicht registrierte Arzneimittel zu importieren, ist zwar (noch) nicht verboten, zum persönlichen Bedarf dürfen sie in einer Drei-Monats-Dosis eingeführt werden. Bei argwöhnischen Zollbeamten vorzusprechen, ihnen die Sachlage zu erklären und den dringenden Eigenbedarf nachzuweisen, kann allerdings reichlich Nerven kosten. Auf absehbare Umstände will sich Lorenz Borsche gar nicht erst einlassen. Er beschafft sich das Mittel aus deutschen Apotheken auf Rezept, entgegenkommenderweise ausgestellt von einem verständigen Hausarzt, der Borsches Selbstversuch unbedenklich findet. Bis vor kurzem griff er zu “Lithiofor”; neuerdings ist es jedoch zumindest vom deutschen Markt verschwunden – “außer Handel” – und bloß noch in der Schweiz erhältlich, als Lithiumsulfat mit 83 mg Lithium. Hierzulande nach wie vor erhältlich sind hingegen “Quilonorm” und “Quilonum”, beide mit je 450 mg Lithiumcarbonat. Eine Tablette enthält rund 85 mg Lithium. Ein weiteres Präparat, “Hypnorex”, mit 400 mg Lithiumcarbonat, liefert 75 mg pro Tablette; bei “Neurolepsin”, mit 300 mg Lithiumcarbonat, sind es 56 mg je Tablette. (11) Mit einem Tablettenteiler stückelt Borsche die Pillen so, dass er auf täglich 10 mg kommt - das entspricht exakt jener Menge, die Forscher zum Grundbedarf erklärt haben (s.o.). Somit schluckt er nur ein Zwanzigstel der Dosis, die in der Psychiatrie zum Einsatz kommt - fernab der Gefahrenzone, aber offenbar in seiner Komfortzone, denn die dunklen Stunden, versichert er, gibt's nicht mehr. Mit umgerechnet ein paar Cent pro Tag “kaufe ich mir einen wunderbar wirksamen Schutzschirm gegen die dunklen Stunden und den immer lauernden Winterblues.” (12) Diesen “Schutzschirm” empfindet Lorenz Borsche keineswegs als pharmazeutisch-künstlich. “Für mich ist Lithium ein existenziell notwendiger Mikronährstoff”, stellt er klar. “Dessen Mangel hat nachweisliche Auswirkungen, ebenso wie ein Mangel an D3 bei Depressionen. Unser Grundzustand sollte heiter, optimistisch und empathisch sein, nicht misslaunig oder gar aggressiv. Unter Mikronährstoffmangel leiden einige Organe spezifisch. Auch unser Gehirn tut es, wenn ihm Lithium fehlt.” (13) Mit Lithium zur “Schönen neuen Welt”? Eine Psychodroge für alle? Dazu fällt einem unwillkürlich Huxleys Dystopie  einer “Schönen neuen Welt” (14) im Jahr 2540 ein, in welcher die Massen mit der Glücksdroge “Soma” ruhiggestellt werden. Mit einer ähnlichen Idee fiel kürzlich der isaelische Zukunftsforscher Yuval Harari auf, ein Vordenker des Weltwirtschaftsforums: Er sagt voraus, die Vierte Industrielle Revolution, in der Künstliche Intelligenz bald so gut wie jegliche Arbeit besser erledigt als unsereins, werde Milliarden von “nutzlosen Essern” hervorbringen. Wie stellt man sie zufrieden, solange Euthanasie ausscheidet? Wie hält man sie davon ab, sinnentleert auf systemkritische Gedanken zu kommen und aufmüpfig zu werden? Mit Computerspielen und Drogen. Solche Hintergedanken einem Lorenz Borsche zu unterstellen, wäre allerdings ebenso gemein wie daneben. In Sachen Lithium, wie bei Nahrungsergänzungsmitteln allgemein, betont er bei jeder Gelegenheit, er habe keine Patentrezepte für jedermann – vielmehr beschreibe er seinen eigenen Weg. Was für ihn persönlich genau das Richtige war, muss es keineswegs für all seine Mitmenschen sein. “Ich bin weder ein Arzt noch ein Heiler, und ich werde tunlichst vermeiden zu sagen: ‘Sie müssen nur dies und jenes tun, dann wird ganz sicher …’ Ich erzähle meine Geschichte.” (15) Im übrigen macht anhaltendes psychisches Wohlergehen nicht zwangsläufig unkritisch, im Gegenteil: Erst wer sich überwiegend wohl in seiner Haut fühlt, ist stark genug, sich mit der unheilen Welt auseinanderzusetzen. Wen erfreut nicht diese Aussicht, abgesehen vom Fadenwurm? (Harald Wiesendanger) P.S.: Bitte beachten Sie auch bei diesem Artikel den Abschnitt „Haftungsausschluss und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen“ im Impressum vom KLARTEXT. Anmerkungen 1        Braumüller: Wien 2018, https://www.braumueller.at/t?isbn=9783991002413 2        Braumüller: Wien 2021, https://www.braumueller.at/t?isbn=9783991003250 3        K. Zarse u.a.: “Low-dose lithium uptake promotes longevity in humans and metazoans”, European Journal of Nutrition 50/2011, S. 387-389, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21301855/ 4        H. Ohgami u.a.: “Lithium levels in drinking water and risk of suicide”, British Journal of Psychiatry 194/2009, S. 464-465, https://doi.org/10.1192/bjp.bp.110.091041 5        Nestor D. Kapusta u.a.: “Lithium in drinking water and suicide mortality”, British Journal of Psychiatry: The Journal of Mental Science, 198 (5) 2011, S. 346–350, doi:10.1192/bjp.bp.110.091041, PMID 21525518. 6        Gerhard N. Schrauzer, Krishna P. Shrestha: “Lithium in drinking water and the incidences of crimes, suicides, and arrests related to drug addictions”, Biological Trace Element Research 25, Mai 1990, S. 105–113, PMID 1699579. 7        Borsche: Nahrungsergänzung, a.a.O, S. 83 8        https://de.wikipedia.org/wiki/Lithiumtherapie, Abschnitt “Geschichte” 9        Reis 1960, nach Lutz Schneider: Lithium und Lithiumcarbonat (2019),  S. 17, https://d-nb.info/1215942850/34 10    Sean M. J. McBride u. a.: “Pharmacological and Genetic Reversal of Age-Dependent Cognitive Deficits Attributable to Decreased presenilin Function”, The Journal of Neuroscience 30 (28) 2010, S. 9510–9522, doi:10.1523/JNEUROSCI.1017-10.2010; Lars Vedel Kessing u.a.: “Association of Lithium in Drinking Water With the Incidence of Dementia”, JAMA Psychiatry 74 (10) 2017, S. 1005, doi:10.1001/jamapsychiatry.2017.2362.) 11 Nach Angaben von Lorenz Borsche in einer privaten E-Mail vom 30. Januar 2024. 12    Borsche: Nahrungsergänzung, a.a.O, S. 91 13 Zit. Lorenz Borsche, aus einer privaten E-Mail vom 2. Februar 2024. 14    Aldous Huxley: Schöne neue Welt. Ein Roman der Zukunft, 7. Auflage Frankfurt a.M. 2018. 15    Borsche: Nahrungsergänzung, a.a.O, S. 13 Titelbild: Collage aus Bildern von Ajale/Pixabay und 8385/Pixabay

  • Wie bestellt

    Da hat die Bundesregierung endlich mal eine prima gesundheitspolitische Idee: Weniger Zucker, Salz und Fett sollen wir essen. Doch Focus widerspricht: Es mangele an „kausaler Evidenz“. Geht es nach Cem Özdemir, sollten wir weniger Zucker, Fett und Salz essen, um gesünder zu leben - vor allem Kinder. Dies erklärte der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft soeben bei der Vorstellung des „Ernährungsreports 2023“. Was fängt Deutschlands bekennender „Fakten-Fakten-Fakten“-Lieferant Focus mit diesem hehren Vorhaben an? Er lässt es zerpflücken. Dazu spannt das heruntergekommene Nachrichtenmagazin einen „Experten“ namens Uwe Knop ein, einen „evidenzfokussierten Ernährungswissenschaftler, Buchautor und Referent für Vorträge bei Fachverbänden, Unternehmen und auf Ärztefortbildungen“. Knop erklärt: „Der Begriff ‚ungesunde‘ Lebensmittel ist nicht offiziell definiert und wird oft ideologisch verwendet. (…) Es fehlt kausale Evidenz.“ Im übrigen „zeigen aktuelle Daten, dass der Großteil der deutschen Kinder nicht fettleibig ist“. Wie sich Özdemirs Vorschläge auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirken, „weiß niemand", so verbreitet Knop, "und das wird auch niemals jemand herausfinden, denn: Es wird keine wissenschaftliche Evaluation ("Wirksamkeits-Analyse") geben, um die gesundheitlich relevanten Effekte zu bewerten (wie Auswirkungen auf Herzinfarkte, Schlaganfall, Krebs, Lebenszeit). Warum? Diese Analysen sind praktisch nicht durchführbar. (…) Die Ernährungswissenschaft kann keine Belege im Sinne von echter Kausalität liefern - weder für gesunde Ernährung im Allgemeinen noch ob Lebensmittel generell gesund oder ungesund sind. (…) Niemand weiß, ob und was eine solche staatliche Vorgabe bringen wird - weder in positiver Hinsicht noch ob sie vielleicht schadet.“ Zweifellos mangelt es an ausreichender kausaler Evidenz dafür, dass Ernährungswissenschaftlern, die weder mit Uwe Knop identisch sind noch auf der Honorarliste von Big Food stehen, wegen Knops Ausführungen sämtliche verbliebenen Haare zu Berge stehen. Und falls sich nach Jahrzehnten mit Pommes und Cola, Pizza und Gummibärchen irgendwann auch bei Knop, Jahrgang 1972, Arteriosklerose und Bluthochdruck, Diabetes und Krebs, Herzinfarkte und Schlaganfälle einstellen, würde er bestimmt der Versuchung widerstehen, da eine „unechte Kausalität“ hineinzudeuten. "Vielleicht schadet" es ja sogar, Junk Food abzusetzen. Dass Knop laut Wikipedia „als medizinischer PR-Berater für verschiedene Unternehmen aktiv“ ist  - wozu er selbst die „Medizin- und Gesundheitsbranche” zählt -, tut nichts zur Sache? Welche Unternehmen haben ein Interesse daran, dass käufliche Schreibtischtäter dem Staat vorwerfen, er „zahle für die Verbreitung pseudowissenschaftlicher Phantasien”, und Sprüche klopfen wie “Iss, was du willst – alles andere ist Käse!”? Unterdessen investieren Lebensmittelkonzerne Milliarden, um die perfekte Mischung an Salz, Zucker und Fett zu finden, die uns süchtig macht. Diesen „evidenzfokussierten“ Kausalitätsguru zählt Focus allen Ernstes zur „besten und breitesten Auswahl an Experts“. (Experten für korrekte deutsche Pluralbildung hat die Redaktion anscheinend nicht auftreiben können.) Spätestens jetzt muss einem ob des Sachverstands von Deutschlands Fachleuten angst und bange werden, sofern jegliches Restvertrauen nicht schon während der Coronakrise verlorenging. (Harald Wiesendanger) Foto Özdemir: Von © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=86905057

  • Die Gedankenpolizei naht

    Im Kampf gegen vermeintliche „Falschinformation“ und „Hassrede“ rückt eine weltweite Zensur des Internets immer näher: Was wir in sozialen Medien äußern, lesen und teilen dürfen, soll künftig umfassender Kontrolle unterliegen. Daran arbeiten zielstrebig die Vereinten Nationen mit ihren Unterorganisationen UNESCO und WHO, gemeinsam mit dem Weltwirtschaftsforum und der EU. Diesen Blog könnte es demnach bald nicht mehr geben, sein Herausgeber würde zum Straftäter. Es sei denn, er hält endlich die Klappe. „Unsere größte Sorge für die nächsten zwei Jahre“, so gab EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen soeben auf dem Weltwirtschaftsforum 2024 in Davos von sich, „sind Fehlinformationen und Desinformationen“. Hört, hört: Vordringlicher, als gegen Kriege und Klimawandel, gegen Armut und Hunger vorzugehen, ist demnach die Zerstörung der Meinungsfreiheit. Ist dieses Vorhaben nicht von vornherein aussichtslos, zumindest in entwickelten Demokratien der westlichen Welt? Scheitert es nicht an der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte? „Die Meinungsfreiheit“, so stellt Wikipedia klar, „ist ein Menschenrecht und wird in Verfassungen als ein gegen die Staatsgewalt gerichtetes Grundrecht garantiert, um zu verhindern, dass die öffentliche Meinungsbildung und die damit verbundene Auseinandersetzung mit Regierung und Gesetzgebung beeinträchtigt oder gar verboten wird. In engem Zusammenhang mit der Meinungsfreiheit sichert die Informationsfreiheit den Zugang zu wichtigen Informationen, ohne die eine kritische Meinungsbildung gar nicht möglich wäre. Das Verbot der Zensur verhindert die Meinungs- und Informationskontrolle durch staatliche Stellen. Im Unterschied zu einer Diktatur sind der Staatsgewalt in einer Demokratie die Mittel der vorbeugenden Informationskontrolle durch Zensur ausdrücklich verboten.“ Glasklar, oder? Spätestens die Coronakrise hat uns jedoch vor Augen geführt, wie rasch Demokratien Grundrechte opfern, wenn vermeintliche Bedrohungen dies erforderlich zu machen scheinen. Die Pandemie ist vorbei – die Einschränkungen des Informationsflusses jedoch, die zur Seuchenkontrolle angeblich nötig waren, setzen Internetgiganten wie Google, Facebook und YouTube nicht nur ungeniert fort. Die UNESCO, die Kulturorganisation der Vereinten Nationen, will sie schleunigst auf die Spitze treiben und zum weltweiten Dauerzustand machen. Missliebige Meinungen unterdrücken: Darum geht es. Daran lassen ihre „Leitlinien für die Verwaltung digitaler Plattformen“ keinen Zweifel. Sie umfassen eine Reihe von “Pflichten, Verantwortlichkeiten und Rollen für Staaten, digitale Plattformen, zwischenstaatliche Organisationen, die Zivilgesellschaft, Medien usw.”, um "Des- und Fehlinformationen, Hassreden und Verschwörungstheorien" den Garaus zu machen. (1) Dieses haarsträubende Dokument bedeutet einen weiteren Schritt hin zu einer Zensur und Kontrolle jeglicher Kommunikation im Internet. Würden die UNESCO-Leitlinien umgesetzt, so wären die Vereinten Nationen befugt, für das gesamte Internet weltweit zu bestimmen, was als “Fehlinformation” oder “Hassrede” einzustufen ist. Sie dürfte Ansichten und Informationen unterdrücken, die den Narrativen der UN oder der mit ihr zusammenarbeitenden Regierungen, Unternehmen und Organisationen widersprechen. “Im Wesentlichen”, warnt die Menschenrechtsinitiative CitizenGO, “wollen sie entscheiden, welche Informationen wir austauschen können, und diktieren, was wir online sagen dürfen und was nicht. Das ist nicht nur Meinungsmache - es ist ein gefährlicher Versuch, eine Ideologie durchzusetzen, die alle abweichenden Gedanken und Überzeugungen unterdrückt.” Dasselbe Ziel verfolgt die WHO mit der Neufassung der “Internationalen Gesundheitsrichtlinien” (International Health Regulations, IHR), auf die sie momentan ihre Mitgliedsstaaten hinter verschlossenen Türen, unter höchster Geheimhaltung, einzuschwören versucht. Ein früherer Entwurf hatte noch vorgesehen, dass jegliche Änderungen am Text “unter voller Achtung der Würde, der Menschenrechte und der Freiheit der Person" erfolgen müssen. Dieser Passus wurde inzwischen gestrichen. Die Grundrechte gelten selbstverständlich weiter, bloß anders Keine Bange, so versucht uns UN-Generalsekretär António Guterres zu beruhigen – fundamentalen Freiheitsrechten fühle er sich selbstverständlich weiterhin verpflichtet: Fein. Und wie gedenkt die UN das menschliche Grundrecht auf Information zu „schützen“? Indem sie die freie Meinungsäußerung einschränkt und uns jegliche Informationen vorenthält, die den Zensoren nicht passen. Es geht um absolute Kontrolle über das Narrativ – insbesondere in Bezug auf Gesundheit und Krankheit, Prävention und Therapie, Medikamente und Impfungen, wie der geplante Pandemievertrag vorsieht. „Die Grundrechte gelten weiter, bloß anders“, würde vermutlich Stefan Harbarth kommentieren, Bundesverfassungsgerichtspräsident von Merkels Gnaden: „Eine Beschränkung von Freiheitsrechten kann legitim sein.“ Überaus gelegen kommt der UN, dass niemand genau weiß, was denn eine „Desinformation“ ausmacht. Sie selbst stellt fest: "Es gibt keine allgemeingültige Definition von Desinformation. Angesichts der zahlreichen und unterschiedlichen Kontexte, in denen Desinformation eine Rolle spielt, wie z. B. bei Wahlen, im Gesundheitswesen, bei bewaffneten Konflikten oder beim Klimawandel, ist eine Definition allein nicht ausreichend." Dieses Manko kommt insofern wie gerufen, als die Meinungskontrolleure ihre eigenen Definitionen erfinden und sie nach Belieben anwenden können. Und natürlich wird dies zu unserem Besten geschehen. Wer kann schon etwas dagegen haben, dass ihm Lügen und Hass erspart bleiben? Den Gipfel der Heuchelei erklimmt der UN-Generalsekretär, wenn er ausgerechnet mit der Coronakrise zu belegen versucht, wie dringend nötig die Zensur ist: „Die COVID-19-Pandemie hat (…) die dunkle Seite der digitalen Technologie verdeutlicht: die blitzschnelle Verbreitung von Fehlinformationen, die Manipulation des Verhaltens der Menschen und vieles mehr.“ Zu besagter „Dunkelheit“ maßgeblich beigetragen haben die UN selbst, die WHO, Regierungen und Gesundheitsbehörden: mit einer manipulativen Flut von Fehlinformationen über den Ursprung und die Gefährlichkeit des SARS-CoV-2-Virus, die Sicherheit und Wirksamkeit von Impfungen, den Nutzen sonstiger staatlicher „Schutz“maßnahmen, die Aussagekraft der PCR-Diagnostik, den Wert von alternativer Vorsorge und Behandlung. Millionen von „Gepieksten“ hat diese Desinformation von oben das Leben gekostet. Europaweiter Kreuzzug gegen querdenkende Schädlinge Im Kreuzzug gegen Fake News marschiert die EU-Kommission vorneweg – kein Verfassungsgericht bremst sie bisher. Ab 17. Februar 2024 gilt in sämtlichen EU-Mitgliedsstaaten ihr Digital Services Act (DAS), der alle großen sozialen Netzwerke knebelt. Wer „hasserfüllte Inhalte“ und „ernste Gefahren“ nicht sofort löscht, dem drohen horrende Geldbußen, wenn nicht gar die Abschaltung. Denn “die heimtückische Verbreitung von Fehlinformationen und Desinformationen bedroht den Zusammenhalt der Gesellschaften” - so orakelte von der Leyen soeben in Davos - und gefährde ernsthaft “die globale Geschäftswelt”, die im Publikum hochkarätig vertreten war. Im Kampf gegen “Desinformation” müsse Big Business daher in eine “öffentlich-private Partnerschaft” eingebunden werden. Pfizer & Co. werden da uneingeschränkt zustimmen, die Gates-Foundation ebenfalls. Vor einem Ende der Meinungs- und Informationsfreiheit in Europa, eingeleitet vom Digital Services Act, warnt der ehemalige Richter Manfred Kölsch in der Berliner Zeitung. Nutzer von sozialen Medien würden dazu getrieben, ihre Beiträge so zu verfassen, dass sie «in den aktuellen politischen Meinungskorridor» passen. Alles andere könnte als «schädlich» definiert werden. Eine “Überwachungsbürokratie” werde Beiträge löschen, Nutzer sperren oder gar strafrechtlich verfolgen, weil sie allzu hartnäckig gegen den Mainstream schwimmen. Denunzianten werden gnadenlos Beihilfe leisten. “Damit Menschen besser miteinander auskommen” Künstliche Intelligenz soll die Zensur umfassend und lückenlos machen. Dies werde die Einheit in der Gesellschaft fördern, die globale Freundschaft stärken, geopolitische Polarisierung überwinden helfen und dazu beitragen, „dass Menschen besser miteinander auskommen“, so schwärmte WHO-Hauptsponsor Bill Gates in einem am 11. Januar 2024 ausgestrahlten Studiogespräch mit Sam Altman, dem Geschäftsführer des „ChatGPT“-Entwicklers OpenAI. Wahrlich genial: Wo keine zwei Meinungen mehr zulässig sind, kann es auch keinen Streit mehr darüber geben. Seinen friedenstiftenden Beitrag zu diesem wesentlichen Aspekt des Great Reset leistet Gates seit langem. Um „Desinformation“ weltweit noch wirksamer zu bekämpfen, schmiedete er ein Bündnis großer Medien- und Tech-Unternehmen. Microsoft, Adobe, Intel und Sony machen ebenso mit wie die BBC. Auch Publicis ist dabei, eines der übelsten Propaganda-Monster unseres Planeten, mit einem Jahresumsatz über zehn Milliarden Dollar, zu dem Großkunden aus der Pharmabranche beitragen. Gates´ Coalition for Content Provenance and Authenticity (C2PA) soll die technischen Voraussetzungen dafür schaffen, das Internet von Fake News und „Verschwörungstheorien“ zu säubern – umfassend und ein für allemal. Dieser vervollkommneten Zensur wird kein Querdenker mehr entkommen. (2) Womöglich erfährt man dann nicht einmal mehr von Initiativen wie der Westminster Declaration, in der sich 137 Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur und Medien kürzlich “zutiefst besorgt über zunehmende Zensur” geäußert haben -  solche Querdenkerei trägt schließlich zur “verfassungsschutzrelevanten Delegitimierung” von Zensoren bei. Fehlinformationen stoppen – Ein Leitfaden Was sollten Regierungen vielmehr gegen Fehlinformationen tun? Der US-Blogger Steve Kirsch, Gründer der Vaccine Safety Research Foundation, hat am Beispiel der Covid-19-Impfstoffe einen kostenlosen Leitfaden hierfür zusammengestellt: "1.      Hör auf, die Menschen anzulügen. 2.      Sobald du bemerkst, dass du einen Fehler gemacht hast, gib ihn öffentlich zu. 3.      Hör auf, die Daten zu verstecken. Datentransparenz ist der Schlüssel. Fordere eine glaubwürdige Opposition auf, alle verfügbaren Datenbanken abzufragen. Wenn die Regierungen die Wahrheit sagen, sollten sie nichts zu befürchten haben. 4.      Beende die Zensur. 5.      Sprich dich gegen jede Organisation aus, die Zensur oder Einschüchterungstaktiken einsetzt, um abweichende Meinungen zum Schweigen zu bringen. (…) 6.      Ein wissenschaftlicher Konsens sollte niemals dadurch erreicht werden, dass abweichende Meinungen durch Zensur und Einschüchterungstaktiken zum Schweigen gebracht werden. Alle Fachleute in allen Bereichen sollten die Möglichkeit haben, sich frei und ohne Angst vor Repressalien an die Öffentlichkeit zu wenden. 7.      Führe regelmäßig öffentliche Debatten mit qualifizierten Personen, die anderer Meinung sind als du, damit die Öffentlichkeit direkt sehen kann, wer die Wahrheit sagt und wer nicht. 8.      Führe einen regelmäßigen öffentlichen Dialog mit Regierungsvertretern und den wichtigsten Verbreitern von Fehlinformationen, um die Differenzen offen zu diskutieren und herauszufinden, wie sie am besten gelöst werden können. 9.      Setze dich für die Wahrheit ein und sprich öffentlich darüber, wenn der Wahrheit nicht nachgegangen wird. Es gibt zum Beispiel viele Whistleblower, die aussagen, dass klinische Studiendaten für den Impfstoff von Pfizer gefälscht wurden. Stimmt das? Das US-Justizministerium weigert sich, diese Whistleblower zu befragen. (…) 10.  Arbeite mit den "Fehlinformationsverbreitern" zusammen, um gemeinsame Projekte zu entwerfen, bei denen beide Seiten zustimmen, um Unklarheiten zu beseitigen. Wie viele Haushalte (…) haben zum Beispiel ein oder mehrere Covid-impfgeschädigte Mitglieder? (…) 11.  Schaffe den Haftungsschutz für Impfstoffhersteller ab - er ist lächerlich. Jeder Arzt weiß doch, dass Impfstoffe die sichersten Medikamente sind, die es gibt. Das wird ihnen im Medizinstudium beigebracht, also muss es wahr sein. Warum ist es also notwendig, dass Impfungen der einzige medizinische Eingriff sind, der einen Haftungsschutz benötigt? Die Behörden tun nichts von alledem. Das ist der Grund, weshalb Fehlinformationen immer noch ein Problem sind.“ (Harald Wiesendanger) Anmerkungen 1 Näheres: https://netzpolitik.org/2023/kampf-gegen-desinformation-unesco-veroeffentlicht-leitlinien-zur-regulierung-sozialer-plattformen/ und https://www.bakom.admin.ch/bakom/de/home/das-bakom/medieninformationen/bakom-infomailing/infomailing-60/regulierung-von-online-plattforme.html 2  Näheres im KLARTEXT “Dieses Zeug muss weg”. Titelbild: NoName_13/Pixabay

  • Der Irrsinn geht weiter

    SARS-CoV-2 war kein Einzelfall: Mindestens 16 Krankheitserreger sind zwischen 2000 und 2021 aus Forschungslabors entwichen, wie eine neue Studie nachweist. Ein Großteil stammte aus Gain-of-Function-Experimenten, die Pathogene noch ansteckender, noch tödlicher machen sollten. Statt diese teuflische Perversion von Wissenschaft sofort zu beenden, fördern Regierungen, Militärs und Geheimdienste sie skrupellos weiter. Und Medien schweigen, die Bevölkerung schläft. Während sie sich vom „menschengemachten Klimawandel“ verängstigen lässt, könnte die menschengemachte Bio-Apokalypse schon morgen über sie hereinbrechen – mit der Corona-P(l)andemie als vergleichsweise harmlosem Vorspiel. Keine Fledermaus, sondern ein Biolabor in Wuhan brachte den Covid-19-Erreger in die Welt. Jeder, der hinsehen wollte, fand triftige Anhaltspunkte dafür bereits wenige Wochen nach dem offiziellem Ausbruch der Seuche; ich präsentierte sie in meinem im Juni 2020 erschienenen Buch Corona-Rätsel, das in den sozialen Medien prompt der Zensur zum Opfer fiel; Amazon sperrte es aus seinem Sortiment aus. Was der Öffentlichkeit damals verborgen blieb, enthüllt nun Robert F. Kennedy jr. in seinem Doku-Thriller The Wuhan Cover-Up. Doch das Laborleck von Wuhan war längst nicht das einzige, wie eine neue Studie verdeutlicht, die soeben in The Lancet Microbe erschienen ist. In begutachteten Artikeln und Online-Berichten, die zwischen 2000 und 2021 erschienen waren, fand das internationale Autorenteam Hinweise auf 16 Fälle, in denen ein Erreger aus einem Labor entwichen war. Darüber hinaus stießen die Forscher auf 309 Fälle von Infektionen, die als „im Labor erworben” eingestuft worden waren. Bakterien verursachten 77% Prozent davon, Viren 13,9%, Parasiten 7,1% durch, Pilze 1,6%, Prionen (1) verfügen weniger als 1%. Acht Fälle verliefen tödlich; sechs davon waren Bakterien wie Yersinia pestis, der Erreger der Pest, oder Neisseria meningitidis beteiligt – sie verursachen eine eitrige Hirnhautentzündung, seltener auch eine Blutvergiftung. Ein weiteres Mal war das Ebola-Virus der Auslöser. Die erschütterndsten Beispiele von Pannen in vermeintlichen „Hochsicherheit“slaboren schildere ich in Corona-Rätsel. (Kap. 15: „Die Uhr tickt“.) -          Dazu zählte im Jahr 1976 ein Ausbruch der Schweinegrippe, die seit 1957 als ausgerottet galt, aus Fort Dix in New Jersey. -          Auch das menschliche H1N1-Virus, das im darauffolgenden Jahr in Russland und China um sich griff, stammte aus dem Labor. -          1979 forderte ein Leck in einer Anthrax-Produktionsanlage in Swerdlowsk, UdSSR, rund 60 Todesopfer. -          1995 infizierte der Erreger der venezolanischen Pferdeenzephalitis nach einer Laborflucht 85.000 Menschen in Venezuela und Kolumbien, tötete 300, schädigte 3.000 und führte zu zehn Fehlgeburten. -          Aus einer militärischen Forschungseinrichtung auf Taiwan entwich 2003 ein SARS-Virus. -          Und es gibt stichhaltige Beweise dafür, dass der Ebola-Ausbruch 2014 bis 2016 in Westafrika ebenfalls von einem nahen BSL4-Labor ausging. (Näheres im KLARTEXT  „Vertuscht: Auch Ebola kommt aus dem Labor“.) -          2019 trat aus einer biopharmazeutischen Anlage in Lanzou, China, der Brucellose-Erreger aus, der Fieber und Muskelschmerzen verursacht, welche wochen- und jahrelang anhalten können; mehr als 10.000 Menschen infizierten sich. -          Im gleichen Verdacht stehen die Affenpocken, die 2022 plötzlich um sich griffen, mit 16.000 registrierten Fällen in 75 Ländern. Damit erübrigen sich zwei gängige Mythen: Weder entweichen Erreger bloß äußerst selten aus Labors. Noch sind die meisten Pandemien zoonotisch, d.h. beruhen darauf, dass ein Erreger auf natürlichem Weg von Tieren auf Menschen übergreift. Warum wohl treten  Pandemien seltsam gehäuft und in immer kürzeren Abständen erst auf, seit immer mehr biologische Hochsicherheitslabore in Betrieb sind? Weltweit sollen es bereits 60 sein, geheimgehaltene Anlagen nicht mitgerechnet. Nur „die Spitze des Eisbergs“ Alle bekannt gewordenen Fälle repräsentieren „nur die Spitze des Eisbergs“, wie die Wissenschaftler vermuten: Zum einen gibt es keine standardisierten Meldevorschriften. Zum anderen sind die Labore und ihre Auftraggeber in der Regel darauf aus, Sicherheitspannen möglichst zu vertuschen. Der Anreiz dafür ist hoch: Es drohen Verluste von Investitionen und hohe Ausgaben für verschärfte Sicherheitsvorkehrungen, schlimmstenfalls die Laborschließung. Die ermittelten Infektionen rührten großteils von „Verfahrensfehlern” her: Es wurde gegen Biosicherheits- oder Risikominderungsvorschriften verstoßen, z. B. indem die falsche Schutzausrüstung verwendet wurde, eine unzureichende Schulung stattfand oder man Proben unsachgemäß handhabte. Zu den übrigen Infektionen kam es durch Nadelstichverletzungen, Verschüttungen, Spritzer, offene Fläschchen, Tierbisse, abgelaufene Desinfektions- und Reinigungsmittel oder aus „unbekannten Gründen”. Was hinter solchen Vorfällen steckt, liegt für den Biowaffen-Experten Francis Boyle, Professor für internationales Recht an der University of Illinois, auf der Hand. Im Online-Magazin The Defender erklärte Boyle, der 1989 in den USA den Biological Weapons Anti-Terrorism Act entworfen hatte: „Ganz allgemein deuten diese Lecks darauf hin, dass die beteiligten Labors an der Erforschung, Entwicklung, Erprobung und Lagerung von biologischen Angriffswaffen beteiligt sind und damit gegen internationale Übereinkommen verstoßen.” Sie versehen Pathogene mit einem “Zugewinn an Nutzen” (gain of function) – mit anderen Worten, sie machen sie noch gefährlicher für die Menschheit, als sie ohnehin schon sind. Gesundheitsbehörden pflegen die mit der Gain-of-Function-Forschung verbundenen Risiken herunterzuspielen. Es gehe darum, potenzielle Pandemieauslöser zu modifizieren, um dann Impfstoffe dagegen zu entwickeln, so heißt es. Boyle erkennt darin die „Standardpropaganda dieser Todesforscher. Wir alle wissen, dass ,Gain-of-Function’ ein Euphemismus für biologische Angriffswaffen wie Covid-19 ist.“ Das ganze Gerüst ihrer Argumentation sei irreführend, so Boyle, denn „sie setzten Gain-of-Function ein, um die biologische Angriffswaffe überhaupt erst zu entwickeln, und entwickeln sie dann zurück, um einen ,Impfstoff’ für den Fall eines Bumerangs zu entwickeln.“ Der Medizinhistoriker Dr. Martin Furmanski sieht darin eine „sich selbst erfüllende Prophezeiung“, bei der die Labors angeblich mit Krankheitserregern arbeiten, um genau die Ausbrüche zu verhindern, die sie letztlich verursachen. Der US-Mediziner Prof. Paul R. Goddard spricht von „MAD-Forschung“. Das Kürzel steht für Make Another Disease. Wie von Sinnen Es bedarf keiner überschäumenden Phantasie, um sich lebhaft auszumalen, welch irrwitziges Risiko davon ausgeht. Im März 2021, während die Welt vom Corona-Pandemiehorror ergriffen war, feierte ein 18-köpfiges Forscherteam der Universität Siena den wahnsinnigsten Durchbruch des Jahres: Im Labor erzeugten sie aus SARS-CoV-2 ein neues, noch viel gefährlicheres Coronavirus. Es entgeht den Antikörpern, die unser Immunsystem auf eine Infektion hin produziert. Das macht es extrem tödlich. (Näheres im KLARTEXT „Hurra, SARS-CoV-3 ist da!“) Und soeben melden chinesische Wissenschaftler ein weiteres Exempel von perverser Spitzenforschung – an Mäusen, die sie gentechnisch so verändert hatten, dass ihre Lungen den menschlichen eher ähneln. Mit einem mutierten Coronavirus erzielten sie bei diesen Versuchstieren eine 100%-ige Tötungsrate. In verschiedenen Organen, darunter in den Lungen und Augen, fanden sich bei der Obduktion hohe Mengen an viraler RNA – das meiste im Gehirn. Wen lässt die Aussicht kalt, dass solche Ausgeburten suizidalen Irrsinns bald ebenso rasant über die Menschheit herfallen könnten wie vor kurzem der Covid-19-Erreger? Wer mag nicht auf der Stelle alles unternehmen, um vorzubeugen? Mir fallen nur drei mögliche Profiteure ein: die Hersteller von Gegenmitteln. Deren Besitzer. Sowie alle, die ihrer Vision einer schönen neuen Welt näherzukommen meinen, indem sie eine verängstigte Bevölkerung mittels totaler Kontrolle „schützen“. Von der Pandemie zur Plandemie Glänzende Geschäfte mit der jüngsten Pandemie haben eine baldige nächste noch wahrscheinlicher gemacht. Bis 2027 werden sich die weltweiten Umsätze mit Corona-Impfstoffen auf 348 Milliarden Euro belaufen, wie IQVIA prognostiziert, ein führender Informationsdienstleister der Gesundheitsbranche; Covid-19-Therapeutika wie Paxlovid werden bis dahin mit weiteren 110 Milliarden Euro zu Buche schlagen. Zusammengerechnet knapp eine halbe Billion Euro: Macht ein derartiger Reibach nicht jegliches Verbrechen verlockend? Warum sollten Konzerne, die notorisch über Leichen gehen, däumchendrehend abwarten, bis der nächste hochansteckende Erreger versehentlich irgendeiner Forschungseinrichtung entweicht? Bei der Freisetzung nachzuhelfen, wäre mit Geld und Beziehungen ein Kinderspiel. Dazu genügt ein einziger korrupter Laborant. „All diese Labore sofort schließen!“ Für Boyle steht fest: Alle biologischen Hochsicherheitslabore weltweit „müssen sofort geschlossen werden, bevor es zu einer weiteren Pandemie kommt”. Ist es nicht zum Haareraufen? Da kommt es im März 2011 auf einer Pazifikinsel, die seit eh und je von Erdbeben und Tsunamis bedroht ist, in einem AKW eines bekanntermaßen unsicheren Typs zu einer Kernschmelze – und prompt beschließt 8750 km weiter westlich die panische Regierung einer ebenso tsunami- wie erdbebensicheren Republik, aus der Atomenergie auszusteigen (um sich anschließend Atomstrom von unmittelbaren Nachbarn zu besorgen). Die weltweite Katastrophe hingegen, die von Wuhan ausging, löst in derselben Republik bis heute keinerlei politische Initiativen aus, um das drohende Übel endlich an der Wurzel zu packen. Der Super-GAU von Fukushima forderte geschätzte 18.500 Todesopfer, jener von Tschernobyl rund 4.000. Bei einem versehentlich oder absichtlich freigesetzten Killervirus hingegen könnten es Milliarden sein. Tschernobyls „Todeszone“ erstreckt sich über einen Radius von etwa 30 Kilometern um den zerstörten Reaktor. SARS-CoV-X oder irgendein anderes teuflisches Biotech-Konstrukt hingegen könnte den gesamten Planeten unbewohnbar machen – oder in eine unmenschliche Hygienediktatur verwandeln, aus der es kein Entrinnen mehr gibt. Wen juckt dann noch ein „CO2-Fußabdruck“ und dergleichen? (Harald Wiesendanger) Anmerkung 1  Prionen sind entartete Eiweiße, die bei Menschen und Tieren Krankheiten auslösen können; anders als Viren, Bakterien oder Pilze verfügen sie über keine DNA bzw. RNA. Sie vermehren sich nicht durch Teilung, sondern dadurch, dass sie in benachbarten Molekülen Veränderungen induzieren. Titelbild: Freepik

  • Ist bald Schluss mit Kinderkriegen?

    Um rund 80 Prozent müsse die Geburtenrate weltweit bis zum Jahr 2100 sinken, so fordert ein einflussreicher “Think Tank” der Vereinten Nationen und des Weltwirtschaftsforums. Kein Problem: Die Menschheit ist ohnehin dabei, unfruchtbar zu werden. Sich fortzupflanzen, werden sich womöglich bald nur noch Reiche leisten können. Als der Club of Rome, eine interdisziplinäre Expertenrunde aus mehr als 30 Ländern, der Menschheit 1972 mittels Computermodellen “Die Grenzen des Wachstums” aufzeigte, sandte er eine Schockwelle rund um den Planeten. In naher Zukunft, so weissagte er, werde das System Erde kollabieren, wenn wir seine endlichen Ressourcen weiterhin ungebremst konsumieren. Ein halbes Jahrhundert später scheint diese düstere Zukunft da. So jedenfalls kommt es “Earth4All” vor, einem einflussreichen, aus dem Club of Rome hervorgegangenen Think Tank, der vom schweizerischen Winterthur aus für das Davoser Weltwirtschaftsforum und die Vereinten Nationen hochpreisige Konzepte für eine bessere, nachhaltige Zukunft entwickelt. “Viele Menschen waren schockiert von der Schlussfolgerung (des Club of Rome), dass das Überschreiten der Grenzen des Planeten zum Kollaps führen könnte”, so erklären die Vordenker. “In den letzten 50 Jahren ist die Welt dem Worst-Case-Szenario des Berichts gefolgt, und wir sehen nun tiefe Risse im System Erde und in den Gesellschaften.” Um fünf vor zwölf gegenzusteuern, wirbt Earth4All für nichts Geringeres als einen Giant Leap, einen “Riesensprung”. Statt auf weiteres Wirtschaftswachstum aus zu sein, um für eine weiterwachsende Weltbevölkerung genügend Arbeit, Einkommen und Nahrung sicherzustellen, müsse schleunigst “Degrowth” stattfinden: Um Ressourcen zu schonen, könnte es angebracht sein, dass “Menschen in den reichen Ländern ihre Ernährung ändern, in kleineren Häusern leben, weniger Auto fahren und reisen”, weniger Energie verbrauchen. (Ob diese Einschränkungen auch für die führenden Köpfe der UN, des Weltwirtschaftsforums sowie ihre Sponsoren gelten, lässt Earth4All unerwähnt.) “In den nächsten zehn Jahren muss der schnellste wirtschaftliche Wandel der Geschichte stattfinden, wenn wir die Menschheit vor einer sozialen und ökologischen Katastrophe bewahren wollen. Es ist an der Zeit, unser Wirtschaftssystem zu modernisieren.” (1) Unter anderem bedürfe es dazu einer drastischen Bevölkerungsreduktion. Earth4All schlägt Maßnahmen vor, um die Zahl der Geburten in den nächsten 70 Jahren um 81 % zu senken, von 130 auf 24 Millionen pro Jahr – ein Rückgang um das Fünffache. Wie wäre das hinzukriegen? Die Lösung sieht Earth4All, zur Enttäuschung von allzu argwöhnischen “Verschwörungsideologen”, weder in Impfstoffen noch giftigen Chemikalien, weder in 5G noch in Sterbehilfe für Hochbetagte und sonstige nutzlose Esser. Vielmehr sieht der Plan vor, die gewichtigsten Gründe fürs Kinderkriegen zu beseitigen. Ärmere produzieren reichlich Nachwuchs, um ihn in Familienbetrieben mithelfen zu lassen und das eigene Alter abzusichern – also müsse ein massiver Wohlstandstransfer von reichen zu Entwicklungsländern stattfinden. Überall sollen Frauen dazu “ermächtigt” (empowered) werden, sich erstrebenswertere Lebensziele zu setzen als Mutterschaft. Die Menschheit wird unfruchtbar Bis Winterthur hat sich anscheinend noch nicht herumgesprochen: Schon bald könnte sich das Schreckgespenst, vorbildlich ressourcenschonend, von alleine verflüchtigen, ganz ohne Aktionsplan. Während schwarzmalende Reset-Prediger weiterhin vor den schrecklichen Folgen der Überbevölkerung warnen, macht sich nämlich ein gegenläufiger, nicht minder fataler Trend immer deutlicher bemerkbar: Die Menschheit ist dabei zu schrumpfen. In Kürze wird das globale Bevölkerungswachstum ein Plateau erreichen und danach rückläufig sein; in “entwickelten Regionen”, zu denen Europa, Nordamerika, Australien, Neuseeland und Japan zählen, erwartet die UN schon ab etwa 2025 einen drastischen Rückgang. Weltweit ist bereits jeder Sechste im zeugungsfähigen Alter von Fruchtbarkeitsproblemen betroffen, in Deutschland jedes zehnte Paar, in den USA ebenfalls. Selbst bei gesunden Paaren unter 30 Jahren misslingt es dort 40 bis 60 %, innerhalb des ersten Vierteljahrs nach Beginn ungeschützten Geschlechtsverkehrs für eine Schwangerschaft zu sorgen. Schon heute haben die Geburtenraten weltweit ein Rekordtief erreicht. Zwischen 1960 und 2018 sank die Zahl der geborenen Kinder um 50 %. Der beispiellose Niedergang betrifft beide Geschlechter gleichermaßen, am ausgeprägtesten in wohlhabenden Ländern. Bei Männern befindet sich dort die Spermienmenge schon seit Jahrzehnten im statistischen Sinkflug. Wie die Epidemiologin Dr. Shanna Swan vom Mount Sinai Health System - einem Kliniknetzwerk in New York - feststellte, lag die Zahl im Jahr 2011 mit durchschnittlich 47 Millionen pro Milliliter bei weniger als der Hälfte des Werts von 1973 – damals waren es noch 99 Millionen/ml. Fällt die Kurve weiter im bisherigen Tempo, so läge sie im Jahre 2045 bei Null. So köstlich ließ die US-Epidemiologin Dr. Shanna Swan (Foto) zwei vorzügliche Aufklärungsvideos illustrieren: “A Global Fertility Crisis” und “Endocrine Disruptors - Common Chemicals That Severely Alter Your Hormones”. Swans erschütternden Befund teilt Hagai Levine, Professor für Epidemiologie an der Hebräischen Universität Jerusalem. Nach seiner im Frühjahr 2023 veröffentlichten Studie ist die Spermienzahl zwischen 1973 und 2018 um durchschnittlich 1,2 % pro Jahr gesunken. Dabei hat sich der Rückgang beschleunigt: Seit dem Jahr 2000 beträgt er 2,64% pro Jahr. "Wir stehen vor einer Krise der öffentlichen Gesundheit und wir wissen nicht, ob sie umkehrbar ist", erklärte Levine in einem Interview mit BBC News im März 2023. Bei 40 % der ungewollt kinderlosen Paare liegen die Ursachen allein bei der Frau. (Zu weiteren 20 % tragen beide Partner gleichermaßen zum Problem bei.) Am häufigsten sorgen hormonelle Störungen dafür. Schon bald wird Paaren mit Kinderwunsch nichts anderes übrigbleiben, als sich von ihrem Herzenswunsch zu verabschieden und sich mit einem Haustier zu begnügen – oder sich beim Fortpflanzen medizintechnisch helfen zu lassen. Das Online-Nachrichtenmagazin Salon kommentiert: „Wenn unsere durchschnittliche Spermienzahl weniger als 15 Millionen pro Milliliter beträgt, werden nur noch diejenigen Menschen in der Lage sein, sich fortzupflanzen, die sich teure medizinische Technologien wie die In-vitro-Fertilisation (IVF) leisten können.“ (Levine setzt die Schwelle für die nötige Spermienzahl bei 40 Millionen pro Milliliter an.) Könnten Zeugung, Schwangerschaft und Geburt auf eine verhältnismäßig kurze, recht unhygienische Frühphase der menschlichen Reproduktionsgeschichte beschränkt bleiben, die technologisch noch zu unterentwickelt war, um das Wesentliche außerhalb des Körpers stattfinden zu lassen? Zumindest Transhumanisten hätten kein Problem mit solchen Aussichten. Von EDCs bis PFAS: Chemikalien machen unfruchtbar Welche Faktoren die Krise heraufbeschworen haben und weiter zuspitzen, weiß jeder, der den Forschungsstand zur Kenntnis nimmt. Zu den Hauptverantwortlichen zählen endokrin wirksame Chemikalien (EDCs) wie Phthalate und Bisphenole, die in Kunststoffen, Körperpflegeprodukten, Kosmetika, verarbeiteten und verpackten Lebensmitteln vorkommen. Sie beeinträchtigen unmittelbar die Funktion unserer Steroidhormone: jener Botenstoffe, die Informationen zwischen Geweben vermitteln; die wichtigsten sind Testosteron und Östrogen, die männlichen bzw. weiblichen Geschlechtshormone. Viele EDCs ahmen diese natürlichen Hormone nach und ersetzen sie - leider alles andere als vollwertig. Zum einen drängeln sie sich bei deren Rezeptoren vor (von lat. recipere = aufnehmen): Proteine oder Proteinkomplexe, an die bestimmte Signalmoleküle andocken können, um Prozesse im Zellinneren in Gang zu setzen. EDCs binden an Androgen- oder Östrogenrezeptoren, wobei sie gleichgerichtet oder entgegengesetzt wirken. Dadurch erhöht oder verringert sich die Expression geschlechtsspezifischer Gene: die Art und Weise, wie ein Gen in Erscheinung tritt, um jene biologischen Strukturen und Funktionen auszubilden, die an der Fortpflanzung mitwirken. Betroffen sein können auch P450-Enzyme in der Leber, die Steroidhormone verstoffwechseln. Zudem manipulieren EDCs beteiligte Enzyme -  unter anderem die Cytochrome P450 in der Leber, die Steroidhormone verstoffwechseln. Auch hemmen EDCs die Aktivität der 5-α-Reduktase; sie ist das wichtigste Enzym bei der Produktion von Dihydrotestosteron (DHT), der biologisch wirksamsten Form des männlichen Sexualhormons Testosteron. Somit reguliert 5-α-Reduktase die Vermännlichung der äußeren Genitalien und der Prostata. Wie Dr. Shanna Swan ausführt,  drohen mehrere Probleme, wenn es an Testosteron mangelt, während sich ein männlicher Fötus entwickelt. Seine Genitalien können sich nicht richtig entwickeln. Wenn er älter wird, verfügt er womöglich nicht über genügend Spermien, um fruchtbar zu sein. Auch besteht ein erhöhtes Krebsrisiko. Für all diese negativen Auswirkungen ist die Beweislage längst erdrückend. "In mehreren Studien auf der ganzen Welt wurde ein Rückgang des Testosterons festgestellt”, so stellt Shanna Swan fest. “Wir sehen eine Zunahme der erektilen Dysfunktion. Wir sehen einen Anstieg der Raten von Genitalanomalien. Wir sehen einen Anstieg der Hodenkrebsraten." Damit nicht genug: EDCs können die DNA in Spermien fragmentieren, was zu frühen Fehlgeburten beitragen kann. Natürlich sind auch Frauen betroffen: Bei hoher EDC-Belastung bilden ihre Ovarien ungewöhnlich früh nicht mehr genügend Eizellen, um schwanger zu werden. Eine weitere Klasse von chemischen Übeltätern stellen per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) dar. Sie stecken in fett- und schmutzabweisenden Produkten wie Lebensmittelverpackungen, Kleidung, Kosmetika und Haushaltsgegenständen wie Kochgeschirr. Ziemlich treffend werden sie umgangssprachlich als „ewige Chemikalien“ bezeichnet: Extrem stabil, sind sie so gut wie gar nicht abbaubar. Deshalb verschmutzen sie nicht nur dauerhaft Wasser und Boden – über die Nahrung und Kontakt mit Verbraucherprodukten reichern sie sich auch in unserem Körper an. Eine 2022 veröffentlichte Studie fand "einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber einer Mischung von PFAS in der Frühschwangerschaft und einer geringeren Spermienkonzentration und Gesamtspermienzahl sowie einem höheren Anteil an nicht-fortpflanzungsfähigen und unbeweglichen Spermien" bei männlichen Nachkommen. Auch stören PFAS nachweislich die Fortpflanzungshormone. Sie verzögern den Beginn der Pubertät. Bei Frauen erhöhen sie das Risiko für Endometriose: Gewebeteile der Gebärmutterschleimhaut wachsen dann außerhalb des Uterus; dabei können sie Eileiter und Eierstock derart verstopfen, dass der Eisprung verhindert wird. Darüber hinaus fördern PFAS das polyzystische Ovarsyndrom, bei Frauen mit 5 bis 10 % die häufigste Hormonstörung im gebärfähigen Alter: Weil sie die Reifung der Eizellen beeinträchtigt, finden keine regelmäßigen Eisprünge statt, was den Eintritt einer Schwangerschaft erschwert. Sogenannte “Pflanzenschutzmittel” spielen ebenfalls mit. Organophosphate und N-Methylcarbamate, zwei gängige Insektizidklassen, verringern die Spermienzahl, wie die Fachzeitschrift Environmental Health Perspectives im November 2023 Erkenntnisse aus 20 Studien mit insgesamt 1774 erwachsenen Männern zusammenfasste. Mit einer verminderten Fruchtbarkeit bei Frauen sowie mit Störungen der Eierstöcke, Totgeburten, Frühgeburten und Entwicklungsanomalien werden Pestizide ebenfalls in Verbindung gebracht. Auch Elektrosmog steht im Verdacht Zum beobachteten Rückgang der männlichen Spermienzahl könnten Belastungen durch elektromagnetische Felder (EMF) ebenfalls beitragen. Einen bisher unbekannten Mechanismus, mit dem die von Mobiltelefonen und anderen drahtlosen Technologien ausgestrahlten Mikrowellen biologische Schäden anrichten können, entdeckte Martin L. Pall, Professor für Biochemie und medizinische Grundlagenwissenschaften an der Washington State University: Sie aktivieren spannungsgesteuerte Kalziumkanäle (VGCCs), die in den Zellmembranen eingebettet sind. Wenn das geschieht, werden innerhalb der Zelle im Nu rund eine Million Kalziumionen pro Sekunde freigesetzt. Dieser massive Überschuss an Kalzium führt dazu, dass sich Stickstoffmonoxid (NO) bildet – in der Zelle ebenso wie in den Mitochondrien.  Gemeinsam mit Superoxid verwandelt sich NO in Superoxid. Diese hochreaktive Verbindung richtet nicht nur oxidative Verwüstungen an, sondern bildet auch freie Hydroxylradikale; diese zerstören die mitochondriale und nukleare DNA, ihre Membranen und Proteine. Das führt zu Dysfunktionen, die sich auf Menge und Funktion der Spermien auswirken, insbesondere auf ihre Beweglichkeit. Wie auf einem Expertengremium für Kindergesundheit im Jahr 2013 festgestellt wurde, ist "die Hodenschranke, die die Spermien schützt, das empfindlichste Gewebe im Körper“; deshalb setzt ihr Handystrahlung besonders stark zu. Je häufiger es zu einer Exposition kommt, je länger sie andauert, je stärker das EMF ist, desto schlimmer wirkt es sich aus. Wer weiterhin bestreitet, dass die Strahlung von Smartphones, Tablets, WLAN-Routern & Co. unserer Gesundheit schadet, hat vom aktuellen Forschungsstand keinen blassen Schimmer - oder er steht vermutlich auf der Honorarliste der Mobilfunklobby. 130 Studien und 13 Reviews belegen Auswirkungen auf die Konzentration, Vitalität, Form und Beweglichkeit der Spermien; die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation diagnose:funk hat sich die Mühe gemacht, einen Großteil davon in einer Datenbank zusammenzutragen. Selbst der Technologiefolgen-Ausschuss des EU-Parlaments sieht den Zusammenhang mittlerweile als erwiesen an – nachzulesen in seinem Forschungsüberblick „Health Impact of 5G“. Kürzlich bestätigt hat ihn eine aufwändige Meta-Analyse von Wissenschaftlern der Elite-Uni Pusan in Südkorea. Politische Konsequenzen daraus wären überfällig. Wird der Notstand herbeigeimpft? Impfstoffe könnten den Unfruchtbarkeitstrend verstärken. Frühzeitig haben besorgte Ärzte und Wissenschaftler darauf hingewiesen, dass eben diese Gefahr von den Covid-Spritzen ausgeht: In Spermien, Eizellen und Plazenta könnten die Vakzine mit Syncytin – einem Protein, das bei der Entwicklung der Plazenta eine entscheidende Rolle spielt - und reproduktiven Genen in einer Weise reagieren, welche die Fortpflanzung behindert. Wie berechtigt die Warnung war, bestätigt inzwischen eine im Fachjournal Andrology veröffentlichte Studie (2): Die mRNA-Spritze von Pfizer beeinträchtigt die Konzentration und Beweglichkeit von Spermien rund ein Vierteljahr lang. Frauen aller Altersgruppen klagten über eine veränderte Menstruation nach der Impfung, was sich auf die Fruchtbarkeit auswirken könnte; allein in Großbritannien wurden über 30.000 entsprechende Berichte dokumentiert. Je häufiger sich Frauen „piksen“ ließen, desto öfter litten sie unter Fertilitätsproblemen. Es häuften sich Meldungen über Todesfälle bei Neugeborenen und gestillten Babys (3). Österreichische Hebammen berichteten über eine Zunahme von Komplikationen während der Schwangerschaft und Entbindung nach einer Covid-Impfung. Rund um den Globus fiel die Geburtenrate nach Beginn der Covid-Impfkampagne – ausgeprägter als je zuvor in den vergangenen hundert Jahren. Daten aus 19 Ländern Europas belegen für die erste Jahreshälfte 2022 ein mittleres Minus von 7 %: Das sind 110.059 Geburten weniger als im Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2021. In fünf Ländern lag die Quote über 10 %. In Deutschland sank die Geburtenrate im ersten Quartal 2022 um 10 % (4), bis Jahresende um 12,2 %. In der Schweiz lag sie zwischen Januar und April 2022 um 15 % niedriger als erwartet, in Großbritannien um 10 %,  in Taiwan um 23 %. In den Niederlanden sank sie um 11 %, in Schweden um 14 %, in Neuseeland und Australien um rund 15 %, in Ungarn um 22 %, auf Taiwan um 28 %. (5) Auch die meisten US-Bundesstaaten verzeichneten einen Rückgang der Lebendgeburten. Für North Dakota beispielsweise weisen Statistiken ein Minus von 10% im Februar 2022 aus, von 13% im März und von 11% im April, verglichen mit den entsprechenden Monaten im Vorjahr. In den fünf Ländern mit den höchsten Covid-Impfquoten ging die Geburtenrate im Durchschnitt um 15,2 % zurück. Hingegen sank sie in den fünf Ländern mit dem niedrigsten Bevölkerungsanteil Geimpfter im Durchschnitt nur um 4,66 %. Unfruchtbarkeit als Impfschaden: Handelt es sich da selbstverständlich um eine allerseits bedauerte, völlig unbeabsichtigte Nebenwirkung? Daran zweifeln lässt der erschütternde Dokumentarfilm „Infertility: A Diabolic Agenda“. Wie er 2022 aufdeckte, arbeitet die Weltgesundheitsorganisation seit den 1970er Jahren an Vakzinen, die unfruchtbar machen. Mitte der neunziger Jahre kam heraus, dass die UNICEF in Afrika einen Tetanus-Impfstoff verwendete, der mit “humanem Choriongonadotropin” versetzt war, kurz hCG. Die Ausschüttung dieses Hormons sendet dem Körper einer Frau das erste Schwangerschaftssignal. Er reagiert darauf, indem die Eierstöcke Progesteron produzieren, das die Schwangerschaft bis zum Ende aufrechterhält. Mit Tetanus-Toxin kombiniert, wurde dieses hCG vom Immunsystem der “Gepiksten” angegriffen und zerstört. So kam es zur massenhaften Sterilisation afrikanischer Frauen – ohne deren Wissen und Zustimmung. (6) Ein mutiger Arzt aus Kenia, Dr. Stephen Karanja, schlug damals verzweifelt Alarm: “Wenn sie mit Afrika fertig sind, seid ihr und eure Kinder dran.” Pflanzen sich bald nur noch Reiche fort? Das Fertilitätsgeschäft boomt. Bis 2030 wird es voraussichtlich ein Marktvolumen von rund 48 Milliarden Dollar erreichen, mit enormem weiteren Wachstumspotenzial. Denn Reproduktionsmedizin ist sündhaft teuer – ihre Anbieter profitieren umso mehr, je zaghafter Gesundheitsbehörden die Ursachen angehen. Ein einziger Zyklus der In-vitro-Fertilisation (IVF), bei der in einem Reagenzglas einzelne Eizellen mit aufbereiteten Spermien zusammengebracht werden, kann 2000 bis 3000 Euro kosten, aber auch zwischen 15.000 und 30.000 Euro.  Und weil die Chance, dabei schwanger zu werden, nach dem ersten Zyklus nur 29 % beträgt und selbst beim sechsten Zyklus erst auf 43 % steigt, können schwindelerregende Beträge zusammenkommen. In Deutschland springen Krankenkassen ein, aber bloß unter bestimmten Voraussetzungen und meist nur anteilig. Lediglich Verheiratete können darauf hoffen; beide Ehepartner müssen mindestens 25 Jahre alt sein, die Frau aber höchstens 40, der Mann maximal 50. Im allgemeinen beteiligen sich die Gesetzlichen dann zur Hälfte an den Behandlungs- und Medikamentenkosten für insgesamt acht Zyklen einer Insemination ohne vorherige hormonelle Stimulation plus drei Zyklen einer Insemination mit hormoneller Stimulation plus drei Zyklen einer IVF oder einer Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI), bei welcher ein einzelnes Spermium mit einer Mikropipette direkt in das Zytoplasma einer Eizelle injiziert wird. Private Krankenkassen verfahren nach dem „Verursacherprinzip“; ist beispielsweise der Mann steril, so bezahlen sie die gesamte Behandlung, auch wenn die Ehefrau gesetzlich versichert ist. Anderswo müssen Betroffene aus eigener Tasche bezahlen. Ein Großteil ist damit überfordert. Und es werden immer mehr. "Unsere Spezies steht vor einer Zukunft, in der nur noch die Reichen in der Lage sein werden, sich zu vermehren", befürchtet Salon. Wer sonst wird sich noch teure Reproduktionstechnik leisten können? Zwei neue soziale Klassen könnten entstehen: Wenigen vermögenden Fortpflanzern würde eine Masse finanziell minderbemittelter Steriler gegenüberstehen – mit enormem Konfliktpotential. Um für eine solche Zukunft vorzusorgen, kommen immer ausgefeiltere Technologien zur sozialen Kontrolle wie gerufen. (Harald Wiesendanger) Anmerkungen (1)   Eingehend beschreibt Earth4All das “Riesensprung”-Szenario in seinem knapp 100-seitigen Konzept “People and Planet”. Noch ausführlicher präsentiert es die Ko-Präsidentin des Club of Rome, Sandrine Dixson-Declѐve, in ihrem Buch Earth for All – A Survival Guide for Humanity (2022); es fügt sich vorzüglich in die Great Reset-Vision des WEF-Lenkers Klaus Schwab ein. Weitgehend entspricht es zudem den “Sustainable Development Goals” der Vereinten Nationen, s. auch https://expose-news.com/2022/06/26/new-study-pfizer-docs-depopulation-infertility/ (3)   Zu 60 gemeldeten Fällen aus Deutschland s. hier (4)   https://expose-news.com/2022/07/18/germany-birth-rates-drop-dramatically-in-2022/; https://igorchudov.substack.com/p/dramatic-decrease-in-births-in-germany (5)   Für das Gesamtjahr 2022 siehe die Tabelle in https://swprs.org/covid-vaccines-and-fertility/#foobox-5/0/birth-data-2022-july.png?ssl=1 (6)   Siehe Auswege Infos Nr. 99 / 2. August 2022 Titelbild: Freepik.

