Gift vom Himmel
- Dr. Harald Wiesendanger
- 5. Apr.
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Apr.
Regen hat aufgehört, Trinkwasser zu sein – weltweit. Das belegt eine bestürzende Studie schwedischer und Schweizer Wissenschaftler.

„Gesegneter Regen, … bade meine Seele und wasche mein Herz rein … Rausche, wehender Wasserschleier, der alles rein wäscht! Kein Sonnenwunder kommt dem Wunder des gesegneten Regens gleich“, schwärmte der tschechische Schriftsteller Karel Čapek (1890-1938) vor knapp einem Jahrhundert. (1)
Wer bis heute mitschwärmt, ist nicht auf der Höhe des Forschungsstands. Wie Forscher der Universität Stockholm und ETH Zürich in der Fachzeitschrift Environmental Science and Technology darlegen, gibt es auf der Erde inzwischen keinen Ort mehr, an dem Regenwasser die US-Grenzwerte für Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS), berüchtigte „Ewigkeitschemikalien“, noch unterschreitet – nicht einmal mehr in entlegensten Gegenden wie der Antarktis. „Basierend auf jüngsten Richtlinien von Gesundheitsbehörden müsste Regenwasser überall als nicht trinkbar eingestuft werden“, erklärt der Studienleiter Ian Cousins, Professor am Department of Environmental Science der Universität Stockholm.
PFAS sind eine Gruppe von Chemikalien, die das Risiko für Unfruchtbarkeit und Krebs, bei Kindern für Entwicklungsverzögerungen erhöhen. Und ständig werden neue gefährliche Wirkungen entdeckt (1) - von immuntoxischen bis hormonellen. PFAS kommen in der Natur nicht vor und bauen sich in der Umwelt niemals ab. Verwendet werden sie in Haushaltsgegenständen wie Lebensmittelverpackungen, Elektronik, Kosmetika und Kochgeschirr, weil sie hervorragende Antihaft- oder schmutzabweisende Eigenschaften aufweisen. Einmal freigesetzt, gelangen PFAS durch Verdunstung und Meeresgischt in die Atmosphäre und reichern sich im Regen an. Cousins spricht von einem praktisch irreversiblen Kreislauf zwischen Ozean, Luft und Niederschlag. Dabei gibt es regionale Hotspots: Zwar sind PFAS überall nachweisbar - selbst in Schneeproben vom Mount Everest -, aber höhere Werte treten nahe Industriestandorten und Ballungsräumen auf, z. B. um PFAS-Produktionsstätten. Doch selbst Proben aus unberührten Gegenden weisen PFAS-Belastungen auf, was auf globalen Ferntransport hindeutet.
Giftcocktail von oben
Darüber hinaus gelangen Schwermetalle wie Blei, Quecksilber und Cadmium ebenfalls in die Luft - durch Industrie, Verkehr und Verbrennung -, via Niederschlag werden sie ausgewaschen.
Auch viele Pestizide - Agrarchemikalien wie Herbizide, Insektizide, Fungizide - können aus Anwendungsgebieten verdunsten oder mit dem Wind verfrachtet werden; so gelangen sie in die Atmosphäre. Eine umfassende Studie im Auftrag der US-Regierung, Regenproben in den Agrargebieten von Mississippi und Iowa verglich, fand 37 verschiedene Pestizidwirkstoffe. Das massenhaft eingesetzte Glyphosat kam in 77 % der Proben vor.
Hinzu kommt Mikroplastik – winzige Kunststoffteilchen, kleiner als 5 Millimeter, zum Großteil im Nanobereich. In Schnee- und Regenproben finden sich teils tausende Partikel pro Liter: In der Arktis zählte man bis zu 14.400 Mikroplastik-Teilchen pro Liter Schnee, in Mitteleuropa sogar bis 154.000 /L. „Es regnet Plastik“, so betitelten Wissenschaftler 2019 treffend einen Bericht.
Nicht zu vergessen: die „klassischen“ Luftschadstoffe Stickoxide (NOx) und Schwefeldioxid (SO2). Im Regen führen sie zu Säurebildung - Salpeter- und Schwefelsäure – sowie Einträgen von Nitrat und Ammonium.
