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- Warum nützt Psychotherapie?
Soweit Psychotherapie wirkt: Weshalb tut sie das? Wenn Profis mit unterschiedlichsten Vorgehensweisen und Theorien weitgehend gleich viel erreichen, kann ihr Erfolgsrezept wenig damit zu tun haben, was sie während ihrer jeweiligen Ausbildung gelernt haben. Worin besteht es dann? Aus dem “Dodo-Bird-Paradox” folgt: Der Ertrag verschiedener Psychotherapierichtungen hängt kaum bis gar nicht davon ab, auf welchen Wegen er erzielt wird. Also muss er auf anderen Faktoren beruhen: solchen, die sie alle gemeinsam haben, allen Abgrenzungsgefechten zum Trotz. Der Forschungsstand hierüber lässt an Eindeutigkeit kaum zu wünschen übrig: Den Ausschlag geben sogenannte unspezifische Wirkfaktoren, wie Fachleute sie nennen. Psychotherapie, egal welche, gelingt nur dann, wenn die Hauptbeteiligten, der Behandler ebenso wie der Behandelte, mehrerlei dazu beitragen: Auf den Klienten kommt es an Der Hilfesuchende profitiert am ehesten, wenn er fähig und willens ist, sich zu verändern. Er ist zuversichtlich, dass der Therapeut ihm helfen kann und will. Er vertraut ihm. Er ist offen. Er hegt keine überzogenen Erwartungen, rechnet nicht mit einer blitzschnellen, vollständigen Genesung biblischen Ausmaßes. Den äußeren Rahmen der Behandlung, das healing setting, empfindet er als geeignet, angemessen und angenehm. Er sieht wesentliche Bedürfnisse durch die Therapie befriedigt. Er spürt Wertschätzung, fühlt sich angenommen und verstanden, entwickelt ein Gefühl von Zusammengehörigkeit. Die vorgeschlagene Erklärung seines Problems macht er sich zueigen. Er akzeptiert die eingesetzte(n) Methode(n). Von seinem Umfeld, einschließlich seiner wichtigsten Bezugspersonen, lässt er sich nicht beirren. Er ist kooperativ, übernimmt Therapieziele und strebt sie beharrlich an. Was einen guten Psychotherapeuten auszeichnet Und wie steht es mit dem Helfer? Sein Einsatz nützt, wenn es ihm gelingt, Sympathie und Vertrauen des Klienten zu gewinnen. Er ist optimistisch und vermittelt seine Zuversicht überzeugend. Er gibt sich nicht streng, distanziert und kalt, sondern freundlich, zugewandt, warmherzig und emotional beteiligt. Er strahlt Sicherheit, Gelassenheit und Erfahrung aus. Er wirkt offen und ehrlich. Das Problem benennt er in einer Weise, die dem Klienten einleuchtet. (Ob die Diagnose tatsächlich zutrifft, ist zweitrangig.) Er stellt dessen Problem in den Vordergrund und bietet für es eine Erklärung an, die der Klient nachvollziehen kann: einen einleuchtenden Mythos. (Ob sie stimmt, ist unerheblich.) Er wirkt nicht abwesend, sondern bei der Sache; nicht verkrampft, sondern entspannt. Er ist empathiefähig, das heißt, er kann die Perspektive des Hilfesuchenden übernehmen, sich in ihn hineinversetzen und einfühlen. (Dazu mehr im Band 4 meiner Schriftenreihe Psycholügen: Stochern im Nebel.) Er versteht es, ein lebendiges Gespräch in Gang zu bringen und aufrechtzuerhalten. Er setzt keine Leichenbittermiene auf, sondern gibt sich humorvoll. Er motiviert dazu, am therapeutischen Prozess mitzuwirken; der Hilfesuchende soll zum bewussten, aktiven Selbstheiler werden, kein untätig Aufnehmender bleiben. Dabei berücksichtigt der Helfer persönliche Stärken des Hilfesuchenden; er ermutigt ihn dazu, sie sich bewusst zu machen, zu nutzen und stolz darauf zu sein: Fähigkeiten, Erfahrungen, Interessen und positive Charaktereigenschaften. (Sozialwissenschaftler sprechen von Empowerment.) Er bringt ihm Wertschätzung entgegen und stärkt sein Selbstwertgefühl, statt ihn wegen Schwächen und Fehlern schlechtzureden. Er vermittelt den Eindruck, aufmerksam zuzuhören und interessiert Anteil zu nehmen. Unvorhergesehenen Situationen und überraschenden Wendungen im Therapieverlauf passt er sich flexibel an. Missverständnisse räumt er behutsam aus. Beim Einsatz von Methoden, beim Anbieten von Deutungen erweist er sich als kreativ. Es gelingt ihm, dem Klienten eine neue Sichtweise auf das Problem zu vermitteln und Hinweise zu geben, wie er es aus eigener Kraft bewältigen kann. Er führt ihm Chancen vor Augen, zeigt Auswege auf. Er fördert tragfähige soziale Beziehungen. Nichts von alledem überfordert Laienhelfer grundsätzlich. Nichts von alledem kann der Profi nur dank eines wissenschaftlichen Studiums. Nichts von alledem kann er erst, seit er Prüfungen bestanden hat. Nichts von alledem kann er anschließend besser als vorher. Stimmt die Beziehung? Nicht minder kommt es auf die Qualität der Beziehung an, die Helfer und Hilfesuchender zueinander aufbauen. Auf ihr gemeinsames Ziel hin, eine innere Belastung zu beseitigen, vollziehen sie miteinander ein Ritual, über dessen Spielregeln sie sich einig sein müssen. Gleichgültig, wieviel Wirkungsmacht Psychotherapien von ihren Anhängern zugetraut wird: Eine wie die andere scheitert, wenn die Hauptbeteiligten, Helfer und Hilfesuchender, einander misstrauisch, ablehnend, feindselig gegenüberstehen. Wenn sie nicht recht ins Gespräch miteinander kommen. Wenn einer, oder gar beide, hinsichtlich der Erfolgsaussichten schwarz sehen. Sie scheitert, wenn der Hilfesuchende mit der gestellten Diagnose nichts anfangen kann, ihm die angebotene Erklärung seines Problems nicht einleuchtet, die eingesetzten Methoden widerstreben. Sie scheitert, wenn ihm sein Therapeut unsicher, desinteressiert, teilnahmslos, gleichgültig vorkommt. Sie scheitert, wenn er seine Mitwirkung verweigert, täuscht und lügt. Der entscheidende Faktor ist bei jeder beliebigen Psychotherapie nicht etwa der Anwender, sondern der Behandelte – an ihm liegt es, die eigentliche Arbeit zu leisten. Wie in der Medizin allgemein, so gilt auch in der Psychotherapie: Jegliche Heilung ist letztlich Selbstheilung. Der Klient muss fähig und willens sein, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen, andernfalls scheitert auch der vielversprechendste Ansatz. Der Therapeut kann Anregungen, Rückmeldungen und Ratschläge geben, neue Ideen einbringen, auf Bewährtes hinweisen, Fehleinschätzungen berichtigen, neue Perspektiven eröffnen, Handlungsoptionen aufzeigen, motivieren, vor Risiken und Gefahren warnen – das eigene Denken, Fühlen, Handeln verändern kann letztlich nur der Klient selbst. Darüber hinaus unterschätzen viele Psychoprofis, wie wichtig sogenannte „Unterstützungsnetze“ - Support Networks - im sozialen Umfeld sind. Konflikte in der Partnerschaft und Familie, aber auch Ärger am Arbeitsplatz, anhaltende Spannungen im Freundeskreis, im Verein, in der Gemeinde, in der Nachbarschaft können Fortschritte erschweren, verhindern oder zunichte machen. (1) „Vierzig Prozent der Unterschiede in Behandlungsergebnissen gehen auf Faktoren außerhalb der Behandlung zurück“, schätzt der US-Therapieforscher Michael J. Lambert. (2) Psychotherapie scheitert zuverlässig, wenn das soziale Umfeld alle Bemühungen zunichte macht. Leistungsunterschiede zwischen Therapeuten, gleich welcher Schule, haben demnach so gut wie nichts mit der Methode zu tun, die sie bevorzugen. Hauptsächlich rühren sie daher, dass ihre Persönlichkeitsmerkmale und sozialen Fähigkeiten sie unterschiedlich geeignet machen, Belastete auf ihrem mühseligen Weg zu begleiten. Die Eignung hierzu muss keineswegs notwendig auf besonders positiven Charaktereigenschaften beruhen. Mitunter kriegen es ausgesprochene Hallodris und Scharlatane besonders gut hin, Hilfesuchende zu Veränderungen zu bewegen, wenn sie den Alleswisser geben, der mit sonorer Stimme von oben herab Durchhalteparolen ausgibt. Seit Sigmund Freud, dem unübertroffenen Charismatiker, tummeln sich in der Seelenheilkunde etliche solcher gewiefter Psychodirigenten. Allgemeine Wirkfaktoren befähigen Laienhelfer – wie “Auswege”-Camps lehren Allgemeine Wirkfaktoren (3) erklären, warum viele Laien psychisch Belasteten ebensogut helfen können wie Psycho-Experten: Die Kompetenzen, auf die es dabei ankommt, erwirbt ein jeder von uns nicht erst in Universitäten und Akademien, sondern von Kindesbeinen an, im Laufe seiner Sozialisation. Die Fähigkeit, solche Faktoren in die Behandlung einzubringen, zeichnet Laienhelfer in den Therapiecamps meiner Stiftung Auswege aus. Mit einem Durchschnittsalter deutlich über Fünfzig und mittleren zwanzig Jahren Praxis bringen sie jede Menge Erfahrung im Umgang mit Hilfesuchenden mit. Auf die Bedürfnisse, Fragen, Sorgen und Ängste von Patienten gehen sie vorbildlich ein, wie Auswertungen von abschließend ausgefüllten Fragebögen belegen: Über 98 Prozent der Campteilnehmer charakterisieren ihre Helfer darin als „sicher“, „geduldig“, „höflich“, „einfühlsam“ und „ermutigend“, nehmen sie als „kompetent“, „vertrauenserweckend“, „bescheiden“, „überzeugend“ und „unaufdringlich“ wahr. Ebensoviele würden sie deshalb „uneingeschränkt weiterempfehlen“. Gleichermaßen dickes Lob ernteten Christine, Ulrike, Verena und Regine, vier ausgebildete, erfahrene Psychotherapeutinnen, wie auch Gisa und Milan, zwei erfahrene Fachärzte für Psychiatrie. Jene „Auswege“-Camps, an denen sie mitwirkten, bereicherten sie enorm: allerdings nicht in erster Linie durch Informationsvorsprünge dank überlegenen Fachwissens und psychotechnischer Raffinesse, sondern durch ihre herzliche, einfühlsame Art, mit Hilfesuchenden umzugehen, gepaart mit Selbstsicherheit und Erfahrung – durch Vorzüge indes, die andere, vermeintlich unqualifizierte Teammitglieder nicht minder einzubringen verstanden. Unter den vielerlei Zutaten, die zusammen das Erfolgsrezept der „Auswege“-Camps ausmachen (4), geben diese allgemeinen Wirkfaktoren vermutlich den Ausschlag. Von der Eröffnungsveranstaltung an prägen sie das Miteinander aller Beteiligten durchgängig. Atemberaubend rasch lassen sie eine Atmosphäre entstehen, deren Intensität mich jedesmal aufs Neue fasziniert und bewegt. Ein Blick auf die offiziellen Programmpunkte eines typischen Camptags, mit bis zu fünf Einzelterminen für jeden Teilnehmer bei verschiedenen Teammitgliedern, verleitet deshalb zu falschen Schlüssen. Beraten und behandelt werden unsere Patienten und ihre Angehörigen im Grunde nicht bloß vier- bis fünfmal 30 bis 60 Minuten pro Tag – eine einzige Heilsitzung findet statt, und sie dauert zwei Drittel des ganzen Tages, ohne Pause: beginnend am frühen Morgen, mit dem gemeinsamen Frühstück ab acht Uhr, bis kurz vor Mitternacht, wenn sich die letzten Gesprächsrunden im Anschluss an das Abendprogramm aufgelöst haben. 15 bis 16 Stunden lang wird ununterbrochen geheilt: von den 15 bis 20 Teammitgliedern, aber auch von den 20 bis 30 Patienten samt Angehörigen, gleich welchen Alters. Miteinander bilden sie eine heilsame Gemeinschaft, in der jeder reichlich zurückbekommt, was er einbringt: Aufmerksamkeit, Anteilnahme, Zuwendung, Mitgefühl, Wohlwollen, Wertschätzung. Diese Mixtur bringt binnen einer Woche die meisten psychisch Belasteten eher ins Gleichgewicht als alle vorherige, oft jahrelange professionelle Betreuung – mehr als etliche mehrwöchige Klinikaufenthalte, als diverse, oft jahrelange Psychotherapien, als nebenwirkungsreiche Medikamente. Führt das nicht eindrücklich vor Augen, wieviel mehr angewandte Seelenheilkunde erreichen könnte, wenn sie aus den Therapiecamps der Stiftung Auswege lernen würde, worauf es dabei am allermeisten ankommt? Was Psychotherapie wirksam erscheinen lässt Vielen Patienten, denen unstrittig eine professionelle Psychotherapie außerordentlich gut getan hat, mag eine derartige Sichtweise unerhört vorkommen, ja geradezu absurd. „Ohne meinen Therapeuten wäre ich bis heute ein seelisches Wrack, vielleicht würde ich nicht mehr leben“, sagen manche. „Weder mein Lebensgefährte noch irgendein Verwandter, nicht einmal meine allerbesten Freunde hatten mir zuvor helfen können.“ Aber solche subjektiven Gewissheiten sind womöglich voreilig. Zum einen ist nie auszuschließen, dass dankbare Patienten einem der meistverbreiteten Fehlschlüsse erliegen: post hoc ergo propter hoc – „weil es mir nach der Therapie besser ging, muss es mir ihretwegen besser gegangen sein“. Sie verkennen, dass selbst schwerstes seelisches Elend im Laufe der Zeit von alleine abklingen kann. „Die Zeit heilt alle Wunden“, so versichert der Volksmund, und darin steckt durchaus ein Quentchen Wahrheit. Intensitätsschwankungen kennzeichnen die allermeisten psychischen Störungen. Zum Psychotherapeuten eilt man im Befindlichkeitstief, und auch ohne ihn ginge es früher oder später höchstwahrscheinlich wieder aufwärts. Ferner könnte die Besserung von therapiebegleitenden Umständen herrühren, mit denen die Behandlung überhaupt nichts zu tun hatte: beispielsweise eine neue Partnerschaft, Veränderungen am Arbeitsplatz, ein Wohnungswechsel, familiäre Ereignisse, einschneidende Begegnungen und Erfahrungen, eine glückliche Fügung, eine unverhoffte Chance. Die Unterlegenheit des Laienhelfers: eine “self-fulfilling prophecy”? Im übrigen pflegt kaum ein Klient spezifische und allgemeine Wirkfaktoren auseinanderzuhalten. Der mit Abstand wichtigste allgemeine Faktor ist er selbst: Seine Bereitschaft, sich auf die Therapie ein- und von ihr verändern zu lassen, gibt letztlich den Ausschlag. Wenn Betroffene in ihrem unmittelbaren sozialen Umfeld nicht jene Hilfe fanden, für die sie ihren Therapeuten lobpreisen, so möglicherweise deshalb, weil sie Menschen, die ihnen nahestehen, eine solche Hilfe gar nicht erst zutrauten. Therapeuten genießen bei psychisch Belasteten im allgemeinen einen gewaltigen Vertrauensvorschuss. Wenn deren Überlegenheit, wie erläutert, herzlich wenig von irgendwelchen Techniken und Theorien herrührt: woher dann? Des Rätsels Lösung liegt zum Teil in einem Placebo-Effekt: Erst der feste Glaube des Patienten, Psychotherapie bringe mehr, macht sie deutlich wirkungsvoller als das, was mancher Laie an Rat und Unterstützung anzubieten hätte. Entscheidend ist der Entschluss, die Erfolgserwartung des Therapeuten zu übernehmen und ihn für kompetent genug zu erachten, eine effektive Behandlung hinzukriegen. Dazu verleiten all jene Statusmerkmale, die Profis Laien voraushaben: Sie haben Psychologie oder Medizin studiert, können neben der theoretischen auch eine ausgiebige praktische Ausbildung vorweisen, tragen akademische Titel, müssen folglich hochqualifiziert sein. Psychotherapie ist schließlich ihr Beruf. Sie empfangen Hilfesuchende in besonderen Räumlichkeiten mit besonderem Ambiente. Neben ihrer Türklingel hängt ein mehr oder minder ansprechendes Praxisschild. In ihren Bücherregalen stapelt sich Fachliteratur. Ins Gespräch streuen sie imposantes Fachchinesisch ein. Im Gesundheitswesen gelten sie als geachtete Akteure, auch der Herr Doktor empfiehlt sie mitunter, häufig kommen Krankenkassen für die Kosten auf. Sie treten mit dem Selbstbewusstsein von Sachverständigen auf, erstellen Befundberichte, Gutachten und Rechnungen auf ansprechenden Briefbögen, beeindrucken mit Visitenkarten und Flyern. Aber, um dies nochmals zu unterstreichen: Wie die Therapieforschung der vergangenen Jahrzehnte lehrt, ist in Wahrheit kein einziges dieser Merkmale aussagekräftig. Bedeutsam wird es erst als Gutgläubigkeit förderndes Drumherum. Warum neigt der Problembelastete trotzdem dazu, einen Profi dem Laienhelfer vorzuziehen? Zum Placebo-Effekt gesellen sich etliche weitere Gründe, die meisten rühren von Kurzschlüssen aus unhinterfragten Vorurteilen her, die im Zeitalter der Expertokratie geradezu dogmatisch gelten: Profis seien kompetenter. Ihre Ausbildungen und Diplome bürgten für Qualität. Von Berufs wegen hätten sie mehr Erfahrung. Sie könnten besser feststellen und erklären, was mit ihm los ist. Sie verfügten über weitaus wirksamere Techniken, seinem Problem beizukommen. Weder er noch seinesgleichen könnten beurteilen, was ihm fehlt. Massenmedien schüren unkritisch solche Überzeugungen, Mitmenschen sorgen für zusätzlichen Druck. Ausgangspunkt des kurzen Wegs zum professionellen Helfer ist eine Kapitulation vor dem Zeitgeist: Man erklärt sich einverstanden damit, sein Lebensproblem als psychische Krankheit definieren, sich zum Patienten erklären zu lassen. Wer krank ist, wird zum Fall für die Medizin; wer psychisch krank ist, für den ist das Fachgebiet Psychiatrie zuständig - und fürs nichtmedikamentöse Behandeln eine ihrer Hauptsäulen, die Psychotherapie. Dass sie Teil des offiziell anerkannten Gesundheitssystems ist, verschafft ihr Glaubwürdigkeit und Autorität. Sich ihr auszuliefern und unterzuordnen, sie die Verantwortung für sich übernehmen zu lassen, ist eine nachvollziehbare Tendenz von Menschen, die sich in akuten Lebenskrisen, erst recht bei chronischen Seelentiefs damit überfordert wähnen, mündige Bürger zu bleiben. Sie fühlen sich inkompetent, ratlos und schwach, und keines Laien Schultern sind breit genug, ihnen beim Anlehnen so viel vermeintliche Sicherheit zu vermitteln, wie das jemandem gelingt, der sich selbstbewusst traut, als Experte aufzutreten, weil alle ihn dafür halten. (Harald Wiesendanger) Dieser Text ist ein Auszug aus Harald Wiesendanger: Psycholügen, Band 3: Seelentief: ein Fall für Profis?, Schönbrunn 2017, 2. erw. u. aktualisierte Aufl. 2024; 124 S., auch als PDF. Die Folgen dieser Serie („Helfen Psycho-Profis wirklich besser?“) 1 Reichlich erforscht: Viele Laien können mehr 2 Unter den Teppich gekehrt 3 Vogel Dodo beim Wettlauf der Psychotechniker 4 Wie viel bringt Psychotherapie wirklich? 5 Warum nützt Psychotherapie? 6 Warum manche Laien die besseren Therapeuten sind 7 Hochstapler unter Hochstaplern 8 Psychotherapie als Gefahrenherd 9 Nase vorn: Was viele Profis besser können – und weshalb 10 Pragmatismus statt Lobbyismus - Für eine weise Psycho-Politik Anmerkungen 1 S. M. Monroe/D. F. Imhoff/B. D. Wise/J. E. Harris: „Prediction of psychological symptoms under high-risk psychosocial circumstances: Life events, social support, and symptom specificity“, Journal of Abnormal Psychology 92/1983, S. 338–350. 2 Michael J. Lambert: „ Implications of outcome research for psychotherapy integration“, in J. C. Norcross/ M. R. Goldstein (Hrsg.): Handbook of Psychotherapy Integration, New York 1992, S. 94-129. 3 Siehe Jerome D. Frank: Persuasion and Healing. A Comparative Study of Psychotherapy (1961), 3. Aufl. Baltimore 1991. Franks „unspezifische Wirkfaktoren“ finden sich weitgehend wieder bei Hilarion G. Petzold: „Integrative Therapie – Transversalität zwischen Innovation und Vertiefung. Die Vier Wege der Heilung und Förderung’ und die ‚14 Wirkfaktoren’ als Prinzipien gesundheitsbewusster und entwicklungsfördernder Lebensführung“, Integrative Therapie 3/2012. 4 Siehe Harald Wiesendanger: Heilzauber oder was? Das Erfolgsgeheimnis der „Auswege“-Camps, Schönbrunn 2014. Titelbild: Drazen Zigic/Freepik
- Wie viel bringt Psychotherapie wirklich?