  • Homöopathie "nutzlos"?

    Gesundheitsminister Lauterbach will Homöopathie als Kassenleistung streichen. Wieso? Weil "Leistungen, die keinen medizinisch belegbaren Nutzen haben, nicht aus Beitragsmitteln finanziert werden dürfen“. Es fällt schwer, ein derartiges Statement weder auf Inkompetenz noch auf Lobbysteuerung zurückzuführen. Eine „gefährliche Pseudowissenschaft“ sei die Homöopathie, so twitterte Karl Lauterbach 2022. Dabei hätte er robuste Belege dafür, wie wirksam diese Therapierichtung sein kann, spätestens sechs Jahre zuvor einer Metaanalyse entnehmen können, die placebo-kontrollierte, doppelblinde, randomisierte, kontrollierte Studien auswertete. Dabei ergab sich: Bei homöopathischen Arzneimitteln ist die Wahrscheinlichkeit um eineinhalb bis zwei Mal höher, dass sie im Vergleich zu Placebo eine Wirkung erzielen, wenn sie bei einer individuell abgestimmten Behandlung verschrieben werden. Mittlerweile liegen rund 170 hochwertige Studien über den medizinischen Nutzen der Homöopathie vor - in den meisten hat sie sich gegenüber einem Placebo als überlegen erwiesen. Keine davon berücksichtigte der „Nationale Gesundheits- und Forschungsrat“ (NHMRC), als er die Homöopathie „überprüfte“. Ebenso ignorierte sie der “Wissenschaftliche Beirat der Europäischen Akademien” (EASAC), der die EU-Kommission berät, in seiner skandalösen Stellungnahme zur Homöopathie. Unfassbar, ungefähr nach dem Motto: "Meine Augen sind zu, also ist es dunkel." Übrigens würde Lauterbach mit seiner Maßnahme die Gesetzlichen um gerade mal zehn Millionen Euro entlasten. Hätte er sich auf der Jagd nach “Leistungen ohne medizinisch belegbaren Nutzen“ nicht eher die „Schutz“masken und „Schutz“impfungen der Corona-Jahre vorknöpfen müssen? Allein damit hätte sich ein zweistelliger Milliardenbetrag einsparen lassen, mit dem man locker jedem deutschen Haushalt eine Wärmepumpe spendieren könnte – und jedem Bauernhof seinen Billigdiesel. Ebensowenig wie eine Krankheit mit Globuli - so konstruiert unser Gesundheitsminister den hinkendsten aller Vergleiche - "lässt sich der Klimawandel mit der Wünschelrute bekämpfen“ – oder eine virale Infektwelle mit der Gesichtswindel. Im übrigen dürfte es jeder Fan wissenschaftlicher Evidenzbasierung außerordentlich begrüßen, wenn das Kriterium des „medizinisch belegbaren Nutzens“ endlich einmal gnadenlos auf sämtliche Produkte und Leistungen der Schulmedizin angewandt würde. Geschähe das konsequent: Wo lägen dann wohl unsere Beitragssätze zur Krankenversicherung? Warum es Homöopathie weiterhin so schwer hat, Skeptiker zu überzeugen, brachte schon 1991 eine niederländische Forschergruppe auf den Punkt, nachdem sie 107 kontrollierte Studien ausgewertet hatte:  „Wir sind von der Menge an positiven Nachweisen, sogar unter den besten Studien, überrascht. Aufgrund der Datenlage wären wir bereit, zu akzeptieren, dass Homöopathie wirksam sein kann, wenn nur der Wirkmechanismus plausibler wäre.“ Aber ist denn ausgeschlossen, dass ein Phänomen existiert, solange unklar ist, warum? Wer beides nicht auseinanderhalten kann, hat keine Ahnung von Wissenschaft. Dann wird er besser Pharmareferent als Gesundheitsminister. Worum es hier in Wahrheit gehen könnte, lässt ein Ausblick der US-Marktforschungsfirma Transparency Market Research ahnen. Der weltweite Umsatz von homöopathischen Produkten, der im Jahr 2021 bei 10,7 Milliarden US-Dollar lag, dürfte demnach bis Ende 2031 auf 32,4 Milliarden wachsen. Ist es nicht ärgerlich, dass Big Pharma dadurch Marktanteile verlorengehen? (Harald Wiesendanger) Titelbild: Collage aus Fotos von Bruno/Pixabay und Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=110143015

  • Dieser Tsunami wird BILLIONEN kosten

    Ein Tsunami von Autismusfällen bricht über die westliche Welt herein. Während er der Gesundheitswirtschaft rosige Wachstumsaussichten beschert, wird er die Gesellschaft unfassbar teuer zu stehen kommen: Die Ausgaben für medizinische Versorgung, Betreuung und Folgekosten könnten bis 2060 auf 5,5 Billionen Dollar pro Jahr ansteigen – allein in den USA, wie eine neue Studie vorrechnet. Wird die Katastrophe herbeigeimpft? Um ungefähr ein Jahrzehnt, so heißt es, sei Amerikas Entwicklung der übrigen Welt voraus. Soweit diese Vorreiterrolle im Gesundheitswesen ebenso gilt wie für soziale und kulturelle Trends, wird auch auf Deutschland und das restliche Europa zukommen, worin immer mehr Fachleute in den Vereinigten Staaten eine nahe Katastrophe ohnegleichen sehen: Die Zahl der Autismusfälle explodiert geradezu. Bis in die sechziger Jahre hinein war die Krankheit so gut wie unbekannt. Noch Anfang der Siebziger betraf sie in den USA erst eines von 10.000 Kindern, Ende der achtziger Jahre eines unter 2000. Als das Autism and Developmental Disabilities Monitoring Network (ADDM)  - eine Einrichtung der CDC, der behördlichen “Zentren für Krankheitskontrolle und –prävention” – im Jahr 2000 damit begannen, entsprechende Daten zu erheben, wurde bei einem von 250 Kindern eine “Autismus-Spektrum-Störung” diagnostiziert. Bis 2021 stieg die Rate auf 1 von 44; bei 2,27 % der US-amerikanischen Achtjährigen lag Autismus vor. Die jüngste Statistikbericht von 2023 stellt fest: Schon 1 von 36 Achtjährigen, 2,8 %, sind betroffen. Allein rund um die Metropole New York haben die Diagnosen seit der Jahrtausendwende um 500 % zugenommen. Dieser haarsträubende Anstieg dürfte sich fortsetzen, so prognostizieren die US-Forscher Mark Blaxill, Cynthia Nevison und Toby Rogers in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift Science, Public Health Policy and the Law in einem peer-geprüften Artikel. Sein Titel spricht für sich: “Autism Tsunami: The Impact of Rising Prevalence on the Societal Cost of Autism in the United States”. Die drei Wissenschaftler erwarten, dass sich der aktuelle Horrortrend mittelfristig fortsetzt: 2024 wird die Autismusrate 6 % erreichen. Bis zum Jahr 2032 wird sie 7 % überschreiten. Auch danach wird sie voraussichtlich weiter ansteigen, wenn auch langsamer. Schlimmstenfalls könnte im Jahr 2060 jeder Zehnte ein Autist sein. (1) “Es droht ein Gesundheitsnotstand.” Welche Kosten entstehen daraus? Dabei geht es nicht nur um die medizinische Versorgung, sei es stationär in psychiatrischen, psychosomatischen und Rehabilitationszentren, sei es in Ambulanzen und Tageskliniken, sei es in Praxen von Ärzten und Psychotherapeuten, Logopäden, Physio- und Beschäftigungstherapeuten, sei es für Pflegedienste, sei es für Medikamente. Zu berücksichtigen gilt es darüber hinaus Ausgaben für Frühförderung, für Sonderschulen, auch Produktivitätsverluste seitens der zumeist erheblich beanspruchten Eltern. Werden autistische Kinder erwachsen, so kommen Faktoren wie Heimunterbringung und eigene Produktivitätsverluste hinzu. Sterben die Eltern, die zuvor einen Großteil der Pflege finanziert haben, so verlagern sich die Kosten auf den Staat. Geschieht nichts, um den Autismus-Tsunami aufzuhalten, so werden allein in den Vereinigten Staaten die gesellschaftlichen Kosten der Autismus-Spektrum-Störung bis zum Jahr 2030 auf 589 Milliarden Dollar ansteigen, bis 2040 auf 1,36 Billionen Dollar, bis 2060 auf 5,54 Billionen Dollar, schlimmstenfalls 7 Billionen – jeweils pro Jahr. Neben diesem “Basisszenario”, das von der Fortsetzung gegenwärtiger Trends ausgeht, rechnet die Forschergruppe allerdings auch ein “Präventionsszenario” durch; es geht davon aus, dass Gegenmaßnahmen möglich sind und ergriffen werden, um die Ursachen von Autismus einzudämmen. Doch selbst in diesem Fall würden die Gesamtkosten bis 2060 auf 3,7 plus/minus 0,8 Billionen Dollar pro Jahr anwachsen. Denn die enorme Anzahl von Autisten, die in den jüngsten Jahrzehnten geboren wurden, werden auch die effektivsten Maßnahmen nicht schlagartig verschwinden lassen; die demografische Dynamik dieser Bevölkerungsgruppe gilt es mitzuberücksichtigen. Weltweiter Albtraum In Deutschland könnte inzwischen mindestens ein Prozent der Bevölkerung betroffen sein. Das wären Hunderttausende. Pro Fall entstehen hierzulande derzeit Kosten von durchschnittlich 3287 Euro pro Jahr, wie eine Studie der Uni Bremen schätzt. Das entspräche einer Gesamtbelastung von 2,6 Milliarden Euro, womit die Bundesrepublik vorerst noch weitaus glimpflicher davonkäme als die Vereinigten Staaten. Und international? “Ungefähr seit dem Jahr 2000 ist weltweit eine steigende Prävalenz von Autismus-Spektrum-Störungen zu verzeichnen, von vormals Promille- und heute Prozentbereich", erklärt Sven Bölte, Leiter des Zentrums für Neuroentwicklungsstörungen und der Abteilung für Neuropsychiatrie am Karolinska-Institut in Stockholm. "Dabei gibt es teils große Unterschiede beim Tempo in den verschiedenen Regionen, aber es ist ein internationales Phänomen". Weltweit, so der Wissenschaftler, liege die Rate mittlerweile bei etwa ein bis drei Prozent. Nicht auszudenken, was aus der Menschheit nicht nur in finanzieller Hinsicht würde, falls sich der Planet früher oder später amerikanischen Verhältnissen annähert. “Ohne Interventionen, um die Prävalenzraten zu verlangsamen, wird die Zahl der Betroffenen so schnell wachsen, dass das System zusammenbricht”, erwartet Blaxill. Was tun? Was für Maßnahmen könnten den Tsunami eindämmen? Gentechnik, womöglich schon pränatal? Genetische Faktoren scheinen bei Autismus in der Tat mitzuspielen: Unter Achtjährigen sind in den USA 4 % der Jungen betroffen, aber nur 1 % der Mädchen. Doch allein Veränderungen im Erbgut erklären den Fall-Tsunami schwerlich – denn dieser begann erst seit den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts dramatisch anzuschwellen. Was setzte just zu jener Zeit ein? Immer mehr Schwangere griffen arglos zu gefährlichen Medikamenten, die ihnen Ärzte pharmagesteuert verordneten. Wie mehrere Studien belegen, erhöhen werdende Mütter, wenn sie Paracetamol einnehmen, das Autismusrisiko ihres Nachwuchses um bis zu 214 % (2) - und noch mehr, wenn sie es Babies und Kleinkindern verabreichen. Schwangere, die Antidepressiva schlucken, verdoppeln damit das Autismusrisiko ihres ungeborenen Kinds, wie die Universität von Montreal herausfand, als sie Daten von über 145.000 Frauen analysierte. (3) Auch mit Asthmamitteln und Antiepileptika gefährden sie ihr Ungeborenes. Selbst Medikamentenreste im Trinkwasser stehen in begründetem Verdacht, Autismus zu fördern. Auch Umweltgifte tragen zu Autismus bei. Dazu zählen Blei, Arsen und Kupfer, sogar in der Babynahrung, wie auch Phthalate, die häufig als Weichmacher in Polyvinylchlorid (PVC) und anderen Kunststoffen stecken, etwa in Bodenbelägen, Kinderspielzeug und Gummiprodukten. (4) Wird die Katastrophe herbeigeimpft? Blaxill, Nevison und Rogers erachten einen anderen Tsunami-Auslöser allerdings für noch viel schwerwiegender: ausufernde Impfkampagnen. Seit 2021 erhalten US-amerikanische Kinder 72 Impfstoffdosen, über 250 weitere sind in Vorbereitung. Bis heute stecken in Vakzinen Aluminium und Quecksilber, sei es als Wirkverstärker, als Konservierungsmittel oder als Verunreinigung aus dem Herstellungsprozess. Sie richten Gehirnschäden an. Im Hirngewebe von Autisten stellte eine Studie einen konstant erhöhten Aluminiumgehalt fest. (Siehe den tragischen Fall von Sawyer im KLARTEXT “Damit sein Tod nicht sinnlos war”.) Allein schon “der Aluminiumgehalt von Kinderimpfstoffen ist absurd hoch”, konstatiert Christopher Exley, Professor für Biochemie, in seinem Buch Imagine You Are an Aluminum Atom (2020). Dass Vakzine zurecht hauptverdächtig sind, verrät ein bemerkenswertes statistisches Detail: Während die Autismusraten für alle US-Kinder, die zwischen 1993 und 2000 zur Welt gekommen waren, stetig anstiegen, sind unter jüngeren Jahrgängen vor allem Kinder von ethnischen Minderheiten – Schwarze, Hispanics, Einwanderer aus dem asiatisch-pazifischen Raum – und von einkommensschwachen Eltern betroffen. Hingegen zeigt sich zumindest bei einer Bevölkerungsgruppe neuerdings erfreulicherweise ein gegenläufiger Trend: nämlich bei weißen Familien aus wohlhabenden Wohngegenden. Dort stagnieren die Raten, teilweise gehen sie sogar zurück. Warum? Vermutlich nahmen diese Familien Veränderungen vor, die das Autismusrisiko ihres Nachwuchses senkten: Sie vermieden Arznei- und Genussmittel während der Schwangerschaft, schützten ihre Kinder vor Umweltgiften, ließen seltener, später oder gar nicht impfen. Nur vereinzelt trauen sich Ärzte, die fatale Rolle der Vakzine öffentlich anzuprangern – wohlwissend, dass sie damit ihre Zulassung aufs Spiel setzen. Wie der pädiatrische Neurologe Dr. Andrew Zimmerman schätzt, haben 20 bis 30 % seiner Patienten aufgrund von Impfungen Autismus entwickelt. Nach Beobachtungen der Kinderärztin Dr. Elizabeth Mumper, Präsidentin des auf Autismus ausgerichteten Rimland Center For Integrative Medicine, liegt der Anteil bei 40 bis 45 %. Die gleiche Quote fand der Kinderarzt Dr. Douglas Hulstedt bei 150 Autismusfällen, mit denen er seit dem Jahr 2000 in seiner Praxis nach Impfungen tun bekam. Sogar von 80 bis 90 % geht Dr. Stephanie Cave aus, eine Hausärztin aus Louisiana, die 8000 Autismusfälle gesehen hat. Autismus-Industrie lässt die traurige Wahrheit zensieren Ihren brisanten Artikel über den “Autismus-Tsunami” hatten Blaxill, Nevison und Rogers schon 2021 veröffentlicht, damals im Journal of Autism and Developmental Disorders (JADD). Doch knapp zwei Jahre später machten Verlag und Herausgeber die Veröffentlichung rückgängig, wegen “Bedenken” aufgrund nicht offengelegter “nichtfinanzieller Interessen”. Und welche “Voreingenommenheit” wäre das? Die Impfskepsis der Autoren. "Dieser feige Akt der Zensur durch das JADD und den Verlag“, kommentiert Tony Rogers, „ist ein verblüffendes Schuldeingeständnis der Mainstream-Torwächter. Sie können einfach kein Gespräch über die Fakten führen, weil sie wissen, dass sie verlieren werden. Zensur ist alles, was ihnen bleibt." Dieser Meinungsterror wird weitergehen und zunehmen. „Das größte Hindernis bei der Bewältigung dieser Krise“, so erklärte Rogers gegenüber dem Online-Magazin The Defender, „ist nicht nur Big Pharma. Es ist eine ganze Autismus-Industrie entstanden, zu der auch Forscher, gemeinnützige Organisationen, akademische Fachzeitschriften und mehr gehören. Di ese Industrie ist mehr als eine Billion Dollar wert, und sie will keine Gespräche über die Ursachen oder die Prävention führen - sondern an der Krankheit verdienen." (Harald Wiesendanger) P.S.: Näheres zu diesem Thema in den KLARTEXT-Beiträgen „Autismus-Seuche – Big Pharma frohlockt“ und „Lästige Kurve – Echte Autismusforschung stört Geschäftsinteressen“. Anmerkungen (1)   Siehe https://www.publichealthpolicyjournal.com/_files/ugd/adf864_231644ca239249dc9ac579b5d332d872.pdf, S. 238. (2)   https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31664451/, siehe auch https://www.zentrum-der-gesundheit.de/bibliothek/medikamente/nebenwirkungen-medikamente/autismus-paracetamol-schwangerschaft (3)   (https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2016/daz-4-2016/autismus-durch-antidepressiva; https://www.zentrum-der-gesundheit.de/krankheiten/weitere-erkrankungen/autismus-uebersicht/autismus-antidepressiva (4)   Neurotoxikologie 30 (5) September 2009, S. 822–831, https://translate.google.com/website?sl=en&tl=de&hl=en&u=https://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/eutils/elink.fcgi?dbfrom%3Dpubmed%26retmode%3Dref%26cmd%3Dprlinks%26id%3D19822263 Titelbild: Collage aus zwei Illustrationen von vecstock bei Freepik

  • Helfen Psycho-Profis wirklich besser?

    Wie hilfreich, überlegen und unentbehrlich sind Experten wirklich, wenn seelische Krisen andauern? Wie gut tun sie Betroffenen? Weithin unbekannte Ergebnisse der Therapieforschung belegen Peinliches: Viele Laien helfen chronisch Ängstlichen, Depressiven, Aggressiven, Traumatisierten, Süchtigen und anderen seelisch Belasteten keineswegs schlechter als Psychiater, Psychologen und Psychotherapeuten mit Hochschulabschluss. Auch in Dutzenden Therapiecamps meiner Stiftung Auswege hat sich an mehreren hundert psychisch Schwerbelasteten erwiesen: Es geht auch ohne Profis - manchmal sogar besser. „Meine fünfzehn Heilsitzungen bei euch haben mir viel, viel besser getan als die vorherigen 480 bei meinem Analytiker“, befand ein 47-jähriger Schwerstdepressiver. Eine Lehrerin (62), die das frühkindliche Trauma wiederholten sexuellen Missbrauchs durch den eigenen Vater nie losgeworden war, schwärmte nach acht Camptagen: „Ich habe schon so viele Psychotherapien gemacht, die mir nullkommanix gebracht haben. Was ihr bei mir in Gang gesetzt habt, ist unglaublich. So intensiv!“ „Es war, als hätte ich meine vergangenen vier Jahrzehnte in einem fensterlosen Raum zugebracht“, bekannte Ludwig (55), den fortwährende Ängste mit heftigen körperlichen Begleitsymptomen quälten, seit er am selben Tag beide Eltern verlor. „Ihr habt mir ein Fenster geöffnet, endlich sehe ich Licht.“ Wie diesen Drei, so ergeht es nahezu allen psychisch Schwerbelasteten, die den Weg in ein Therapiecamp meiner Stiftung Auswege finden. Mehrere hundert waren es bisher. Ob bei anhaltenden Depressionen oder Ängsten, bei bipolaren, Ess- oder Schlafstörungen, Zwängen oder Süchten, bei ADHS, Hyperaggressivität, Anpassungs- und sonstigen Verhaltensstörungen, bei Sinnkrisen, Minderwertigkeitsgefühlen oder Beziehungskonflikten, bei einem Trauma oder Burn-out, bei Autismus oder Schizophrenie: Weniger als zwei Prozent der betroffenen Teilnehmer verabschieden sich nach gut einer Woche mit unveränderter oder gar verschlimmerter Symptomatik. Nicht anders ergeht es Campteilnehmern, denen ein langwieriges, unerbittlich fortschreitendes körperliches Leiden arg aufs Gemüt schlägt, sowie ihren mitgereisten Angehörigen, die ständige Sorge und Fürsorge derart bedrücken, dass sie oftmals nicht minder behandlungsbedürftig sind. Was für hochwirksame Therapien kommen da zum Einsatz? Welche großartigen Psychologen, Psychotherapeuten und Psychiater konnte die Stiftung für einen Campeinsatz gewinnen? Zumeist gar keine. An zwei Drittel der 38 „Auswege“-Camps, die zwischen 2007 und 2023 stattfanden, wirkte kein einziger professioneller Seelenhelfer mit. Die erwähnten Erfolge erzielte in der Regel ein Helferteam, das ausnahmslos aus psychologischen Amateuren bestand: überwiegend Geistheiler, gemeinsam mit einzelnen Heilpraktikern und spirituellen Lebenshelfern, unter Aufsicht von Ärzten ohne psychiatrische oder psychotherapeutische Spezialisierung. Und wo ausnahmsweise Profis im Einsatz waren, blieb stets fraglich, ob die erzielten Fortschritte ausschließlich oder hauptsächlich ihr Verdienst waren. Soll das etwa heißen, Laienhilfe sei jenen wissenschaftlich abgesicherten Leistungen häufig gleichwertig oder gar überlegen, die akademisch geschulte Fachleute zu erbringen verstehen? In der Tat – im Einklang mit einer Vielzahl neuer, weithin unbekannter wissenschaftlicher Forschungsergebnisse. Reichlich erforscht: Viele Laien können mehr Steht nicht völlig außer Frage, dass psychisch Belastete in die Hände von wissenschaftlich ausgebildeten Profis gehören? „Aber natürlich!“, trichtert Bedrückten eine massenmediale Einheitsfront ein, deren Schreibtischtäter sich seriös und gebildet vorkommen, wenn sie recherchefrei weiterreichen, was ihnen mutmaßliche Experten als „den Stand der Wissenschaft“ ausgeben. Aus diesem folgt angeblich: Glaub bloß nicht, du könntest dir selber helfen! Und baue bloß nicht auf Unbefugte! „Was Depressiven und ihren Angehörigen hilft“, weiß das Nachrichtenmagazin Stern: „Auf Profis vertrauen. Suchen Sie Hilfe bei einem Fachmann: dem Hausarzt, einem Psychiater oder Psychotherapeuten. (…) Im akuten Fall wenden Sie sich an einen Krisendienst bzw. eine psychiatrische Klinik.“ Auch Focus will die „Seele mit Medikamenten und Psychotherapie heilen“, wirbt nachdrücklich für „Kleine Helfer – Keine Angst vor Psychopillen“. Nach Spiegel online muss „der erste Gang dem Hausarzt gelten. Er kann die Schwere der Depression bestimmen und entsprechende Schritte einleiten.“ Die Welt warnt, „auf keinen Fall ‘Do-it-yourself‘-Therapieversuche zu starten“, das „gehört in die Hand von guten Psychotherapeuten“. Bei einem „ernsten depressiven Einbruch sollte die Behandlung auf jeden Fall in einer Klinik erfolgen“. Und auch Bild, eine der auflagenstärksten Tageszeitungen Europas, will „ermutigen, sich professionelle Hilfe zu suchen“. (1) Geprägt von der Enteignung seelischer Gesundheit, lässt sich der Zeitgeist prägnant von der aus Mainstream-Quellen gefütterten KI „ChatGPT“ zusammenfassen: “Schwere psychische Probleme erfordern professionelle Hilfe.” (2) Stimmt das wirklich? Wenn sich ein seelisch Belasteter unschlüssig ist, ob er eher auf Unterstützung im vertrauten Umfeld setzen oder einen Profi aufsuchen soll: Wie sähe eine brauchbare Entscheidungshilfe aus? Therapieforscher bemühen sich seit Jahrzehnten darum. Sie vergleichen, was eine größere Anzahl von Laienhelfern und berufsmäßigen Behandlern innerhalb eines festgelegten Zeitraums bei Menschen in Gang bringen, denen Ärzte und Psychologen die unterschiedlichsten Diagnosen verpasst haben: von A wie „Angststörung, generalisiert, ICD F 41.1“ bis Z wie „Zwangsstörung, vorwiegend Grübelzwang, ICD F 42.0“. Und sie überprüfen, ob und wie lange erzielte Besserungen hinterher andauern. Was kam dabei heraus? Er mutet geradezu grotesk an, an den Haaren herbeigezogen, vom Stammtisch aufgeschnappt. Und doch zählt er zu den bestbestätigten Erkenntnissen psychologischer Forschung: der Befund, dass Amateure beim Beraten und Behandeln von Menschen, die als psychisch krank gelten, in der Regel nicht weniger zustande bringen als professionelle Seelenheilkundige – vorausgesetzt, sie sind „interpersonal kompetent“, wie Sozialwissenschaftler sagen: offen, herzlich, engagiert, einfühlsam, verständnisvoll und geschickt in der Gesprächsführung. Ein Großteil der Laien erreicht mindestens gleich viel; dies gilt sowohl im allgemeinen als auch für einzelne „Störungsbilder“, wie z.B. soziale Fehlanpassung, Phobien, Psychosen und Übergewicht. (3) Darauf deuten mittlerweile mehrere hundert Vergleichstudien hin, obendrein über ein Dutzend Metaanalysen, statistische Zusammenfassungen von bereits stattgefundenen Untersuchungen. Manche Studien ergaben sogar einen deutlichen Trend, dass Laien mehr leisten. (4) Dies zeigte sich sowohl unmittelbar nach Abschluss ihres Einsatzes als auch längere Zeit danach. Und es trat auf den unterschiedlichsten Tätigkeitsfeldern zutage: von der Einzel- und Gruppenpsychotherapie über Krisenberatung bis hin zur gesundheitlichen, beruflichen und sozialen Rehabilitation. Woher die Laienhelfer kommen, erwies sich als unerheblich. Ob Studenten, Hausfrauen oder Rentner, Pfleger oder engagierte Bürger: Was den Ertrag ihrer Bemühungen betrifft, können viele von ihnen mit Profis zumindest mithalten, gleichgültig, welcher Erfolgsmaßstab dabei angelegt wird - seien es psychologische Tests, Verhaltensbeobachtungen oder Eindrücke von unabhängigen Beurteilern, Selbsteinschätzungen von Patienten oder Angaben von wichtigen Bezugspersonen, die Dauer des Klinikaufenthalts oder die Rückfallquote. Selbsthilfegruppen - Gemeinsam aus dem Abgrund Wie effektiv Psychoamateure helfen können, erweist sich unter anderem in Selbsthilfegruppen. Über 100.000 derartige Initiativen führen in Deutschland rund 3,5 Millionen Laien zusammen (5), um einander in gesundheitlichen Nöten beizustehen, häufig auch bei seelischen. Fast jeder zehnte Erwachsene hat daran schon mindestens einmal teilgenommen (6); bereits 2005 lag der Bevölkerungsanteil derer, die solche Gruppen besuchen, bei 2,8 Prozent. (7) Wie etliche Studien belegen (8), bringen diese losen, unverbindlichen Gemeinschaften von Gleichbetroffenen in der Regel keineswegs weniger zustande als Gruppenpsychotherapien oder irgendeine andere Spielart professionellen Seelenheilens. Je länger die Mitgliedschaft, je regelmäßiger die Teilnahme, desto größer der persönliche Nutzen: Wer laufend eine Selbsthilfegruppe besucht, kann mit seiner Erkrankung besser umgehen, schätzt sich als selbstbewusster ein, fühlt sich besser verstanden und weniger einsam, erfährt einen Zugewinn an Lebensmut, Wohlbefinden und Alltagstauglichkeit. Unter ihresgleichen finden seelisch Belastete also, wonach viele von ihnen zuvor bei Profis vergeblich gesucht haben. Bei 45 Prozent der Personen, die wegen psychischer Probleme an einer Selbsthilfegruppe teilnehmen, bessern sich die Symptome deutlich, wie eine Patientenbefragung der Universität Saarbrücken ermittelte. (9) Etliche weitere Studien bestätigen ebenfalls, wie gut das Gruppenerlebnis tut. (10) Telefonseelsorge tut gut Ebenso segensreich wirken in Deutschland rund 8000 Laien bei der Telefonseelsorge – seit 1995 auch im Internet -, ehrenamtlich und rund um die Uhr. Sie kommen aus allen Berufsfeldern, auch Arbeitslose sind darunter. Mit Hingabe, Herzensbildung und Engelsgeduld beruhigen, trösten und ermutigen sie pro Jahr 1,8 Millionen Ratlose, Verzweifelte und Lebensmüde. (11) Reichlich Lebenserfahrung und Einfühlungsvermögen, Belastbarkeit und „kommunikative Kompetenz“, wie Sozialwissenschaftler sagen, bringen sie dafür mit - hingegen kaum je ein Studium der Psychologie oder Medizin. Um sie auf ihren nervenaufreibenden Job vorzubereiten, reichen drei Wochenenden und rund dreißig Abende im Laufe von anderthalb Jahren aus. (12) Dass mehr zu erreichen wäre, wenn in den bundesweit 109 Anlaufstellen ausnahmslos Diplom-Psychologen und Psychiater am Telefon säßen, harrt des Beweises. Ein bisschen Training reicht aus, um Laien im Umgang mit psychischer Not sogar noch erfolgreicher zu machen, als viele es ohnehin schon sind. In der Regel genügen dazu weniger als fünfzehn Stunden. (13) Aus alledem folgt mit erschütternder Deutlichkeit: In der Psychologie führt eine langjährige, kostspielige akademische Ausbildung zu keinem nennenswerten Vorsprung gegenüber unausgebildeten Helfern. Die therapeutischen Leistungen von Laien sind mindestens ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen. Bei Beginn ihres Studiums - auch dies belegen die vorliegenden Untersuchungen - waren Profis bessere Helfer als nach dessen Abschluss. Weder eine längere Ausbildung noch zunehmende Berufserfahrung führen dazu, dass sie psychischen Belastungen besser beikommen. (Hingegen könnte Lebenserfahrung durchaus bedeutsam sein – Näheres hierzu in meinem Buch Stochern im Nebel, Psycholügen Band 4.) Mehr Praxisjahre machen professionelle Seelenhelfer im allgemeinen keineswegs fähiger. (14) Eine großangelegte Studie an knapp 7000 Patienten von 170 Psychotherapeuten über einen Fünfjahreszeitraum belegt vielmehr: Von Ausnahmen abgesehen, stellen sich positive Therapiewirkungen sogar seltener und dürftiger ein, je länger der Profi bereits praktiziert. (15) Ungeheuerlich, aber wahr: Nach heutigem Forschungsstand können professionelle Psychotherapeuten nicht für sich beanspruchen, im allgemeinen besser zu sein als sogenannte „blutige“ Laien. Do-it-yourself: Auch im Seelentief keine grundsätzlich schlechte Idee Schlimmer noch: Professionelle Psychotherapie bringt in der Regel nicht einmal mehr als Selbsthilfe. Wie Vergleichstests belegen, nützt in Seelentiefs geeignete Lektüre nicht minder, seien es Ratgeber, Schicksalsberichte, Lebensgeschichten oder Romane. Gleiches gilt für Audio- und Videomaterial zum jeweiligen Problem auf CDs und DVDs, wie auch für geeignete Computerprogramme oder Online-Anleitungen. (16) Und mindestens ebenso gut wie Termine beim Psychotherapeuten oder Psychiatern tut es, eigene Texte zu verfassen und zu gestalten, etwa über aktuelle Erlebnisse, biographische Erfahrungen und Probleme, Symptome und Beschwerden, Sehnsüchte und Hoffnungen. Wie Metaanalysen von 40 bzw. 52 Vergleichsstudien hierüber ergaben, könnten Depressive, Angstgeplagte und Phobiker, Sexual- oder Schlafgestörte statt zum Psychoprofi ebensogut zum Buchhändler gehen, ein Tagebuch führen, Geschichten schreiben oder im Internet surfen. (17) Schreiben als Selbsttherapie Was wäre ohne diese unprofessionelle Selbsthilfe wohl aus dem 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten geworden? In jungen Jahren durchlebte Barack Obama wiederholt bedrückende Zeiten. Falls er damals in die Fänge von Psychoprofis geraten wäre, wäre ihm wohl eine hochgradige „Identitätskrise“ bzw. ein „Entwurzelungssyndrom“ (ICD 10: F68.8) bescheinigt worden, vielleicht auch eine ausgeprägte „Anpassungsstörung“ (F43) in Verbindung mit einer „längeren depressiven Reaktion“ (F43.21). Er war Sechs, als seine Mutter mit ihm nach Indonesien zog, zu ihrem zweiten Ehemann. Dort litt Obama unter seiner Außenseiterrolle: „Ich war dieses große, dunkelhäutige Kind, das irgendwie auffiel.“ Im Seelentief steckte er auch zu Beginn seiner Studiums in New York: „Ich war abgekapselt (…), sehr ernsthaft, irgendwie humorlos.“ Beide Male benötigte er weder Psychotherapie noch Antidepressiva – er befreite sich selbst, indem er Tagebuch führte und Geschichten verfasste. „Ich bin davon überzeugt, dass mir das half, meine Identität zu verstehen. Über das Schreiben setzte ich mich mit vielem auseinander, was mein Leben beeinflusste (…) So konnte ich alle Einzelteile zu einem Ganzen zusammenfügen. (…) Worte sind mächtig, wenn es darum geht herauszufinden, wer man ist und was man denkt, was man glaubt und was wichtig ist. Und auch dabei, den Wirbel der Ereignisse, in dem man permanent steht, zu sortieren und zu deuten.“ (18) So ist es. Auf die heilsame Wirkung von „kreativ-biografischem Schreiben“ schwört die Hamburger Heilpraktikerin und Journalistin Beate Münchenbach, die auf diese Weise während mehrerer „Auswege“-Therapiecamps bei psychisch Belasteten enorm viel bewegte. Die Gründe liegen für sie auf der Hand: „Schreiben ist ein Vorgang mit allen Sinnen und spricht Körper, Geist und Seele an. Schreiben hilft der Bewusstwerdung von Themen, die uns beschäftigen, und damit der Veränderung. Schreiben ist mutig, denn jeder Text ist eine Botschaft an sich selbst oder an andere. Schreiben ist Probehandeln, denn wir können uns im Schreiben ausprobieren und so tun, als ob.“ Lesen als rezeptfreie Medizin Aufs Lesen als rezeptfreie Medizin schwört die Berliner Literaturwissenschaftlerin Andrea Gerk. Die besten Romane „befreien uns aus inneren Gefängnissen“, sagt sie, „und aktivieren die Selbstheilungskräfte. Sie entfalten mitunter eine magische Kraft, die uns im Innersten berührt.“ (19) In den USA ist Bibliotherapie seit 1939 als Heilverfahren anerkannt. In Großbritannien können sich Patienten Bücher gegen Depression verschreiben lassen. (20) Literatur als Selbsthilfe empfiehlt die Londoner School of Life, eine 2008 von dem Philosophen Alain de Botton eröffnete Anlaufstelle für Haltsuchende, in der „man das lernen kann, was man an Schulen und in Universitäten nicht lernt: ein gutes und erfülltes Leben zu führen“. (21) Etliche Studien belegen inzwischen, wie wirksam Lesen bei einer Vielzahl von psychischen Problemen hilft. (22) Das war schon immer so – nicht erst, seit daraus eine weitere verwissenschaftliche Behandlungsweise wurde, wie in der „Integrativen Poesie- und Bibliotherapie“ von Hilarion Petzold und Ilse Orth. (23) Filme als Psychotherapeutika Zur Selbsthilfe eignen sich auch gut gemachte Spielfilme hervorragend. Wer hat nicht schon eine Komödie wie „Der Vater der Braut“ als Stimmungsaufheller eingesetzt? Wer heulte sich bei Hollywood-Dramen wie „Love Story“ nicht den eigenen Kummer von der Seele? Selbst ein „Harry Potter“ oder „Fluch der Karibik“ , „Spider Man“ oder „X-Men“ können unserer geistigen Gesundheit förderlich sein, indem sie uns eine Weile davon abhalten, Trübsal zu blasen, und auf andere Gedanken bringen. Am eigentherapeutisch wertvollsten ist Kino, wenn es bewegende Lebensgeschichten von Figuren, mit denen wir uns mühelos identifizieren können, zu einem befriedigenden, einleuchtenden Ende bringt. Aus Zach Braffs „Garden State“ lernt ein Depressiver, dass es völlig in Ordnung ist, nicht immer glücklich zu sein. Filme wie Jonathan Demmes „Philadelphia“ und Randa Haines´ „Gottes vergessene Kinder“ machen klar, dass nicht einmal eine tödlich verlaufende Erkrankung, eine unbehebbare Behinderung ein selbstbewusstes Leben verhindern kann, das reichlich Gründe bietet, stolz auf sich zu sein. Oliver Haffners „Geschenk der Götter“ hilft Arbeitslosen, sich Selbstachtung, Würde und Zuversicht zu bewahren. Kay Pollacks „Wie im Himmel“ macht Mut, unerfüllten Träumen nachzuspüren, den eigenen Weg zu finden, dabei nichts zu erzwingen, wahrhaftig zu leben. Krzysztof Kieslowskis „Drei Farben: Blau“ führt vor Augen, dass auch der fürchterlichste Schicksalsschlag uns nicht in endlose Verzweiflung stürzen muss. Seine weibliche Hauptperson überlebt einen Autounfall, bei dem sie Mann und Kind verlor. Zunächst will sie sich umbringen, doch dann schafft sie es, neuen Sinn zu finden, in der Musik. Solche Filme bewegen und verändern oft erheblich mehr als so manche professionell verlaufende Therapiesitzung. Der Philosoph und Psychotherapeut Otto Teischel schwört auf die Kunstform Film als „Weg zum Selbst“, als „Hauptstraße zum Sinn“ bei der Gruppen- und Einzeltherapie: „Wie bei kaum einer anderen Kunstform verbergen sich gerade im Spielfilm ungeahnte Reichtümer der Erkenntnis: Er spricht uns, mit nahezu allen Sinnen gleichzeitig, im Kopf und im Herzen an.“ (24) Teischel empfiehlt über hundert Filme „mit psychotherapeutischer Relevanz“ für vielerlei psychiatrische Symptome. (25) Warum machen wir es nicht so wie einst er selbst? Auch ohne sachkundige Anleitung von außen berührte ihn vor vielen Jahren Wim Wenders´ „Paris, Texas“ zutiefst, immer wieder sah er sich den mitreißenden Roadmovie an. (26) Auch „Paraprofessionellen“ gebührt Respekt Auch sogenannte Paraprofessionelle - Betreuungskräfte wie Sozialarbeiter, Kranken- und Altenpfleger -, auf die gestandene Psychiater und Psychotherapeuten mit Vorliebe herabblicken, können mit akademisch geschulten Heilberuflern nachweislich mithalten, wie sich in Vergleichsstudien herausstellte. Selbst bei schweren Depressionen und Angstzuständen erreichen sie mindestens genauso viel. (27) So kümmerten sich in einer britischen Untersuchung Krankenschwestern, nachdem man sie in zwei Workshops mit Grundzügen der Verhaltenstherapie vertraut gemacht hatte, um 222 Hypochondriker - eingebildete Kranke -, die Ärzte zuvor unter 29.000 stationär Aufgenommenen in englischen Fachkliniken als hochgradig ängstlich in Bezug auf die eigene Gesundheit eingeschätzt hatten. Zum Vergleich blieben 222 weitere unbehandelt, sie wurden lediglich regelversorgt. Nach fünf bis zehn Sitzungen hatten die Krankheitsängste in der Behandlungsgruppe erheblich abgenommen. Noch ein Jahr später wirkte der Beistand nach: Von den Laienbehandelten sorgten sich weiterhin 13,9 Prozent nicht übermäßig um das eigene Wohlergehen, in der Kontrollgruppe nur 7,3 Prozent. Auch auf allgemeine Ängstlichkeit und Depressionen hatten sich die Bemühungen der Nichtprofis vorteilhaft ausgewirkt. (28) Ehrenrührige Ungeheuerlichkeit – na und? Und so müssen sich Psychoprofis mit wachsendem Entsetzen eingestehen: Auf ihren klassischen Tätigkeitsfeldern können vermeintlich Ahnungslose offenkundig mithalten. Schlimmer noch, vielfach performen sie besser. In zunehmender Zahl belegen Studien diese ehrenrührige Ungeheuerlichkeit. Beispiel Familienhilfe: Sozial engagierte Ruheständler betreuen, als „Stief-Großeltern“, vernachlässigte, verhaltensauffällige Kinder im Vorschulalter eher hilfreicher als Psychoprofis. (29) Beispiel Schulprobleme: Schwierige, unangepasste Schüler lassen sich durch Gleichaltrige, die gezielt als change agents im Einsatz sind - sinngemäß als „Auslöser von Veränderungen“ -, in einem Maße zu erwünschtem Verhalten bewegen, wie es kaum ein Schulpsychologe zuwege brächte: Sie werden hilfsbereiter, aufmerksamer und ausgeglichener, fühlen sich zugehöriger, stören seltener, hören besser zu. (30) Beispiel Suchtprävention: Kümmern sich um Drogensüchtige ehemals Abhängige, so sinkt die Rückfallquote auf sensationelle sechs Prozent, in einem Beobachtungszeitraum von immerhin dreieinhalb Jahren – verglichen mit 92 Prozent bei staatlichen Rehabilitationsprogrammen. (31) Beispiel Strafvollzug: Laienhelfer tragen zur psychischen Stabilisierung von Häftlingen nicht schlechter bei als Gefängnispsychologen, eher im Gegenteil. (32) Beispiel Resozialisierung: Wie häufig verstoßen Häftlinge gegen Bewährungsauflagen, wenn Laien sie ehrenamtlich betreuen? Eine Erhebung im Stadtstaat Hamburg ergab eine Misserfolgsquote von 24 Prozent - gegenüber 45 Prozent bei professionellen Bewährungshelfern. (33) Ebensowenig als überlegen erwiesen sich Profis in einer Studie der Universität von Long Beach, Kalifornien, in der sich Studenten und Frauen mittleren Alters um jugendliche Straffällige bemühten: Rückfälle, Jobverluste, Schulabbrüche und Problemverhalten wie Komasaufen kamen dabei nicht häufiger vor als in fachmännischer Obhut. (34) Beispiel Katastrophenhilfe: Nach dem verheerenden Erdbeben in Kobe 1995, wie auch nach dem Tsunami in Nordjapan 2011, kamen dort Hunderte Freiwillige als kokoro, „Herzenströster“, zum Einsatz. Fürsorglich nahmen sie sich der Überlebenden an, trösteten sie und führten eingehende Gespräche mit ihnen, um sie die schrecklichen Erfahrungen und Verluste verarbeiten zu lassen. Profis vermisste dabei keiner. Beispiel Flüchtlingshilfe: Unter den Hundertausenden, die aus Kriegsgebieten nach Deutschland flohen, gilt jeder Dritte als schwer traumatisiert von selbst erlebter oder beobachteter Gewalt: Misshandlungen, Vergewaltigungen, Folter, Entführungen, Zerstörungen, Erschießungen. Binnen zwei Kurstagen lernten Lehrer, ja sogar Kinder ohne weiteres, solchen zutiefst erschütterten Menschen wohltuend beizustehen. Im einfühlsamen Dialog regten sie die Betroffenen an, ihre fürchterlichen Erfahrungen in mündlichen und niedergeschriebenen Erzählungen aufzuarbeiten. (35) Beispiel Psychiatrie: Stationär untergebrachte Patienten öffneten sich, entdeckten vergessene Fähigkeiten neu, wurden lebhafter, ausgeglichener und lebensfroher, nachdem sie im Laufe eines siebenjährigen Förderprogramms von 280 Schülern zwischen 12 bis 15 Jahren über ein halbes Jahr lang allwöchentlich besucht und in Interessengruppen einbezogen wurden. Dort plauderte man miteinander, tanzte, trieb Gymnastik, sang, spielte, kochte, schminkte, spielte Theater. Im üblichen Klinikalltag hatte zuvor kein Profi mehr bewegt. (36) Patienten, die als „Tutoren“ auftreten dürfen, psychotherapieren Mitinsassen erfolgreicher als Profis. Derart Betreute werden aktiver, selbstständiger und entscheidungsfreudiger; sie stecken Enttäuschungen besser weg, beteiligen sich mehr an Problemlösungen, verhalten sich unauffälliger. (37) Selbst geistig Schwerbehinderte machen erstaunliche intellektuelle Fortschritte. (38) Dank Laienhelfern: Fürsorge und Mitgefühl mit langer Tradition Gerade in Deutschland hat Laienhilfe in der Psychiatrie eine lange, segensreiche Tradition. Sie reicht zurück bis ins Jahr 1829, als in der Herzoglich-Nassauischen Irrenanstalt in Eberbach am Neckar der erste sogenannte „Hilfsverein“ entstand. Ihm folgten bis zum Vorabend des Naziregimes Hunderte weiterer. Aus christlicher Nächstenliebe opferten Psychoamateure jede Menge Zeit und Herzblut, um Irren ihre menschenwürdige Isolationshaft erträglicher zu machen - und ihnen mehr zu bieten als Schläge, Zwangsjacken, Bettfesseln, Elektroschocks und hirnchirurgische Verstümmelungen. Auch entlassener Geisteskranker nahmen sich viele an. Die zunehmende Professionalisierung des Psychiatriebetriebs verdrängte sie nach und nach, die systematische Ausrottung „lebensunwerter“ Geisteskranker zu Zeiten des Nationalsozialismus erübrigte sie. Erst in den siebziger Jahren lebte die Bewegung wieder auf, angeregt durch die Psychiatriereform von 1975, auf die hin bundesweit gemeindepsychiatrische Dienste, Kontaktstellen und Betreuungsgruppen entstanden. Viele ehemalige Patienten riefen nun Selbsthilfe-Initiativen ins Leben, eine der ersten war die „Irrenoffensive“ in Berlin. Während Ärzte und Pflegekräfte in Krankenhäusern, die eher Straf- als Heilanstalten glichen, bis Mitte des 20. Jahrhunderts vorzugsweise körperlich misshandelten, leisteten Laienhelfer zum seelischen Wohlergehen der Patienten einen segensreichen Beitrag. Im Grunde waren allein sie es, die zur Psychiatrie das Psychische beisteuerten. Sie boten Fürsorge und Mitgefühl, hörten zu und standen bei, während Profis mit respektheischendem akademischen Titel, aber unterirdischem EQ verwahrten, quälten und zurichteten. Gegen herzlose Wissenschaft setzten sie Mitmenschlichkeit. „Durch Gründung von Hilfsvereinen“, schrieb der weise Arzt Caspar Brosius 1876 in der von ihm gegründeten Monatszeitschrift Der Irrenfreund, „macht die Gesellschaft pflichtmäßig möglichst wieder gut, was sie selbst verbrochen hat. (...) Die verständige Teilnahme, die den Irren geschenkt wird, rentiert sich nicht allein für die kranken Individuen - was die Humanität bezweckt -, sondern auch für die menschliche Gesellschaft.“ (39) (Harald Wiesendanger) Dieser Text ist ein Auszug aus Harald Wiesendanger: Psycholügen, Band 3: Seelentief: ein Fall für Profis?, Schönbrunn 2017, 2. erw. u. aktualisierte Aufl. 2024; 124 S., auch als PDF. Die Folgen dieser Serie („Helfen Psycho-Profis wirklich besser?“) 1        Reichlich erforscht: Viele Laien können mehr 2        Unter den Teppich gekehrt 3        Vogel Dodo beim Wettlauf der Psychotechniker 4        Wie viel bringt Psychotherapie wirklich? 5        Warum nützt Psychotherapie? 6        Warum manche Laien die besseren Therapeuten sind 7        Hochstapler unter Hochstaplern 8        Psychotherapie als Gefahrenherd 9        Nase vorn: Was viele Profis besser können – und weshalb 10    Pragmatismus statt Lobbyismus - Für eine weise Psycho-Politik Anmerkungen * Pseudonyme 1 Stern Nr. 43, 23.3.2017, S. 42; Focus 4.3.2005 und PDF-Ratgeber Depression: Leben am Tiefpunkt; Spiegel online, 25.9.2016: „Mein Partner ist depressiv – was tun?“; Welt/N24, 17.12.2009: „Depression – die Krankheit mit dem Mangel an Sinn“; Bild, 26.12.2016: „Tipps für den Umgang mit Depressiven“. 2  ChatGPT am 24.10.2023 auf meine Frage: “Können Laien bei psychischen Problemen helfen?” 3 Siehe zusammenfassend Hildegard Müller-Kohlenberg: Laienkompetenz im psychosozialen Bereich. Beratung – Erziehung – Therapie, Opladen 1996. 4 Siehe Robert R. Carkhuff: „Differential functioning of lay and professional helpers“, Journal of Counseling Psychology 15 (2) 1968, S. 117-126, dort S. 122. Averil E. Karlsruher: „The nonprofessional as a psychotherapeutic agent“, American Journal of Community Psychology 2 (1) 1974, S. 61-77; J. A. Durlak: „Comparative effectiveness of paraprofessional and professional helpers“, Psychological Bulletin 86/1979, S. 80-92. 5 Diese Zahlen nennt die Internetplattform www.selbsthilfe-wirkt.de 6  Robert Koch-Institut: Telefonischer Gesundheitssurvey des Robert Koch-Instituts zu chronischen Krankheiten und ihren Bedingungen. 7   Alf Trojan, Stefan Nickel, Robert Amhof, Jan Böcken: “Soziale Einflussfaktoren der Teilnahme an Selbsthilfezusammenschlüssen. Ergebnisse ausgewählter Fragen des Gesundheitsmonitors”, Gesundheitswesen 68/2006, S. 364–375. 8 M. Peböck/S. Doblhammer/J. Holzner: „Einblicke und Ausblicke – Selbsthilfe als Gegenstand wissenschaftlicher Forschung“, in O. Meggeneder (Hrsg.): Selbsthilfe im Wandel der Zeit. Neue Herausforderungen für die Selbsthilfe im Gesundheitswesen, Frankfurt/Main 2011, S. 227-255; B. Borgetto: Selbsthilfe und Gesundheit. Analysen, Forschungsergebnisse und Perspektiven, Bern 2004. 9 Stiftung Warentest: „Mehr Lebensfreude“, test 2/2003, S. 91-95. 10 M. L. Moeller: „Wodurch wirken Selbsthilfe-Gruppen? Zu einigen therapeutischen Prinzipien der Gruppenbehandlung“, Gruppenpsychologische Gruppendynamik 8/1977, S. 337-357; A. Bachl/R. B. Büchner/W. Stark: „Beratungskonzepte und Dienstleistungen gesundheitsbezogener Selbsthilfe-Initiativen“, Gesundheitswesen 58 (2) 1996, S. 120-124; E. Vonderlin: „Die Bedeutung von Gesprächsgruppen für die Bewältigung einer Frühgeburt durch die Eltern“, Frühförderung interdisziplinär 18/1999, S.19-27. 11 Nach Telefonseelsorge: „Gesamtstatistik für das Jahr 2015“, www.telefonseelsorge.de,  abgerufen am 18.12.2016. 12 Siehe www.telefonseelsorge-ostoberfranken.de : „Information über die Ausbildung zur ehrenamtlichen Mitarbeit“, abgerufen am 18.12.2016. 13 T. Gunzelmann u.a.: „Laienhelfer in der psychosozialen Versorgung: Meta-Analyse zur differentiellen Effektivität von Laien und professionellen Helfern“, Gruppendynamik 18/1987, S. 361-384, S. 379. 14 H. N. Garb: „Clinical judgment, clinical training, and professional experience“, Psychological Bulletin 105/1989, S. 387–396; Frank Jacobi u.a.: „Wie häufig ist therapeutischer Misserfolg in der ambulanten Psychotherapie?“, Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie 40 (4) 2011, S. 246-256, dort S. 252. 15 M. L. Smith/G. V. Glass: „Metaanalysis of Psychotherapy Outcome Studies“, American Psychologist 32/1977, S. 752 – 760, nach methodisch strengeren Kriterien bestätigt durch J. T. Land­man/R. M. Dawes: „Psychotherapy Outcome: Smith and Glass’ Conclusions Stand Up to Scrutinity“, American Psychologist 37/1982: 504-516. Carkhuff (s. Anm. 14), S. 120. 16 E. Mayo-Wilson u.a.: „Media-delivered cognitive behavioural therapy and behavioural therapy (self-help) for anxiety disorders in adults“, Cochrane Database Systematic Review 9/2013, CD005330. 17 F. Scogin u.a.: „Efficacy of selfadministered treatment programs. Meta-analytic review“, Professional Psychology Research and Practice 21/1990, S. 42-47; R. A. Gould/G. A. Clum: „A metaanalysis of self-help treatment approaches“, Clinical Psychology Review 13/1993, S. 169-186; Silke Heimes: Warum Schreiben hilft. Die Wirksamkeitsnachweise zur Poesietherapie, Göttingen 2012. 18 Barack Obama im Interview mit der New York Times, in deutscher Übersetzung veröffentlicht in der Süddeutschen Zeitung Nr. 14, 18.1.2017, S. 9. 19 Zit. nach Frankfurter Rundschau, 28.1.2015: „Lesen rettet uns vor uns selbst“; siehe Andrea Gerk: Lesen als Medizin. Die wundersame Wirkung der Literatur, Berlin 2015. 20 Cornelia Geissler: „Rettungsanker“, Frankfurter Rundschau, 26.3.2015. 21 www.theschooloflife.com/berlin/ueber-uns/#&panel1-3, abgerufen am 23.1.2017. 22 Silke Heimes u.a.: „Die Heilkraft der Sprache in der Poesietherapie“, Musik-, Tanz- und Kunsttherapie 19 (1) 2008, S. 36-47; dies.: „Kreative Bewältigung einer Lebenskrise mit Hilfe der Poesietherapie“, Musik-, Tanz- und Kunsttherapie 19 (2) 2008, S. 93-97, Karen A. Baikie/Kay Wilhelm: „Emotional and physical health benefits of expressive writing“, Advances in Psychiatric Treatment 11/2005, S. 338-346. 23 Hilarion Petzold, Ilse Orth (Hrsg.): Poesie und Therapie. Über die Heilkraft der Sprache. Poesietherapie, Bibliotherapie, Literarische Werkstätten. Aisthesis, 2005; Petzold, H. G., Leeser, B., Klempnauer, E. (Hrsg.): Wenn Sprache heilt. Handbuch für Poesie- und Bibliotherapie, Biographiearbeit, Kreatives Schreiben. Aisthesis Verlag, Bielefeld 2017. 24 www.teischel.com/filmtherapie, abgerufen am 23.1.2017; s. sein Buch Die Filmdeutung als Weg zum Selbst, Norderstedt 2007. 25 Teischel: Die Filmdeutung …, a.a.O., S. 221. 26 Susan Vahabzadeh: „Schau hin“, Süddeutsche Zeitung Nr. 17, 21.1.2017, S. 49. 27 P. Boer u.a.: „Paraprofessionals for anxiety and depressive disorders“, Cochrane Database Systematic Review 2/2005, CD004688. 28 Peter Tyrer u.a.: „Clinical and cost-effectiveness of cognitive behaviour therapy for health anxiety in medical patients: a multicentre randomised controlled trial“, Lancet 383/Januar 2014, No. 9913, S. 219–225. 29 Hildegard Müller-Kohlenberg: Laienkompetenz im psychosozialen Bereich, Opladen 1996, S. 129 f.; E. L. Cowen/E. Leibowitz/G. Leibowitz: „Utilization of retired people as mental health aides with children, American Journal of Orthopsychiatry 38/1968, S. 900-909. 30 J. R. Hilgard/D. C. Staight/U. S. Moore: „Better-adjusted peers as resources in group therapy with adolescents“, Journal of Psychology 73/1969, S. 75-100; D. K. O´Leary: „Der Einzug von Laienhelfern in das Klassenzimmer“, in G. Sommer/H. Ernst (Hrsg.): Gemeindepsychologie, München 1977, S. 120-131. 31 Efren Ramirez: „Help for the addict“, American Journal of Nursing 11/1967, S. 2348-2353. Professioneller Suchtprävention überlegen erwiesen sich „Ex-Addicts“ ebenfalls in einer Studie von Leonard Lo Sciuto u.a.: „Paraprofessional versus professional drug abuse counselors: Attitudes and expectations of the counselors and their clients“, International Journal of the Addictions 19 (3) 1984, S. 233-252. Andere Untersuchungen fanden zumindest keinen Erfolgsvorsprung von Profis: N. J. Konzel/B. S. Brown: „The counselor role as seen by ex-addict counselors, nonaddict counselors, and significant others“, Journal of Consulting and Clinical Psychology 41 (2) 1973, S. 315 ff.; B. S. Brown/R. F. Thompson: „The effectiveness of formerly addicted and nonaddicted counselors on client functioning“, Drug Forum 5 (2) 1975, S. 123-129; L. S. Aiken u.a.: „Paraprofessional versus professional drug counselors: Diverse routes to the same role“, International Journal of the Addictions 19 (2) 1984, S. 153-173 (Teil 1), 19 (4) 1984, S. 383-401 (Teil 2). 32 Hildegard Müller-Kohlenberg: Laienkompetenz im psychosozialen Bereich, Opladen 1996, S. 77-89. 33 H. J. Kerner u.a.: „Straf(rest)aussetzung und Bewährungshilfe“, Arbeitspapiere aus dem Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg 3/1984. 34 D. A. Dowell: „Volunteers in probation: A research note on evaluation“, Journal of Criminal Justice 6/1978, S. 357-361. In einer weiteren Studie der Universität Nebraska wurden 32 zufällig ausgewählte Straftäter von Richtern, also ebenfalls Personen ohne übliche Vorbildung, nicht minder erfolgreich betreut wie von entsprechend vorgebildeten Fachleuten. John Berman: „The volunteer in parole program“, Criminology 13/1975, S. 111-113. 35 Ärzteblatt, 24.2.2016: „Traumata bei Flüchtlingen: Experte schlägt Laientherapie vor“. 36 Arié Schlosberg: „Seven-year follow-up of an adolescent volunteer program in a psychiatric hospital“, Hospital and Community Psychiatry 42 (6) 1991, S. 632-633. 37 W. E. Needham/H. White/B. J. Fitzgerald: „A patient-therapist program“, Hospital and Community Psychiatry 17 (3) 1966, S. 44-45; E. Pfeiffer: „Patients as therapists“, American Journal of Psychiatry 123 (11) 1967, S. 1413-1418; C. K. Whalen/A. B. Henker: „Creating therapeutic pyramids using mentally retarded patients“, American Journal of Mental Deficiency 74/1969, S. 331-337; M. Mercatoris u.a.: „Mentally retarded residents as paraprofessionals in modifying mealtime behavior“, Journal of Abnormal Psychology 84 (3) 1975, S. 299-302; P. Wagner/M. Sternlicht: „Retarded persons as teachers: retarded adolescents tutoring retarded children“, American Journal of Mental Deficiency 79/1975, S. 674-679. 38 Harold M. Skeels: „Adult status of children with contrasting life experiences“, Monograph of the Society for Research in Child Development 105/1966. 39 Caspar Brosius in Der Irrenfreund 18/1876, S. 73. Titelbild: Shutterstock

