Im Ernst: Gegen Corona hilft Tee
- Dr. Harald Wiesendanger
- vor 19 Stunden
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Handelsüblicher Schwarztee inaktiviert das SARS-CoV-2-Virus innerhalb von 10 Sekunden um bis zu 99 % - ein weiteres Indiz dafür, wie leicht die Corona-Pandemie mit naturheilkundlichen Mitteln einzudämmen gewesen wäre.

Als Anfang 2020 rund um den Globus „Killerkeim“-Panik um sich zu greifen begann, war auch Malak Esseili beunruhigt: eine Virologin am Zentrum für Lebensmittelsicherheit im College of Agricultural and Environmental Sciences der University of Georgia in Griffin. Sofort begann sie nach Möglichkeiten zu suchen, sich und ihre Familie vor Corona zu schützen. “Ideal wäre etwas, das leicht erhältlich, einfach zuzubereiten und für die ganze Familie geeignet ist“, dachte sie.
Inspiriert von den Trinkvorlieben ihrer Kinder, wandte sich Esseili dem unscheinbaren Teeblatt zu. Ein kleiner Einkauf im örtlichen Supermarkt – und schon konnte ihr Forschungsprojekt beginnen.
„Das Corona-Virus besiedelt zunächst die Mundhöhle”, erläutert Esseili ihren Ansatz. “Dort vermehrt es sich, ehe es in die Lunge wandert. Deshalb sind Maßnahmen wichtig – insbesondere solche, die man schon vorbeugend zu Hause und ohne Arzt durchführen kann –, um die eindringenden Viren bereits im Mundraum zu reduzieren, damit gar nicht erst eine hohe Viruslast in die unteren Atemwege gelangt.» Wie verblüffend einfach dies gelingen kann, entdeckte Esseili gemeinsam mit ihrer Doktorandin Julianna Morris, als sie 24 verschiedene Tees auf antivirale Eigenschaften testeten.
Von jeder Teesorte bereiteten die Wissenschaftlerinnen Aufgüsse zu, in die sie für fünf Minuten bei 37 Grad Celsius das SARS-CoV-2-Virus mischten. Fünf Sorten, welche die Infektiosität des Erregers am deutlichsten verringerten, untersuchten sie weiter: In zwei Konzentrationen – 40 mg/ml und 10 mg/ml – mischten sie jeden Tee mit virushaltigem Speichel, teils eine Minute lang, teils bloß 10 Sekunden.
Wie sich herausstellte, war Schwarzer Tee am wirksamsten: Bei einer Konzentration von 10 mg/ml verringerte er die Infektiosität des Corona-Virus innerhalb von nur 10 Sekunden um sage und schreibe 99,9 %.
Grüner Tee, Minztee, Eukalyptus-Minz-Tee und Himbeerblätter-Hibiskusblüten-Tee reduzierten die Ansteckungsfähigkeit des Virus allerdings kaum weniger - um 96 bis 99 %.
Bei höherer Konzentration - 40 mg/ml - erreichten alle fünf Teesorten innerhalb von 10 Sekunden eine Reduktion von über 99,9 %.
Am ausgeprägtesten, zu 99 bis 99,9 %, schützten die Tees, wenn sie im Speichel zeitgleich mit der Virusinfektion wirken konnten. Im nachhinein reduzierten sie die Infektiosität um 94 bis 98 %, zuvor – also präventiv – um 68 bis 90 %.
Zur Zubereitung empfiehlt die Virologin, 10 Gramm Tee pro Liter Wasser 10 Minuten ziehen zu lassen – und ihn sich dann ohne Milch und Zucker einzuflößen, sei es als Getränk, als Mundspülung oder zum Gurgeln.
Worauf beruht die antivirale Wirkung der Tees? Esseili führt sie hauptsächlich auf sekundäre Pflanzenstoffe aus der Gruppe der Polyphenole zurück. Je mehr davon der Tee enthält, desto ausgeprägter mindert er die Virusinfektiosität.
Wie das? Einige Polyphenole greifen unmittelbar in den Replikationszyklus des Virus ein: Manche hemmen Enzyme, ohne die es sich nicht vermehren kann; andere blockieren sein Andocken an ACE2-Rezeptoren; weitere binden an das Spike-Protein oder an den ACE2-Rezeptor, wodurch sie das Virus daran hindern, in die Wirtszelle einzudringen. Über diese direkten antiviralen Wirkungen hinaus stärken Polyphenole das Immunsystem; sie mildern übermäßige Entzündungsreaktionen; sie fördern die Aktivität von Interferonen und natürlichen Killerzellen, wodurch die Viruslast sinkt.
Und wie steht es mit dem zweiten Eintrittsweg des Virus in den Körper, über die Schleimhäute der Nase? Nasensprays aus Tee könnten sie schützen.
Mutwillig verpasste Chancen
Was wäre wohl aus der Corona-Pandemie geworden, wenn Gesundheitsbehörden der Bevölkerung von Pandemiebeginn an derart simplen Selbstschutz empfohlen hätten – in Verbindung mit weiteren Maßnahmen, die ebenso leicht und vergleichsweise billig einzusetzen gewesen wären? Mit antiviralen Mundspülungen wie Betaisodona „hätten wir niemals einen Lockdown gebraucht“, versicherte frühzeitig der Hygiene-Experte Prof. Klaus-Dieter Zastrow, als alle Welt der Killerkeim-Panik verfallen war. Auch vernebeltes Wasserstoffperoxid hätte SARS-CoV-2 zuverlässig den Garaus gemacht - nicht nur auf Oberflächen sowie in Aerosolen von Innenräumen, sondern auch im Körper von Infizierten. Um die körpereigene Abwehr zu stärken, hätten zusätzlich Vitamin C und D sowie Mineralstoffe wie Zink massenhaft zum Einsatz kommen können. Über Tee hinaus wirken vielerlei weitere Pflanzenstoffe entzündungshemmend und immunmodulierend: von Quercetin über Resveratrol bis Thymian, Salbei und Süßholzwurzel.