Dass professionelle Seelenhilfe nützt, steht für Fachkreise außer Frage. Zweifel daran werden als völlig absurd und wissenschaftlich widerlegt abgetan. Zu Unrecht. „Die Psychotherapie zählt zu den wirksamsten Verfahren der Medizin”, so versichert uns ein Autorenteam um Professor Ulrich Schnyder, als Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsspitals Zürich und Ex-Vorsitzender dreier Branchenverbände in Fachkreisen eine große Nummer, in der Zeitschrift Der Nervenarzt. Eindrucksvolle Behandlungseffekte seien mittlerweile „für fast alle psychiatrischen Störungsbilder wissenschaftlich belegt“. (1) „Psychotherapie ist wirksam“, verbreitet natürlich auch die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) und fügt hinzu: „Je länger, desto besser.“ Sie verweist auf „viele kontrollierte Studien“, in denen „der Nachweis“ für die Wirksamkeit von Psychotherapie „bei nahezu allen psychischen Erkrankungen erbracht wurde“ (2) Als Beweis führt sie ein aufwändiges „Qualitätsmonitoring“ aus dem Jahr 2011 an, mit 1708 Patienten und 400 Psychotherapeuten, in Auftrag gegeben von der Techniker Krankenkasse: Bei 65 Prozent sei „eine Abnahme der Problematik“ zu verzeichnen gewesen. (3) Wow. Eine solche Quote würde sogar bewährte medizinische Maßnahmen bei körperlichen Erkrankungen in den Schatten stellen, wie etwa eine Bypass-Operation bei verstopften Blutgefäßen oder Medikamente gegen Arthritis. Alles in allem scheint glasklar: Psychotherapie wirkt. Zu diesem Ergebnis kam unter rund 250 große Überblicksarbeiten zum Forschungsstand bezüglich ihres Nutzens immerhin fast jede vierte. (4) Kein Lehrbuch versäumt, auf diese angeblich solide Datenlage hinzuweisen. Die ganze Wahrheit verfehlen solche Eigenlobhudeleien, gelinde gesagt, nicht bloß haarscharf, sondern kilometerweit. Die vorgeblichen Beweise zerbröseln im Härtetest wie luftige Kekse unter kräftigem Daumendruck. Dürftige Beweislage Das erlebte beispielsweise Steven Hollon, ein namhafter Therapieforscher von der Vanderbilt-Universität in Nashville, Tennessee. (5) Gemeinsam mit zwei niederländischen Kollegen nahm er unter die Lupe, was an wissenschaftlichen Bestätigungen für die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) bei Depressionen vorliegt: ein Behandlungsansatz, der Patienten dazu bewegen soll, düstere bis rabenschwarze Gedanken über sich und die Welt durch realistischere zu ersetzen und am Leben aktiv teilzunehmen. In den siebziger Jahren aufgekommen, gilt KVT inzwischen als „Goldstandard für die Behandlung zahlreicher Störungen“. (6) Hollons Team nahm sich sämtliche 55 Studien zur kognitiven Verhaltenstherapie bei Depressionen vor, welche der National Health Service (NHS), die oberste Gesundheitsbehörde der USA, zwischen 1972 und 2008 gefördert hatte. Dabei kam reichlich “Underreporting” zum Vorschein: Die Ergebnisse fast jeder vierten Studie waren nie publiziert worden. Warum verschwieg man sie? Auf Nachfrage bei den jeweiligen Studienleitern kam heraus: In den unveröffentlichten Untersuchungen hatte die KVT erheblich schlechter abgeschnitten als in den bekanntgewordenen. Würden alle ausgewertet, so müsste man die glänzende Erfolgsbilanz deutlich nach unten berichtigen – sie fiele noch schlechter aus als die fürs Verabreichen von Antidepressiva. Damit nicht genug: Die vermeintlich erfolgreichen Therapiestudien erschlichen sich ihre prächtige Statistik überwiegend durch methodische Schlampereien. Da wurden Versuchspersonen der Behandlungs- oder Vergleichsgruppe nicht streng randomisiert zugeteilt, durch einen unabhängigen Dritten, einen Zufallsgenerator oder versiegelte Umschläge. Daten wurden nicht „blind“ ausgewertet, also von jemandem, der über die Gruppenzuteilung nichts wusste. Man berücksichtigte nur diejenigen Patienten, die von Anfang bis Ende teilgenommen hatten, anstatt auch jene einzubeziehen, die vorzeitig ausgestiegen waren. Nach demselben Maßstab erwiesen sich von 115 weiteren Depressionsstudien 104 als schlecht gemacht. Dafür glänzte ihr Zahlenwerk: Psychotherapie schien jedem zweiten Depressiven zu helfen. Eher das Gegenteil bewiesen die elf einwandfrei durchgeführten Untersuchungen: Nur einer von acht Patienten profitierte. (7) Dieses Manko bleibt keineswegs auf die Behandlung von Depressionen beschränkt. „Die Fachliteratur zur Psychotherapie“, so räumt der Gesundheitspsychologe James Coyne von der niederländischen Universität Groningen ein, „ist derzeit von zu schlechter Qualität, als dass sie eine verlässliche Hilfe für Therapeuten, Patienten und Verantwortliche in den Entscheidungsgremien wäre.“ (8) Vangelis Evangelou kann da nur zustimmen. Im Jahr 2017 knöpfte sich der griechische Statistiker von der Universität Ioannina mehr als 247 Meta-Analysen von 5157 scheinbar hochwertigen Forschungsarbeiten über Psychotherapieffekte vor: sogenannte “kontrollierte” Studien (RCTs). 196 dieser Überblicksarbeiten waren zu dem Ergebnis gekommen, Psychotherapie habe signifikante positive Wirkungen. Evangelou interessierte sich vor allem für den Studienaufbau und das Kleingedruckte. Dabei fander zahlreiche Hinweise für Verzerrungen: Vielekleinere Studien vermeldeten Erfolge, die sich in größeren nicht bestätigen ließen. Führte ein Vertreter einer bestimmten Psychotherapieform die Studie selbst durch, so erschien sie erheblich wirksamer, als wenn andere sie prüften. Nur weniger als zehn Prozent der analysierten Studien wiesen keine derartigen Verzerrungen auf. (9) Aufgehübschte Erfolgsbilanz Dem Aufhübschen der Statistik dient eine oft bevorzugte Methode zur Datenerhebung: Die eine Hälfte der Versuchspersonen wird sofort behandelt, die andere kommt zunächst auf eine Warteliste, sie dient als Vergleichsgruppe. Die erzwungene Warterei tut aber nicht gut: Sie frustriert und legt den Hingehaltenen nämlich nahe, vorerst sei keine Besserung zu erwarten, weil die Therapie ja erst noch folgt. Das erzeugt fatalerweise einen Nocebo-Effekt (lat. „es wird mir schaden“), die dunkle Kehrseite des Placebo-Effekts. Schon allein dadurch wächst die gemessene Wirkdifferenz zwischen Behandlungs- und Vergleichsgruppe. Ein weiterer Dreh, um mit Statistik Eindruck zu schinden: Wer vorzeitig aussteigt, wird einfach nicht mitgezählt. Eingerechnet werden nur diejenigen, die bis zum Ende am Ball bleiben und anschließend bereit sind, Rückmeldung zu geben. Damit fällt immerhin jeder Fünfte unter den Tisch. (10) Therapieabbrüche können etliche Gründe haben: Geld wird knapp, man zieht um, zu einem anderen Profi ist der Weg kürzer, eine körperliche Erkrankung kommt dazwischen. Manchmal fühlt sich der Behandelte so viel besser, dass er weitere Sitzungen für überflüssig hält. Doch am häufigsten machen Hilfesuchende nicht weiter, weil die „Chemie“ zwischen ihnen und dem Therapeuten nicht stimmt, seine Bemühungen nichts bringen oder sich ihr Zustand gar verschlechtert. Damit nicht genug: Verzögerte Misserfolge erfasst ein Großteil der Studien gar nicht erst - Verschlimmerungen, zu denen es jenseits des Beobachtungszeitraums kommt. Was ist ein dickes Patientenlob am Ende der allerletzten Sitzung wert, wenn es den Betreffenden schon bald danach wieder elend geht? (11) Nachuntersuchungen beheben das Manko nur teilweise: Wer hat schon mehrere Monate später noch Lust darauf, sich von Wissenschaftlern ausgiebig interviewen zu lassen? Die Stabilgebliebenen wohl eher als jene, die sich weiterhin mies fühlen, wenn nicht gar bedrückter denn je. Bezeichnender Generationseffekt Noch dünner wird das Eis, sobald man ältere Effektstudien zu einzelnen Psychotherapien mit jüngeren vergleicht. Diese Mühe machten sich die norwegischen Therapieforscher Tom Johnsen und Oddgeir Friborg von der Universität Oslo. Die beiden nahmen sich 70 Studien zu den vermeintlichen Segnungen der kognitiven Verhaltenstherapie vor, die seit Ende der siebziger Jahre erschienen waren. (12) In den ersten Untersuchungen glänzte das Verfahren – zumindest auf dem Papier. Doch von da an ging es zügig bergab, mittlerweile hilft es nur noch halb so gut. Weshalb? Die frühesten Studien wurden weniger streng durchgeführt, unliebsame Ergebnisse eher unter den Teppich gekehrt. Die beteiligten Therapeuten zählten zur „ersten Generation“: Sie hatten die Therapie mitentwickelt oder noch von den geistigen Urhebern vermittelt bekommen. In ihrer Aufbruchstimmung, ihrer Euphorie, ihrem oft missionarischen Eifer behandelten sie durchweg engagierter, begeisterter, hingebungsvoller. Ihre Nachfolger hingegen waren eher darauf aus, sich geflissentlich an die methodischen Vorgaben zu halten, die ihnen die Gründergeneration eingeschärft hatte – auf Kosten von Intuition, Spontaneität, Kreativität, Flexibilität, Authentizität und Empathie. Davon abgesehen wissen heutige Patienten, dank Dr. Google, erheblich mehr über Grenzen und Schwächen von Psychotherapien. Darunter leidet vielfach ihr Vertrauen, ihr Glaube an Wirksamkeit und Nutzen des Angebotenen. Es leidet zurecht. So dürftig Psychotherapie tatsächlich abschneidet, sobald Wirkungsforschung sie auf den stellt – im Praxisalltag nehmen sich ihre behaupteten Erfolge noch kümmerlicher aus. Denn die allermeisten Untersuchungen finden an Universitätskliniken und Hochschulinstituten statt, wo Patienten sorgfältig vorausgewählt werden. Multimorbide – solche, die gleichzeitig an mehreren Störungen leiden – dürfen zumeist gar nicht erst mitmachen. Dabei sind gerade sie in der Praxis die Regel, therapeutisch stellen sie viel schwerer zu knackende Nüsse dar. Ist unentbehrlich, was sparen hilft? Wie kann man an wissenschaftlicher Psychotherapie zweifeln, wo sie doch prima sparen hilft? So argumentiert Jürgen Margraf, Professor an der Uni Basel, nachdem er 54 Studien mit insgesamt über 13.000 Patienten ausgewertet hatte, die in der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts über Kosten und Nutzen ambulanter Psychotherapie erschienen waren. (13) “Dabei”, so fand er, “wurde in 95 % der einschlägigen Studien eine bedeutsame Kostenreduktion durch Psychotherapie festgestellt, in 86 % zeigte sich zudem eine Netto-Einsparung”, also ein “positives Kosten-Nutzen-Verhältnis nach Abzug der Psychotherapiekosten”. In 76 % der berücksichtigten Studien “war Psychotherapie gegenüber medikamentösen Strategien überlegen”. All dies ist erfreulich und lobenswert, lässt aber eine unverschämte Frage offen: Hätten 54 Studien über Kosten und Nutzen von Selbsthilfegruppen für psychisch Gestörte erheblich niedrigere Prozentzahlen ergeben? Trügerische Umfragewerte Alles in allem ist es mit der „wissenschaftlich erwiesenen“ Wirksamkeit von Psychotherapie also nicht weit her. Wie Metaanalysen der vorliegenden klinischen Studien übereinstimmend belegen, bessern sich bei 30 bis 50 Prozent der Patienten die Beschwerden überhaupt nicht, während sie eine Psychotherapie in Anspruch nehmen, und bei noch weniger, wenn diese schon ein paar Wochen zurückliegt. Bei fünf bis zehn Prozent verschlechtert sich ihr Zustand schon, während sie sich noch in Behandlung befinden. (14) Obwohl in den vergangenen Jahrzehnten Hunderte neuer Therapieverfahren hinzukamen, hat sich an diesen belämmernden Verhältnissen nichts geändert. Derart in der Zwickmühle, verweisen Fachkreise mit Vorliebe auf schmeichelhafte Umfragen unter Patienten. Denn letztlich komme es ja darauf an, was die Hilfesuchenden selbst von Psychotherapie halten, nachdem sie sich darauf eingelassen haben. Wenn ihr Leidensdruck nachlässt oder sich gar verflüchtigt: Ist es nicht das, was letztlich zählt - das Befinden, viel mehr als irgendein Befund? Auf den ersten Blick schinden die vorgelegten Zahlen wahrlich Eindruck. So versicherten Anfang 2012 in einer Erhebung unter 2129 ehemaligen oder momentanen Psychotherapie-Patienten ab 14 Jahren mehr als zwei Drittel, durch die Behandlung kämen sie mit ihren Problemen besser zurecht. Weitere 13 Prozent erklärten, ihre Schwierigkeiten hätten sich sogar gänzlich verflüchtigt. (15) Unter all jenen, die sich einer Psychotherapie unterziehen, geht es nach eigenen Angaben 70 bis 80 Prozent besser als denen, die nichts unternehmen - eine stattliche Quote, findet der klinische Psychologe Sven Barnow, Professor an der Universität Heidelberg. Immerhin übertreffe sie die Erfolgsraten von Chemotherapie bei Brustkrebs (11 Prozent) und Aspirin zur Vorbeugung von Herzinfarkten (7 Prozent). „Psychotherapie wirkt sehr gut“, schlussfolgert er. (16) Unter 1212 Erwachsenen, die sich ambulant – also nicht tagesklinisch oder stationär - psychotherapieren ließen, äußerte sich in einer Umfrage der Universität Leipzig 2011 die deutliche Mehrheit rückblickend ebenfalls überaus zufrieden: 70 Prozent können seither besser mit Stress umgehen, 74 Prozent empfinden mehr Lebensfreude, 69 Prozent bewerten ihr Selbstwertgefühl als gestärkt, 67 Prozent fühlen sich auch körperlich wohler. Jeder Zweite gibt an, dank Psychotherapie sei er beruflichen Anforderungen wieder eher gewachsen. (17) Zwei Monate nach deren Abschluss liegt die Besserungsrate immer noch nahe 50 Prozent. (18) Womöglich noch höher? Sage und schreibe „80 Prozent der Patienten erfahren eine wesentliche Linderung ihrer Symptome“, verbreitet der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs). (19) Ganz schön beachtlich, oder nicht? Wie überhaupt bei Umfrageergebnissen, so lohnt sich auch hier ein gründlicher Datencheck. Wie lautete die Fragestellung genau? Auf welche Weise wurde befragt? Wie wurde ausgewertet? Als Vorzeigestudie dient der Bundespsychotherapeutenkammer eine Erhebung der Stiftung Warentest von 2011 mit knapp 4000 Teilnehmern. (20) Demnach stufen 77 Prozent der psychisch Kranken, ehe sie eine Psychotherapie beginnen, ihren Leidensdruck als „sehr groß“ oder „groß“ ein; nach Abschluss der Behandlung sind es nur noch 13 Prozent. 61 Prozent versichern, seither könnten sie alltäglichen Stress leichter bewältigen. 53 Prozent geben an, am Arbeitsplatz seien sie leistungsfähiger geworden. Fast jeder Vierte ist mit seinem Psychotherapeuten „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“. (21) Wie fein. Was die Kammer wohlweislich verschweigt: Die Umfrage war alles andere als repräsentativ, sie fand online statt. An solchen Erhebungen beteiligt sich am ehesten, wer dazu besonders motiviert ist – und das sind Hochzufriedene, die sich von argem Leidensdruck befreit wähnen und ihren Erlösern überaus dankbar sind, bestimmt eher als jene, bei denen sich nichts Nennenswertes getan hat. Alles in allem ergibt sich aus Befragungen im therapeutischen Alltag ein noch blamableres Bild von Psychotherapie, als klinische Studien nahelegen. Dieser ernüchternde Befund bestätigte sich, als ein Forscherteam der Berliner Humboldt-Universität um die Psychologin Jenny Wagner mehr als 4000 Schüler und Studenten vier Jahre lang begleitete. Fast 300 von ihnen hatten währenddessen eine Psychotherapie gemacht. Überrascht stellte Wagner fest: “Sie haben beschrieben, dass sie seither emotional instabiler sind, mehr Ängstlichkeit haben in ihrem Alltag, dass sie sich weniger gut einlassen können auf andere Menschen. Das sind also wirklich negative Effekte gewesen, die wir da gesehen haben. Wir haben auch einen Anstieg in Depressionen zum Beispiel gesehen und eine Abnahme in Lebenszufriedenheit.“ Weil ihm diese Ergebnisse unglaublich vorkamen, untersuchte Wagners Team zusätzlich, wie Psychotherapie bei einer anderen Gruppe wirkt, nämlich älteren Amerikanern. Aber “auch da haben wir diese negativen Effekte auf die Persönlichkeitsentwicklung gesehen.“ (22) Viel Tamtam, kaum Substanz Mächtig Tamtam veranstaltet die Psychobranche um „die größte jemals durchgeführte Psychotherapie-Studie“, 2015 durchgeführt. (23) Ein britisch-amerikanisches Forscherteam erfasste dabei nicht weniger als 26.430 Patienten zwischen 16 und 95 Jahren, die im Laufe von zwölf Jahren von 1400 britischen Psychotherapeuten behandelt worden waren. Am häufigsten litten sie unter Ängsten (56 %) und Depressionen (39 %), an Konflikten in ihren Beziehungen (39 %) und am Arbeitsplatz (23 %), an geringem Selbstwertgefühl (34 %), einem schwerwiegenden Verlust (23 %) oder einem Trauma, etwa nach sexuellem Missbrauch (15 %). Im Schnitt fanden acht Therapiesitzungen statt. Inwieweit halfen sie? Um das herauszufinden, kam der „CORE-OM“ zum Einsatz (24): ein 34-teiliger Fragebogen zur Selbsteinschätzung, bezogen auf die Bereiche subjektives Befinden, psychische Symptome, Funktionstüchtigkeit (functioning) im allgemeinen und insbesondere in sozialen Beziehungen; zudem wurde eine Risikoabschätzung verlangt. (In welchem Maße stellt der Patient für sich selbst und Andere eine Gefahr dar?) Heraus kamen grandiose Zahlen: Nicht weniger als 60 Prozent der Befragten fühlten sich bei Therapieende „bedeutend besser“, weitere 23 Prozent zumindest ein bisschen. Bloß 19 Prozent ging es unverändert schlecht. Sogar nur bei 1,3 Prozent verschlimmerte sich die psychische Verfassung. Derlei Zahlenwerk glänzt – solange unhinterfragt bleibt, wie sich die Untersuchungsstichprobe zusammensetzte. Dazu hatte sich das Forscherteam aus einer 1993 aufgebauten Datenbank bedient, der CORE National Research Database. Aus ihr wählten sie in einem ersten Schritt rund 105.000 Patienten aus, deren Psychotherapeuten zwischen 1999 und 2011 ein Bewertungsformular (assessment form) eingereicht hatten. All diese Patienten sollten bei Beginn und unmittelbar nach Abschluss ihrer Therapie den CORE-OM-Fragebogen ausfüllen. Versäumten sie das, so kamen sie erst gar nicht in die Auswertung – immerhin fast jeder Zweite, knapp 50.000. Diese Vorauswahl verzerrt das Gesamtbild aber gewaltig: Wenn jemand bei Therapieende nicht wie gewünscht Daten abliefert, so deshalb, weil er es gar nicht erst abwartete. Wer aber vorzeitig reißaus nimmt, tut dies zumeist, weil ihm die Behandlung enttäuschend wenig bis gar nichts gebracht hat. Berücksichtigt man diese Aussteiger, so schrumpft die imposante 60-prozentige Besserungsquote schlagartig auf die eher kümmerliche Hälfte. Immerhin: 30 bis 50 Prozent Zufriedene ergeben doch immer noch einen stattlichen Leistungsbeleg, oder nicht? Eher nein. Wenn es jedem dritten bis zweiten Psychotherapierten nach zwei Monaten besser geht, so geht es der anderen Hälfte, wenn nicht gar zwei Dritteln, weiterhin gleich schlecht oder noch schlechter als zu Beginn. Da sich unter allen mutmaßlich Behandlungsbedürftigen nur jeder Fünfte überhaupt auf professionelle Seelenhelfer einlässt, wirft das Schicksal der restlichen 80 Prozent drängende Fragen auf. Was wird aus ihnen, wo sie doch so dringend in fachkundige Obhut gehören? Versinken sie für den Rest ihres jämmerlichen Daseins in einem schwarzen Loch? Verlängert sich ihre Psychopein endlos, weil sie die Segnungen moderner Seelenheilkunde ahnungslos, starrköpfig und törichterweise verschmähen? Besserungsresistenzen kommen innerhalb wie außerhalb von Praxen und Kliniken vor, draußen wohl etwas öfter als drinnen, aber gewiss nicht in übermäßiger Zahl. Unbehandelte erwartet im allgemeinen eher einer von drei Krankheitsverläufen: Bei der ersten Gruppe löst sich die Bedrückung irgendwann von selber auf, nach bloßem Abwarten. Anderen kommt jene schon erwähnte Charaktereigenschaft zugute, die Psychologen Resilienz nennen: eine psychische Robustheit, mit der erlernte Fähigkeiten verbunden sind, Krisen trotz schwieriger Bedingungen zu meistern. Sie helfen, sich zusammenzureißen, sich nicht gehen zu lassen, die Zähne zusammenzubeißen, ein Befindlichkeitstief tapfer und zuversichtlich durchzustehen. Einer dritten Gruppe kommt die Unterstützung durch vertraute Laien in ihrem näheren sozialen Umfeld zugute, die mit großem Geschick und Einfühlungsvermögen therapieren, ohne es zu wissen und so zu nennen. Eine derart „erfolgreiche“ Heilweise will ernstzunehmender Bestandteil des Medizinbetriebs sein? Was hielte ein Psychotherapeut etwa von seinem Orthopäden, falls dessen Leistungsbilanz bei Problemen im Stütz- und Bewegungsapparat folgendermaßen aussähe: Von hundert Patienten, die an seinem Praxisstandort betroffen sind, vertrauen sich ihm bloß zwanzig an. Helfen kann er bloß sieben bis zehn: den einen einigermaßen, den anderen ein kleines bisschen. Bei zehn bis dreizehn weiteren bleibt der Zustand teils unverändert, teils verschlechtert er sich: Wirbelsäulen werden noch krummer, rheumatische Gelenke noch deformierter, Knochenbrüche, Bänder- und Sehnenrisse noch gravierender. Die übrigen achtzig Patienten meiden ihn von vornherein, weil solche Probleme bei den allermeisten entweder von alleine oder durch Selbstbehandlung oder dank Hilfen aus Familie oder Freundeskreis verschwinden. Wie wertvoll, alternativlos und unverzichtbar käme dem Psychotherapeuten vor, was ein solcher Orthopäde leistet? „Aber ich sehe doch, dass ich helfen kann!“, protestiert der berufsmäßige Seelenhelfer aufgebracht. Da könnte er mit Betriebsblindheit geschlagen sein. Oft können sich Psychotherapeuten einfach nicht eingestehen, dass ihr Patient keinerlei Fortschritte macht; dass es ihm schlechter geht; dass er sich mit dem Gedanken trägt, die Behandlung abzubrechen. In nicht einmal drei Prozent aller Fälle wollen sie eine stattgefundene Verschlimmerung wahrhaben. (25) Die unter Profis weitverbreiteten Wahrnehmungsstörungen, was Wirksamkeit und Nutzen ihrer Bemühungen betrifft, dürften von dem allzu menschlichen Bedürfnis herrühren, vor sich selber möglichst gut dazustehen: Kein einziger befragter Psychotherapeut hält seine eigene Leistung für schlechter als durchschnittlich, über 96 Prozent hingegen für überdurchschnittlich. Was die Zunft tatsächlich drauf hat, überschätzt sie demnach maßlos. (26) (Harald Wiesendanger) Dieser Text ist ein Auszug aus Harald Wiesendanger: Psycholügen, Band 3: Seelentief: ein Fall für Profis?, Schönbrunn 2017, 2. erw. u. aktualisierte Aufl. 2024; 124 S., auch als PDF. Die Folgen dieser Serie („Helfen Psycho-Profis wirklich besser?“) 1 Reichlich erforscht: Viele Laien können mehr 2 Unter den Teppich gekehrt 3 Vogel Dodo beim Wettlauf der Psychotechniker 4 Wie viel bringt Psychotherapie wirklich? 5 Warum nützt Psychotherapie? 6 Warum manche Laien die besseren Therapeuten sind 7 Hochstapler unter Hochstaplern 8 Psychotherapie als Gefahrenherd 9 Nase vorn: Was viele Profis besser können – und weshalb 10 Pragmatismus statt Lobbyismus - Für eine weise Psycho-Politik Anmerkungen 1 U. Schnyder/R. M. McShine/J. Kurmann/M. Rufer: „Psychotherapie für alle? Zur Indikation für psychotherapeutische Behandlungen“, Der Nervenarzt 85 (12) 2014, S.1529-1535. 2 www.bptk.de, insbesondere www.bptk.de/aktuell/einzelseite/artikel/psychische-k.html, abgerufen am 30.6.2016. 3 W. W. Wittmann u.a.: Qualitätsmonitoring in der ambulanten Psychotherapie: Modellprojekt der Techniker Krankenkasse - Abschlussbericht, Hamburg 2011. 4 Siehe X E. Dragioti, V. Karathanos, B. Gerdle, E. Evangelou: “Does psychotherapy work? An umbrella review of meta-analyses of randomized controlled trials”, Acta Psychiatrica Scandinavica 136 (3) 2017, S. 236-246, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/acps.12713 5 Ellen Driessen/Steven D. Hollon u.a.: „Does Publication Bias Inflate the Apparent Efficacy of Psychological Treatment for Major Depressive Disorder? A Systematic Review and Meta-Analysis of US National Institutes of Health-Funded Trials“, PLOS One 2015. 6 Tom J. Johnsen/Oddgeir Friborg: „The Effects of Cognitive Behavioral Therapy as an Anti-Depressive Treatment is Falling: A Meta-Analysis“, Psychological Bulletin 141 (4) 2015, S. 747-768, www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25961373. 7 P. Cuijpers/D. Hollon u.a.: „The effects of psychotherapy for adult depression are overestimated: a meta-analysis of study quality and effect size“, Psychological Medicine 40/2010, S. 211-223. 8 James C. Coyne: „Salvaging psychotherapy research: a manifesto“, Journal of Evidence-Based Psychotherapies 14 (2) 2014, S. 105-124, http://s3.amazonaws.com/academia.edu.documents/38398481. 9 X E. Dragioti, V. Karathanos, B. Gerdle, E. Evangelou: “Does psychotherapy work? An umbrella review of meta-analyses of randomized controlled trials”, Acta Psychiatrica Scandinavica 136 (3) 2017, S. 236-246, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/acps.12713 10 Jacobi u.a.: „Wie häufig ...“, a.a.O., S. 251. 11 W. Hiller/A. Schindler: „Response und Remission in der Psychotherapieforschung“, Psychotherapie - Psychosomatik - Medizinische Psychologie 61/ 2011, S. 170-176. 12 Johnsen/Friborg: „The Effects of Cognitive Behavioral Therapy …“, a.a.O. 13 Jürgen Margraf: Kosten und Nutzen der Psychotherapie – Eine kritische Literaturauswertung, Heidelberg 2009. 14 N. B. Hansen/M. J. Lambert/E. V. Forman: „The psychotherapy dose-response effect and ist implications for treatment delivery services“, Clinical Psychology: Science & Practice 9/2002, S. 329-343. 15 Das Gesundheitsmagazin Apotheken Umschau, die diese Befragung bei der GfK Marktforschung Nürnberg in Auftrag gegeben hatte, veröffentlichte die Ergebnisse in ihrer Ausgabe vom 23. April 2012; s. Cornelia Albani/Gerd Blaser/Bernd-Detlev Rusch/Elmar Brähler: „Einstellungen zu Psychotherapie. Repräsentative Befragung in Deutschland“, Psychotherapeut 58/2013, S. 466-473. 16 Sven Barnow: Therapie wirkt! So erleben Patienten Psychotherapie, Heidelberg 2012. 17 Elmar Brähler/Michael Geyer/Cornelia Albani: „Ambulante Psychotherapie in Deutschland aus Sicht der PatientInnen“, Psychotherapeut 55/2010, S. 503–514. 18 Cheryl L. McNeilly/Kenneth I. Howard: „The Effects of Psychotherapy: A Reevaluation Based on Dosage“, Psychotherapy Research 1 (1) 1991, S. 74-78. 19 Jürgen Margraf, zit. nach Focus, 20.2.2013: „Wie Psychotherapien wirken - und welche Nebenwirkungen drohen“. 20 www.bptk.de/presse/pressemitteilungen/einzelseite/artikel/umfrage-der.html, abgerufen am 30.6.2016. 21 Stiftung Warentest: „Ergebnisse der Umfrage Psychotherapie: Therapie hat vielen geholfen“, 27.10.2011. 22 Zit. nach Deutschlandfunk, 27. April 2017: “Wie gut hilft Psychotherapie wirklich?”, https://www.deutschlandfunkkultur.de/zweifel-an-studien-wie-gut-hilft-psychotherapie-wirklich-100.html 23 Scott D. Miller: „Do Psychotherapists Improve with Time and Experience?“, 27.10.2015, www.scottdmiller. com/feedback-informed-treatment-fit/do-psychotherapists-improve-with-time-and-experience; William B. Stiles, Michael Barkham, Sue Wheeler: „Duration of psychological therapy: relation to recovery and improvement rates in UK routine practice“, British Journal of Psychiatry 207 (2) 2015, S. 115-122. 24 „CORE“ steht für „Clinical Outcomes in Routine Evaluation“, „OM“ für „Outcome Measure“. 25 Wolfgang Wöller: „Auf den Therapeuten kommt es an!“, Psychologie heute 7/2016, S. 62-63. Er verweist auf eine Studie, in der Psychotherapeuten aus 550 Fällen lediglich einen von vierzig Patienten identifizierten, deren Zustand sich im Therapieverlauf verschlechtert hatte. 26 Michael J. Lambert: „Outcome Research: Methods for Improving Outcome in Routine Care“, in Omar Gelo/Alfred Pritz/Bernd Rieken (Hrsg.): Psychotherapy Research: Foundations, Process, and Outcome, Wien/Heidelberg/New York 2015, S. 593-610, dort S. 596; ders. u.a.: „Enhancing Psychotherapy through on Client Progress: A Replication“, Clinical Psychology and Psychotherapy 9/2002, S. 91-103; ders.: „Enhancing Psychotherapy through Feedback to Clinicians“, National Register of Health Service Psychologists, www.e-psychologist.org/index.iml?mdl=exam/show_article.mdl&Material_ID=3.
- Vogel Dodo beim Wettlauf der Psychotechniker
Auf Forschungsergebnisse, die ihr Monopol gefährden, reagieren die Standesorganisationen der Psycho-Profis seit eh und je überaus gereizt und beleidigt. Sie sollten einem weisen Vogel aus dem Wunderland lauschen. Wie kann man allen Ernstes behaupten, ein fünfjähriges Hochschulstudium (1), mit einem Arbeitsaufwand von mindestens 9000 Stunden - einschließlich “berufspraktischer Einsätze” von mindestens 570 Stunden (Bachelor) plus 750 Stunden (Master) - sorge bei wissenschaftlichen Psychologen für keinerlei Kompetenzvorsprung? Wie könnte eine anschließende therapeutische Ausbildung, die mehrere zehntausend Euro kostet - mit zusätzlichen Abertausenden Stunden weitere Theorie, Behandlung unter Supervision, Selbsterfahrung und praktische Tätigkeit - weitgehend für die Katz sein? Noch hirnrissiger muten Zweifel an Sachverstand von psychospezialisierten Ärzten an. Um einer zu werden, muss man erst mal zwölf bis dreizehn Semester Medizin studiert haben. Erst dann kann man sich auf Psychiatrie und Psychotherapie konzentrieren, und dabei vergehen fünf bis sechs weitere Jahre. Die Ausbildung zum Arzt kostet den Staat rund 200.000 Euro pro Student - mehr als jeder andere Studiengang (2) -, die anschließende Weiterbildung zum Facharzt nochmals das Doppelte bis Vierfache. (3) Sollte dieser gewaltige Aufwand nicht zuverlässig Könner hervorbringen, die Laienhelfer locker in den Schatten stellen? Ihren empörten Widerstand stützen Fachkreise vornehmlich auf den Standpunkt: Nur Experten konnten sich geeignete Techniken aneignen, um psychischen Erkrankungen beizukommen. Welcher Amateur beherrscht schon die filigranen Vorgehensweisen eines Freudschen Analytikers, eines Tiefenpsychologen nach C. G. Jung, eines kognitiven Verhaltenstherapeuten? Standesdünkel auf tönernen Füßen Doch bei näherer Betrachtung erweist sich überraschenderweise: Dieser Dünkel kommt auf tönernen Füßen daher. Denn in Wahrheit sind Techniken in der Psychotherapie weitgehend unerheblich. Wer Lewis Carrolls Kinderbuch Alice im Wunderland kennt, wird sich an jenen kuriosen Wettlauf erinnern, bei dem niemand herausfindet, wie weit und wie lange die Teilnehmer gerannt sind. Als der putzige Vogel Dodo gefragt wird, wer denn nun der Sieger sei, sagt er: „Jeder hat gewonnen und alle müssen Preise bekommen.“ In solch wunderländischem Wettbewerb stehen all die psychotherapeutischen Verfahren, die Hilfesuchende vor die schweißtreibende Qual der Wahl stellen. Auf 300 bis 400 schätzten Fachleute ihre Anzahl schon Ende der achtziger Jahre (4). Eine Metaanalyse von fast 400 Therapie-Vergleichsstudien ergab (5): Keine bringt rein gar nichts, keine nützt immer, keine ist den übrigen deutlich überlegen. Sie alle sind annähernd gleich wirksam (6), und dieser Sachverhalt wird als „Dodo-Bird-Verdikt“ (7) bezeichnet, gelegentlich auch als „Äquivalenzparadox“. In diesem Licht erweist sich die sogenannte „Differentielle Indikation“ – die Beurteilung, welche Form von Therapie bei welcher Störung angezeigt ist – als windige Luftnummer. Wenn im großen und ganzen keine Methode mehr ausrichtet als die andere, machen jene den Unterschied, die sie anwenden; Patienten brauchen den passenden Therapeuten. Zwar sollen vereinzelte Studien ergeben haben, dass ein psychisch Angeschlagener eher von einer mäßig strukturierten, zwanglos begleitenden Vorgehensweise wie der Gesprächstherapie profitiert, wenn sein Bedürfnis nach Selbstbestimmung besonders ausgeprägt ist, oder wenn er sich stark „reaktant“ gibt, d.h. auf Abwehr schaltet, sobald er sich unter Druck gesetzt fühlt. Andererseits scheinen einem Hilfesuchenden, der zur Unterordnung neigt, eher anleitende, auffordernde, Ziele vorgebende Verfahren wie die Verhaltenstherapie gutzutun. (8) Doch letztlich ist es kein methodisches Abstraktum, das Menschen an die Hand nimmt oder ihnen Freiraum lässt, sondern die individuelle Persönlichkeit des jeweiligen Behandlers. Worauf er aus ist, kann er mit jeder beliebigen Technik erreichen - oder verfehlen. (Harald Wiesendanger) Dieser Text ist ein Auszug aus Harald Wiesendanger: Psycholügen, Band 3: Seelentief: ein Fall für Profis?, Schönbrunn 2017, 2. erw. u. aktualisierte Aufl. 2024; 124 S., auch als PDF. Das Titelbild stammt von Microsofts KI „Bing Image Creator“. So illustrierte sie meine Vorgabe “Dodo Bird in Psychotherapy”. Die Folgen dieser Serie („Helfen Psycho-Profis wirklich besser?“) 1 Reichlich erforscht: Viele Laien können mehr 2 Unter den Teppich gekehrt 3 Vogel Dodo beim Wettlauf der Psychotechniker 4 Wie viel bringt Psychotherapie wirklich? 5 Warum nützt Psychotherapie? 6 Warum manche Laien die besseren Therapeuten sind 7 Hochstapler unter Hochstaplern 8 Psychotherapie als Gefahrenherd 9 Nase vorn: Was viele Profis besser können – und weshalb 10 Pragmatismus statt Lobbyismus - Für eine weise Psycho-Politik Anmerkungen 1 “Gesetz über den Beruf der Psychotherapeutin und des Psychotherapeuten” vom 15.11.2019, https://www.gesetze-im-internet.de/psychthg_2020/BJNR160410019.html, § 9, Absatz (2) 2 Nach www.praktischarzt.de: „Medizin - der teuerste Studiengang“, abgerufen am 5.1.2017. 3 Nach Zimmer Eins - das Patientenmagazin 2/2016, S. 56: „Hauptsache gesund“. 4 Eckhard Giese/Dieter Kleiber (Hrsg.): Das Risiko Therapie, Weinheim 1989, S. 20. 5 Mary Lee Smith/Gene V. Glass: „Meta-Analysis of Psychotherapy Outcome Studies“, American Psychologist Sept. 1977, S. 752-760. 6 Den Forschungsstand hierzu fassen zusammen: B. E. Wampold: The Great Psychotherapy Debate. Models, Methods, and Findings, Mahwah/ London 2001; R. Dawes: House of Cards. Psychology and Psychotherapy Built on Myth, New York 1996; L. J. Groß: Ressourcenaktivierung als Wirkfaktor in der stationären und teilstationären psychosomatischen Behandlung, Dissertation, Nürnberg 2013. 7 Lester Luborsky/Barton Singer/Lisa Luborsky: „Comparative studies of psychotherapies: Is it true that ‚everyone has won and all must have prizes’?“, Archives of General Psychiatry 32 (8) 1975, S. 995-1008; siehe auch J. Siev u.a.: “The Dodo Bird, Treatment Technique, and Disseminating Empirically Supported Treatments”, The Behavior Therapist 32 (4) 2009. 8 K. Grawe/F. Caspar/H. Ambühl: „Die Berner Therapievergleichsstudie: Wirkungsvergleich und differentielle Indikation“, Zeitschrift für Klinische Psychologie 19/1990, S. 338-361; K. Grawe: „Psychotherapieforschung zu Beginn der neunziger Jahre“, Psychologische Rundschau 43/1992, S. 132-162, dort ib. S. 148-150.