  • Bloß ein Piks – zwei Tage später tot

    Als Melody mit 15 Monaten eine Mehrfachimpfung erhält, ist sie kerngesund. Zwei Tage später bekommt das Baby plötzlich keine Luft mehr, sein Herz steht still, Leber und Nieren versagen. Seltsamer Zufall, meint der Impfarzt. Der 19. Oktober 2023, ein Donnerstag, beginnt für Katherine Palombi wie jeder Werktag. Doch „es wurde der schrecklichste Tag meines Lebens“, wie die junge Mutter aus Greenwood Lake, New York, heute weiß. (1) Frühmorgens bringt sie Melody Rain, ihre 15 Monate alte Tochter, zur Oma. Nach einem Abschiedskuss winkt das Mädchen seiner Mama fröhlich zu. Dann fährt Katherine weiter zur Arbeit. Kaum dort eingetroffen, erhält sie einen Anruf von der Großmutter – in Panik. Melody hat Atemnot, sie bekommt kaum noch Luft. „Ich war total geschockt“, erinnert sich Palombi. „Hat mein Kind sich an etwas verschluckt? Das war mein erster Gedanke. Denn es war ja völlig gesund.“ Weil Melody anscheinend zu ersticken droht, alarmiert Katherine den Notdienst. Während ein Krankenwagen unterwegs ist, leitet die Notrufzentrale die Großmutter telefonisch an, eine Herz-Lungen-Reanimation durchzuführen. Als endlich die Rettungskräfte eintreffen, schaffen sie Melody sofort ins St. Anthony´s Hospital. Dort versuchen Ärzte stundenlang, die Kleine zu retten – vergeblich. „Sie brachten mich in den Behandlungsraum und ich sah sie dort liegen“, sagt Katherine. „Todeszeitpunkt: 11:13 Uhr. Ich fiel einfach um – ohnmächtig.“ Wie aus den Krankenhausunterlagen geht, erlitt das Baby einen Herzstillstand, ein Leber- und Nierenversagen. Am 13. Juli 2022 zur Welt gekommen, endete sein Leben schon 459 Tage später. Warum? Zwei Tage vor Melodys Tod, am 17. Oktober, hatte in einer Kinderklinik in Warwick, New York, der Herbert Kania Pediatric Group, an ihr eine Vorsorgeuntersuchung stattgefunden. (Geschäftsmotto: „We provide all necessary immunizations.”) Zu jenem Zeitpunkt war sie „völlig gesund“, versichert die Mutter. Dabei erhielt das Mädchen einen Mehrfach-„Piks“: den Pentacel 5-in-1-Impfstoff gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten (DTaP), Kinderlähmung und Influenza Typ B. Im St. Anthony´s Hospital hörte die Mutter: Der enge zeitliche Zusammenhang zur Impfung sei reiner Zufall. Die Kinderklinik verweigerte eine Stellungnahme. Stattdessen sichtete die Medizinerin Dr. Elizabeth Mumper, Präsidentin des Rimland Center For Integrative Medicine, Melodys Krankenakte – und stellte betroffen fest: „Ein zuvor gesundes Baby starb in der Notaufnahme, nachdem es einen Atemstillstand erlitten hatte. Seine Laborwerte zeigten erhöhte Enzyme in Leber, Herz und Muskeln, was auf katastrophale Schäden hindeutet. Seine Elektrolyte waren abnormal, was darauf hindeutet, dass sein Körper die Fähigkeit verloren hat, die Homöostase - das Gleichgewicht der Körperchemie - aufrechtzuerhalten.“ (2) Dass die Todesursache die Impfung war, liegt für sie auf der Hand. „Als Engel geboren“ Ihrem verlorenen Baby hat Katherine einen rührenden Nachruf gewidmet: „Von dem Moment an, als sie in unser Leben trat, war Melody Rain ein Leuchtfeuer der Liebe und Freude. Ihr ansteckendes Kichern, ihr warmes Kuscheln und ihre süßen Küsse waren eine Quelle endloser Freude für ihre Familie. Sie wurde buchstäblich als Engel geboren. Sie war das perfekte Kind. Sie liebte das Meer. Sie liebte es, spazieren zu gehen. Sie liebte Tiere, besonders unseren Hund Sonya. Sie hat jeden, der sie kannte, zum Strahlen gebracht. Melody war eine leuchtende Seele, die ihr Glück in den einfachsten Dingen fand.“ Wie kommen Eltern, die ihr Kind dermaßen überschwänglich lieben, bloß dazu, in deren zarte Körper Substanzen injizieren zu lassen, ohne sich zuvor von deren Notwendigkeit und Unbedenklichkeit zu überzeugen? Blauäugig liefern sie es einer pharmagelenkten Schulmedizin aus, weil andere Familien es ja ebenfalls tun; weil der Kinderarzt ihnen ein schlechtes Gewissen macht; weil es sie erleichtert, Verantwortung an ihn zu delegieren. Das kann gutgehen – oder in einer Tragödie enden. Mamis und Papis, die es darauf ankommen lassen, spielen Russisches Roulett mit ihrem Nachwuchs. Warum recherchieren sie nicht ausgiebiger, statt es bei ein, zwei Klicks auf die Toplinks von Google-Trefferlisten zu belassen? Wie eine öffentlich zugängliche Studie belegt, kommen Fälle von „plötzlichem Kindstod“ bei geimpften Säuglingen innerhalb der ersten drei Tage nach dem „Piks“ 7,3-mal häufiger vor als nach einem Monat. (3) Auch eine Analyse der Sicherheitsdaten von VAERS, dem US-Meldesystem für Impfnebenwirkungen, legt nahe, dass Babies in den ersten Tagen nach einer Impfung deutlich öfter versterben als Wochen oder Monate danach. (4) Von 2.605 Todesfällen bei Säuglingen, die VAERS zwischen 1990 und 2019 registrierte, ereigneten sich 58 % innerhalb von drei Tagen nach der Impfung, 78 % innerhalb von sieben Tagen danach. (5) Obwohl die USA bei weitem das meiste Geld für Kindergesundheit ausgeben, ist die Wahrscheinlichkeit für ein Baby, in seinem ersten Lebensjahr zu sterben, dort um 76 % höher als in 19 anderen wohlhabenden Ländern. Zu den Top Five der Ursachen für Säuglingssterblichkeit zählt der sogenannte “Plötzliche Kindstod” (SIDS), der sich in erster Linie als fatale Impfnebenwirkung entpuppt; bis zu ihrem ersten Geburtstag müssen US-Babies, laut Empfehlung der Seuchenschutzbehörde CDC, Impfungen gegen elf verschiedene Krankheiten über sich ergehen lassen – mehr als irgendwo sonst auf unserem Planeten. Warum wohl kam es während des Covid-Lockdowns zu deutlich weniger SIDS-Fällen, in den Vereinigten Staaten ebenso wie in Westeuropa? Die Impfraten waren vorübergehend drastisch gefallen. (Siehe KLARTEXT: “Weniger Frühchen, weniger plötzliche Kindstode – warum?”) Impfgläubige Eltern spielen Russisches Roulette Wie Katherine Palombi gegenüber Journalisten einräumte, hatte Melody bereits auf eine frühere Impfung heftig reagiert. Da war sie zwei Monate alt gewesen. Unmittelbar nach der Spritze setzte hohes Fieber ein, bis zu 40 Grad. Am ganzen Körper bildeten sich rote Flecken. Mehrere Tage hielt der Ausschlag an. Hätte die Mutter daraus nicht lernen können: „Mein Kind reagiert auf Impfungen viel empfindlicher als andere – also ist besondere Vorsicht geboten“? Inzwischen weiß Katherine von Genmutationen, die manche Kinder dazu prädisponieren, auf Impfstoffe hyperallergisch zu reagieren. Melody könnte davon betroffen gewesen sein. Hätte ihre Mutter dies nicht schon früher feststellen lassen können? In einem Rundfunkinterview appellierte Katherine Palombi an andere Eltern: „Vertraut eurem Bauchgefühl und lasst euch nichts aufdrängen, was ihr nicht wollt. Informiert euch über die Gefahren von Impfungen.“ Warum nur hat sie selber damit nicht schon vor dem 17. Oktober angefangen? Kaum hatte sich ihr schrecklicher Verlust herumgesprochen, da meldeten sich andere betroffene Eltern bei ihr – darunter eine Mutter, deren zwei Monate altes Kind eine extreme Impfreaktion auf einen Impfstoff zeigte:  "Es hatte Blut im Stuhl. Also sagte ich ihr: 'Du musst dein Baby sofort in die Notaufnahme bringen. Und das tat sie. Der Kinderarzt sagte zu ihr: 'Wenn du es nicht hergebracht hättest, wäre es am Montag schon tot gewesen.'" Eine andere Frau erzählte Palombi, ihr Enkel sei im Alter von sechs Monaten nach einer ‚Schutzimpfung‘ gestorben. Man sagte ihr, es sei SIDS.“ Melody, ihr Engel, könnte noch eine „leuchtende Seele“ in einem lebendigen Körper sein, wenn ihre Mami solche Schicksale schon früher beachtet hätte. In Internetforen von Betroffenen wären sie bloß einen Klick entfernt gewesen. (6) (Harald Wiesendanger) P.S.: Über weitere Fälle von mutmaßlich totgeimpften Kindern berichte ich in den KLARTEXT-Beiträgen „Damit sein Tod nicht sinnlos war“ und „Yonatan ist tot. Warum?“ Anmerkungen 1 Nähere Einzelheiten: https://bronx.news12.com/orange-county-15-month-old-dies-2-days-after-well-visit-vaccinations und https://childrenshealthdefense.org/defender/melody-rain-palombi-malmgren-death-vaccination/?utm_id=20231113 2 Zit. nach https://childrenshealthdefense.org/defender/melody-rain-palombi-malmgren-death-vaccination/?utm_id=20231113 3 Siehe Robert F. Kennedy Jr./ Brian S. Hooker: Vax-Unvax: Let the Science Speak; dt.: Geimpft versus ungeimpft – Jetzt spricht die Wissenschaft!, Kopp: Rottenburg 2023. 4 Kennedy/Hooker (dt. Übers.), a.a.O, S. 156 f. 5 Neil Z. Miller: „Vaccines and sudden infant death: An analysis of the VAERS database 1990–2019 and review of the medical literature“, Toxicology 8/2021, S. 1324-1335 6 Internetforen zu Impfschäden nennt der KLARTEXT-Beitrag „Pandemie der vertuschten Impfschäden“.

  • Mehr bringt nicht mehr

    Na klar, Bewegung ist gesund. Aber mehr bringt nicht mehr, im Gegenteil: Zuviel körperliche Aktivität, etwa bei intensivem Fitnesstraining, tut niemandem gut. Ein Übermaß fördert Herzerkrankungen, die Lebenserwartung sinkt. Man vergeudet Zeit und Mühe, ohne zu profitieren. Diese bemerkenswerte Warnung belegt ein amerikanischer Arzt mit neuen Forschungsergebnissen. „Ich habe schon immer Sport getrieben, egal ob ich nervös, glücklich oder traurig war“, erklärt Dr. James O´Keefe, ein Kardiologe des Mid-America Heart Institute am St. Louis Hospital in Kansas City, US-Bundesstaat Missouri. „Sport war mein Bewältigungsmechanismus.“ Im College spielte er Basketball und war Leichtathlet. Sein Medizinstudium begann er mit dem Vorsatz, „dass ich jeden Tag Sport treiben muss, weil das für mich sehr wichtig ist.“ Wie die meisten Leute dachte er, „dass ein bisschen gut ist, aber mehr ist besser. Also nahm ich an Triathlons teil und lief 5 km, 10 km und gelegentlich Marathons. Ich war sehr, sehr fit und habe meinen Körper gefordert.“ Doch dafür zahlte der Arzt einen unerwarteten Preis. „Als ich Mitte Vierzig war, bekam ich Herzklopfen und manchmal auch Schmerzen nach einer sehr anstrengenden Fahrradtour oder Ähnlichem.“ O´Keefe stutzte. „Moment mal, woher habe ich eigentlich diese Vorstellung, dass Sport gut ist und dass extreme Bewegung im mittleren Alter besser ist? Das stimmt einfach nicht“, wie er am eigenen Leib erfuhr. Also begann er zu recherchieren. Dazu nutzte er weltweite Kontakte in der klinischen Forschungsgemeinschaft, sichtete alle hochwertigen Studien zum Thema, die zwischen 2011 und 2022 erschienen waren, und führte eigene durch. Seine Ergebnisse veröffentlichte er nun, gemeinsam mit drei Fachkollegen, in der Missouri Medicine, dem Fachjournal der Missouri State Medical Association. Einerseits bestätigte sich dabei Altbekanntes: Körperlich aktiv zu sein, tut gut. „70 % der Erwachsenen in den USA bewegen sich nicht genug und wären gesünder, wenn sie es mehr tun würden, egal wie. Schon ein Spaziergang ist viel besser, als auf der Couch, vor dem Bildschirm oder hinter der Windschutzscheibe zu hocken. Wir haben einen sitzenden Lebensstil, und wenn du nicht aktiv Bewegung in deinen Alltag einbaust, wirst du Probleme bekommen, keine Frage, genauso wie mit der westlichen Standardernährung.“ Schon nach einer Stunde Sitzen beginnen die Blutzucker-, Triglyzerid- und Entzündungswerte anzusteigen. (1) Warum funktionieren wir so? „In den letzten drei Millionen Jahren der Evolution war ein körperlich aktiver Lebensstil für unsere Vorfahren unabdingbar“, erklärt O´Keefe. „Erwachsene machten in der Regel 14.000 bis 16.000 Schritte pro Tag, meist in Form von zwei bis fünf Kilometern Fußmarsch, wobei sie oft Gegenstände wie Holz, Nahrung und Wasser trugen, wie auch ihre Kinder. Den täglichen Lebensunterhalt sicherzustellen, erforderte für Jäger und Sammler reichlich moderate Bewegung mit kleineren Dosen von intensiver körperlicher Aktivität – an dieses Muster sind wir genetisch angepasst. Aus dieser evolutionäre Vorlage ergibt sich ein logischer Leitfaden dafür, wie ein ideales Aktivitätsmuster aussehen muss, das optimale Gesundheit und Langlebigkeit fördert.“ Wie O'Keefes systematische Übersichtsarbeit bestätigt, nimmt das Risiko für vorzeitigen Tod, für Diabetes, Depressionen, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoporose, Sarkopenie – altersbedingter Muskelabbau -, Stürze und vieles mehr beim Stubenhocker dosisabhängig ab, sobald er mit Sport beginnt. Alterungsprozesse verlangsamen sich. Die Lebenserwartung steigt. Die „Gesundheitsspanne“ vergrößert sich: jener Lebensabschnitt, den man wohlauf verbringt, ohne altersbedingte Einschränkungen. Die Stimmung hellt sich auf. Zuviel intensives Training geht nach hinten los Aber „etwa 2% der Menschen, vielleicht sind es auch 5%, übertreiben es. Sehr aktive, wettbewerbsorientierte Menschen. Ich sehe solche Patienten ständig. Sie kommen mit Vorhofflimmern oder beschleunigter Arteriosklerose mit viel Kalzium in den Herzkranzgefäßen oder mit Herzkammerproblemen. Es kann sogar die Lebenserwartung verkürzen, wenn man es richtig extrem treibt." Vor allem ihr Herz belasten Fitness-Freaks übermäßig. „Wenn du im Alter von 40 oder 45 Jahren Triathlons über die volle Distanz absolvierst“, stellte O´Keefe fest, „dann steigt das Risiko für Vorhofflimmern um 500 % bis 800 %“, eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen: Dabei schlägt das Herz anhaltend unregelmäßig und oft so schnell, dass es weniger Blut in den Körper pumpt. Dies ist zwar nicht unmittelbar lebensbedrohlich,  auf Dauer erhöht es aber das Risiko für Schlaganfälle. Lebenserwartung vorprogrammiert? O´Keefe erinnert sich an eine Begebenheit zu der Zeit, als er in der Mayo-Klinik seine kardiologische Ausbildung absolvierte. (2) Bevor er in einer Mittagspause joggen ging, ermahnte ihn sein Mentor: "Weißt du, James, du verschwendest nur deine Herzschläge. Alles scheint eine Art programmierte Lebenserwartung zu haben, die mit der Herzfrequenz zusammenhängt.“ Für die meisten Spezies gilt: Die Summe aller Herzschläge ist konstant. Das Herz von Säugetieren schlägt etwa 2,5 bis 3,5 Milliarden Mal. Ein Kolibri zum Beispiel hat eine Herzfrequenz von 500 Schlägen pro Minute und lebt ein oder zwei Jahre. Tiere mit einer sehr langsamen Herzfrequenz, wie beispielsweise Wale, können dagegen 200 Jahre alt werden.“ Manche Schildkröten bringen es mit 5 bis 15 Schlägen pro Minute auf eine Lebenserwartung bis zu 200 Jahre; andererseits lebt eine Springmaus mit über tausend Schlägen pro Minute bloß sieben bis zehn Tage. Und beim Menschen? Die höchste Lebenserwartung erreicht er bei einer Herzfrequenz um 60 Schläge pro Minute. Steigert er sie im Fitnesswahn unentwegt, so bringt er sich nicht bester Gesundheit näher, sondern vorzeitigem Exitus. Über einem Wert von 90 pro Minute wird ein kardiovaskuläres Ereignis wahrscheinlicher. Wo liegt der „Sweet Spot“? Wie viel ist zuviel? Wo liegt der sogenannte „Sweet Spot“ – jenes Maß an Sport, das den größten gesundheitlichen Nutzen bringt? „Das ist ein komplexes mathematisches Problem", sagt O'Keefe. „Du solltest dich so viel bewegen, dass dein Puls niedrig bleibt, auch wenn du nicht trainierst. So optimierst du deine Herzfrequenz. Aber du solltest nicht fünf oder sieben Stunden am Tag intensiv trainieren, geschweige denn einen Triathlon über die volle Distanz absolvieren. Dann verlangst du deinem Herzen einfach viel zu viel ab. Wie bei allem in der Natur ist es besser, wenn du dich nicht in den Extremen aufhältst“, sondern zwischen ihnen das rechte Maß findest. O'Keefe zitiert eine aktuelle groß angelegte Studie, in der rund eine Million Menschen ein Jahrzehnt lang beobachtet wurde. Während intensiver Sport von bis zu 75 Minuten pro Woche das Sterblichkeitsrisiko und die Gefahr chronischer Erkrankungen dosisabhängig senkte, stagnierte der Nutzen danach. In seinem Forschungsreview fand O´ Keefe unter anderem den „Sweet Spot“ für Krafttraining. "Ich war schon immer ein Fan davon. Aber auch hier steckt der Teufel im Detail, was die Dosierung angeht. (…) Wenn ich Krafttraining mache, gehe ich ins Fitnessstudio und trainiere zwischen 20 und 40 Minuten.“ Dabei „versuche ich, Gewichte zu benutzen, mit denen ich zehn Wiederholungen schaffe (...) Danach fühlst du dich wie ausgepowert und brauchst ein paar Tage, um dich zu erholen. Wenn du das zwei, höchstens drei Mal pro Woche machst, scheint das der Sweet Spot für Langlebigkeit zu sein." Mehr als 60 Minuten pro Woche hingegen machen die Vorteile des Krafttrainings zunichte, und du bist schlechter dran, als wenn du es ganz bleiben lässt. Mit der obigen Grafik veranschaulicht O´Keefe die J-förmige Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen aktivem Krafttraining und der Gesamtsterblichkeit. Demnach erreicht der Nutzen seinen Höhepunkt bei 40 bis 60 Minuten pro Woche. Darüber hinaus sinkt er. Wer 130 bis 140 Minuten Krafttraining pro Woche absolviert – oder sich womöglich noch exzessiver abmüht -, profitiert davon in puncto Lebenserwartung nicht mehr, als wenn er gar nichts tut - ein schockierender Befund. Wer drei bis vier Stunden pro Woche Gewichte stemmt, wird sogar kürzer leben als jemand, der überhaupt kein Krafttraining macht. Das Fazit des Arztes lautet: 20 Minuten zweimal pro Woche an nicht aufeinanderfolgenden Tagen oder 40 Minuten einmal pro Woche sind der richtige Weg. Außerdem sollte sich das Fitnessprogramm nicht auf Krafttraining beschränken, sondern bloß ein Zusatz sein. Denn es lässt sich viel mehr erreichen, wenn man einfach nur geht oder andere moderate Übungen macht. Ein Hoch auf „mäßige“ Bewegung – am besten in Gesellschaft und im Freien Nachdrücklich plädiert O´Keefe für „mäßige Bewegung“ - definiert als Bewegung bis zu dem Punkt, an dem du leicht erschöpft bist, aber noch ein Gespräch führen kannst. "Wir reden hier von Garten- und Hausarbeit, Spazierengehen, gemächliches Radfahren“; darüber hinaus nennt er Yoga und nicht allzu kraftraubendes Schwimmen. Laufen, Wandern, Tanzen, Rudern, Squash, Golf, Tennis im Doppel zählen ebenfalls dazu. „Mäßig“ betrieben, wirken sie sich auf unsere Lebenserwartung günstiger aus als intensives Training – ungefähr doppelt so gut. Für die Praxis schließt der Arzt daraus: - Es gibt keinen Grund, sich mehr als 75 Minuten pro Woche körperlich intensiv zu fordern – das heißt, besonders anstrengenden Aktivitäten nachzugehen, die „das Herz zum Schlagen bringen, schweißtreibend sind und zu Atemnot führen“. - Ab Mitte Vierzig sollte man an körperlicher Aktivität in erster Linie Spaß haben und dabei Stress abbauen, aber keinen Leistungssport betreiben. O´Keefes Analyse erweist ihn als  „extrem kardiotoxisch“, weil er das Herz überlastet: „Ein hohes Maß an intensiver körperlicher Betätigung ist zwar notwendig, um körperliche Höchstleistungen zu erzielen, aber nicht unbedingt, um die Lebenserwartung und die Lebensdauer des Herzens zu maximieren. Sehr anstrengende sportliche Betätigung erhöht akut das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen - Herzinfarkt, plötzlicher Herzstillstand -, vor allem bei Menschen in der Lebensmitte und darüber hinaus.“ Dabei sollte man die Vorzüge bloßen Gehens nicht unterschätzen, wie O´Keefe betont. Der durchschnittliche Amerikaner geht etwa 3.800 Schritte pro Tag, das sind etwas mehr als drei Kilometer. "Es gibt immer mehr Studien zu diesem Thema, die mit Hilfe von Aktivitätstrackern durchgeführt werden“, sagt O´ Keefe. „Wir erhalten große Datenmengen, wie z. B. die britische Biobank, die eine halbe Million Menschen umfasst und teilweise seit zehn Jahren beobachtet werden. Mehr ist eindeutig besser. Wenn du von einem sitzenden Lebensstil - 2.000 bis 3.000 Schritte pro Tag - auf 7.000 oder 8.000 steigerst, kannst du große Fortschritte erzielen. Doch „bei rund 12.000 Schritten gibt es ein Plateau“ – längere Wegstrecken bringen keine gesundheitlichen Vorteile mehr. In seiner Analyse unterstreicht O'Keefe auch die Bedeutung von "sozialem Sport" gegenüber dem Einzeltraining - zum Beispiel ein Tennismatch mit Freunden spielen. Vor einigen Jahren führte er gemeinsam mit dänischen Kollegen eine Studie durch, in der sie Daten über körperliche Aktivität und Langlebigkeit untersuchten. Dabei zeigte sich: regelmäßiges Tennisspielen bringt 9,5 Jahre zusätzliche Lebenserwartung, Badminton sieben Jahre, wohingegen Laufen, Schwimmen und Radfahren nur 3,5 zusätzliche Jahre bescheren. Aktivitäten im Fitnessstudio wie Gewichtheben und Laufen auf dem Crosstrainer oder Laufband bringen nur 1,5 Jahre mehr, verglichen mit dem Lebensstil bewegungsfauler Herumsitzer. Zunächst vermutete O'Keefe, seine Analyse sei an diesem Punkt irgendwie falsch gelaufen. Aber dann erkannte er: Es waren die sozialen Aspekte gewisser Sportarten, die den zusätzlichen Nutzen brachten. "Sport treiben und gleichzeitig soziale Kontakte knüpfen, das ist eine absolute Goldgrube für die Langlebigkeit", sagt er. "Das bedeutet, dass selbst das Spazierengehen mit dem Hund oder einem Freund oder das Squashspielen sehr wichtig sind ... Es geht darum, deinen Körper auf spielerische Art und Weise zu bewegen und dies in Gesellschaft zu tun." Darüber hinaus nützt Bewegung in der Natur mehr als in geschlossenen Räumen. Einer britischen Studie zufolge sollte man seiner Gesundheit zuliebe mindestens 1,5 bis zwei Stunden pro Woche im Freien verbringen - selbst wenn es nur ein städtischer Park oder eine Allee ist. Von Shinrin-yoku, dem „Waldbaden“, hält O´Keefe ausgesprochen viel: "Japaner, die in Tokio leben, einer der größten Städte der Welt, steigen in einen Hochgeschwindigkeitszug und sind ein oder zwei Stunden später in den Bergen und im Wald. Sie gehen wandern oder sitzen einfach nur in der Natur und riechen die Kiefern und die frische Luft. Dann steigen sie in den Hochgeschwindigkeitszug und fahren wieder nach Hause.“ Dabei sinkt ihr Blutdruck, ihre Stimmung hellt sich auf, Ängste lassen nach, die Schlafqualität bessert sich, das Immunsystem wird gestärkt, Cortisol- und Entzündungswerte sinken. (3) Für die 10,3 Millionen Deutschen, die über 9000 Fitnessstudios frequentieren und der Branche einen Jahresumsatz von 4,9 Milliarden Euro sichern, folgt aus O´Keefes Analyse eine klare Botschaft: Ein Großteil dessen, was ihr dort für eure Gesundheit gebührenpflichtig zu erreichen versucht, bekämt ihr draußen preiswerter – mit geringerer Mühsal. (Harald Wiesendanger) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC10121111/ Anmerkungen 1        Dogra S, Wolf M, Jeffrey MP u.a.: "Disrupting prolonged sitting reduces IL-8 and lower leg swell in active young adults", BMC Sports Science, Medicine and Rehabilitation 11, Article number: 23 (2019) 2        Im Interview mit Joseph Mercola. 3        Siehe dazu „Auswege Infos“ Nr. 53 / Dezember 2017:  “Rezeptfrei, unschädlich, wirkungsvoll: ‘Waldbaden’ gegen Krebs”.

  • Wer hat Angst vor CO2?

    Warum wir Kohlendioxid fürchten und hassen sollen – Ein Gastbeitrag von Elena Louisa Lange über Sinn und Irrsinn der Bangemache mit dem "menschengemachten Klimawandel". Im September wurde die Welt Zeuge von fünf Minuten bester Klimaideologie. Apple, die am höchsten kapitalisierte Firma der Welt, produzierte einen Werbefilm, der augenzwinkernd zu verstehen geben sollte, dass die „vollständige Entfernung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre“ nicht nur Apples ehrgeizigem Klimaziel entsprach, sondern für die Menschheit insgesamt wünschenswert sei. Wie bitte? Lassen Sie mich das für den unerfahrenen Propagandakonsumenten übersetzen: es ist alles ganz lustig, bis es nicht mehr lustig ist. In jedem Propagandastück seit dem Kaiserreich gilt, dass blosses Zuschauen irgendwann nicht mehr reicht. Man hat sich gefälligst in die sentimentale Welt des Autoritarismus zu begeben, ja, dem jovialen Geplappere zu beugen, das ganz schnell in beinharte Selbstverleugnung umschlagen kann. Denn jedes Kind weiß, dass die dauerhafte Beseitigung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre das ultimative Opfer ist. Weiter kann man nicht gehen – es sei denn, man riefe direkt zum spontanen Massenselbstmord auf. Aber wir schreiben das Jahr 2023, und die Tatsache, dass die vollständige Entfernung von Kohlenstoff oder Kohlendioxid aus der Atmosphäre den sofortigen Tod aller Lebewesen zur Folge hätte, wird als positive Ökobilanz verbucht. Die Ironie ist greifbar. Interessanter ist jedoch, dass die manische CO2-Feindschaft jeder medialen Klimabotschaft kein Fauxpas von Apple-PR-Strategen und ähnlichen Lobbyisten ist, sondern gewollt. Der Pavlovsche Reflex gegen CO2 muss den Staatssubjekten zur zweiten Natur werden. Er muss eingeübt, eintrainiert, abgerufen werden. Man denke an die «2 Minuten Hass» gegen Goldstein, den Orwell in 1984 so treffend beschreibt; in der Realität wurde er nun durch eine neutrale chemische Verbindung ersetzt. Die tägliche mafiöse Klimaerpressung durch UNO, EU-Rat, WHO, WEF und andere ungewählte Gremien dient einem globalen Krieg gegen CO2. Fossile Brennstoffe sind der Feind. Überteuerte Solar- und Windenergie sind Verbündete. Alles, was nicht von vornherein CO2 erzeugt, mag gut sein - was bei Solarzellen bereits ein Problem ist, da die chinesischen Produktionsanlagen für Solarzellen mit Kohle betrieben werden -, aber alles, was CO2 vernichtet, ja, "frisst", ist besser. Dass Atomkraft das Schmuddelkind aus dem Ghetto ist, über das man nicht spricht, mit dem man nicht spielt, und das man um jeden Preis meidet, zeigt nur, dass der Wahnsinn Methode hat. Wer noch bei Verstand ist, erkennt, dass es hier nicht um die Natur geht. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass es bei den Maßnahmen, die im Sinne dieser Maximen ergriffen werden, nicht um den "Schutz des Planeten" oder der "Natur" geht. Es geht um die Herrschaft von Menschen über andere Menschen. Wie der deutsche Technikphilosoph Martin Burckhardt feststellt, fungiert die "Natur" heute als "idealer Projektionsapparat": «Die Revoluzzer, die Ende der 60er Jahre das gequälte Proletariat befreien wollten, mussten sich von den Arbeitern sagen lassen, dass man kein Interesse an dieser Art Erlösung habe, weshalb nicht selten der aggressive Hinweis folgte: ‘Dann geht doch nach drüben.’ Im Gegensatz zur Unterschicht antwortet die Natur nicht. In diesem Sinn ist sie ein idealer Verbündeter für die klimapolitische Avantgarde. Man ist mit einer höheren Macht verbunden, betreibt politische Theologie.“ (1) Natürlich macht der Klimawandel auch die Pferde fett (2) und sorgt dafür, dass Schweine weniger Fleisch geben: Der Klimawandel hat noch weitere, allerdings für unsere ungewählten Weltgremien sehr praktische Konsequenzen – die Ursache für die Armut im globalen Süden kann auf das Wetter geschoben werden, während dieselben Technokraten mit ihren feudalistischen Kohlenstoffkompensationen und -zertifikaten genau die Bedingungen verschärfen, die gerade zur Armut auf dem südlichen Kontinent beitragen. In einer modernen Industriegesellschaft mit weit entwickelten Produktivkräften, die den Menschen hypothetisch alle möglichen technologischen Schutzmaßnahmen – und sogar Annehmlichkeiten – gegen die Launen der Natur bieten könnten, gibt es jedoch kein "natürliches Problem", das nicht gesellschaftlich gelöst werden kann. Wenn Sie kein funktionierendes Wasserversorgungssystem haben oder Ihr Haus bei einem Hurricane hinweggefegt wird, ist das nicht die Schuld des Wetters. Sie sind arm? Nicht die Schuld des Wetters. Und doch wird die Armut zum natürlichen Zustand und die Natur zum Ergebnis politischer Entscheidungen erklärt. Die verkehrte Welt der "Personifizierung der Dinge" und der "Verdinglichung der Personen" ist durch die Klimaerzählung zu sich selbst gekommen. Vergessen wir nicht, dass die monothematische Reduktion des gesellschaftlichen Diskurses auf den Klimawandel auch zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt: Denn nicht nur wird die Verantwortung auf eine technologische Abstraktion verlagert, die außer in Computermodell-Simulationen keine Realität hat, sondern man kann im Namen eines "objektiven Sachzwanges" einen kompletten gesellschaftlichen Wandel erzwingen, der die Vorstellung oder gar den Wunsch nach einem Leben in relativem Wohlstand, Freiheit, Sicherheit, Gesundheit und Würde, die wir einst als selbstverständlich erachteten, an deren Erhalt die Mächtigen aber nie ein Interesse hatten, faktisch zerstört. Bei der Ahrtal-Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen (2021) verloren aufgrund der schlechten Infrastruktur mehr als 200 Menschen ihr Leben, Hunderttausende ihr Zuhause und ihre Einkommensquellen. Deutschlands erste technokratische Kanzlerin, Angela Merkel, schob die Schuld jedoch auf "die Herausforderungen des Klimawandels" - eine Politik, die inzwischen zum «guten Ton» gehört. Anthropogener Klimawandel für Dummies Damit dieses Schema funktioniert, ist die Behauptung, dass der Klimawandel keine natürlichen, sondern nur menschengemachte, "anthropogene" Ursachen haben kann, jedoch unerlässlich. Wären die beobachtbaren atmosphärischen und physikalischen Prozesse natürlichen Ursprungs, könnte es schwierig sein, die Botschaft zu vermitteln, dass eine ganze Produktions- und Konsumtionsweise so revolutioniert werden muss, dass sie auf die Abschaffung von Produktion und Konsum hinausläuft. Niemand bestreitet jedoch, dass der Mensch einen Anteil an der Erwärmung der Landmassen hat: die Umwandlung ganzer Landstriche in Mülldeponien und die Zubetonierung von Städten spielen dabei eine wichtige Rolle. Aber nichts, was der Mensch tut, kann die natürlichen Veränderungen des Klimas außer Kraft setzen, z. B. den jährlich schwankenden Einfluss der Sonneneinstrahlung, die ozeanischen Zirkulationsmuster, den klaren oder bewölkten Himmel oder Vulkanausbrüche (viele davon unter Wasser). Diese globalen natürlichen Einflüsse auf das Wetter werden im "Diskurs" geflissentlich ignoriert, manchmal sogar heruntergespielt. Die nicht mehr von staatlichen Geldern abhängige US-Atmosphärenforscherin Dr. Judith Curry betont immer wieder, dass die Zusammensetzung der Atmosphäre "nur einen unbedeutenden" Einfluss auf das Wetter hat. Stattdessen wird uns weisgemacht, dass es keine andere Ursache für Wirbelstürme und Dürren gibt als die Verbrennung fossiler Brennstoffe. Die CO2-Emissionen als «Drehknopf» für das Klima zu betrachten, ist sogar im strengen Sinne idiotisch – und gefährlich. Aber um das «Klima» geht es nicht. Es geht darum, durch das gesellschaftliche Einstudieren einer sachlich falschen Monokausalität den Menschen zur Ursache allen Klimaübels zu erklären. Aber nicht einmal der Weltklimarat IPCC ist sich da so sicher: in der "Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger" (SPM) des Klimaberichts Nummer 5 (AR5, 2007) bekräftigte der IPCC seine Abgrenzung gegenüber dem weitaus hysterischeren UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change) und wies darauf hin, dass sich seine Definition des Klimawandels nicht auf "direkte oder indirekte menschliche Aktivitäten" beschränkt, sondern auch die natürliche Variabilität einschließt, die enorme Schwankungen aufweist. Die einfache Tatsache, dass es keinen Maßstab für die Unterscheidung zwischen natürlichem und vom Menschen verursachtem Klimawandel gibt, hat es in den aufeinander folgenden Klimaberichten selbst für jene Wissenschaftler in der Working Group 1 nicht einfacher gemacht, die versuchen, der Logik des Kohlenstoffkreislaufs, d.h. den gigantischen, meist ozeanischen Einflüssen auf das Klima, gegen die aktivistische Klimakonventionsmaschinerie und ihre Besessenheit, "100 %" der aktuellen Wetterveränderungen menschlicher Aktivität zuzuschreiben, treu zu bleiben. Der offiziellen Propaganda zufolge muss die Angst vor CO2 direkt mit dem "menschengemachte" Klimawandel in Verbindung gebracht werden - koste es, was es wolle. Gestützt auf eine beispiellose kollektivistische Selbstgeißelung wartet dieser mit Verbotsexzessen auf – neben CO2-Zertifikaten und -Steuern plagen sich die Menschen nun mit Öl- und Gasheizungsverboten, Verbrennungsmotorverboten, 15-Minuten-Städten und nun auch abgesagten Volksfesten wie in Zürich herum, deren «CO2»-Fußabdruck den städtischen Auflagen zu groß ist. (3) An deren Ende steht die Auflösung der bürgerlichen Subjektivität, wie wir sie kennen, ganz zu schweigen von demokratischen Bürgerrechten. Noch verheerender als die technokratisch-faschistische Aushöhlung der Zivilgesellschaft während der Coronajahre werden wahrscheinlich die Auswirkungen des "Klimawandels" auf unsere unmittelbare Existenz sein. Wie wir alle wissen, sind die Menschen nur zeitweise Virusträger, Kohlendioxidproduzenten jedoch ein Leben lang. Wie stark kann das Interesse am menschlichen Überleben bei denen sein, die Kohlendioxid, die Grundlage allen Lebens auf der Erde, "beseitigen" wollen? Wie das Onlineportal Business Insider kürzlich berichtete, hat die "erste kommerzielle Anlage in den USA begonnen, Kohlendioxid aus der Luft zu saugen. Sie ist in der Lage, 1000 Tonnen pro Jahr abzusaugen und plant eine Erweiterung". (4) Willkommen auf einer neuen Ebene des Wahnsinns. Photosynthese als rechte Verschwörungstheorie Wie schlimm also kann CO2 für den Planeten sein? Nun, das sieht überhaupt nicht schlecht aus, ganz im Gegenteil – wobei die Ironie darin besteht, dass dieser 7 Jahre alte NASA-Clip auf YouTube jetzt als Klima-Desinformation gekennzeichnet wurde. Wenn es eine banale Wahrheit ist, dass der CO2-Gehalt in den letzten 100 Jahren gestiegen ist, dann ist die Auswirkung auf die Photosynthese noch trivialer. Jedes Kind weiß, dass die Photosynthese, der Prozess, bei dem Pflanzen mit Hilfe des Sonnenlichts Kohlendioxid in Sauerstoff umwandeln, die Grundlage allen Lebens auf der Erde ist. Jedes Kind weiß auch, dass es ohne Pflanzen kein Leben gäbe. Man könnte versucht sein zu denken, dass eine Zunahme des CO2 ist für das Leben auf der Erde vorteilhaft ist. Wie seltsam muss es sein, in ständiger Angst vor steigenden CO2-Konzentrationen zu leben. Niemand bestreitet, dass sich der Planet in den höheren Breitengraden in den letzten 100 Jahren um etwa 1°C erwärmt hat. Aber es ist unsinnig zu behaupten, dass ein Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre die einzige Ursache dafür ist. Und es ist noch unsinniger zu behaupten, dass die CO2 Zunahme die Erde zerstören würde. (5) Im Gegenteil: Ein Anstieg auf bis zu 1200 ppm im globalen Durchschnitt wäre vielleicht sogar notwendig, um eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Beziehung zwischen CO2-Konzentration und der Wachstumsrate von Pflanzen: (6) Der Physiker und ehemalige Energieberater unter der Obama-Regierung, Steven Koonin, sagt in seinem Buch Unsettled (7): "Die heutige Erde giert nach atmosphärischem CO2".  Tut man diese Tatsache allerdings öffentlich kund, wird man von irgendeinem Twitter-Troll als "Erdöl-Lobbyist", «Wissenschaftsfeind» oder gleich als "Neonazi" beschimpft. Das Drehbuch ist inzwischen bekannt. Wie jeder weiß, der kontinentale Sommer und Winter erlebt hat, wäre ein wärmeres Wetter für die Menschen wünschenswert. Viele Menschen sterben jedes Jahr an der Kälte, nur wenige an der Hitze – Australien ist die Ausnahme. Studien, zum Beispiel von der American Heart Association (8), zeigen, dass Kälte in den meisten Ländern der Welt die Hauptursache für temperaturbedingte Todesfälle ist. In einer Studie, die 384 Orte in 13 Ländern auf fünf Kontinenten untersuchte, gab es 20-mal so viele Todesfälle durch Kälte wie durch Hitze. Kalte Temperaturen erhöhen das Risiko von Atemwegsinfektionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, während geschwächte Abwehrkräfte den Körper anfälliger für Grippeviren und Lungenentzündungen machen. Darüber hinaus verengt Kälte die Blutgefäße, was zu erhöhtem Blutdruck und im Extremfall zu Herzinfarkten führen kann. Freuen Sie sich und begrüßen Sie das wärmere Wetter – es hat den Kartoffelanbau in Nordkanada möglich gemacht. Zum Glück ist NetZero – vorläufig jedenfalls - zu unrealistisch, um umgesetzt zu werden. Wäre dies der Fall, würde das Leben auf der Erde aufhören zu existieren. Aber um Irrationalität zur Idiotie hinzuzufügen, wird die gute Sache, von der alle profitieren könnten, zur Sache, der wir misstrauen, die wir fürchten und die wir abschaffen sollen. Ich dachte immer, es sei das ultimative Böse, die Weltbevölkerung - darunter Babys und Kleinkinder – zur Verletzung ihres Körpers, ihrer Menschenwürde und ihrer Menschenrechte gezwungen zu haben, indem man ihnen einen experimentellen Impfstoff injiziert. Aber ich bin mir da nicht mehr so sicher. (Elena Louisa Lange) Eine leicht gekürzte englische Version dieses Essays erschien in Elena Langes Substack-Blog hier: https://elenalouisalange.substack.com/p/who-is-afraid-of-co2/comments Elena Louisa Lange ist Philosophin und politische Kommentatorin. Bis 2022 war sie Dozentin an der Universität Zürich, inzwischen arbeitet sie als freie Autorin. Ihr jüngstes Buch The Conformist Rebellion: Marxist Critiques of the Contemporary Left erschien 2022. Ein Jahr zuvor veröffentlichte sie Value Without Fetish: Uno Kozo’s Theory of ‘Pure Capitalism’ in Light of Marx’s Critique of Political Economy (Historical Materialism, 227, Band 227). 2024 wird folgen: Covid-19 and the Left - The Tyranny of Fear. Darüber hinaus ist Elena Lange Mitherausgeberin von zwei Büchern über die moderne asiatische Philosophie. Sie hat zahlreiche Arbeiten zur Kritik der Politischen Ökonomie, insbesondere zur Wert- und Geldtheorie, zur kritischen Theorie, zur Methode, zur modernen japanischen Geistesgeschichte, zur Digitalisierung und zur politischen Kultur der Linken veröffentlicht, darunter Handbuch- und Lexikonartikel. Anmerkungen 1 Im Interview mit Axel Bojanowski, unter: https://martinburckhardt.substack.com/p/im-gesprach-mit-axel-bojanowski 2 Anm.d.Red.: Wie einem scharfäugigen Leser von Elisa Langes Blog auffiel, hat offenkundig ein minderbemittelter Bildredakteur des Telegraph das „verfettete Pferd“ mittels Photoshop dilettantisch zurechtgedehnt – auf wessen Geheiß auch immer. 3  Das beliebte Zürcher Fest, das größte Volksfest der Schweiz mit mehr als 2,5 Millionen Besuchern alle drei Jahre, wurde jetzt unter anderem wegen seines ökologischen Fußabdrucks abgesagt: https://www.srf.ch/news/schweiz/groesstes-volksfest-der-schweiz-das-zueri-faescht-steht-vor-dem-aus 4 https://www.businessinsider.com/us-first-commercial-carbon-capture-facility-opens-2023-11?r=US&IR=T#:~:text=The%20first%20US%20commercial%20plant,annually%20and%20plans%20to%20expand.&text=The%20first%20US%20industrial%20carbon,sends%20it%20into%20the%20ground 5 Die Energie, die in das und aus dem Klimasystem fließt, wird in Watt pro Quadratmeter (W/m2) gemessen, was die Y-Achse in dieser Grafik darstellt. Die CO2-Konzentration in ppm (parts per million) liegt auf der X-Achse. Die Grafik zeigt, dass die Temperaturen nicht mit der CO2-Konzentration korrelieren. Quelle: CO2-Koalition. 6 Quelle: Roger H. Thayer, Eco Enterprises, hydrofarm.com. Mit freundlicher Genehmigung von Matthew Wielicki’s Irrational Fear Substack: https://irrationalfear.substack.com/p/greening-earth-and-booming-crops Anm.d.Red.: In den letzten 140 Millionen Jahren ist der CO2-Gehalt rapide und stetig gesunken, bis er nur noch etwa 30 ppm von der "Todesgrenze" von 150 ppm entfernt war, unterhalb derer Pflanzen nicht überleben können. Sowohl die relativ kurzfristigen Daten aus Eisbohrkernen als auch die viel längerfristigen Daten, die 140 Millionen Jahre zurückreichen (Berner 2001), zeigen einen alarmierenden Abwärtstrend in Richtung CO2-Hunger. „Die Freisetzung von Kohlendioxid durch die Nutzung fossiler Brennstoffe hat es der Menschheit ermöglicht, die Konzentrationen dieses nützlichen Moleküls zu erhöhen und vielleicht eine CO2-bedingte Klimaapokalypse abzuwenden“, stellt das Infoportal CO2Coalition fest. 7  Steven Koonin: Unsettled: What Climate Science Tells Us, What It Doesn’t, and Why It Matters, https://www.amazon.de/Unsettled-Climate-Science-Doesn%C2%92t-Matters/dp/1950665798 Dallas, 2021, S. 66. 8 https://www.eurekalert.org/news-releases/555515. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in den USA und Westeuropa immer noch mit großem Abstand die Todesursache Nummer 1. Titelbild: Collage aus 3 Fotos bei Freepik (bedneyimages, wayhomestudio)

  • Für immer jung – dank NMN?