Die Coronajahre boten der Natur- und Erfahrungsheilkunde eine historische Chance, wie ein Phönix aus der Asche aufzusteigen. Aber sie durfte nicht. Dem Milliardengeschäft mit wenig wirksamen, nebenwirkungsreichen „Impf“stoffen und antiviralen Medikamenten wie Remdesivir, Molnupiravir und Paxlovid hätte sie den Super-GAU beschert.
Quelle
Morris, J.N., Esseili, M.A.: „Screening Commercial Tea for Rapid Inactivation of Infectious SARS-CoV-2 in Saliva“. Food Environ Virol16, 159 170 (2024), https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38294673/; siehe auch Reynolds JL: „Can a cup of tea keep COVID away? Study demonstrates that certain teas inactivate SARS-CoV-2 in saliva“, MedicalXpress, April 2024, https://medicalxpress.com/news/2024-04-cup-tea-covid-teas-inactivate.html
Weitere Literatur zum Thema „Natur- und Erfahrungsheilkunde gegen Covid-19”:
Traditionelle Medizin und Heilpflanzen gegen Corona
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Vitamin C zum Schutz vor SARS-CoV-2 und zur Behandlung von COVID-19 Vitamin C zum Schutz vor SARS-CoV-2 und zur Behandlung von COVID-19Diese Übersichtsarbeit beschreibt klinische Studien zu hochdosierter Vitamin-C-Therapie bei COVID-19, insbesondere in China, Italien und den USA. Vitamin C wird als kostengünstige, nebenwirkungsarme Option mit antiinflammatorischer und antiviraler Wirkung diskutiert. Auch weitere Mikronährstoffe wie Vitamin D, A, Omega-3, Selen und Zink werden erwähnt. Quelle: Dr. med. Uwe Gröber, Deutsche Zeitschrift für Onkologie, 2020. Link: https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC7481539/
Barber, M. S., Barrett, R., Bradley, R. D., & Walker, E. (2021): "A naturopathic treatment approach for mild and moderate COVID-19: A retrospective chart review", Complementary Therapies in Clinical Practice, 45, 101486. DOI: 10.1016/j.ctcp.2021.101486, Volltext (PMC) Diese Studie beschreibt eine retrospektive Auswertung von 30 COVID-19-Patienten, die mit einer Kombination aus Mikronährstoffen, pflanzlichen Präparaten und Probiotika behandelt wurden. Die Therapie war gut verträglich und zeigte Hinweise auf klinischen Nutzen, was weitere Studien rechtfertigt.
Luo, L., Jiang, J., Wang, C., Fitzgerald, M., Hu, W., Zhou, Y., ... & Wang, M. H. (2020): "Current Prevention of COVID-19: Natural Products and Herbal Medicine". Frontiers in Pharmacology, 11, 588508. DOI: 10.3389/fphar.2020.588508 Volltext Diese Übersichtsarbeit fasst aktuelle Erkenntnisse zu pflanzlichen und natürlichen Präventionsstrategien gegen COVID-19 zusammen, einschließlich antiviraler Effekte von Flavonoiden und traditionell eingesetzten Heilpflanzen.
Silveira, D., Prieto-Garcia, J. M., Boylan, F., Estrada, O., Fonseca-Bazzo, Y. M., Jamal, C. M., ... & Heinrich, M. (2020): "COVID-19: Is There Evidence for the Use of Herbal Medicines as Adjuvant Symptomatic Therapy?" Frontiers in Pharmacology, 11, 581840.DOI: 10.3389/fphar.2020.581840 Volltext Die Autoren bewerten Nutzen und Risiken von 39 Heilpflanzen, die traditionell bei Atemwegserkrankungen eingesetzt werden, darunter Eibisch, Myrrhe, Süßholz, Efeu und Holunder. Für einige Pflanzen wird ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis bei leichten Symptomen gesehen.
Kavitha, T., Aruchunan, M., Pandian, P. S., & Venkateswaran, S. T. (2022): "Integrated yoga and naturopathy on cardiovascular functions and mental health in a patient with COVID-19: A case report", Journal of Ayurveda and Integrative Medicine, 13(3), 100642. DOI: 10.1016/j.jaim.2021.100642 Volltext (PMC) Fallbericht zu positiven Effekten von Yoga und Naturheilkunde auf Herz-Kreislauf-Funktionen und psychische Gesundheit bei COVID-19.
Raghavendra, B. R., & Telles, S. (2022): "Recommendation of yoga and naturopathy intervention for the management of post covid syndrome". Journal of Ayurveda and Integrative Medicine, 13(3), 100643.DOI: 10.1016/j.jaim.2021.100643Volltext (PMC)Überblick über Yoga- und Naturheilverfahren zur Behandlung des Post-COVID-Syndroms.
Übersicht über klinische Studien zu alternativen Therapien für Covid-19:
Saha, T., & Paul, S. (2022): "Clinical Trials on Alternative Medicines for COVID-19", Studies in Health Technology and Informatics, 294, 234-235. DOI: 10.3233/SHTI220740 Volltext (PDF) Diese Arbeit listet laufende und abgeschlossene klinische Studien zu pflanzlichen Präparaten, Nahrungsergänzungsmitteln und Vitaminen gegen COVID-19 auf. Eine Übersicht der Studiennummern findet sich auf clinicaltrials.gov und im GitHub-Repository.