- Unter den Teppich gekehrt
Unterschätzte Amateure können mit Seelenheilberuflern zumeist mithalten, wann immer Therapieforscher beide gegeneinander antreten lassen. Diese oberpeinliche Faktenlage birgt gesundheitspolitischen und –ökonomischen Sprengstoff ohnegleichen. Deshalb scheint in Fachkreisen ein stillschweigendes Einvernehmen zu herrschen, sie tunlichst nicht an die große Glocke zu hängen. Viele Laien helfen psychisch Belasteten nicht schlechter als Psycho-Profis: In der Seelenheilbranche würde dies weiterhin zu den bestgehüteten Betriebsgeheimnissen zählen und tunlichst unter Verschluss gehalten, wie die Wahrheit um manipulierte Motorsteuerungen bei Deutschlands größten Autokonzernen - wenn nicht aufsässige Systemkritiker sie blöderweise in Fachzeitschriften und Internetportalen aufgestöbert hätten. Unter den Teppich kehren klappt nicht mehr. Der Geist ist aus der Flasche, darauf harrend, Nebelwerfer fortzuscheuchen und eine überfällige Debatte über den psychologischen Zweig unseres Gesundheitswesens anzuzetteln. Der Preis ist heiß: Auf dem Spiel stehen für die Akteure und Profiteure der heutigen Psychomedizin nicht weniger als Expertenstatus, Einkünfte und Einfluss, Pfründe und Privilegien, Sozialprestige und Selbstverständnis. Evidenzbasierte Blamage Den Stein ins Rollen brachte einer der in Fachkreisen meistzitierten Sozialwissenschaftler unserer Zeit: der US-Psychologe Robert Carkhuff, dessen Bestseller weltweit über eine Million Mal verkauft wurde. 1968 legte er eine Auswertung von 30 Studien vor, die verglichen hatten, was unausgebildete und akademisch geschulte Seelenhelfer zustande bringen. (1) An Eindeutigkeit ließ sie nichts zu wünschen übrig: Profis erwiesen sich durchweg als unterlegen. „Es ist offensichtlich“, so Carkhuff, „dass Laien in kurzer Zeit lernen können, günstige Veränderungen in Klienten hervorzurufen. (…) Wir können uns nicht länger, auf deren Kosten, den Luxus leisten, von einer höheren Wirksamkeit professioneller Behandlungen auszugehen.“ Sechs Jahre später nahm sich Averil Karlsruher, ein kanadischer Psychologe von der University of Manitoba in Winnipeg, 27 Untersuchungen vor, die professionelle und Laienbehandler in stationären psychiatrischen Einrichtungen verglichen hatten. In 26 schnitten die Profis schlechter ab, in einer einzigen erreichten sie annähernd gleich viel wie die Amateure. (2) Beide Arbeiten fanden in Fachkreisen zunächst keine nennenswerte Beachtung – erstaunlicherweise, in Anbetracht ihrer Brisanz. Ihr beschämender Befund erhitzte die Gemüter erst, als ein Professor für Klinische Psychologie an der Loyola-Universität von Chicago, Joseph A. Durlak, ihn mit einer weiteren, noch umfangreicheren und anspruchsvolleren Metaanalyse untermauerte. Er konzentrierte sich auf 42 Vergleichsstudien, die gewissen Mindestanforderungen zur Vorgehensweise genügt hatten, und gewichtete sie nach der Güte ihres Designs. Bloße Einzelfallschilderungen hatte er vorher aussortiert, ebenso Arbeiten, die als Erfolgskriterium lediglich die subjektive Einschätzung der Behandler herangezogen hatten. Aber auch nach dieser Vorauswahl - mit zwei Veröffentlichungen aus Carkhuffs Datenbasis, fünf aus der von Karlsruher und 35 weiteren – konnte Durlak keine Entwarnung geben, im Gegenteil: In zwölf Studien erwiesen sich Laienhelfer als deutlich überlegen, in 28 immerhin als gleichwertig; bloß in einer – einem Projekt mit 234 übergewichtigen Erwachsenen – hatten Profis ein bisschen mehr bewegt. Amateure, so fasste Durlak zusammen, „erreichen im klinischen Bereich gleiche oder deutlich bessere Ergebnisse als Professionelle“. Demnach sind „Ausbildung, Training und Erfahrung im klinischen Bereich keine notwendigen Voraussetzungen für eine wirksame Helferpersönlichkeit.“ (3) Jetzt endlich setzte in Fachkreisen eine heftige Auseinandersetzung ein. An Gehässigkeit war sie mitunter kaum zu überbieten. Aufgebrachte Kritiker unterstellten „Irreführungen“ und „betrügerische Darstellungen“. So kam es binnen acht Jahren zu vier weiteren aufwändigen Metaanalysen; allesamt zielten sie darauf ab, Durlak schwerwiegender Versäumnisse und Fehlschlüsse zu überführen. Der erste namhafte Zweifler, der sich Durlaks Ausgangsstudien vorknöpfte und vermeintlich unzulängliche ausklammerte, war Michael T. Nietzel, Professor an der Missouri State University in Springfield und sechs Jahre lang deren Präsident. Nach Maßstäben, die ihm streng genug vorkamen, musste er 1981 kleinlaut einräumen: Tatsächlich „erzielen Laienhelfer (…) gleiche oder bessere Ergebnisse als Therapeuten mit höchsten Abschlüssen.“ (4) 1984 machte sich ein Professor aus Neuseeland, John Allan Hattie von der Universität Auckland, ebenfalls daran, Durlaks Daten zu zerpflücken – und konnte dessen Schlüsse letztlich bloß bestätigen. (5) „Macht professionelles Training einen Therapeuten effektiver?“, fragte kurz darauf der Psychologieprofessor Jeffrey S. Berman von der Universität Memphis. „Wie wir einräumen müssen, lautet die Antwort: nein“, schloss 1985 auch dessen Metaanalyse. „Ausgebildete und unausgebildete Therapeuten erzielen vergleichbare Ergebnisse. (…) Die Überlegenheit des professionell ausgebildeten Therapeuten bleibt eine unbewiesene Behauptung.“ (6) Die größte Anzahl an Vergleichsstudien sichtete 1987 ein deutsches Forscherteam: Thomas Gunzelmann von der Abteilung für Medizinische Psychologie des Universitätsklinikums Leipzig, Günter Schiepek vom Institut für Synergetik und Psychotherapieforschung der Paracelsus-Universität Salzburg, sowie Hans Reinecker, Lehrstuhlinhaber für klinische Psychologie und Psychotherapie an der Uni Bamberg. Nach aufwändiger Literaturrecherche berücksichtigten sie nicht weniger als 184 Vergleichsstudien, neben Durlaks und Hatties Ausgangsmaterial noch 142 weitere. Und auch sie mussten Laienhelfern verschwurbelt eine „adäquate therapeutische Effektivität“ bescheinigen, weil sie „tatsächlich einige Argumente“ fanden, die sie „in einem günstigen Licht erscheinen lassen“. (7) Aus diesem Diskussionsverlauf zog der zuerst gescholtene, dann entlastete Durlak den naheliegenden Schluss: „Wenn widerstreitende Autoren zu ähnlichen Ergebnissen gelangen, dürfte dies besonderes Gewicht haben.“ (8) Nüchtern festzustellen, dass diese verstörende Sachlage von der Fachwelt seither „nicht gebührend aufgegriffen“ wurde (9), wäre krass untertrieben. Hätten Durlaks mehrfach bestätigte Erkenntnisse nicht umgehend höchste Wellen schlagen müssen, zumal sie dem akademischen Selbstverständnis krass zuwiderliefen? Still ruht der See Nichts dergleichen geschah. Still ruht der See seither, die Fachwelt schweigt. Seit nunmehr über einem halben Jahrhundert liegt Durlaks Diskussionsfaden abgerissen herum, und keiner denkt im Traum daran, ihn aufzuheben. Kongresse, Symposien, Tagungen darüber? Null. In Fachgremien und Ausschüssen: kein Thema. In Lehrplänen und Veranstaltungen der psychologischen Fakultäten: nicht vorgesehen. In gängigen Lehrbüchern für Studenten: inexistent. In Zeitschriften, Infobroschüren, Internetseiten der Standesorganisationen: kein Wort darüber. Branchenintern sorgt das Stichwort „Durlak“ freilich ebenso zuverlässig für steilgestellte Nackenhaare wie „Snowden“ bei amerikanischen Geheimdienstlern, „Küng“ bei katholischen Klerikern, „Wagenknecht“ bei Mitgliedern der “Linken”. Mucksmäuschenstill hütet die Zunft ein hochbrisantes Geheimnis: In ihrem Zuhause lagert tonnenweise Sprengstoff, mindestens so explosiv wie alles, was bombende Dschihadisten jemals herankarren können, zwar nicht tödlich, wohl aber existenzgefährdend. Hielte jemand ein Zündholz an die Lunte, flöge ihnen womöglich der ganze Laden um die Ohren. Offenkundig geht es hier um „die Unterdrückung von Erkenntnissen“, schwant der Erziehungs- und Kulturwissenschaftlerin Hildegard Müller-Kohlenberg von der Universität Osnabrück, die dem Thema „Laienkompetenz im psychosozialen Bereich“ ein fachkritisches Buch widmete. (10) Eine Revolution tut not Und deshalb tut eine Revolution not - im ursprünglichen Wortsinn. Das spätlateinische Wort revolutio bedeutet ein „Zurückwälzen“, und eben darum geht es: nicht um ein utopieberauschtes Einführen von etwas noch nie Dagewesenem, sondern ums Rückbesinnen und Wiederherstellen. In der Betreuung psychisch Belasteter spielte Laienpsychotherapie nämlich jahrtausendelang eine überragende Rolle, bis vor kurzem war sie weitgehend konkurrenzlos, und außerhalb der Ersten Welt ist sie das weiterhin. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein geriet ein psychisch Belasteter erst unter fachmännische Aufsicht, wenn er derart verwirrt, Anderen und sich selbst so gefährlich war, dass es seinen überforderten Angehörigen das beste schien, ihn einer Irrenanstalt zu überlassen. Minder schwere Seelennöte hingegen stand man entweder ohne fremde Hilfe durch, mittels Beten, Arbeiten, Selbstdisziplin, Ablenkung, geduldigem Abwarten. Oder ihrer nahm sich die Sippe an, der Familienverband, die besten Freunde, ein guter Nachbar, die Kirchengemeinde. Für professionelle Psychotherapie bestand weder Bedarf noch Nachfrage, und zumindest außerhalb der westlichen Industrienationen und aufstrebender Entwicklungsländer hat sich daran bis heute nichts geändert. Auf Haiti und Madagaskar, in Mali und der Mongolei, in Bolivien und Botswana, in Polynesien und Usbekistan boomt Seelenschürferei nicht im entferntesten. (11) Triumphzüge feiert sie hingegen, wo sich das soziale Bindegewebe auflöst. Wo zwischenmenschliche Nähe und Tiefe verlorengeht. Wo Freunde fürs Leben vornehmlich in Groschenromanen und alten Schwarzweißfilmen zu besichtigen sind. Wo verlässliche, krisenfeste, dauerhafte Beziehungen immer rarer werden, jederzeit aufkündbar und austauschbar erscheinen. Im Zeitalter von Single-Haushalten, Scheidungswaisen und in Heime entsorgten Alten, von Ich-AGs und LABs („Lebensabschnittsbegleitern“), von Facebook-Belanglosigkeiten, von 140-Zeichen-Tweets, SMS-Sprachfetzen und Smiley-Kommunikation, von Rivalität und Konkurrenzneid am Arbeitsplatz, von anonymem Nebeneinanderherwohnen zusammengewürfelter Mietparteien in Hochhausappartments oder Reihenhausparzellen strebt soziale Wärme einem eiszeitlichen Temperaturniveau entgegen, in dem Mühselige und Beladene noch rascher frieren als ohnehin. In persönlichen Krisenzeiten fühlen sie sich alleingelassen, unverstanden, ungeliebt, einsam. Dass mancher US-Psychotherapeut mit dem Slogan Rent a Friend erfolgreich Kundenfang betreiben kann, spricht Bände. Die vielgepriesene „psychoanalytische Revolution“, seit welcher ihr Begründer Sigmund Freud als welthistorischer Titan auf einer Stufe mit Darwin und Einstein gefeiert wird, trug das ihrige bei. Zuvor war unsereins, wenn es ihm schlecht ging, banalerweise bloß traurig, unsicher, ängstlich, mutlos, erschüttert, unbefriedigt, schüchtern, grüblerisch, wehmütig, wütend, verbittert, unausgeglichen, wankelmütig oder verschlossen gewesen. Doch nun hatten Ärzte herausgefunden, dass unsere Seele in Wahrheit ein äußerst zerbrechliches, hochkomplexes Etwas mit einem ungeahnten, geheimnisvollen, dem Bewusstsein unzugänglichen Eigenleben darstellt, voller rätselhafter Besonderheiten wie dunkler Triebe aus den Abgründen des „Es“, mächtiger Kontrollinstanzen, raffinierter Abwehrmechanismen und verdrängter Sehnsüchte. Staunend erfuhr man von der Bedeutungsschwere eines Versprechers, von infantiler Sexualität und fixierter Libido, vom Ödipuskomplex, vom Penisneid und der verkappten Erotik eines jeden Traums. Die Seele wurde zum minotaurischen Labyrinth, in dem ihr Besitzer ahnungslos umherirren muss. Versteht es sich nicht von selbst, dass nur der Fachmann im Besitz des Ariadnefadens sein kann, der aus der finsteren Wirrnis herausführt? Auch allgemeine Wissenschaftsgläubigkeit und Medienpropaganda trugen dazu bei, Laienhilfe in Verruf zu bringen. Besonders mächtig wirkt neuerdings zudem die Verheißung der „Selbstoptimierung“ als Schlüssel zum Glück: In die hängenden Köpfe von Leichtgläubigen, die sich schwach, minderwertig, erfolglos, unerfüllt, verzagt, ängstlich und unglücklich fühlen, pflanzte sie den festen Glauben ein, mittels geeigneter Psychotechniken könne man sich tiefgreifend wandeln, von lästigen Schwächen und Makeln freimachen, ein prachtvolles „wahres Selbst“ zum Vorschein bringen. Ungeahnte kreative Potentiale, bislang eingekerkert im Seelengrund, sollen unter sachkundiger Anleitung endlich entfesselt, ans Licht befördert und zur vollen Entfaltung gebracht werden können. Dem geduckten, gelähmten Ego sollen Flügel wachsen, um sich zu einem neuen, ganz wundervollen Dasein emporzuschwingen: eine Selbsterlösung verheißende Botschaft, die für kerngesunde Hausfrauen, Einzelhandelskaufleute, Bürohilfen und Manager ebenso verführerisch klingt wie in den Ohren von Neurotikern. Wie könnten Laien von den fabelhaften Techniken, die solches Heil zuverlässig herbeischaffen sollen, den blassesten Schimmer haben? Wacklige Grenzzäune Laien kämen bloß vergleichsweise harmlosen Alltagsproblemen bei, Profis hingegen auch „schweren, tiefgehenden, komplexen und weitreichenden Problemen“, heißt es gelegentlich. (12) Wer bedenkt, wie oft Probleme beliebiger Störungstiefe unter Lebensgefährten, Freunden und Familienmitgliedern erfolgreich angegangen werden, während sie in Profipraxen unbewältigt liegenbleiben, kann darin nur ein Marketinggerücht sehen, solange empirische Forschung ihn nicht eines besseren belehrt, Durlak widerlegend. Laien können allenfalls beraten, aber nicht behandeln, wenden Profis ein und warnen vor einer „Vermischung“. (13) Aber was unterscheidet beides denn grundsätzlich? Berät nicht jeder Behandler? Behandelt nicht jeder Berater? Psychotherapie, so belehrt man uns nebulös, biete einen „Heilungsdiskurs“; „behandelt Menschen, die an Krankheiten leiden“; verwende „deutende und aufdeckende Techniken“. Beratung hingegen bringe bloß einen „offenen Hilfediskurs“ zustande; sei lediglich auf „eine gute Lösung“ aus; setze allenfalls „unterstützende Techniken“ ein. (14) Sind solche Abgrenzungen nicht willkürlich und wirklichkeitsfremd? Im Alltag, wie auch in den Sommercamps meiner Stiftung Auswege, verschwimmen sie, die Übergänge verlaufen fließend. Laien, die einfühlsam und verständnisvoll einen Nächsten beraten – ob im Zweiergespräch oder in der Gruppe -, können dabei ebenfalls deuten, aufdecken, heilsam wirken. Größtenteils intuitiv, aber erstaunlich erfolgreich nutzen sie dabei Verfahrensweisen der Psychotherapie. Andererseits gehen natürlich auch berufsmäßige Therapeuten offen, unterstützend und lösungsorientiert vor. Im übrigen zeigen etliche Vergleichsstudien: Beratung und Psychotherapie sind alles in allem gleich wirksam. (15) Profis nähmen sich viel mehr Zeit, heißt es. Dies sei auch unbedingt geboten. Denn die inneren Prozesse, die sie auslösen, müssten ganz sachte in Gang kommen und behutsamst vorangetrieben werden. Aber welche zeitlichen Vorteile bringt eine Hilfe, die in der Regel nach 45 von mehr als 10.000 Wochenminuten pünktlich endet? Die nicht greifbar ist, wenn sie am allernotwendigsten wäre, sondern nur strikt nach Terminkalender zu haben ist? In den „Auswege“-Camps schaut jedenfalls kein unprofessioneller Helfer auf die Uhr. Ansprechbar ist er jederzeit. Und sind therapeutische Prozesse, die im Schneckentempo vorankriechen, grundsätzlich erstrebenswerter als solche, die zügig zu Lösungen führen? Beim Beistehen, wie überhaupt, ist Langsamkeit kein Wert an sich. Was allein zählt, ist das Ergebnis. Bei Psychoanalytikern liegen Patienten im Durchschnitt vier Jahre bzw. 371 Stunden auf der Couch. (16) Einem Großteil geht es hinterher erheblich schlechter als seelisch Belasteten nach ein bis zwei Dutzend Sitzungen im Laufe einer “Auswege”-Campwoche. Der Nachweis, dass akademisch geschulte, staatlich lizenzierte Helfer tatsächlich Experten darin sind, mit welchen Mitteln man psychischen Erkrankungen entgegenwirken kann, steht demnach aus. Also gibt es keinen vernünftigen Grund, Laien von der medizinischen Versorgung psychisch Kranker auszuschließen. Zur Eindämmung der Kostenexplosion im Gesundheitswesen könnte wesentlich beitragen, Ärzten und Psychotherapeuten das Behandlungsmonopol bei seelischen Nöten zu entreißen - und geeignete Amateure einzubeziehen. Für die Stiftung Auswege folgt daraus: Nichts spricht dagegen, in ihren Therapiecamps psychisch Belastete durch medizinisch und psychotherapeutisch Unausgebildete betreuen zu lassen, die längst unter Beweis gestellt haben, dass sie das können. (Harald Wiesendanger) Dieser Text ist ein Auszug aus Harald Wiesendanger: Psycholügen, Band 3: Seelentief: ein Fall für Profis?, Schönbrunn 2017, 2. erw. u. aktualisierte Aufl. 2024; 124 S., auch als PDF. Die Folgen dieser Serie („Helfen Psycho-Profis wirklich besser?“) 1 Reichlich erforscht: Viele Laien können mehr 2 Unter den Teppich gekehrt 3 Vogel Dodo beim Wettlauf der Psychotechniker 4 Wie viel bringt Psychotherapie wirklich? 5 Warum nützt Psychotherapie? 6 Warum manche Laien die besseren Therapeuten sind 7 Hochstapler unter Hochstaplern 8 Psychotherapie als Gefahrenherd 9 Nase vorn: Was viele Profis besser können – und weshalb 10 Pragmatismus statt Lobbyismus - Für eine weise Psycho-Politik Anmerkungen 1 Robert R. Carkhuff: „Differential functioning of lay and professional helpers“, Journal of Counseling Psychology 15 (2) 1968, S. 117-126, dort S. 122. 2 Averil E. Karlsruher: „The nonprofessional as a psychotherapeutic agent“, American Journal of Community Psychology 2 (1) 1974, S. 61-77. 3 Joseph A. Durlak: „Comparative effectiveness of paraprofessional and professional helpers“, Psychological Bulletin 86 (1) 1979, S. 80-92, dort S. 85. 4 s. M. T. Nietzel/S. G. Fisher: „Effectiveness of professional and paraprofessional helpers: A comment on Durlak“, Psychological Bulletin 89 (3) 1981, S. 555-565. 5 J. A. Hattie/C. R. Sharpley/H. J. Rogers: „Comparative effectiveness of professional and paraprofessional helpers“, Psychological Bulletin 95 (3) 1984, S. 534-541. 6 J. S. Berman/N. C. Norton: „Does professional training make a therapist more effective?“, Psychological Bulletin 98 (2) 1985, S. 401-407, dort S. 405. 7 T. Gunzelmann u.a.: „Laienhelfer in der psychosozialen Versorgung ...“, a.a.O., S. 379. 8 Joseph A. Durlak: „Evaluating comparative studies of paraprofessional and professional helpers: A reply to Nietzel and Fisher“, Psychological Bulletin 89 (3) 1981, S. 566-569. 9 Hildegard Müller-Kohlenberg: Laienkompetenz im psychosozialen Bereich, Opladen 1996, S. 5. 10 Müller-Kohlenberg, a.a.O., S. 19. 11 Hingegen wird aus Japan, China und Thailand, auch aus Teilen Afrikas neuerdings eine sprunghaft steigende Nachfrage nach Psychotherapien gemeldet – von überall, wo die industrielle Entwicklung rasant fortschreitet und die Sippengesellschaft zusammenbricht; s. Christina Fürst: „Psychotherapie boomt weltweit“, Focus Online 5.5.2006. 12 S. Schiersmann/H.-U. Thiel: „Beratung als Förderung von Selbstorganisationsprozessen - eine Theorie jenseits von „Schulen“ und „Formaten“, in dies. (Hrsg.): Beratung als Förderung von Selbstorganisationsprozessen, Göttingen 2012, S. 14-78. 13 R. Ningel: Methoden der Klinischen Sozialarbeit, Stuttgart 2011, S. 211. 14 Gesammelte Zitate aus F. Engel/F. Nestmann/U. Sickendiek: „’Beratung’ – ein Selbstverständnis in Bewegung“, in dies. (Hrsg.): Das Handbuch der Beratung, Band 1: Disziplinen und Zugänge, Tübingen 2004, S. 37; R. Schwing/A. Fryszer: Systemisches Handwerk – Werkzeug für die Praxis, Göttingen 2009, S. 12; H. Gutsche: „Abgrenzung und Gemeinsamkeiten von Psychologischer Beratung vs. Psychotherapie“, Paracelsus Magazin 1/1999. 15 Entsprechende Untersuchungen fasst die Erziehungswissenschaftlerin Hildegard Müller-Kohlenberg zusammen in ihrem Buch Laienkompetenz im psychosozialen Bereich, a.a.O.; dies.: „… hilfreich und gut!’ Die Kompetenz der Laien im psychosozialen Bereich“, in: Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln (Hrsg.): Laienkompetenz. Wirksame Arbeit von Ehrenamtlichen in psychosozialen Handlungsfeldern, Köln 2000, S. 19-35. 16 Nach Deutsches Ärzteblatt 98 (30) 2001: „Psychoanalyse: Schwierige Evaluation“. Titelbild: Drazen Zihic/Freepik
- Helfen Psycho-Profis wirklich besser?