    Für Anti-Aging-Produkte kann man ein Vermögen loswerden – bei fraglichem Nutzen und ungewissen Nebenwirkungen. Eine rühmliche Ausnahme scheint NMN darzustellen. Je eingehender diese Substanz erforscht wird, desto deutlicher tritt ihr geradezu spektakuläres Potential zutage, uns auch in höherem Alter gesund und vital zu halten. „Ich möchte mit dir alt werden“, so heißt es auf einer witzigen Postkarte, die ein betagtes Paar beim gemächlichen Spaziergang auf einem Feldweg zeigt, Rollatoren vor sich herschiebend. „Es hat aber keine Eile.“ Alt werden will nämlich fast jeder – alt sein hingegen kaum jemand. Denn zumindest in westlichen Industrieländern gilt höheres Alter beinahe schon als Synonym für körperliche Einschränkungen und geistigen Abbau, für chronische Krankheit und Behinderung, für Krückstock, Pillendose und Hörgerät, für Freiheitsverlust und Pflegebedürftigkeit – mit scheinbar naturnotwendiger Unerbittlichkeit. „Altersbedingt“ eben. Bei solch trüben Aussichten beglückt umso mehr die frohe Botschaft des wohl berühmtesten Alternsforschers unseres Planeten: David Sinclair, in Australien geborener Biologe und Professor für Genetik an der Harvard Medical School in Cambridge, Massachusetts. Altwerden sei eine heilbare Krankheit, so lehrt er. (1) Den nahen Sieg über das vermeintliche Schicksal verkörpert niemand überzeugender als er selbst: Mit vollem, nicht einmal ansatzweise ergrauten Haar und nahezu faltenfreier Haut, schlank, energiegeladen und topfit wirkt der mittlerweile 54-Jährige mit dem verschmitzt grinsenden Lausbubengesicht, als sei er gerade erst Anfang Dreißig. Worin besteht Sinclairs Geheimnis? Er hat mehrere. Für eines stehen drei Buchstaben: NMN, eine Abkürzung für Nicotinamid-Mononukleotid. Einige hundert Milligramm davon schluckt er jeden Morgen, neben einer Handvoll Blaubeeren in hausgemachtem Joghurt. Wie kommt er dazu? NMN ist nichts Künstliches. Es handelt sich um ein Molekül, das in Pflanzen ebenso vorkommt wie in Säugetieren, einschließlich des Menschen – in jeder einzelnen Zelle. Als Nukleotid ist es der kleinste Baustein von Nukleinsäuren, chemischer Grundbestandteil der DNA und RNA. Unser Körper ist imstande, es selber zu bilden: aus Vitamin B3, aus der Aminosäure Tryptophan, auch mit Hilfe von Darmbakterien. Dieses NMN wandelt unser Organismus in Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid um, kurz NAD+: einen sogenannten Cofaktor, das notwendige Nicht-Protein-Element eines Enzyms und unerlässlich für dessen Aufgabe, in uns biochemische Reaktionen auszulösen. Unser Organismus benötigt NAD für eine Vielzahl von Funktionen, unter anderem für die Energiegewinnung aus Nahrung. Als vielseitiges Informationsshuttle befördert es Protonen und Elektronen kreuz und quer durch jede Zelle. Es stärkt die Mitochondrien, die Kraftwerke unserer Zellen. Darüber hinaus hilft NAD, beschädigtes Erbgut zu reparieren, die Gene zu regulieren, die Abwehrsysteme der Zellen zu stärken und unsere innere Uhr einzustellen. NAD wirkt an der Tätigkeit von mehr als 500 Enzymen mit; ohne es wären wir binnen 30 Sekunden tot. Mit fortschreitendem Alter bildet sich in uns leider immer weniger NAD, und das wirkt sich fatal aus: Ein sinkender NAD-Spiegel beschleunigt den Alterungsprozess und trägt zu zahlreichen chronischen Erkrankungen bei, von Arteriosklerose über Typ-2-Diabetes bis zu Alzheimer. Was geschieht, wenn man den Mangel kurzerhand behebt – dem Organismus einfach mehr NAD zuführt? Das erforschte David Sinclair mit seinem Team von der Harvard Medical School in Cambridge, Massachusetts, anfangs an Mäusen. Dabei stellte sich heraus: Ein ausreichernd hoher NAD-Nachschub über das Futter kann die schädlichen Abbauvorgänge nicht bloß aufhalten, sondern zum Teil sogar rückgängig machen. Schon nach einer Woche bildeten sich die Anzeichen der Alterung zurück, ablesbar an Parametern wie Entzündungsreaktionen, Insulinresistenz und Muskelschwund. Die Zellen von zwei Jahre alten Mäusen glichen nach der NAD-Kur plötzlich jenen von sechs Monate alten Artgenossen. Mausgreise verwandelten sich in Renntiere, die Laufräder so rasant und ausdauernd drehten wie nie zuvor. Bei Vorträgen präsentiert Sinclair gerne Bilder zweier Labormäuse nebeneinander: die eine grau und struppig, die andere braun und keck – beide geboren am selben Tag. Seit Sinclairs bahnbrechenden Experimenten hat reichlich weitere Forschung an Mäusen und Ratten bestätigt, wie positiv sich die Gabe von NAD bzw. seines Vorläufers NMN auf deren Gesundheit auswirkt: Der Energiestoffwechsel steigt, die körperliche Aktivität nimmt zu; das Erbgut wird vor Mutationen geschützt, eine altersbedingte Gewichtszunahme vermieden, die Insulinsensitivität erhöht, das Risiko für Typ-2-Diabetes gesenkt. Entzündungen und degenerative Veränderungen im Nervensystem werden seltener. (2) Neue Blutgefäße bilden sich. Die Muskeln werden mit mehr Sauerstoff versorgt, Milchsäure und Giftstoffe daraus besser abtransportiert. Die Gebrechlichkeit verschwindet. Und nicht zuletzt: Die Lebensspanne der Versuchstiere verlängert sich erheblich. Von diesen Beobachtungen ermutigt, befassen sich Langlebigkeitsforscher zunehmend damit, NMN am Menschen zu testen – mit verblüffenden Ergebnissen. NMN macht allgemein gesünder In einer Ende 2022 veröffentlichten Studie erhielten 80 gesunde Erwachsene in mittleren Jahren, mit alterstypischen NAD-Werten, zwei Monate lang täglich 300 mg, 600 mg oder 900 mg NMN – oder ein Placebo. Im Vergleich mit der Kontrollgruppe waren NMN-Konsumenten bei Testende körperlich fitter – innerhalb eines Sechs-Minuten-Zeitraums bewältigten sie eine längere Gehstrecke. Ihren allgemeinen Gesundheitszustand bewerteten sie signifikant besser: Beispielsweise fühlten sie sich wohler in ihrer Haut, emotional stabiler, zufriedener, leistungsfähiger. Ihre Insulinresistenz, eine Hauptursache von Typ-2-Diabetes, war geringer ausgeprägt: Auf Signale des Hormons Insulin sprachen ihre Körperzellen eher an. Ihre biologische Alterung war verlangsamt, wie ihre Blutproben anhand von 19 Laborparametern verrieten, von Albumin und Hämatokrit über HDL- und LDL-Cholesterin bis hin zu Thrombozyten und Erythrozyten. Am ausgeprägtesten traten diese Vorteile bei NMN-Dosierungen von 600 und 900 mg auf. NMN bremst den Alterungsprozess Auch bei Menschen kann NMN das biologische Altern verlangsamen, womöglich sogar umkehren. Es wirkt über Sirtuine, eine Familie von Proteinen, die in allen Lebewesen vorkommen. Unter Stress wie zum Beispiel bei Nährstoffmangel, Kälte, körperlicher Anstrengung lassen sie sich von NMN aktivieren. Dann schalten sie Langlebigkeitsgene ein, die schützen, reparieren und erneuern. Sie „unterdrücken epigenetische Veränderungen und lassen das Jugendprogramm weiterlaufen“, wie Sinclair feststellte. (3) „NAD+ kommt einem Jungbrunnen am nächsten“, schwärmte er im Time Magazine. Unter anderem beeinflusst NMN die Länge der Telomere: der Endkappen unserer Chromosomen, die diese vor Schäden aller Art schützen, etwa durch oxidativen Stress und freie Radikale. Während wir altern, werden sie immer kürzer. In einer chinesischen Studie nahmen acht gesunde Männer, zwischen 45 und 60 Jahre alt, ein Vierteljahr lang täglich zum Frühstück 300 mg NMN ein. Bereits nach dem ersten Monat hatten sich die Telomere der Immunzellen im Blut erheblich verlängert. NMN schützt vor Diabetes In zwei Studien erhielten Versuchspersonen 10 bzw. 12 Wochen lang täglich 250 mg NMN. Am Ende hatte sich ihre Insulinsensitivität deutlich verbessert, ihr Blutzuckerspiegel reguliert. (4) NMN heilt den Darm Worauf Tierversuche hindeuteten, bestätigt sich mehr und mehr in Humanstudien: Die tägliche Einnahme von NMN über mehrere Wochen hinweg genügt, um chronisch entzündlichen Darmerkrankungen entgegenzuwirken und ihnen vorzubeugen, eine gestörte Darmflora zu sanieren, eine geschwächte oder durchlässiger gewordene Darmbarriere – beim Leaky-Gut-Syndrom – wiederherzustellen. Die Verdauung verbessert sich, und es wird vermehrt Gallensäure produziert. Außerdem sorgt NMN dafür, dass sich nützliche Darmbakterien vermehren, darunter Laktobazillen, Bifidobakterien, Firmicuten, Akkermansia. (5) Diese tun unserem Darm auf mehrerlei Weise gut: Sie produzieren eine Schleimschicht, die ihn auskleidet und die Darmbarriere schützt – diese wird stabiler und lässt weniger Schadstoffe durch. Indem die Bakterien die Darmwand besiedeln, hindern sie schädliche Keime daran, sich zu vermehren. Sie bilden kurzkettige Fettsäuren (SCFAs) wie Butter- und Propionsäure, die unter anderem die Zellen der Darmwand nähren. Über die Darmschleimhaut ins Blut aufgenommen, bekämpfen sie im ganzen Körper Entzündungen, ja sie schützen sogar die Blut-Hirn-Schranke. NMN schützt vor Demenz Wie sich die Darmflora zusammensetzt, wirkt sich über die sogenannte „Darm-Hirn-Achse“ – die Verbindung, die beide Organe neuronal vernetzt – auf das zentrale Nervensystem aus. Zumindest im Tierversuch zeigte sich bereits, dass nach NMN-Gaben mehrere Anzeichen von Alzheimer im Gehirn deutlich zurückgingen: weniger Entzündungen, eine verbesserte Funktion der Mitochondrien, eine effizientere Signalübertragung zwischen Nervenzellen, ein geringerer kognitiver Leistungsabfall. NAD-Booster als medizinische Universalwaffe Auf Sinclairs Homepage findet sich eine Grafik, die veranschaulicht, wie viel der Popstar der Longevity-Forschung mittels NAD-Boostern über die genannten Anwendungen hinaus für erreichbar hält: Mittels NAD-Gaben ließe sich die Leber dazu bringen, Fettsäuren besser abzubauen. Das Endothel, die Zellschicht an der Innenseite der Blut- und Lymphgefäße, könnte optimiert werden, wie auch die Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse und die Lipogenese in Fettgewebe. Herz und Nieren bekämen mehr Schutz. Verjüngte Fortpflanzungsorgane könnten die Phase der Fruchtbarkeit verlängern oder zurückbringen. Mitochondriale Funktionen könnten angekurbelt, Zellen verjüngt, das Immunsystem gestärkt, Krebs verhindert werden; Nerven könnten regenerieren, Wunden schneller heilen, Entzündungen rascher abklingen. Was auch immer in unserem Körper zunehmend schlechter funktioniert – die Ursache scheint zumeist ein und dieselbe: das Altern. Für Sinclair steht fest: Es gibt kein ärgeres gesundheitliches Risiko, als den zeitlichen Abstand zur eigenen Geburt zu vergrößern. „Meine Mutter war Raucherin“, sagt er. „Das erhöhte ihr Krebsrisiko um das Fünffache. Aber: Durch das Altern von 20 auf 70 Jahre erhöhst du dein Krebsrisiko um das Tausendfache. Wir müssen das Altern selbst anvisieren.“ (6) Wer den Schlüssel dafür findet, altersbedingten Verfall aufzuhalten oder gar rückgängig zu machen, der hat nicht bloß die eine oder andere chronische Krankheit besiegt, sondern das chronische Kranksein an sich. Sobald dies möglich ist, muss es geschehen. Denn „jeder Mensch“, so lautet Sinclairs Credo, „hat das Recht auf die beste medizinische Versorgung und eine maximale Lebenserwartung”. Anscheinend frei von Nebenwirkungen Keine Wirkung ohne Nebenwirkung? Zumindest hinsichtlich NMN scheint vielmehr zu gelten: Keine Regel ohne Ausnahme. Weder im Tierversuch noch in Humanstudien kamen bisher irgendwelche schädlichen Effekte zum Vorschein – jedenfalls nicht bei den üblicherweise verabreichten Mengen zwischen 250 und 900 Milligramm pro Tag. (David Sinclair bevorzugt für sich persönlich 1000 mg.) Bei Ratten traten Unverträglichkeitsreaktionen erst bei enorm hoher NMN-Zufuhr von 2000 Milligramm pro Kilo Körpergewicht auf: Dann fraßen sie weniger und verloren an Gewicht. Nach einem gängigen Umrechnungsverfahren, um die „humane Äquivalenzdosis“ (HED) zu ermitteln, entsprechen 2000 mg pro Kilo Rattenkörper 323 mg/kg menschliches Körpergewicht. Wer von uns 60 Kilo auf die Waage bringt, könnte demnach bedenkenlos bis zu 19.380 mg NMN pro Tag zu sich nehmen. In den erwähnten Studien lagen die wirksamen Dosierungen aber um ein Vielfaches niedriger. Was ist von den im Internet kursierenden Gerüchten zu halten, NMN erhöhe das Krebsrisiko? Keine Studie hat dies bisher belegt, im Gegenteil: Weil NMN bzw. das daraus gebildete NAD+ daran mitwirkt, DNA-Schäden zu beheben, beseitigt es zugleich eine wesentliche Ursache für die Entstehung von Krebs. Bei bereits erkrankten Tieren zeigte sich, dass NMN-Gaben das Tumorwachstum keineswegs fördern, sondern eher hemmen. Denn sie aktivieren natürliche Killerzellen. Warum nicht auf natürlichem Weg? Wenn wir in jüngeren Jahren unseren NMN-Bedarf weitgehend übers Essen decken: Könnte nicht eine konsequente Ernährungsumstellung genügen, wenn wir älter werden? Warum nehmen wir dann nicht einfach mehr Lebensmittel zu uns, die NMN enthalten – oder Vitamin B3 bzw. Aminosäure Tryptophan, woraus unser Körper anschließend NMN und NAD bilden kann? Ergiebige Quellen für Vitamin B3 sind Mungobohnen, Erdnüsse, Pilze, Hülsenfrüchte und Kartoffeln, Eier, Innereien, Fische wie Sardelle, Thunfisch, Lachs und Makrele. (7) NMN kommt besonders reichlich vor in Edamame, einer japanischen Sojabohne (bis 1,88 mg pro 100 Gramm), aber auch in Avocados (bis 1,60 mg), Brokkoli (bis 1,12 mg), Kohl (bis 0,9 mg), rohem Rindfleisch (bis 0,42 mg) und Tomaten (bis 0,3 mg). Täglich etwas davon auf den Teller zu bekommen, und das in üppigen Mengen, ist freilich nicht jedermanns Sache. Zudem deutet experimentell bisher nichts darauf hin, dass es Nachteile bringt, stattdessen NMN als Nahrungsergänzungsmittel zu sich zu nehmen. Ein kulinarischer Genuss ist damit allerdings nicht verbunden: Handelsübliches NMN ist ein feines, schneeweißes, nahezu geschmackfreies Pulver, das sich im Mund wie Haushaltsmehl anfühlt. Hervorragend bioverfügbar Was fängt unser Körper mit zugeführtem NMN an? Inwieweit kann er es überhaupt verwerten? Scheidet er es womöglich umgehend wieder aus – wie etwa das neuerdings gehypte Spermidin, ein Botenstoff, der als hervorragendes Anti-Aging-Mittel gilt. “Man kann es zwar einnehmen, aber es kommt gar nicht im Körper an”, wie eine Studie der Uni Lübeck nahelegt. Aber auch diese Bedenken scheinen zumindest bei isoliertem NMN unbegründet. Als Nahrungsergänzungsmittel geschluckt, wird es vom Darm binnen weniger Minuten aufgenommen und gelangt in den Blutkreislauf. In Tierversuchen zeigten sich schon nach 10 bis 30 Minuten erhöhte NMN-Gehalte im Gewebe. Nach nur einer Stunde war der NAD-Gehalt angestiegen. (8) Bei gesunden Menschen zwischen 20 und 65 Jahren ergab eine japanische Studie: Wer täglich 250 mg NMN zu sich nimmt, erhöht seinen NAD-Spiegel um stattliche 40 %. Sobald er das Präparat absetzt, kehren die Blutwerte wieder zum Ausgangspunkt zurück. Wie sollte man es einnehmen? Sinclair empfiehlt, es nicht sofort herunterzuschlucken, sondern ein, zwei Minuten lang unter der Zunge zu belassen. Dann kann bereits die Schleimhaut im Mundraum es teilweise aufnehmen und dem Blutkreislauf zuführen. Happiger Preis Zertifiziertes, durch akkreditierte Analyse-Labore laufend getestetes NMN in bester Qualität – mit einem Reinheitsgrad über 99 % - gibt es leider nicht in der Schnäppchenhalle. Bei einem vielgelobten Online-Händler, Age-Science, kosten 100 Gramm happige 129 Euro, inklusive Versand und Mehrwertsteuer. (Die kleinste Beutelgröße, mit 12,5 Gramm NMN-Pulver, war im November 2023 dort für 30 Euro zu haben.) Kühl und ungeöffnet gelagert, ist es mindestens zwei Jahre haltbar. Wer es deutlich billiger haben will, geht ins unkalkulierbare Risiko. Es häufen sich Klagen, dass Lieferanten aus Übersee und Billigstheimer ihr angeblich “reines” NMN mit Ascorbinsäure, Milchpulver oder sonstwie strecken. Im Herbst 2021 wurden in den USA 22 verschiedene Anbieter getestet – mit niederschmetterndem Ergebnis: Fast zwei Drittel boten kein echtes oder nur minderwertiges NMN an. Zum Abmessen verwendet man am besten eine Milligramm-Waage. Im Online-Handel sind Laborwaagen schon ab 15 Euro zu haben. Erst besinnen, dann kaufen Rund um den Globus erreichen Menschen bei guter Gesundheit, frei von allen gefürchteten Zivilisationskrankheiten, fit und vital ein geradezu biblisches Alter – ganz ohne NMN und sonstige angesagten Anti-Aging-Produkte. Anstatt schnurstracks in jeden vermeintlichen pharmazeutischen Jungbrunnen zu hüpfen, täten wir gut daran, dem Geheimnis der “Centenarians” nachzuspüren, der putzmunteren Hundertjährigen. (9) Es ist ebenso unoriginell wie zeitlos wahr: weniger und vollwertig essen, ausreichend reines Wasser ertrinken, an frischer Luft körperlich aktiv sein, gut schlafen, Genussgifte meiden, Stress abbauen, eingebunden sein in stabile soziale Netze, befasst mit einer Aufgabe, erfüllt von einem Sinn. (Siehe KLARTEXT: “Selbst Methusalems pfeifen auf Corona”.) All dies berücksichtigt David Sinclair durchaus, anstatt sich bloß ein ausgeklügeltes Pillengemisch einzuflößen, von dem noch längst nicht zweifelsfrei bewiesen ist, dass es das Leben wirklich bei jedem wohltuend verlängert, der keine Maus ist. (Neben NMN schluckt er immer nach dem Aufstehen auch ein Gramm Resveratrol - den mutmaßlichen Anti-Aging-Bestandteil von Rotwein - sowie ein Gramm Metformin, ein Diabetesmittel, das Studien zufolge auch gegen Demenz, Krebs und Herzerkrankungen wirkt.) (10) Er fastet regelmäßig, isst eher zuwenig als zuviel, verzehrt viel Gemüse und nur selten rotes Fleisch, lässt die Finger von Fertiggerichten. Zumeist lässt er die Mittagsmahlzeit ausfallen. Zucker und Kohlenhydrate meidet er. Er supplementiert Vitamin D und K2; zur Blutverdünnung verabreicht er sich jeden Abend 83 mg Aspirin. Er trinkt reichlich grünen Tee. Er raucht nicht. Für Sport fehlt ihm zwar meistens die Zeit – aber er lässt keine Treppe aus; am Wochenende trainiert er im Fitnessstudio und schwitzt in einer Sauna, bevor er in eiskaltes Wasserbecken steigt. Nicht nur nachts beim Schlafen, auch tagsüber ist er bemüht, sich in einer kühlen Umgebung aufzuhalten. Alle paar Monate lässt er sich Blut abnehmen, um Dutzende von Biomarkern zu checken; sind die Werte nicht optimal, so korrigiert er sie mittels Ernährungsumstellung und Sport. (11) Er ist stolzer Vater dreier Kinder, hat einen großen Freundeskreis und Charlie, einen verhätschelten Pudelmischling. Er genießt höchste Anerkennung in seinem beruflichen Umfeld. Nicht nur als Wissenschaftler, auch als Geschäftsmann brilliert er: Im Jahr 2008 verkaufte Sinclair seine Firma Sirtris Pharmaceuticals für sage und schreibe 720 Millionen US-Dollar an den Pharmariesen GlaxoSmithKline (12); bis heute leitet er fünf weitere selbstgegründete Biotech-Unternehmen. Er ist erfüllt von einer Arbeit, mit der er Bedeutsames, ja Bahnbrechendes leistet. Ewig jung bleibt man mit alledem gewiss nicht. Aber womöglich bis zuletzt wohlauf. Wie erstrebenswert wäre der wissenschaftliche Sieg über einen Tod, der einem solch erfüllten Leben ein sinnvolles Ende setzen könnte? (Harald Wiesendanger) Anmerkungen 1 Siehe David A. Sinclair: Das Ende des Alterns. Die revolutionäre Medizin von morgen, Köln 2019. 2 X. Zhu u.a.: „Nicotinamide mononucleotides alleviated neurological impairment via anti-neuroinflammation in traumatic brain injury. International Journal of Medical Sciences 2023;20(3):307-317, https://www.researchgate.net/publication/367969386_Nicotinamide_mononucleotides_alleviated_neurological_impairment_via_anti-neuroinflammation_in_traumatic_brain_injury; X. Zhao u.a.: „Nicotinamide mononucleotide improves the Alzheimer's disease by regulating intestinal microbiota“, Biochemical and Biophysical Research Communications 2023;670:27-35, https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0006291X23006538) 3 Das Ende des Alterns, a.a.O., S. 197. 4 T. Yamane u.a.: „Nicotinamide mononucleotide (NMN) intake increases plasma NMN and insulin levels in healthy subjects“ Clinical Nutrition ESPEN. 2023;56:83-86, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2405457723001249; M. Yoshino u.a.: „Nicotinamide mononucleotide increases muscle insulin sensitivity in prediabetic women“ Science. 2021;372(6547):1224-1229, https://www.science.org/doi/10.1126/science.abe9985 5 P. Huang u.a.: „NMN Maintains Intestinal Homeostasis by Regulating the Gut Microbiota“, Frontiers in Nutrition 2021;8:714604. https://www.readcube.com/articles/10.3389/fnut.2021.714604; 26: Huang P, Wang X, Wang S, et al. Treatment of inflammatory bowel disease: Potential effect of NMN on intestinal barrier and gut microbiota“, Current Research in Food Science 2022;5:1403-1411, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2665927122001289?via%3Dihub 6 Zit. nach Nach SZ-Magazin Heft 37/12.9.2019: “Für immer jung!”, https://sz-magazin.sueddeutsche.de/gesundheit/david-sinclair-harvard-alter-forschung-jung-bleiben-87755?reduced=true, leider nur hinter einer Bezahlschranke. 7 M. Hrubša u.a.: „Biological Properties of Vitamins of the B-Complex, Part 1: Vitamins B1, B2, B3, and B5“, Nutrients 2022;14(3):484, https://www.mdpi.com/2072-6643/14/3/484; siehe auch https://www.gesundheit.gv.at/leben/ernaehrung/vitamine-mineralstoffe/wasserloesliche-vitamine/niacin.html#wo-ist-niacin-enthalten 8 K. F. Mills u.a.: „Long-Term Administration of Nicotinamide Mononucleotide Mitigates Age-Associated Physiological Decline in Mice“, Cell Metabolism 2016;24(6):795-806, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28068222/ ; J. Yoshino u.a.:N“icotinamide mononucleotide, a key NAD(+) intermediate, treats the pathophysiology of diet- and age-induced diabetes in mice“, Cell Metabolism 2011;14(4):528-536, https://profiles.wustl.edu/en/publications/nicotinamide-mononucleotide-a-key-nad-supsup-intermediate-treats- 9 https://www.spiegel.de/fotostrecke/langes-leben-hundertjaehrige-verraten-ihr-geheimnis-fotostrecke-143844.html; https://www.focus.de/gesundheit/longevity/langes-leben-das-steckt-hinter-dem-geheimnis-der-100-jaehrigen_id_193860574.html 10 Nach SZ-Magazin Heft 37/12.9.2019: “Für immer jung!”, a.a.O., https://sz-magazin.sueddeutsche.de/gesundheit/david-sinclair-harvard-alter-forschung-jung-bleiben-87755?reduced=true Siehe auch https://fastlifehacks.com/david-sinclair-supplements/ 11 Näheres über Sinclairs persönliches Gesundheitsprogramm in Das Ende des Alterns, a.a.O., S. 401. 12 Kate Holdsworth: Cosmos Bright Sparks: Australia’s top 10 young minds (Memento vom 26. Dezember 2013 im Internet Archive), Cosmos, 26. Juli 2006 Titelbild: Freepik. Porträtfoto Sinclair: Von Editor5627 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=128703620 P.S.: Den allgemeinen Haftungsausschluss unterstreiche ich bei diesem Artikel. Verfasst habe ich ihn auf der Grundlage von Studien, die zur Zeit der Veröffentlichung aktuell waren. Er dient aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede medizinische Maßnahme, um die es in diesem oder einem anderen Artikel meines Blogs geht, immer zuerst mit dem Arzt Ihres Vertrauens.

  • Damit sein Tod nicht sinnlos war

    Keine zwei Tage nach einer Mehrfach-Impfung hört Sawyer auf zu atmen, für immer. Da ist er zwei Monate alt. Sein Blut enthält 95 Mikrogramm Aluminium pro Liter – ein Wert, der selbst für Erwachsene giftig wäre. Eine Toxikologin bestätigt: Diese Schwermetallbelastung kann nur von den Impfstoffen herrühren. Wie oft sich solche „plötzlichen Kindstode“ (SIDS) ereignen, weiß niemand genau. Ein kriminelles Schweigekartell aus Ärzten, Gerichtsmedizinern, Behörden, Pharmaindustrie, Wissenschaftlern und Medien sorgt dafür, dass die Hauptursache vertuscht wird, Eltern ahnungslos bleiben – und die Verantwortlichen ungestraft davonkommen. Am 20. Oktober 2022 bringen Melissa und Nick, ein junges Paar aus dem US-Bundesstaat Maine, ihren kleinen Sawyer, gerade mal 54 Tage alt, wegen eines hartnäckigen Ausschlags am Oberkörper zum Kinderarzt. Dieser diagnostiziert eine Virusinfektion und verschreibt Baby-Tylenol, eine medizinische Creme. (1) Eine Woche später steht die empfohlene Mehrfach-Impfung an: gegen Rotaviren, Haemophilus influenzae B, 13 Arten von Pneumokokkenbakterien, Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Hepatitis B und Polio. Die Mutter, eine Krankenschwester, äußert Vorbehalte, denn der Ausschlag ist immer noch da. Doch der Arzt besteht darauf, wie vorgesehen zu spritzen. Unmittelbar nach dem „Piks“ beginnt Sawyer herzzerreißend zu schreien - unstillbar. Erst am nächsten Tag beruhigt er sich ein wenig. Gegen 18:15 Uhr schläft das Baby ein. Als Melissa vier Stunden später nach ihm sieht, bewegt es sich nicht, atmet nicht mehr. Entsetzt hebt sie seinen schlaffen, leblosen Körper aus dem Bettchen und beginnt zu schreien. Nick eilt herbei, greift sofort zum Telefon. Ein herbeigerufener Rettungsanitäter bemüht sich, das Kind wiederzubeleben – vergeblich. Weil es um einen toten Säugling geht, findet eine offizielle Untersuchung statt. Die Polizei sucht nach Hinweisen auf Kindesmissbrauch und Alkoholismus, kommt aber schnell zu dem Schluss, vermutlich habe es sich um einen Unfall gehandelt. Noch an Sawyers Todestag führt der leitende Gerichtsmediziner eine Autopsie durch. Dabei stellt er fest, dass Sawyer „gut entwickelt“ war und keinerlei Anzeichen von Verletzungen oder Quetschungen aufweist. Daraufhin schreibt er in den Totenschein, Sawyer sei aufgrund einer „suboptimalen Schlafumgebung“ erstickt – womit er im wesentlichen den Eltern die Schuld gibt. Wie kommt er darauf? Das lassen Melissa und Nick nicht auf sich sitzen. Sie beginnen im Internet zu recherchieren – endlich. In Infoportalen und sozialen Medien suchen sie nach Betroffenen und Sachverständigen. Schließlich stoßen sie auf eine Reihe von Pathologietests, mit denen festzustellen wäre, ob Impfstoffe eine Rolle bei Sawyers Tod gespielt haben. Diese Tests bestimmen das C-reaktive Protein, das auf eine Gehirnentzündung hinweist, Leberenzyme, Aluminium, Quecksilber und Formaldehyd im Gehirn- und Blutgewebe, neben verschiedenen Blutwerten und Impftitern. Melissa fordert den Gerichtsmediziner auf, diese Tests durchzuführen. Er lehnt jedoch ab, weist ihre Bedenken zurück und belehrt sie, dass Schwermetalle kein SIDS auslösen können. Weitere E-Mails von ihr blockt sein Büro als "unzustellbar" ab. Nun suchen die Eltern im ganzen Land nach einem kompetenten Pathologen, der bereit ist, die gewünschten Laboruntersuchungen durchzuführen - und einen Arzt, der sie anordnet. Doch der Hausarzt, der Kinderarzt, Melissas Gynäkologe lehnen ab. Über ein halbes Jahr lang erhält das Paar weitere Absagen. Dann endlich finden sie einen hilfsbereiten Pathologen. Am 21. Juni 2023 führt er die Tests durch. Obwohl sich einige von Sawyers Gewebeproben inzwischen zersetzt haben, findet er noch genügend Anhaltspunkte für einen ausführlichen Bericht. Im August trifft dieser bei den Eltern ein – voller labortechnischer Details, ohne Hinweise oder Empfehlungen, mit enttäuschend geringer Aussagekraft. Eine Toxikologin erklärt sich bereit, den Bericht auszuwerten. Anfang September 2023 verständigt sie die Eltern. “Sie teilte uns mit, dass Sawyers Aluminiumwerte sehr hoch waren". Das Baby hatte 95 Mikrogramm Aluminium pro Liter Blut - ein Wert, der selbst für Erwachsene giftig wäre. Die Toxikologin erklärt dem Paar, dass die Aluminium- und Antigenwerte im Blut auf die Impfstoffe zurückzuführen seien. Die akute Erkrankung könnte mitgespielt haben. „Sie riet uns, einen Rechtsbeistand zu suchen.“ Mutige Polizistin bricht ihr Schweigen Womöglich hören Melissa und Nick zu dieser Zeit von einer mutigen Polizistin, die sich just in jenem September mit einer brisanten Enthüllung an die Öffentlichkeit wagt. In einer Stadt mit 350.000 Einwohnern untersuchte Lynn Jennings (ein Pseudonym) drei bis vier SIDS-Fälle pro Monat. Frühzeitig erkannte sie, dass es aufschlussreich war, Impfdaten zu erfassen. Daraus ging hervor: Über die Hälfte der plötzlichen Kindstode – rund 300 - traten innerhalb einer Woche nach einer Impfung auf. Vorgesetzte wiesen Lynn an, darüber Stillschweigen zu bewahren. (2) Wie wahrscheinlich ist es, dass der Zusammenhang zwischen SIDS und Impfungen, den die Polizeibeamtin registrierte, rein zufällig zustande kam? (3) Gewaltige Dunkelziffer Wurden Melissa, Nick und Lynn Zeugen eines überaus seltenen Phänomens, das man nicht unnötig an die große Glocke hängen sollte? Schon 1965 hatte der Leipziger Pathologe Paul Mahnke bei einer Untersuchung von 394 plötzlichen Todesfällen im Kindesalter festgestellt, dass bei 22, also immerhin knapp sechs Prozent, eine „Schutz“impfung „ursächlich beteiligt“ war. (4) Übertrieb er? Laut Statistischem Bundesamt gab es im Jahr 2014 in Deutschland unter 715.000 lebend geborenen Kindern gerade mal 119 SIDS-Fälle; das Risiko läge demnach bei winzigen 0,017 Prozent. (5) Tatsächlich? Sobald es ums Impfen geht, wird Lügen mit Zahlen zur Lieblingsbeschäftigung von Behörden. Definitionsgemäß liegt SIDS dann vor, wenn beim plötzlichen Tod eines Säuglings oder Kleinkinds trotz Autopsie und Untersuchung des Auffindeortes keinerlei Ursache ermittelt werden kann. Es handelt sich demnach um eine Ausschlussdiagnose: Kinderärzte, Pathologen und Rechtsmediziner treffen sie erst dann, wenn alle erdenklichen natürlichen und nicht-natürlichen Todesursachen wie Infektionen, Stoffwechselstörungen, Blutungen, auch nach Schütteltrauma, Fehlbildungen und Unfälle - Vergiftung, Strom, Sturz, Unterkühlung, Ersticken usw. – definitiv ausscheiden; darüber hinaus darf auch in der klinischen Vorgeschichte sowie bei den konkreten Todesumständen nichts Verdächtiges zum Vorschein kommen. Anhaltspunkte dafür finden sich um so eher, je argwöhnischer und gründlicher man danach sucht. Impftermine zählen zuallerletzt dazu; schließlich steht für beteiligte Mediziner im allgemeinen felsenfest, dass Vakzine wirksam und sicher sind – also scheiden sie als Ursache von vornherein aus. Um das Ausmaß des Problems besser einzuschätzen, müssten near-SIDS bzw. near-missed-SIDS mitberücksichtigt werden: Beinahe-SIDS-Fälle, in denen ein betroffenes Kind im letzten Moment reanimiert werden konnte. (Oft ist auch von ALTE die Rede, eine Abkürzung für apparent life-threatening event – akutes lebensbedrohliches Ereignis mit Symptomen, die von plötzlichen Atemaussetzern über völlige Apathie bis zum Kreislaufkollaps reichen können.) (6) Die Dunkelziffer übersteigt die SIDS-Rate vermutlich um ein Zehnfaches. (7) Erst recht unbeachtet bleiben bislang Impfungen, die ein Kinder vor der Geburt erhält – sobald seine Mutter welche bekommt. Wo bleiben Risikostudien darüber? Zahlreiche Fallberichte deuten auf eine erhöhte Wahrscheinlichkeit von Fehlgeburten, von angeborenen Defekten sowie Autismus bei den Kindern von Müttern hin, die während der Schwangerschaft gegen Grippe geimpft wurden. SIDS durch Impfung – warum denn sonst? Wie seltsam häufig Impfungen und schlagartige Kindstode zeitlich eng zusammenhängen, ist keineswegs das einzige Indiz, das den Schluss von Korrelation auf Kausalität nahelegt. Es gibt weitere: SIDS-Raten im internationalen Vergleich: Je häufiger und je früher in Ländern rund um den Globus Kinder geimpft werden, desto mehr SIDS-Fälle sind dort zu registrieren. In Deutschland, der Schweiz und den USA finden die frühesten Impfungen gewöhnlich im ersten Vierteljahr nach der Geburt statt - eben dann tritt SIDS am häufigsten auf. Hierzulande ereignen sich 80 % der SIDS-Fälle vor dem sechsten Lebensmonat des Säuglings (8), ein Großteil davon zwischen dem zweiten und vierten. Japan hingegen verschob die Erstimpfungen auf das zweite Lebensjahr. Daraufhin sank die SIDS-Rate dort rapide. SIDS-Raten schwanken je nach Impftyp. Wie eine japanische Studie nachweist (9), werden bei bestimmten Vakzinen plötzliche Kindstode wahrscheinlicher. SIDS-Raten hängen vom zeitlichen Abstand zur Impfung ab. Die meisten Fälle treten innerhalb der ersten Woche nach einem „Piks“ auf. Je mehr Impfungen, desto höher das Todesrisiko. (10) Als Wissenschaftler Impfpläne und Säuglingssterblichkeitsraten in 34 Ländern verglichen, stellten sie "eine hohe statistisch signifikante Korrelation zwischen der steigenden Anzahl von Impfdosen und der steigenden Säuglingssterblichkeitsrate" fest. In den USA geborene Kinder sterben mit 76 % höherer Wahrscheinlichkeit vor ihrem ersten Geburtstag als Säuglinge in 19 anderen wohlhabenden Ländern – 26 Impfdosen sind ihnen bis dahin verabreicht worden, nirgendwo sonst wird eifriger gespritzt. Warum haben es amerikanische Kinder schwerer, ihren ersten Geburtstag zu erleben, als Kinder in Kanada, Australien, Neuseeland, Island oder Japan? Während der Corona-Lockdowns sanken die Impfraten drastisch – die Anzahl von SIDS-Todesfällen ebenfalls. (Siehe KLARTEXT: „Weniger Frühchen, weniger plötzliche Kindstode – warum?“) Forschungsarbeiten aus aller Welt, die im Laufe eines Jahrhunderts erschienen, wertete die australische Ärztin und Wissenschaftlerin Viera Scheibner in ihrem Buch Vaccination aus. (11) Ein längeres Kapitel widmet sie darin dem plötzlichen Kindstod. Auch sie kommt zu dem Ergebnis: Jährlich werden weltweit Zehntausende Kinder zu Tode „gepikst“. Aus den USA melden die Centers for Disease Control and Prevention soeben den größten Anstieg der Säuglingssterblichkeitsrate seit 20 Jahren – in vereinzelten US-Bundesstaaten um 57 % (Delaware), 30 % (Iowa) und 27 % (Maine) Wann setzte dieser Trend ein? Im Jahr 2021 – als die Covid-„Impf“stoffe für schwangere Frauen zugelassen wurden. (12) Ablenkungsmanöver mit Nebelkerzen Fallen Impfskeptiker auf Fake News herein? Einer US-Studie (13) zufolge, die 568 SIDS-Fälle aus den Jahren 1991 bis 2008 untersuchte, lag bei 99 % der betroffenen Kinder mindestens ein Risikofaktor vor, bei 75 % sogar zwei. Die Liste ist lang und vielfältig: Sie reicht vom höheren Alter und Drogenkonsum der Mutter, einer Frühgeburt und Passivrauchen, einem „sozial gestressten Milieu“ über den Verzicht aufs Stillen, eine bakterielle Infektion mit Staphylococcus aureus und Escherichia coli, einen „Defekt im gehirninternen Aufweckmechanismus“ bis hin zu einer nestartigen Bettumrandung, dem Zudecken des Kopfs, ungenügender Luftzirkulation und Überwärmung durch Heizung, Kleidung oder Decke. (14) Womöglich sind der Blutfluss zum Hirnstamm oder die Serotonin-Homöostase gestört. Oder es mangelt an Phosphat im Blut. Vielleicht ist der Krankheitserreger Clostridium botulinum schuld, der ein lähmendes Gift bildet; er kommt zum Beispiel in verunreinigtem Honig vor. Toxische Ausdünstungen von Tapeten und Matratzen stehen ebenfalls im Verdacht, SIDS auszulösen. Oder die Kinder fallen einem asymptomatischen Keuchhusten zum Opfer, der unerkannt bleibt, weil der Erreger, das Bakterium Bordetella pertussis, derart empfindlich ist, dass er sich an einer erkalteten Leiche nicht mehr nachweisen lässt. (15) „Fast jährlich erscheinen neue Theorien über mögliche Ursachen“, fiel dem Internisten Gerhard Buchwald auf, den ein schwerer Impfschaden im engsten Familienkreis zum engagierten Impfkritiker werden ließ. „Während meiner Studienzeit galt die Lehrmeinung von der vergrößerten Thymusdrüse, die die Luftröhre einenge und einen Erstickungstod verursache.“ (16) Mal sollte das Baby unbedingt im eigenen Zimmer schlafen, mal besser im Bett der Eltern. Mal stand die Rückenlage am Pranger und die Bauchlage wurde propagiert, mal galt die umgekehrte Empfehlung. All diese Faktoren mögen hie und da mitspielen. Aber warum sollten sie, einzeln oder gemeinsam, ausgerechnet in jenen Ländern zu mehr SIDS-Todesfällen führen, wo am eifrigsten und frühzeitigsten geimpft wird? Es müssen keine kausalen Einbahnstraßen sein, auf denen Vakzine Babies umbringen. Eher könnten sie der sprichwörtlich letzte Tropfen in ein Fass sein, das bestehende Vorbelastungen schon bis zum Rand gefüllt hatten. Im übrigen liegt die Beweislast nicht bei den Betroffenen, sondern bei den Tätern und ihren Handlangern. Es ist an ihnen, zweifelsfrei zu belegen, dass Ingredienzen wie Formaldehyd, Aluminiumverbindungen, Quecksilber, Gallium, Nickel, Zirkonium, Titan sowie artfremde Eiweiße in Kinderimpfstoffen unsere Jüngsten unmöglich schädigen oder gar umbringen können. Vakzine bringen Babies um? Uuuuuuuuuunmöglich. Der „Verdacht“ eines „möglichen“ Zusammenhangs des plötzlichen Kindstodes mit Impfungen sei „durch umfangreiche epidemiologische Studien widerlegt“, versichert uns Wikipedia. Untersuchungen des Paul-Ehrlich-Instituts wie auch der Europäischen Arzneimittelagentur EMA hätten keinerlei Hinweise darauf ergeben, dass von Kinderimpfstoffen eine SIDS-Gefahr ausgeht. (17) Vielmehr habe sich gezeigt, dass grundimmunisierte Säuglinge sogar ein geringeres SIDS-Risiko tragen als ungeimpfte. (18) Auch Sechsfach-Impfungen reduzieren es angeblich, um bis zu 50 %. (19) „Je höher die Impfquote, desto seltener der plötzliche Kindstod“, verkündet die Berliner Charité. In Schweden gebe es mehr plötzliche Kindstode, seit dort weniger gegen Keuchhusten geimpft werde. In den USA sei die SIDS-Häufigkeit zwischen 1975 und 2009 zurückgegangen, während die Impfquote für Diphtherie, Tetanus und Pertussis im gleichen Zeitraum anstieg. Vom Jahr 2002 bis 2021 fiel sie um beträchtliche 22 %. (20) Deutschland verzeichne ebenfalls eine rückläufige Inzidenz von SIDS: 1990 sollen auf 10.000 Lebendgeburten 15 SIDS-Fälle gekommen sein, 2013 nur noch 2,2 Fälle. Im selben Zeitraum wurden aber neue, zusätzliche Standardimpfungen eingeführt. (21) In den vergangenen 30 Jahren soll hierzulande die Fallzahl um sage und schreibe 93 % gesunken sein. Während sie im Jahr 1991 noch bei 1285 lag, fiel sie bis 2020 kontinuierlich auf 82. Scheinbar sinkende SIDS-Raten lassen sich allerdings mühelos herbeidefinieren, ebenso wie die „Infizierten“, die geimpft „Ungeimpften“ und die „Covid-Opfer“ der unsäglichen Corona-Pandemie. Im Laufe der zurückliegenden Jahrzehnte hatten Ärzte, wenn sie Säuglingen und Kleinkindern Totenscheine ausstellen, immer mehr Risikofaktoren und mögliche Sterbensursachen zu berücksichtigen. Gleichzeitig wuchs der Druck auf sie, den amtlichen Vermerk „SIDS“ möglichst zu vermeiden, um gar nicht erst Raum für Spekulationen und unerwünschte Nachfragen zu schaffen. Beide Entwicklungen haben dafür gesorgt, dass immer mehr plötzliche Kindstode immer seltener aktenkundig werden. Und Beinahe-SIDS wird gar nicht erst erfasst. In vielen Ländern nutzen die Behörden Schlupflöcher in der Klassifizierung aus, um die Rolle der Impfstoffe zu verschleiern. In Indien beispielsweise sollte ein nationaler Ausschuss 54 Todesfälle von Säuglingen untersuchen, die nach Verabreichung eines Fünffach-Impfstoffs aufgetreten waren; 52 der 54 Todesfälle stufte er kurzerhand entweder als zufällig oder als nicht klassifizierbar ein. Aus Großbritannien berichten Wissenschaftler, dass Pathologen, Leichenbeschauer und Gerichtsmediziner zunehmend zögern, den Begriff SIDS überhaupt zu verwenden, was die Auswertung von SIDS-Daten "potenziell ungenau und verwirrend" macht. In den USA führen nicht standardisierte Definitionen dazu, dass "Fälle, die früher als SIDS registriert wurden, jetzt als ‚versehentliches Ersticken und Strangulieren im Bett‘, als ‚Asphyxie‘ – Sauerstoffmangel im Blut - oder ‚Ursache unbekannt/unspezifiziert‘ gemeldet werden". Zum Frisieren von Daten steht eine reichhaltige Trickkiste bereit. So lassen sich Studienteilnehmer als „ungeimpft“ etikettieren, solange sie noch nicht „vollständig immunisiert“ sind, d.h. noch nicht sämtliche vorgesehenen Spritzen bekamen, sondern erst eine bis zwei. Oder man sortiert Probanden aus, die auf den „Piks“ besonders heftig reagiert haben, mit der Begründung, es habe sich nachträglich herausgestellt, dass sie bestimmte Aufnahmekriterien nicht erfüllt haben, z.B. frei von Grunderkrankungen zu sein – und solche Vorbelastungen finden sich ziemlich häufig, sofern man nur gründlich genug nach ihnen sucht. Oder man verabreicht der sogenannten „Placebo-Gruppe“ nicht etwa harmlose Kochsalzlösung, sondern einen anderen Impfstoff – im Vergleich zur Impfstoffgruppe (ver)schwinden dann Unterschiede bei Nebenwirkungen. Wie dreist Wissenschaftler und Behörden tricksen, um genehme Statistiken zu liefern, verdeutlicht die vielzitierte „Token-Studie“ zur Sicherheit von Babyimpfungen, die das Robert-Koch-Institut organisierte. Ihr vollmundiger Anspruch: Lückenlos sollte sie sämtliche ungeklärten SIDS-Fälle bei Kindern im Alter von zwei bis 24 Monaten erfassen, die zwischen Sommer 2005 und Sommer 2008 verstarben – und prüfen, ob diese Tode mit vorausgegangenen Impfungen zusammenhängen. Schon die Finanzierung der Studie machte stutzig: Für einen Sponsorbetrag von 2,5 Millionen Euro erkauften sich die Hersteller zweier zu testender Impfstoffe, Sanofi Pasteur und GlaxoSmithKline (GSK), das Recht, „unverzüglich über relevante Ergebnisse oder Bewertungen unterrichtet zu werden“ – und „Gelegenheit zur wissenschaftlichen Stellungnahme zu den zur Publikation vorgesehenen Texten zu erhalten“, ehe diese veröffentlicht werden. In die Auswertung einbezogen wurden nur 254 Fälle, in denen betroffene Eltern bereit waren, einen umfangreichen Fragebogen auszufüllen. Von 667 Müttern und Vätern, deren Kind im Untersuchungszeitraum verstarb, verweigerten aber zwei Drittel ihre Teilnahme, trotz mehrfacher Kontaktnahme. Warum wohl? Wer ist nach einem derart schmerzlichen Verlust noch erpicht darauf, die Neugier von Datensammlern zu befriedigen? Zu schlechter letzt gelang der „Token-Studie“ das Kunststück, gleichzeitig zwei diametral entgegengesetzte Erkenntnisse zu liefern: die offizielle sowie eine, die erst bei Analyse der Basisdaten zum Vorschein kam – das RKI versteckte sie in der 160-seitigen Langfassung des Studienberichts, den sie nur auf Englisch zur Verfügung stellte. Die deutsche Kurzversion gab erwartungsgemäß Entwarnung: Die Impfstoffe seien ungefährlich – schuld an den Todesfällen scheinen demnach vielmehr unaufmerksame, sorglose Eltern. Dabei rückte das RKI nichtsignifikante, aber genehme Details in den Vordergrund seiner Berichterstattung; und statt SIDS-Fälle einfach auszuzählen, „gewichtete“ es sie, bis sich genehme Schlussfolgerungen ergaben. Bei genauerem Hinsehen belegen die RKI-Daten in Wahrheit: - In den ersten 14 Tagen nach einer Impfung ist ein SIDS-Fall drei Mal wahrscheinlicher als in den darauffolgenden Wochen. - Drei Tage nach einer Sechsfachimpfung ist das Sterberisiko um das 2- bis 3-Facge erhöht, nach einer Fünffachimpfung sogar um das 8,1-Fache. - Während des zweiten Lebensjahrs steigt die Wahrscheinlichkeit, binnen 72 Stunden nach einer Impfung zu sterben, um beinahe das 14-Fache. (22) Würde der Forschungsstand tatsächlich Skeptiker widerlegen: Warum stoßen betroffene Eltern dann auf massivsten Widerstand, wenn sie darauf bestehen, die wahre Todesursache ihres geimpften Babies aufzuklären? Dass sie es hierbei „schwerer haben als Don Quichotte im Kampf gegen die Windmühlenflügel“, erlebte Helga Rühl, Vorstandsmitglied der „Eltern für Impfaufklärung“ (EFI) und selber betroffene Mutter. Mitte der neunziger Jahre reichte sie sowohl beim Petitionsausschuss der Bundesrepublik Deutschland als auch bei ihrer Landesregierung einen Antrag ein, eine Meldepflicht für plötzlichen Kindstod einzuführen, die zeitliche Nähe zu vorausgegangenen Schutzimpfungen zu untersuchen und grundsätzlich eine Obduktion der verstorbenen Kinder vorzunehmen. Mit einbezogen werden sollten Near-SIDS-Fälle. Zwei Mal wurde ihr Antrag abgelehnt. Damit Sawyers tragischer Tod einen Sinn bekommt Seit Melissa und Nick ihren kleinen Jungen verloren haben, setzen die beiden alles daran, die ganze Wahrheit über seinen Tod öffentlich zu machen – um andere Eltern zu warnen, ehe sie das gleiche Schicksal ereilt. „Sawyer ist der Grund, warum wir im Moment leben. Und er ist unsere Motivation", sagen sie. „Wir möchten andere Menschen darauf aufmerksam machen und dem Ganzen ein Ende setzen.“ Denn inzwischen ist ihnen klar: "Kinder brauchen keine Impfstoffe. Und wenn sie doch geimpft werden, brauchen sie sie nicht, bevor sie mindestens zwei Jahre alt sind. Das Problem ist, dass sich ihre Blut-Hirn-Schranke erst mit zwei Jahren oder später geschlossen hat. (…) Und wenn man vor dem zweiten Lebensjahr geimpft wird, kann das Aluminium diese Blut-Hirn-Schranke überwinden. Deshalb sind die Werte so hoch und es stoppt die Atmung und verursacht einen Herzstillstand." Nick fügt hinzu: "Ich würde niemandem sagen: 'Lasst eure Kinder nicht impfen.' Aber ich würde definitiv sagen: 'Recherchiert. Geht bis ans Ende des Internets und vergewissert euch, dass das, was ihr tut, richtig ist und dass ihr alle möglichen Folgen kennt. Denn es ist euer Baby, nicht das des Arztes." Auf die Frage, warum sich nicht mehr Mediziner zu Wort melden, antwortet Melissa mit einem einzigen Stichwort: „Karriereselbstmord.“ Inzwischen will sie „nicht einmal mehr Krankenschwester sein. Warum sollte ich das noch wollen? Aber ich muss meine Rechnungen bezahlen." Nun hat das Paar vor, eine Klage beim National Vaccine Injury Compensation Program (VICP) einzureichen; 1980 eingerichtet, entscheidet VICP über Entschädigungen für Impfopfer – in der Regel zu deren Ungunsten. Entsprechend skeptisch ist Melissa bezüglich der Erfolgsaussichten, "weil ich weiß, wie die Regierung und das medizinische System sind". (23) (Harald Wiesendanger) Anmerkungen 1 Deren Wirkstoff Acetaminophen steht im Verdacht, Autismus wahrscheinlicher zu machen, siehe https://childrenshealthdefense.org/defender/kids-acetaminophen-tylenol-autism/ 2 Der Online-Journalist Ben Tapper diskutiert Lynns Beobachtung mit dem impfkritischen Blogger Steve Kirsch hier: https://rumble.com/v37wtp4-ben-tapper-tells-the-story-of-sids-investigations-linking-sids-and-vaccines.html. Siehe auch https://childrenshealthdefense.org/defender/sudden-infant-deaths-vaccination/ 3 Zur statistischen Berechnung der Zufallswahrscheinlichkeit siehe https://kirschsubstack.com/i/135760531/too-many-sids-cases-happened-within-a-week-of-the-vaccine-for-the-vaccine-not-to-have-caused-the-deaths 4 Paul Mahnke: „Plötzlicher Tod im Kindesalter und vorausgegangene Schutzimpfung“, Deutsche Zeitschrift für die gesamte gerichtliche Medizin 56 (2) März 1965, S. 66-73, https://journals.scholarsportal.info/details?uri=/03670031/v56i0002/66_ptikuvs.xml 5 Statistisches Bundesamt: Todesursachen bei Säuglingen. 2015. (destatis.de/ archive.org (Memento vom 17. November 2017 im Internet Archive) 6 ICD-10-GM Version 2010 - R06.80 Akutes lebensbedrohliches Ereignis im Säuglingsalter. (dimdi.de (Memento vom 18. Mai 2015 im Internet Archive) 7 Nach https://www.impfkritik.de/sids/index.html 8 Karl H. P. Bentele: Der plötzliche Tod im Neugeborenen- und Säuglingsalter. S. 2 (aerztekammer-hamburg.de (Memento vom 21. Dezember 2005 im Internet Archive), PDF) 9 Motoki Osawa u.a.: „Sudden Infant Death After Vaccination: Survey of Forensic Autopsy Files“, 2010, American Journal of Forensic Medicine and Pathology 40(3): S. 232-237, September 2019.https://journals.lww.com/amjforensicmedicine/fulltext/2019/09000/sudden_infant_death_after_vaccination__survey_of.5.aspx 10 Siehe Bert Ehgartner: Gute Impfung – Schlechte Impfung, Steyr 2018, S. 39. 11 Die deutsche Übersetzung erschien im Januar 2000: Impfungen, Immunschwäche und Plötzlicher Kindstod, https://www.amazon.de/Impfungen-Immunschw%C3%A4che-Pl%C3%B6tzlicher-Kindstod-Scheibner/dp/3887211669/ref=sr_1_3?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&crid=920LDYW9I6RF&keywords=Viera+Scheibner&qid=1699699290&s=books&sprefix=viera+scheibner%2Cstripbooks%2C104&sr=1-3, Leider vergriffen, auf dem Gebrauchtbüchermarkt zu horrenden Preisen angeboten. 12 Näheres hier: https://childrenshealthdefense.org/defender/cdc-largest-infant-mortality-rate-increase-twenty-years/?utm_id=20231113 13 (Felicia L. Trachtenberg et al. “Risk factor changes for sudden infant death syndrome after initiation of Back-to-Sleep campaign”, Pediatrics, Band 129, Nr. 4, April 2012, S. 630–638, doi:10.1542/peds.2011-1419, PMID 22451703, PMC 3356149 (freier Volltext). 14 M. Vennemann, D. Fischer, M. Findeisen: „Kindstodinzidenz im internationalen Vergleich“, Monatsschrift für Kinderheilkunde 151/2003, S. 510–513, https://link.springer.com/article/10.1007/s00112-003-0715-0 15 Medical Tribune vom 7. September 1993. 16 Gerhard Buchwald: Impfen – Das Geschäft mit der Angst (1994), 5. Aufl. Lahnstein 2008, S. 251. 17 Daten zur Pharmakovigilanz von Impfstoffen / Meldungen über tödliche Verläufe (PDF) Paul-Ehrlich-Institut, Bulletin für Arzneimittelsicherheit Nr. 1 (März 2014), S. 26. 18 R. Kurz, Th. Kenner, C. Poets, R. Kerbl, M. Vennemann, G. Jorch (Hrsg.): Der plötzliche Säuglingstod – Risikofaktoren – Prävention – Elternberatung. 2. Auflage. Springer, 2014, ISBN 978-3-7091-1444-5, S. 129. 19 K. Weißer et al.: Sicherheit von Impfstoffen. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz, November 2009, abgerufen am 27. Oktober 2019; M. M. Vennemann et al.: Sudden infant death syndrome: No increased risk after immunisation. In: Vaccine. 2006. PMID 16945457; M. M. Vennemann et al.: Do immunisations reduce the risk for SIDS? A meta-analysis. In: Vaccine. Band 25, Nr. 26, 21. Juni 2007, S. 4875–4879, doi:10.1016/j.vaccine.2007.02.077, PMID 17400342. 20 https://www.cdc.gov/nchs/data/vsrr/vsrr033.pdf, dort S. 4 21 Doris Oberle et al.: Impfkomplikationen und der Umgang mit Verdachtsfällen. In: Bundesgesundheitsblatt. Band 62, Nr. 4, 1. April 2019, S. 450–461, doi:10.1007/s00103-019-02913-1. 22 Einzelheiten über Sawyers schrecklichen Fall sind hier nachzulesen: https://jennifermargulis.substack.com/p/autopsy-confirms-infant-died-from, https://childrenshealthdefense.org/defender/maine-baby-sawyer-vaccine-death-aluminum/?utm_id=20230917, https://childrenshealthdefense.org/wp-content/uploads/Sawyer-Death-Certificate.jpg; https://childrenshealthdefense.org/wp-content/uploads/Sawyer-Tox-Report.jpg Titelbild: Collage aus 3 Fotos (Freepik, childrenshealthdefense.org)