Dass längst auch Geoengineering insgeheim die Atmosphäre verpestet, bestreiten offizielle Stellen weiterhin entschieden, während auffällige Einzelmessungen, beobachtete Anomalien und anekdotische Berichte reichlich Anlass geben, misstrauisch zu sein. Online-Portale abseits des medialen Mainstreams führen erhöhte Aluminium- oder Bariumwerte im Regenwasser auf solche Maßnahmen zurück. Eindringlich warnen sie vor gesundheitlichen Folgen durch künstlich eingebrachte Schadstoffe aus dem Himmel. Unnatürlich erscheinende Kondensstreifen hinter Flugzeugen („Chemtrails“) stützen den Verdacht.
„Sie haben die Ordnungen übertreten“
Einst Inbegriff von Reinheit, hat Regenwasser inzwischen aufgehört, unbedenklich zu sein.
An einem einzigen Tag fallen 1,4 Milliarden Liter Regen auf unseren Planeten. Seit es Menschen gibt, haben sie darauf vertraut, dass sie Wasser vom Himmel unbesorgt zu sich nehmen können. In vielen Regionen ist es bis heute ein Hauptbestandteil der Trinkwasserversorgung: etwa auf Inseln in der Karibik und im Pazifik, wo Regenwasser gesammelt wird, weil es keine Flüsse und Seen gibt; in Hochland- und Bergregionen wie den Anden und dem Himalaya, wo Niederschlag Quellgebiete großer Flüsse speist, die stromabwärts Millionenstädte versorgen; in Monsun- und Regenwaldgebieten von Südostasien, Zentralafrika und dem Amazonasgebiet, wo hohe Regenmengen Flüsse, Seen und Grundwasserleiter füllen; in Trockengebieten wie der Sahel-Zone und Teilen Australiens, wo Regen selten fällt, dann aber intensiv genutzt wird, z.B. in Dämmen, Zisternen und Speicherteichen.
Die Bibel beschreibt vergiftetes Wasser als Zeichen von Strafe. In mehreren Textstellen spiegelt sich die Vorstellung, dass natürliche Ressourcen verderben können, wenn das Gleichgewicht mit Gott oder der Schöpfung gestört ist. „Sie haben die Ordnungen übertreten […]. Darum frisst der Fluch die Erde“ (Jesaja 24:4-6). „Darum spricht der Herr: […] Ich will ihnen […] Giftwasser zu trinken geben“ (Jeremia 9:14–15). Die Offenbarung (8:10-11) prophezeit ein kosmisches Gericht: „…und viele Menschen starben von den Wassern, weil sie bitter geworden waren“, also ungenießbar oder sogar tödlich.
Den Trend umkehren
Unausweichlich kommt die Apokalypse gottlob nicht. Manche Entwicklungen lassen hoffen, dass Regenwasser bald wieder sauberer sein wird - zumindest in bestimmten Regionen oder für einzelne Schadstoffgruppen:
· Die EU arbeitet – im Schneckentempo, aber immerhin - an einem generellen Verbot von über 10.000 PFAS-Verbindungen, das in den nächsten Jahren greifen könnte.
· Zu hoch, aber besser als gar keine: Verschärfte Trinkwasser-Grenzwerte führen dazu, dass Schadstoffe wie PFAS, Pestizide oder Mikroverunreinigungen intensiver überwacht und herausgefiltert werden müssen. Das erhöht den Druck auf Industrie und Landwirtschaft, sauberer zu produzieren.
· Verbote einzelner Pestizide - z. B. von Neonikotinoiden und Atrazin innerhalb der EU - haben bereits dazu geführt, dass einige davon nicht mehr im Regen messbar sind.
· Industrieanlagen und Kraftwerke setzen immer bessere Filter ein, z. B. für Quecksilber, Stickoxide, Ammoniak.
· In der Landwirtschaft werden zunehmend Techniken entwickelt, um Ammoniakemissionen zu senken – z. B. über Güllekühlung oder abgedeckte Lagerung.
· Der Rückgang von Schwefel- und Stickstoffverbindungen in den letzten Jahrzehnten hat den sauren Regen deutlich abgeschwächt. Ähnliches ist bei Blei gelungen, seit bleihaltige Kraftstoffe vom Markt verschwanden.
Solche Fortschritte belegen: Regenwasser wird nicht zwangsläufig dreckiger. Sofern politischer Wille und gesellschaftlicher Druck da sind, kann es auch wieder sauberer werden.