Wie hilfreich, überlegen und unentbehrlich sind Experten wirklich, wenn seelische Krisen andauern? Wie gut tun sie Betroffenen? Weithin unbekannte Ergebnisse der Therapieforschung belegen Peinliches: Viele Laien helfen chronisch Ängstlichen, Depressiven, Aggressiven, Traumatisierten, Süchtigen und anderen seelisch Belasteten keineswegs schlechter als Psychiater, Psychologen und Psychotherapeuten mit Hochschulabschluss. Auch in Dutzenden Therapiecamps meiner Stiftung Auswege hat sich an mehreren hundert psychisch Schwerbelasteten erwiesen: Es geht auch ohne Profis - manchmal sogar besser. „Meine fünfzehn Heilsitzungen bei euch haben mir viel, viel besser getan als die vorherigen 480 bei meinem Analytiker“, befand ein 47-jähriger Schwerstdepressiver. Eine Lehrerin (62), die das frühkindliche Trauma wiederholten sexuellen Missbrauchs durch den eigenen Vater nie losgeworden war, schwärmte nach acht Camptagen: „Ich habe schon so viele Psychotherapien gemacht, die mir nullkommanix gebracht haben. Was ihr bei mir in Gang gesetzt habt, ist unglaublich. So intensiv!“ „Es war, als hätte ich meine vergangenen vier Jahrzehnte in einem fensterlosen Raum zugebracht“, bekannte Ludwig (55), den fortwährende Ängste mit heftigen körperlichen Begleitsymptomen quälten, seit er am selben Tag beide Eltern verlor. „Ihr habt mir ein Fenster geöffnet, endlich sehe ich Licht.“ Wie diesen Drei, so ergeht es nahezu allen psychisch Schwerbelasteten, die den Weg in ein Therapiecamp meiner Stiftung Auswege finden. Mehrere hundert waren es bisher. Ob bei anhaltenden Depressionen oder Ängsten, bei bipolaren, Ess- oder Schlafstörungen, Zwängen oder Süchten, bei ADHS, Hyperaggressivität, Anpassungs- und sonstigen Verhaltensstörungen, bei Sinnkrisen, Minderwertigkeitsgefühlen oder Beziehungskonflikten, bei einem Trauma oder Burn-out, bei Autismus oder Schizophrenie: Weniger als zwei Prozent der betroffenen Teilnehmer verabschieden sich nach gut einer Woche mit unveränderter oder gar verschlimmerter Symptomatik. Nicht anders ergeht es Campteilnehmern, denen ein langwieriges, unerbittlich fortschreitendes körperliches Leiden arg aufs Gemüt schlägt, sowie ihren mitgereisten Angehörigen, die ständige Sorge und Fürsorge derart bedrücken, dass sie oftmals nicht minder behandlungsbedürftig sind. Was für hochwirksame Therapien kommen da zum Einsatz? Welche großartigen Psychologen, Psychotherapeuten und Psychiater konnte die Stiftung für einen Campeinsatz gewinnen? Zumeist gar keine. An zwei Drittel der 38 „Auswege“-Camps, die zwischen 2007 und 2023 stattfanden, wirkte kein einziger professioneller Seelenhelfer mit. Die erwähnten Erfolge erzielte in der Regel ein Helferteam, das ausnahmslos aus psychologischen Amateuren bestand: überwiegend Geistheiler, gemeinsam mit einzelnen Heilpraktikern und spirituellen Lebenshelfern, unter Aufsicht von Ärzten ohne psychiatrische oder psychotherapeutische Spezialisierung. Und wo ausnahmsweise Profis im Einsatz waren, blieb stets fraglich, ob die erzielten Fortschritte ausschließlich oder hauptsächlich ihr Verdienst waren. Soll das etwa heißen, Laienhilfe sei jenen wissenschaftlich abgesicherten Leistungen häufig gleichwertig oder gar überlegen, die akademisch geschulte Fachleute zu erbringen verstehen? In der Tat – im Einklang mit einer Vielzahl neuer, weithin unbekannter wissenschaftlicher Forschungsergebnisse. Reichlich erforscht: Viele Laien können mehr Steht nicht völlig außer Frage, dass psychisch Belastete in die Hände von wissenschaftlich ausgebildeten Profis gehören? „Aber natürlich!“, trichtert Bedrückten eine massenmediale Einheitsfront ein, deren Schreibtischtäter sich seriös und gebildet vorkommen, wenn sie recherchefrei weiterreichen, was ihnen mutmaßliche Experten als „den Stand der Wissenschaft“ ausgeben. Aus diesem folgt angeblich: Glaub bloß nicht, du könntest dir selber helfen! Und baue bloß nicht auf Unbefugte! „Was Depressiven und ihren Angehörigen hilft“, weiß das Nachrichtenmagazin Stern: „Auf Profis vertrauen. Suchen Sie Hilfe bei einem Fachmann: dem Hausarzt, einem Psychiater oder Psychotherapeuten. (…) Im akuten Fall wenden Sie sich an einen Krisendienst bzw. eine psychiatrische Klinik.“ Auch Focus will die „Seele mit Medikamenten und Psychotherapie heilen“, wirbt nachdrücklich für „Kleine Helfer – Keine Angst vor Psychopillen“. Nach Spiegel online muss „der erste Gang dem Hausarzt gelten. Er kann die Schwere der Depression bestimmen und entsprechende Schritte einleiten.“ Die Welt warnt, „auf keinen Fall ‘Do-it-yourself‘-Therapieversuche zu starten“, das „gehört in die Hand von guten Psychotherapeuten“. Bei einem „ernsten depressiven Einbruch sollte die Behandlung auf jeden Fall in einer Klinik erfolgen“. Und auch Bild, eine der auflagenstärksten Tageszeitungen Europas, will „ermutigen, sich professionelle Hilfe zu suchen“. (1) Geprägt von der Enteignung seelischer Gesundheit, lässt sich der Zeitgeist prägnant von der aus Mainstream-Quellen gefütterten KI „ChatGPT“ zusammenfassen: “Schwere psychische Probleme erfordern professionelle Hilfe.” (2) Stimmt das wirklich? Wenn sich ein seelisch Belasteter unschlüssig ist, ob er eher auf Unterstützung im vertrauten Umfeld setzen oder einen Profi aufsuchen soll: Wie sähe eine brauchbare Entscheidungshilfe aus? Therapieforscher bemühen sich seit Jahrzehnten darum. Sie vergleichen, was eine größere Anzahl von Laienhelfern und berufsmäßigen Behandlern innerhalb eines festgelegten Zeitraums bei Menschen in Gang bringen, denen Ärzte und Psychologen die unterschiedlichsten Diagnosen verpasst haben: von A wie „Angststörung, generalisiert, ICD F 41.1“ bis Z wie „Zwangsstörung, vorwiegend Grübelzwang, ICD F 42.0“. Und sie überprüfen, ob und wie lange erzielte Besserungen hinterher andauern. Was kam dabei heraus? Er mutet geradezu grotesk an, an den Haaren herbeigezogen, vom Stammtisch aufgeschnappt. Und doch zählt er zu den bestbestätigten Erkenntnissen psychologischer Forschung: der Befund, dass Amateure beim Beraten und Behandeln von Menschen, die als psychisch krank gelten, in der Regel nicht weniger zustande bringen als professionelle Seelenheilkundige – vorausgesetzt, sie sind „interpersonal kompetent“, wie Sozialwissenschaftler sagen: offen, herzlich, engagiert, einfühlsam, verständnisvoll und geschickt in der Gesprächsführung. Ein Großteil der Laien erreicht mindestens gleich viel; dies gilt sowohl im allgemeinen als auch für einzelne „Störungsbilder“, wie z.B. soziale Fehlanpassung, Phobien, Psychosen und Übergewicht. (3) Darauf deuten mittlerweile mehrere hundert Vergleichstudien hin, obendrein über ein Dutzend Metaanalysen, statistische Zusammenfassungen von bereits stattgefundenen Untersuchungen. Manche Studien ergaben sogar einen deutlichen Trend, dass Laien mehr leisten. (4) Dies zeigte sich sowohl unmittelbar nach Abschluss ihres Einsatzes als auch längere Zeit danach. Und es trat auf den unterschiedlichsten Tätigkeitsfeldern zutage: von der Einzel- und Gruppenpsychotherapie über Krisenberatung bis hin zur gesundheitlichen, beruflichen und sozialen Rehabilitation. Woher die Laienhelfer kommen, erwies sich als unerheblich. Ob Studenten, Hausfrauen oder Rentner, Pfleger oder engagierte Bürger: Was den Ertrag ihrer Bemühungen betrifft, können viele von ihnen mit Profis zumindest mithalten, gleichgültig, welcher Erfolgsmaßstab dabei angelegt wird - seien es psychologische Tests, Verhaltensbeobachtungen oder Eindrücke von unabhängigen Beurteilern, Selbsteinschätzungen von Patienten oder Angaben von wichtigen Bezugspersonen, die Dauer des Klinikaufenthalts oder die Rückfallquote. Selbsthilfegruppen - Gemeinsam aus dem Abgrund Wie effektiv Psychoamateure helfen können, erweist sich unter anderem in Selbsthilfegruppen. Über 100.000 derartige Initiativen führen in Deutschland rund 3,5 Millionen Laien zusammen (5), um einander in gesundheitlichen Nöten beizustehen, häufig auch bei seelischen. Fast jeder zehnte Erwachsene hat daran schon mindestens einmal teilgenommen (6); bereits 2005 lag der Bevölkerungsanteil derer, die solche Gruppen besuchen, bei 2,8 Prozent. (7) Wie etliche Studien belegen (8), bringen diese losen, unverbindlichen Gemeinschaften von Gleichbetroffenen in der Regel keineswegs weniger zustande als Gruppenpsychotherapien oder irgendeine andere Spielart professionellen Seelenheilens. Je länger die Mitgliedschaft, je regelmäßiger die Teilnahme, desto größer der persönliche Nutzen: Wer laufend eine Selbsthilfegruppe besucht, kann mit seiner Erkrankung besser umgehen, schätzt sich als selbstbewusster ein, fühlt sich besser verstanden und weniger einsam, erfährt einen Zugewinn an Lebensmut, Wohlbefinden und Alltagstauglichkeit. Unter ihresgleichen finden seelisch Belastete also, wonach viele von ihnen zuvor bei Profis vergeblich gesucht haben. Bei 45 Prozent der Personen, die wegen psychischer Probleme an einer Selbsthilfegruppe teilnehmen, bessern sich die Symptome deutlich, wie eine Patientenbefragung der Universität Saarbrücken ermittelte. (9) Etliche weitere Studien bestätigen ebenfalls, wie gut das Gruppenerlebnis tut. (10) Telefonseelsorge tut gut Ebenso segensreich wirken in Deutschland rund 8000 Laien bei der Telefonseelsorge – seit 1995 auch im Internet -, ehrenamtlich und rund um die Uhr. Sie kommen aus allen Berufsfeldern, auch Arbeitslose sind darunter. Mit Hingabe, Herzensbildung und Engelsgeduld beruhigen, trösten und ermutigen sie pro Jahr 1,8 Millionen Ratlose, Verzweifelte und Lebensmüde. (11) Reichlich Lebenserfahrung und Einfühlungsvermögen, Belastbarkeit und „kommunikative Kompetenz“, wie Sozialwissenschaftler sagen, bringen sie dafür mit - hingegen kaum je ein Studium der Psychologie oder Medizin. Um sie auf ihren nervenaufreibenden Job vorzubereiten, reichen drei Wochenenden und rund dreißig Abende im Laufe von anderthalb Jahren aus. (12) Dass mehr zu erreichen wäre, wenn in den bundesweit 109 Anlaufstellen ausnahmslos Diplom-Psychologen und Psychiater am Telefon säßen, harrt des Beweises. Ein bisschen Training reicht aus, um Laien im Umgang mit psychischer Not sogar noch erfolgreicher zu machen, als viele es ohnehin schon sind. In der Regel genügen dazu weniger als fünfzehn Stunden. (13) Aus alledem folgt mit erschütternder Deutlichkeit: In der Psychologie führt eine langjährige, kostspielige akademische Ausbildung zu keinem nennenswerten Vorsprung gegenüber unausgebildeten Helfern. Die therapeutischen Leistungen von Laien sind mindestens ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen. Bei Beginn ihres Studiums - auch dies belegen die vorliegenden Untersuchungen - waren Profis bessere Helfer als nach dessen Abschluss. Weder eine längere Ausbildung noch zunehmende Berufserfahrung führen dazu, dass sie psychischen Belastungen besser beikommen. (Hingegen könnte Lebenserfahrung durchaus bedeutsam sein – Näheres hierzu in meinem Buch Stochern im Nebel, Psycholügen Band 4.) Mehr Praxisjahre machen professionelle Seelenhelfer im allgemeinen keineswegs fähiger. (14) Eine großangelegte Studie an knapp 7000 Patienten von 170 Psychotherapeuten über einen Fünfjahreszeitraum belegt vielmehr: Von Ausnahmen abgesehen, stellen sich positive Therapiewirkungen sogar seltener und dürftiger ein, je länger der Profi bereits praktiziert. (15) Ungeheuerlich, aber wahr: Nach heutigem Forschungsstand können professionelle Psychotherapeuten nicht für sich beanspruchen, im allgemeinen besser zu sein als sogenannte „blutige“ Laien. Do-it-yourself: Auch im Seelentief keine grundsätzlich schlechte Idee Schlimmer noch: Professionelle Psychotherapie bringt in der Regel nicht einmal mehr als Selbsthilfe. Wie Vergleichstests belegen, nützt in Seelentiefs geeignete Lektüre nicht minder, seien es Ratgeber, Schicksalsberichte, Lebensgeschichten oder Romane. Gleiches gilt für Audio- und Videomaterial zum jeweiligen Problem auf CDs und DVDs, wie auch für geeignete Computerprogramme oder Online-Anleitungen. (16) Und mindestens ebenso gut wie Termine beim Psychotherapeuten oder Psychiatern tut es, eigene Texte zu verfassen und zu gestalten, etwa über aktuelle Erlebnisse, biographische Erfahrungen und Probleme, Symptome und Beschwerden, Sehnsüchte und Hoffnungen. Wie Metaanalysen von 40 bzw. 52 Vergleichsstudien hierüber ergaben, könnten Depressive, Angstgeplagte und Phobiker, Sexual- oder Schlafgestörte statt zum Psychoprofi ebensogut zum Buchhändler gehen, ein Tagebuch führen, Geschichten schreiben oder im Internet surfen. (17) Schreiben als Selbsttherapie Was wäre ohne diese unprofessionelle Selbsthilfe wohl aus dem 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten geworden? In jungen Jahren durchlebte Barack Obama wiederholt bedrückende Zeiten. Falls er damals in die Fänge von Psychoprofis geraten wäre, wäre ihm wohl eine hochgradige „Identitätskrise“ bzw. ein „Entwurzelungssyndrom“ (ICD 10: F68.8) bescheinigt worden, vielleicht auch eine ausgeprägte „Anpassungsstörung“ (F43) in Verbindung mit einer „längeren depressiven Reaktion“ (F43.21). Er war Sechs, als seine Mutter mit ihm nach Indonesien zog, zu ihrem zweiten Ehemann. Dort litt Obama unter seiner Außenseiterrolle: „Ich war dieses große, dunkelhäutige Kind, das irgendwie auffiel.“ Im Seelentief steckte er auch zu Beginn seiner Studiums in New York: „Ich war abgekapselt (…), sehr ernsthaft, irgendwie humorlos.“ Beide Male benötigte er weder Psychotherapie noch Antidepressiva – er befreite sich selbst, indem er Tagebuch führte und Geschichten verfasste. „Ich bin davon überzeugt, dass mir das half, meine Identität zu verstehen. Über das Schreiben setzte ich mich mit vielem auseinander, was mein Leben beeinflusste (…) So konnte ich alle Einzelteile zu einem Ganzen zusammenfügen. (…) Worte sind mächtig, wenn es darum geht herauszufinden, wer man ist und was man denkt, was man glaubt und was wichtig ist. Und auch dabei, den Wirbel der Ereignisse, in dem man permanent steht, zu sortieren und zu deuten.“ (18) So ist es. Auf die heilsame Wirkung von „kreativ-biografischem Schreiben“ schwört die Hamburger Heilpraktikerin und Journalistin Beate Münchenbach, die auf diese Weise während mehrerer „Auswege“-Therapiecamps bei psychisch Belasteten enorm viel bewegte. Die Gründe liegen für sie auf der Hand: „Schreiben ist ein Vorgang mit allen Sinnen und spricht Körper, Geist und Seele an. Schreiben hilft der Bewusstwerdung von Themen, die uns beschäftigen, und damit der Veränderung. Schreiben ist mutig, denn jeder Text ist eine Botschaft an sich selbst oder an andere. Schreiben ist Probehandeln, denn wir können uns im Schreiben ausprobieren und so tun, als ob.“ Lesen als rezeptfreie Medizin Aufs Lesen als rezeptfreie Medizin schwört die Berliner Literaturwissenschaftlerin Andrea Gerk. Die besten Romane „befreien uns aus inneren Gefängnissen“, sagt sie, „und aktivieren die Selbstheilungskräfte. Sie entfalten mitunter eine magische Kraft, die uns im Innersten berührt.“ (19) In den USA ist Bibliotherapie seit 1939 als Heilverfahren anerkannt. In Großbritannien können sich Patienten Bücher gegen Depression verschreiben lassen. (20) Literatur als Selbsthilfe empfiehlt die Londoner School of Life, eine 2008 von dem Philosophen Alain de Botton eröffnete Anlaufstelle für Haltsuchende, in der „man das lernen kann, was man an Schulen und in Universitäten nicht lernt: ein gutes und erfülltes Leben zu führen“. (21) Etliche Studien belegen inzwischen, wie wirksam Lesen bei einer Vielzahl von psychischen Problemen hilft. (22) Das war schon immer so – nicht erst, seit daraus eine weitere verwissenschaftliche Behandlungsweise wurde, wie in der „Integrativen Poesie- und Bibliotherapie“ von Hilarion Petzold und Ilse Orth. (23) Filme als Psychotherapeutika Zur Selbsthilfe eignen sich auch gut gemachte Spielfilme hervorragend. Wer hat nicht schon eine Komödie wie „Der Vater der Braut“ als Stimmungsaufheller eingesetzt? Wer heulte sich bei Hollywood-Dramen wie „Love Story“ nicht den eigenen Kummer von der Seele? Selbst ein „Harry Potter“ oder „Fluch der Karibik“ , „Spider Man“ oder „X-Men“ können unserer geistigen Gesundheit förderlich sein, indem sie uns eine Weile davon abhalten, Trübsal zu blasen, und auf andere Gedanken bringen. Am eigentherapeutisch wertvollsten ist Kino, wenn es bewegende Lebensgeschichten von Figuren, mit denen wir uns mühelos identifizieren können, zu einem befriedigenden, einleuchtenden Ende bringt. Aus Zach Braffs „Garden State“ lernt ein Depressiver, dass es völlig in Ordnung ist, nicht immer glücklich zu sein. Filme wie Jonathan Demmes „Philadelphia“ und Randa Haines´ „Gottes vergessene Kinder“ machen klar, dass nicht einmal eine tödlich verlaufende Erkrankung, eine unbehebbare Behinderung ein selbstbewusstes Leben verhindern kann, das reichlich Gründe bietet, stolz auf sich zu sein. Oliver Haffners „Geschenk der Götter“ hilft Arbeitslosen, sich Selbstachtung, Würde und Zuversicht zu bewahren. Kay Pollacks „Wie im Himmel“ macht Mut, unerfüllten Träumen nachzuspüren, den eigenen Weg zu finden, dabei nichts zu erzwingen, wahrhaftig zu leben. Krzysztof Kieslowskis „Drei Farben: Blau“ führt vor Augen, dass auch der fürchterlichste Schicksalsschlag uns nicht in endlose Verzweiflung stürzen muss. Seine weibliche Hauptperson überlebt einen Autounfall, bei dem sie Mann und Kind verlor. Zunächst will sie sich umbringen, doch dann schafft sie es, neuen Sinn zu finden, in der Musik. Solche Filme bewegen und verändern oft erheblich mehr als so manche professionell verlaufende Therapiesitzung. Der Philosoph und Psychotherapeut Otto Teischel schwört auf die Kunstform Film als „Weg zum Selbst“, als „Hauptstraße zum Sinn“ bei der Gruppen- und Einzeltherapie: „Wie bei kaum einer anderen Kunstform verbergen sich gerade im Spielfilm ungeahnte Reichtümer der Erkenntnis: Er spricht uns, mit nahezu allen Sinnen gleichzeitig, im Kopf und im Herzen an.“ (24) Teischel empfiehlt über hundert Filme „mit psychotherapeutischer Relevanz“ für vielerlei psychiatrische Symptome. (25) Warum machen wir es nicht so wie einst er selbst? Auch ohne sachkundige Anleitung von außen berührte ihn vor vielen Jahren Wim Wenders´ „Paris, Texas“ zutiefst, immer wieder sah er sich den mitreißenden Roadmovie an. (26) Auch „Paraprofessionellen“ gebührt Respekt Auch sogenannte Paraprofessionelle - Betreuungskräfte wie Sozialarbeiter, Kranken- und Altenpfleger -, auf die gestandene Psychiater und Psychotherapeuten mit Vorliebe herabblicken, können mit akademisch geschulten Heilberuflern nachweislich mithalten, wie sich in Vergleichsstudien herausstellte. Selbst bei schweren Depressionen und Angstzuständen erreichen sie mindestens genauso viel. (27) So kümmerten sich in einer britischen Untersuchung Krankenschwestern, nachdem man sie in zwei Workshops mit Grundzügen der Verhaltenstherapie vertraut gemacht hatte, um 222 Hypochondriker - eingebildete Kranke -, die Ärzte zuvor unter 29.000 stationär Aufgenommenen in englischen Fachkliniken als hochgradig ängstlich in Bezug auf die eigene Gesundheit eingeschätzt hatten. Zum Vergleich blieben 222 weitere unbehandelt, sie wurden lediglich regelversorgt. Nach fünf bis zehn Sitzungen hatten die Krankheitsängste in der Behandlungsgruppe erheblich abgenommen. Noch ein Jahr später wirkte der Beistand nach: Von den Laienbehandelten sorgten sich weiterhin 13,9 Prozent nicht übermäßig um das eigene Wohlergehen, in der Kontrollgruppe nur 7,3 Prozent. Auch auf allgemeine Ängstlichkeit und Depressionen hatten sich die Bemühungen der Nichtprofis vorteilhaft ausgewirkt. (28) Ehrenrührige Ungeheuerlichkeit – na und? Und so müssen sich Psychoprofis mit wachsendem Entsetzen eingestehen: Auf ihren klassischen Tätigkeitsfeldern können vermeintlich Ahnungslose offenkundig mithalten. Schlimmer noch, vielfach performen sie besser. In zunehmender Zahl belegen Studien diese ehrenrührige Ungeheuerlichkeit. Beispiel Familienhilfe: Sozial engagierte Ruheständler betreuen, als „Stief-Großeltern“, vernachlässigte, verhaltensauffällige Kinder im Vorschulalter eher hilfreicher als Psychoprofis. (29) Beispiel Schulprobleme: Schwierige, unangepasste Schüler lassen sich durch Gleichaltrige, die gezielt als change agents im Einsatz sind - sinngemäß als „Auslöser von Veränderungen“ -, in einem Maße zu erwünschtem Verhalten bewegen, wie es kaum ein Schulpsychologe zuwege brächte: Sie werden hilfsbereiter, aufmerksamer und ausgeglichener, fühlen sich zugehöriger, stören seltener, hören besser zu. (30) Beispiel Suchtprävention: Kümmern sich um Drogensüchtige ehemals Abhängige, so sinkt die Rückfallquote auf sensationelle sechs Prozent, in einem Beobachtungszeitraum von immerhin dreieinhalb Jahren – verglichen mit 92 Prozent bei staatlichen Rehabilitationsprogrammen. (31) Beispiel Strafvollzug: Laienhelfer tragen zur psychischen Stabilisierung von Häftlingen nicht schlechter bei als Gefängnispsychologen, eher im Gegenteil. (32) Beispiel Resozialisierung: Wie häufig verstoßen Häftlinge gegen Bewährungsauflagen, wenn Laien sie ehrenamtlich betreuen? Eine Erhebung im Stadtstaat Hamburg ergab eine Misserfolgsquote von 24 Prozent - gegenüber 45 Prozent bei professionellen Bewährungshelfern. (33) Ebensowenig als überlegen erwiesen sich Profis in einer Studie der Universität von Long Beach, Kalifornien, in der sich Studenten und Frauen mittleren Alters um jugendliche Straffällige bemühten: Rückfälle, Jobverluste, Schulabbrüche und Problemverhalten wie Komasaufen kamen dabei nicht häufiger vor als in fachmännischer Obhut. (34) Beispiel Katastrophenhilfe: Nach dem verheerenden Erdbeben in Kobe 1995, wie auch nach dem Tsunami in Nordjapan 2011, kamen dort Hunderte Freiwillige als kokoro, „Herzenströster“, zum Einsatz. Fürsorglich nahmen sie sich der Überlebenden an, trösteten sie und führten eingehende Gespräche mit ihnen, um sie die schrecklichen Erfahrungen und Verluste verarbeiten zu lassen. Profis vermisste dabei keiner. Beispiel Flüchtlingshilfe: Unter den Hundertausenden, die aus Kriegsgebieten nach Deutschland flohen, gilt jeder Dritte als schwer traumatisiert von selbst erlebter oder beobachteter Gewalt: Misshandlungen, Vergewaltigungen, Folter, Entführungen, Zerstörungen, Erschießungen. Binnen zwei Kurstagen lernten Lehrer, ja sogar Kinder ohne weiteres, solchen zutiefst erschütterten Menschen wohltuend beizustehen. Im einfühlsamen Dialog regten sie die Betroffenen an, ihre fürchterlichen Erfahrungen in mündlichen und niedergeschriebenen Erzählungen aufzuarbeiten. (35) Beispiel Psychiatrie: Stationär untergebrachte Patienten öffneten sich, entdeckten vergessene Fähigkeiten neu, wurden lebhafter, ausgeglichener und lebensfroher, nachdem sie im Laufe eines siebenjährigen Förderprogramms von 280 Schülern zwischen 12 bis 15 Jahren über ein halbes Jahr lang allwöchentlich besucht und in Interessengruppen einbezogen wurden. Dort plauderte man miteinander, tanzte, trieb Gymnastik, sang, spielte, kochte, schminkte, spielte Theater. Im üblichen Klinikalltag hatte zuvor kein Profi mehr bewegt. (36) Patienten, die als „Tutoren“ auftreten dürfen, psychotherapieren Mitinsassen erfolgreicher als Profis. Derart Betreute werden aktiver, selbstständiger und entscheidungsfreudiger; sie stecken Enttäuschungen besser weg, beteiligen sich mehr an Problemlösungen, verhalten sich unauffälliger. (37) Selbst geistig Schwerbehinderte machen erstaunliche intellektuelle Fortschritte. (38) Dank Laienhelfern: Fürsorge und Mitgefühl mit langer Tradition Gerade in Deutschland hat Laienhilfe in der Psychiatrie eine lange, segensreiche Tradition. Sie reicht zurück bis ins Jahr 1829, als in der Herzoglich-Nassauischen Irrenanstalt in Eberbach am Neckar der erste sogenannte „Hilfsverein“ entstand. Ihm folgten bis zum Vorabend des Naziregimes Hunderte weiterer. Aus christlicher Nächstenliebe opferten Psychoamateure jede Menge Zeit und Herzblut, um Irren ihre menschenwürdige Isolationshaft erträglicher zu machen - und ihnen mehr zu bieten als Schläge, Zwangsjacken, Bettfesseln, Elektroschocks und hirnchirurgische Verstümmelungen. Auch entlassener Geisteskranker nahmen sich viele an. Die zunehmende Professionalisierung des Psychiatriebetriebs verdrängte sie nach und nach, die systematische Ausrottung „lebensunwerter“ Geisteskranker zu Zeiten des Nationalsozialismus erübrigte sie. Erst in den siebziger Jahren lebte die Bewegung wieder auf, angeregt durch die Psychiatriereform von 1975, auf die hin bundesweit gemeindepsychiatrische Dienste, Kontaktstellen und Betreuungsgruppen entstanden. Viele ehemalige Patienten riefen nun Selbsthilfe-Initiativen ins Leben, eine der ersten war die „Irrenoffensive“ in Berlin. Während Ärzte und Pflegekräfte in Krankenhäusern, die eher Straf- als Heilanstalten glichen, bis Mitte des 20. Jahrhunderts vorzugsweise körperlich misshandelten, leisteten Laienhelfer zum seelischen Wohlergehen der Patienten einen segensreichen Beitrag. Im Grunde waren allein sie es, die zur Psychiatrie das Psychische beisteuerten. Sie boten Fürsorge und Mitgefühl, hörten zu und standen bei, während Profis mit respektheischendem akademischen Titel, aber unterirdischem EQ verwahrten, quälten und zurichteten. Gegen herzlose Wissenschaft setzten sie Mitmenschlichkeit. „Durch Gründung von Hilfsvereinen“, schrieb der weise Arzt Caspar Brosius 1876 in der von ihm gegründeten Monatszeitschrift Der Irrenfreund, „macht die Gesellschaft pflichtmäßig möglichst wieder gut, was sie selbst verbrochen hat. (...) Die verständige Teilnahme, die den Irren geschenkt wird, rentiert sich nicht allein für die kranken Individuen - was die Humanität bezweckt -, sondern auch für die menschliche Gesellschaft.“ (39) (Harald Wiesendanger) Dieser Text ist ein Auszug aus Harald Wiesendanger: Psycholügen, Band 3: Seelentief: ein Fall für Profis?, Schönbrunn 2017, 2. erw. u. aktualisierte Aufl. 2024; 124 S., auch als PDF. Die Folgen dieser Serie („Helfen Psycho-Profis wirklich besser?“) 1 Reichlich erforscht: Viele Laien können mehr 2 Unter den Teppich gekehrt 3 Vogel Dodo beim Wettlauf der Psychotechniker 4 Wie viel bringt Psychotherapie wirklich? 5 Warum nützt Psychotherapie? 6 Warum manche Laien die besseren Therapeuten sind 7 Hochstapler unter Hochstaplern 8 Psychotherapie als Gefahrenherd 9 Nase vorn: Was viele Profis besser können – und weshalb 10 Pragmatismus statt Lobbyismus - Für eine weise Psycho-Politik Anmerkungen * Pseudonyme 1 Stern Nr. 43, 23.3.2017, S. 42; Focus 4.3.2005 und PDF-Ratgeber Depression: Leben am Tiefpunkt; Spiegel online, 25.9.2016: „Mein Partner ist depressiv – was tun?“; Welt/N24, 17.12.2009: „Depression – die Krankheit mit dem Mangel an Sinn“; Bild, 26.12.2016: „Tipps für den Umgang mit Depressiven“. 2 ChatGPT am 24.10.2023 auf meine Frage: “Können Laien bei psychischen Problemen helfen?” 3 Siehe zusammenfassend Hildegard Müller-Kohlenberg: Laienkompetenz im psychosozialen Bereich. Beratung – Erziehung – Therapie, Opladen 1996. 4 Siehe Robert R. Carkhuff: „Differential functioning of lay and professional helpers“, Journal of Counseling Psychology 15 (2) 1968, S. 117-126, dort S. 122. Averil E. Karlsruher: „The nonprofessional as a psychotherapeutic agent“, American Journal of Community Psychology 2 (1) 1974, S. 61-77; J. A. Durlak: „Comparative effectiveness of paraprofessional and professional helpers“, Psychological Bulletin 86/1979, S. 80-92. 5 Diese Zahlen nennt die Internetplattform www.selbsthilfe-wirkt.de 6 Robert Koch-Institut: Telefonischer Gesundheitssurvey des Robert Koch-Instituts zu chronischen Krankheiten und ihren Bedingungen. 7 Alf Trojan, Stefan Nickel, Robert Amhof, Jan Böcken: “Soziale Einflussfaktoren der Teilnahme an Selbsthilfezusammenschlüssen. Ergebnisse ausgewählter Fragen des Gesundheitsmonitors”, Gesundheitswesen 68/2006, S. 364–375. 8 M. Peböck/S. Doblhammer/J. Holzner: „Einblicke und Ausblicke – Selbsthilfe als Gegenstand wissenschaftlicher Forschung“, in O. Meggeneder (Hrsg.): Selbsthilfe im Wandel der Zeit. Neue Herausforderungen für die Selbsthilfe im Gesundheitswesen, Frankfurt/Main 2011, S. 227-255; B. Borgetto: Selbsthilfe und Gesundheit. Analysen, Forschungsergebnisse und Perspektiven, Bern 2004. 9 Stiftung Warentest: „Mehr Lebensfreude“, test 2/2003, S. 91-95. 