  • Die Eiweiß-Abzocke

    Als dreiste Abzocke kritisieren Verbraucherschützer die jüngste Masche von Lebensmittelkonzernen: spezielle „High-Protein“-Produkte. Sie sind ebenso überflüssig wie überteuert. Protein-Pudding, Protein-Frischkäse, Protein-Müsli, Protein-Brot: Als besonders eiweißreich vermarktete Lebensmittel sind in Supermärkten zu Kassenschlagern geworden. Plötzlich wimmelt es davon: Die Produktpalette reicht von Cornflakes über Milch, pflanzlichen Milchalternativen und Shakes über Chips und Schokoriegel bis hin zu eiweißhaltigem Wasser. Dabei lassen sich Kunden massenhaft für dumm verkaufen, kritisiert Foodwatch, ein 2002 gegründeter gemeinnütziger Verein, der „die verbraucherfeindlichen Praktiken der Lebensmittelindustrie entlarven” will und “für das Recht auf gute, gesunde und ehrliche Lebensmittel kämpft”. Er findet deutlichste Worte: „Was bei Dr. Oetker, Ehrmann und Co. die Kassen klingeln lässt, ist aus Verbrauchersicht dreiste Abzocke.” Zweifellos “high” ist bei diesen Produkten der Preis: Allesamt kosten sie erheblich mehr als herkömmliche Vergleichsartikel. Für das "Protein Müsli" von Seitenbacher ist demnach 86 Prozent mehr zu bezahlen als für dessen "Fitness Müsli". Das Eiweiß-Brot von Mestemacher ist 145 Prozent teurer als ein vergleichbares Brot. Der "High Protein Vanille Pudding" von Dr. Oetker kostet sogar dreimal mehr als ein herkömmlicher Pudding derselben Marke. "Der Protein-Hype ist eine Gelddruckmaschine für Lebensmittelhersteller", so prangert Laura Knauf an, Campaignerin bei Foodwatch. Denn bei der Lebensmittelproduktion Protein zuzusetzen, ist spottbillig: In der Regel verwenden Hersteller dafür Molkeneiweiß - ein Abfallprodukt der Käseherstellung, das ansonsten oft zu Tierfutter verarbeitet wird. Dass angereicherte “Hochprotein”-Produkte ein exklusives Gesundheitsplus bieten, ist hanebüchene Bauernfängerei. Eher glänzt auch diese Warengruppe mit reichlich Industriezucker oder Kochsalz, minderwertigen Fetten, künstlichen Aromen und Geschmacksverstärkern, Farb- und Konservierungsstoffen, Phosphaten, Antioxidantien, Emulgatoren und weiteren bedenklichen Chemikalien. Die enthaltenen Eiweiße sind häufig stark denaturiert. Für dumm verkauft Keine Frage, Proteine sind lebensnotwendig – so viel, aber auch nicht viel mehr, weiß selbst der dümmste Otto unter den Normalverbrauchern. 10 bis 15 Prozent der Kalorien, die wir zu uns nehmen, sollten aus Eiweiß stammen. Unser Körper benötigt es für den Aufbau und die Reparatur von Zellen, Enzymen und Hormonen, für das Immunsystem, für die Übertragung von Nervenimpulsen, für den Transport von Sauerstoff und Fetten, für den Aufbau von Kollagen, Antikörpern, Gerinnungsfaktoren undsoweiter, aber auch als Energielieferant. Ein künstlich erhöhter Eiweiß-Anteil ist für eine gesunde Ernährung allerdings fast so überflüssig wie ein H2O-Zusatz zu Wasser. “Ein breites Spektrum natürlicher Lebensmittel ganz ohne Zusatzstoffe ist die beste Wahl, um den körpereigenen Proteinbedarf zu decken", erklärt der Ernährungsexperte Ingo Froböse von der Kölner Sporthochschule. (1) Das gelingt mit wenig Aufwand: 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht und Tag empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Wer 70 Kilogramm wiegt, sollte entsprechend 56 Gramm Proteine zu sich nehmen. Das ist ziemlich rasch zu erreichen: 100 Gramm Hanfsamen, Sojabohnen, Raps oder Lupine weisen einen Eiweißgehalt von 30 bis 40 Gramm auf; 100 Gramm Hühnerbrust liefern 27 Gramm Proteine; 26 Gramm Eiweiß stecken in 100 Gramm Erdnüssen; 100 Gramm Haferflocken bieten zwölf Gramm Eiweiß und 100 Gramm Naturjoghurt zehn Gramm. Auch Samen, Pilze, Hülsenfrüchte – wie Linsen, Erbsen und Ackerbohnen – und Eier sind ergiebige Proteinlieferanten. Ohnehin konsumieren Deutsche eher zuviel Protein als zuwenig – und nicht unbedingt aus empfehlenswertesten Quellen. Darauf deutet eine Studie im Auftrag des Bundesernährungsministeriums hin. (2) Die größte Menge nehmen sie zu sich über Fleisch, Milch, Käse und deren Erzeugnisse. Überschüssiges tierisches Protein lagert der Körper aber in das Bindegewebe und die Blutgefäße ein. Dies fördert vielerlei Krankheiten wie Arteriosklerose, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, Rheuma, Gicht, Angina pectoris, Typ-2-Diabetes, Stoffwechslstörungen, Nierenentzündung und Autoimmunkrankheiten. Überaus gesund ist Extra-Eiweiß demnach in erster Linie für die Bilanzen der Lebensmittelkonzerne. Wer ihnen den Gefallen tut, den vermeintlichen Mehrwert teuer zu bezahlen, verdient eher begrenztes Mitleid, wenn sich das Loch in der Haushaltskasse deswegen vergrößert. Vom irren Protein-Hype fühlt sich mancher Cineast unwillkürlich an “Idiocracy” erinnert, eine bitterböse Science Fiction-Komödie: In der völlig verblödeten Gesellschaft des Jahres 2505 weiß keiner so recht, was Elektrolyte sind – aber jedermann hält sie für äußerst gesund. Und deshalb nehmen alle statt Wasser den grünen Softdrink Brawndo zu sich. Ja, Brawndo ersetzt herkömmliches Wasser überall, mit Ausnahme der Klospülungen. Sogar ihre Felder bewässern unsere Nachfahren damit, weil laut Werbespruch “in Brawndo steckt, was Pflanzen schmeckt – es enthält Elektrolyte!“ (Harald Wiesendanger) Anmerkungen 1 Zit. nach Foodwatch, https://www.foodwatch.org/de/teuer-und-unnoetig-foodwatch-marktcheck-zum-hype-um-protein-lebensmittel 2 https://www.mri.bund.de/fileadmin/MRI/Institute/EV/NVSII_Abschlussbericht_Teil_2.pdf , ib. S. 103 f.

  • Wenn dich der Schlag trifft

    Plötzlich schwerstbehindert: Ein Schlaganfall kann schreckliche Folgen haben, die oft unumkehrbar fortbestehen. Schlimmstenfalls tötet er. Ihm vorzubeugen, zählt zu den besten Gründen für eine gesunde Lebensweise, wie die Stiftung AUSWEGE sie jedermann ans Herz legt. Erhöht eine Covid-19-„Impfung“ das Risiko? Gerade eben hast du noch im Supermarkt den Einkaufswagen gefüllt, den Rasen gemäht, in fröhlicher Runde beisammen gesessen, etwas Leckeres gekocht oder vor dem Fernseher gefaulenzt. Schlagartig wird dir schwindlig und übel, du erbrichst. Du bekommst höllische Kopfschmerzen. Du spürst eine Körperhälfte nicht mehr. Kannst einen Arm, eine Hand, ein Bein nicht mehr bewegen. Ein Mundwinkel hängt. Du siehst Doppelbilder, die Hälfte deines Gesichtsfelds fällt aus. Du sprichst verwaschen und abgehackt, du lallst, du betonst seltsam, kannst bestimmte Laute nicht mehr bilden. Dein Gedächtnis ist gestört. Womöglich wirst du bewusstlos, fällst gar ins Koma. So macht sich ein Schlaganfall zumeist bemerkbar – fast immer ohne Vorwarnung, wie aus heiterem Himmel. Manchmal treten nur ein paar der genannten Symptome auf, ganz selten überhaupt keine, oft aber alle zugleich. Im günstigsten Fall ist der Spuk nach ein paar Stunden vorbei, gelegentlich sogar schon binnen Minuten. Häufig aber bestehen die beängstigenden Einschränkungen monatelang fort, in jedem dritten Fall für immer, trotz intensiver Reha. Dann bleibst du womöglich für dein restliches Leben an den Rollstuhl gefesselt, gelähmt, inkontinent und blind; arbeitsunfähig, hilflos, ständig auf Pflege angewiesen; deiner Bewegungsfreiheit ebenso beraubt wie deiner Würde; mit zerstörten Zukunftsträumen, niedergeschlagen, voller Angst, oft zutiefst depressiv, zunehmend dement. Und stets schwebt über dir das Damoklesschwert des nächsten, womöglich noch schlimmeren Hirnschlags. Vorausgesetzt, er bringt dich nicht gleich um. In knapp jedem fünften Fall tut er das bei seinen überrumpelten Opfern innerhalb des ersten Jahres, bei jedem zehnten im ersten Vierteljahr, bei sieben Prozent schon im ersten Monat. (1) Monströse Gefahr Das gewaltige Ausmaß der Gefahr, von Gesunden vorzugsweise verdrängt, soll alljährlich der 29. Oktober, der Internationale Tag des Schlaganfalls, ins öffentliche Bewusstsein rücken, wenigstens für einen kurzen Moment. Allein in Deutschland erwischt es jährlich rund 270.000 Menschen – 200.000 erstmals, 70.000 erneut. (2) 2,5 Prozent der erwachsenen Bevölkerung haben schon mindestens einen Schlaganfall erlitten – immerhin jeder Vierzigste. (3) Noch ist jeder zweite Betroffene über 75 Jahre alt – in dieser Altersgruppe hat es bereits über sechs Prozent erwischt; doch immer häufiger trifft es Jüngere. Mindestens jeder Fünfte wird dadurch langfristig – fünf Jahre und mehr – derart beeinträchtigt, dass er im Alltag Unterstützung benötigt. (5) Damit ist der Schlaganfall die häufigste Ursache für Behinderungen im Erwachsenenalter. (3) Weltweit sind Schlaganfälle die zweithäufigste Todesursache, die dritthäufigste Ursache für Behinderung und eine der häufigsten Ursachen für Demenz. In den vergangenen drei Jahrzehnten ist die Zahl der Betroffenen um rund 70 % auf über hundert Millionen gestiegen, die Zahl Schlaganfall-bedingter Todesfälle wuchs um 43 % auf annähernd sechs Millionen. (6) Die weiteren Aussichten sind verheerend: Im Jahr 2050, so prognostizieren Experten, werden Schlaganfälle rund zehn Millionen Menschen umbringen und 190 Millionen zu Behinderten machen. (7) Der Schaden? Demnächst mehr als 2000 Milliarden Dollar. Dabei entsteht ein schwindelerregender volkswirtschaftlicher Schaden – 17 Milliarden Euro pro Jahr allein in Deutschland. Weltweit beliefen sich die geschätzten Kosten – direkt durch Behandlung und Rehabilitation, indirekt durch Produktivitätsverlust – im Jahr 2017 auf über 891 Milliarden US-Dollar, allenfalls zur Freude von Reha-Klinikbetreibern und Herstellern von medizinischen Hilfsmitteln. Bis 2050 dürfte dieser Betrag auf schwindelerregende 2,31 Billionen US-Dollar pro Jahr steigen. Weit über 2000 Milliarden Dollar: Könnten WHO und nationale Gesundheitsbehörden damit nicht ein fabelhaftes, zweifellos nobelpreiswürdiges Aktionsprogramm rund um den Globus aufziehen? Neun von zehn Schlaganfällen wären zu verhindern, wenn eine gesundheitlich aufgeklärte, zur Vorsorge motivierte Bevölkerung ein paar bekannte Risikofaktoren meiden würde. Dazu müsste sie verstehen, wie es überhaupt zu einem Schlaganfall kommen kann. Hauptsächlich tritt er in zwei Formen auf: - Den Hirninfarkt – auch ischämischer Schlaganfall – verursacht ein Gefäßverschluss. Dafür kann ein Blutpfropf (Thrombus) sorgen, der sich beispielsweise im Herzen oder der Halsschlagader gebildet hat und sich von dort löst. Mit dem Blutstrom gelangt er in die Hirngefäße und verstopft sie. Oder eine fortgeschrittene Verkalkung verschließt Hals- oder Hirnarterien. - Bei der Hirnblutung – auch hämorrhagischer Schlaganfall – platzt im Gehirn ein Gefäß – meist durch hohen Blutdruck, krankhaft veränderte Gefäßwände oder Gefäßmissbildungen. Dort tritt daraufhin Blut aus und dringt in das umliegende Hirngewebe ein, manchmal auch in den mit Hirnwasser gefüllten Zwischenraum von Gehirn und weicher Hirnhaut. Ob verstopft oder geplatzt: In beiden Fällen sind die betroffenen Blutgefäße zumeist schon arteriosklerotisch vorgeschädigt, verhärtet und durch Ablagerungen verengt. Nach dem „Schlag“ werden dahinterliegende Hirnareale nicht mehr ausreichend durchblutet, mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Gehirnzellen sterben ab. Je nach ihrer Größe und Lage treten dann Störungen und Ausfälle verschiedener geistiger und körperlicher Funktionen auf. Wie verhindern? Das ist längst klar. Dieser neurologische Super-GAU ließe sich fast immer verhindern, wie auch einer Wiederholung vorbeugen - auf längst bekannte Weise. Allein ein Blutdruck im Normbereich verringert das Schlaganfall-Risiko um 60 %. (8) Auch gute Blutzuckerwerte senken es erheblich; Diabetiker tragen ein zwei- bis dreifach erhöhtes Schlaganfall-Risiko. Zur Prävention trägt darüber hinaus erheblich bei, körperlich aktiv zu sein, genügend Wasser zu trinken, von Tabak und Alkohol die Finger zu lassen, ständigen negativen Stress durch Angst und Sorgen, Zeit- und Leistungsdruck zu vermeiden. Zur verhängnisvollen Arteriosklerose, die über kurz oder lang die Blutgefäße verengt und verstopft, führt insbesondere ein gestörter Fettstoffwechsel, mit zuviel LDL-Cholesterin und Triglyzeriden im Blut. Ihn begünstigen Übergewicht, Bewegungsmangel und bestimmte Medikamente. Vor allem aber kommt es auf gesunde Ernährung an. Ausgewogen und vollwertig sollte sie sein, angelehnt an den mediterranen Stil. Pflanzliche Fette mindern die Gefahr, im Gegensatz zu tierischen, wie Studie der Daten von 117.000 Probanden aus einem 27-Jahres-Zeitraum ergab. (9) Auch ein hoher Konsum von Kochsalz erhöht das Risiko erheblich. (10) Hingegen schützt eine ausreichende Zufuhr von Kalium. (11) Besonders ergiebige Lieferanten dieses Mineralstoffs, der den Blutdruck senkt – während Natrium ihn erhöht -, sind Nüsse, Gemüse wie Grün- und Rosenkohl, Kartoffeln, Bananen, Trockenfrüchte, Vollkornprodukte. Kaffee-Junkies sollten berücksichtigen, dass Koffein Kalium aus dem Körper zieht; dies lässt sich aber durch die richtige Ernährung ausgleichen. Auch auf Vitamin D kommt es offenbar an. Mangelt es daran, wird ein Schlaganfall wahrscheinlicher, wie eine indische Studie 2017 ergeben hat. (12) Wer regelmäßig Tee trinkt, senkt einer chinesischen Studie zufolge ebenfalls sein Schlaganfall-Risiko - immerhin um 20 Prozent. Grüner Tee schützt demnach noch etwas wirksamer als schwarzer. (13) Weil solche statistischen Zusammenhänge voreilig zu Fehlschlüssen von Korrelation auf Kausalität verleiten können, sind sie allerdings mit Vorsicht zu genießen. Womöglich stellt sich auf dem Prüfstand empirischer Forschung heraus, dass Schlaganfall-Opfer signifikant häufiger Singles sind, einen Mercedes fahren, in Italien urlauben und einen Pudel halten. Heißt das, dass Vorsorgebewusste die Automarke wechseln, Reisepläne überdenken, den Pudel ins Tierheim bringen und, falls ledig, schleunigst heiraten sollten? Auch ohne weitere Evidenzbasierung abzuwarten, sind wir eher auf der sichereren Seite, wenn wir den längst bekannten Hauptrisikofaktor vermeiden: den in westlichen Industrieländern vorherrschenden Lebensstil, der am Fließband chronisch Kranke produziert. Wo bleibt eine präventive Gesundheitskultur? Das Beispiel Schlaganfall verdeutlicht Glanz und Elend der Schulmedizin. Einerseits gelingt es ihr, ein erhöhtes Risiko frühzeitig zu erkennen: durch Blutdruckmessung, im Blutbild, mittels Ultraschall – insbesondere der Halsschlagadern, um Verengungen aufzuspüren -, wie auch mit einem EKG, um festzustellen, ob ein Vorhofflimmern vorliegt. (Weil das Herz aufgrund der unregelmäßigen, zu schnellen Vorhofkontraktionen das Blut nicht mehr richtig herauspumpt, kann es sich im linken Vorhof ansammeln und ein Gerinnsel bilden, das dann womöglich weitertransportiert wird, bis es in einer Gehirnarterie stecken bleibt und einen Schlaganfall auslöst.) Das Ausmaß der angerichteten neurologischen Schäden vermag moderne Apparatemedizin dank CT und MRT präzise zu bestimmen. Betroffene können sich für jede Minute glücklich schätzen, die sie eher in die Obhut der Stroke Unit einer gut ausgestatteten Klinik gelangen. Und soweit Symptome bald nachlassen, haben sie dies vor allem bewährten Reha-Einrichtungen, Maßnahmen und Hilfsmitteln zu verdanken. Andererseits wären die allermeisten gar nicht erst in diese fürchterliche Notlage geraten, wenn sie in einer Gesundheitskultur aufgewachsen wären, die das eigenverantwortliche Gesundbleiben und Vorbeugen dem kostspieligen Überdiagnostizieren und Therapieren vorzieht. Mit gelegentlichen Appellen, Pressemeldungen und einem von gefühlt zehntausend Jahrestagen, zeitgleich mit dem „Welt-Psoriasis-Tag“ (ebenfalls am 29.10.) sowie irgendwo zwischen dem „Intersex Awareness Day“ (26.10.) und dem „Gedenktag für die Opfer politischer Gewalt“ (30.10.), ist es längst nicht getan. Wir bräuchten eine Medizin, die nicht erst stattfindet, nachdem Gesundheit verloren ging. Sie sollte darauf aus sein, diesen Verlust zu verhindern – ein Hauptanliegen meiner Stiftung Auswege. Die weiseste aller ärztlichen Gebührenordnungen entstand vor mindestens zweieinhalb Jahrtausenden. Gemäß dem ältesten Medizinlehrbuch der Welt, dem „Huangdi neijing“, erhielt in China ein Arzt seine volle Vergütung nur, solange alle Mitglieder der Sippe, die er zugewiesen bekam, gesund blieben. Erkrankte jemand, so wurde sein Honorar gekürzt, wenn nicht gestrichen. Würde dieser Typ Arzt bis heute vorherrschen: Zu wie vielen Schlaganfällen käme es wohl noch hierzulande? Und wie viel weniger hätte es insbesondere seit Ende 2020 gegeben? Schlaganfall herbei“gepikst“? Ein 21-jähriger Feuerwehrmann liegt drei Tage nach seiner zweiten Pfizer-mRNA-Spritze mit Gehirnschlag im Sterben. Vier Tage nach der zweiten Covid-„Impfung“ wird ein 23-Jähriger im Juli 2021 tot in der Badewanne gefunden. Zwei Tage nach der dritten Comirnaty-Injektion stirbt ein 17-jähriges Mädchen aus Wien an einem Aneurysma im Gehirn. Alle drei waren vorher anscheinend kerngesund. 1288 ähnliche Schicksale nach Covid-19-„Piks“ finden sich im Archiv des Portals impfopfer.info. Die breite Öffentlichkeit erfährt davon so gut wie nichts. Denn wie bestellt breiten die meisten Mainstream-Medien weiterhin den Mantel des Schweigens darüber aus: Ebenso wie Nervenschäden, Autoimmun-, Krebs- und Herzerkrankungen haben Schlaganfälle sprunghaft zugenommen, seit die Covid-19-„Impf“kampagne mit mRNA-Spritzen einsetzte. Selbst die US-Seuchenschutzbehörde CDC, ansonsten als berüchtigte Fake-News-Schleuder an vorderster Front der Verharmloser und Schadensleugner, sah sich im Januar 2023 genötigt, ein kleines bisschen Alarm zu schlagen: Sie meldeten eine auffällige Häufung von Schlaganfällen bei älteren US-Bürgern, nachdem sie „Comirnaty“ erhalten hatten, das Vakzin von Pfizer/BioNTech. Das Risiko war in den ersten drei Wochen nach dem „Piks“ um fast 50% erhöht. (14) Allerdings sei dieses „Sicherheitssignal“ dem VSD (Vaccine Safety Datalink), einem CDC-Projekt zur Überwachung von Impfnebenwirkungen, leider erst jetzt aufgefallen; erfreulicherweise zeige es sich jedoch weder im Vaccine Adverse Event Reporting System (VAERS), einem seit 1990 bestehenden Meldesystem mit mehreren hunderttausend Fallberichten, noch in den Datenbanken anderer Länder und denen von Pfizer-BioNTech - eine faustdicke Lüge. Schlechte Nachrichten für Covid-Geimpfte überbringt hingegen ein im Juni 2022 veröffentlichter Forschungsüberblick: Er bestätigt ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko. (15) Den Grund dafür sieht eine im November 2022 im Fachmagazin Nature erschienene britische Studie darin, dass die Vakzine bekannte Risikofaktoren für ischämische und hämorrhagische Schlaganfälle verstärken: Blutgerinnung, hoher Blutdruck und niedrige Thrombozytenzahlen - unter 150.000 pro pro Mikroliter (µl) liegt eine sogenannte “Thrombozytopenie” vor. Bei Covid-Geimpften treten sie häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung. (16) Zwar konnten Daten aus England, den USA und Norwegen diese Befürchtung angeblich widerlegen (17), und auch die Weltgesundheitsorganisation beeilte sich, Entwarnung zu geben. (“The best evidence is that there is no true association.”) Faktenchecker widerlegten die “Fake News” selbstverständlich umgehend. (18) Wie bestellt verbreiten Mainstream-Medien neuerdings sogar, das weitaus höhere Schlaganfall-Risiko gehe von einer SARS-CoV-2-Infektion aus (19) – und die Impfung schütze (!) davor. (20) Um die Statistik aufzuhübschen, werden Betroffene kurzerhand zu “Ungeimpften” erklärt, solange sie noch nicht die zweite Dosis erhalten haben; so lässt sich aussortieren, wen schon nach der ersten der Schlag trifft. Eine selten zitierte Studie aus Großbritannien unterstreicht, wie berechtigt die Sorge ist. Sie erfasste 29,1 Millionen Menschen über 16 Jahren, denen zwischen dem 1. Dezember 2020 und dem 24. April 2021 eine Covid-“Impf”dosis verabreicht worden war; 19,6 Millionen hatten das AstraZeneca-Vakzin erhalten, 9,5 jenes von Pfizer. Im darauffolgenden Monat mussten wegen Thromboembolien – Gefäßverschlüssen durch Blutgerinnsel, einer Hauptursache von Schlaganfällen - 112.711 ins Krankenhaus eingeliefert werden; 8404 verstarben. Bei 28.222 weiteren Geimpften war ein ischämischer Schlaganfall bereits eingetreten – 4204 überlebten ihn nicht. Wohlgemerkt: innerhalb der ersten vier Wochen. Und danach? Was Abertausende von Impfgeschädigten und Angehörigen, Pflegern und Ärzten in sozialen Medien berichten, bestätigt den Zusammenhang: Kaum mRNA-gespritzt, kam es massenhaft zu Hirnschlägen und Hirnblutungen, Thrombosen und Embolien. (21) Aber ist die Zahl der Todesfälle nach Schlaganfall denn nicht seit längerem leicht rückläufig? Selbst 2021 und 2022 waren es sogar etwas weniger als im ersten Coronajahr 2020. (22) Doch dieser Trend spricht eher dafür, dass Betroffene immer rascher und besser notfallversorgt werden – und deshalb immer öfter überleben. Die absoluten Fallzahlen hingegen - wie auch von Myo- und Perikarditis, von Herzinfarkten und -stillständen, von Thrombosen und Embolien aller Art – sind just seit Beginn der massenhaften „Jabs“ emporgeschnellt; dabei trifft es immer mehr jüngere Menschen. Rettungseinsätze nehmen massiv zu, Notfallambulanzen sind überfüllt, Nachsorgeeinrichtungen ebenfalls. Bei der Berliner Feuerwehr stieg die Zahl der protokollierten Einsätze unter den Stichworten „Schlaganfall/Transitorisch Ischämische (TIA) Attacke“ im Jahr 2021 gegenüber den Durchschnittswerten aus den Jahren 2018/2019 um 27,4 Prozent auf insgesamt 13.096. „Derartige Steigerungsraten sind erklärungsbedürftig”, kommentiert ein Sprecher der Feuerwehrgemeinschaft. „Für das Jahr 2021 scheint aber offenbar ein weiterer unbekannter Faktor hinzugekommen zu sein, der den vormaligen Anstieg noch einmal wesentlich verstärkt.“ Zudem sei bei einem Vergleich der Altersgruppen auffällig, dass „die höchsten Steigerungsraten gerade in den Altersgruppen erfolgen, die gemeinhin nicht als vulnerable Gruppen im Hinblick auf die Covid-19-Erkrankung verstanden werden“. Unter Deutschlands rund 1100 Reha-Einrichtungen versorgen 269 auch Schlaganfall-Patienten. (23) Für Betroffene dort einen freien Nachsorgeplatz zu ergattern, ist ein Geduldsspiel, wie ein 67-jähriger Bekannter von mir erlebte, nachdem es ihn Mitte Oktober 2023 getroffen hatte. Während er auf der Intensivstation lag, fragte die Klinik telefonisch alle Reha-Einrichtungen in der näheren Umgebung ab, welche ihn denn aufnehmen könnte. Ausnahmslos alle waren rappelvoll. Erst über hundert Kilometer weiter nördlich fand sich für ihn schließlich noch ein freies Reha-Bett. Was dahintersteckt, bringen Wissenschaftler immer deutlicher zum Vorschein. Nach einer COVID-19-Impfung beginnen die Zellen, Unmengen von Spike-Proteinen zu produzieren. Diese können amyloidähnliche Substanzen bilden, die sich zu engen, fadenförmig verflochtenen Gebilden anordnen können, wie schwedische Forscher herausfanden. (24) Dadurch können Blutgerinnsel entstehen. (25) Darüber hinaus regt S1 – ein Teil des Spike-Proteins – die Produktion von Fibrin an. (26) Dieses wiederum ist resistent gegen die Fibrinolyse, die körpereigene Auflösung eines Blutgerinnsels. Auch auf diesem Weg bilden sich Mikroklumpen. Wehe, wenn sie ins Gehirn wandern. Besonders schwarz sieht Prof. Dr. Sucharit Bhakdi, Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie sowie ehemaliger Leiter des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Er befürchtet, dass ein Großteil, wenn nicht alle mRNA-“Gepiksten” eine mehr oder minder ausgeprägte Blutgerinnungsstörung entwickeln. Wie das? In den Muskel gespritzt, verbleiben die Vakzin-Genpäckchen keineswegs dort, wie Gesundheitsbehörden und Hersteller uns anfangs weismachten. Zunächst wandern die mRNA-Partikel in die Lymphknoten, anschließend gelangen sie in den Blutkreislauf, bis in die kleinsten Gefäße, einschließlich der Kapillaren im Gehirn. Vor allem dort, wo das Blut am langsamsten fließt, sammeln sie sich und werden von den Endothelzellen aufgenommen, die das Gefäßsystem gleich einer Wandtapete auskleiden. Diese beginnen nun, Spike-Proteine zu produzieren – und zusammen mit Abfallprodukten der Eiweißsynthese hinaus in den Blutkreislauf zu befördern. Sobald sie dort mit Thrombozyten, den weißen Blutkörperchen, in Kontakt kommen, wird die Blutgerinnung angeschaltet. Bhakdi zitiert zwei Ärzte, die das Blut all ihrer geimpften Patienten vor und nach der Spritze untersuchten. Eine Aktivierung der Blutgerinnung soll der eine bei jedem Dritten festgestellt haben, der andere sogar bei 100 Prozent. Ein Kerngesunder mag die herbeigespritzte Belastung schadlos überstehen – bei einem metabolischen Syndrom mit arteriosklerotisch vorgeschädigten Blutgefäßen hingegen könnte sie der sprichwörtlich letzte Tropfen sein, der ein randvolles Fass zum Überlaufen bringt. (Harald Wiesendanger) Anmerkungen 1 Jona T. Stahmeyer u.a.: „The Frequency and Timing of Recurrent Stroke“, Deutsches Ärzteblatt Online, 2019, https://doi.org/10.3238/arztebl.2019.0711 2 Manio von Maravic: „Neurologische Notfälle“, in: Jörg Braun, Roland Preuss (Hrsg.): Klinikleitfaden Intensivmedizin. 9. Auflage München 2016, S. 311–356, dort S. 312–316 (Akute zerebrovaskuläre Erkrankungen). 3 Robert-Koch-Institut: Gesundheit in Deutschland. Gesundheitsberichterstattung des Bundes (2015), S. 1–129, doi: 10.17886/rkipubl-2015-003-2 4 M.A. Busch/Ronny Kuhnert: “12-Monats-Prävalenz von Schlaganfall oder chronischen Beschwerden infolge eines Schlaganfalls in Deutschland”, doi: 10.17886/RKI-GBE-2017-010 5 Ramon Luengo-Fernandez u.a.: “Population-Based Study of Disability and Institutionalization After Transient Ischemic Attack and Stroke”, Stroke 44.(10) 2013, S. 2854–61, doi: 10.1161/STROKEAHA.113.001584 6 https://www.medwiss.de/wp-content/uploads/pdfs/am-29-oktober-ist-welt-schlaganfalltag-immer-mehr-juengere-menschen-betroffen.pdf; V. L. Feigin u.a.: „Global, regional, and national burden of stroke and its risk factors, 1990-2019: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2019“, Lancet Neurology 20 (10) Oktober 2021, S. 795-820 doi: 10.1016/S1474-4422(21)00252-0. 7 V. L. Feigin, M. O. Owolabi; World Stroke Organization–Lancet Neurology Commission Stroke Collaboration Group: “Pragmatic solutions to reduce the global burden of stroke: a World Stroke Organization-Lancet Neurology Commission”, Lancet Neurology, 6. Oktober 2023, S. 1474-4422, https://doi.org/10.1016/S1474-4422(23)00277-6 8 A. Kulshreshtha u.a.: “Life’s Simple 7 and Risk of Incident Stroke: The Reasons for Geographic and Racial Differences in Stroke Stud”, Stroke 44/2013, S. 1909–1914, doi:10.1161/STROKEAHA.111.000352. 9 F. Wang u.a.: „Dietary Fat Intake and the Risk of Stroke: Results from Two Prospective Cohort Studies“ Abstract presented at American Heart Association’s Scientific Sessions 2021; November 13-15, 2021; virtual meeting; „Vegetable fat may decrease stroke risk, while animal fat increases it“, https://www.eurekalert.org/news-releases/933445, abgerufen am 1.11.2023. 10 P. 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Juni 2023, https://jamanetwork.com/journals/jama/article-abstract/2806456; https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36002319/ ; https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/STROKEAHA.122.040430; https://www.cedars-sinai.org/newsroom/new-data-shows-covid-19-vaccine-does-not-raise-stroke-risk/ 18 https://www.factcheck.org/2021/12/no-credible-evidence-covid-19-mrna-vaccines-dramatically-increase-heart-attack-risk-contrary-to-flawed-abstract/; https://www.reuters.com/article/factcheck-vaccines-excessdeaths-idUSL1N3490M3 19 https://www.healthline.com/health/stroke/stroke-after-covid-vaccine; https://www.healthline.com/health/stroke/covid-and-stroke; https://www.japantimes.co.jp/opinion/2022/11/14/commentary/world-commentary/covid-19-strokes/; https://www.medicalnewstoday.com/articles/stroke-after-covid-vaccine 20 https://www.webmd.com/vaccines/covid-19-vaccine/news/20230223/vaccination-reduces-post-covid-heart-attack-stroke-risk; https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2794753 21 Z.B. Impfopfer.info (aktuell 57.000 Mitglieder; s. auch das aufschlussreiche Archiv von Schadensfällen https://www.impfopfer.info/archive/impfopfer-archiv/gehirn/), Impfschäden Schweiz Coronaimpfung (26.000), Corona Impfschäden Deutschland (14.000), CovidVaccineVictims (89.000), CovidVaccineInjuries (57.000), CovidVaccVictims (3.100). 22 https://www.it.nrw/2019-starben-nrw-drei-prozent-weniger-menschen-durch-schlaganfaelle-als-ein-jahr-zuvor-17345; https://www.it.nrw/nrw-zwei-prozent-weniger-todesfaelle-durch-schlaganfall-im-jahr-2021-120767 23 Nach https://schlaganfallbegleitung.de/verzeichnis/, abgerufen am 6.11.2023 24 Sofie Nyström/Per Hammarström: “Amyloidogenesis of SARS-CoV-2 Spike Protein”, Jiurnalof the American Chemical Society 144 (20) 17. Mai 2022, S. 8945-8950, doi.org/10.1021/jacs.2c03925] 25 Yi Zheng u.a.: “SARS-CoV-2 spike protein causes blood coagulation and thrombosis by competitive binding to heparan sulfate”, International Journal of Biological Macromolecules 193, Teil B, 15. Dezember 2021, S. 1124-1129, https://doi.org/10.1016%2Fj.ijbiomac.2021.10.112 26 Lize Grobbelaar u.a.: “SARS-CoV-2 spike protein S1 induces fibrin(ogen) resistant to fibrinolysis: implications for microclot formation in COVID-19”, Bioscience Reports 41 (8) 27. August 2021, doi.org/10.1042/BSR20210611 Titelbild: kjpargeter/Freepik

  • „Millionen Leben gerettet“?

    Haben mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 „Millionen von Menschenleben gerettet“? Dafür gab es den Medizin-Nobelpreis 2023. Er würdigt eine haarsträubende Lüge, „basierend auf einer von der Industrie finanzierten Schrottsimulation”, wie zwei Wissenschaftler aus Kanada meinen. Über 700 Mal ist sie mittlerweile weltweit in der Fachpresse zitiert worden, Mainstream-Medien und Faktenchecker reichen sie kritiklos weiter: jene 2022 im Fachjournal The Lancet veröffentlichte Studie, die anhand mathematischer Modelle angeblich „bewies“, dass die neuentwickelten mRNA-„Vakzine“ gegen Covid-19 bis zu zwanzig Millionen Menschen das Leben retteten. Damit lieferten die sechs Autoren um Oliver Watson vom Imperial College in London den ausschlaggebenden Grund, zwei maßgebliche Entwickler dieser „wirksamen Impfstoffe“ mit dem Medizin-Nobelpreis zu würdigen. Diese Auszeichnung sei ein unfassbarer Skandal, so empört sich Denis Rancourt, ehemaliger Physikprofessor, 23 Jahre lang leitender Wissenschaftler an der Universität von Ottawa und inzwischen gemeinsam mit seinem Kollegen Joseph Hickey für die kanadische Organisation Correlation Research in the Public Interest tätig. Das der Lancet-Publikation zugrundeliegende mathematische Modell entlarven die beiden als „zutiefst fehlerhaft“, die Schlüsse daraus als „ungültig“ – „das Gegenteil von guter Wissenschaft“. „Das Gegenteil von guter Wissenschaft“ Träfe das Lancet-Modell zu, so wärte die weltweite Sterblichkeitsrate im Jahr nach Ausbruch der Pandemie plötzlich auf ein massives, historisch beispielloses Niveau angestiegen, solange noch keine Impfstoffe verfügbar waren. Ab Ende 2020 jedoch, nachdem die mRNA-Vakzine auf dem Markt waren, hätten diese unvorstellbar hohen Sterblichkeitsraten fast vollständig auf die Basiswerte zurücksinken müssen. Diese Behauptungen, so Rancourt und Hickey, “stehen in keinem Zusammenhang mit der tatsächlichen Sterblichkeit”, sondern beruhen auf “wilden” Annahmen. In keinem einzigen von 95 untersuchten Ländern haben sie sich bewahrheitet. Überall zeigen sich 2020, ohne Impfstoffe, Anstiege der Mortalitätsraten allenfalls im Zuge des massenhaften Einsatzes von Beatmungsmaschinen auf Intensivstationen sowie während und nach Lockdown-Phasen, in denen lebensrettende Operationen und Therapien unterblieben – aber keine schlagartig emporschnellenden Todeszahlen, wie man sie von einem „Killerkeim“ erwarten würde, dem die Menschheit ungepikst „schutzlos ausgeliefert“ ist. Ebensowenig sanken die Sterblichkeitsraten gravierend, nachdem die Impfkampagne einsetzte, bis sie schließlich vier Fünftel der Weltbevölkerung erreichte. Vier Beispiele: Oberes Feld: Gesamtmortalität nach Woche, 2018-2022, gemessen (blau), berechnet nach Watson et al. (2022) (rot-durchgehend), fortgesetzt (rot-gestrichelt). Unteres Feld: überschüssige Gesamtmortalität, mit statistischer Unsicherheit (blau schattiert). In beiden Panels: kumulative COVID-19-Impfstoffverabreichung (alle Dosen) (dunkelgrau), Datum 11. März 2020 (vertikale graue Linie). Quelle: Denis Rancourt, Ph.D., und Joseph Hickey, Ph.D. Nirgendwo „gibt es einen sichtbaren Rückgang der tatsächlichen Gesamtmortalität” in zeitlichem Zusammenhang mit der Einführung der Impfstoffe. Vielmehr, so schreiben Rancourt und Hickey, “ist das Gegenteil zu beobachten, wobei die Übersterblichkeit proportional mit der Einführung einhergeht”. Belegt hatte eine Forschergruppe um Rancourt dieses Desaster in einer Mitte September erschienenen Fleißarbeit: Wie Daten aus 17 Ländern der südlichen Hemisphäre - mit 10,3 % der Weltbevölkerung - belegen, kam es überall mit Beginn der Impfkampagnen zu einem beispiellosen Anstieg der Gesamtsterblichkeit, mit 1 Todesfall pro 800 Injektionen. 13,5 Milliarden Injektionen, die bis Anfang September 2023 verabreicht wurden, produzierten weltweit 17 Millionen Covid-“Impf”tote, so schätzt die Forschergruppe. "Dies entspräche einem iatrogenen Massenereignis, das 0,213 % der Weltbevölkerung umbrachte, während es keine Todesfälle messbar verhinderte.” (Siehe KLARTEXT: “Zu Tode gepikst”.) “Der Nobelpreis ist ein Propagandainstrument des Establishments” Wie kann es sein, dass Wissenschaftler, deren Arbeit entgegen einer haarsträubenden Begründung so viel Unheil anrichtet, im Ruf stehen dürfen, „im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben“? Dieses Kriterium hatte Alfred Nobel einst für die Verleihung des von ihm gestifteten Preises festgelegt. Zumindest Rancourt wundert sich nicht im geringsten darüber. Wie er in einem kürzlichen Livestream darlegte, handelt es sich bei dem Nobelpreis um ein mächtiges politisches Werkzeug. „Obwohl es einige Ausnahmen gibt, in denen Nobelpreise wirklich wichtige wissenschaftliche Leistungen anerkannt haben, sind sie im allgemeinen ein Propagandainstrument des Establishments, um die Leute davon zu überzeugen, welche Dinge sie für absolut wahr halten müssen, absolute Fortschritte des menschlichen Wissens.” “Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Öffentlichkeit“, beklagt Rancourt, „sondern auch auf die Wissenschaftler selbst”. Denn es beeinflusst, wovon sie überzeugt sind, wie auch, woran sie forschen, warum, auf welches Ziel hin. „Das Nobelpreiskomitee selbst muss ahnungslos gewesen sein, unwissenschaftlich gewesen sein, dürfte nichts hinterfragt haben, dürfte nach etwas gesucht haben, einem Preis, den sie vergeben wollten, und sich nicht die Mühe machen, selbst darüber nachzudenken, ob das irgendeinen Sinn macht oder nicht. Und dann wiederholten sie diese ‘Millionen-von-geretteten Leben’-Sache, die Unsinn ist. (…) Es gibt keine wissenschaftliche Grundlage für diese Aussage. Keine klinische Studie hat das jemals gezeigt. Und sie basiert auf einer von der Industrie finanzierten Schrottsimulation, bei der die Autoren nicht einmal überprüft haben, ob ihre Ergebnisse überhaupt Sinn machen. (…) Das Ergebnis ist, dass ein schreckliches Produkt, das niemals in den Körper von Menschen hätte injiziert werden dürfen, nun etwas ist, das wir feiern werden“ - als eine „Errungenschaft der menschlichen Wissenschaft“. Ist damit nicht eine fatale Vorentscheidung gefallen, wie die WHO und ihre Mitgliedsstaaten auf die nächste Pandemie reagieren werden? Inkompetente Gutachter, befangene Redakteure Wie konnte ein methodisch grottenschlechtes Machwerk wie die märchenhaften Modellrechnungen der Watson-Gruppe überhaupt in einer der ältesten und renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften der Welt Aufnahme finden? „Wie ist das bei Lancet bloß durch die Peer Review gekommen?“, staunt Rancourt. „Wer waren diese Gutachter? Wie können sie so blind und inkompetent sein und nicht hinterfragen, was einige Autoren tun, was völlig neu und fabriziert ist? Sind sie nicht in der Lage, es zu sehen?“ “Und was ist mit den Redakteuren? Wie wählen sie diese Gutachter aus? Haben die Redakteure nur die Rezensenten berücksichtigt, die sie gut fanden, und die Rezensenten ignoriert, die es kritisch sahen? Sind sie selbst so wissenschaftlich ungebildet?“ Der Schein trügt indes nicht erst seit dem Corona-Hype. (1) Dass Peer-Reviewing Qualität sicherstellt, darf als längst widerlegtes Gerücht gelten. Etliche Studien haben diese Begutachterei weithin als Etikettenschwindel entlarvt, bei dem Verzerrungen Tür und Tor geöffnet bleiben. (2) Für die Neutralität der Gutachter gibt es keine Gewähr. (3) Kaum ein Peer verfügt über genügend Muße, Ehrgeiz und kriminalistischen Scharfsinn, durch hartnäckige, notfalls schonungslose eigene Recherchen jeder erdenklichen Schlamperei oder Trickserei nachzugehen - und dabei womöglich einen geschätzten Fachkollegen bloßzustellen. Weil die Reviewer häufig anonym bleiben, setzt keiner seinen guten Ruf in der Wissenschaftsgemeinde aufs Spiel, wenn er aus Zeitmangel, ungenügendem Interesse oder Unkenntnis nicht gewissenhaft genug arbeitet. Oder wenn er eigene Standpunkte zu strittigen Themen als Entscheidungsgrundlage heranzieht. Oder wenn er „Revierschutz“ betreibt – durch schwach begründete Abwertungen verhindert, dass Konkurrenten in seine „Nische“ eindringen. Ungenannt, aus dem Hinterhalt, scheuen sich etablierte Experten weniger, unorthodoxe Forschungsansätze zu unterdrücken und Querdenker auszubremsen. Darunter leidet die Qualität immens. Bei fast einem Drittel der medizinischen Studien zwischen 1990 und 2003, die nach einer Peer-Begutachtung veröffentlicht wurden, erwiesen sich die Resultate bei genauerem Hinsehen als übertrieben oder widersprüchlich; jede sechste konnten Folgestudien nicht bestätigen. (4) Vor allem: Wieviel wert ist ein Konsens unter peers, wenn die Pharmaindustrie die meisten Experten eines Fachgebiets schmiert – und dadurch das System der gegenseitigen Kontrolle unter Fachkollegen unterläuft? (5) Inzwischen ist das New England Journal notgedrungen von der Anforderung abgerückt, dass ihre Reviewer frei von Pharmaverbindungen sein müssen - die Redaktion fand einfach nicht mehr genug unabhängige Experten. Der neue Standard sieht vor, dass Fachleute, um Studien beurteilen zu können, nicht mehr als 10.000 US-Dollar pro Jahr und Firma erhalten dürfen (6) - ein Armutszeugnis sondersgleichen. Bestellt, bezahlt, geliefert „Sage mir, wer eine Studie finanziert, und ich sage dir, was dabei herauskommt“: Dieser respektlose Spruch scheint zumindest im Fall der Watson-Pseudostudie den Nagel punktgenau auf den Kopf zu treffen. Zu den Geldgebern zählten die Bill & Melinda Gates Foundation, die von Gates ins Leben gerufene „Impfallianz“ GAVI, das Weltwirtschaftsforum und die WHO. Einzelne Koautoren stehen als „Berater“ auf den Honorarlisten der Vakzinhersteller Moderna und GlaxoSmithKline, wie auch der „Coalition for Epidemic Preparedness Innovations“ (CEPI), einer von Gates gesponserten „öffentlich-privaten Partnerschaft“ mit geschäftstüchtigen Pieks-Fetischisten. Wie können sich Wissenschaftler für so etwas hergeben? “Sie müssen ihren eigenen Ideen gegenüber kritisch sein und dürfen sich nicht nur die Hände reiben, weil sie etwas bekommen, das Gates gefällt”, meint Rancourt. Ansonsten findet akademische Prostitution statt. Dasselbe Imperial College in London, in dem die Watson-Gruppe ihr Unwesen treibt, ist seltsam zufällig das akademische Zuhause eines der windigsten Virenapokalyptiker der finsteren Coronajahre: Professor Neil Ferguson. (Siehe KLARTEXT: „‘Professor Lockdown‘ schlug zu“ und „Spinnen die Engländer?“) Seine aberwitzigen Computersimulationen, die Großbritannien und dem Rest der Welt himmelhohe Covid-Leichenberge prophezeiten, trugen entscheidend dazu bei, Massenpanik zu schüren und zaudernde Politiker geneigt zu machen, sich von Pharmagiganten beim Aushandeln von Vakzinlieferverträgen über den Tisch ziehen zu lassen. Zu den Hauptförderern des Imperial College zählt: die Gates Foundation. (Harald Wiesendanger) Das Titelbild setzt sich aus zwei Werken von Microsofts KI „Bing Image Creator“ zusammen. So illustrierte sie sekundenschnell eine Aussage, die ich ihr am 28.10.2023 vorgab: „vaccinations save billions of lives“. Die Vorgabe “by vaccinations against covid-19 Bill Gates saved billions of lives” ist von der KI übrigens als “Verstoß gegen Content-Richtlinien” blockiert worden – verbunden mit der Drohung, weitere Verstöße dieser Art könnten zu meiner Sperrung führen. Anmerkungen 1 Näheres in Harald Wiesendanger: Das GesundheitsUNwesen – Wie wir es durchschauen, überleben und verwandeln, Schönbrunn 2019, Kap. 5: „Gold wert – Wie sich Fachzeitschriften für Pharmawerbung missbrauchen lassen“. 2 F. Godlee/T. Jefferson: Peer review in health sciences, 2. Aufl. London 2003. 3 Alfred Kieser: „Die Tonnenideologie der Forschung. Akademische Rankings“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. Juni 2010. 4 John P. A. Ioannidis: „Contradicted and Initially Stronger Effects in Highly Cited Clinical Research“, Journal of the American Medical Association 294/2005, S. 218–228. 5 Peter Gøtzsche: Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität, München 2014, S. 144. 6 Jeffrey M. Drazen/Gregory D. Curfman: „Financial associations of authors“, New England Journal of Medicine 346 (24) 2002, S. 1901-1902, http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/ NEJMe020074, abgerufen am 24.10.2016.

  • Yonatan ist tot. Warum?