Aber: Viele neue Schadstoffe - PFAS, Mikroplastik, „moderne“ Pestizide - verbleiben ohne konsequentes Handeln weltweit im Wasserkreislauf. Über Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte.
Ebenso folgenschwer, und womöglich sogar irreversibel, können sich Geoengineering-Maßnahmen von übereifrigen Klimarettern auswirken. Bis Ende März 2025 haben 25 US-Bundesstaaten, unterstützt vom neuen Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr., Gesetzesinitiativen gestartet, um jegliches klimatechnische Herumpfuschen zu verbieten. Wegen "Desinformation", geblendet von „Verschwörungstheorien“? Offenbar stießen sie auf gute Gründe für ihren Vorstoß.
Invasion von Giftzwergen
Nicht nur im Regen und Trinkwasser, auch in der Atemluft, in unserer Nahrung, ja überall in der menschlichen Lebenswelt häufen sich künstlich erzeugte Minipartikel seit wenigen Jahrzehnten dramatisch an. Mikroplastik, Ultrafeinstaub, Nanoteilchen machen krank, chronisch und unheilbar, wenn wir sie über längere Zeit in uns aufnehmen und nicht mehr loswerden, sondern anreichern, in jedem Organ, jedem Gewebe. Sie töten uns. Sie gefährden den Fortbestand unserer Spezies. Warum nehmen wir sie nicht ernst genug?
So grundlegend sind manche Erfahrungen, dass sie sich tief ins kollektive Gedächtnis graben/einbrennen. Jede nächste Generation muss sie sich nicht erst von neuem aneignen, durch Versuch und Irrtum. Als Verhaltensprogramme bekommt man sie buchstäblich in die Wiege gelegt: über das Genom, über vorverschaltete Neuronennetze im Gehirn.
Häufig erwuchsen solche Urerfahrungen aus immer wiederkehrenden Situationen, in denen es um Leben oder Tod ging. Plötzlich tauchte eine Bedrohung auf – und es blieb keine Zeit, vor einer Reaktion erst noch anspruchsvolle kognitive Prozesse des Überprüfens, Bewertens und Entscheidens zu durchlaufen. In Sekundenbruchteilen musste klar sein: Fliehen? Kämpfen? Oder nichts tun?
Aus derartigen Urerfahrungen erwuchs beispielsweise die Faustregel „Je größer, desto gefährlicher“, wie auch ihr Gegenstück „Je kleiner, desto harmloser“. Vor großen Mammuts, vor ausgewachsenen Säbelzahntigern nahmen unsere fernsten Ahnen, wenn sie alleine und unbewaffnet waren, zurecht reißaus – nicht aber vor deren neugeborenem Nachwuchs. Rollte ein Felsbrocken auf sie zu, wichen sie ihm aus – nicht aber einem heranfliegenden Sandkorn. Bis in die Moderne wirken die Überlebensmaximen der Steinzeit verhaltensbiologisch nach. Überall auf der Welt, unabhängig von Rasse, Geschlecht und Kultur, reagieren Babies unwillkürlich gleich, wenn vor ihnen unvermittelt etwas Großes auftaucht oder im Nu riesenhaft anschwillt: Sie zeigen nicht Neugier und freudige Erwartung, sondern erschrecken, beginnen zu weinen, wenden den Kopf ab, suchen Schutz, versuchen sich wegzubewegen. Nur weil die Verknüpfung, die hinter diesen Reaktionen steckt, in den Köpfen unserer Spezies so tiefverwurzelt ist, war ein Blockbuster wie „King Kong“ möglich: Von der Bedrohlichkeit des Riesenhaften geht unser Unterbewusstsein so selbstverständlich aus, dass die blödsinnige Idee eines turmhohen Gorillas, der zärtliche Gefühle für ein feingliedriges Blondinenmenschlein entwickelt, Kinobesucher rund um den Globus fasziniert. Hätten sich die Israeliten hinter dem tollkühnen David mit seiner Steinschleuder versteckt, wenn ihnen Goliath gerade mal bis ans Knie gewachsen wäre?