10 M. L. Moeller: „Wodurch wirken Selbsthilfe-Gruppen? Zu einigen therapeutischen Prinzipien der Gruppenbehandlung“, Gruppenpsychologische Gruppendynamik 8/1977, S. 337-357; A. Bachl/R. B. Büchner/W. Stark: „Beratungskonzepte und Dienstleistungen gesundheitsbezogener Selbsthilfe-Initiativen“, Gesundheitswesen 58 (2) 1996, S. 120-124; E. Vonderlin: „Die Bedeutung von Gesprächsgruppen für die Bewältigung einer Frühgeburt durch die Eltern“, Frühförderung interdisziplinär 18/1999, S.19-27. 11 Nach Telefonseelsorge: „Gesamtstatistik für das Jahr 2015“, www.telefonseelsorge.de, abgerufen am 18.12.2016. 12 Siehe www.telefonseelsorge-ostoberfranken.de : „Information über die Ausbildung zur ehrenamtlichen Mitarbeit“, abgerufen am 18.12.2016. 13 T. Gunzelmann u.a.: „Laienhelfer in der psychosozialen Versorgung: Meta-Analyse zur differentiellen Effektivität von Laien und professionellen Helfern“, Gruppendynamik 18/1987, S. 361-384, S. 379. 14 H. N. Garb: „Clinical judgment, clinical training, and professional experience“, Psychological Bulletin 105/1989, S. 387–396; Frank Jacobi u.a.: „Wie häufig ist therapeutischer Misserfolg in der ambulanten Psychotherapie?“, Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie 40 (4) 2011, S. 246-256, dort S. 252. 15 M. L. Smith/G. V. Glass: „Metaanalysis of Psychotherapy Outcome Studies“, American Psychologist 32/1977, S. 752 – 760, nach methodisch strengeren Kriterien bestätigt durch J. T. Landman/R. M. Dawes: „Psychotherapy Outcome: Smith and Glass’ Conclusions Stand Up to Scrutinity“, American Psychologist 37/1982: 504-516. Carkhuff (s. Anm. 14), S. 120. 16 E. Mayo-Wilson u.a.: „Media-delivered cognitive behavioural therapy and behavioural therapy (self-help) for anxiety disorders in adults“, Cochrane Database Systematic Review 9/2013, CD005330. 17 F. Scogin u.a.: „Efficacy of selfadministered treatment programs. Meta-analytic review“, Professional Psychology Research and Practice 21/1990, S. 42-47; R. A. Gould/G. A. Clum: „A metaanalysis of self-help treatment approaches“, Clinical Psychology Review 13/1993, S. 169-186; Silke Heimes: Warum Schreiben hilft. Die Wirksamkeitsnachweise zur Poesietherapie, Göttingen 2012. 18 Barack Obama im Interview mit der New York Times, in deutscher Übersetzung veröffentlicht in der Süddeutschen Zeitung Nr. 14, 18.1.2017, S. 9. 19 Zit. nach Frankfurter Rundschau, 28.1.2015: „Lesen rettet uns vor uns selbst“; siehe Andrea Gerk: Lesen als Medizin. Die wundersame Wirkung der Literatur, Berlin 2015. 20 Cornelia Geissler: „Rettungsanker“, Frankfurter Rundschau, 26.3.2015. 21 www.theschooloflife.com/berlin/ueber-uns/#&panel1-3, abgerufen am 23.1.2017. 22 Silke Heimes u.a.: „Die Heilkraft der Sprache in der Poesietherapie“, Musik-, Tanz- und Kunsttherapie 19 (1) 2008, S. 36-47; dies.: „Kreative Bewältigung einer Lebenskrise mit Hilfe der Poesietherapie“, Musik-, Tanz- und Kunsttherapie 19 (2) 2008, S. 93-97, Karen A. Baikie/Kay Wilhelm: „Emotional and physical health benefits of expressive writing“, Advances in Psychiatric Treatment 11/2005, S. 338-346. 23 Hilarion Petzold, Ilse Orth (Hrsg.): Poesie und Therapie. Über die Heilkraft der Sprache. Poesietherapie, Bibliotherapie, Literarische Werkstätten. Aisthesis, 2005; Petzold, H. G., Leeser, B., Klempnauer, E. (Hrsg.): Wenn Sprache heilt. Handbuch für Poesie- und Bibliotherapie, Biographiearbeit, Kreatives Schreiben. Aisthesis Verlag, Bielefeld 2017. 24 www.teischel.com/filmtherapie, abgerufen am 23.1.2017; s. sein Buch Die Filmdeutung als Weg zum Selbst, Norderstedt 2007. 25 Teischel: Die Filmdeutung …, a.a.O., S. 221. 26 Susan Vahabzadeh: „Schau hin“, Süddeutsche Zeitung Nr. 17, 21.1.2017, S. 49. 27 P. Boer u.a.: „Paraprofessionals for anxiety and depressive disorders“, Cochrane Database Systematic Review 2/2005, CD004688. 28 Peter Tyrer u.a.: „Clinical and cost-effectiveness of cognitive behaviour therapy for health anxiety in medical patients: a multicentre randomised controlled trial“, Lancet 383/Januar 2014, No. 9913, S. 219–225. 29 Hildegard Müller-Kohlenberg: Laienkompetenz im psychosozialen Bereich, Opladen 1996, S. 129 f.; E. L. Cowen/E. Leibowitz/G. Leibowitz: „Utilization of retired people as mental health aides with children, American Journal of Orthopsychiatry 38/1968, S. 900-909. 30 J. R. Hilgard/D. C. Staight/U. S. Moore: „Better-adjusted peers as resources in group therapy with adolescents“, Journal of Psychology 73/1969, S. 75-100; D. K. O´Leary: „Der Einzug von Laienhelfern in das Klassenzimmer“, in G. Sommer/H. Ernst (Hrsg.): Gemeindepsychologie, München 1977, S. 120-131. 31 Efren Ramirez: „Help for the addict“, American Journal of Nursing 11/1967, S. 2348-2353. Professioneller Suchtprävention überlegen erwiesen sich „Ex-Addicts“ ebenfalls in einer Studie von Leonard Lo Sciuto u.a.: „Paraprofessional versus professional drug abuse counselors: Attitudes and expectations of the counselors and their clients“, International Journal of the Addictions 19 (3) 1984, S. 233-252. Andere Untersuchungen fanden zumindest keinen Erfolgsvorsprung von Profis: N. J. Konzel/B. S. Brown: „The counselor role as seen by ex-addict counselors, nonaddict counselors, and significant others“, Journal of Consulting and Clinical Psychology 41 (2) 1973, S. 315 ff.; B. S. Brown/R. F. Thompson: „The effectiveness of formerly addicted and nonaddicted counselors on client functioning“, Drug Forum 5 (2) 1975, S. 123-129; L. S. Aiken u.a.: „Paraprofessional versus professional drug counselors: Diverse routes to the same role“, International Journal of the Addictions 19 (2) 1984, S. 153-173 (Teil 1), 19 (4) 1984, S. 383-401 (Teil 2). 32 Hildegard Müller-Kohlenberg: Laienkompetenz im psychosozialen Bereich, Opladen 1996, S. 77-89. 33 H. J. Kerner u.a.: „Straf(rest)aussetzung und Bewährungshilfe“, Arbeitspapiere aus dem Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg 3/1984. 34 D. A. Dowell: „Volunteers in probation: A research note on evaluation“, Journal of Criminal Justice 6/1978, S. 357-361. In einer weiteren Studie der Universität Nebraska wurden 32 zufällig ausgewählte Straftäter von Richtern, also ebenfalls Personen ohne übliche Vorbildung, nicht minder erfolgreich betreut wie von entsprechend vorgebildeten Fachleuten. John Berman: „The volunteer in parole program“, Criminology 13/1975, S. 111-113. 35 Ärzteblatt, 24.2.2016: „Traumata bei Flüchtlingen: Experte schlägt Laientherapie vor“. 36 Arié Schlosberg: „Seven-year follow-up of an adolescent volunteer program in a psychiatric hospital“, Hospital and Community Psychiatry 42 (6) 1991, S. 632-633. 37 W. E. Needham/H. White/B. J. Fitzgerald: „A patient-therapist program“, Hospital and Community Psychiatry 17 (3) 1966, S. 44-45; E. Pfeiffer: „Patients as therapists“, American Journal of Psychiatry 123 (11) 1967, S. 1413-1418; C. K. Whalen/A. B. Henker: „Creating therapeutic pyramids using mentally retarded patients“, American Journal of Mental Deficiency 74/1969, S. 331-337; M. Mercatoris u.a.: „Mentally retarded residents as paraprofessionals in modifying mealtime behavior“, Journal of Abnormal Psychology 84 (3) 1975, S. 299-302; P. Wagner/M. Sternlicht: „Retarded persons as teachers: retarded adolescents tutoring retarded children“, American Journal of Mental Deficiency 79/1975, S. 674-679. 38 Harold M. Skeels: „Adult status of children with contrasting life experiences“, Monograph of the Society for Research in Child Development 105/1966. 39 Caspar Brosius in Der Irrenfreund 18/1876, S. 73. Titelbild: Shutterstock
- Bloß ein Piks – zwei Tage später tot
Als Melody mit 15 Monaten eine Mehrfachimpfung erhält, ist sie kerngesund. Zwei Tage später bekommt das Baby plötzlich keine Luft mehr, sein Herz steht still, Leber und Nieren versagen. Seltsamer Zufall, meint der Impfarzt. Der 19. Oktober 2023, ein Donnerstag, beginnt für Katherine Palombi wie jeder Werktag. Doch „es wurde der schrecklichste Tag meines Lebens“, wie die junge Mutter aus Greenwood Lake, New York, heute weiß. (1) Frühmorgens bringt sie Melody Rain, ihre 15 Monate alte Tochter, zur Oma. Nach einem Abschiedskuss winkt das Mädchen seiner Mama fröhlich zu. Dann fährt Katherine weiter zur Arbeit. Kaum dort eingetroffen, erhält sie einen Anruf von der Großmutter – in Panik. Melody hat Atemnot, sie bekommt kaum noch Luft. „Ich war total geschockt“, erinnert sich Palombi. „Hat mein Kind sich an etwas verschluckt? Das war mein erster Gedanke. Denn es war ja völlig gesund.“ Weil Melody anscheinend zu ersticken droht, alarmiert Katherine den Notdienst. Während ein Krankenwagen unterwegs ist, leitet die Notrufzentrale die Großmutter telefonisch an, eine Herz-Lungen-Reanimation durchzuführen. Als endlich die Rettungskräfte eintreffen, schaffen sie Melody sofort ins St. Anthony´s Hospital. Dort versuchen Ärzte stundenlang, die Kleine zu retten – vergeblich. „Sie brachten mich in den Behandlungsraum und ich sah sie dort liegen“, sagt Katherine. „Todeszeitpunkt: 11:13 Uhr. Ich fiel einfach um – ohnmächtig.“ Wie aus den Krankenhausunterlagen geht, erlitt das Baby einen Herzstillstand, ein Leber- und Nierenversagen. Am 13. Juli 2022 zur Welt gekommen, endete sein Leben schon 459 Tage später. Warum? Zwei Tage vor Melodys Tod, am 17. Oktober, hatte in einer Kinderklinik in Warwick, New York, der Herbert Kania Pediatric Group, an ihr eine Vorsorgeuntersuchung stattgefunden. (Geschäftsmotto: „We provide all necessary immunizations.”) Zu jenem Zeitpunkt war sie „völlig gesund“, versichert die Mutter. Dabei erhielt das Mädchen einen Mehrfach-„Piks“: den Pentacel 5-in-1-Impfstoff gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten (DTaP), Kinderlähmung und Influenza Typ B. Im St. Anthony´s Hospital hörte die Mutter: Der enge zeitliche Zusammenhang zur Impfung sei reiner Zufall. Die Kinderklinik verweigerte eine Stellungnahme. Stattdessen sichtete die Medizinerin Dr. Elizabeth Mumper, Präsidentin des Rimland Center For Integrative Medicine, Melodys Krankenakte – und stellte betroffen fest: „Ein zuvor gesundes Baby starb in der Notaufnahme, nachdem es einen Atemstillstand erlitten hatte. Seine Laborwerte zeigten erhöhte Enzyme in Leber, Herz und Muskeln, was auf katastrophale Schäden hindeutet. Seine Elektrolyte waren abnormal, was darauf hindeutet, dass sein Körper die Fähigkeit verloren hat, die Homöostase - das Gleichgewicht der Körperchemie - aufrechtzuerhalten.“ (2) Dass die Todesursache die Impfung war, liegt für sie auf der Hand. „Als Engel geboren“ Ihrem verlorenen Baby hat Katherine einen rührenden Nachruf gewidmet: „Von dem Moment an, als sie in unser Leben trat, war Melody Rain ein Leuchtfeuer der Liebe und Freude. Ihr ansteckendes Kichern, ihr warmes Kuscheln und ihre süßen Küsse waren eine Quelle endloser Freude für ihre Familie. Sie wurde buchstäblich als Engel geboren. Sie war das perfekte Kind. Sie liebte das Meer. Sie liebte es, spazieren zu gehen. Sie liebte Tiere, besonders unseren Hund Sonya. Sie hat jeden, der sie kannte, zum Strahlen gebracht. Melody war eine leuchtende Seele, die ihr Glück in den einfachsten Dingen fand.“ Wie kommen Eltern, die ihr Kind dermaßen überschwänglich lieben, bloß dazu, in deren zarte Körper Substanzen injizieren zu lassen, ohne sich zuvor von deren Notwendigkeit und Unbedenklichkeit zu überzeugen? Blauäugig liefern sie es einer pharmagelenkten Schulmedizin aus, weil andere Familien es ja ebenfalls tun; weil der Kinderarzt ihnen ein schlechtes Gewissen macht; weil es sie erleichtert, Verantwortung an ihn zu delegieren. Das kann gutgehen – oder in einer Tragödie enden. Mamis und Papis, die es darauf ankommen lassen, spielen Russisches Roulett mit ihrem Nachwuchs. Warum recherchieren sie nicht ausgiebiger, statt es bei ein, zwei Klicks auf die Toplinks von Google-Trefferlisten zu belassen? Wie eine öffentlich zugängliche Studie belegt, kommen Fälle von „plötzlichem Kindstod“ bei geimpften Säuglingen innerhalb der ersten drei Tage nach dem „Piks“ 7,3-mal häufiger vor als nach einem Monat. (3) Auch eine Analyse der Sicherheitsdaten von VAERS, dem US-Meldesystem für Impfnebenwirkungen, legt nahe, dass Babies in den ersten Tagen nach einer Impfung deutlich öfter versterben als Wochen oder Monate danach. (4) Von 2.605 Todesfällen bei Säuglingen, die VAERS zwischen 1990 und 2019 registrierte, ereigneten sich 58 % innerhalb von drei Tagen nach der Impfung, 78 % innerhalb von sieben Tagen danach. (5) Obwohl die USA bei weitem das meiste Geld für Kindergesundheit ausgeben, ist die Wahrscheinlichkeit für ein Baby, in seinem ersten Lebensjahr zu sterben, dort um 76 % höher als in 19 anderen wohlhabenden Ländern. Zu den Top Five der Ursachen für Säuglingssterblichkeit zählt der sogenannte “Plötzliche Kindstod” (SIDS), der sich in erster Linie als fatale Impfnebenwirkung entpuppt; bis zu ihrem ersten Geburtstag müssen US-Babies, laut Empfehlung der Seuchenschutzbehörde CDC, Impfungen gegen elf verschiedene Krankheiten über sich ergehen lassen – mehr als irgendwo sonst auf unserem Planeten. Warum wohl kam es während des Covid-Lockdowns zu deutlich weniger SIDS-Fällen, in den Vereinigten Staaten ebenso wie in Westeuropa? Die Impfraten waren vorübergehend drastisch gefallen. (Siehe KLARTEXT: “Weniger Frühchen, weniger plötzliche Kindstode – warum?”) Impfgläubige Eltern spielen Russisches Roulette Wie Katherine Palombi gegenüber Journalisten einräumte, hatte Melody bereits auf eine frühere Impfung heftig reagiert. Da war sie zwei Monate alt gewesen. Unmittelbar nach der Spritze setzte hohes Fieber ein, bis zu 40 Grad. Am ganzen Körper bildeten sich rote Flecken. Mehrere Tage hielt der Ausschlag an. Hätte die Mutter daraus nicht lernen können: „Mein Kind reagiert auf Impfungen viel empfindlicher als andere – also ist besondere Vorsicht geboten“? Inzwischen weiß Katherine von Genmutationen, die manche Kinder dazu prädisponieren, auf Impfstoffe hyperallergisch zu reagieren. Melody könnte davon betroffen gewesen sein. Hätte ihre Mutter dies nicht schon früher feststellen lassen können? In einem Rundfunkinterview appellierte Katherine Palombi an andere Eltern: „Vertraut eurem Bauchgefühl und lasst euch nichts aufdrängen, was ihr nicht wollt. Informiert euch über die Gefahren von Impfungen.“ Warum nur hat sie selber damit nicht schon vor dem 17. Oktober angefangen? Kaum hatte sich ihr schrecklicher Verlust herumgesprochen, da meldeten sich andere betroffene Eltern bei ihr – darunter eine Mutter, deren zwei Monate altes Kind eine extreme Impfreaktion auf einen Impfstoff zeigte: "Es hatte Blut im Stuhl. Also sagte ich ihr: 'Du musst dein Baby sofort in die Notaufnahme bringen. Und das tat sie. Der Kinderarzt sagte zu ihr: 'Wenn du es nicht hergebracht hättest, wäre es am Montag schon tot gewesen.'" Eine andere Frau erzählte Palombi, ihr Enkel sei im Alter von sechs Monaten nach einer ‚Schutzimpfung‘ gestorben. Man sagte ihr, es sei SIDS.“ Melody, ihr Engel, könnte noch eine „leuchtende Seele“ in einem lebendigen Körper sein, wenn ihre Mami solche Schicksale schon früher beachtet hätte. In Internetforen von Betroffenen wären sie bloß einen Klick entfernt gewesen. (6) (Harald Wiesendanger) P.S.: Über weitere Fälle von mutmaßlich totgeimpften Kindern berichte ich in den KLARTEXT-Beiträgen „Damit sein Tod nicht sinnlos war“ und „Yonatan ist tot. Warum?“ Anmerkungen 1 Nähere Einzelheiten: https://bronx.news12.com/orange-county-15-month-old-dies-2-days-after-well-visit-vaccinations und https://childrenshealthdefense.org/defender/melody-rain-palombi-malmgren-death-vaccination/?utm_id=20231113 2 Zit. nach https://childrenshealthdefense.org/defender/melody-rain-palombi-malmgren-death-vaccination/?utm_id=20231113 3 Siehe Robert F. Kennedy Jr./ Brian S. Hooker: Vax-Unvax: Let the Science Speak; dt.: Geimpft versus ungeimpft – Jetzt spricht die Wissenschaft!, Kopp: Rottenburg 2023. 4 Kennedy/Hooker (dt. Übers.), a.a.O, S. 156 f. 5 Neil Z. Miller: „Vaccines and sudden infant death: An analysis of the VAERS database 1990–2019 and review of the medical literature“, Toxicology 8/2021, S. 1324-1335 6 Internetforen zu Impfschäden nennt der KLARTEXT-Beitrag „Pandemie der vertuschten Impfschäden“.
- Damit sein Tod nicht sinnlos war
Keine zwei Tage nach einer Mehrfach-Impfung hört Sawyer auf zu atmen, für immer. Da ist er zwei Monate alt. Sein Blut enthält 95 Mikrogramm Aluminium pro Liter – ein Wert, der selbst für Erwachsene giftig wäre. Eine Toxikologin bestätigt: Diese Schwermetallbelastung kann nur von den Impfstoffen herrühren. Wie oft sich solche „plötzlichen Kindstode“ (SIDS) ereignen, weiß niemand genau. Ein kriminelles Schweigekartell aus Ärzten, Gerichtsmedizinern, Behörden, Pharmaindustrie, Wissenschaftlern und Medien sorgt dafür, dass die Hauptursache vertuscht wird, Eltern ahnungslos bleiben – und die Verantwortlichen ungestraft davonkommen. Am 20. Oktober 2022 bringen Melissa und Nick, ein junges Paar aus dem US-Bundesstaat Maine, ihren kleinen Sawyer, gerade mal 54 Tage alt, wegen eines hartnäckigen Ausschlags am Oberkörper zum Kinderarzt. Dieser diagnostiziert eine Virusinfektion und verschreibt Baby-Tylenol, eine medizinische Creme. (1) Eine Woche später steht die empfohlene Mehrfach-Impfung an: gegen Rotaviren, Haemophilus influenzae B, 13 Arten von Pneumokokkenbakterien, Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Hepatitis B und Polio. Die Mutter, eine Krankenschwester, äußert Vorbehalte, denn der Ausschlag ist immer noch da. Doch der Arzt besteht darauf, wie vorgesehen zu spritzen. Unmittelbar nach dem „Piks“ beginnt Sawyer herzzerreißend zu schreien - unstillbar. Erst am nächsten Tag beruhigt er sich ein wenig. Gegen 18:15 Uhr schläft das Baby ein. Als Melissa vier Stunden später nach ihm sieht, bewegt es sich nicht, atmet nicht mehr. Entsetzt hebt sie seinen schlaffen, leblosen Körper aus dem Bettchen und beginnt zu schreien. Nick eilt herbei, greift sofort zum Telefon. Ein herbeigerufener Rettungsanitäter bemüht sich, das Kind wiederzubeleben – vergeblich. Weil es um einen toten Säugling geht, findet eine offizielle Untersuchung statt. Die Polizei sucht nach Hinweisen auf Kindesmissbrauch und Alkoholismus, kommt aber schnell zu dem Schluss, vermutlich habe es sich um einen Unfall gehandelt. Noch an Sawyers Todestag führt der leitende Gerichtsmediziner eine Autopsie durch. Dabei stellt er fest, dass Sawyer „gut entwickelt“ war und keinerlei Anzeichen von Verletzungen oder Quetschungen aufweist. Daraufhin schreibt er in den Totenschein, Sawyer sei aufgrund einer „suboptimalen Schlafumgebung“ erstickt – womit er im wesentlichen den Eltern die Schuld gibt. Wie kommt er darauf? Das lassen Melissa und Nick nicht auf sich sitzen. Sie beginnen im Internet zu recherchieren – endlich. In Infoportalen und sozialen Medien suchen sie nach Betroffenen und Sachverständigen. Schließlich stoßen sie auf eine Reihe von Pathologietests, mit denen festzustellen wäre, ob Impfstoffe eine Rolle bei Sawyers Tod gespielt haben. Diese Tests bestimmen das C-reaktive Protein, das auf eine Gehirnentzündung hinweist, Leberenzyme, Aluminium, Quecksilber und Formaldehyd im Gehirn- und Blutgewebe, neben verschiedenen Blutwerten und Impftitern. Melissa fordert den Gerichtsmediziner auf, diese Tests durchzuführen. Er lehnt jedoch ab, weist ihre Bedenken zurück und belehrt sie, dass Schwermetalle kein SIDS auslösen können. Weitere E-Mails von ihr blockt sein Büro als "unzustellbar" ab. Nun suchen die Eltern im ganzen Land nach einem kompetenten Pathologen, der bereit ist, die gewünschten Laboruntersuchungen durchzuführen - und einen Arzt, der sie anordnet. Doch der Hausarzt, der Kinderarzt, Melissas Gynäkologe lehnen ab. Über ein halbes Jahr lang erhält das Paar weitere Absagen. Dann endlich finden sie einen hilfsbereiten Pathologen. Am 21. Juni 2023 führt er die Tests durch. Obwohl sich einige von Sawyers Gewebeproben inzwischen zersetzt haben, findet er noch genügend Anhaltspunkte für einen ausführlichen Bericht. Im August trifft dieser bei den Eltern ein – voller labortechnischer Details, ohne Hinweise oder Empfehlungen, mit enttäuschend geringer Aussagekraft. Eine Toxikologin erklärt sich bereit, den Bericht auszuwerten. Anfang September 2023 verständigt sie die Eltern. “Sie teilte uns mit, dass Sawyers Aluminiumwerte sehr hoch waren". Das Baby hatte 95 Mikrogramm Aluminium pro Liter Blut - ein Wert, der selbst für Erwachsene giftig wäre. Die Toxikologin erklärt dem Paar, dass die Aluminium- und Antigenwerte im Blut auf die Impfstoffe zurückzuführen seien. Die akute Erkrankung könnte mitgespielt haben. „Sie riet uns, einen Rechtsbeistand zu suchen.“ Mutige Polizistin bricht ihr Schweigen Womöglich hören Melissa und Nick zu dieser Zeit von einer mutigen Polizistin, die sich just in jenem September mit einer brisanten Enthüllung an die Öffentlichkeit wagt. In einer Stadt mit 350.000 Einwohnern untersuchte Lynn Jennings (ein Pseudonym) drei bis vier SIDS-Fälle pro Monat. Frühzeitig erkannte sie, dass es aufschlussreich war, Impfdaten zu erfassen. Daraus ging hervor: Über die Hälfte der plötzlichen Kindstode – rund 300 - traten innerhalb einer Woche nach einer Impfung auf. Vorgesetzte wiesen Lynn an, darüber Stillschweigen zu bewahren. (2) Wie wahrscheinlich ist es, dass der Zusammenhang zwischen SIDS und Impfungen, den die Polizeibeamtin registrierte, rein zufällig zustande kam? (3) Gewaltige Dunkelziffer Wurden Melissa, Nick und Lynn Zeugen eines überaus seltenen Phänomens, das man nicht unnötig an die große Glocke hängen sollte? Schon 1965 hatte der Leipziger Pathologe Paul Mahnke bei einer Untersuchung von 394 plötzlichen Todesfällen im Kindesalter festgestellt, dass bei 22, also immerhin knapp sechs Prozent, eine „Schutz“impfung „ursächlich beteiligt“ war. (4) Übertrieb er? Laut Statistischem Bundesamt gab es im Jahr 2014 in Deutschland unter 715.000 lebend geborenen Kindern gerade mal 119 SIDS-Fälle; das Risiko läge demnach bei winzigen 0,017 Prozent. (5) Tatsächlich? Sobald es ums Impfen geht, wird Lügen mit Zahlen zur Lieblingsbeschäftigung von Behörden. Definitionsgemäß liegt SIDS dann vor, wenn beim plötzlichen Tod eines Säuglings oder Kleinkinds trotz Autopsie und Untersuchung des Auffindeortes keinerlei Ursache ermittelt werden kann. Es handelt sich demnach um eine Ausschlussdiagnose: Kinderärzte, Pathologen und Rechtsmediziner treffen sie erst dann, wenn alle erdenklichen natürlichen und nicht-natürlichen Todesursachen wie Infektionen, Stoffwechselstörungen, Blutungen, auch nach Schütteltrauma, Fehlbildungen und Unfälle - Vergiftung, Strom, Sturz, Unterkühlung, Ersticken usw. – definitiv ausscheiden; darüber hinaus darf auch in der klinischen Vorgeschichte sowie bei den konkreten Todesumständen nichts Verdächtiges zum Vorschein kommen. Anhaltspunkte dafür finden sich um so eher, je argwöhnischer und gründlicher man danach sucht. Impftermine zählen zuallerletzt dazu; schließlich steht für beteiligte Mediziner im allgemeinen felsenfest, dass Vakzine wirksam und sicher sind – also scheiden sie als Ursache von vornherein aus. Um das Ausmaß des Problems besser einzuschätzen, müssten near-SIDS bzw. near-missed-SIDS mitberücksichtigt werden: Beinahe-SIDS-Fälle, in denen ein betroffenes Kind im letzten Moment reanimiert werden konnte. (Oft ist auch von ALTE die Rede, eine Abkürzung für apparent life-threatening event – akutes lebensbedrohliches Ereignis mit Symptomen, die von plötzlichen Atemaussetzern über völlige Apathie bis zum Kreislaufkollaps reichen können.) (6) Die Dunkelziffer übersteigt die SIDS-Rate vermutlich um ein Zehnfaches. (7) Erst recht unbeachtet bleiben bislang Impfungen, die ein Kinder vor der Geburt erhält – sobald seine Mutter welche bekommt. Wo bleiben Risikostudien darüber? Zahlreiche Fallberichte deuten auf eine erhöhte Wahrscheinlichkeit von Fehlgeburten, von angeborenen Defekten sowie Autismus bei den Kindern von Müttern hin, die während der Schwangerschaft gegen Grippe geimpft wurden. SIDS durch Impfung – warum denn sonst? Wie seltsam häufig Impfungen und schlagartige Kindstode zeitlich eng zusammenhängen, ist keineswegs das einzige Indiz, das den Schluss von Korrelation auf Kausalität nahelegt. Es gibt weitere: SIDS-Raten im internationalen Vergleich: Je häufiger und je früher in Ländern rund um den Globus Kinder geimpft werden, desto mehr SIDS-Fälle sind dort zu registrieren. In Deutschland, der Schweiz und den USA finden die frühesten Impfungen gewöhnlich im ersten Vierteljahr nach der Geburt statt - eben dann tritt SIDS am häufigsten auf. Hierzulande ereignen sich 80 % der SIDS-Fälle vor dem sechsten Lebensmonat des Säuglings (8), ein Großteil davon zwischen dem zweiten und vierten. Japan hingegen verschob die Erstimpfungen auf das zweite Lebensjahr. Daraufhin sank die SIDS-Rate dort rapide. SIDS-Raten schwanken je nach Impftyp. Wie eine japanische Studie nachweist (9), werden bei bestimmten Vakzinen plötzliche Kindstode wahrscheinlicher. SIDS-Raten hängen vom zeitlichen Abstand zur Impfung ab. Die meisten Fälle treten innerhalb der ersten Woche nach einem „Piks“ auf. Je mehr Impfungen, desto höher das Todesrisiko. (10) Als Wissenschaftler Impfpläne und Säuglingssterblichkeitsraten in 34 Ländern verglichen, stellten sie "eine hohe statistisch signifikante Korrelation zwischen der steigenden Anzahl von Impfdosen und der steigenden Säuglingssterblichkeitsrate" fest. In den USA geborene Kinder sterben mit 76 % höherer Wahrscheinlichkeit vor ihrem ersten Geburtstag als Säuglinge in 19 anderen wohlhabenden Ländern – 26 Impfdosen sind ihnen bis dahin verabreicht worden, nirgendwo sonst wird eifriger gespritzt. Warum haben es amerikanische Kinder schwerer, ihren ersten Geburtstag zu erleben, als Kinder in Kanada, Australien, Neuseeland, Island oder Japan? Während der Corona-Lockdowns sanken die Impfraten drastisch – die Anzahl von SIDS-Todesfällen ebenfalls. (Siehe KLARTEXT: „Weniger Frühchen, weniger plötzliche Kindstode – warum?“) Forschungsarbeiten aus aller Welt, die im Laufe eines Jahrhunderts erschienen, wertete die australische Ärztin und Wissenschaftlerin Viera Scheibner in ihrem Buch Vaccination aus. (11) Ein längeres Kapitel widmet sie darin dem plötzlichen Kindstod. Auch sie kommt zu dem Ergebnis: Jährlich werden weltweit Zehntausende Kinder zu Tode „gepikst“. Aus den USA melden die Centers for Disease Control and Prevention soeben den größten Anstieg der Säuglingssterblichkeitsrate seit 20 Jahren – in vereinzelten US-Bundesstaaten um 57 % (Delaware), 30 % (Iowa) und 27 % (Maine) Wann setzte dieser Trend ein? Im Jahr 2021 – als die Covid-„Impf“stoffe für schwangere Frauen zugelassen wurden. (12) Ablenkungsmanöver mit Nebelkerzen Fallen Impfskeptiker auf Fake News herein? Einer US-Studie (13) zufolge, die 568 SIDS-Fälle aus den Jahren 1991 bis 2008 untersuchte, lag bei 99 % der betroffenen Kinder mindestens ein Risikofaktor vor, bei 75 % sogar zwei. Die Liste ist lang und vielfältig: Sie reicht vom höheren Alter und Drogenkonsum der Mutter, einer Frühgeburt und Passivrauchen, einem „sozial gestressten Milieu“ über den Verzicht aufs Stillen, eine bakterielle Infektion mit Staphylococcus aureus und Escherichia coli, einen „Defekt im gehirninternen Aufweckmechanismus“ bis hin zu einer nestartigen Bettumrandung, dem Zudecken des Kopfs, ungenügender Luftzirkulation und Überwärmung durch Heizung, Kleidung oder Decke. (14) Womöglich sind der Blutfluss zum Hirnstamm oder die Serotonin-Homöostase gestört. Oder es mangelt an Phosphat im Blut. Vielleicht ist der Krankheitserreger Clostridium botulinum schuld, der ein lähmendes Gift bildet; er kommt zum Beispiel in verunreinigtem Honig vor. Toxische Ausdünstungen von Tapeten und Matratzen stehen ebenfalls im Verdacht, SIDS auszulösen. Oder die Kinder fallen einem asymptomatischen Keuchhusten zum Opfer, der unerkannt bleibt, weil der Erreger, das Bakterium Bordetella pertussis, derart empfindlich ist, dass er sich an einer erkalteten Leiche nicht mehr nachweisen lässt. (15) „Fast jährlich erscheinen neue Theorien über mögliche Ursachen“, fiel dem Internisten Gerhard Buchwald auf, den ein schwerer Impfschaden im engsten Familienkreis zum engagierten Impfkritiker werden ließ. „Während meiner Studienzeit galt die Lehrmeinung von der vergrößerten Thymusdrüse, die die Luftröhre einenge und einen Erstickungstod verursache.