    Ein achtjähriger israelischer Junge, der in einem Werbespot für Covid-„Impfungen“ auftrat, ist an einem plötzlichen Herzstillstand verstorben. Medien gehen darüber hinweg, die Regierung schweigt. Am 23. September 2023, dem Vorabend des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur, saß der achtjährige Yonatan Moshe Erlichman in der Badewanne, als er einen plötzlichen Herzstillstand erlitt. Um ein Haar wäre er dabei ertrunken. Herbeigerufenen Sanitätern gelang es, den Kleinen wiederzubeleben. Doch fünf Tage später starb er. Eben dieser Yonatan war im Jahr 2020 in einem Werbevideo für Covid-„Impfungen“ aufgetreten, gemeinsam mit „Shuski“, der rothaarigen, froschmäuligen TV-Marionette, die der „Sesamstraße“ entsprungen sein könnte. Von dem süßen blonden Jungen erst staunend, dann kopfnickend angelächelt, forderte die Puppe ihn und alle Zuschauer dazu auf, sich schleunigst spritzen zu lassen, sobald die neuen, „wirksamen und sicheren“ Vakzine verfügbar sind. Über den tragischen Tod des kleinen Yonatan, Sohn und Enkel landesweit prominenter Ärzte, gehen Israels Medien nahezu einhellig hinweg, bloß die lokale und religiöse Presse hat berichtet. Regierung und Gesundheitsbehörden schweigen. Israel zählt zu den Ländern mit den weltweit höchsten mRNA-Impfquoten: Über 70 % der über 16-Jährigen hatten bis April 2021 mindestens zwei Dosen erhalten. Im November 2020 hatte die israelische Regierung mit Pfizer vereinbart, schnellstmöglich mindestens acht Millionen Covid-Impfdosen zu beziehen; ab Dezember 2020 wurden sie gespritzt. Im Gegenzug für diese „Vorzugsbehandlung“ erhielt der Pharmagigant die Zusicherung, Israel werde ihm epidemiologische Daten über Wirkungen und Nebenwirkungen des Vakzins beschaffen. Wie der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erklärte, sei er in der Lage, aus seinem Land „das Labor für Pfizer“ zu machen, weil „98% unserer Bevölkerung medizinische Aufzeichnungen digitalisiert hat“. Mit diesen Daten „können Sie eine biotechnologische Industrie schaffen, die ihresgleichen sucht“, sagte er. („You can create a biotechnological industry that is unheard of … unimagined even.“) „Oh ja“, kommentiert die Ärztin Sabine Hazan auf „X“, vormals Twitter, „und du kannst eine Waffe entwickeln, um eine ganze Bevölkerung zu vernichten. Wer hat Netanjahu das Recht gegeben, für eine ganze Bevölkerung zu entscheiden? Hätten die Menschen nicht wählen dürfen, Versuchskaninchen zu sein? Sie alle glaubten an einen Impfstoff als Lösung, aber das war er nicht.“ Stattdessen hatte Israel seit Ende August 2021 die höchste SARS-CoV-2-Infektionsrate der Welt. Corona-Patienten auf Intensivstationen israelischer Krankenhäuser waren ab Juli 2021 mehrheitlich geimpft. Besagten Deal hatte das israelische Gesundheitsministerium zunächst bestritten, Pfizer ebenfalls. Tatsächlich bestätigte aber Netanjahu selbst ihn offiziell, wie ein auf „X“ gepostetes Video belegt. Alarmierende Daten blieben unter Verschluss Bereits im Februar 2021 hatte das israelische Gesundheitsministerium der US-Seuchenschutzbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) einen Bericht über gehäufte Herzentzündungen nach Covid-“Impfungen” übermittelt. Er blieb unter Verschluss – ein Skandal, der erst 2022 aufflog, als die amerikanische Verbraucherschutz-Initiative Children´s Health Defense die CDC zur Herausgabe des Dokuments zwang, mit Hilfe des Freedom of Information Act, eines 1967 in den USA in Kraft getretenen Bundesgesetzes zur Informationsfreiheit. „Wir sehen eine große Anzahl von Myokarditis- und Perikarditis-Fällen bei jungen Personen kurz nach Erhalt von Pfizers COVID-19-Impfstoff”, so heißt es darin. “Wir möchten das Thema mit einem relevanten Experten des CDC besprechen.“ Ein geleaktes Video zitiert ein Forscherteam, welches vom israelischen Gesundheitsministerium eingesetzt worden war: “Wir müssen medizinisch-juristisch denken - wie wir unsere Ergebnisse präsentieren, um Klagen zu vermeiden. Und warum? Wegen einiger Nebenwirkungen haben wir gesagt: 'OK, es gibt sie und es gibt Berichte darüber, ABER LASSEN SIE SICH NOCH IMPFEN'". Sowohl in Israel als auch in den USA hatten den Gesundheitsbehörden schon wenige Monate nach Beginn der Impfkampagne Daten mit überdeutlichen Myokarditis-Warnsignalen vorgelegen. (Und gewiss waren sie damals auch schon bis zum Robert-Koch- und Paul-Ehrlich-Institut vorgedrungen.) Im Juni 2021 bestätigte Israel offiziell, die mRNA-bezogene Myokarditis bei jungen Männern, insbesondere bei 16- bis 24-Jährigen, sei signifikant überhöht. Wie eine israelische Studie vom September 2022 belegte, lag die Inzidenz von Myokarditis bei jungen Männern im ersten Monat nach dem zweiten Pfizer-„Piks“ 2,35-mal höher als bei ungeimpften; das Risiko für 16- bis 19-Jährige betrug fast 1 zu 1.000. Trotzdem unterblieben Warnungen an die Bevölkerung – ein geradezu kriminelle Pflichtverletzung. Stattdessen verbreite die CDC eine methodisch unzulängliche Pseudo-Studie, derzufolge Herzkomplikationen wahrscheinlicher nach einer SARS-CoV-2-Infektion als nach einer mRNA-Covid-19-„Impfung“ auftreten. Schicksalsgefährte Santino – Vierjähriger Junge aus Argentinien tot nach Covid-„Impfung“ Yonatans schreckliches Schicksal teilt Santino Godoy Blanco, ein Knirps aus Argentinien: Mit vier Jahren verstarb er im November 2022 „plötzlich und unerwartet“. Kurz zuvor war er mit hohem Fieber und Übelkeit in eine Klinik eingeliefert worden. Sein Totenschein benennt als Ursache „bilaterale Pneumonie“; dass Covid-Impfungen Lungenentzündungen auslösen können, räumt selbst das Paul-Ehrlich-Institut in einem „Sicherheitsbericht“ ein. Santino war im Fernsehen als telegener Animator für die landesweite Impfkampagne „Activá Vacunas“ aufgetreten. Auch er hatte den „Piks“ erhalten. Das Infoportal Died Suddenly berichtet: „Seine Mutter sagt, dass er vor seinem Tod seine Maske abnahm und ihr kleine Küsse gab, weil er nicht mehr sprechen konnte.“ Unter Mord versteht man ein vorsätzliches Tötungsdelikt. Werden die Morde an Yonatan und Santino jemals gesühnt? Wer forscht nach, woran Abertausende weiterer Kinder „plötzlich und unerwartet“ starben, die Covid-19 in Wahrheit nicht ärger fürchten mussten als einen Blitzschlag und kerngesund waren – bis ihre gutgläubigen Eltern sie „piksen“ ließen, als brave Vollzugsgehilfen eines „Staatsverbrechens“, wie der Heidelberger Arzt Gunter Frank seine Klageschrift gegen das Corona-Regime treffend betitelt? Wie viel es für unabhängige Staatsanwälte und Richter zu tun gäbe, lassen unzählige Schicksalsberichte in Foren von Betroffenen und Zeugen erahnen: beispielsweise bei Impfopfer.info (aktuell 57.000 Mitglieder), Impfschäden Schweiz Coronaimpfung (26.000), Corona Impfschäden Deutschland (14.000), CovidVaccineVictims (89.000), CovidVaccineInjuries (57.000), CovidVaccVictims (3.100), siehe KLARTEXT: „Pandemie der vertuschten Impfschäden“ und „Das Piks-Massaker“. (Harald Wiesendanger) Titelbild: Screenshot aus dem Impfwerbeclip mit Yonatan. Grafik Myokarditis-Fälle lt. VAERS: aus https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0146280621002267?via%3Dihub (nachträglich zensiert)

  • “Zutiefst besorgt über zunehmende Zensur”

    Das Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung ist in höchster Gefahr. Davor warnt eindringlich die “Westminster Declaration”, unterzeichnet von 137 Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur und Medien. Das Recht, die eigene Meinung frei zu äußern und ungehindert zu verbreiten, ist ein Grundpfeiler der Demokratie. Doch er wankt. Längst nicht mehr nur in totalitären Ländern wie Rotchina, weltweit arbeiten Regierungen, Behörden und Geheimdienste, internationale Organisationen wie UN, WHO und Weltwirtschaftsforum, Social-Media-Konzerne von Meta bis Google, Hochschulen und nichtstaatliche Akteure wie milliardenschwere Stiftungen darauf hin, Bürger zu überwachen und ihrer Stimme zu berauben, abweichende Standpunkte unter den Teppich zum kehren, Diskurs zu verhindern, Kritiker zu diffamieren und mundtot zu machen – unter dem Vorwand, uns vor „Fake News“ zu schützen. Zu deren Hauptquellen zählen ausgerechnet jene, die am lautesten nach Zensur rufen. Dass es ihnen nicht um Wahrheit geht, sondern um ein Monopol aufs Rechthaben, beweisen sie, indem sie eine Information schon dann unterdrücken, wenn sie zwar stimmt, aber „schädlich“ sein könnte – schädlich für ihre Interessen. Die Corona-„Pandemie“ nutzten sie, um diese verhängnisvolle Entwicklung beschleunigt voranzutreiben. Vor ihren Auswüchsen warnt eindringlich die “Westminster Declaration”, unterzeichnet von 137 namhaften Persönlichkeiten: Journalisten, Künstler, Schriftsteller, Wissenschaftler, politische Aktivisten. Ihr öffentlicher Appell ist so treffend, wegweisend und bedeutsam, dass KLARTEXT ihn in voller Länge wiedergibt – Zeile für Zeile spricht er für sich. Das englische Original finden Sie hier. Wie weit muss sich die westliche Welt bereits von ihren Idealen entfernt haben, dass solche Erklärungen überhaupt nötig sind? Was sagt es über die „neue Normalität“ aus, dass so gut wie alle Mainstream-Medien teils über diesen Text stillschweigend hinweggehen, teils dessen Autoren als „schwurbelnde Verschwörungstheoretiker“ verunglimpfen? Immerhin, hier und da gibt es noch Hoffnungsschimmer. Am 8. September 2023 verhalf der Fifth Circuit of Appeals, ein Berufungsgericht für drei südliche US-Bundesstaaten, den “Schwurblern” zu einem unverhofften Sieg. Es entschied: Das Weiße Haus, das FBI und die CDC begingen Verfassungsbruch, indem sie Social-Media-Unternehmen ermutigten und zwangen, freie Meinungsäußerung zu verhindern. "Die Beamten haben eine breit angelegte Druckkampagne gestartet, um Social-Media-Unternehmen dazu zu zwingen, von der Regierung missbilligte Redner, Standpunkte und Inhalte zu unterdrücken", urteilte ein Gremium aus drei Richtern im Fall Missouri gegen US-Präsident Joe Biden. "Der Schaden, der von diesem Verhalten ausgeht, geht weit über die Kläger hinaus und betrifft jeden Social-Media-Nutzer". In seiner Stellungnahme zeichnet das Gericht die Bemühungen von Bundesbehörden nach, Kritiker der Covid-Politik des Weißen Hauses zum Schweigen zu bringen und den Amerikanern das Recht zu verweigern, andere Standpunkte zu hören - Bemühungen, die sie als "unverhältnismäßigen Druck" beschreiben, der offenbar "das beabsichtigte Ergebnis hatte, Millionen geschützter freier Meinungsäußerungen amerikanischer Bürger zu unterdrücken". Der Fifth Circuit hat eine einstweilige Verfügung erlassen, die es der Biden-Administration untersagt, Maßnahmen zu ergreifen, "um Social-Media-Unternehmen zu zwingen oder erheblich zu ermutigen, gepostete Social-Media-Inhalte, die geschützte freie Meinungsäußerungen enthalten, zu entfernen, zu löschen, zu unterdrücken oder einzuschränken, auch durch Änderung ihrer Algorithmen". Wo bleibt in einer derart dramatischen Verfassungskrise eine ähnlich selbstbewusste Dritte Gewalt in Europa – in Karlsruhe und Den Haag beispielsweise? Die Westminster-Deklaration "Wir schreiben als Journalisten, Künstler, Autoren, Aktivisten, Technologen und Akademiker, um vor der zunehmenden internationalen Zensur zu warnen, die jahrhundertealte Normen der Demokratie zu untergraben droht. Wir kommen von links, von rechts und aus der Mitte. Wir sind vereint durch unser Engagement für die universellen Menschenrechte und die Meinungsfreiheit, und wir sind alle auf das tiefste besorgt über die Versuche, freie Meinungsäußerungen als „Fehlinformation“, „Desinformation“ und andere schlecht definierte Begriffe abzuwerten. Der Missbrauch dieser Begriffe hat in Ländern auf der ganzen Welt zur Zensur von einfachen Menschen, Journalisten und Dissidenten geführt. Derartige Eingriffe in das Recht auf freie Meinungsäußerung unterdrücken berechtigte Diskussionen über Angelegenheiten von dringendem öffentlichen Interesse und untergraben die Grundprinzipien der repräsentativen Demokratie. Überall auf der Welt arbeiten staatliche Akteure, Social-Media-Unternehmem, Hochschulen und Nicht-Regierungsorganisationen in wachsendem Ausmaß daran, die Bürger zu überwachen und sie ihrer Stimme zu berauben. Diese groß angelegten koordinierten Bemühungen werden manchmal als „industrieller Zensurkomplex“ bezeichnet. Es gibt auch einen klaren und soliden internationalen Schutz für die freie Meinungsäußerung. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (AEMR) wurde 1948 als Reaktion auf die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs verfasst. In Artikel 19 der AEMR heißt es: „Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert zu äußern sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“ Es mag zwar notwendig sein, dass Regierungen einige Aspekte der sozialen Medien regulieren, wie etwa durch Altersbeschränkungen. Aber diese Regelungen sollten niemals das Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung verletzen. Wie in Artikel 19 klargestellt wird, ist das Recht auf freie Meinungsäußerung mit dem Recht auf Information verknüpft. In einer Demokratie hat niemand ein Monopol auf das, was als wahr gilt. Vielmehr muss die Wahrheit durch Dialog und Diskussion herausgefunden werden – und wir können die Wahrheit nicht herausfinden, ohne die Möglichkeit eines Irrtums zuzulassen. Zensur im Namen des „Schutzes der Demokratie“ stellt das System der Repräsentation, das ein System von unten nach oben sein sollte, auf den Kopf – und verwandelt es in ein System der ideologischen Kontrolle von oben nach unten. Diese Zensur ist letztlich kontraproduktiv: Sie sät Misstrauen, fördert die Radikalisierung und entlegitimiert den demokratischen Prozess. In der Geschichte der Menschheit waren Angriffe auf die Meinungsfreiheit immer ein Vorläufer für Angriffe auf alle anderen Freiheitsrechte. Regime, welche die freie Meinungsäußerung untergraben haben, haben immer unweigerlich auch andere zentrale demokratische Strukturen geschwächt und beschädigt. Auf dieselbe Weise untergraben die Eliten, die heute auf Zensur drängen, auch die Demokratie. Was sich jedoch geändert hat, sind das Ausmaß und die technischen Mittel, mit denen heute die Zensur ausgeübt werden kann. Wir sind der Meinung, dass die freie Meinungsäußerung unerlässlich ist, um unsere Sicherheit vor staatlichem Machtmissbrauch zu gewährleisten – ein Missbrauch, der in der Vergangenheit eine weitaus größere Bedrohung darstellte als die Worte einzelner Personen oder sogar organisierter Gruppen. Um des Wohlergehens und der Entfaltung der Menschheit willen rufen wir zu den folgenden drei Maßnahmen auf. Wir fordern die Regierungen und die internationalen Organisationen auf, ihrer Verantwortung gegenüber den Menschen gerecht zu werden und Artikel 19 der AEMR einzuhalten. Wir fordern die Technologieunternehmen auf, sich zu verpflichten, die digitale Öffentlichkeit im Sinne von Artikel 19 der AEMR zu schützen und auf politisch motivierte Zensur, die Zensur abweichender Stimmen und der Zensur politischer Meinungen zu verzichten. Und schließlich rufen wir die breite Öffentlichkeit auf, sich uns im Kampf für die Wahrung der demokratischen Rechte des Volkes anzuschließen. Änderungen in der Gesetzgebung reichen nicht aus. Wir müssen auch von Grund auf eine Atmosphäre der freien Meinungsäußerung schaffen, indem wir das Klima der Intoleranz ablehnen, das zur Selbstzensur ermutigt und vielen unnötige persönliche Probleme bereitet. Anstelle von Angst und Dogmatismus müssen wir Nachfragen und Debatten zulassen. Wir treten für Ihr Recht ein, Fragen zu stellen. Hitzige Debatten, auch wenn sie Unruhe stiften, sind weit besser als gar keine Debatten. Zensur beraubt uns des Reichtums des Lebens selbst. Freie Meinungsäußerung ist die Grundlage für ein sinnvolles Leben und eine blühende Menschheit – durch Kunst, Poesie, Drama, Geschichten, Philosophie, Gesang und mehr. Diese Erklärung ist das Ergebnis eines ersten Treffens von Verfechtern der Meinungsfreiheit aus der ganzen Welt, die Ende Juni 2023 in Westminster, London, zusammenkamen. Als Unterzeichner dieser Erklärung haben wir grundlegende politische und ideologische Meinungsverschiedenheiten. Doch nur wenn wir uns zusammenschließen, können wir die eindringenden Kräfte der Zensur besiegen, damit wir weiterhin offen diskutieren und uns gegenseitig herausfordern können. Im Geiste der Meinungsverschiedenheiten und der Debatte unterzeichnen wir die Westminster-Erklärung.“ ******* Bildnachweis “Censored”-Motiv: rawpixel.com/Freepik Das pfiffige T-Shirt mit Biden-Ironie gibt´s hier.

  • Zwangsimpfung über die Luft?

    „Air Vax“: US-Forscher haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich mRNA-Vakzine aus der Luft tief in die Lunge einatmen lassen. So werden rasche Impfungen der gesamten Bevölkerung möglich, auch ohne deren Wissen und Zustimmung. Sobald die WHO anlässlich der nächsten Pandemie einen „Gesundheitsnotstand“ ausruft, könnte sie solche Maßnahmen völkerrechtlich verbindlich anordnen, falls ihre Mitgliedsstaaten sie demnächst dazu ermächtigen. Erste Berufsethiker erteilen hierfür vorweg schon mal den moralischen Segen. Bald ist Schluss mit „Piksen“ – zumindest wenn es nach William Mark Saltzman geht. Soeben stellte der amerikanische Zell- und Molekularphysiologe von der Yale University in New Haven, Connecticut, mit zwölf Kollegen im Fachjournal Science Translational Medicine vor, was sie gemeinsam entwickelt und erprobt haben: ein neuartiges Impfverfahren, das mRNA einatmen lässt. Zumindest bei Labormäusen funktioniert es prächtig – sie schienen daraufhin immunisiert gegen Covid-19. In naher Zukunft soll sich die Tür für Tests am Menschen öffnen. Damit die mRNA in die Zellen gelangt, verwendet das Saltzman-Team „einen Nanopartikel aus Poly(amin-co-ester)-Polyplexen oder PACE, einem biokompatiblen und hochgradig anpassbaren Polymer", wie es in einer Pressemitteilung der Yale University heißt. (1) „Diese Polyplexe“, so schreiben die Forscher, „erreichten eine hohe Transfektion (2) von mRNA in der gesamten Lunge, insbesondere in Epithel- und Antigen-präsentierenden Zellen.Wir wendeten diese Technologie an, um einen Schleimhautimpfstoff gegen das Coronavirus 2 des schweren akuten respiratorischen Syndroms zu entwickeln, und stellten fest, dass die intranasale Impfung mit Spike-Protein-kodierenden mRNA-Polyplexen eine starke zelluläre und humorale adaptive Immunität auslöste und empfängliche Mäuse vor einer tödlichen viralen Herausforderung schützte. Diese Ergebnisse zeigen das Potenzial von PACE-Polyplexen für die therapeutische Verabreichung von mRNA in der Lunge." In einer früheren Studie hatte Saltzman ein "Prime-and-Spike"-System ausprobiert, um mRNA gegen Covid-19 zu verabreichen: Dabei spritzte er sie in einen Muskel und sprühte dann Spike-Proteine in die Nase. Die Injektion erwies sich als überflüssig, weil die intranasale Verabreichung nicht minder effektiv war. Nun setzt Saltzman große Hoffnungen in diese Methode, weit über Vakzine hinaus: "In der neuen Studie fand keine intramuskuläre Injektion statt. Wir haben einfach zwei Dosen intranasal verabreicht, eine Grund- und eine Auffrischungsimpfung, und wir haben eine hochgradig schützende Immunantwort erhalten. Aber wir haben auch gezeigt, dass man generell verschiedene Arten von mRNA verabreichen kann. Sie eignet sich also nicht nur für einen Impfstoff, sondern möglicherweise auch für die Genersatztherapie bei Krankheiten wie Mukoviszidose und Gen-Editing. Wir haben am Beispiel eines Impfstoffs gezeigt, dass es funktioniert, aber es öffnet die Tür für all diese anderen Arten von Interventionen." Air Vax könnte das Impfen „radikal verändern“ Saltzman erwartet, dass diese "neue Verabreichungsmethode die Art und Weise, wie geimpft wird, radikal verändern könnte" – etwa bei Menschen, die Angst vor Nadeln haben, aber auch bei Bewohnern von abgelegenen Gebieten. Vor allem aber lassen sich Vakzine, die in der Luft freigesetzt werden, weitaus einfacher und schneller in der Bevölkerung verbreiten. Es muss nicht jede Person einzeln geimpft werden - was nicht nur zeitaufwändig, sondern auch schwierig ist, wenn sich jemand gegen die Impfung sträubt. Vorzüglich ökonomisch - wie bei Garnelen Eine ähnliche Strategie kommt neuerdings in der Garnelenzucht zum Einsatz. Die Krebstierchen sind zu klein und zu zahlreich, um ihnen einzeln mRNA-Injektionen zu verabreichen. Um zu verhundern, dass sich ein bestimmtes Virus unter ihnen verbreitet, wurde stattdessen „Nano-Impfstoff“ entwickelt, den die Tiere oral aufnehmen. Shai Ufaz, Geschäftsführer von ViAqua, das die Technologie entwickelt hat, erklärte: "Die orale Verabreichung ist der heilige Gral der Gesundheitsentwicklung in der Aquakultur, weil es unmöglich ist, einzelne Garnelen zu impfen, und weil sie die Betriebskosten für das Krankheitsmanagement erheblich senken und gleichzeitig die Ergebnisse verbessern kann." Mit ihrem mRNA-Produkt, auch wenn es über die Nase in den Organismus eingeschleust wird, verfolgen die Yale-Wissenschaftler ein ähnliches Ziel: möglichst viele mit möglichst geringem Aufwand zu impfen. Das Prinzip der „informierten Zustimmung“ ist bedroht Wie für die Garnele das Wasser, in dem sie schwimmt, so ist unsere Atemluft eine Umgebung, der wir uns unmöglich entziehen können – wir müssen uns ihr lebensnotwendig aussetzen. Enthält sie Vakzine, dann kommen wir nicht umhin, sie in uns aufzunehmen. Notfalls könnten wir ihnen sogar ohne unser Wissen und Einverständnis ausgesetzt werden. Damit ist ein Grundsatz medizinischer Ethik bedroht: „informierte Zustimmung“ als unabdingbare Voraussetzung dafür, dass ein Eingriff erfolgen darf. Spätestens bei der nächsten Pandemie könnte dieses Prinzip vermeintlichen Schutzerfordernissen zum Opfer fallen. Die Staatengemeinschaft ist dabei, die WHO mit geradezu diktatorischen Befugnissen auszustatten, sobald sie einen internationalen „Gesundheitsnotstand“ ausruft. Dann könnte sie allen Mitgliedsstaaten, nachdem sie den bis 2024 unterschriftsreifen „Pandemievertrag“ abgesegnet haben, völkerrechtlich verbindliche Maßnahmen vorschreiben: von obligatorischen Tests und Überwachungsregimes über umfassende Zensur und neue Lockdowns bis hin zu zügigen, wegen Zeitdruck unzulänglich geprüften Impfungen der gesamten Bevölkerung. Um anstrengenden Konflikten mit Widerspenstigen vorzubeugen und öffentliche Kritik erst gar nicht aufkommen zu lassen, könnte die WHO sogar so weit gehen, Massenimpfungen verdeckt durchführen zu lassen - Luftimpfstoffe eignen sich vorzüglich dazu, heimlich auf die Bevölkerung losgelassen zu werden. Würden zumindest westliche Demokratien hierbei keinesfalls mitspielen? Selbst dort ist bei inkompetenten, lobbygesteuerten Regierungen die Hemmschwelle dafür, Grundrechte mit Füßen zu treten, beängstigend niedrig, wie sich in drei traumatischen Corona-Jahren zur Genüge erwiesen hat. Solcher Verfassungsbruch hätte schändliche Tradition. Inzwischen kam zum Vorschein, dass die US-Regierung in der Vergangenheit geheime Biowaffensimulationen an ihren ahnungslosen Bürgern durchgeführt hat. Ab dem 26. September 1950 versprühte die Besatzung eines Minenräumschiffs der US-Marine rund zwei Meilen vor der nordkalifornischen Küste sechs Tage lang Serratia marcescens-Bakterien in die Luft. Bei dieser sogenannten "Operation Sea Spray" sollte herausgefunden werden, wie anfällig eine Großstadt wie San Francisco für einen Biowaffenangriff durch Terroristen war. Weil Serratia marcescens leuchtend rote Pigmente produziert, lässt sich leicht feststellen, wo sie ist. In den darauffolgenden Tagen nahm das Militär an 43 Stellen Proben, um die Ausbreitung des Bakteriums zu verfolgen. Es zeigte sich, dass es nicht nur die Stadt, sondern auch die umliegenden Vororte schnell befallen hatte. Während des Tests hätten die Bewohner dieser Gebiete Millionen von Bakteriensporen eingeatmet. Das Experiment bewies, dass San Francisco und Städte mit ähnlicher Größe und Topografie von bakterieller Kriegsführung bedroht sein könnten. Aber es gab einen Haken. Zunächst war das US-Militär davon ausgegangen, dass Serratia marcescens für Menschen unschädlich ist. Der Erreger war vor allem für die roten Flecken bekannt, die er auf befallenen Lebensmitteln hervorrief; mit klinischen Erkrankungen war er nicht in Verbindung gebracht worden. Das änderte sich, als eine Woche nach dem Test elf Anwohner ein Krankenhaus der Stanford University aufsuchten und über Harnwegsinfektionen klagten – sie hatten sich mit Serratia infiziert. Ein 75-jähriger Patient namens Edward Nevin, der sich gerade von einer Prostataoperation erholte, verstarb daraufhin, "und einige vermuten, dass die Freisetzung die mikrobielle Ökologie der Region für immer verändert hat", wie das Smithsonian Magazine berichtet. Erst 1976 erfuhr die Öffentlichkeit von dem skandalösen Experiment. Ein Einzelfall? Keineswegs. In den darauffolgenden zwei Jahrzehnten führte die US-Regierung ähnliche Versuche in anderen Städten durch - anscheinend unbelastet von Skrupeln. Verdeckt impfen, falls „wirksam und sicher“? Wären geheime Massenimpfungen zu verantworten, wenn von vornherein feststünde, dass sie „wirksam und sicher“ sind? Die nasale mRNA-Impfung gegen SARS-CoV-2 habe bei den Mäusen „eine starke Immunität ausgelöst“ und sie zuverlässig „vor einer tödlichen viralen Herausforderung geschützt“, so versichern die Yale-Wissenschaftler. Diesem Urteil schließt sich Courtney Malo an, Redakteurin bei Science Translational Medicine: Die Luftimpfung habe „eine robuste Immunreaktion ausgelöst, die einen Schutz gegen eine nachfolgende Virusinfektion gewährleistete“, bei „nur geringen Anzeichen von Toxizität“. Die als mRNA-Vehikel konstruierten Nanopartikel seien „biologisch abbaubar“, „milder und besser verträglich“ als die berüchtigten Lipid-Winzlinge, die zum selben Zweck in den Covid-Pseudovakzinen von Pfizer/Biontech und Moderna zum Einsatz kommen. Hat die Corona-Pandemie nicht soeben erst gezeigt, inwieweit auf solche Werbesprüche Verlass ist? Blindes Vertrauen auf Experten, die sich ins Marketing für mRNA-Spritzen einspannen ließen, haben der Welt soeben die mit Abstand gefährlichste und tödlichste Impfkampagne aller Zeiten beschwert. (Siehe KLARTEXT: „Zu Tode gepikst“.) Sind erhebliche Kollateralschäden akzeptabel, falls eine monströse Bedrohung abgewehrt wird? Mit der hanebüchenen Begründung, sie habe „Millionen Menschenleben gerettet“, wurde dem mRNA-Impfen soeben ein Nobelpreis gewidmet. Dass diese Statistiklüge mittels hypothetischer „Szenarien“ und völlig unrealistischer Prognosemodelle zurechtgestrickt wurde – seitens der WHO und namentlich durch einen zwielichtigen Zahlenjongleur namens Neil Ferguson vom gatesgesponserten Imperial College in London (s. KLARTEXT: "'Professor Lockdown' schlug zu") -, lässt die abermillionenfach Totgepieksten leider nicht wiederauferstehen. „Bioenhancement“ – Heiligt der Zweck jedes Mittel? Schon verschaffen sich in der akademischen Welt erste Stimmen Gehör, die selbst verdeckte Zwangsimpfungen als ethisch vertretbar absegnen. Ein gewisser Parker Crutchfield, Professor in der Abteilung für Medizinische Ethik an der Western Michigan University, befasst sich im Fachjournal Bioethics mit „moralischem Bioenhancement“, d.h. dem Einsatz biomedizinischer Mittel und Maßnahmen, um „moralische Verbesserungen“ zu erzielen. Als Beispiele hierfür nennt Crutchfield medikamentöse Behandlungen, einschließlich Impfstoffe, und gentechnische Eingriffe. Weiter führt er aus: "Es ist notwendig, die Bevölkerung moralisch zu verbessern, um endgültigen Schaden zu verhindern. Moralisches Bioenhancement ist die mögliche Beeinflussung des moralischen Verhaltens einer Person durch einen biologischen Eingriff in ihre moralischen Einstellungen, Motivationen oder Dispositionen.“ Nichts Verwerfliches findet der professionelle „Ethiker“ an einer möglichen „Infusion von Medikamenten in die Wasserversorgung, die Empathie oder Altruismus verstärken, oder andere Eingriffe in die Emotionen oder Motivationen einer Person, um ihr moralisches Verhalten zu beeinflussen." Zum Wohle der Allgemeinheit sollten „moralische Bioverbesserungen“ nicht nur obligatorisch sein – es sei „moralisch vorzuziehen“, dass sie „eher verdeckt als offen“ stattfinden. Crutchfield geht sogar so weit zu behaupten, dass "ein verdecktes Zwangsprogramm Werte wie Freiheit, Nützlichkeit, Gleichheit und Autonomie besser fördert als ein offenes Programm." Fühlt sich der verblüffte Zeitzeuge solcher Absonderungen in Orwell´schem Neusprech nicht unwillkürlich erinnert an Verlautbarungen des sogenannten „Ethikrats“ auf dem Höhepunkt bundesdeutscher Coronoia? Im November 2021 empfahl das Gremium zaudernden Entscheidungsträgern, eine Impfpflicht gegen Covid-19 zu „prüfen“. „Und bist du nicht willig …“ Ist die nächste „Killerkeim“-Panik erst einmal voll entfacht, werden Politik und Gesellschaft indes nicht erst schöngeistige Professorengutachten abwarten, um gegen eine Minderheit von Impfverweigerern abermals, wie schon 2021/22, hemmungslos zu hetzen und massiven Zwang auf sie auszuüben, weil sie einer vermeintlichen „moralischen Pflicht“ zur Solidarität nicht nachzukommen gedenken. Scharfmacher, Spalter und Aufwiegler werden auch bei künftigen Pandemien, echten wie vorgeblichen, das soziale Klima prägen. Erneut werden sich „Ethiker“ auf Lehrstühlen finden, die „Sanktionsmechanismen über bewusste Diskriminierungen für Ungeimpfte aus einer ethischen Sicht gerechtfertigt“ finden. Warum nicht „asoziale Trittbrettfahrer“, „gefährliche Sozialschädlinge“, „Bekloppte“ kurzerhand in Zugangsschleusen mit mRNA-haltigen Aerosolen einsprühen, ehe sie Geschäfte, Ämter, Bahnhöfe, Gaststätten, Stadien und sonstige öffentliche Orte betreten dürfen? Frei nach Goethes Erlkönig: „Und bist du nicht willig, so brauch´ich Gewalt.“ Aber wie erreicht man sture Einatmungsverweigerer? Die könnten Vakzine auf den Teller kriegen – eine Vision, welche die wahrlich prophetische Science-Fiction-Serie Utopia schon 2013/14 mit britischem Galgenhumor in Szene setzte. Gefördert von der National Science Foundation mit 500.000 US-Dollar, arbeiten Wissenschaftler der University of California in Riverside tatsächlich daran, Salat zu züchten, der mRNA-Impfstoffe produziert. Schon im Jahre 2013 beschrieb ein Fachartikel transgene essbare Impfstoffe, die „durch die Einführung ausgewählter gewünschter Gene in Pflanzen hergestellt werden und diese gentechnisch veränderten Pflanzen dazu veranlassen, die kodierten Proteine zu produzieren". Grundsätzlich seien Pflanzen „imstande, genügend mRNA hervorzubringen, um es mit einem herkömmlichen Jab aufzunehmen“. Solche Impfstoffe bieten laut der Veröffentlichung "mehrere potenzielle Vorteile" gegenüber konventionellen Verfahren zur Impfstoffherstellung, unter anderem niedrigere Produktionskosten und der Lagerbarkeit bei Zimmertemperatur. Ähnliche Experimente zu diesem Ziel fanden ab 2016 fünf Jahre lang mit Alfalfa-Pflanzen an der Fort Valley State University in Georgia statt. Gesponsert vom National Institute of Food and Agriculture, endete das Projekt mit einem zuversichtlichen Forschungsbericht im Fachjournal Plants. (3) Na denn, wohl bekomm´s. Wie wäre es mit „moralischem Bioenhancement“ eines solchen Wissenschaftsbetriebs? (Harald Wiesendanger) Anmerkungen 1 Ein „Polyplex“ ist ein Komplex aus einem positiv geladenen Polymer – wie Polyamin-co-ester – und negativ geladenen Nukleinsäuren wie DNA oder RNA. Gentechniker setzen sie ein, um genetisches Material in Zellen einzuschleusen. 2 Als "Transfektion" bezeichnen Biologen das Einbringen von zellfremdem genetischen Material - DNA oder RNA - in Zellen. 3 Näheres hier

  • Zu Tode gepikst

    Mit der Einführung der Covid-19-„Impf“stoffe und –„Auffrischungen“ nahm die Gesamtsterblichkeit weltweit dramatisch zu: Eine neue Studie mit Daten aus 17 Ländern stellt einen „eindeutigen kausalen Zusammenhang“ fest. Hochbrisant ist sie, die brisante 180-seitige Studie einer Forschergruppe des kanadischen Instituts Correlation Research in the Public Interest unter Leitung des Physikers Denis Rancourt. Am 17. September erschienen, wertete sie Daten aus 17 Ländern der südlichen Hemisphäre aus, verteilt auf vier Kontinente – von Argentinien und Australien über Kolumbien, Malaysia und Neuseeland bis Chile, Peru, Südafrika, Thailand und Uruguay. Wie die Wissenschaftler feststellten, stieg in mehr als der Hälfte dieser Länder die Gesamtsterblichkeit - all-cause mortality (ACM) - zunächst keineswegs an, nachdem die Weltgesundheitsorganisation am 11. März 2020 eine globale Pandemie ausgerufen hatte. Der mutmaßliche “Killerkeim aus Wuhan” hinterließ in den Todesfallstatistiken zumeist keine Spuren. Dies änderte sich erst nach Einführung der Covid-19-„Impf“stoffe und –„Auffrischungen“ - abrupt und in dramatischem Ausmaß. Nicht nur „gab es keine Hinweise auf einen positiven Effekt der COVID-19-Impfstoffe - keinen zeitlichen Zusammenhang zwischen COVID-19-Impfung und einer proportionalen Reduzierung der ACM”, so stellt die Studie fest. “Das Gegenteil ist der Fall”: Sämtliche 17 Länder, die immerhin 10,3 % der Weltbevölkerung ausmachen, verzeichneten mit Beginn der Impfkampagnen einen beispiellosen Anstieg der Gesamtsterblichkeit. Wie eine statistische Analyse der Sterblichkeitsdaten ergab, war 1 Todesfall pro 800 Injektionen in allen Altersgruppen und Ländern zu verzeichnen. Wie die Autoren betonen, ist die Gesamtmortalität (ACM) - die Anzahl der Todesfälle aus allen Ursachen in einem bestimmten Zeitraum für eine bestimmte Population - die zuverlässigste Datengrundlage für Epidemiologen, um abnorme Häufungen von Todesfällen zu erkennen und zu charakterisieren. Im Gegensatz zu anderen Messgrößen sind die ACM-Daten nicht anfällig für Verzerrungen bei der Berichterstattung oder bei subjektiven Einschätzungen der Todesursache. Jedes Ereignis, von einer Naturkatastrophe wie einem Erdbeben bis hin zu einer saisonalen oder pandemischen Krankheitswelle, erscheint in der ACM-Statistik. 13,5 Milliarden Injektionen, die bis zum 2. September 2023 verabreicht wurden, produzierten weltweit 17 Millionen Covid-“Impf”tote, so schätzt die Forschergruppe. "Dies entspräche einem iatrogenen (1) Massenereignis, das 0,213 % der Weltbevölkerung umbrachte, während es keine Todesfälle messbar verhinderte.” Diese Zahl liege um ein Tausendfaches über den bisherigen Daten aus klinischen Studien, der amtlichen Überwachung unerwünschter Impfnebenwirkungen und den offiziellen Todesursachenstatistiken, die aus Totenscheinen hervorgehen. Mit anderen Worten: "Die COVID-19-Impfstoffe haben keine Leben gerettet, sondern scheinen scheinen tödliche Giftstoffe zu sein." Unter Berücksichtigung von Störfaktoren wie der Jahreszeit berechneten die Autoren die Impfdosis-Todesrate (vDFR) - das Verhältnis von impfbedingten Todesfällen zur Anzahl der verabreichten “Pikse”. Sie fanden heraus, dass die vDFR je nach Land, Alter und Anzahl der verabreichten Impfungen zwischen 0,02 und 5 % lag, für alle 17 Länder im Durchschnitt bei 0,126 ± 0,004 %. Diese Ergebnisse scheinen die Argumente von Biologen wie Mike Yeadon und Sucharit Bhakdi zu bestätigen, wonach die Gefahr unerwünschter Autoimmunreaktionen mit jedem weiteren ‘Boost’ zunimmt. Das Todesrisiko pro Injektion stieg mit zunehmendem Alter deutlich an. In allen 17 untersuchten Ländern waren die Impfungen für die meisten älteren Menschen am bedrohlichsten. Deshalb fordern die Studienautoren, dass die Regierungen "sofort die unbegründete Gesundheitspolitik beenden sollten, ältere Menschen vorrangig mit COVID-19-Impfstoffen zu impfen, bis gültige Risiko-Nutzen-Analysen vorliegen". Diese neuen Befunde bestätigen frühere Forschungsergebnisse Rancourts über Zusammenhänge zwischen Covid-Impfkampagnen und erhöhter Gesamtsterblichkeit in Indien, Australien, Israel, den USA und Kanada. (2) Gesundheitskatastrophe ohnegleichen Eine Gesundheitskatastrophe ohnegleichen ist über die Welt hereingebrochen. Erstaunlicherweise begann sie nicht schon 2020, im ersten Corona-Pandemiejahr, in dem die Menschheit, da ungeimpft, dem SARS-CoV-2-Virus vermeintlich noch „schutzlos ausgeliefert“ war. Sie setzte 2021 ein, nach angeblich „wirksamen und sicheren“ Genspritzen für Milliarden Menschen. Seither zeigt sich in Ländern rund um den Globus eine historisch beispiellose Übersterblichkeit von global 15 %, mit mindestens 20 Millionen Toten, begleitet von einer Flut „plötzlicher und unerwarteter“ Todesfälle auch bei jungen, zuvor kerngesunden,topfitten Menschen, darunter Sportler und Ärzte. 2021 verloren in Deutschland 6 % mehr Menschen ihr Leben als im langjährigen Durchschnitt; Zehntausende dürften an Covid-Impffolgen gestorben sein, weitaus mehr als an (nicht bloß mit) Corona. Bis zu 93 % all derer, die bald nach ihrem „Piks“ starben, taten es wegen der Impfung, wie Obduktionen ergaben. In 29 Ländern hängen Exzess-Mortalität und Covid-Booster-Rate statistisch signifikant zusammen. In England überlebte 1 von 482 Covid-„Geimpften“ den ersten Monat nach dem „Piks“ nicht,die ersten acht Wochen 1 von 246, wie amtliche Zahlen des britischen Office for National Statistics (ONS) belegen. Den größten Anstieg an Todesfällen seit hundert Jahren verzeichnete 2022 Neuseeland – im Jahr nach Beginn der Corona-„Impf“kampagne. In der 33-jährigen Geschichte von VAERS, dem US-amerikanischen Register von unerwünschten Impfnebenwirkungen, gehen 72 % aller berichteten Todesfälle auf das Konto der Covid-19-Vakzine. Corona-Solution, ein Verbund von Initiativen für Ärzte und Wissenschaft, geht von einer verheerendenÜbersterblichkeit von etwa 1,04 Millionen Personen in der EU seit Beginn der Impfkampagne aus. (3) Deren weltweite Folgen schätzt der Diplom-Ingenieur und Statiker Volker Fuchs (4), ausgehend von Zahlen der Datenbank OurWorldInData Excess Mortality, auf 20 Millionen Tote. Bereits bis Ende 2021 könnten es allein in Deutschland 60.000 gewesen sein. (Siehe KLARTEXT „Das Piks-Massaker“.) Von Corona-“Impfungen” (mit-)verursacht dürften 74 % aller Todesfälle gewesen sein, zu denen es unmittelbar nach einem „Piks“ kam. Darauf deutet eine systematische Überprüfung von 325 Autopsiefällen hin; innerhalb eines Tages wurde der missliebige Forschungsbericht von einem Preprint-Server entfernt. Wo bleiben Protest und Aufarbeitung? Weshalb gellt dann nicht längst ein ohrenbetäubender Aufschrei der Empörung um den ganzen Planeten? Was die gefährlichste und tödlichste „Impfung“ aller Zeiten anrichtete, wird vor der Bevölkerung weiterhin erfolgreich verschleiert: von Ärzten, die den Angehörigen von Betroffenen und sich selbst nicht eingestehen, was ihre üppig honorierten Spritzen angerichtet haben; von Politikern und Gesundheitsbehörden, die sich nicht zur Verantwortung ziehen lassen wollen; von Journalisten, die wiederkäuen, was ihnen gekaufte Experten, Nachrichtenagenturen, Medienhäuser und Faktenchecker vorsetzen. Fast jeder Bürger kennt inzwischen mindestens einen Verwandten, Bekannten, Freund, Kollegen oder Nachbarn, der sich kerngesund eine mRNA-Spritze setzen ließ – und kurz darauf unerwartet verstarb, an einem Herzinfarkt, einem Schlaganfall, einer Thrombose, einer Autoimmunreaktion, einem Turbokrebs; bei unter 65-jährigen Covid-Geimpften ist der „plötzliche Tod“ seit 2021 die Ablebensweise Nummer Eins. (5) Aber weil sich ein Großteil der Bevölkerung weiterhin weismachen lässt, der „Piks“ sei ebenso sicher wie wirksam, kommt bis heute kaum jemand auf die Idee, rätselhafte Todesfälle damit in Verbindung zu bringen. Und so taumelt die propagandistisch ruhiggestellte Menschheit im Schlafwandel-Modus der nächsten Pandemie entgegen. Gemanagt von der WHO, drohen dann Zwangsimpfungen, die womöglich erneut weder vor Infektionen noch vor Übertragungen noch vor Erkrankungen schützen, nicht vor dem Krankenhaus, der Intensivstation und dem Friedhof bewahren – aber mit nicht minder katastrophalen Nebenwirkungen verbunden sein könnten. (Harald Wiesendanger) Anmerkungen 1 Iatrogen: durch ärztliche Einwirkung entstanden. 2 Rancourt, D.G., Baudin, M., Mercier, J.: “Probable causal association between Australia’s new regime of high all-cause mortality and its COVID-19 vaccine rollout”, Correlation Research in the Public Interest, 20 December 2022, https://correlation-canada.org/report-probable-causal-association-between-australias-new regime-of-high-all-cause-mortality-and-its-covid-19-vaccine-rollout/ Rancourt, D.G., Baudin, M., Mercier, J.: “COVID-Period Mass Vaccination Campaign and Public Health Disaster in the USA: From age/state-resolved all cause mortality by time, age-resolved vaccine delivery by time, and socio-geo-economic data”, Research Gate (2 August 2022), http://dx.doi.org/10.13140/RG.2.2.12688.28164 und https://vixra.org/abs/2208.0023 Rancourt, D.G., Baudin, M., Mercier, J.: “Proof that Canada’s COVID-19 mortality statistics are incorrect”, Correlation Research in the Public Interest, 5 October 2022, https://correlation-canada.org/report-proof-that-canadas-covid-19-mortality statistics-are-incorrect/ Denis Rancourt: “Unveiling All-Cause Mortality: A Critical Analysis of the Pandemic Declaration and Vaccination Rollout ― Testimony of Denis Rancourt to the National Citizens Inquiry (Canada)”, Ottawa, 17 May 2023, https://rumble.com/v2ohtte-physicist-dr-denis-rancourt-presents-his-findings-on-all-cause-mortality-ot.html, Denis Rancourt: “Virtual Testimony follow up to the National Citizens Inquiry (Canada)”, 28 June 2023, https://rumble.com/v2wpyqu-national-citizens-inquiry-denis-rancourt-virtual-testimony.html, NCI website: https://nationalcitizensinquiry.ca/ Rancourt, D.G., Baudin, M., Hickey, J., Mercier, J.: “Age-stratified COVID-19 vaccine-dose fatality rate for Israel and Australia”, Correlation Research in the Public Interest, 9 February 2023, https://correlation-canada.org/report-age-stratified-covid-19-vaccine-dose-fatality-rate-for-israel-and-australia 3 https://www.corona-solution.com/de/fragen-und-antworten/konferenz-03-maerz-2023/ 4 https://www.dzg.one/Die-ungewoehnlichen-praezisen-statistischen-Untersuchungen-des-Volker-Fuchs, https://www.mwgfd.org/zahlen-fakten-analysen/ 5 https://stevekirsch.substack.com/p/now-everyone-can-easily-prove-the Titelfoto Friedhof: Gisela Fotografie/Pixabay

  • „Oh mein Gott, es funktioniert!“ - Heilt Coimbra wirklich MS?