Faustregeln haben es an sich, bloß im großen und ganzen zuzutreffen; sie lassen Ausnahmen zu. Somit wiegen sie uns stets in einer trügerischen Sicherheit, die brandgefährlich werden kann, wenn sie uns sorglos machen – sobald sie uns dazu verleiten, Bedrohungen zu übersehen, ihr Ausmaß fatal zu unterschätzen. Nicht der Wolf ist in unseren Breitengraden das gefährlichste Tier, sondern die Zecke.
Zu unseren schlimmsten Feinden zählen solche, vor denen uns kein Sinn warnt – wir sehen und hören, schmecken, riechen und spüren nichts, wenn sie uns angreifen. Bakterien und Viren, die kein Infizierter je wahrgenommen hat, sorgten für millionenfach mehr Tote als alle jemals stattgefundenen Kriege zusammengenommen.
Dem menschlichen Organismus blieben aber immerhin Hunderttausende von Jahren Zeit, sich an eine Umwelt voller mikroskopisch winziger Krankheitserreger anzupassen. Er entwickelte ein filigranes Abwehrsystem, das einen Großteil davon unschädlich macht. Um dem Rest beizukommen, entstanden vielerlei wirkungsvolle Medikamente.
Dieser Schutz, der immunologische wie auch der pharmazeutische, fehlt uns, um weitaus monströsere Bedrohungen abzuwehren: künstlich erzeugte Minipartikel, manche kaum größer als ein paar Atome. Seit wenigen Jahrzehnten häufen sie sich in der menschlichen Lebenswelt dramatisch an. Mikroplastik, Ultrafeinstaub, Nanoteilchen machen krank, chronisch und unheilbar, wenn wir sie über längere Zeit in uns aufnehmen und anreichern. Sie töten uns. Sie gefährden den Fortbestand unserer Spezies. Was können, was müssen wir gegen diese Giftzwerge unternehmen? Wie bändigen wir sie?
Zuallererst sollten wir: aufwachen. Falls Außerirdische seit längerem die Erde beobachten, kämen sie vermutlich zu dem Schluss: In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann auf diesem sonderbaren Planeten ein globales Experiment, mit allen Bewohnern, vom Säugling bis zum Greis, als unfreiwilligen Versuchskaninchen. Es widmet sich offenbar drei Fragen: Wie viele Schadstoffe aus den unterschiedlichsten Quellen – einschließlich Nahrung, Trinkwasser, Atemluft, Kleidung, Reinigungsmittel, Medikamente und Impfstoffe, tausenderlei alltäglicher Gebrauchsgegenstände - lassen sich dem menschlichen Organismus zuführen, bis auch der widerstandsfähigste chronisch erkrankt? Wie viel Profit lässt sich daraus gesundheitswirtschaftlich ziehen? Welcher Aufwand an Marketing, Lobbyarbeit und Korruption ist nötig, um Regierungen die schleichende Massenvergiftung geschehen zu lassen - und die Bevölkerungsmehrheit davon abzuhalten, dagegen aufzubegehren?
Nichts wird sich ändern, solange wir nicht damit beginnen. Das müssen wir bald, denn die Zeit wird knapp.
Anmerkungen
(1) In Das Jahr des Gärtners, Kapitel „Gesegneter Regen“ (1929).
(2) https://www.eea.europa.eu/publications/zero-pollution/cross-cutting-stories/pfas#:~:text=Of%20the%20relatively%20few%20well,2019; https://cen.acs.org/environment/persistent-pollutants/PFOA-rain-worldwide-exceeds-EPA/100/i27#:~:text=The%20EPA%20introduced%20the%20PFOA,PFAS%29%20later%20this
KLARTEXTE über Mikroplastik:
Kunststoff ist allgegenwärtig, schier unverwüstlich – und brandgefährlich, wenn er in unseren Körper gerät. Während die Industrie abwiegelt, Gesundheitsbehörden und Gesetzgeber zaudern, schlagen Wissenschaftler längst Alarm: Winzige Fasern und Bruchstücke aus Plastik, die wir ahnungslos über Trinkwasser und Nahrungsmittel, Atemluft und Haut aufnehmen, können chronisch krank machen.
Fünf Gramm Mikroplastik gerät pro Woche in unseren Körper. Binnen zwei Stunden nach Aufnahme dringen die Partikel ins Gehirn. Was richten sie dort an? Eine neue Studie weckt schlimmste Befürchtungen.
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