“ (16) Mal sollte das Baby unbedingt im eigenen Zimmer schlafen, mal besser im Bett der Eltern. Mal stand die Rückenlage am Pranger und die Bauchlage wurde propagiert, mal galt die umgekehrte Empfehlung. All diese Faktoren mögen hie und da mitspielen. Aber warum sollten sie, einzeln oder gemeinsam, ausgerechnet in jenen Ländern zu mehr SIDS-Todesfällen führen, wo am eifrigsten und frühzeitigsten geimpft wird? Es müssen keine kausalen Einbahnstraßen sein, auf denen Vakzine Babies umbringen. Eher könnten sie der sprichwörtlich letzte Tropfen in ein Fass sein, das bestehende Vorbelastungen schon bis zum Rand gefüllt hatten. Im übrigen liegt die Beweislast nicht bei den Betroffenen, sondern bei den Tätern und ihren Handlangern. Es ist an ihnen, zweifelsfrei zu belegen, dass Ingredienzen wie Formaldehyd, Aluminiumverbindungen, Quecksilber, Gallium, Nickel, Zirkonium, Titan sowie artfremde Eiweiße in Kinderimpfstoffen unsere Jüngsten unmöglich schädigen oder gar umbringen können. Vakzine bringen Babies um? Uuuuuuuuuunmöglich. Der „Verdacht“ eines „möglichen“ Zusammenhangs des plötzlichen Kindstodes mit Impfungen sei „durch umfangreiche epidemiologische Studien widerlegt“, versichert uns Wikipedia. Untersuchungen des Paul-Ehrlich-Instituts wie auch der Europäischen Arzneimittelagentur EMA hätten keinerlei Hinweise darauf ergeben, dass von Kinderimpfstoffen eine SIDS-Gefahr ausgeht. (17) Vielmehr habe sich gezeigt, dass grundimmunisierte Säuglinge sogar ein geringeres SIDS-Risiko tragen als ungeimpfte. (18) Auch Sechsfach-Impfungen reduzieren es angeblich, um bis zu 50 %. (19) „Je höher die Impfquote, desto seltener der plötzliche Kindstod“, verkündet die Berliner Charité. In Schweden gebe es mehr plötzliche Kindstode, seit dort weniger gegen Keuchhusten geimpft werde. In den USA sei die SIDS-Häufigkeit zwischen 1975 und 2009 zurückgegangen, während die Impfquote für Diphtherie, Tetanus und Pertussis im gleichen Zeitraum anstieg. Vom Jahr 2002 bis 2021 fiel sie um beträchtliche 22 %. (20) Deutschland verzeichne ebenfalls eine rückläufige Inzidenz von SIDS: 1990 sollen auf 10.000 Lebendgeburten 15 SIDS-Fälle gekommen sein, 2013 nur noch 2,2 Fälle. Im selben Zeitraum wurden aber neue, zusätzliche Standardimpfungen eingeführt. (21) In den vergangenen 30 Jahren soll hierzulande die Fallzahl um sage und schreibe 93 % gesunken sein. Während sie im Jahr 1991 noch bei 1285 lag, fiel sie bis 2020 kontinuierlich auf 82. Scheinbar sinkende SIDS-Raten lassen sich allerdings mühelos herbeidefinieren, ebenso wie die „Infizierten“, die geimpft „Ungeimpften“ und die „Covid-Opfer“ der unsäglichen Corona-Pandemie. Im Laufe der zurückliegenden Jahrzehnte hatten Ärzte, wenn sie Säuglingen und Kleinkindern Totenscheine ausstellen, immer mehr Risikofaktoren und mögliche Sterbensursachen zu berücksichtigen. Gleichzeitig wuchs der Druck auf sie, den amtlichen Vermerk „SIDS“ möglichst zu vermeiden, um gar nicht erst Raum für Spekulationen und unerwünschte Nachfragen zu schaffen. Beide Entwicklungen haben dafür gesorgt, dass immer mehr plötzliche Kindstode immer seltener aktenkundig werden. Und Beinahe-SIDS wird gar nicht erst erfasst. In vielen Ländern nutzen die Behörden Schlupflöcher in der Klassifizierung aus, um die Rolle der Impfstoffe zu verschleiern. In Indien beispielsweise sollte ein nationaler Ausschuss 54 Todesfälle von Säuglingen untersuchen, die nach Verabreichung eines Fünffach-Impfstoffs aufgetreten waren; 52 der 54 Todesfälle stufte er kurzerhand entweder als zufällig oder als nicht klassifizierbar ein. Aus Großbritannien berichten Wissenschaftler, dass Pathologen, Leichenbeschauer und Gerichtsmediziner zunehmend zögern, den Begriff SIDS überhaupt zu verwenden, was die Auswertung von SIDS-Daten "potenziell ungenau und verwirrend" macht. In den USA führen nicht standardisierte Definitionen dazu, dass "Fälle, die früher als SIDS registriert wurden, jetzt als ‚versehentliches Ersticken und Strangulieren im Bett‘, als ‚Asphyxie‘ – Sauerstoffmangel im Blut - oder ‚Ursache unbekannt/unspezifiziert‘ gemeldet werden". Zum Frisieren von Daten steht eine reichhaltige Trickkiste bereit. So lassen sich Studienteilnehmer als „ungeimpft“ etikettieren, solange sie noch nicht „vollständig immunisiert“ sind, d.h. noch nicht sämtliche vorgesehenen Spritzen bekamen, sondern erst eine bis zwei. Oder man sortiert Probanden aus, die auf den „Piks“ besonders heftig reagiert haben, mit der Begründung, es habe sich nachträglich herausgestellt, dass sie bestimmte Aufnahmekriterien nicht erfüllt haben, z.B. frei von Grunderkrankungen zu sein – und solche Vorbelastungen finden sich ziemlich häufig, sofern man nur gründlich genug nach ihnen sucht. Oder man verabreicht der sogenannten „Placebo-Gruppe“ nicht etwa harmlose Kochsalzlösung, sondern einen anderen Impfstoff – im Vergleich zur Impfstoffgruppe (ver)schwinden dann Unterschiede bei Nebenwirkungen. Wie dreist Wissenschaftler und Behörden tricksen, um genehme Statistiken zu liefern, verdeutlicht die vielzitierte „Token-Studie“ zur Sicherheit von Babyimpfungen, die das Robert-Koch-Institut organisierte. Ihr vollmundiger Anspruch: Lückenlos sollte sie sämtliche ungeklärten SIDS-Fälle bei Kindern im Alter von zwei bis 24 Monaten erfassen, die zwischen Sommer 2005 und Sommer 2008 verstarben – und prüfen, ob diese Tode mit vorausgegangenen Impfungen zusammenhängen. Schon die Finanzierung der Studie machte stutzig: Für einen Sponsorbetrag von 2,5 Millionen Euro erkauften sich die Hersteller zweier zu testender Impfstoffe, Sanofi Pasteur und GlaxoSmithKline (GSK), das Recht, „unverzüglich über relevante Ergebnisse oder Bewertungen unterrichtet zu werden“ – und „Gelegenheit zur wissenschaftlichen Stellungnahme zu den zur Publikation vorgesehenen Texten zu erhalten“, ehe diese veröffentlicht werden. In die Auswertung einbezogen wurden nur 254 Fälle, in denen betroffene Eltern bereit waren, einen umfangreichen Fragebogen auszufüllen. Von 667 Müttern und Vätern, deren Kind im Untersuchungszeitraum verstarb, verweigerten aber zwei Drittel ihre Teilnahme, trotz mehrfacher Kontaktnahme. Warum wohl? Wer ist nach einem derart schmerzlichen Verlust noch erpicht darauf, die Neugier von Datensammlern zu befriedigen? Zu schlechter letzt gelang der „Token-Studie“ das Kunststück, gleichzeitig zwei diametral entgegengesetzte Erkenntnisse zu liefern: die offizielle sowie eine, die erst bei Analyse der Basisdaten zum Vorschein kam – das RKI versteckte sie in der 160-seitigen Langfassung des Studienberichts, den sie nur auf Englisch zur Verfügung stellte. Die deutsche Kurzversion gab erwartungsgemäß Entwarnung: Die Impfstoffe seien ungefährlich – schuld an den Todesfällen scheinen demnach vielmehr unaufmerksame, sorglose Eltern. Dabei rückte das RKI nichtsignifikante, aber genehme Details in den Vordergrund seiner Berichterstattung; und statt SIDS-Fälle einfach auszuzählen, „gewichtete“ es sie, bis sich genehme Schlussfolgerungen ergaben. Bei genauerem Hinsehen belegen die RKI-Daten in Wahrheit: - In den ersten 14 Tagen nach einer Impfung ist ein SIDS-Fall drei Mal wahrscheinlicher als in den darauffolgenden Wochen. - Drei Tage nach einer Sechsfachimpfung ist das Sterberisiko um das 2- bis 3-Facge erhöht, nach einer Fünffachimpfung sogar um das 8,1-Fache. - Während des zweiten Lebensjahrs steigt die Wahrscheinlichkeit, binnen 72 Stunden nach einer Impfung zu sterben, um beinahe das 14-Fache. (22) Würde der Forschungsstand tatsächlich Skeptiker widerlegen: Warum stoßen betroffene Eltern dann auf massivsten Widerstand, wenn sie darauf bestehen, die wahre Todesursache ihres geimpften Babies aufzuklären? Dass sie es hierbei „schwerer haben als Don Quichotte im Kampf gegen die Windmühlenflügel“, erlebte Helga Rühl, Vorstandsmitglied der „Eltern für Impfaufklärung“ (EFI) und selber betroffene Mutter. Mitte der neunziger Jahre reichte sie sowohl beim Petitionsausschuss der Bundesrepublik Deutschland als auch bei ihrer Landesregierung einen Antrag ein, eine Meldepflicht für plötzlichen Kindstod einzuführen, die zeitliche Nähe zu vorausgegangenen Schutzimpfungen zu untersuchen und grundsätzlich eine Obduktion der verstorbenen Kinder vorzunehmen. Mit einbezogen werden sollten Near-SIDS-Fälle. Zwei Mal wurde ihr Antrag abgelehnt. Damit Sawyers tragischer Tod einen Sinn bekommt Seit Melissa und Nick ihren kleinen Jungen verloren haben, setzen die beiden alles daran, die ganze Wahrheit über seinen Tod öffentlich zu machen – um andere Eltern zu warnen, ehe sie das gleiche Schicksal ereilt. „Sawyer ist der Grund, warum wir im Moment leben. Und er ist unsere Motivation", sagen sie. „Wir möchten andere Menschen darauf aufmerksam machen und dem Ganzen ein Ende setzen.“ Denn inzwischen ist ihnen klar: "Kinder brauchen keine Impfstoffe. Und wenn sie doch geimpft werden, brauchen sie sie nicht, bevor sie mindestens zwei Jahre alt sind. Das Problem ist, dass sich ihre Blut-Hirn-Schranke erst mit zwei Jahren oder später geschlossen hat. (…) Und wenn man vor dem zweiten Lebensjahr geimpft wird, kann das Aluminium diese Blut-Hirn-Schranke überwinden. Deshalb sind die Werte so hoch und es stoppt die Atmung und verursacht einen Herzstillstand." Nick fügt hinzu: "Ich würde niemandem sagen: 'Lasst eure Kinder nicht impfen.' Aber ich würde definitiv sagen: 'Recherchiert. Geht bis ans Ende des Internets und vergewissert euch, dass das, was ihr tut, richtig ist und dass ihr alle möglichen Folgen kennt. Denn es ist euer Baby, nicht das des Arztes." Auf die Frage, warum sich nicht mehr Mediziner zu Wort melden, antwortet Melissa mit einem einzigen Stichwort: „Karriereselbstmord.“ Inzwischen will sie „nicht einmal mehr Krankenschwester sein. Warum sollte ich das noch wollen? Aber ich muss meine Rechnungen bezahlen." Nun hat das Paar vor, eine Klage beim National Vaccine Injury Compensation Program (VICP) einzureichen; 1980 eingerichtet, entscheidet VICP über Entschädigungen für Impfopfer – in der Regel zu deren Ungunsten. Entsprechend skeptisch ist Melissa bezüglich der Erfolgsaussichten, "weil ich weiß, wie die Regierung und das medizinische System sind". (23) (Harald Wiesendanger) Anmerkungen 1 Deren Wirkstoff Acetaminophen steht im Verdacht, Autismus wahrscheinlicher zu machen, siehe https://childrenshealthdefense.org/defender/kids-acetaminophen-tylenol-autism/ 2 Der Online-Journalist Ben Tapper diskutiert Lynns Beobachtung mit dem impfkritischen Blogger Steve Kirsch hier: https://rumble.com/v37wtp4-ben-tapper-tells-the-story-of-sids-investigations-linking-sids-and-vaccines.html. Siehe auch https://childrenshealthdefense.org/defender/sudden-infant-deaths-vaccination/ 3 Zur statistischen Berechnung der Zufallswahrscheinlichkeit siehe https://kirschsubstack.com/i/135760531/too-many-sids-cases-happened-within-a-week-of-the-vaccine-for-the-vaccine-not-to-have-caused-the-deaths 4 Paul Mahnke: „Plötzlicher Tod im Kindesalter und vorausgegangene Schutzimpfung“, Deutsche Zeitschrift für die gesamte gerichtliche Medizin 56 (2) März 1965, S. 66-73, https://journals.scholarsportal.info/details?uri=/03670031/v56i0002/66_ptikuvs.xml 5 Statistisches Bundesamt: Todesursachen bei Säuglingen. 2015. (destatis.de/ archive.org (Memento vom 17. November 2017 im Internet Archive) 6 ICD-10-GM Version 2010 - R06.80 Akutes lebensbedrohliches Ereignis im Säuglingsalter. (dimdi.de (Memento vom 18. Mai 2015 im Internet Archive) 7 Nach https://www.impfkritik.de/sids/index.html 8 Karl H. P. Bentele: Der plötzliche Tod im Neugeborenen- und Säuglingsalter. S. 2 (aerztekammer-hamburg.de (Memento vom 21. Dezember 2005 im Internet Archive), PDF) 9 Motoki Osawa u.a.: „Sudden Infant Death After Vaccination: Survey of Forensic Autopsy Files“, 2010, American Journal of Forensic Medicine and Pathology 40(3): S. 232-237, September 2019.https://journals.lww.com/amjforensicmedicine/fulltext/2019/09000/sudden_infant_death_after_vaccination__survey_of.5.aspx 10 Siehe Bert Ehgartner: Gute Impfung – Schlechte Impfung, Steyr 2018, S. 39. 11 Die deutsche Übersetzung erschien im Januar 2000: Impfungen, Immunschwäche und Plötzlicher Kindstod, https://www.amazon.de/Impfungen-Immunschw%C3%A4che-Pl%C3%B6tzlicher-Kindstod-Scheibner/dp/3887211669/ref=sr_1_3?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&crid=920LDYW9I6RF&keywords=Viera+Scheibner&qid=1699699290&s=books&sprefix=viera+scheibner%2Cstripbooks%2C104&sr=1-3, Leider vergriffen, auf dem Gebrauchtbüchermarkt zu horrenden Preisen angeboten. 12 Näheres hier: https://childrenshealthdefense.org/defender/cdc-largest-infant-mortality-rate-increase-twenty-years/?utm_id=20231113 13 (Felicia L. Trachtenberg et al. “Risk factor changes for sudden infant death syndrome after initiation of Back-to-Sleep campaign”, Pediatrics, Band 129, Nr. 4, April 2012, S. 630–638, doi:10.1542/peds.2011-1419, PMID 22451703, PMC 3356149 (freier Volltext). 14 M. Vennemann, D. Fischer, M. Findeisen: „Kindstodinzidenz im internationalen Vergleich“, Monatsschrift für Kinderheilkunde 151/2003, S. 510–513, https://link.springer.com/article/10.1007/s00112-003-0715-0 15 Medical Tribune vom 7. September 1993. 16 Gerhard Buchwald: Impfen – Das Geschäft mit der Angst (1994), 5. Aufl. Lahnstein 2008, S. 251. 17 Daten zur Pharmakovigilanz von Impfstoffen / Meldungen über tödliche Verläufe (PDF) Paul-Ehrlich-Institut, Bulletin für Arzneimittelsicherheit Nr. 1 (März 2014), S. 26. 18 R. Kurz, Th. Kenner, C. Poets, R. Kerbl, M. Vennemann, G. Jorch (Hrsg.): Der plötzliche Säuglingstod – Risikofaktoren – Prävention – Elternberatung. 2. Auflage. Springer, 2014, ISBN 978-3-7091-1444-5, S. 129. 19 K. Weißer et al.: Sicherheit von Impfstoffen. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz, November 2009, abgerufen am 27. Oktober 2019; M. M. Vennemann et al.: Sudden infant death syndrome: No increased risk after immunisation. In: Vaccine. 2006. PMID 16945457; M. M. Vennemann et al.: Do immunisations reduce the risk for SIDS? A meta-analysis. In: Vaccine. Band 25, Nr. 26, 21. Juni 2007, S. 4875–4879, doi:10.1016/j.vaccine.2007.02.077, PMID 17400342. 20 https://www.cdc.gov/nchs/data/vsrr/vsrr033.pdf, dort S. 4 21 Doris Oberle et al.: Impfkomplikationen und der Umgang mit Verdachtsfällen. In: Bundesgesundheitsblatt. Band 62, Nr. 4, 1. April 2019, S. 450–461, doi:10.1007/s00103-019-02913-1. 22 Einzelheiten über Sawyers schrecklichen Fall sind hier nachzulesen: https://jennifermargulis.substack.com/p/autopsy-confirms-infant-died-from, https://childrenshealthdefense.org/defender/maine-baby-sawyer-vaccine-death-aluminum/?utm_id=20230917, https://childrenshealthdefense.org/wp-content/uploads/Sawyer-Death-Certificate.jpg; https://childrenshealthdefense.org/wp-content/uploads/Sawyer-Tox-Report.jpg Titelbild: Collage aus 3 Fotos (Freepik, childrenshealthdefense.org)
- Mehr bringt nicht mehr
Na klar, Bewegung ist gesund. Aber mehr bringt nicht mehr, im Gegenteil: Zuviel körperliche Aktivität, etwa bei intensivem Fitnesstraining, tut niemandem gut. Ein Übermaß fördert Herzerkrankungen, die Lebenserwartung sinkt. Man vergeudet Zeit und Mühe, ohne zu profitieren. Diese bemerkenswerte Warnung belegt ein amerikanischer Arzt mit neuen Forschungsergebnissen. „Ich habe schon immer Sport getrieben, egal ob ich nervös, glücklich oder traurig war“, erklärt Dr. James O´Keefe, ein Kardiologe des Mid-America Heart Institute am St. Louis Hospital in Kansas City, US-Bundesstaat Missouri. „Sport war mein Bewältigungsmechanismus.“ Im College spielte er Basketball und war Leichtathlet. Sein Medizinstudium begann er mit dem Vorsatz, „dass ich jeden Tag Sport treiben muss, weil das für mich sehr wichtig ist.“ Wie die meisten Leute dachte er, „dass ein bisschen gut ist, aber mehr ist besser. Also nahm ich an Triathlons teil und lief 5 km, 10 km und gelegentlich Marathons. Ich war sehr, sehr fit und habe meinen Körper gefordert.“ Doch dafür zahlte der Arzt einen unerwarteten Preis. „Als ich Mitte Vierzig war, bekam ich Herzklopfen und manchmal auch Schmerzen nach einer sehr anstrengenden Fahrradtour oder Ähnlichem.“ O´Keefe stutzte. „Moment mal, woher habe ich eigentlich diese Vorstellung, dass Sport gut ist und dass extreme Bewegung im mittleren Alter besser ist? Das stimmt einfach nicht“, wie er am eigenen Leib erfuhr. Also begann er zu recherchieren. Dazu nutzte er weltweite Kontakte in der klinischen Forschungsgemeinschaft, sichtete alle hochwertigen Studien zum Thema, die zwischen 2011 und 2022 erschienen waren, und führte eigene durch. Seine Ergebnisse veröffentlichte er nun, gemeinsam mit drei Fachkollegen, in der Missouri Medicine, dem Fachjournal der Missouri State Medical Association. Einerseits bestätigte sich dabei Altbekanntes: Körperlich aktiv zu sein, tut gut. „70 % der Erwachsenen in den USA bewegen sich nicht genug und wären gesünder, wenn sie es mehr tun würden, egal wie. Schon ein Spaziergang ist viel besser, als auf der Couch, vor dem Bildschirm oder hinter der Windschutzscheibe zu hocken. Wir haben einen sitzenden Lebensstil, und wenn du nicht aktiv Bewegung in deinen Alltag einbaust, wirst du Probleme bekommen, keine Frage, genauso wie mit der westlichen Standardernährung.“ Schon nach einer Stunde Sitzen beginnen die Blutzucker-, Triglyzerid- und Entzündungswerte anzusteigen. (1) Warum funktionieren wir so? „In den letzten drei Millionen Jahren der Evolution war ein körperlich aktiver Lebensstil für unsere Vorfahren unabdingbar“, erklärt O´Keefe. „Erwachsene machten in der Regel 14.000 bis 16.000 Schritte pro Tag, meist in Form von zwei bis fünf Kilometern Fußmarsch, wobei sie oft Gegenstände wie Holz, Nahrung und Wasser trugen, wie auch ihre Kinder. Den täglichen Lebensunterhalt sicherzustellen, erforderte für Jäger und Sammler reichlich moderate Bewegung mit kleineren Dosen von intensiver körperlicher Aktivität – an dieses Muster sind wir genetisch angepasst. Aus dieser evolutionäre Vorlage ergibt sich ein logischer Leitfaden dafür, wie ein ideales Aktivitätsmuster aussehen muss, das optimale Gesundheit und Langlebigkeit fördert.“ Wie O'Keefes systematische Übersichtsarbeit bestätigt, nimmt das Risiko für vorzeitigen Tod, für Diabetes, Depressionen, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoporose, Sarkopenie – altersbedingter Muskelabbau -, Stürze und vieles mehr beim Stubenhocker dosisabhängig ab, sobald er mit Sport beginnt. Alterungsprozesse verlangsamen sich. Die Lebenserwartung steigt. Die „Gesundheitsspanne“ vergrößert sich: jener Lebensabschnitt, den man wohlauf verbringt, ohne altersbedingte Einschränkungen. Die Stimmung hellt sich auf. Zuviel intensives Training geht nach hinten los Aber „etwa 2% der Menschen, vielleicht sind es auch 5%, übertreiben es. Sehr aktive, wettbewerbsorientierte Menschen. Ich sehe solche Patienten ständig. Sie kommen mit Vorhofflimmern oder beschleunigter Arteriosklerose mit viel Kalzium in den Herzkranzgefäßen oder mit Herzkammerproblemen. Es kann sogar die Lebenserwartung verkürzen, wenn man es richtig extrem treibt." Vor allem ihr Herz belasten Fitness-Freaks übermäßig. „Wenn du im Alter von 40 oder 45 Jahren Triathlons über die volle Distanz absolvierst“, stellte O´Keefe fest, „dann steigt das Risiko für Vorhofflimmern um 500 % bis 800 %“, eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen: Dabei schlägt das Herz anhaltend unregelmäßig und oft so schnell, dass es weniger Blut in den Körper pumpt. Dies ist zwar nicht unmittelbar lebensbedrohlich, auf Dauer erhöht es aber das Risiko für Schlaganfälle. Lebenserwartung vorprogrammiert? O´Keefe erinnert sich an eine Begebenheit zu der Zeit, als er in der Mayo-Klinik seine kardiologische Ausbildung absolvierte. (2) Bevor er in einer Mittagspause joggen ging, ermahnte ihn sein Mentor: "Weißt du, James, du verschwendest nur deine Herzschläge. Alles scheint eine Art programmierte Lebenserwartung zu haben, die mit der Herzfrequenz zusammenhängt.“ Für die meisten Spezies gilt: Die Summe aller Herzschläge ist konstant. Das Herz von Säugetieren schlägt etwa 2,5 bis 3,5 Milliarden Mal. Ein Kolibri zum Beispiel hat eine Herzfrequenz von 500 Schlägen pro Minute und lebt ein oder zwei Jahre. Tiere mit einer sehr langsamen Herzfrequenz, wie beispielsweise Wale, können dagegen 200 Jahre alt werden.“ Manche Schildkröten bringen es mit 5 bis 15 Schlägen pro Minute auf eine Lebenserwartung bis zu 200 Jahre; andererseits lebt eine Springmaus mit über tausend Schlägen pro Minute bloß sieben bis zehn Tage. Und beim Menschen? Die höchste Lebenserwartung erreicht er bei einer Herzfrequenz um 60 Schläge pro Minute. Steigert er sie im Fitnesswahn unentwegt, so bringt er sich nicht bester Gesundheit näher, sondern vorzeitigem Exitus. Über einem Wert von 90 pro Minute wird ein kardiovaskuläres Ereignis wahrscheinlicher. Wo liegt der „Sweet Spot“? Wie viel ist zuviel? Wo liegt der sogenannte „Sweet Spot“ – jenes Maß an Sport, das den größten gesundheitlichen Nutzen bringt? „Das ist ein komplexes mathematisches Problem", sagt O'Keefe. „Du solltest dich so viel bewegen, dass dein Puls niedrig bleibt, auch wenn du nicht trainierst. So optimierst du deine Herzfrequenz. Aber du solltest nicht fünf oder sieben Stunden am Tag intensiv trainieren, geschweige denn einen Triathlon über die volle Distanz absolvieren. Dann verlangst du deinem Herzen einfach viel zu viel ab. Wie bei allem in der Natur ist es besser, wenn du dich nicht in den Extremen aufhältst“, sondern zwischen ihnen das rechte Maß findest. O'Keefe zitiert eine aktuelle groß angelegte Studie, in der rund eine Million Menschen ein Jahrzehnt lang beobachtet wurde. Während intensiver Sport von bis zu 75 Minuten pro Woche das Sterblichkeitsrisiko und die Gefahr chronischer Erkrankungen dosisabhängig senkte, stagnierte der Nutzen danach. In seinem Forschungsreview fand O´ Keefe unter anderem den „Sweet Spot“ für Krafttraining. "Ich war schon immer ein Fan davon. Aber auch hier steckt der Teufel im Detail, was die Dosierung angeht. (…) Wenn ich Krafttraining mache, gehe ich ins Fitnessstudio und trainiere zwischen 20 und 40 Minuten.“ Dabei „versuche ich, Gewichte zu benutzen, mit denen ich zehn Wiederholungen schaffe (...) Danach fühlst du dich wie ausgepowert und brauchst ein paar Tage, um dich zu erholen. Wenn du das zwei, höchstens drei Mal pro Woche machst, scheint das der Sweet Spot für Langlebigkeit zu sein." Mehr als 60 Minuten pro Woche hingegen machen die Vorteile des Krafttrainings zunichte, und du bist schlechter dran, als wenn du es ganz bleiben lässt. Mit der obigen Grafik veranschaulicht O´Keefe die J-förmige Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen aktivem Krafttraining und der Gesamtsterblichkeit. Demnach erreicht der Nutzen seinen Höhepunkt bei 40 bis 60 Minuten pro Woche. Darüber hinaus sinkt er. Wer 130 bis 140 Minuten Krafttraining pro Woche absolviert – oder sich womöglich noch exzessiver abmüht -, profitiert davon in puncto Lebenserwartung nicht mehr, als wenn er gar nichts tut - ein schockierender Befund. Wer drei bis vier Stunden pro Woche Gewichte stemmt, wird sogar kürzer leben als jemand, der überhaupt kein Krafttraining macht. Das Fazit des Arztes lautet: 20 Minuten zweimal pro Woche an nicht aufeinanderfolgenden Tagen oder 40 Minuten einmal pro Woche sind der richtige Weg. Außerdem sollte sich das Fitnessprogramm nicht auf Krafttraining beschränken, sondern bloß ein Zusatz sein. Denn es lässt sich viel mehr erreichen, wenn man einfach nur geht oder andere moderate Übungen macht. Ein Hoch auf „mäßige“ Bewegung – am besten in Gesellschaft und im Freien Nachdrücklich plädiert O´Keefe für „mäßige Bewegung“ - definiert als Bewegung bis zu dem Punkt, an dem du leicht erschöpft bist, aber noch ein Gespräch führen kannst. "Wir reden hier von Garten- und Hausarbeit, Spazierengehen, gemächliches Radfahren“; darüber hinaus nennt er Yoga und nicht allzu kraftraubendes Schwimmen. Laufen, Wandern, Tanzen, Rudern, Squash, Golf, Tennis im Doppel zählen ebenfalls dazu. „Mäßig“ betrieben, wirken sie sich auf unsere Lebenserwartung günstiger aus als intensives Training – ungefähr doppelt so gut. Für die Praxis schließt der Arzt daraus: - Es gibt keinen Grund, sich mehr als 75 Minuten pro Woche körperlich intensiv zu fordern – das heißt, besonders anstrengenden Aktivitäten nachzugehen, die „das Herz zum Schlagen bringen, schweißtreibend sind und zu Atemnot führen“. - Ab Mitte Vierzig sollte man an körperlicher Aktivität in erster Linie Spaß haben und dabei Stress abbauen, aber keinen Leistungssport betreiben. O´Keefes Analyse erweist ihn als „extrem kardiotoxisch“, weil er das Herz überlastet: „Ein hohes Maß an intensiver körperlicher Betätigung ist zwar notwendig, um körperliche Höchstleistungen zu erzielen, aber nicht unbedingt, um die Lebenserwartung und die Lebensdauer des Herzens zu maximieren. Sehr anstrengende sportliche Betätigung erhöht akut das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen - Herzinfarkt, plötzlicher Herzstillstand -, vor allem bei Menschen in der Lebensmitte und darüber hinaus.“ Dabei sollte man die Vorzüge bloßen Gehens nicht unterschätzen, wie O´Keefe betont. Der durchschnittliche Amerikaner geht etwa 3.800 Schritte pro Tag, das sind etwas mehr als drei Kilometer. "Es gibt immer mehr Studien zu diesem Thema, die mit Hilfe von Aktivitätstrackern durchgeführt werden“, sagt O´ Keefe. „Wir erhalten große Datenmengen, wie z. B. die britische Biobank, die eine halbe Million Menschen umfasst und teilweise seit zehn Jahren beobachtet werden. Mehr ist eindeutig besser. Wenn du von einem sitzenden Lebensstil - 2.000 bis 3.000 Schritte pro Tag - auf 7.000 oder 8.000 steigerst, kannst du große Fortschritte erzielen. Doch „bei rund 12.000 Schritten gibt es ein Plateau“ – längere Wegstrecken bringen keine gesundheitlichen Vorteile mehr. In seiner Analyse unterstreicht O'Keefe auch die Bedeutung von "sozialem Sport" gegenüber dem Einzeltraining - zum Beispiel ein Tennismatch mit Freunden spielen. Vor einigen Jahren führte er gemeinsam mit dänischen Kollegen eine Studie durch, in der sie Daten über körperliche Aktivität und Langlebigkeit untersuchten. Dabei zeigte sich: regelmäßiges Tennisspielen bringt 9,5 Jahre zusätzliche Lebenserwartung, Badminton sieben Jahre, wohingegen Laufen, Schwimmen und Radfahren nur 3,5 zusätzliche Jahre bescheren. Aktivitäten im Fitnessstudio wie Gewichtheben und Laufen auf dem Crosstrainer oder Laufband bringen nur 1,5 Jahre mehr, verglichen mit dem Lebensstil bewegungsfauler Herumsitzer. Zunächst vermutete O'Keefe, seine Analyse sei an diesem Punkt irgendwie falsch gelaufen. Aber dann erkannte er: Es waren die sozialen Aspekte gewisser Sportarten, die den zusätzlichen Nutzen brachten. "Sport treiben und gleichzeitig soziale Kontakte knüpfen, das ist eine absolute Goldgrube für die Langlebigkeit", sagt er. "Das bedeutet, dass selbst das Spazierengehen mit dem Hund oder einem Freund oder das Squashspielen sehr wichtig sind ... Es geht darum, deinen Körper auf spielerische Art und Weise zu bewegen und dies in Gesellschaft zu tun." Darüber hinaus nützt Bewegung in der Natur mehr als in geschlossenen Räumen. Einer britischen Studie zufolge sollte man seiner Gesundheit zuliebe mindestens 1,5 bis zwei Stunden pro Woche im Freien verbringen - selbst wenn es nur ein städtischer Park oder eine Allee ist. Von Shinrin-yoku, dem „Waldbaden“, hält O´Keefe ausgesprochen viel: "Japaner, die in Tokio leben, einer der größten Städte der Welt, steigen in einen Hochgeschwindigkeitszug und sind ein oder zwei Stunden später in den Bergen und im Wald. Sie gehen wandern oder sitzen einfach nur in der Natur und riechen die Kiefern und die frische Luft. Dann steigen sie in den Hochgeschwindigkeitszug und fahren wieder nach Hause.“ Dabei sinkt ihr Blutdruck, ihre Stimmung hellt sich auf, Ängste lassen nach, die Schlafqualität bessert sich, das Immunsystem wird gestärkt, Cortisol- und Entzündungswerte sinken. (3) Für die 10,3 Millionen Deutschen, die über 9000 Fitnessstudios frequentieren und der Branche einen Jahresumsatz von 4,9 Milliarden Euro sichern, folgt aus O´Keefes Analyse eine klare Botschaft: Ein Großteil dessen, was ihr dort für eure Gesundheit gebührenpflichtig zu erreichen versucht, bekämt ihr draußen preiswerter – mit geringerer Mühsal. (Harald Wiesendanger) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC10121111/ Anmerkungen 1 Dogra S, Wolf M, Jeffrey MP u.a.: "Disrupting prolonged sitting reduces IL-8 and lower leg swell in active young adults", BMC Sports Science, Medicine and Rehabilitation 11, Article number: 23 (2019) 2 Im Interview mit Joseph Mercola. 3 Siehe dazu „Auswege Infos“ Nr. 53 / Dezember 2017: “Rezeptfrei, unschädlich, wirkungsvoll: ‘Waldbaden’ gegen Krebs”.