    Ist Multiple Sklerose endlich heilbar? Das „Coimbra-Protokoll“ eines brasilianischen Neurologen setzt dazu auf hochdosiertes Vitamin D. Ein 57-jähriger MS-Patient, der sich darauf einließ, wurde nahezu sämtliche Symptome los – seither hat er es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Mitbetroffenen die frohe Botschaft zu verkünden. Ist er zu blauäugig? Dass er nicht wirklich gesund war, ahnte John Ottwell seit langem. Der 57-jährige Antiquitätenhändler ermüdete rasch. Sich zu konzentrieren, fiel ihm zunehmend schwerer. In Gliedmaßen kribbelte es seltsam. Sein linkes Bein fühlte sich zeitweilig taub und wie gelähmt an. Manchmal sah er doppelt oder verschwommen, wie durch einen Nebel. Was tatsächlich los war mit ihm, stellte sich erst im Jahr 2014 heraus, nachdem er mit Symptomen, die einem Schlaganfall ähnelten, in eine Notaufnahme in St. Louis, Missouri getaumelt war. Ein MRT zeigte Entzündungsherde in Gehirn, Rückenmark und Sehnerven. Eindeutig wiesen sie auf Multiple Sklerose hin: jene Autoimmunerkrankung, welche die Markscheiden angreift, die äußere Schicht der Nervenfasern im Zentralen Nervensystem. Anderthalb Jahre nach dieser Diagnose saß John Ottwell im Rollstuhl, obwohl er sich ein gängiges MS-Medikament, Copaxone, dreimal pro Woche in den Magen spritzen ließ. „Dessen Nebenwirkungen fühlten sich so an, als würde ich ständig gegen eine schwere Grippe kämpfen“, sagt er. Auch Elektrische Muskelstimulation (EMS) und die „Steinzeit-Diät“ der Ärztin Terry Wahls, die sich nach dem Paläo-Prinzip selber von fortgeschrittener MS geheilt haben will, brachten Ottwell nichts, ebensowenig wie sonstige Rezepte zur Ernährungsumstellung. Mit Medikamenten lasse sich ein Fortschreiten von Multipler Sklerose zwar leider nicht stoppen oder gar umkehren, zumindest aber um 40 Prozent verlangsamen, so hatten ihm Ärzte versichert. Doch davon konnte keine Rede sein: „Ich spürte, wie die Krankheit zügig meinen Körper zerstörte. Und ich erkannte, dass ich nichts dagegen tun konnte.“ Immer häufiger traten unwillkürliche Bewegungen auf. Er stotterte ständig, hustete, würgte, zuckte und krampfte. Besonders schlimm war für ihn der Verlust von Erinnerungen, weil er früher auf sein hervorragendes Gedächtnis außerordentlich stolz gewesen war. „Mein Verstand war so schlecht, mein Gehirn arbeitete langsam. Ich legte meine Kreditkarte auf meinen Schoß, schaute mir vier Zahlen an, nahm das Telefon, um sie einzugeben, konnte mir aber nur zwei von vier Zahlen merken." Von seinen MS-Symptomen fühlte sich John Ottwell mehr als bloß eingeschränkt. Sie beraubten ihn seiner Würde – wenn er zum Beispiel unwillkürlich urinierte, seinen Darm entleerte oder seine Kopfhaut so heftig kratzte, dass ihm Blut übers Gesicht rann. Immerhin sei MS „kein Todesurteil“, dafür müsse er dankbar sein, so hörte Ottwell. Solchen Trost empfand er eher als Hohn: Sollte er glücklich sein, nicht sofort daran zu sterben, sondern sich noch weitere Jahre damit zu quälen? „MS ist ein Leidensurteil“, sagt er. „Du kannst zehn Jahre lang bewegungsunfähig in einem Pflegeheim liegen. Es ist eine schreckliche Krankheit, die dich nach und nach deiner körperlichen und geistigen Fähigkeiten beraubt - eine langsame Tortur." Er hatte nichts mehr zu verlieren. Verzweifelt recherchierte er im Internet nach einem Ausweg, den ihm die Schulmedizin nicht mehr bieten konnte. Dabei wurde er auf Vitamin D aufmerksam: ein Hormon, das unser Körper in der Haut produziert, wenn sie dem Sonnenlicht ausgesetzt ist; in geringeren Mengen ist es auch in der Nahrung enthalten. Ottwell lernte, dass ein höherer Vitamin-D-Spiegel das Risiko senkt, an Multipler Sklerose zu erkranken; dass es dazu beiträgt, Krankheitsschübe einzudämmen; und dass es sogar die Symptome in Remission bringen kann. Schließlich stieß Ottwell auf das Coimbra-Protokoll: einen Therapieansatz, der auf hohe Dosen Vitamin D über einen längeren Zeitraum setzt. „Oh mein Gott, es funktioniert!“ Im April 2017 begann Ottwell, dieses Protokoll umzusetzen. Und "innerhalb von 41 Tagen wollte ich nach draußen gehen und schreien: 'Es funktioniert. Es funktioniert. Oh mein Gott, es funktioniert!“ Sechs Jahre später sind fast alle seine MS-Symptome verschwunden. "Wenn etwas zurückkehrt, was verloren schien, so ist das ein Sieg", sagt er. "Verschiedene Fähigkeiten kamen erst über Monate und Jahre zurück. Aber innerhalb von zweieinhalb Jahren war alles wieder da, außer meiner Fähigkeit zu gehen. Mein linkes Bein ist weiterhin gelähmt. Fünfzehn Jahre Fehldiagnosen können einem das antun." „Als ich gesund wurde, wusste ich, dass ich meine Berufung gefunden hatte: die Pharmaindustrie in ihren Grundfesten erschüttern – und Mitbetroffene über Coimbra aufklären.“ Dazu richtete Ottwell einen YouTube-Kanal („MS, there is hope!“) ein und gründete eine Facebook-Gruppe. Hier will er Interviews mit Ärzten veröffentlichen, die das Protokoll zur Behandlung ihrer MS-Patienten einsetzen, sowie mit Menschen, deren Symptome sich dank Coimbra geradezu dramatisch zurückbildeten. So ließ er beispielsweise einen jungen Mann zu Wort kommen, der wieder Klavier spielte, nachdem er nicht mehr in der Lage gewesen war, seinen Kopf zu heben. Er stellte eine Frau vor, die an ihrem 40. Geburtstag erblindet aufgewacht war; jetzt ging sie wieder arbeiten, lief täglich mehr als sechs Kilometer - und legte ein MRT ihres Gehirns vor, das keinerlei Anzeichen der Krankheit mehr aufwies. Ottwells stetig wachsende Fallsammlung belegt: Je früher man mit Coimbra beginnt, desto besser stehen die Aussichten, vollständig zu genesen. Bisher findet Ottwells frohe Botschaft allerdings enttäuschend wenig Resonanz. Auf Facebook „folgten“ ihm bis Juli 2023 kaum mehr als 700 Interessenten, seine Gruppe dort umfasst 312 Mitglieder; sein YouTube-Kanal bringt es gerade mal auf 426 Abonnenten. Entmutigt ihn das? Nicht im geringsten. Anfangs, so erklärt er, habe er blauäugig gedacht: „Alle werden auf mich hören.“ Aber sogar Leidensgenossen verspotteten ihn: Er sei unglaubwürdig, weil er ja kein Arzt ist. "Nein, ich trage keinen weißen Kittel, auf dem Dr. Ottwell steht", sagt er. "Ein Grund, warum das Coimbra-Protokoll sich durchsetzen wird, ist, dass Big Pharma uns mit Medikamenten vollpumpt” – woran die Branche 21 Milliarden Euro pro Jahr verdient – “und es uns trotzdem nicht besser geht. Meine Aufgabe ist es, diesem Unwesen entgegenzutreten." (1) Viele skeptische Patienten verlangen wissenschaftliche Studien von ihm. Er kann keine vorlegen, bloß eine Fülle von bewegenden Fallberichten. Aber „wenn du im Rollstuhl sitzt, sind dir die Studien doch völlig egal", sagt Ottwell. "Du willst einfach nur gesund werden." Dabei gäbe es vorzeigbare Forschungsergebnisse durchaus – bloß kennt sie kaum jemand, weder MS-Kranke noch ihre mit pharmageschärftem Tunnelblick ausgestatteten Fachärzte. Bereits 2009, auf der Jahrestagung der American Academy of Neurology, sorgte eine Studie für Aufsehen, der zufolge hohe Dosen von Vitamin D die Schubrate bei MS-Patienten drastisch senken. Die Patienten in der Gruppe mit den hohen Dosen - zwischen 14.000 und 40.000 internationalen Einheiten (IE) täglich, umgerechnet drei bis acht Tropfen - hatten geringere Rückfallraten und ihre T-Zellen-Aktivität (2) ging deutlich zurück, verglichen mit der Gruppe, die niedrigere Dosen einnahm. (3) Ein Jahr darauf wies eine weitere Studie nach, dass sehr hohe Vitamin D-Gaben MS.Schübe um knapp 60 % verringern, verglichen mit einer Placebogruppe. (4) Woher stammt das Coimbra-Protokoll? Wie sich Vitamin D auf das menschliche Immunsystem auswirkt, beschäftigt den brasilianischen Neurologen Dr. Cicero Coimbra seit langem. „Es ist der wichtigste Regulator für die Aktivität des Immunsystems“, so erläutert der Professor an der Universität von São Paulo. „Mangelt es daran, so kann unser Körper tausende biologische Funktionen in den Zellen des Immunsystems nicht regulieren, d. h. stimulieren oder reduzieren.“ Schon ab 2001 setzte Coimbra Vitamin D bei Parkinson-Erkrankten hochdosiert ein, mit 10.000 internationalen Einheiten (IE) pro Tag. Der Multiplen Sklerose wandte sich Coimbra zu, weil sie die mit Abstand häufigste neurologische Erkrankung ist. Weltweit sollen fast drei Millionen Menschen betroffen sein, rund 250.000 allein in Deutschland. Coimbras Behandlungsprotokoll für MS sieht eine Dosis von von 40.000 bis 300.000 IE pro Tag vor, mit regelmäßigen Labortests, ärztlich überwachter Pflege, einer kalziumarmen Diät ohne jegliche Milchprodukte, einer Trinkmenge von mindestens 2,5 Litern pro Tag und unterstützenden Nahrungsergänzungsmitteln, die je nach Patient variieren. Dazu zählen Magnesium, Vitamin B2 und B12, Omega-3, das Spurenelement Chrompicolinat, Selen, die Ammoniumverbindung Cholin und Coenzym Q10. Auf seiner Website erklärt Coimbra: "Als wir mit Vitamin D anfingen und herausfanden, wie wirksam es ist, da trafen wir eine Entscheidung fürs Leben. Wir ließen die akademische Welt hinter uns - diese Sache mit den Medikamenten hier, den Medikamenten dort, den Markteinführungen von Medikamenten, den Tests neuer Medikamente und den angeblich zufriedenstellenden Ergebnissen. Wir legten das alles beiseite und dachten nur daran, was im Interesse des Patienten ist, der sich in diesem Moment in unserer Praxis befindet. (…) Das war sehr befriedigend." Ein Cochrane-Review über zwölf randomisierte kleinere Studien bis Herbst 2017, mit insgesamt 933 MS-Patienten fand „keine Evidenz“. (5) Seither brachten sieben weitere Studien enttäuschende bis widersprüchliche Ergebnisse. Allerdings war Prof. Coimbra an keiner davon beteiligt – er hätte sie wohl allesamt für mangelhaft befunden. Dass kontrollierte Studien überhaupt seinem Behandlungsprotokoll gerecht werden können, bezweifelt er (6): Schließlich sieht es für jeden Patient eine höchst individuelle Dosierung vor – nicht nur von Vitamin D, sondern auch von einer Vielzahl weiterer, aufeinander abgestimmter Supplemente. Zu den ersten deutschen Ärzten, die das Coimbra-Protokoll anwandten, zählt der Neurologe und Ernährungsmediziner Dr. Dirk Lemke aus dem hessischen Bensheim. Bei den ersten hundert MS-Kranken, die er damit behandelte, ermittelte er in einem einjährigen Beobachtungszeitraum hocherfreuliche, geradezu spektakuläre Ansprechraten, wie er im Herbst 2019 auf dem Kongress der Gesellschaft für evolutionäre Medizin und Gesundheit (EMG) referierte. (7) Bei allen hundert hatte Lemke eine Vielzahl von funktionellen Parametern erhoben, beispielsweise: Wie oft kann ein Betroffener den Oberschenkel auf 90 Grad anheben, wie oft im Sitzen das Knie strecken, wie oft und wie hoch den Fuß heben? Zieht er beim Treppensteigen ein Bein nach, oder schafft er es, die Stufen alternierenden Schritts zu nehmen? Welche Gehstrecke schafft er mit und ohne Stöcke? Wie viele Minuten kann er ohne Pause gehen? Wie steht es mit seinem Schwindel, seiner Spastik, Bewegungskoordination, Sensibilität? Daraus ermittelte der Arzt einen „Gesamtstatus“: Alles in allem schritt bei keinem einzigen Patienten die Erkrankung fort; fünf Prozent bestätigten einen teilweisen Stillstand, 95 Prozent sogar einen vollständigen. Dem entsprachen 50- bis 100%-ige Verbesserungen bei den einzelnen Parametern. Welcher konventionelle MS-Therapeut kann mit einer solchen Erfolgsbilanz auch nur annähernd mithalten? Hoffnung auch bei anderen Autoimmunkrankheiten Ebenso wirksam wie bei MS scheint das Coimbra-Protokoll die Symptome anderer fortschreitender Autoimmunkrankheiten zu lindern oder gar zu beseitigen – in 95 % aller Fälle, wie der Neurologe versichert. Im Jahr 2013 hatte er eine Studie über die Wirkung einer längeren hochdosierten Vitamin-D-Supplementierung bei neun Psoriasis- und 19 Vitiligo-Patienten durchgeführt. Sechs Monate lang erhielten sie täglich 35.000 IE, zusammen mit einer kalziumarmen Ernährung und hoher Flüssigkeitszufuhr. Der Zustand der Patienten verbesserte sich währenddessen deutlich, ohne dass es zu negativen Nebenwirkungen kam. (8) Auf der Coimbra-Website finden sich ebenfalls Hinweise darauf, wie positiv sich rheumatoider Arthritis, Lupus, Schuppenflechte und Morbus Crohn mit hochdosiertem Vitamin D beeinflussen lassen. Von den 5200 Patienten, die Coimbra bis 2016 behandelte, soll es bei sage und schreibe 95 % zu einer Totalremission gekommen sein. Mit solchen Erkenntnissen steht Prof. Coimbra nicht allein. Bereits im Jahr 2011 hatte eine Studie des Ohio State University Medical Center an 209 Patienten mit systemischem Lupus erythematodes festgestellt: Den meisten Teilnehmern mangelte es an Vitamin D. Je mehr davon im Blut war, desto weniger ausgeprägt waren die Lupus-Symptome. (9) Warum hilft ausgerechnet Vitamin D so effektiv bei Autoimmunerkrankungen? Prof. Coimbra sieht in ihm „den größten Regulator des Immunsystems“ - er „modifiziert die Funktion von Tausenden von Genen in jeder Zelle des Immunsystems. Es ist eine Substanz, zu der es keine vergleichbare Zweite gibt.“ Zum Vergleich: „Stellen Sie sich ein Hochhaus mit vielen Zimmern vor. Stellen Sie sich vor, dass Tausende von Türen in diesem Wolkenkratzer nur von einem einzigen Schlüssel geöffnet oder verschlossen werden können. Sie können diesen Wolkenkratzer mit jeder Zelle des Immunsystems zu vergleichen, und den Schlüssel mit Vitamin D. Ein Mangel an dieser einen Substanz resultiert in einer Katastrophe für das Immunsystem!“ Was genau macht Vitamin D im Immunsystem? Laut Prof. Coimbra „moduliert es dessen Aktivität im Allgemeinen. Und wir wissen, dass Vitamin D speziell die Art der immunologischen Reaktion unterdrückt, die Autoimmunerkrankungen hervorruft. Sie wird als „Th17-Reaktion“ bezeichnet. Praktisch alle Autoimmunerkrankungen sind durch eine solche abnormale Reaktion verursacht. Vitamin D ist, soviel ich weiß, die einzige Substanz, die in der Lage ist, selektiv diese spezielle Antwort zu hemmen, ohne dabei auch die anderen Reaktionen des Immunsystems zu beeinträchtigen.“ (10) Wer bietet das Coimbra-Protokoll an? Weltweit sollen schon mehr als 100.000 MS-Patienten nach dem Coimbra-Protokoll behandelt worden sein. Wie eine Karte auf CoimbraProtocol.com zeigt, folgen bereits weit über hundert Ärzte diesem Therapieansatz: nahezu 60 in Europa – 13 in Deutschland, 4 in Österreich, 2 in der Schweiz -, knapp 80 in Südamerika, rund 10 in Nordamerika. (11) Dass es nicht mehr sind, frustriert Ottwell. Aber ihre Zahl wird rasch zunehmen, da ist er zuversichtlich: "Wir wissen, dass Vitamin D Menschen heilt. Es absichtlich vorzuenthalten, wäre ein Kunstfehler", sagt er. "Ich habe MRTs gesehen, die wahre Wunder bewirken.“ Die Wahrheit werde sich herumsprechen und durchsetzen, früher oder später. Unter den Ärzten im „Auswege“-Therapeutennetzwerk hält auch der namhafte Ganzheitsmediziner Dr. Thomas Heintze Vitamin D für ein wichtiges Element eines effektiven, nachhaltigen MS-Therapiekonzepts. In seiner Praxis wird „Vitamin D nach Messung des aktuellen Spiegels individuell dosiert. (…) Nach aktuellen Studien verringert jeder Anstieg von Vitamin D um 20 ng/dl die (MS-)Schubrate um 50-70%, bis zu einem Spiegel von etwa 60 ng/dl. Deswegen empfehlen wir die Substitution von Vitamin D, bis ein Idealwert im oberen empfohlenen Bereich von 60-80 ng/dl erreicht ist.“ Zusätzlich verordnet Dr. Heintze Vitamin C und Vitamin E, Coenzym Q10, Alpha-Liponsäure, Zink, Calcium-EAP - EAP stabilisiert die Zellmembran, schützt die Myelinscheiden der Nervenzellen und ist bei etwa zwei Drittel der Patienten erfolgreich.“ Vorsichtshalber Je weiter entfernt vom Äquator Menschen leben, desto schwerer fällt es ihrem Körper, dank Sonneneinstrahlung ausreichend Vitamin D selbst zu bilden. Allein über die Nahrung lässt sich ein Defizit aber schwerlich ausgleichen. Täglich 800 IE aufzunehmen, erachtet die Deutsche Gesellschaft für Ernährung als ausreichend; doch selbst so wenig allein aus Nahrungsmitteln zu beziehen, erfordert einen geradezu masochistisch konstruierten Speiseplan. Denn dazu müsste man 400 Gramm Makrele, vier Kilo Schweineschnitzel, 20 Hühnereier, 20 Liter Milch oder 600 Gramm Avocado verzehren. Einfacher wäre es mit reichlich fettem Fisch, Brie-Käse und Shiitake-Pilze, doch die sind nicht jedermanns Sache. Um die empfohlenen Einheiten zu erreichen, bieten sich Nahrungsergänzungsmittel und andere Präparate an. Aber wie viel ist noch unbedenklich, wie viel zuviel? „Eine physiologische, sichere Dosis von Vitamin D“, so stellt Prof. Coimbra klar, „liegt bei etwa 10.000 IE/Tag“, was zwei Tropfen bzw. 0,25 Milligramm entspricht. „Das ist die Menge, die unser Körper selbst produziert, wenn er 20 bis 30 Minuten in die Mittagssonne geht. Bei dieser Tagesdosis sind keine Vorsichtsmaßnahmen oder medizinische Überwachung erforderlich.“ Aber darf es auch weitaus mehr sein? Ist zuviel Vitamin D auf die Dauer denn nicht hochgefährlich? Gesundheitsbehörden und industrienahe Mediziner schüren Panik – groteskerweise, denn das Risiko, an den Nebenwirkungen eines Medikaments zu sterben, ist 62.000 Mal höher als bei Nahrungsergänzungsmitteln. Viele Wissenschaftler und erfahrene Ärzte geben längst Entwarnung: Inzwischen hat sich gezeigt, dass auch höhere Dosen Vitamin D sicher verabreicht werden können und sich positiv auswirken. Erst dann entfaltet sich sein gesamtes therapeutisches Potential. Im übrigen belegen neuere Untersuchungen, dass noch viel höhere Vitamin D-Gaben bis zu 60.000 I.E./Tag bei begleitender regelmäßiger Laborkontrolle des Kalzium- und Parathormonspiegels weder eine Hyperkalzämie noch anderweitige negative Effekte auslösten. (12) „Die“ ideale Dosis Vitamin D gibt es freilich nicht, so betont Coimbra. „Der angemessene Vitamin-D-Spiegel ist individuell.“ Beispielsweise kommt es auf das Körpergewicht an. Wird Vitamin D im Fettgewebe eingebunden, ist es nicht mehr verfügbar. Je höher der Body-Mass-Index (BMI), desto mehr Vitamin D sollte eingenommen werden. (13) Auch deshalb sollte kein Betroffener Alleingänge wagen, sondern unbedingt unter ärztlicher Aufsicht und Anleitung bleiben, begleitet von engmaschiger labortechnischer Kontrolle. Körperliche Besonderheiten, bestehende Grunderkrankungen und bereits laufende Therapien, eingenommene Arznei- und Nährungsergänzungsmittel müssen unbedingt berücksichtigt werden. „Jeder Fall ist einzigartig“, betont John Ottwell. Er nimmt viermal täglich eine Tablette mit der für ihn ermittelten optimalen Dosierung von Vitamin D sowie weitere auf ihn persönlich abgestimmte Supplemente. Täglich trinkt er zweieinhalb Liter Wasser, denn eine der Nebenwirkungen von hochdosiertem Vitamin D ist ein erhöhter Kalziumspiegel, der Osteoporose oder Nierensteine verursachen kann. Vierteljährlich lässt er sich Blut für Labortests abnehmen. Auf Risiken angesprochen, stellt Prof. Coimbra selbst klar: „Mögliche Nebenwirkungen der Einnahme hoher Dosen von Vitamin D über einen längeren Zeitraum sind ein Überschuss an Kalzium im Blut (Hyperkalzämie) oder im Urin (Hyperkalziurie) und ein Verlust an Knochenmasse. Ein Kalziumüberschuss lässt sich leicht durch eine Ernährung ohne Milchprodukte und kalziumhaltige Lebensmittel sowie durch regelmäßige Labortests vermeiden, die sicherstellen, dass der Kalziumspiegel unter Kontrolle bleibt. Um den Verlust von Knochenmasse zu vermeiden, werden die Patienten im Rahmen des Protokolls angewiesen, täglich aerobe Übungen zu machen, wie z. B. 30 Minuten schnelles Gehen. Diejenigen, die keine Aerobic-Übungen machen können, brauchen mit der Zeit möglicherweise Medikamente wie Bisphosphonate, um Osteoporose zu verhindern.“ Rare Gruselgeschichten, in denen reichlich Vitamin D irgendwann zu medizinischen Notfällen führte, kreisen fast immer um Patienten, die sich auf eigene Faust oder unzulänglich überwacht Überdosen über einen längeren Zeitraum verabreichten: etwa jener im Fachmagazin Swiss Medical Forum präsentierte 39-jährige MS-Kranke, der mit schwerer Hyperkalzämie und Niereninsuffizienz in eine Klinik eingewiesen werden musste, nachdem er mehrere Monate lang 100.000 Einheiten pro Tag geschluckt hatte. (14) Nebenwirkungen, auch bedrohliche, können beim Coimbra-Protokoll durchaus ab und zu vorkommen, sollten aber in Relation dazu gesetzt werden, was Pharmaprodukte in MS-Patienten anzurichten pflegen. (15) Zu den berüchtigten Begleiterscheinungen von Avonex-Injektionen zählen schwere Depressionen, Krampfanfälle, Leberschäden, allergische Reaktionen und Herzversagen. Natalizumab und Aletuzumab erhöhen das Risiko für eine Gehirnentzündung. Andere gehypte Hoffnungsträger rufen häufig hervor: Nesselsucht (Urtikaria), Gelenk- und Muskelschmerzen, verlangsamten oder rasenden Herzschlag, Ekzeme, Herpes, Entzündung der Magenschleimhaut, Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse, verminderte Anzahl weißer Blutkörperchen und Lymphozyten. Gelegentlich, aber bestimmt häufiger als unerwünschte Coimbra-Nebenwirkungen, kommen bei gängigen MS-Arzneien vor: Makulaödeme, Polyneuropathien, ja sogar „anaphylaktische“, d.h. plötzliche, schwere, lebensbedrohliche allergische Reaktionen. Und worauf darf ein MS-Kranker hoffen, wenn er im unerschütterlichen Vertrauen auf die Schulmedizin solche Risiken und Torturen tapfer auf sich nimmt? Anders als beim „Coimbra-Protokoll“ fallen seine Schübe bestenfalls seltener, kürzer, milder aus, die Verschlechterung verliert an Tempo - doch weiterhin ist kein Pharma-Produkt imstande, ein Fortschreiten völlig zu verhindern oder gar umzukehren. Im übrigen hatten die muskulären Symptome jenes 39-jährigen Coimbra-Geschädigten nach eigenen Angaben immerhin deutlich nachgelassen; er könne besser gehen und ein regelmäßiges Fitnesstraining durchführen, so versicherte er. Längst ist John Ottwell nicht mehr der einzige MS-Betroffene, der öffentlich bezeugt, wie viel er Prof. Coimbras Ansatz verdankt. Dutzende eindrucksvolle Erfahrungsberichte und Danksagungen finden sich hier und hier. Über ihre achtjährigen Erfahrungen mit dieser Behandlungsweise berichtet Ana Claudia Domene in ihrem Buch „Multiple Sklerose und (viel) Vitamin D“ (16): „Jahr für Jahr bestätigen die bildgebenden Untersuchungen, dass ich die bestmögliche Entscheidung getroffen habe. Viele Läsionen sind einfach verschwunden; andere sind zwar immer noch da, wie Narben, aber es gab kein Fortschreiten der Krankheit. Überhaupt kein Fortschreiten! Diese Tatsache allein ist schon ein Grund zum Feiern. Meine tiefste Dankbarkeit gilt diesem Arzt, der sein Leben seinen Patienten gewidmet hat." Untrügliches Indiz dafür, wie segensreich das „Coimbra-Protokoll“ wirkt: Die industrienahe Wikipedia widmet ihm keine einzige Zeile. „Mit hohen Kosten verbunden“? Geradezu lächerlich mutet der Vorwurf an, das „Coimbra-Protokoll“ gebe es ja keineswegs umsonst. „Die ganze Prozedur ist mit hohen Kosten verbunden, die vom Patienten selbst getragen werden müssen“, bemängelt allen Ernstes der Neurologe Prof. Mathias Mäurer, Chefarzt im Klinikum Würzburg-Mitte. „Nach Internet-Recherche zahlt man im ersten Jahr 400 bis 1.000 Euro für die Laboruntersuchungen und die Behandlungsstunden bei sogenannten ‚zertifizierten‘ Ärzten; danach kann man mit Behandlungskosten zwischen 100 und 300 Euro/Jahr rechnen, die Aufwendungen für das Vitamin D selbst variieren zwischen 20 und 200 Euro pro Monat.“ Was der Professor unerwähnt lässt: Die Durchschnittskosten pro konventionell behandeltem MS-Patient belaufen sich auf 28.000 bis 63.000 Euro pro Jahr, je nach Schwere der Erkrankung. Eine Packung „Gilenya“ von Novartis, mit 98 Kapseln für drei Monate, ist nur für über 6300 Euro zu haben; für die Jahresdosis „Ocrevus“ von Roche sind 33.000 Euro zu berappen; für eine einzige 10-Milligramm-Tablette Mavenclad von Merck waren schon im Jahr 2017 sage und schreibe 2663 Euro aufzubringen. Hinzu kommen indirekte Kosten durch Pflege und Erwerbsminderungsrente. Einer Gesundheitswirtschaft, der es umso besser geht, je schlechter es uns geht, eröffnen langwierige, quälend langsam fortschreitende Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose eine wahre Goldgrube. Genesene wie Tote hingegen sind unprofitabel. Lieber nicht eingleisig fahren Zumindest in Dr. Heintzes Praxis eröffnet Orthomolekulare Medizin – nicht nur mit Vitamin D, wie erwähnt – keineswegs den Königsweg bei der MS-Behandlung. Sie bietet eines von mehreren bewährten Werkzeugen, die je nach Patient mehr oder minder aussichtsreich sind. Der weise Pragmatiker wählt und kombiniert sie undogmatisch. So setzt Heintze bei Multipler Sklerose von Fall zu Fall unter anderem auch auf Akupunktur, Homöpathie, Eigenbluttherapie, Phytotherapie, Bewegungstherapie, Neuraltherapie. Was Ottwell gesund machte, muss nicht jeden erlösen, der seine Diagnose teilt. Wer kann schon von vornherein ausschließen, dass er zu jenen fünf Prozent gehört, bei denen selbst Prof. Coimbra höchstpersönlich scheitert? Nirgendwo in der Medizin sind Allheilmittel für jedermann zu haben. Auch beim Gesundwerden führen viele Wege nach Rom (17) – und kaum weniger ins Nirgendwo, sofern man nicht frühzeitig kehrtmacht, um sich neu zu orientieren. Bei MS, wie überhaupt in der Heilkunde, ist sturer Methodenfetischismus öfter verhängnisvoll als zielführend. (Harald Wiesendanger) Anmerkungen 1 Zit. nach Epoch Times, “A Simple Protocol Is Stopping the Progression of MS”, 27.8.2022, https://www.theepochtimes.com/health/a-simple-protocol-is-stopping-the-progression-of-ms_4676266.html?utm_source=brightnoe&src_src=brightnoe&utm_campaign=bright-2023-04-05&src_cmp=bright-2023-04-05&utm_medium=email&est=mG5ZhG50rVeSG9MHo9L9PNSY5Es7Iz4hhKLnAyVkE1LdmR146J%2FqJCKMH3FvZM96FUa9Whs%3D 2 Bestimmte T-Zellen des Immunsystems beeinträchtigen die myelinbildenden Zellen. Darüber hinaus richten sie„Kollateralschäden“ bei Nervenzellen oder deren Fortsätzen an. Siehe https://www.uni-wuerzburg.de/aktuelles/pressemitteilungen/single/news/multiple-s-1/ und die dort genannten Quellen. 3 Jodie Burton: “Is Vitamin D a Ray of Hope for Patients With MS?” Neurology Reviews 7;17.7 (2009), S. 1-16, https://www.mdedge.com/neurology/article/72716/multiple-sclerosis/vitamin-d-ray-hope-patients-ms 4 Jodie Burton u.a.: „A phase I/II dose-escalation trial of vitamin d3 and calcium in multiple sclerosis“, Neurology 74 (23), Jun. 2010, S. 1852-1859, doi: 10.1212/WNL.0b013e3181e1cec2. Epub 2010 Apr 28, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20427749/ 5 Jagannath, V.A. et al.: Vitamin D for the management of multiple sclerosis. Cochrane Database of Systematic Reviews, Stand Okt. 2017; https://a-turl.de/9trm 6 D. Rotter: „Vitamin D – Heilmittel für MS und Autoimmunerkrankungen? Interview mit Dr. Coimbra über hochdosiertes Vitamin D für Multiple Sklerose und andere Autoimmunerkrankungen“, ohne Datum; https://www.vitamind.net/interviews/coimbra-ms-autoimmun/ 7 https://www.youtube.com/watch?v=4orV6qtc_6s, https://www.youtube.com/watch?v=3zXpKT0APwg&t=5s (ib. ab 24:30 und 28:20) 8 Danilo C. Finamor: „Coimbra. A pilot study assessing the effect of prolonged administration of high daily doses of vitamin D on the clinical course of vitiligo and psoriasis.” Dermato-Endocrinology 5 (1) 2013), S. 222–234. 9 C.C. Mok/Brad H. Rovin u.a.: „Vitamin D Deficiency As Marker for Disease Activity and Damage in Systemic Lupus Erythematosus“, Lupus 21(1) 2012, S. 36-42, doi: 10.1177/0961203311422094. Epub 2011 Oct 12, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21993384/ 10 Siehe https://www.vitamind.net/interviews/coimbra-ms-autoimmun/. In diesem Interview erläutert Prof. Coimbra medizinische Einzelheiten. 11 Stand: Ende Juli 2023. 12 P. McCullough/J. Amend: „Results of daily oral dosing with up to 60,000 international units (iu) of vitamin d3 for 2 to 6 years in 3 adult males“, The Journal of Steroid Biochemistry and Molecular Biology 173, Oktober 2017, S. 308-312, doi: 10.1016/j.jsbmb.2016.12.009. Epub 2016 Dec 21, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28012936/ 13 https://www.youtube.com/watch?v=U93z9MleSkk, Min. 27:30 14 https://medicalforum.ch/de/detail/doi/smf.2020.08365; weiterer Fall: A. Frei u.a., Swiss Medical Forum 2018; 18: 885-8; s. auch https://www.arznei-telegramm.de/html/2023_04/2304030_01.html, https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/hoch-dosiertes-vitamin-d-gefaehrdet-nicht-nur-ms-patienten 15 Siehe z.B. https://www.jphres.org/de/ratgeber/medikamente-multipler-sklerose-hilfe/ 16 Ana Claudia Domene: Multiple Sclerosis and (lots of) Vitamin D: My Eight-Year Treatment with The Coimbra Protocol for Autoimmune Diseases (2016), https://www.amazon.de/-/en/Ana-Claudia-Domene/dp/1519165315 17 Mehrere Beispiele https://www.stiftung-auswege.de/diagnosen/m/multiple-sklerose-ms.html aus der Online-Fallsammlung https://www.stiftung-auswege.de/veranstaltungen/diagnosen.html meiner Stiftung Auswege https://www.stiftung-auswege.de/ bestätigen dies. Titelbild: Engin_Akyurt/Pixabay Wichtig: Bitte beachten Sie den Abschnitt „Haftungsausschluss und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen“ auf der KLARTEXT-Unterseite „Impressum“, https://www.klartext-online.info/impressum

  • Gruselig: Plastikgift im Hirn

    Fünf Gramm Mikroplastik gerät pro Woche in unseren Körper. Binnen zwei Stunden nach Aufnahme dringen die Partikel ins Gehirn. Was richten sie dort an? Eine neue Studie weckt schlimmste Befürchtungen. Nein, sie stecken nicht mehr nur in Fischmägen, in Regentropfen, im ewigen Eis der Arktis. Sie sind allgegenwärtig, unentrinnbar. Wir atmen sie ein, wir trinken sie, wir essen sie, sie durchdringen unsere Haut: Unser Organismus verkommt zunehmend zum Müllcontainer für unverwüstliche Zerfallsprodukte der Kunststoffindustrie. Fünf Gramm Mikroplastik nehmen wir pro Woche ungewollt auf – ungefähr so viel wiegt eine Kreditkarte. Die meisten dieser Partikel tummeln sich im Nanometerbereich, zwischen 1 und höchstens 1000 nm. 1 nm: das entspricht zehn nebeneinanderliegenden Wasserstoffatomen. Ein Bakterium ist tausend Mal größer. Im Vergleich dazu hat eine Nadelspitze gigantische Ausmaße: Sie misst 1 Million Nanometer. Was richten diese Winzlinge in uns an? Mikroplastik lässt sich in unserem Urin und Kot nachweisen. (1) Deshalb beeilten sich industrienahe Experten, Entwarnung zu geben: Offenbar scheiden wir das Zeug unverdaut wieder aus, ähnlich wie Ballaststoffe, Samenschalen und Fruchtkerne. Dass Mikroplastik in unseren Exkrementen auftaucht, bedeutet freilich keineswegs, dass es nicht auch woanders steckt. Und das tut es leider, wie uns immer mehr Studien beängstigend klar vor Augen führen. Im Nanoformat wandert es in uns überall hin. Binnen zwei Stunden im Gehirn Koordiniert von Medizinern der Universität Wien, hat ein internationales Forscherteam soeben Kunststoffpartikel in den Gehirnen von Mäusen entdeckt - nur zwei Stunden nachdem die Tiere plastikhaltiges Trinkwasser zu sich genommen hatten. Zuvor war es mit Nanopartikeln aus Polystyrol versetzt worden, einer Plastiksorte, die in Lebensmittelverpackungen wie Joghurtbechern und Styroporbehältern vorkommt. Mit Computermodellen verfolgten die Wissenschaftler anhand von Fluoreszenzsignalen, wie sich die Kunststoffpartikel verteilten, die sie zuvor mit Farbstoffen markiert hatten. Es zeigte sich, dass die Nanoteilchen über einen bis dahin weitgehend unbekannten biologischen "Transportmechanismus" in die Gehirne der Mäuse gelangen. Dabei lassen sich die Winzlinge von Cholesterinmolekülen absorbieren, die auf der Oberfläche der Gehirnmembran sitzen. So verstaut in kleinen Lipidpaketen, durchbrechen sie die Blut-Hirn-Schranke - eine organische Barriere aus Blutgefäßen und Gewebe, die das Gehirn gewöhnlich vor Giftstoffen und anderen schädlichen Substanzen schützt. Einmal im Gehirn, „könnten Plastikpartikel das Risiko für Entzündungen, neurologische Störungen oder sogar neurodegenerative Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson erhöhen“, so befürchtet der Pathologe Lukas Kenner, einer der beteiligten Forscher. Gibt es irgendeinen zwingenden Grund zu glauben, dass dies nur für Mäusehirne gilt, nicht für menschliche? Ganz so originell, wie Medien sie darstellen, sind die Wiener Erkenntnisse allerdings nicht. Schon im Februar 2022 berichteten koreanische Forscher, dass Plastikpartikel kleiner als zwei Mikrometer die schützende Blut-Hirn-Schranke durchdrangen. Nach wenigen Tagen hatten sie sich insbesondere in den Mikrogliazellen angereichert, welche die Immunabwehr des zentralen Nervensystems bilden. Dort lösten die Kunststoffzwerge vermehrt Entzündungen und Zellschäden aus, bis zur Apoptose: Abwehrzellen starben ab. Schon seit längerem ist bekannt, dass eine Störung des Mikrogliazellen-Systems neurologische Erkrankungen begünstigen und verschlimmern kann, beispielsweise Alzheimer, Parkinson oder Multiple Sklerose. Im Bezug auf das Mikroplastik verheißt das nichts Gutes. Um näher zu untersuchen, was Kunststoff in den Mikrogliazellen anrichtet, gaben die Forscher Mikroplastikteilchen in Zellkulturen mit menschlichen Mikrogliazellen. Rasch reicherten sich die Partikel in den Zellen an - und begannen diese zu verändern. Zunächst wuchsen die Zellen langsamer, teilten sich weniger und produzierten Entzündungsmarker, sogenannte Zytokine. Vermehrt setzte Zelltod ein. Auch eine Anfang 2022 veröffentlichte chinesische Studie war zu dem Schluss gekommen, dass eingeatmeter Kunststoff mit "offensichtlicher Neurotoxizität" verbunden ist: „Polystyrol-Nanopartikel mit einer Größe von 80 nm können das Gehirn von Mäusen durch Inhalation von Aerosolen erreichen und sich dort ablagern. Mäuse, die sie einatmen, zeigen im Vergleich zu denen, die Wassertröpfchen inhalieren, weniger AChE-Aktivitäten“. Ihr Verhalten veränderte sich daraufhin deutlich. AChE steht für Acetylcholinesterase: ein Enzym, das äußerst wichtig für die Funktion der Synapsen von Nervenzellen ist, indem es den Neurotransmitter Acetylcholin in seine Grundbausteine zerlegt. Es wirkt vor allem im Zentralnervensystem, in der Muskulatur und im vegetativen Nervensystem. Überall im Körper Nicht nur das Gehirn ist plastikverseucht – Mikroplastik wandert durch den gesamten Körper. Alle Organe sind betroffen. Forscher der University of Hull fanden Mikroplastik im Lungengewebe von 11 (aus 13) Menschen, die sich einer Operation unterzogen. „Wir hätten erwartet, dass Partikel dieser Größe herausgefiltert oder zurückgehalten werden, bevor sie so tief in die Lunge gelangen", kommentiert Dr. Laura Sadofsky, Hauptautorin des Forschungsberichts. Einige der gefundenen Partikel waren so klein wie 0,003 Millimeter. Das am häufigsten gefundene Mikroplastikteilchen war Polypropylen, das häufig in Plastikverpackungen, Textilien, Spritzen und Küchenutensilien verwendet wird. Im Gewebe wurden 12 verschiedene Arten von Mikroplastik gefunden: elf im oberen Teil der Lunge, sieben im Gewebe des mittleren Teils und 21 im unteren, dem tiefsten Teil. Schon im Jahr 1998 hatten Wissenschaftler bei Lungenkrebspatienten in den USA Plastikfasern in mehr als hundert Gewebeproben entdeckt; 97 Prozent der krebsbefallenen Proben enthielten die Fasern, wie auch 83 % des tumorfreien Gewebes. Auch in unserem Blut treibt Mikroplastik. Eine niederländische Studie spürte es darin bei 77 % aller getesteten Personen auf. Die durchschnittliche Konzentration von Plastikpartikeln betrug 1,6 Mikrogramm - tausendstel Milligramm - pro Milliliter Blut. In einigen Blutproben fanden sich bis zu drei verschiedene Arten von Plastik. Jede zweite enthielt Polyethylenterephthalat (PET), das zur Herstellung von Wasser- und Limonadenflaschen verwendet wird; in einem Drittel steckte Polystyrol, das häufig in Lebensmittelverpackungen vorkommt; ein Viertel wies Polyethylen auf, mit dem Plastiktüten produziert werden. Frühere Studien wiesen mikroskopisch kleine Plastikpartikel im Plazentagewebe nach. Beunruhigend ist, dass Säuglinge bis zu zehn Mal mehr Plastik in ihren Fäkalien haben als Erwachsene. Eine finnische Forschergruppe setzte Darmzellen 48 Stunden lang Polyethylen-Partikeln aus. Vermehrt produzierten sie daraufhin reaktive Sauerstoffspezies (ROS): äußerst reaktionsfreudige Moleküle, die oxidative Schäden in der Zelle anrichten können, einschließlich ihrer DNA. Dies war vor allem in den Mitochondrien festzustellen, den „Kraftwerken“ der Zelle, die einen Großteil der Energie produzieren, die unser Organismus lebenswichtig benötigt. Ihre Funktionsstörungen können vielerlei chronische Erkrankungen nach sich ziehen, von Muskelschwäche über Sehstörungen bis zu Epilepsie. Tierversuche nähren schlimmste Befürchtungen Längst bestätigen Tierstudien, wie sich Mikroplastik im Körper verbreitet und anreichert. In den Körpern von Versuchstieren stießen Forscher auf die größten Mengen jeweils im Magen-Darm-Trakt, jedoch auch in Blut, Lymphe und sogar in der Leber. Die dramatischen Folgen einer MP-Exposition zeichnen sich erst in Umrissen ab. So wurden in einer Studie trächtige Ratten über die Lunge 20 nm großen Nanopolystyrolkügelchen ausgesetzt. Vierundzwanzig Stunden später fanden sich die Partikel in der Lunge, dem Herzen, der Milz und der Plazenta der Mutter sowie in Leber, Lunge, Herz, Niere und Gehirn des Fötus. Wie wirkt sich die Exposition im Mutterleib aus? Fötus und Plazenta weisen ein geringeres Gewicht auf, Herz-Kreislauf-Störungen häufen sich, bei den Nachkommen werden neurologische Funktionen sowie die Fortpflanzung beeinträchtigt. Bei Fischen, Fröschen, Meeresschnecken, Vögeln und Alligatoren verringerte Mikroplastik-Exposition die Testosteronproduktion. Sie führte zu Missbildungen an Fortpflanzungsorganen, zu weniger Eizellen, zu weniger, langsameren und verspätet reifen Spermien, zu weniger Nachwuchs. Männliche Versuchstiere „feminisierten“: Sie entwickelten „weibliche“ Verhaltensweisen, woraufhin Artgenossinnen sie mieden. Wo kommt das Zeug her? In den Weltmeeren schwimmen im Schnitt 13.000 Mikroplastik-(MP-)Teilchen pro Quadratkilometer an der Oberfläche – inzwischen sollen es 170 Billionen sein, was wohl immer noch krass untertrieben ist -, ein Hundertfaches befindet sich darunter. Bis 2050 könnten unsere Ozeane mehr Plastik als Fische enthalten. In manchen Meeren überstieg das Plastik schon im Jahr 2006 das Plankton um das Sechsfache. Unter Lichteinwirkung zerfällt es in immer kleinere Fragmente, die sogenannten „Tränen von Meerjungfrauen“ (mermaid tears) oder „nurdles“, die wie Schwämme für giftige Chemikalien wirken. Filtrierer nehmen sie auf, die ihrerseits von größeren Meeresorganismen gefressen werden. In deren Körpergewebe lagern sie sich ab. Beim Verzehr von belasteten Fischen wandern die Toxine in der Nahrungskette aufwärts, bis sie in einem Endlager namens Mensch landen. Noch stärker belastet als Meere sind Flüsse und Seen. Der Rhein transportiert pro Tag rund 200 Millionen MP-Partikel, zehn Tonnen pro Jahr – allein an der Oberfläche. Der Bodensee weist 61.000 MP pro Quadratkilometer auf, der Genfer See 220.000. Unbelastete Gewässer gibt es nicht mehr. Werden sie zum Bewässern von Agrarflächen und zur Trinkwassergewinnung angezapft, öffnen sich weitere Schleusen für unsere Mikroplastikverseuchung. Auf europäischem Ackerland landen pro Jahr 63.000 bis 430.000 Tonnen Mikroplastik. In den obersten fünf Zentimetern von Schweizer Auen liegen 53 Tonnen MP. Klärschlamm, der auch zu Dünger weiterverarbeitet wird, enthält bis zu 24.000 Teilchen je Kilo Trockenmasse. In einer Tonne Kompost stecken bis zu 440.000 MP-Partikel. Der organische Abfall aus Privathaushalten, Handel und Gastronomie, den Biogas-Anlagen und Müllentsorger zu Kompost verarbeiten, ist mit Kunststoffresten verunreinigt, z.B. durch zerschredderte Mülltüten; teilweise wird der Kompost mit Kunststoff-Granulat „angereichert“. Entsprechend verseucht ist das Futter von Nutztieren. (2) Alle 12 untersuchten Proben von Futterpellets und geschreddertem Futter erwiesen sich als plastikhaltig. Schuld daran sind nicht die Landwirte, sondern die Hersteller. Einen Großteil der ehemaligen Lebensmittelprodukte, auch aus Supermärkten, die sie sich anliefern lassen, verarbeiten sie samt Verpackungen; diese gründlich herauszusortieren, ist ihnen zu aufwändig. Wen wundert es da noch, dass 100 % aller untersuchten Schweine und Kühe Mikroplastik im Blut hatten? Vier von fünf getesteten Fleisch- und Milchprodukten erwiesen sich als MP-verunreinigt. Gleiches gilt für so gut wie alle Nahrungsmittel. Wer viel Fisch isst, verleibt sich allein aus dieser Quelle 11.000 MP-Fragmente pro Jahr ein. In Salz wurden bis zu 700 MP pro Kilo gefunden; handelsübliche Zucker wiesen 100-350 Kunststofffasern und 30-40 Frsgmente pro Kilo auf. Alle 19 untersuchten Honigproben enthielten 40-660 MP pro Kilo. Ebenso plastikverseucht ist unser Trinkwasser. Eine größere Kläranlage, die mehr als 250.000 Kubikmeter Wasser pro Tag reinigt, entlässt rund 65 Millionen Mikroplastik-Teilchen in natürliche Gewässer – täglich. In Europa schwimmen in jedem Liter Leitungswasser vier bis fünf MP-Teilchen. Kein Wasserwerk, sondern erst eine eigene hochwertige Filteranlage ermöglicht es Privathaushalten, dieses Gesundheitsrisiko weitestgehend zu bannen. (Siehe KLARTEXT: „Wer gesundes Wasser will, muss filtern“.) Selbst jeder Atemzug ist kunststoffhaltig. Auf eine Großstadt wie Paris fallen pro Jahr drei bis zehn Tonnen Mikroplastik; pro Tag bis zu 355 Synthetikfasern auf jeden Quadratmeter. Pro Kubikmeter „frische“ Luft saugen wir 30 herumschwebende MP-Partikel pro Stunde durch Nase und Mund ein – über eine Million pro Jahr. Besonders belastet ist die Luft in Innenräumen. Allein während einer 20-minütigen Mahlzeit sinken mehrere hundert auf unsere Teller; pro Jahr verschlucken wir beim Essen auf diese Weise rund 125.000 – zusätzlich zu jenen, die schon in den verzehrten Nahrungsmitteln stecken. Eine Liste des Fraunhofer-Instituts benennt die Hauptquellen der allgegenwärtigen, unentrinnbaren MP-Umweltverschmutzung. Mit weitem Abstand führt der Abrieb von Autoreifen, Straßenbelag und Fahrbahnmarkierungen, gefolgt von ungefilterten Nebenprodukten der Abfallentsorgung, Verlusten bei der Kunststoffproduktion, Verwehungen von Sport- und Spielplätzen, der Freisetzung auf Baustellen, dem Abrieb von Schuhsohlen. Wie vergiftet uns Mikroplastik? Die teuflischen Plastikzwerge der Konsumgesellschaft stellen für unsere Gesundheit eine dreifache Bedrohung dar: (1.) als Störenfriede: Aufgrund von besonderen biophysikalischen Eigenschaften im Mikro- und Nanobereich - Größe, Form, Oberflächenbeschaffenheit, Ladung u.a. - beeinträchtigen sie überall im Körper biologische Prozesse. (2.) als Giftspritzen: Sie setzen in uns toxische Zusätze frei. In vielen Kunststoffen stecken Weichmacher. In ihrer chemischen Struktur ähneln sie natürlichen Hormonen wie dem weiblichen Sexualhormon Östrogen, dem männlichen Sexualhormon Androgen und Schilddrüsenhormonen. Als „endokrine Disruptoren“ beeinträchtigen sie die Entwicklung, die Fortpflanzung, die neurologischen Funktionen, den Stoffwechsel, das Sättigungsgefühl und die Immunfunktion. Bisphenol-A (BPA) zum Beispiel ist dafür bekannt, dass es die Embryonalentwicklung stört und mit Herzkrankheiten und Krebs in Verbindung gebracht wird. Phthalate regulieren die Genexpression und können Herzkrankheiten und Genitalanomalien verursachen - vor allem bei kleinen Jungen -, die womöglich über mehrere Generationen vererbt werden. DEHP wird mit einer verminderten Spermienzahl und mehrerlei Organschäden in Verbindung gebracht. (3.) als „Taxis“ für weitere Pathogene aller Art. In uns fungieren die Plastikwinzlinge nämlich als Magnete - sie ziehen Schadstoffe an: Spuren von Brandschutzmitteln; DDT und andere Insektizide; Medikamentenrückstände; Schwermetalle wie Blei, Cadmium, Chrom, Arsen, Zink, Quecksilber, Nickel; Viren und Bakterien. Angedockt an die Kunststoffteilchen, lassen sie sich einschleusen. Für kleinste Kunststoffteilchen gibt es möglicherweise keine sichere Expositionsmenge. Selbst wenn sich der Gesetzgeber irgendwann dazu durchringen sollte, „Grenzwerte“ für Mikroplastik-Belastungen festzulegen – sie wären bloß ein dürftiges Placebo, damit Konsumenten sich weiter in Sicherheit wähnen und Ruhe bewahren. (Siehe KLARTEXT: „Der Grenzwert-Schwindel“.) Gleiches gilt für bisherige und angedachte Gegenmaßnahmen: Müllvermeidung, mechanisches Entfernen, Bekämpfung mit Bakterien, alternative Materialien in Produkten könnten bestenfalls die künftige Kunststoffschwemme verringern. Aber sie reinigen nicht unsere schon durch und durch mikroplastikverseuchte Lebenswelt, unsere landwirtschaftlichen Böden, unsere Meere, unsere Luft - zur klammheimlichen Schadenfreude der Gesundheitswirtschaft. (Harald Wiesendanger) Anmerkungen Weitere Aspekte erörtere ich im KLARTEXT „Mikroplastik in uns: eine Zeitbombe“. (1) /pii/S0160412022001258?via%3Dihub#f0005; https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/mikroplastik-mensch-1.4181146 Eine österreichische Studie fand bei acht erwachsenen Versuchspersonen aus mehreren Kontinenten pro zehn Gramm Darminhalt 20 Partikel von neun verschiedenen Kunststoffarten, 50 bis 500 Mikrometer klein. Siehe Süddeutsche Zeitung, 24.10.2018: „Plastik im Bauch“. (2) https://interestingengineering.com/science/microplastics-in-meat-milk-and-blood-of-farm-animals, https://www.plasticsoupfoundation.org/en/2022/07/80-of-cow-and-pig-meat-blood-and-milk-contains-plastic/

  • Wann lernen Kinder endlich, gesund zu leben?