- Wer hat Angst vor CO2?
Warum wir Kohlendioxid fürchten und hassen sollen – Ein Gastbeitrag von Elena Louisa Lange über Sinn und Irrsinn der Bangemache mit dem "menschengemachten Klimawandel". Im September wurde die Welt Zeuge von fünf Minuten bester Klimaideologie. Apple, die am höchsten kapitalisierte Firma der Welt, produzierte einen Werbefilm, der augenzwinkernd zu verstehen geben sollte, dass die „vollständige Entfernung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre“ nicht nur Apples ehrgeizigem Klimaziel entsprach, sondern für die Menschheit insgesamt wünschenswert sei. Wie bitte? Lassen Sie mich das für den unerfahrenen Propagandakonsumenten übersetzen: es ist alles ganz lustig, bis es nicht mehr lustig ist. In jedem Propagandastück seit dem Kaiserreich gilt, dass blosses Zuschauen irgendwann nicht mehr reicht. Man hat sich gefälligst in die sentimentale Welt des Autoritarismus zu begeben, ja, dem jovialen Geplappere zu beugen, das ganz schnell in beinharte Selbstverleugnung umschlagen kann. Denn jedes Kind weiß, dass die dauerhafte Beseitigung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre das ultimative Opfer ist. Weiter kann man nicht gehen – es sei denn, man riefe direkt zum spontanen Massenselbstmord auf. Aber wir schreiben das Jahr 2023, und die Tatsache, dass die vollständige Entfernung von Kohlenstoff oder Kohlendioxid aus der Atmosphäre den sofortigen Tod aller Lebewesen zur Folge hätte, wird als positive Ökobilanz verbucht. Die Ironie ist greifbar. Interessanter ist jedoch, dass die manische CO2-Feindschaft jeder medialen Klimabotschaft kein Fauxpas von Apple-PR-Strategen und ähnlichen Lobbyisten ist, sondern gewollt. Der Pavlovsche Reflex gegen CO2 muss den Staatssubjekten zur zweiten Natur werden. Er muss eingeübt, eintrainiert, abgerufen werden. Man denke an die «2 Minuten Hass» gegen Goldstein, den Orwell in 1984 so treffend beschreibt; in der Realität wurde er nun durch eine neutrale chemische Verbindung ersetzt. Die tägliche mafiöse Klimaerpressung durch UNO, EU-Rat, WHO, WEF und andere ungewählte Gremien dient einem globalen Krieg gegen CO2. Fossile Brennstoffe sind der Feind. Überteuerte Solar- und Windenergie sind Verbündete. Alles, was nicht von vornherein CO2 erzeugt, mag gut sein - was bei Solarzellen bereits ein Problem ist, da die chinesischen Produktionsanlagen für Solarzellen mit Kohle betrieben werden -, aber alles, was CO2 vernichtet, ja, "frisst", ist besser. Dass Atomkraft das Schmuddelkind aus dem Ghetto ist, über das man nicht spricht, mit dem man nicht spielt, und das man um jeden Preis meidet, zeigt nur, dass der Wahnsinn Methode hat. Wer noch bei Verstand ist, erkennt, dass es hier nicht um die Natur geht. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass es bei den Maßnahmen, die im Sinne dieser Maximen ergriffen werden, nicht um den "Schutz des Planeten" oder der "Natur" geht. Es geht um die Herrschaft von Menschen über andere Menschen. Wie der deutsche Technikphilosoph Martin Burckhardt feststellt, fungiert die "Natur" heute als "idealer Projektionsapparat": «Die Revoluzzer, die Ende der 60er Jahre das gequälte Proletariat befreien wollten, mussten sich von den Arbeitern sagen lassen, dass man kein Interesse an dieser Art Erlösung habe, weshalb nicht selten der aggressive Hinweis folgte: ‘Dann geht doch nach drüben.’ Im Gegensatz zur Unterschicht antwortet die Natur nicht. In diesem Sinn ist sie ein idealer Verbündeter für die klimapolitische Avantgarde. Man ist mit einer höheren Macht verbunden, betreibt politische Theologie.“ (1) Natürlich macht der Klimawandel auch die Pferde fett (2) und sorgt dafür, dass Schweine weniger Fleisch geben: Der Klimawandel hat noch weitere, allerdings für unsere ungewählten Weltgremien sehr praktische Konsequenzen – die Ursache für die Armut im globalen Süden kann auf das Wetter geschoben werden, während dieselben Technokraten mit ihren feudalistischen Kohlenstoffkompensationen und -zertifikaten genau die Bedingungen verschärfen, die gerade zur Armut auf dem südlichen Kontinent beitragen. In einer modernen Industriegesellschaft mit weit entwickelten Produktivkräften, die den Menschen hypothetisch alle möglichen technologischen Schutzmaßnahmen – und sogar Annehmlichkeiten – gegen die Launen der Natur bieten könnten, gibt es jedoch kein "natürliches Problem", das nicht gesellschaftlich gelöst werden kann. Wenn Sie kein funktionierendes Wasserversorgungssystem haben oder Ihr Haus bei einem Hurricane hinweggefegt wird, ist das nicht die Schuld des Wetters. Sie sind arm? Nicht die Schuld des Wetters. Und doch wird die Armut zum natürlichen Zustand und die Natur zum Ergebnis politischer Entscheidungen erklärt. Die verkehrte Welt der "Personifizierung der Dinge" und der "Verdinglichung der Personen" ist durch die Klimaerzählung zu sich selbst gekommen. Vergessen wir nicht, dass die monothematische Reduktion des gesellschaftlichen Diskurses auf den Klimawandel auch zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt: Denn nicht nur wird die Verantwortung auf eine technologische Abstraktion verlagert, die außer in Computermodell-Simulationen keine Realität hat, sondern man kann im Namen eines "objektiven Sachzwanges" einen kompletten gesellschaftlichen Wandel erzwingen, der die Vorstellung oder gar den Wunsch nach einem Leben in relativem Wohlstand, Freiheit, Sicherheit, Gesundheit und Würde, die wir einst als selbstverständlich erachteten, an deren Erhalt die Mächtigen aber nie ein Interesse hatten, faktisch zerstört. Bei der Ahrtal-Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen (2021) verloren aufgrund der schlechten Infrastruktur mehr als 200 Menschen ihr Leben, Hunderttausende ihr Zuhause und ihre Einkommensquellen. Deutschlands erste technokratische Kanzlerin, Angela Merkel, schob die Schuld jedoch auf "die Herausforderungen des Klimawandels" - eine Politik, die inzwischen zum «guten Ton» gehört. Anthropogener Klimawandel für Dummies Damit dieses Schema funktioniert, ist die Behauptung, dass der Klimawandel keine natürlichen, sondern nur menschengemachte, "anthropogene" Ursachen haben kann, jedoch unerlässlich. Wären die beobachtbaren atmosphärischen und physikalischen Prozesse natürlichen Ursprungs, könnte es schwierig sein, die Botschaft zu vermitteln, dass eine ganze Produktions- und Konsumtionsweise so revolutioniert werden muss, dass sie auf die Abschaffung von Produktion und Konsum hinausläuft. Niemand bestreitet jedoch, dass der Mensch einen Anteil an der Erwärmung der Landmassen hat: die Umwandlung ganzer Landstriche in Mülldeponien und die Zubetonierung von Städten spielen dabei eine wichtige Rolle. Aber nichts, was der Mensch tut, kann die natürlichen Veränderungen des Klimas außer Kraft setzen, z. B. den jährlich schwankenden Einfluss der Sonneneinstrahlung, die ozeanischen Zirkulationsmuster, den klaren oder bewölkten Himmel oder Vulkanausbrüche (viele davon unter Wasser). Diese globalen natürlichen Einflüsse auf das Wetter werden im "Diskurs" geflissentlich ignoriert, manchmal sogar heruntergespielt. Die nicht mehr von staatlichen Geldern abhängige US-Atmosphärenforscherin Dr. Judith Curry betont immer wieder, dass die Zusammensetzung der Atmosphäre "nur einen unbedeutenden" Einfluss auf das Wetter hat. Stattdessen wird uns weisgemacht, dass es keine andere Ursache für Wirbelstürme und Dürren gibt als die Verbrennung fossiler Brennstoffe. Die CO2-Emissionen als «Drehknopf» für das Klima zu betrachten, ist sogar im strengen Sinne idiotisch – und gefährlich. Aber um das «Klima» geht es nicht. Es geht darum, durch das gesellschaftliche Einstudieren einer sachlich falschen Monokausalität den Menschen zur Ursache allen Klimaübels zu erklären. Aber nicht einmal der Weltklimarat IPCC ist sich da so sicher: in der "Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger" (SPM) des Klimaberichts Nummer 5 (AR5, 2007) bekräftigte der IPCC seine Abgrenzung gegenüber dem weitaus hysterischeren UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change) und wies darauf hin, dass sich seine Definition des Klimawandels nicht auf "direkte oder indirekte menschliche Aktivitäten" beschränkt, sondern auch die natürliche Variabilität einschließt, die enorme Schwankungen aufweist. Die einfache Tatsache, dass es keinen Maßstab für die Unterscheidung zwischen natürlichem und vom Menschen verursachtem Klimawandel gibt, hat es in den aufeinander folgenden Klimaberichten selbst für jene Wissenschaftler in der Working Group 1 nicht einfacher gemacht, die versuchen, der Logik des Kohlenstoffkreislaufs, d.h. den gigantischen, meist ozeanischen Einflüssen auf das Klima, gegen die aktivistische Klimakonventionsmaschinerie und ihre Besessenheit, "100 %" der aktuellen Wetterveränderungen menschlicher Aktivität zuzuschreiben, treu zu bleiben. Der offiziellen Propaganda zufolge muss die Angst vor CO2 direkt mit dem "menschengemachte" Klimawandel in Verbindung gebracht werden - koste es, was es wolle. Gestützt auf eine beispiellose kollektivistische Selbstgeißelung wartet dieser mit Verbotsexzessen auf – neben CO2-Zertifikaten und -Steuern plagen sich die Menschen nun mit Öl- und Gasheizungsverboten, Verbrennungsmotorverboten, 15-Minuten-Städten und nun auch abgesagten Volksfesten wie in Zürich herum, deren «CO2»-Fußabdruck den städtischen Auflagen zu groß ist. (3) An deren Ende steht die Auflösung der bürgerlichen Subjektivität, wie wir sie kennen, ganz zu schweigen von demokratischen Bürgerrechten. Noch verheerender als die technokratisch-faschistische Aushöhlung der Zivilgesellschaft während der Coronajahre werden wahrscheinlich die Auswirkungen des "Klimawandels" auf unsere unmittelbare Existenz sein. Wie wir alle wissen, sind die Menschen nur zeitweise Virusträger, Kohlendioxidproduzenten jedoch ein Leben lang. Wie stark kann das Interesse am menschlichen Überleben bei denen sein, die Kohlendioxid, die Grundlage allen Lebens auf der Erde, "beseitigen" wollen? Wie das Onlineportal Business Insider kürzlich berichtete, hat die "erste kommerzielle Anlage in den USA begonnen, Kohlendioxid aus der Luft zu saugen. Sie ist in der Lage, 1000 Tonnen pro Jahr abzusaugen und plant eine Erweiterung". (4) Willkommen auf einer neuen Ebene des Wahnsinns. Photosynthese als rechte Verschwörungstheorie Wie schlimm also kann CO2 für den Planeten sein? Nun, das sieht überhaupt nicht schlecht aus, ganz im Gegenteil – wobei die Ironie darin besteht, dass dieser 7 Jahre alte NASA-Clip auf YouTube jetzt als Klima-Desinformation gekennzeichnet wurde. Wenn es eine banale Wahrheit ist, dass der CO2-Gehalt in den letzten 100 Jahren gestiegen ist, dann ist die Auswirkung auf die Photosynthese noch trivialer. Jedes Kind weiß, dass die Photosynthese, der Prozess, bei dem Pflanzen mit Hilfe des Sonnenlichts Kohlendioxid in Sauerstoff umwandeln, die Grundlage allen Lebens auf der Erde ist. Jedes Kind weiß auch, dass es ohne Pflanzen kein Leben gäbe. Man könnte versucht sein zu denken, dass eine Zunahme des CO2 ist für das Leben auf der Erde vorteilhaft ist. Wie seltsam muss es sein, in ständiger Angst vor steigenden CO2-Konzentrationen zu leben. Niemand bestreitet, dass sich der Planet in den höheren Breitengraden in den letzten 100 Jahren um etwa 1°C erwärmt hat. Aber es ist unsinnig zu behaupten, dass ein Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre die einzige Ursache dafür ist. Und es ist noch unsinniger zu behaupten, dass die CO2 Zunahme die Erde zerstören würde. (5) Im Gegenteil: Ein Anstieg auf bis zu 1200 ppm im globalen Durchschnitt wäre vielleicht sogar notwendig, um eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Beziehung zwischen CO2-Konzentration und der Wachstumsrate von Pflanzen: (6) Der Physiker und ehemalige Energieberater unter der Obama-Regierung, Steven Koonin, sagt in seinem Buch Unsettled (7): "Die heutige Erde giert nach atmosphärischem CO2". Tut man diese Tatsache allerdings öffentlich kund, wird man von irgendeinem Twitter-Troll als "Erdöl-Lobbyist", «Wissenschaftsfeind» oder gleich als "Neonazi" beschimpft. Das Drehbuch ist inzwischen bekannt. Wie jeder weiß, der kontinentale Sommer und Winter erlebt hat, wäre ein wärmeres Wetter für die Menschen wünschenswert. Viele Menschen sterben jedes Jahr an der Kälte, nur wenige an der Hitze – Australien ist die Ausnahme. Studien, zum Beispiel von der American Heart Association (8), zeigen, dass Kälte in den meisten Ländern der Welt die Hauptursache für temperaturbedingte Todesfälle ist. In einer Studie, die 384 Orte in 13 Ländern auf fünf Kontinenten untersuchte, gab es 20-mal so viele Todesfälle durch Kälte wie durch Hitze. Kalte Temperaturen erhöhen das Risiko von Atemwegsinfektionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, während geschwächte Abwehrkräfte den Körper anfälliger für Grippeviren und Lungenentzündungen machen. Darüber hinaus verengt Kälte die Blutgefäße, was zu erhöhtem Blutdruck und im Extremfall zu Herzinfarkten führen kann. Freuen Sie sich und begrüßen Sie das wärmere Wetter – es hat den Kartoffelanbau in Nordkanada möglich gemacht. Zum Glück ist NetZero – vorläufig jedenfalls - zu unrealistisch, um umgesetzt zu werden. Wäre dies der Fall, würde das Leben auf der Erde aufhören zu existieren. Aber um Irrationalität zur Idiotie hinzuzufügen, wird die gute Sache, von der alle profitieren könnten, zur Sache, der wir misstrauen, die wir fürchten und die wir abschaffen sollen. Ich dachte immer, es sei das ultimative Böse, die Weltbevölkerung - darunter Babys und Kleinkinder – zur Verletzung ihres Körpers, ihrer Menschenwürde und ihrer Menschenrechte gezwungen zu haben, indem man ihnen einen experimentellen Impfstoff injiziert. Aber ich bin mir da nicht mehr so sicher. (Elena Louisa Lange) Eine leicht gekürzte englische Version dieses Essays erschien in Elena Langes Substack-Blog hier: https://elenalouisalange.substack.com/p/who-is-afraid-of-co2/comments Elena Louisa Lange ist Philosophin und politische Kommentatorin. Bis 2022 war sie Dozentin an der Universität Zürich, inzwischen arbeitet sie als freie Autorin. Ihr jüngstes Buch The Conformist Rebellion: Marxist Critiques of the Contemporary Left erschien 2022. Ein Jahr zuvor veröffentlichte sie Value Without Fetish: Uno Kozo’s Theory of ‘Pure Capitalism’ in Light of Marx’s Critique of Political Economy (Historical Materialism, 227, Band 227). 2024 wird folgen: Covid-19 and the Left - The Tyranny of Fear. Darüber hinaus ist Elena Lange Mitherausgeberin von zwei Büchern über die moderne asiatische Philosophie. Sie hat zahlreiche Arbeiten zur Kritik der Politischen Ökonomie, insbesondere zur Wert- und Geldtheorie, zur kritischen Theorie, zur Methode, zur modernen japanischen Geistesgeschichte, zur Digitalisierung und zur politischen Kultur der Linken veröffentlicht, darunter Handbuch- und Lexikonartikel. Anmerkungen 1 Im Interview mit Axel Bojanowski, unter: https://martinburckhardt.substack.com/p/im-gesprach-mit-axel-bojanowski 2 Anm.d.Red.: Wie einem scharfäugigen Leser von Elisa Langes Blog auffiel, hat offenkundig ein minderbemittelter Bildredakteur des Telegraph das „verfettete Pferd“ mittels Photoshop dilettantisch zurechtgedehnt – auf wessen Geheiß auch immer. 3 Das beliebte Zürcher Fest, das größte Volksfest der Schweiz mit mehr als 2,5 Millionen Besuchern alle drei Jahre, wurde jetzt unter anderem wegen seines ökologischen Fußabdrucks abgesagt: https://www.srf.ch/news/schweiz/groesstes-volksfest-der-schweiz-das-zueri-faescht-steht-vor-dem-aus 4 https://www.businessinsider.com/us-first-commercial-carbon-capture-facility-opens-2023-11?r=US&IR=T#:~:text=The%20first%20US%20commercial%20plant,annually%20and%20plans%20to%20expand.&text=The%20first%20US%20industrial%20carbon,sends%20it%20into%20the%20ground 5 Die Energie, die in das und aus dem Klimasystem fließt, wird in Watt pro Quadratmeter (W/m2) gemessen, was die Y-Achse in dieser Grafik darstellt. Die CO2-Konzentration in ppm (parts per million) liegt auf der X-Achse. Die Grafik zeigt, dass die Temperaturen nicht mit der CO2-Konzentration korrelieren. Quelle: CO2-Koalition. 6 Quelle: Roger H. Thayer, Eco Enterprises, hydrofarm.com. Mit freundlicher Genehmigung von Matthew Wielicki’s Irrational Fear Substack: https://irrationalfear.substack.com/p/greening-earth-and-booming-crops Anm.d.Red.: In den letzten 140 Millionen Jahren ist der CO2-Gehalt rapide und stetig gesunken, bis er nur noch etwa 30 ppm von der "Todesgrenze" von 150 ppm entfernt war, unterhalb derer Pflanzen nicht überleben können. Sowohl die relativ kurzfristigen Daten aus Eisbohrkernen als auch die viel längerfristigen Daten, die 140 Millionen Jahre zurückreichen (Berner 2001), zeigen einen alarmierenden Abwärtstrend in Richtung CO2-Hunger. „Die Freisetzung von Kohlendioxid durch die Nutzung fossiler Brennstoffe hat es der Menschheit ermöglicht, die Konzentrationen dieses nützlichen Moleküls zu erhöhen und vielleicht eine CO2-bedingte Klimaapokalypse abzuwenden“, stellt das Infoportal CO2Coalition fest. 7 Steven Koonin: Unsettled: What Climate Science Tells Us, What It Doesn’t, and Why It Matters, https://www.amazon.de/Unsettled-Climate-Science-Doesn%C2%92t-Matters/dp/1950665798 Dallas, 2021, S. 66. 8 https://www.eurekalert.org/news-releases/555515. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in den USA und Westeuropa immer noch mit großem Abstand die Todesursache Nummer 1. Titelbild: Collage aus 3 Fotos bei Freepik (bedneyimages, wayhomestudio)
- Die Eiweiß-Abzocke
Als dreiste Abzocke kritisieren Verbraucherschützer die jüngste Masche von Lebensmittelkonzernen: spezielle „High-Protein“-Produkte. Sie sind ebenso überflüssig wie überteuert. Protein-Pudding, Protein-Frischkäse, Protein-Müsli, Protein-Brot: Als besonders eiweißreich vermarktete Lebensmittel sind in Supermärkten zu Kassenschlagern geworden. Plötzlich wimmelt es davon: Die Produktpalette reicht von Cornflakes über Milch, pflanzlichen Milchalternativen und Shakes über Chips und Schokoriegel bis hin zu eiweißhaltigem Wasser. Dabei lassen sich Kunden massenhaft für dumm verkaufen, kritisiert Foodwatch, ein 2002 gegründeter gemeinnütziger Verein, der „die verbraucherfeindlichen Praktiken der Lebensmittelindustrie entlarven” will und “für das Recht auf gute, gesunde und ehrliche Lebensmittel kämpft”. Er findet deutlichste Worte: „Was bei Dr. Oetker, Ehrmann und Co. die Kassen klingeln lässt, ist aus Verbrauchersicht dreiste Abzocke.” Zweifellos “high” ist bei diesen Produkten der Preis: Allesamt kosten sie erheblich mehr als herkömmliche Vergleichsartikel. Für das "Protein Müsli" von Seitenbacher ist demnach 86 Prozent mehr zu bezahlen als für dessen "Fitness Müsli". Das Eiweiß-Brot von Mestemacher ist 145 Prozent teurer als ein vergleichbares Brot. Der "High Protein Vanille Pudding" von Dr. Oetker kostet sogar dreimal mehr als ein herkömmlicher Pudding derselben Marke. "Der Protein-Hype ist eine Gelddruckmaschine für Lebensmittelhersteller", so prangert Laura Knauf an, Campaignerin bei Foodwatch. Denn bei der Lebensmittelproduktion Protein zuzusetzen, ist spottbillig: In der Regel verwenden Hersteller dafür Molkeneiweiß - ein Abfallprodukt der Käseherstellung, das ansonsten oft zu Tierfutter verarbeitet wird. Dass angereicherte “Hochprotein”-Produkte ein exklusives Gesundheitsplus bieten, ist hanebüchene Bauernfängerei. Eher glänzt auch diese Warengruppe mit reichlich Industriezucker oder Kochsalz, minderwertigen Fetten, künstlichen Aromen und Geschmacksverstärkern, Farb- und Konservierungsstoffen, Phosphaten, Antioxidantien, Emulgatoren und weiteren bedenklichen Chemikalien. Die enthaltenen Eiweiße sind häufig stark denaturiert. Für dumm verkauft Keine Frage, Proteine sind lebensnotwendig – so viel, aber auch nicht viel mehr, weiß selbst der dümmste Otto unter den Normalverbrauchern. 10 bis 15 Prozent der Kalorien, die wir zu uns nehmen, sollten aus Eiweiß stammen. Unser Körper benötigt es für den Aufbau und die Reparatur von Zellen, Enzymen und Hormonen, für das Immunsystem, für die Übertragung von Nervenimpulsen, für den Transport von Sauerstoff und Fetten, für den Aufbau von Kollagen, Antikörpern, Gerinnungsfaktoren undsoweiter, aber auch als Energielieferant. Ein künstlich erhöhter Eiweiß-Anteil ist für eine gesunde Ernährung allerdings fast so überflüssig wie ein H2O-Zusatz zu Wasser. “Ein breites Spektrum natürlicher Lebensmittel ganz ohne Zusatzstoffe ist die beste Wahl, um den körpereigenen Proteinbedarf zu decken", erklärt der Ernährungsexperte Ingo Froböse von der Kölner Sporthochschule. (1) Das gelingt mit wenig Aufwand: 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht und Tag empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Wer 70 Kilogramm wiegt, sollte entsprechend 56 Gramm Proteine zu sich nehmen. Das ist ziemlich rasch zu erreichen: 100 Gramm Hanfsamen, Sojabohnen, Raps oder Lupine weisen einen Eiweißgehalt von 30 bis 40 Gramm auf; 100 Gramm Hühnerbrust liefern 27 Gramm Proteine; 26 Gramm Eiweiß stecken in 100 Gramm Erdnüssen; 100 Gramm Haferflocken bieten zwölf Gramm Eiweiß und 100 Gramm Naturjoghurt zehn Gramm. Auch Samen, Pilze, Hülsenfrüchte – wie Linsen, Erbsen und Ackerbohnen – und Eier sind ergiebige Proteinlieferanten. Ohnehin konsumieren Deutsche eher zuviel Protein als zuwenig – und nicht unbedingt aus empfehlenswertesten Quellen. Darauf deutet eine Studie im Auftrag des Bundesernährungsministeriums hin. (2) Die größte Menge nehmen sie zu sich über Fleisch, Milch, Käse und deren Erzeugnisse. Überschüssiges tierisches Protein lagert der Körper aber in das Bindegewebe und die Blutgefäße ein. Dies fördert vielerlei Krankheiten wie Arteriosklerose, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, Rheuma, Gicht, Angina pectoris, Typ-2-Diabetes, Stoffwechslstörungen, Nierenentzündung und Autoimmunkrankheiten. Überaus gesund ist Extra-Eiweiß demnach in erster Linie für die Bilanzen der Lebensmittelkonzerne. Wer ihnen den Gefallen tut, den vermeintlichen Mehrwert teuer zu bezahlen, verdient eher begrenztes Mitleid, wenn sich das Loch in der Haushaltskasse deswegen vergrößert. Vom irren Protein-Hype fühlt sich mancher Cineast unwillkürlich an “Idiocracy” erinnert, eine bitterböse Science Fiction-Komödie: In der völlig verblödeten Gesellschaft des Jahres 2505 weiß keiner so recht, was Elektrolyte sind – aber jedermann hält sie für äußerst gesund. Und deshalb nehmen alle statt Wasser den grünen Softdrink Brawndo zu sich. Ja, Brawndo ersetzt herkömmliches Wasser überall, mit Ausnahme der Klospülungen. Sogar ihre Felder bewässern unsere Nachfahren damit, weil laut Werbespruch “in Brawndo steckt, was Pflanzen schmeckt – es enthält Elektrolyte!“ (Harald Wiesendanger) Anmerkungen 1 Zit. nach Foodwatch, https://www.foodwatch.org/de/teuer-und-unnoetig-foodwatch-marktcheck-zum-hype-um-protein-lebensmittel 2 https://www.mri.bund.de/fileadmin/MRI/Institute/EV/NVSII_Abschlussbericht_Teil_2.pdf , ib. S. 103 f.