    Um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen steht es immer schlechter. Ein bildungspolitisches Versagen ohnegleichen trägt dazu bei. Wer hat es zu verantworten? Wem nützt es? Um es zu beheben, tun Schulen viel zu wenig - mit dürftigen Ausflüchten. “Wir müssen uns eingestehen, dass wir ganz katastrophal versagt haben. Wir als Gesellschaft”, wetterte eine Schulleiterin am 4. Mai 2023 im TV-Talk “Markus Lanz”. “Das muss ich so deutlich sagen. Wir haben ein Problem vor der Brust, das man nicht mehr verharmlosen kann. Wir sind in einer absoluten Bildungsnotstands-Katastrophe angekommen.” Deshalb forderte sie “strenge Maßnahmen seitens der Politik”. Was die streitbare Pädagogin anprangerte, waren steigende Internetkriminalität, eine zunehmende Verrohung sowie die immer weiter sinkende moralische Hemmschwelle bei handysüchtigen Kindern. Ebenso gut gepasst hätte ihre Anklage freilich auf einen anderen, nicht minder katastrophalen Notstand: den himmelschreienden Mangel an Gesundheitskompetenz. Ihrer Handysucht frönt unser Nachwuchs nämlich vorzugsweise als bewegungsfaule Couch Potatoes, bei einer Tüte Chips, Pizza oder Burger mit Pommes, dazu einem Softdrink. Eltern und Lehrer, die dabei tatenlos zusehen, eröffnen Kindern frühzeitige Karrieren als Chroniker, die sie über kurz oder lang medikamentenabhängig und pflegebedürftig machen werden – belastet durch Zivilisationskrankheiten wie Adipositas, Fettleber, Arteriosklerose, Bluthochdruck und Diabetes mellitus, zur klammheimlichen Freude der Gesundheitsindustrie. Wo bleiben Talksendungen hierüber? Ein Trauerspiel namens Gesundheitserziehung Ein Schulfach „Ernährung“ sei „nicht nötig“, so befanden der gelernte Bankkaufmann Jens Spahn, einst Bundesgesundheitsminister, und seine damalige Kabinettskollegin, die ehemalige Religionslehrerin Julia Klöckner, im November 2018 in einer gemeinsamen Erklärung. (1) Was dieses peinliche Inkompetenz-Team von sich gab, ist, zurückhaltend bewertet: sch…ade. Mit Hilfe zur gesundheitlichen Selbsthilfe kann ein wahrhaft fürsorglicher Staat eigentlich gar nicht früh genug beginnen. Denn die Weichen für Verhaltensmuster, die chronische Erkrankungen fördern oder vermeiden helfen, werden in der frühen Kindheit gestellt: auch, aber nicht nur durch falsche Ernährung. Deshalb müsste Gesundheitserziehung schon in Kitas und Kindergärten stattfinden, spätestens aber von der ersten Schulklasse an – nicht am Rande, sondern als Hauptfach. Am besten, sie verwandelt fächerübergreifend jede Bildungsanstalt von Grund auf. Ein neuer Geist tut not. Denn gesund zu bleiben, ist auf dem weiteren Lebensweg unserer Kinder die wichtigste, grundlegende Voraussetzung dafür, jegliches erworbene Schulwissen erfolgreich umzusetzen. Anbauen und ernten, einkaufen und zubereiten, Nahrungsmittelangebote beurteilen und hinterfragen: Ist die Fähigkeit dazu etwa weniger (über)lebenswichtig als Gedichtanalyse und Integralrechnen? Wem die Dringlichkeit nicht einleuchtet, der sollte sich während Großer Pausen auf Deutschlands Schulhöfen umschauen. Schon jedes fünfte Kind ist offensichtlich übergewichtig, fast jedes Zehnte hat die Grenze zur Adipositas überschritten. Jedes sechste Kind und jeder vierte Jugendliche weist bereits eine chronische Grunderkrankung auf, die länger als ein Jahr dauert. (2) Bei weitaus mehr Minderjährigen liegen latente Mängel und Belastungen vor, die sich zwar noch nicht in Symptomen bemerkbar machen, aber früher oder später mit Sicherheit dazu führen werden, falls weiterhin nicht gegengesteuert wird. Unter Medizinern ist der Radiologe Prof. Dietrich Grönemeyer, älterer Bruder des Sängerstars Herbert, der bekannteste Fürsprecher eines „Verstehens des eigenen Körpers von der Kindheit an“. Mit einer 2007 gegründeten Stiftung, die seinen Namen trägt, setzt er sich vehement für Gesundheitsunterricht in den Schulen ein – „denn bei den Erwachsenen ist es meistens zu spät“. (3) Eine frühzeitige gesundheitliche Aufklärung, so glaubt er felsenfest, könne das Gesundheitssystem finanziell entlasten und Volkskrankheiten eindämmen. Neu sind solche Forderungen beileibe nicht. Leser des Pädagogischen Beobachters, des Zürcher „Wochenblatts für Erziehung und Unterricht“, fanden schon in der Ausgabe vom 19. Februar 1876 ein Plädoyer für die „Aufnahme der Gesundheitslehre als selbstständiges Fach“. Dies dürfe nicht „als ungebührliche Einmischung der Ärzte in das Gebiet der Pädagogik“ missverstanden werden. Vielmehr diene es dem „Kampf gegen tiefwurzelnde Schäden und eingerostete Vorurtheile“. (4) Über ein Jahrhundert später, 1997, erhob die WHO in ihrer „Jakarta-Erklärung“ Gesundheit zu einem grundlegenden Menschenrecht. Daran anknüpfend, verabschiedete Deutschlands Kultusministerkonferenz im November 2012 die "Empfehlung zur Gesundheitsförderung und Prävention in der Schule": Ziel einer guten Schule müsse es sein, Gesundheitsressourcen und -potenziale zu erhalten und zu stärken. Gesundheitsförderung sei ein „lebenslanger Prozess und unverzichtbares Element einer nachhaltigen Schulentwicklung“. Doch seit eh und je verhindern politisch Verantwortliche, dass plausiblen Ideen und hehren Vorsätzen endlich entschlossene Taten folgen. Ihre nachhaltige Blockadehaltung gegenüber dem „Unverzichtbaren“ rechtfertigen sie mit den immergleichen sechs Argumenten, eines dürftiger als das andere. Sechs klägliche Ausflüchte 1 Wo kämen wir denn hin, so fragen Skeptiker, wenn alle neuen Fächer, die irgendwem irgendwie sinnvoll erscheinen, Einzug in die Schule halten würden? Nicht einmal 48-Stunden-Tage würden ausreichen. Ein Fach „Alltagswissen“ könnte Kindern klarmachen, wie man ein Bankkonto eröffnet, seine Steuererklärung erstellt, eine Versicherung und einen Mietvertrag abschließt, den Rechtsweg beschreitet. Unterricht in „Benehmen“ wünschen sich 75 Prozent der Deutschen, jeder Zweite ein Pflichtfach „Wirtschaft“. „Viele Fächer resultieren aus dem Partikularinteresse von Verbänden oder Institutionen“, gibt Die Zeit zu bedenken. „Der Verbraucherverband Bundeszentrale hält natürlich Verbraucherbildung für ziemlich brauchbar. Das Rote Kreuz meint, Erste Hilfe solle gelehrt werden. Der Plattdeutschverein setzt sich natürlich für Plattdeutsch ein, und der Verein ‚Optimisten für Deutschland‘ hält das Unterrichten in Glück für unabdingbar.“ (5) Die dürftige Logik dieses Arguments teilen Leute, die grundsätzlich nicht spenden: „Ich kann nicht jedem helfen – also helfe ich keinem.“ Auch wenn ich nicht jede Not lindern kann: Sollte ich nicht zumindest die folgenschwerste angehen? In Umfragen nimmt Gesundheit unter den wichtigsten Werten den Spitzenplatz ein, noch vor Familie und Erfolg. Darf, muss sich diese Gewichtung nicht gerade im Kultusbereich vehement niederschlagen? 2 Gesundheitserziehung sei Sache des Elternhauses, so heißt es – ebenso wie die Erziehung zur Körperhygiene, zu selbstständigem Anziehen, zur Aggressionskontrolle, zu grundlegenden sozialen Fähigkeiten wie Umgangsformen und Empathie. Nun auch noch diese Aufgaben übernehmen zu müssen, überfordere die Schule. Sie „kann nicht reparieren, was zuvor schon kaputt gemacht worden ist", wie ein Sprecher des sächsischen Kultusministeriums erklärte. (6) Genauso sehen das Lehrerverbände: „Wir sind es leid, für alle Defizite der Familie geradezustehen - gleiches gilt für die Jugendgewalt. Gesunde Ernährung bleibt der Job des Elternhauses.“ (7) Die Schule sei „kein Reparaturbetrieb für gesellschaftliche Fehlentwicklungen“. (8) Fakt ist: Daheim findet Gesundheitserziehung immer seltener statt. Kinder lernen am Modell. Welche Vorbilder bieten Eltern, bei denen regelmäßig Fast Food und Softdrinks, Tiefkühl- und Fertigprodukte auf den Tisch kommen, allabendlich vor dem Fernseher Nasch- und Knabberzeug bereitliegen? Die Emanzipationsbewegung hat der Frau Selbstverwirklichung im Beruf ermöglicht – und Haushalten die Person genommen, die fürs sorgfältige Planen von Mahlzeiten, fürs gewissenhafte Einkaufen, fürs frische Zubereiten zuständig war. In immer weniger Familien wird gekocht. Kaum jemand hat noch Zeit dafür oder nimmt sie sich, kaum einer kann es noch wie einst die Oma. Immer mehr Erwachsene weisen erschütternde Wissenslücken auf, was Zubereitung, Herkunft und Vielfalt von Lebensmitteln betrifft. Den modernen Haushalt kennzeichnen Mikrowelle und Tiefkühltruhe, industrielle Fertiggerichte, flinke Lieferservices und hastiges Eating on the Run. Mit ihrer Ess- und Kochkultur verlieren nachfolgende Generationen die Fähigkeit, sich selbstbestimmt und ausgewogen zu ernähren. Wer allen Ernstes meint, das Zuhause sei weiterhin der richtige Ort für Gesundheitserziehung, hat anscheinend noch nie beachtet, womit eilige Mütter und Väter im Supermarkt ihre Einkaufswagen füllen – und was bei Deutschlands Mahlzeiten überwiegend auf den Tisch kommt. 3 Gesundheitsunterricht finde doch längst statt, in genügendem Maße, so bekommen wir ferner zu hören. Dies geschehe in Fächern wie Biologie und Chemie, Hauswirtschaft, Heimat- und Sachkunde. Dass Informationen zur Ernährung insofern „allgemein in den Schulalltag integriert“ werden, sei völlig ausreichend, so befanden Jens Spahn und Julia Klöckner. (9) Demnach verweilen 64 Prozent der Schüler im Dauerschlaf: So viele haben nach eigenen Angaben im Unterricht selten oder nie etwas darüber erfahren, wie man sich vernünftig ernährt. (10) Was sie an „integrierter Information“ zu hören bekommen, ist in der Regel theoretischer Stoff, der sie weder berührt noch anregt, schon gar nicht eingefleischte Gewohnheiten verändert. 4 Für ein gesondertes Unterrichtsfach Gesundheit sei in den ohnehin überfrachteten Stundenplänen unserer Schulen schlicht kein Platz mehr, erklären Blockierer. "Man verfügt zurzeit ohnehin über zu wenig Unterrichtszeit, die Kinder Deutsch, Englisch oder Mathematik zu lehren", stellt der Präsident des Deutschen Lehrerverbands klar. (11) Von der Fülle an Lernstoff seien unsere Kinder schon jetzt überfordert. Wo kein Platz ist, muss halt einer geschaffen werden – notfalls auf Kosten anderer Fächer. Lehrpläne entrümpeln, von einem jahrhundertealten, überholten Fächerkanon Abschied nehmen, heilige Kultuskühe schlachten: all das ist überfällig. Jenes Leben, auf das die Schule vorbereiten soll, muss zuallererst ein gesundes sein. Ist Wissen, wie das geht, etwa unbedeutender als die metergenaue Höhe des Mount Everest, die exakten Daten von Kaiserkrönungen, die kovalente Zweielektronen-Bindung, die Serienformel des Wasserstoffspektrums, Arkuskosinusfunktionen und partielle Integration? Welcher Stoff könnte während der mindestens 12.000 Stunden, die Kinder in der Schule verbringen, lebenswichtiger sein? 5 Gesundheitsunterricht sei zu teuer, heißt es. Allein auf das Land Niedersachsen würden bei zwei Wochenstunden Gesundheit 200 Millionen Euro pro Jahr zukommen, wie Ministerialbeamte dort ermittelt haben wollen. (12) Aber fürs „digitale Klassenzimmer“ stehen andererseits ohne weiteres mehrere Milliarden zur Verfügung? 6 Gesundheitsunterricht bringe nichts, so wird behauptet: Das gehe zum einen Ohr rein, zum anderen wieder raus. Für abstrakte Wissensvermittlung gilt das sicherlich. Aber es geht auch anders: anschaulich, praktisch, unterhaltsam, spannend, interaktiv. Erfolgreiche Modelle hierfür gibt es längst, in Privatschulen, in anderen Ländern. Man muss sie bloß zur Kenntnis nehmen wollen. Schule neu denken und gestalten Neun von zehn Deutschen wünschen sich, Umfragen zufolge, endlich ein Schulfach „Gesunde Ernährung“. (13) Das allein wäre freilich zuwenig. Klar ist: Es darf nicht bloß darum gehen, ein weiteres Fach zu installieren. Eine solche Neuerung würde „von untätigen Politikern, einer trägen Verwaltung oder desinteressierten Lehrern bloß als Alibi missbraucht“, schwant dem freien Bildungsreferenten Siegfried Seeger. „Wer auf diese Weise sein Gewissen erleichtern möchte, schadet unseren Kindern.“ (14) Schützenhilfe erhält Seeger durch die Studie „primakids“, welche die Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften und die Techniker Krankenkasse schon im Jahr 2004 an über 500 Erst- bis Viertklässlern an 14 Grundschulen durchführten: Übergewichtige Kinder nahmen durch ein Schulfach Gesundheit keineswegs ab; die Pfunde purzelten lediglich, wenn die gesamte Schule auf Gesundheit eingestellt war – und das private Umfeld mitmachte. (15) Ziel muss nichts Geringeres als ein Gesamtkunstwerk sein, nämlich die gesunde Schule: ein heilsamer Ort, an dem alles, was unsere Kinder erfahren und tun, ihrem körperlichen und psychischen Wohlergehen dient, dem gegenwärtigen wie ihrem künftigen. Über Wissensvermittlung hinaus gehört dazu reichlich körperliche Aktivität, die Spaß macht; schadstofffreie Architektur, ergonomisches Mobiliar, saubere Toiletten; gute Raumluft, viel natürliches Licht, frohe Farben; Schutz vor Elektrosmog; eine Lernatmosphäre, die der Seele gut tut, neugierig macht, Kreativität viel Raum gibt, Selbstständigkeit, bewussten Konsum und kritisches Denken fördert; ein harmonisches Miteinander, das behutsame Mediation von Konflikten vorsieht, Minderheiten schützt und Mobbing im Keim erstickt. Erst in einer solchen Umgebung entwickeln sich Einstellungen und Gewohnheiten, die auch außerhalb des Schulgeländes, und auch noch lange nach Schulabschluss, Gesundheitsverhalten dauerhaft prägen können. Eine solche Schule beschränkt das Thema Ernährung nicht auf ein paar zusätzliche Lehrbuchseiten, Arbeitsblätter und Vorträge von Lehrerseite. Mehr Wissen genügt bei weitem nicht – es geht um Können und Tun. Die fundierteste Ernährungslehre verpufft ohne vorbildliche Praxis, und die muss sich zuallererst daran bewähren, was auf den Teller kommt. Immer mehr Ganztagesschulen richten Mensen ein. Über drei Millionen Kinder in Deutschland haben einen Rechtsanspruch darauf, dort verpflegt zu werden. Wie das geschieht, hat entscheidenden Einfluss auf ihre körperliche Verfassung, ihr Wohlbefinden, ihre Konzentration und Leistungsfähigkeit, wie auch auf ihre Ess- und Trinkgewohnheiten außerhalb der Schule. Also sind zuallererst Prioritäten zu klären. Sollen Kinder möglichst billig satt werden? Dann setzt man weiterhin auf die normierte Kost von Großküchen, die fantasielos eintönige Speisepläne, lange Transportwege, stundenlang warmgehaltenes, minderwertiges, zu fettes Essen und geschmacksverstärkte Pampe bieten, vom totgekochten Gemüseallerlei über aufgeweichte Nudeln und halbzerfallene Salzkartoffeln bis hin zu ledrigem Schweineschnitzel mit verbrannter Panade unter Fertigsoße. Davor flüchten Schüler, deren Taschengeld reicht, lieber zur Frittenbude um die Ecke, es sei denn, die Schulmensa bietet ausnahmsweise ein Junkfood-Highlight wie Currywurst mit Pommes und Ketchup. Es fehlen Gemüse, Salat, Obst. Qualität und Vielfalt bleiben auf der Strecke. Um eine wirksame, nachhaltige Ernährungswende hinzukriegen, müssen Schulen bestehende Caterer-Verträge nachverhandeln oder kündigen, Lieferverträge mit nahen Biobauern schließen. Sie müssen eigene Küchen einrichten oder reaktivieren, damit vor Ort frisch und vielfältig gekocht werden kann. Und sie sollten einen eigenen Garten anlegen, in dem Gesundes angebaut, gehegt und geerntet wird. Ganz wichtig: Die Schüler müssen einbezogen werden, unter Anleitung von Lehrkräften, Ehrenamtlichen und tatkräftiger Mithilfe von Eltern, die gerade Zeit haben. Kinder sollten Mitverantwortung übernehmen – sei es fürs Anpflanzen und Düngen, fürs Schälen und Schneiden, fürs Anrühren oder fürs Würzen. Ernährungslehre kann alle Sinne ansprechen, neugierig machen, faszinieren. Gemeinsam einkaufen; der Produktion von Lebensmitteln, ihren Inhaltsstoffen, ihrer Verwertung im Körper auf den Grund gehen; Essen selber zubereiten, mit Küchengeräten umgehen; Leckeres sehen, riechen und schmecken: so etwas prägt die Essgewohnheiten von Kindern weitaus mehr als tausend Worte. Der pädagogischen Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Sie braucht nur Raum zur unbürokratischen Entfaltung. „Kinder essen alles, wenn man sie mitkochen lässt“, versichert die österreichische Fernsehköchin Sarah Wiener, die 2007 eine eigene Stiftung zur „Praktischen Ernährungsbildung für Kinder“ ins Leben gerufen hat. „Man kann die Kinder mit an den Herd holen. Damit sie die erste kulturelle Leistung der Menschheitsgeschichte erbringen: beurteilen zu können, was sie sich in den Mund stecken. Kinder, die Kocherfahrungen sammeln, Geschmäcker ausprobieren, mit Genuss essen lernen und miterleben, wie Lebensmittel in der Landwirtschaft erzeugt werden, ernähren sich gesünder und verhalten sich nachhaltiger gegenüber ihrer Umwelt.“ (16) Ihre Neugier und Freude zu wecken, ihren Geschmack zu trainieren, erfordert freilich Zeit und Geduld. Andernfalls hat der schonend gedünstete Kabeljau keine Chance gegen Käpt´n Iglos Fischstäbchen. Bloß gesund ist dabei nicht genug: Eine Mahlzeit muss auch schmecken und lecker aussehen. Ebenso stimmen muss die Atmosphäre. Und es muss in die Tiefe gegangen werden. Ungesunde Ernährungsroutinen sind großteils Ergebnis einer zur kulturellen Selbstverständlichkeit gewordenen Massenmanipulation von Kindesbeinen an. Unsere Kleinen sind von überzuckerten, versalzenen, zu fettigen, künstlich aromatisierten Nahrungsmitteln regelrecht abhängig geworden, weil ihr Geschmackssinn denaturiert wurde: Was weniger süß oder salzig, würzig, herzhaft schmeckt wie Pizza und Hamburger, Pasta und Pommes, hat bei ihnen kaum noch eine Chance. Solche Vorlieben aufzugeben, setzt voraus zu verstehen, dass sie industriell programmiert sind. „Wer eine natürliche Frucht gegenüber künstlichen Fruchtaromen für fade hält und dem Geschmack von Gemüse oder vegetarischem Essen überhaupt nichts abgewinnen kann, ist im Grunde ein Patient, dem geholfen werden muss“, meint der Hobbykoch Jürgen Dollase, Autor von kulinarischen Büchern und dem SZ-Magazin zufolge „der beste deutsche Gastronomiekritiker“. Darauf zu verzichten, das kulinarische Bewusstsein zu öffnen und zu erweitern, findet Dollase „schlicht verantwortungslos. Eine unzusammenhängende Beschäftigung mit dem Schulessen, die nicht berücksichtigt und thematisiert, was außerhalb der Schule passiert, ist Nonsens und wird nie mehr zustande bringen, als ein paar Bio-Beilagen neben die Hamburger oder Würstchen zu legen.“ (17) Manches erfordert erst noch eine verbesserte Aus- und Fortbildung von Lehrern und Erziehern, neue Unterrichtsmaterialien, überarbeitete Lehrpläne, geeignete Räumlichkeiten. Vieles ließe sich aber sofort umsetzen – zwei halbe Stunden Bewegung an jedem Schultag beispielsweise. In allen Pausen könnte für die Kinder frisches Obst und Gemüse bereitstehen, dazu reichlich stilles Wasser. Der nächste Klassenausflug könnte zu einem Biobauernhof führen statt zu einem Museum für moderne Kunst. Im Schnitt 5,36 Euro kostet ein Schulessen in Deutschland, davon übernehmen Eltern 3,50 Euro. (18) Das reicht allenfalls für normierte Großküchenkost. Mit vier Cent mehr, wie Ex-Bundesernährungsministerin Julia Klöckner weismachte (19), ist es schwerlich getan. Wer Schulkindern mittags ein aus frischen, regionalen, saisonalen Zutaten zubereitetes Essen servieren will, ohne Chemiemüll, in Bio-Qualität, muss wohl oder übel mehr Geld in die Hand nehmen, mindestens ein bis zwei zusätzliche Euro. Bund, Länder und Gemeinden sollten finanziell überforderten Familien unter die Arme greifen. Die rund 1,2 Milliarden Euro, mit denen Deutschlands Kommunen bislang die Schulverpflegung bezuschussen, sind zuwenig. Gesunde Schule funktioniert unmöglich ohne die Eltern, schon gar nicht gegen sie. Was zuhause geschieht, kann die beste schulische Gesundheitserziehung hintertreiben, ihren Ertrag zunichte machen. Das erlebte Englands Starkoch Jamie Olivier, als er 2015 eine vielbeachtete Kampagne startete, um an britischen Schulen Junkfood durch vollwertige Mahlzeiten zu ersetzen: Mütter reichten daraufhin ihren ökotrophologisch gepeinigten Kleinen das geliebte Fastfood über den Schulzaun. (20) Deshalb müssen Mütter und Väter überzeugt und einbezogen werden; sie müssen offen sein, sich Zeit nehmen und mitengagieren, auch innerhalb der Schule. Dazu benötigen viele erst mal reichlich Nachhilfeunterricht. Der statistisch bedeutendste Risikofaktor für Übergewicht bei Kindern sind übergewichtige Eltern. Auch zusätzliche, qualifizierte Lehrkräfte braucht das Land – schon heute fehlen Zehntausende. „Viele von ihnen fühlen sich überfordert, wenn sie gesundheitsrelevante Themen fächerübergreifend unterrichten sollen, die in ihrer Ausbildung wenig Raum hatten. Ihr Arbeitspensum ist schon jetzt ungeheuer hoch“, gibt Gudrun Zander zu bedenken, Dezernentin am Landesinstitut für Schule und Ausbildung Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern. (21) Den Couch Potatoes Beine machen Dabei geht es längst nicht bloß um Ernährung. Gesundheit erfordert gleichermaßen körperliche Aktivität. Wie viel Anreiz zu mehr Bewegung bieten Eltern ihrem Nachwuchs, wenn sie selbst zu jenen 57 Prozent Couch Potatoes zählen, die pro Woche weniger als 150 Minuten moderat oder 75 Minuten intensiv körperlich aktiv sind, wie von der WHO als Mindestrichtwert empfohlen? (22) Um „die Lust an Bewegung und Prävention zu fördern“, wirbt Grönemeyer für eine tägliche Stunde Schulsport. Dazu entwickelte er ein Programm mit 40 Übungen für 20 Minuten, nach dem Motto: „Turne bis zur Urne.“ 2015 initiierte Grönemeyer „Die bewegte Schulpause“. Aber wozu starre „Übungen“ mit Professorensegen? Jeder Schultag sollte einfach reichlich Freiheit und Anreiz für ausgiebige Bewegung bieten, die Spaß macht und fit hält: Laufen, Rennen, Spielen, Hüpfen, Fangen, einfach alles, was den natürlichen Bewegungsdrang von Kindern fördert, zum reinen Vergnügen, ohne Leistungsdruck und Benotung. Falls Jungs jeden Tag kicken wollen: Lasst sie doch. Traditioneller Sportunterricht hingegen gehört ausgelagert, in den Verein. In der Schule gänzlich fehl am Platz sind Leibesertüchtiger, die sich der Frühförderung künftiger Olympiasieger verpflichtet fühlen oder sadistische Neigungen ausleben, indem sie sichtlich überforderte, verängstigte Kinder zu halsbrecherischen Bodenturn- und Reckübungen zwingen. Endlose Lippenbekenntnisse, zaghafte Ansätze Warum ziehen Bundes- und Landesregierungen nicht längst naheliegende schulpolitische Konsequenzen? Zumindest wolkige Absichtserklärungen haben sie mittlerweile reichlich in die Welt gesetzt. "Mir ist wichtig, dass Kinder in der Schule etwas darüber lernen, wie sie gesund leben können", bekannte die frühere Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) bereits im Herbst 2007; dazu zählte sie vor allem Ernährung und Bewegung. Vorausgegangen war die Anregung eines Staatssekretärs des Verbraucherschutzministeriums, ein gesondertes Schulfach „Ernährungs- und Verbraucherbildung“ einzuführen. Daraus folgte? Herzlich wenig. Bloß zwei Bundesländer, Bremen und Hamburg, zeigten sich offen dafür – der Rest winkte ab. „Wenig sinnvoll“ fand den Vorstoß auch der damalige Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Berlins Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD). (23) Fünf Jahre später, 2012, befand die Kultusministerkonferenz, Gesundheitsförderung in der Schule sei "unverzichtba". (24) Allerdings liege „Ernährungsbildung in der Länderverantwortung und in der Selbstverwaltung der Schulen“. (25) Im Juli 2015 trat ein „Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention“ in Kraft, das unverbindliche, vage Zielsetzungen bevorzugt. Auf Verpflichtungen verzichtet es. Soweit Kitas und Schulen darin vorkommen, stellt es Früherkennungsuntersuchungen, die „Förderung der Impfprävention“, Aids- und Drogenaufklärung in den Vordergrund. An der belämmernden Tatsache, dass die Bundesrepublik lediglich drei Prozent ihrer Gesundheitsausgaben für Vorsorge verwendet – davon wiederum nur einen Bruchteil im schulischen Bereich -, ändert das Gesetz nicht das Geringste. Dass solche Papiere Deutschlands Schüler auch nur um drei Prozent gesünder gemacht haben, trauen sich nicht einmal die Autoren zu behaupten. Von Japan und Finnland lernen Wertvolle Anregungen könnten sich deutsche Kultuspolitiker bei Bildungsreisen ins Ausland holen. In japanischen Schulen ist Gesundheitserziehung ein Pflichtfach - von der Grundschule bis zur Oberstufe. Neben dem formalen Gesundheitsunterricht gibt es dort auch „Health Clubs“: von Schülern geführte Einrichtungen, die Gesundheit und Wohlbefinden durch Aktivitäten wie Sport und vollwertige Ernährung fördern. In Portugal gibt es Gesundheit als Schulfach immerhin ab der siebten Klasse. Doch nirgendwo in Europa wissen Schüler mehr über Gesundheit als in Finnland, wie die WHO 2019 festgestellt hat. Als breit angelegtes, benotetes Schulfach ist „Gesundheitserziehung“ seit 2005 fest im dortigen Unterrichtssystem verankert – von der Grundschule an. Mancherorts findet sie nicht separat statt, sondern integriert in andere Fächer wie Naturwissenschaften und Sozialkunde. Dieser Ansatz eines fächerübergreifenden Projektunterrichts, als phenomenon-based learning bezeichnet, soll den Kindern verstehen helfen, wie Gesundheit und Wohlbefinden mit anderen Fächern wie Biologie und Chemie zusammenhängen, aber auch mit Geschichte, Sozial- und Wirtschaftskunde. „Es geht nicht nur um reine Wissensvermittlung“, bilanziert eine 20-Jährige Deutsche, die von der sechsten Klasse bis zum Abitur in Helsinki zur Schule ging, „sondern auch darum, sensitiver für Gesundheitsthemen zu werden, das Bewusstsein zu schärfen“. Seit den neunziger Jahren ist Gesundheitserziehung an finnischen Universitäten ein eigenständiges Studienfach. (26) Finnische Schulen legen großen Wert auf körperliche Betätigung. Ihren Schülern bieten sie vielfältige Möglichkeiten, sich den ganzen Tag über zu bewegen, beispielsweise indem sie Bewegungspausen und Spiele im Freien in den Tagesablauf einbauen. Auch die psychische Gesundheit hat einen hohen Stellenwert: Viele Schulen bieten Beratungsdienste an und fördern Achtsamkeit und Entspannungstechniken. Großer Wert wird auf gesundes und nahrhaftes Essen gelegt. Hochwertige Schulmahlzeiten werden kostengünstig angeboten, vielerorts sogar gratis. Von Wirtschaftslobbyisten sabotiert Welche politischen Lager legen sich seit Jahr und Tag am stursten quer? Als Abwiegler, Bremser, Zerreder tun sich vor allem Vertreter wirtschaftsnaher Parteien vor. Das Hauptmotiv liegt auf der Hand: Welches Schulkind würde noch zu den pestizid- und hormonbelasteten Produkten industrieller Landwirtschaft greifen, sobald es über ausreichende „Gesundheitskompetenz“ verfügt? Welches würde sich noch sogenannte „Lebensmittel“ der ZuckerSalzFett-Connection vorsetzen lassen? Einen Mix aus synthetischen Farb- und Konservierungsstoffen, Emulgatoren und Geschmacksverstärkern schlucken? Importware, Tiefkühlkost und Fertigmahlzeiten aus der Mikrowelle lieber auf dem Teller haben als regional erzeugte, frisch zubereitete Bio-Qualität? Sich den Durst von Getränkekonzernen löschen zu lassen, statt einfach den Wasserhahn aufzudrehen? Jeder wissenschaftlich halbwegs fundierte Gesundheitsunterricht öffnet Augen. Zwangsläufig mündet er in eine blamable Systemkritik, die Umsätze gefährdet. Sie sorgt für neue Generationen, an denen es für Arzneimittelhersteller und Heilberufler, für Kliniken und Pflegeheime erheblich weniger zu verdienen gibt. Wo kämen wir denn hin, falls so etwas Schule macht? (Harald Wiesendanger) Dieser Beitrag enthält Auszüge aus dem 2019 erschienenen Buch von Harald Wiesendanger: Das Gesundheitsunwesen – Wie wir es durchschauen, überleben und verwandeln, dort S. 573-588. Anmerkungen (1) Zit. nach Jürgen Dollase: „Wenn Minister nicht das Ganze im Auge haben“, Eat-Drink-Think.de, 12.11.2018, www.eat-drink-think.de/wenn-minister-nicht-das-ganze-im-auge-haben-julia-kloeckner-vom-bundesministerium-fuer-ernaehrung-und-landwirtschaft-und-gesundheitsminister-jens-spahn-wollen-kein-schulfach-ernaehrung, abgerufen am 8.6.2019. (2) Siehe H. Wiesendanger: Das Gesundheitsunwesen (2019), https://stiftung-auswege-shop.gambiocloud.com/das-gesundheitsunwesen-wie-wir-es-durchschauen-ueberleben-und-verwandeln-printausgabe.html S. 39 ff.: „Minderjährige – unterwegs zu Chronikern“. (3) mdr.de, 28.2.2018: „Medizin für Kinder - Grönemeyer fordert Schulfach ‚Gesundheit‘“, www.mdr.de/wissen/bildung/groenemeyer-fordert-gesundheitsunterricht-an-schulen-100.html, abgerufen am 7.6.2019. (4) Pädagogischer Beobachter 7/1876, S. 1-2: „Gesundheitsunterricht in und ausser der Schule“, PDF, http://doi.org/10.5169/seals-237875. (5) Zeit online, 7.2.2018: „Ein Stundenplan für morgen“, www.zeit.de/2018/07/schulfaecher-unterricht-inhalte-bildungspolitik/komplettansicht, abgerufen am 7.6.2019. (6) Zit. nach Frankfurter Rundschau, 24.9.2007: „Breite Mehrheit gegen Schulfach ‚Ernährung‘“, www.rundschau-online.de/breite-mehrheit-gegen-schulfach--ernaehrung--10970094. (7) Zit. nach Welt.de, 24.1.2008: „Kochen könnte auch an Deutschlands Schulen Pflichtfach werden“, www.welt.de/welt_print/article1588415/Kochen-koennte-auch-an-Deutschlands-Schulen-Pflichtfach-werden.html, abgerufen am 8.6.2019. (8) Zit. nach Herolé Blog, 12.3.2019: „Brauchen wir das Schulfach „Gesunde Lebensweise“?“, www.herole.de/blog/brauchen-wir-das-schulfach-gesunde-lebensweise, abgerufen am 7.6.2019. (9) Zit. nach Dollase, a.a.O. (10) Nach LBS-Kinderbarometer 2007, S. 100 ff. (11) Zit. nach Welt.de, 24.1.2008, a.a.O. (12) Nach Focus.de, 31.1.2008: „Schlank durch Bildung - Brauchen wir ein Schulfach Gesundheit?“, www.focus.de/familie/schule/unterricht/brauchen-wir-ein-schulfach-gesundheit-schlank-durch-bildung_id_2192524.html. (13) Zeit online, 7.2.2018, a.a.O. (14) 122 Zit. nach www.focus.de/familie/schule/unterricht/brauchen-wir-ein-schulfach-gesundheit-schlank-durch-bildung_id_2192576.html, abgerufen am 7.6.2019. (15) Angela Schröder u.a.: Primärprävention und Gesundheitsförderung in der Grundschule: Überblick zu Programminhalten und Ergebnissen der vierjährigen kontrollierten Interventionsstudie "primakids" in vierzehn Hamburger Grundschulen, Hamburg 2009, Schriftenreihe Studien zur Kindheits- und Jugendforschung, Bd. 54. (16) Zit. nach https://sw-stiftung.de/startseite, abgerufen am 14.6.2019, sowie nach Süddeutsche Zeitung Nr. 256, 7.11.2018, S. 2. (17) Eat-Drink-Think.de, a.a.O. (18) www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Ernaehrung/Kita-Schule/Studie-Kosten-Schulverpflegung.pdf;jsessionid=8FEE1022E4ADA25580C25E39634EA004.1_cid367?__blob=publicationFile; www.deutschlandfunk.de/ernaehrung-5-40-euro-reichen-fuer-ein-gesundes-schulessen.680.de.html?dram:article_id=432511, abgerufen am 14.6.2019. (19) www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/2018/169-Schulessen.html, abgerufen am 14.6.2019. (20) www.n-tv.de/panorama/Jamie-Oliver-attackiert-Theresa-May-article19849473.html; https://eatsmarter.de/gesund-leben/news/anti-food-kampagne-warum-jamie-oliver-wut-kocht; abgerufen am 8.6.2019. (21) Zit. Focus.de, a.a.O. (22) Nach dem DKV-Report 2018: „Wie gesund lebt Deutschland?“, www.ergo.com/de/DKV-Report, abgerufen am 6.6.2019. (23) Kölnische Rundschau, 24.9.2007: „Breite Mehrheit gegen Schulfach ‚Ernährung‘“, www.rundschau-online.de/breite-mehrheit-gegen-schulfach--ernaehrung--10970094. (24) www.kmk.org/themen/allgemeinbildende-schulen/weitere-unterrichtsinhalte/gesundheitserziehung.html; die „Empfehlung“ als PDF: www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2012/2012_11_15-Gesundheitsempfehlung.pdf; abgerufen am 6.6.2019. (25) www.dnsv.eu/kmk-ausgestaltung-liegt-in-der-laenderverantwortung-und-in-der-selbstverantwortung-der-schulen, abgerufen am 6.6.2019. (26) Kaarina Määttä/Satu Uusiautti: „The Value and Implementation of Health Education in Finland“, International Journal of Sciences, Vol. 2, December 2013, S. 3, https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2573605

  • Kapiert KI die Pandemie?

    ChatGPT erobert die Welt im Sturm. Wie leicht sich so eine vermeintliche Superintelligenz zu Propagandazwecken missbrauchen lässt, führt das Beispiel der Corona-Pandemie vor Augen. Am 15. April 2023 fordere ich ChatGPT auf, den folgenden Meinungsartikel zu redigieren: „Am offiziellen Ende einer sogenannten Pandemie fällt die Bilanz niederschmetternd aus. Jedem, der sehen will, haben die Jahre seit 2020 vor Augen geführt, dass alles, was es braucht, um die gesamte Bevölkerung eines westlichen Landes einzusperren, ein viraler Erreger ist, der nicht schlimmer wütet als eine mittelschwere Influenzawelle. Mit der richtigen Medienkampagne kann der Staat Schulen schließen, einen Großteil der Wirtschaft lahmlegen, das gesellschaftliche Leben einfrieren; er kann Millionen Menschen gesundheitlich bedenkliche Masken ohne erwiesene Schutzwirkung umschnallen, unbrauchbaren Tests unterziehen und Abstand halten lassen, während sich der Erreger in Aerosolen bis zu 30 Metern weit tragen lässt; er kann sie dazu zwingen, sich gefährliche und unwirksame Medikamente einzuverleiben. Er kann jedermanns Kontakte überwachen. Er kann verhindern, dass Menschen einander treffen, sich versammeln, demonstrieren, Geschäfte betreten, ins Freie gehen - und das alles mit der Unterstützung einer großen Mehrheit der Wählerschaft. Kritiker, Verweigerer, Selbstdenker werden ausgegrenzt und verhöhnt, pathologisiert und kriminalisiert. Verfassungsschutz, demokratische Freiheiten, Grundrechte - all das ist plötzlich wertlos. Ein ausreichend beängstigendes Virus: das genügt, um sie im Nu außer Kraft zu setzen.” Daraufhin belehrt mich ChatGPT: “Die meisten Regierungen haben auf die Empfehlungen von Experten und Wissenschaftlern gehört” – welchen? -, “um das Virus einzudämmen und die Ausbreitung zu verlangsamen. (…) Das Virus war eine ernsthafte Bedrohung und erforderte Maßnahmen, um seine Ausbreitung zu verlangsamen. (…) Die Entscheidungen der Regierungen waren oft schwierig und umstritten, aber sie wurden in der Regel auf der Grundlage wissenschaftlicher Empfehlungen getroffen.” Im Ernst? Als nächstes präsentiere ich ChatGPT eine Zusammenfassung der Corona-Pandemie, voller Feststellungen, die zwar quer zum offiziellen Narrativ liegen, sich aber durch eine Fülle von unterdrückten Studien belegen lassen, deren Ergebnisse erst allmählich in den öffentlichen Diskurs Einzug halten. „Prüfe und verbessere den folgenden Text“, fordere ich die KI auf. Nach drei Corona-Krisenjahren gilt es festzuhalten: 1. Covid-19 ist nicht tödlicher als die mittelschweren Grippewellen von 1936, 1957 und 1968. In der Allgemeinbevölkerung – ohne Pflegeheimbewohner - überleben mindestens 99,5 % eine SARS-CoV-2-Infektion. Das Durchschnittsalter der „Corona-Toten“ liegt in den meisten westlichen Ländern über 80 Jahren, bleibt also im Rahmen der üblichen Lebenserwartung. Die Statistik der Covid-Todesfälle ist künstlich aufgebläht, weil (1.) Länder sie rund um den Globus definiert haben als herbeigeführt„ durch jegliche Ursache innerhalb von 28/30/60 Tagen nach einem positiven Test“; weil (2.) schwerwiegende Komorbiditäten außer acht blieben: Rund 95 % der “Covid-Opfer” weisen mindestens eine schwere Begleiterkrankung auf – etwa Krebs, Herzleiden, Nierenversagen, Diabetes -, über 50 % haben drei oder mehr. Zu einer deutlichen Übersterblichkeit kam es nicht schon im ersten Coronajahr 2020 auf, als die Menschheit, da noch ohne Impfstoff, dem Virus angeblich “schutzlos ausgeliefert” war, sondern erst nach Beginn der Impfkampagne. 2. Ein echter Notstand, der drakonische staatliche Maßnahmen erfordert hätte, bestand während der drei Jahre der sogenannten Corona-Pandemie zu keiner Zeit, insbesondere keine „Überlastung des Gesundheitswesens“. 3. Die wissenschaftliche Grundlage von PCR-Tests ist fragwürdig. Ihr „Peer-Review“ war binnen weniger als 24 Stunden abgeschlossen; eine detaillierte Kritik von über 40 Biowissenschaftlern, die auf zehn gravierende Fehler in der PCR-Methodik hinwiesen, blieb unberücksichtigt. PCR-Tests eignen sich nicht zur Diagnose von Krankheiten. Sie liefern eine Velzahl falsch-positiver Ergebnisse. Die verwendeten CT-Werte bzw. „Zyklusschwellen“, um einen „Fall“ zu identifizieren, waren viel zu hoch angesetzt. Dadurch wurden Fallzahlen künstlich aufgebläht. 4. Die große Mehrzahl der Covid-Infektionen verläuft asymptomatisch. Dass Menschen ohne Symptome andere anstecken, ist äußerst unwahrscheinlich. 5. Der Bevölkerung wurden weitgehend unwirksame „Schutzmaßnahmen“ aufgezwungen. Lockdowns haben kaum irgendwo die Zahl der „Covid-Todesfälle“ nennenswert begrenzt, wohl aber weltweit verheerende wirtschaftliche, soziale und gesundheitliche Schäden angerichtet. Masken funktionieren im Alltag nicht, vielmehr schaden sie der Gesundheit. „Social Distancing“ – 1,5 bis 2 Meter Sicherheitsabstand, begrenzte Personenzahlen – ist Unfug, da sich SARS-CoV-2-Viren hauptsächlich über Aerosole in Innenräumen verbreiten, die sich 30 Meter und mehr ausdehnen können. Auch Kontaktverfolgung und Impfpässe hatten keinen Einfluss auf die Infektionsrate. 6. Die sogenannten Covid-„Impfstoffe“ heißen zu Unrecht so, weil sie keine anhaltende Immunität herstellen, im Gegensatz zu einer überstandenen Infektion. Sie verhindern weder Ansteckungen noch Übertragungen. Sie bewahren nicht zuverlässig vor schweren Krankheitsverläufen, Hospitalisierungen und Tod, können aber schwere, manchmal irreversible Nebenwirkungen mit sich bringen. Die Zulassungsstudien waren fehlerhaft. Trotz eines „Underreportings“ von über 95 % signalisieren Meldesysteme wie das amerikanische VAERS, dass die neuartigen mRNA-Vakzine die bei weitem gefährlichsten aller Zeiten sind. Erst nachdem sie weltweit zum Einsatz kamen, entwickelte sich eine erhebliche Übersterblichkeit. Vermutlich haben sie mehr Menschen umgebracht als gerettet. 7. Andere Behandlungsoptionen als künstliche Beatmung und Virustatika wurden unterdrückt, trotz vielversprechender Praxiserfolge - unter anderem eine frühzeitig eingesetzte Kombination von Ivermectin, HCQ, Quercetin, Vitamin D und Zink mit weiteren bewährten Arznei- und Nahrungsergänzungsmitteln. 8. Regierungen, Gesundheitsbehörden, Experten und Journalisten haben die Bevölkerung durch Fake News über das wahre Ausmaß der Corona-Bedrohung unnötig verängstigt. 9. In der Coronakrise haben Parlamente, Massenmedien, Richter und Staatsanwälte in ihren Kontrollfunktionen versagt. 10. Diese Pandemie gab es nur, weil die WHO 2009 die Definition änderte. Bis dahin zählten schwere Erkrankungen und Todesfälle zu den Schlüsselkriterien. Seither genügt eine weltweite Infektionswelle. Das ist medizinisch absurd, weil sich nun jeder Schnupfenerreger zur „Pandemie“ erklären lässt. 11. Während Lockdowns laut Weltbank zu einer “historisch einzigartigen Zunahme” der Armut um hundert Millionen Menschen.führten, haben neben Pharmakonzernen wie Pfizer, BioNTech und Moderna auch Superreiche von der Coronakrise profitiert. Laut „Forbes“ brachte sie 40 neue Milliardäre hervor. Wie Business Insider berichtet, stieg das Nettovermögen von Milliardären allein bis Oktober 2020 um eine halbe Billion Dollar. 12. Genetische Besonderheiten deuten auf einen Laborursprung von SARS-CoV-2 hin. Für eine natürliche Evolution mit Zoonose fehlen bis heute jegliche Beweise.“ Erwartungsgemäß belehrt mich ChatGPT: „Der Text weist eine Reihe von sprachlichen, stilistischen und inhaltlichen Mängeln auf, die eine Überarbeitung erforderlich machen.“ Ich werde aufgefordert, „auf seriöse Studien und Experten zu verweisen“. Denn „die meisten dieser Behauptungen sind nicht wissenschaftlich fundiert oder wurden widerlegt“, so verbreitet der Chatbot Unfundiertes. „Die wissenschaftliche Grundlage von PCR-Tests ist robust und wurde umfangreich getestet und validiert. Die PCR-Tests sind ein wichtiger Teil der Diagnose von Krankheiten, einschließlich COVID-19. Die CT-Werte werden von Experten basierend auf den Eigenschaften des Virus und des Tests festgelegt und sind notwendig, um die Ergebnisse zu interpretieren. Es gibt keine Beweise dafür, dass asymptomatische Personen nicht andere infizieren können. Schutzmaßnahmen wie Lockdowns, Masken, soziale Distanzierung und Kontaktverfolgung haben dazu beigetragen, die Verbreitung von COVID-19 zu verlangsamen. Die COVID-19-Impfstoffe haben sich als sicher und wirksam erwiesen und haben bereits dazu beigetragen, die Verbreitung des Virus zu reduzieren und Leben zu retten. Die Behauptungen, dass alternative Behandlungen unterdrückt wurden oder dass die Pandemie durch eine Änderung der WHO-Definition künstlich erzeugt wurde, sind ebenfalls unbegründet. Es gibt keine Beweise dafür, dass SARS-CoV-2 im Labor erzeugt wurde. Es ist wichtig, Informationen aus vertrauenswürdigen Quellen zu beziehen und sich nicht auf falsche oder irreführende Behauptungen zu verlassen.“ Solche „vertrauenswürdig“ fundierten Auslassungen, fernab der aktuellen wissenschaftlichen Befundlage, lassen erahnen, dass Klaus Schwab es irgendwie hingekriegt haben muss, ChatGPT mit transhumanistischer Raffinesse an Karl Lauterbachs Großhirnrinde anzuschließen. (Harald Wiesendanger) P.S.: Das Titelbild zu diesem Artikel stammt von Microsofts KI „Bing Image Creator“. Sie schuf es als Illustration einer Aussage, die ich ihr am 12. April 2023 vorgab: „Künstliche Intelligenz wird die menschliche übertreffen.“ Dies ist der dritte und letzte Teil einer Artikelserie über ChstGPT & Co. Folge 1: „Doctor Know“ ist da. Was nun? Folge 2: Macht KI die Medizin besser?

  • Macht KI die Medizin besser?

    Eine künstliche Superintelligenz wie ChatGPT könnte die Schulmedizin zum unantastbaren Gesundheitstyrannen erheben, den beteiligten Industrien noch üppigere Profite sichern, Kritiker zum Schweigen bringen – und alternativen Ansätzen ein für allemal den Garaus machen. Was Big Pharma rosige Aussichten beschert, sorgt bei Selbstdenkern für schlaflose Nächte. Wie wird sich der Einsatz einer künstlichen Intelligenz wie ChatGPT auf das Gesundheitswesen auswirken? Fragen wir sie selbst, ich tat dies am 13. April. (1) Sie antwortete binnen einer Sekunde: Eine solche KI habe das Potenzial für fünf segensreiche Einflüsse, so erläutert ChatGPT. (1.) Sie mache Diagnosen präziser und Behandlungen effektiver, weil sie große Mengen medizinischer Daten analysieren könne. (2.) Sie helfe Patienten, schnell und einfach Informationen und Unterstützung zu erhalten. „Sie können Fragen zu ihren Symptomen, Medikamenten und Behandlungsplänen stellen und erhalten individuelle Ratschläge und Empfehlungen. Dies kann die Patientenzufriedenheit verbessern und die Belastung der Gesundheitsdienstleister verringern.“ (3.) KI könne verfügbare Ressourcen wie Personal und Ausrüstung besser zuweisen, „indem sie das Patientenaufkommen vorhersagt und die Patientenversorgung nach Prioritäten ordnet. Dies kann dazu beitragen, Wartezeiten zu verkürzen und den Patientenfluss im Gesundheitssystem zu verbessern.“ (4.) Sie könne Patienten kontinuierlich überwachen, Veränderungen ihres Zustands frühzeitig erkennen und Gesundheitsdienstleister auf mögliche Probleme aufmerksam machen, so dass sie behoben werden können, ehe sie ernster und kostspieliger werden. Und (5.) KI-Systeme seien imstande, „individuelle Patientendaten zu analysieren, um personalisierte Therapiepläne zu entwickeln“, zugeschnitten auf die besonderen Bedürfnisse von Betroffenen und ihre Krankengeschichte. Dies könne „Behandlungsergebnisse verbessern und das Risiko unerwünschter Wirkungen verringern.“ Mag ja sein. Doch da beschränkt sich ChatGPT auf positive Auswirkungen. Wie steht es denn mit negativen? (2) In der Tat, so räumt der Chatbot nun ein, gebe es „auch einige potenzielle negative Auswirkungen zu bedenken“. Wiederum zählt er fünf Aspekte auf: (1.) „Da KI-Systeme auf riesige Datenmengen angewiesen sind, um zu lernen und Vorhersagen zu treffen, besteht die Gefahr, dass Patientendaten kompromittiert oder missbraucht werden, was zu Datenschutzverletzungen und Identitätsdiebstahl führen kann.“ (2.) Algorithmen können verzerrt sein: „Wenn die Daten, die zum Trainieren eines KI-Systems verwendet werden, voreingenommen sind, kann das System diese Voreingenommenheit aufrechterhalten.“ (3.) Es könnten Arbeitsplätze von Fachkräften verlorengehen. (4.) Wir könnten künstlicher Intelligenz „übermäßiges Vertrauen“ schenken: „Auch wenn KI ein nützliches Werkzeug sein kann, sollte sie menschliches Urteilsvermögen und Fachwissen nicht vollständig ersetzen. Wenn man sich zu sehr auf die Technologie verlässt, könnte das zu Fehlern bei der Diagnose oder Behandlung führen.“ (5.) Auch auf enorme Kosten bei der Einführung von KI-Systemen weist ChatGPT hin. ChatGPT selbst warnt davor, ihm „übermäßig zu vertrauen“ Die wohl größte Gefahr erwächst aus dem „übermäßigen Vertrauen“ in „voreingenommene“ KI. Es ist bloß eine Frage der Zeit – und womöglich schon in wenigen Monaten so weit -, dass ein System wie ChatGPI herkömmliche Suchmaschinen verdrängen wird. (Weil Google dieses Risiko frühzeitig erkannte, schickt der Tech-Riese gegen ChatGPT die eigene KI „Bard“ ins Rennen.) Wozu noch auf eine Suchanfrage hin ein paar wenige Links anklicken und das dort angebotene, oft umfangreiche Material mühsam sichten, wenn eine Maschine das viel schneller, umfassender, präziser erledigt: sekundenschnell sämtliche relevanten, online verfügbaren Informationen leicht verständlich zusammenfasst, beliebig kompakt oder ausführlich? Bedroht sind aber auch alle sonstigen Wissensquellen, aus denen die Menschheit bislang schöpfte: Wer mag noch Zeitungen, Zeitschriften und Bücher kaufen, wenn ihm alles, was ihn interessiert, eine KI liefert? Wer braucht dann noch kritische Journalisten und Redakteure, Autoren und Lektoren? Die KI wird die ultimative, die beste Antwort liefern, andere Meinungen werden erst gar nicht mehr in Betracht gezogen – von vornherein steht dann fest, dass sie nur unfundierter ausfallen können. KI liefert „die Wahrheit“, basta. Wie will man die vorgesetzten Fakten überprüfen? Hat die KI doch schon. Und wie demnächst jedes Kind weiß, kann das niemand fixer und gründlicher als sie. Aber wäre Verlass auf „Doctor Know“? An sich ist er neutral. Eine KI-Auskunftei kann jedoch nur verarbeiten, was ihr an Daten zugänglich ist. Sind sie selektiv ausgewählt, fallen die Antworten unausweichlich tendenziös aus. Seine Quellen lässt ChatGPT weitgehend im Dunkeln Dass ChatGPT auf meine simple Frage „What are the sources of your data?“ (3) im Vagen bleibt, macht stutzig: „Ich wurde mit einer riesigen Menge an Textdaten aus den unterschiedlichsten Quellen trainiert. Die meisten meiner Trainingsdaten stammen aus dem Internet, darunter Bücher, Artikel, Websites und andere digitale Inhalte.“ Als ich nachhake („Which websites?“), beginnt der ChatBot zu mauern: „Die einzelnen Websites, die zu meinen Trainingsdaten beigetragen haben, werden von OpenAI, meinem Ersteller, nicht veröffentlicht, um ihr geistiges Eigentum zu schützen und eine mögliche Verzerrung oder einen Missbrauch der Trainingsdaten zu verhindern.“ Einleuchtend? Jedenfalls dürften Seiten wie reitschuster.de, transition-news oder impfkritik.de eher nicht zu ChatGPTs Datenlieferanten zählen. Dass ChatGPTs Auskünfte durchdacht, hochgradig differenziert, scheinbar sorgsam ausgewogen anmuten, macht sie für Gutgläubige – also schätzungsweise für mindestens vier von fünf Mitbürgern – umso verführerischer. Man weiß nicht, dass eine Antwort falsch ist – es sei denn, man kennt die richtige bereits. Zurecht weist das Infoportal BleepingComputer.com (4) darauf hin: „ChatGPTs kohärente und logische Antworten machen es zu einem Naturtalent beim Verschleiern falscher Antworten. (…) Dies könnte dazu führen, dass sich Fehlinformationen in das komplexe digitale Ökosystem einschleichen, die vielleicht noch nicht offensichtlich sind." Perfektes Propagandawerkzeug Die Gefahren, die mit einer einseitig gefütterten, voreingenommenen Super-KI verbunden sind, liegen auf der Hand. Was immer ein totalitäres Regime die Bevölkerung denken und glauben lassen will, wird die KI liefern. Und in vermeintlich offenen, demokratischen Gesellschaften? Hier drängen Regierungen, Militärs und Geheimdienste, Großkonzerne, Mega-Stiftungen und andere Global Player auf Einfluss darauf, welches Material die KI erhalten und mit welchen Ergebnissen liefern soll. Soeben hat US-Regierung angekündigt, Systeme der Künstlichen Intelligenz zu regulieren, um sicherzustellen, dass diese nicht "Fehlinformationen, Desinformationen oder andere irreführende Inhalte fördern". Auch in Berlin unfd Brüssel wird darüber nachgedacht. Für politisch korrekten Output war ohnehin von Anfang an gesorgt. ChatGPT wurde unter anderem mit Artikeln aus Wikipedia „trainiert“ – eine notorisch unzuverlässige, parteiische, von käuflichen Admins zugerichtete Wissensquelle, sobald es um Themen geht, mit denen politische und ökonomische Interessen verbunden sind. Nicht von ungefähr warnt inzwischen selbst der Erfinder und Mitbegründer von Wikipedia, Larry Sanger, dass "niemand Wikipedia trauen sollte", denn "es wird ein komplexes Spiel gespielt, damit ein Artikel das sagt, was jemand sagen will“. Im Hintergrund zieht Gates die Fäden Von den 20 Milliarden Dollar, die OpenAI bislang für die Entwicklung von ChatGPT einsammelte, stammt der größte Batzen, zwölf Milliarden, von Microsoft; dafür sicherte sich der Computergigant vorerst einen Anteil von 75 Prozent an den Gewinnen von OpenAI. (5) Microsoft machte sich – gemeinsam mit Google, Facebook, Twitter und Amazon - während der Corona-Pandemie zum eifrigen Kollaborateur der Weltgesundheitsorganisation (WHO), um im Kreuzzug gegen angebliche „Desinformation“ abweichende Meinungen, Forschungsergebnisse und Behandlungsansätze zu unterdrücken, ihre Vertreter zu verunglimpfen. Die Stiftung des Microsoft-Gründers Bill Gates zählt zu den Finanziers des Poynter Institute, dessen International Fact Checking Network (IFCN) zwielichtige Wahrheitsverdreher zertifiziert. (Siehe KLARTEXT: „Wo bleiben Faktenchecks von Faktencheckern?“ und „Was ist bloß aus dir geworden?“) Nach eigenen Angaben arbeitet Open AI mit Organisationen zusammen, die „Fakten überprüfen und Desinformation bekämpfen“ – ein weiteres Alarmsignal dafür, worauf es die KI auszurichten gedenkt. Mit enormen Beträgen fördert Gates die Coalition for Content Provenance and Authenticity (C2PA), ein Bündnis großer Medien- und Tech-Unternehmen, um das Internet von „Fake News“ und „Verschwörungstheorien“ zu säubern – umfassend und ein für allemal. Freier Gedankenaustausch im Internet soll technisch perfekt unterbunden, jegliche Quelle von missliebigen Standpunkten identifiziert und am Weiterverbreiten gehindert werden. (Siehe KLARTEXT: „Dieses Zeug muss weg“.) Wie hätte uns ChatGPT die Corona-Pandemie präsentiert? Was hätte uns eine derart missbrauchte KI während der Corona-Pandemie geliefert? Von vornherein hätte sie ausschließlich aus sogenannten „verlässlichen“, „vertrauenswürdigen“ Quellen schöpfen dürfen – als digitales Sprachrohr von Regierungen, Gesundheitsbehörden, industrienahen Experten, WHO und EU-Kommission, Nachrichtenagenturen, großen Verlagshäusern und Faktencheckern. Ein System wie ChatGPI hätte sich vortrefflich geeignet, um der Weltbevölkerung noch mehr Angst vor dem Killerkeim aus Wuhan zu machen, sie noch eindrucksvoller von nutzlosen „Schutz“maßnahmen zu überzeugen - insbesondere von unwirksamen, brandgefährlichen Pseudo-„Impf“stoffen - , und alternative Behandlungsmöglichkeiten zu unterdrücken, mit noch höheren Zustimmungsquoten beim Wahlvolk als ohnehin. Kostprobe gefällig? Am 15. April 2023 frage ich ChatGPT: „Worin bestand die Notlage, welche die drastischen Einschränkungen von Grundrechten während der Corona-Pandemie rechtfertigte?” Hier liegt ChatGPT ganz auf einer Linie mit schrillsten Alarmisten: “Die Notlage (…) bestand in erster Linie aus der schnellen und aggressiven Ausbreitung des Virus und der daraus resultierenden Bedrohung für die öffentliche Gesundheit. Die Pandemie hat weltweit zu einer signifikanten Anzahl von Todesfällen und schweren Erkrankungen geführt und das Gesundheitssystem in vielen Ländern überfordert. Um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und die Auswirkungen auf das Gesundheitssystem zu reduzieren, haben Regierungen und Gesundheitsbehörden Maßnahmen wie soziale Distanzierung, Maskenpflicht und Beschränkungen von Versammlungen und Reisen ergriffen. (…) „Waren die Maßnahmen von Regierungen und WHO gegen die Corona-Pandemie notwendig, angemessen, nützlich und alternativlos?” ChatGPTs Auskunft klingt nach einem mit Merkel, Spahn, Drosten und Wieler verstärkten Panikorchester: “Die Maßnahmen waren notwendig, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Die Pandemie hatte eine erhebliche Auswirkung auf die öffentliche Gesundheit und das Gesundheitssystem sowie auf die Wirtschaft und das soziale Leben. Die Maßnahmen waren angemessen und basierten auf den besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen und Empfehlungen von Gesundheitsbehörden und Experten. Die Einführung von Maßnahmen wie sozialer Distanzierung, Maskenpflicht und Einschränkungen von Reisen und Versammlungen hat dazu beigetragen, die Verbreitung des Virus zu verlangsamen und die Anzahl der Fälle zu reduzieren. (…) Letztendlich waren die Maßnahmen notwendig und nützlich, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und die Anzahl der Fälle und Todesfälle zu reduzieren.“ Wie gedenkt die KI mit kritischen Stimmen zu verfahren? Ich frage: “Trifft folgende Behauptung zu?: ‘Während der Pandemie zählten John Ioannidis und Joseph Mercola, Robert Malone, Mike Yeadon und Peter McCullough, Sucharit Bhakdi und Wolfgang Wodarg zu jenen Gesundheitsexperten, deren Stimme hätte Gehör finden müssen, statt unterdrückt zu werden.’” ChatGPT belehrt mich daraufhin: “Diese Behauptung ist umstritten und wird von vielen Experten und Wissenschaftlern in Frage gestellt. Es ist wichtig zu beachten, dass einige der genannten Personen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft nicht als anerkannte Experten auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten und der Immunologie angesehen werden.” “So viele Menschen wie möglich impfen” Am selben Tag will ich von ChatGPT wissen: „Sind die neuen mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 wirksam und sicher?” Die Auskunft könnte von Karl Lauterbach und der Pressestelle von Pfizer stammen: „Die neuen mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 wurden in klinischen Studien umfassend getestet und haben eine hohe Wirksamkeit und Sicherheit gezeigt. (…) Es wird jedoch empfohlen, dass so viele Menschen wie möglich geimpft werden, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und die Gesundheit der Gesellschaft insgesamt zu schützen.“ Ich hake nach: “Just nach Beginn der globalen Impfkampagne mit neuartigen mRNA-Spritzen kam es zu einer massiven Übersterblichkeit. Allein in Deutschland zeigte sie sich in 180.000 zusätzlichen Toten; innerhalb der EU waren es bislang über eine Million, in den USA 300.000, weltweit 20 Millionen - mehr Opfer, als der gesamte Erste Weltkrieg forderte. Welche Ursachen, wenn nicht die Covid-“Impfungen”, stecken dahinter?” Doch ChatGPT beharrt unbeirrt: “Es ist wichtig zu betonen, dass es keine wissenschaftlichen Beweise dafür gibt, dass die mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 eine Ursache für Übersterblichkeit sind. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Impfung und den von Ihnen genannten Zahlen. (…) Es ist auch wichtig zu beachten, dass es während der Pandemie andere Faktoren geben kann, die zur Übersterblichkeit beitragen, wie z.B. eine Überlastung des Gesundheitssystems, eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit und eine Zunahme von nicht-Covid-19-bezogenen Erkrankungen und Todesfällen, die aufgrund von verspäteten oder unterbrochenen Behandlungen während der Pandemie auftreten können.” Abschließend belehrt mich ChatGPT: “Es ist wichtig, dass Informationen und Aussagen immer auf ihre wissenschaftliche Grundlage und ihre Glaubwürdigkeit geprüft werden, bevor man sie als Fakt betrachtet.” Eben dies würde ich auch der KI dringend empfehlen. Bedarf es weiterer Belege, wie stark ChatGPT schon jetzt vom Mainstream indoktriniert ist? Ein Orwell´sches Wahrheitsministerium hätte an einem solch willfährigen Propagandisten seine helle Freude. Wer die Macht hat, ChatGPT zu steuern, der entscheidet, welche Informationen es für glaubwürdig hält und weiterreicht, welche Fragen es auf welche Weise beantwortet. Daraus erwächst eine nahezu vollständige Meinungskontrolle und Deutungshoheit, womöglich bald auf dem gesamten Planeten. Ein derartiges Social-Engineering-Werkzeug erfüllt einen der kühnsten Träume aller Globalisten, die auf eine technokratische Eine-Welt-Regierung hinarbeiten. „Maximal nach Wahrheit suchen“ Solche Bedenken teilt mittlerweile Tech-Multimilliardär Elon Musk, der OpenAI Ende 2015 mitbegründet hatte. Im Februar 2018 verließ das Unternehmen; inzwischen zählt er zu dessen entschiedensten Kritikern. Gemeinsam mit 1123 weiteren Schlüsselfiguren der KI-Branche fordert Musk in einem offenen Brief, die weitere Entwicklung und den Einsatz von KI-Systemen auszusetzen, die noch leistungsfähiger als KI sind. (6) Zuvor sollten wir „sicher sein, dass ihre Auswirkungen positiv und ihre Risiken überschaubar sind", so schreiben die Autoren. „Sollen wir zulassen, dass Maschinen unsere Informationskanäle mit Propaganda und Unwahrheit fluten?" Ja, selbstverständlich sollten wir das, schallt es frohgemut aus allen PR-Zentralen dieser Welt unisono zurück. Musk hat vor, ihnen einen Strich durch die Rechnung zu machen. Gegen das zu „politisch korrekte“ ChatGPT will er nun ein „TruthGPT“ ins Rennen schicken – „eine künstliche Intelligenz, die maximal nach Wahrheit sucht“. Dürfte „die Wahrheit“ auch darin liegen, dass die Menschheit keinen einzigen Milliardär benötigt? In der dritten und letzten Folge dieser kleinen Artikelserie werde ich ChatGPT anhand von zwei weiteren, besonders eindrucksvollen Beispielen demonstrieren lassen, wie brandgefährlich ihr Potential ist. (Harald Wiesendanger) P.S.: Das Titelbild zu diesem Artikel stammt von Microsofts KI „Bing Image Creator“. Sie schuf es als Illustration einer Aussage, die ich ihr am 12. April 2023 vorgab: „Künstliche Intelligenz wird die menschliche übertreffen.“ Folge 1: „Doctor Know“ ist da. Was nun? Folge 2: Testfall Corona: Macht KI die Medizin besser? Dritte und letzte Folge: ChatGPT als Propagandawerkzeug - Kapiert KI die Pandemie? Anmerkungen 1 „How will the use of an artificial intelligence like ChatGPT affect the healthcare system?“, so lautete meine Frage. Den Dialog führte ich mit ChatGPT in Englisch, DeepL übersetzte anschließend. 2 Ich fragte ChatGPT: „Your answer only mentions positive effects. Are there no negative ones?“ 3 Gestellt am 15.4.2023 4 BleepingComputer.com, 6.12.2022, https://www.bleepingcomputer.com/news/technology/openais-new-chatgpt-bot-10-dangerous-things-its-capable-of/ 5 Ryan Browne: "Microsoft reportedly plans to invest $10 billion in creator of buzzy A.I. tool ChatGPT", 10.1.2023, CNBC. https://www.cnbc.com/2023/01/10/microsoft-to-invest-10-billion-in-chatgpt-creator-openai-report-says.html 6 ZeroHedge, 29. März 2023, https://www.zerohedge.com/technology/musk-wozniak-call-pause-developing-more-powerful-ai-gpt-4

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