- Wenn dich der Schlag trifft
Plötzlich schwerstbehindert: Ein Schlaganfall kann schreckliche Folgen haben, die oft unumkehrbar fortbestehen. Schlimmstenfalls tötet er. Ihm vorzubeugen, zählt zu den besten Gründen für eine gesunde Lebensweise, wie die Stiftung AUSWEGE sie jedermann ans Herz legt. Erhöht eine Covid-19-„Impfung“ das Risiko? Gerade eben hast du noch im Supermarkt den Einkaufswagen gefüllt, den Rasen gemäht, in fröhlicher Runde beisammen gesessen, etwas Leckeres gekocht oder vor dem Fernseher gefaulenzt. Schlagartig wird dir schwindlig und übel, du erbrichst. Du bekommst höllische Kopfschmerzen. Du spürst eine Körperhälfte nicht mehr. Kannst einen Arm, eine Hand, ein Bein nicht mehr bewegen. Ein Mundwinkel hängt. Du siehst Doppelbilder, die Hälfte deines Gesichtsfelds fällt aus. Du sprichst verwaschen und abgehackt, du lallst, du betonst seltsam, kannst bestimmte Laute nicht mehr bilden. Dein Gedächtnis ist gestört. Womöglich wirst du bewusstlos, fällst gar ins Koma. So macht sich ein Schlaganfall zumeist bemerkbar – fast immer ohne Vorwarnung, wie aus heiterem Himmel. Manchmal treten nur ein paar der genannten Symptome auf, ganz selten überhaupt keine, oft aber alle zugleich. Im günstigsten Fall ist der Spuk nach ein paar Stunden vorbei, gelegentlich sogar schon binnen Minuten. Häufig aber bestehen die beängstigenden Einschränkungen monatelang fort, in jedem dritten Fall für immer, trotz intensiver Reha. Dann bleibst du womöglich für dein restliches Leben an den Rollstuhl gefesselt, gelähmt, inkontinent und blind; arbeitsunfähig, hilflos, ständig auf Pflege angewiesen; deiner Bewegungsfreiheit ebenso beraubt wie deiner Würde; mit zerstörten Zukunftsträumen, niedergeschlagen, voller Angst, oft zutiefst depressiv, zunehmend dement. Und stets schwebt über dir das Damoklesschwert des nächsten, womöglich noch schlimmeren Hirnschlags. Vorausgesetzt, er bringt dich nicht gleich um. In knapp jedem fünften Fall tut er das bei seinen überrumpelten Opfern innerhalb des ersten Jahres, bei jedem zehnten im ersten Vierteljahr, bei sieben Prozent schon im ersten Monat. (1) Monströse Gefahr Das gewaltige Ausmaß der Gefahr, von Gesunden vorzugsweise verdrängt, soll alljährlich der 29. Oktober, der Internationale Tag des Schlaganfalls, ins öffentliche Bewusstsein rücken, wenigstens für einen kurzen Moment. Allein in Deutschland erwischt es jährlich rund 270.000 Menschen – 200.000 erstmals, 70.000 erneut. (2) 2,5 Prozent der erwachsenen Bevölkerung haben schon mindestens einen Schlaganfall erlitten – immerhin jeder Vierzigste. (3) Noch ist jeder zweite Betroffene über 75 Jahre alt – in dieser Altersgruppe hat es bereits über sechs Prozent erwischt; doch immer häufiger trifft es Jüngere. Mindestens jeder Fünfte wird dadurch langfristig – fünf Jahre und mehr – derart beeinträchtigt, dass er im Alltag Unterstützung benötigt. (5) Damit ist der Schlaganfall die häufigste Ursache für Behinderungen im Erwachsenenalter. (3) Weltweit sind Schlaganfälle die zweithäufigste Todesursache, die dritthäufigste Ursache für Behinderung und eine der häufigsten Ursachen für Demenz. In den vergangenen drei Jahrzehnten ist die Zahl der Betroffenen um rund 70 % auf über hundert Millionen gestiegen, die Zahl Schlaganfall-bedingter Todesfälle wuchs um 43 % auf annähernd sechs Millionen. (6) Die weiteren Aussichten sind verheerend: Im Jahr 2050, so prognostizieren Experten, werden Schlaganfälle rund zehn Millionen Menschen umbringen und 190 Millionen zu Behinderten machen. (7) Der Schaden? Demnächst mehr als 2000 Milliarden Dollar. Dabei entsteht ein schwindelerregender volkswirtschaftlicher Schaden – 17 Milliarden Euro pro Jahr allein in Deutschland. Weltweit beliefen sich die geschätzten Kosten – direkt durch Behandlung und Rehabilitation, indirekt durch Produktivitätsverlust – im Jahr 2017 auf über 891 Milliarden US-Dollar, allenfalls zur Freude von Reha-Klinikbetreibern und Herstellern von medizinischen Hilfsmitteln. Bis 2050 dürfte dieser Betrag auf schwindelerregende 2,31 Billionen US-Dollar pro Jahr steigen. Weit über 2000 Milliarden Dollar: Könnten WHO und nationale Gesundheitsbehörden damit nicht ein fabelhaftes, zweifellos nobelpreiswürdiges Aktionsprogramm rund um den Globus aufziehen? Neun von zehn Schlaganfällen wären zu verhindern, wenn eine gesundheitlich aufgeklärte, zur Vorsorge motivierte Bevölkerung ein paar bekannte Risikofaktoren meiden würde. Dazu müsste sie verstehen, wie es überhaupt zu einem Schlaganfall kommen kann. Hauptsächlich tritt er in zwei Formen auf: - Den Hirninfarkt – auch ischämischer Schlaganfall – verursacht ein Gefäßverschluss. Dafür kann ein Blutpfropf (Thrombus) sorgen, der sich beispielsweise im Herzen oder der Halsschlagader gebildet hat und sich von dort löst. Mit dem Blutstrom gelangt er in die Hirngefäße und verstopft sie. Oder eine fortgeschrittene Verkalkung verschließt Hals- oder Hirnarterien. - Bei der Hirnblutung – auch hämorrhagischer Schlaganfall – platzt im Gehirn ein Gefäß – meist durch hohen Blutdruck, krankhaft veränderte Gefäßwände oder Gefäßmissbildungen. Dort tritt daraufhin Blut aus und dringt in das umliegende Hirngewebe ein, manchmal auch in den mit Hirnwasser gefüllten Zwischenraum von Gehirn und weicher Hirnhaut. Ob verstopft oder geplatzt: In beiden Fällen sind die betroffenen Blutgefäße zumeist schon arteriosklerotisch vorgeschädigt, verhärtet und durch Ablagerungen verengt. Nach dem „Schlag“ werden dahinterliegende Hirnareale nicht mehr ausreichend durchblutet, mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Gehirnzellen sterben ab. Je nach ihrer Größe und Lage treten dann Störungen und Ausfälle verschiedener geistiger und körperlicher Funktionen auf. Wie verhindern? Das ist längst klar. Dieser neurologische Super-GAU ließe sich fast immer verhindern, wie auch einer Wiederholung vorbeugen - auf längst bekannte Weise. Allein ein Blutdruck im Normbereich verringert das Schlaganfall-Risiko um 60 %. (8) Auch gute Blutzuckerwerte senken es erheblich; Diabetiker tragen ein zwei- bis dreifach erhöhtes Schlaganfall-Risiko. Zur Prävention trägt darüber hinaus erheblich bei, körperlich aktiv zu sein, genügend Wasser zu trinken, von Tabak und Alkohol die Finger zu lassen, ständigen negativen Stress durch Angst und Sorgen, Zeit- und Leistungsdruck zu vermeiden. Zur verhängnisvollen Arteriosklerose, die über kurz oder lang die Blutgefäße verengt und verstopft, führt insbesondere ein gestörter Fettstoffwechsel, mit zuviel LDL-Cholesterin und Triglyzeriden im Blut. Ihn begünstigen Übergewicht, Bewegungsmangel und bestimmte Medikamente. Vor allem aber kommt es auf gesunde Ernährung an. Ausgewogen und vollwertig sollte sie sein, angelehnt an den mediterranen Stil. Pflanzliche Fette mindern die Gefahr, im Gegensatz zu tierischen, wie Studie der Daten von 117.000 Probanden aus einem 27-Jahres-Zeitraum ergab. (9) Auch ein hoher Konsum von Kochsalz erhöht das Risiko erheblich. (10) Hingegen schützt eine ausreichende Zufuhr von Kalium. (11) Besonders ergiebige Lieferanten dieses Mineralstoffs, der den Blutdruck senkt – während Natrium ihn erhöht -, sind Nüsse, Gemüse wie Grün- und Rosenkohl, Kartoffeln, Bananen, Trockenfrüchte, Vollkornprodukte. Kaffee-Junkies sollten berücksichtigen, dass Koffein Kalium aus dem Körper zieht; dies lässt sich aber durch die richtige Ernährung ausgleichen. Auch auf Vitamin D kommt es offenbar an. Mangelt es daran, wird ein Schlaganfall wahrscheinlicher, wie eine indische Studie 2017 ergeben hat. (12) Wer regelmäßig Tee trinkt, senkt einer chinesischen Studie zufolge ebenfalls sein Schlaganfall-Risiko - immerhin um 20 Prozent. Grüner Tee schützt demnach noch etwas wirksamer als schwarzer. (13) Weil solche statistischen Zusammenhänge voreilig zu Fehlschlüssen von Korrelation auf Kausalität verleiten können, sind sie allerdings mit Vorsicht zu genießen. Womöglich stellt sich auf dem Prüfstand empirischer Forschung heraus, dass Schlaganfall-Opfer signifikant häufiger Singles sind, einen Mercedes fahren, in Italien urlauben und einen Pudel halten. Heißt das, dass Vorsorgebewusste die Automarke wechseln, Reisepläne überdenken, den Pudel ins Tierheim bringen und, falls ledig, schleunigst heiraten sollten? Auch ohne weitere Evidenzbasierung abzuwarten, sind wir eher auf der sichereren Seite, wenn wir den längst bekannten Hauptrisikofaktor vermeiden: den in westlichen Industrieländern vorherrschenden Lebensstil, der am Fließband chronisch Kranke produziert. Wo bleibt eine präventive Gesundheitskultur? Das Beispiel Schlaganfall verdeutlicht Glanz und Elend der Schulmedizin. Einerseits gelingt es ihr, ein erhöhtes Risiko frühzeitig zu erkennen: durch Blutdruckmessung, im Blutbild, mittels Ultraschall – insbesondere der Halsschlagadern, um Verengungen aufzuspüren -, wie auch mit einem EKG, um festzustellen, ob ein Vorhofflimmern vorliegt. (Weil das Herz aufgrund der unregelmäßigen, zu schnellen Vorhofkontraktionen das Blut nicht mehr richtig herauspumpt, kann es sich im linken Vorhof ansammeln und ein Gerinnsel bilden, das dann womöglich weitertransportiert wird, bis es in einer Gehirnarterie stecken bleibt und einen Schlaganfall auslöst.) Das Ausmaß der angerichteten neurologischen Schäden vermag moderne Apparatemedizin dank CT und MRT präzise zu bestimmen. Betroffene können sich für jede Minute glücklich schätzen, die sie eher in die Obhut der Stroke Unit einer gut ausgestatteten Klinik gelangen. Und soweit Symptome bald nachlassen, haben sie dies vor allem bewährten Reha-Einrichtungen, Maßnahmen und Hilfsmitteln zu verdanken. Andererseits wären die allermeisten gar nicht erst in diese fürchterliche Notlage geraten, wenn sie in einer Gesundheitskultur aufgewachsen wären, die das eigenverantwortliche Gesundbleiben und Vorbeugen dem kostspieligen Überdiagnostizieren und Therapieren vorzieht. Mit gelegentlichen Appellen, Pressemeldungen und einem von gefühlt zehntausend Jahrestagen, zeitgleich mit dem „Welt-Psoriasis-Tag“ (ebenfalls am 29.10.) sowie irgendwo zwischen dem „Intersex Awareness Day“ (26.10.) und dem „Gedenktag für die Opfer politischer Gewalt“ (30.10.), ist es längst nicht getan. Wir bräuchten eine Medizin, die nicht erst stattfindet, nachdem Gesundheit verloren ging. Sie sollte darauf aus sein, diesen Verlust zu verhindern – ein Hauptanliegen meiner Stiftung Auswege. Die weiseste aller ärztlichen Gebührenordnungen entstand vor mindestens zweieinhalb Jahrtausenden. Gemäß dem ältesten Medizinlehrbuch der Welt, dem „Huangdi neijing“, erhielt in China ein Arzt seine volle Vergütung nur, solange alle Mitglieder der Sippe, die er zugewiesen bekam, gesund blieben. Erkrankte jemand, so wurde sein Honorar gekürzt, wenn nicht gestrichen. Würde dieser Typ Arzt bis heute vorherrschen: Zu wie vielen Schlaganfällen käme es wohl noch hierzulande? Und wie viel weniger hätte es insbesondere seit Ende 2020 gegeben? Schlaganfall herbei“gepikst“? Ein 21-jähriger Feuerwehrmann liegt drei Tage nach seiner zweiten Pfizer-mRNA-Spritze mit Gehirnschlag im Sterben. Vier Tage nach der zweiten Covid-„Impfung“ wird ein 23-Jähriger im Juli 2021 tot in der Badewanne gefunden. Zwei Tage nach der dritten Comirnaty-Injektion stirbt ein 17-jähriges Mädchen aus Wien an einem Aneurysma im Gehirn. Alle drei waren vorher anscheinend kerngesund. 1288 ähnliche Schicksale nach Covid-19-„Piks“ finden sich im Archiv des Portals impfopfer.info. Die breite Öffentlichkeit erfährt davon so gut wie nichts. Denn wie bestellt breiten die meisten Mainstream-Medien weiterhin den Mantel des Schweigens darüber aus: Ebenso wie Nervenschäden, Autoimmun-, Krebs- und Herzerkrankungen haben Schlaganfälle sprunghaft zugenommen, seit die Covid-19-„Impf“kampagne mit mRNA-Spritzen einsetzte. Selbst die US-Seuchenschutzbehörde CDC, ansonsten als berüchtigte Fake-News-Schleuder an vorderster Front der Verharmloser und Schadensleugner, sah sich im Januar 2023 genötigt, ein kleines bisschen Alarm zu schlagen: Sie meldeten eine auffällige Häufung von Schlaganfällen bei älteren US-Bürgern, nachdem sie „Comirnaty“ erhalten hatten, das Vakzin von Pfizer/BioNTech. Das Risiko war in den ersten drei Wochen nach dem „Piks“ um fast 50% erhöht. (14) Allerdings sei dieses „Sicherheitssignal“ dem VSD (Vaccine Safety Datalink), einem CDC-Projekt zur Überwachung von Impfnebenwirkungen, leider erst jetzt aufgefallen; erfreulicherweise zeige es sich jedoch weder im Vaccine Adverse Event Reporting System (VAERS), einem seit 1990 bestehenden Meldesystem mit mehreren hunderttausend Fallberichten, noch in den Datenbanken anderer Länder und denen von Pfizer-BioNTech - eine faustdicke Lüge. Schlechte Nachrichten für Covid-Geimpfte überbringt hingegen ein im Juni 2022 veröffentlichter Forschungsüberblick: Er bestätigt ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko. (15) Den Grund dafür sieht eine im November 2022 im Fachmagazin Nature erschienene britische Studie darin, dass die Vakzine bekannte Risikofaktoren für ischämische und hämorrhagische Schlaganfälle verstärken: Blutgerinnung, hoher Blutdruck und niedrige Thrombozytenzahlen - unter 150.000 pro pro Mikroliter (µl) liegt eine sogenannte “Thrombozytopenie” vor. Bei Covid-Geimpften treten sie häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung. (16) Zwar konnten Daten aus England, den USA und Norwegen diese Befürchtung angeblich widerlegen (17), und auch die Weltgesundheitsorganisation beeilte sich, Entwarnung zu geben. (“The best evidence is that there is no true association.”) Faktenchecker widerlegten die “Fake News” selbstverständlich umgehend. (18) Wie bestellt verbreiten Mainstream-Medien neuerdings sogar, das weitaus höhere Schlaganfall-Risiko gehe von einer SARS-CoV-2-Infektion aus (19) – und die Impfung schütze (!) davor. (20) Um die Statistik aufzuhübschen, werden Betroffene kurzerhand zu “Ungeimpften” erklärt, solange sie noch nicht die zweite Dosis erhalten haben; so lässt sich aussortieren, wen schon nach der ersten der Schlag trifft. Eine selten zitierte Studie aus Großbritannien unterstreicht, wie berechtigt die Sorge ist. Sie erfasste 29,1 Millionen Menschen über 16 Jahren, denen zwischen dem 1. Dezember 2020 und dem 24. April 2021 eine Covid-“Impf”dosis verabreicht worden war; 19,6 Millionen hatten das AstraZeneca-Vakzin erhalten, 9,5 jenes von Pfizer. Im darauffolgenden Monat mussten wegen Thromboembolien – Gefäßverschlüssen durch Blutgerinnsel, einer Hauptursache von Schlaganfällen - 112.711 ins Krankenhaus eingeliefert werden; 8404 verstarben. Bei 28.222 weiteren Geimpften war ein ischämischer Schlaganfall bereits eingetreten – 4204 überlebten ihn nicht. Wohlgemerkt: innerhalb der ersten vier Wochen. Und danach? Was Abertausende von Impfgeschädigten und Angehörigen, Pflegern und Ärzten in sozialen Medien berichten, bestätigt den Zusammenhang: Kaum mRNA-gespritzt, kam es massenhaft zu Hirnschlägen und Hirnblutungen, Thrombosen und Embolien. (21) Aber ist die Zahl der Todesfälle nach Schlaganfall denn nicht seit längerem leicht rückläufig? Selbst 2021 und 2022 waren es sogar etwas weniger als im ersten Coronajahr 2020. (22) Doch dieser Trend spricht eher dafür, dass Betroffene immer rascher und besser notfallversorgt werden – und deshalb immer öfter überleben. Die absoluten Fallzahlen hingegen - wie auch von Myo- und Perikarditis, von Herzinfarkten und -stillständen, von Thrombosen und Embolien aller Art – sind just seit Beginn der massenhaften „Jabs“ emporgeschnellt; dabei trifft es immer mehr jüngere Menschen. Rettungseinsätze nehmen massiv zu, Notfallambulanzen sind überfüllt, Nachsorgeeinrichtungen ebenfalls. Bei der Berliner Feuerwehr stieg die Zahl der protokollierten Einsätze unter den Stichworten „Schlaganfall/Transitorisch Ischämische (TIA) Attacke“ im Jahr 2021 gegenüber den Durchschnittswerten aus den Jahren 2018/2019 um 27,4 Prozent auf insgesamt 13.096. „Derartige Steigerungsraten sind erklärungsbedürftig”, kommentiert ein Sprecher der Feuerwehrgemeinschaft. „Für das Jahr 2021 scheint aber offenbar ein weiterer unbekannter Faktor hinzugekommen zu sein, der den vormaligen Anstieg noch einmal wesentlich verstärkt.“ Zudem sei bei einem Vergleich der Altersgruppen auffällig, dass „die höchsten Steigerungsraten gerade in den Altersgruppen erfolgen, die gemeinhin nicht als vulnerable Gruppen im Hinblick auf die Covid-19-Erkrankung verstanden werden“. Unter Deutschlands rund 1100 Reha-Einrichtungen versorgen 269 auch Schlaganfall-Patienten. (23) Für Betroffene dort einen freien Nachsorgeplatz zu ergattern, ist ein Geduldsspiel, wie ein 67-jähriger Bekannter von mir erlebte, nachdem es ihn Mitte Oktober 2023 getroffen hatte. Während er auf der Intensivstation lag, fragte die Klinik telefonisch alle Reha-Einrichtungen in der näheren Umgebung ab, welche ihn denn aufnehmen könnte. Ausnahmslos alle waren rappelvoll. Erst über hundert Kilometer weiter nördlich fand sich für ihn schließlich noch ein freies Reha-Bett. Was dahintersteckt, bringen Wissenschaftler immer deutlicher zum Vorschein. Nach einer COVID-19-Impfung beginnen die Zellen, Unmengen von Spike-Proteinen zu produzieren. Diese können amyloidähnliche Substanzen bilden, die sich zu engen, fadenförmig verflochtenen Gebilden anordnen können, wie schwedische Forscher herausfanden. (24) Dadurch können Blutgerinnsel entstehen. (25) Darüber hinaus regt S1 – ein Teil des Spike-Proteins – die Produktion von Fibrin an. (26) Dieses wiederum ist resistent gegen die Fibrinolyse, die körpereigene Auflösung eines Blutgerinnsels. Auch auf diesem Weg bilden sich Mikroklumpen. Wehe, wenn sie ins Gehirn wandern. Besonders schwarz sieht Prof. Dr. Sucharit Bhakdi, Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie sowie ehemaliger Leiter des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Er befürchtet, dass ein Großteil, wenn nicht alle mRNA-“Gepiksten” eine mehr oder minder ausgeprägte Blutgerinnungsstörung entwickeln. Wie das? In den Muskel gespritzt, verbleiben die Vakzin-Genpäckchen keineswegs dort, wie Gesundheitsbehörden und Hersteller uns anfangs weismachten. Zunächst wandern die mRNA-Partikel in die Lymphknoten, anschließend gelangen sie in den Blutkreislauf, bis in die kleinsten Gefäße, einschließlich der Kapillaren im Gehirn. Vor allem dort, wo das Blut am langsamsten fließt, sammeln sie sich und werden von den Endothelzellen aufgenommen, die das Gefäßsystem gleich einer Wandtapete auskleiden. Diese beginnen nun, Spike-Proteine zu produzieren – und zusammen mit Abfallprodukten der Eiweißsynthese hinaus in den Blutkreislauf zu befördern. Sobald sie dort mit Thrombozyten, den weißen Blutkörperchen, in Kontakt kommen, wird die Blutgerinnung angeschaltet. Bhakdi zitiert zwei Ärzte, die das Blut all ihrer geimpften Patienten vor und nach der Spritze untersuchten. Eine Aktivierung der Blutgerinnung soll der eine bei jedem Dritten festgestellt haben, der andere sogar bei 100 Prozent. Ein Kerngesunder mag die herbeigespritzte Belastung schadlos überstehen – bei einem metabolischen Syndrom mit arteriosklerotisch vorgeschädigten Blutgefäßen hingegen könnte sie der sprichwörtlich letzte Tropfen sein, der ein randvolles Fass zum Überlaufen bringt. (Harald Wiesendanger) Anmerkungen 1 Jona T. Stahmeyer u.a.: „The Frequency and Timing of Recurrent Stroke“, Deutsches Ärzteblatt Online, 2019, https://doi.org/10.3238/arztebl.2019.0711 2 Manio von Maravic: „Neurologische Notfälle“, in: Jörg Braun, Roland Preuss (Hrsg.): Klinikleitfaden Intensivmedizin. 9. Auflage München 2016, S. 311–356, dort S. 312–316 (Akute zerebrovaskuläre Erkrankungen). 3 Robert-Koch-Institut: Gesundheit in Deutschland. Gesundheitsberichterstattung des Bundes (2015), S. 1–129, doi: 10.17886/rkipubl-2015-003-2 4 M.A. Busch/Ronny Kuhnert: “12-Monats-Prävalenz von Schlaganfall oder chronischen Beschwerden infolge eines Schlaganfalls in Deutschland”, doi: 10.17886/RKI-GBE-2017-010 5 Ramon Luengo-Fernandez u.a.: “Population-Based Study of Disability and Institutionalization After Transient Ischemic Attack and Stroke”, Stroke 44.(10) 2013, S. 2854–61, doi: 10.1161/STROKEAHA.113.001584 6 https://www.medwiss.de/wp-content/uploads/pdfs/am-29-oktober-ist-welt-schlaganfalltag-immer-mehr-juengere-menschen-betroffen.pdf; V. L. Feigin u.a.: „Global, regional, and national burden of stroke and its risk factors, 1990-2019: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2019“, Lancet Neurology 20 (10) Oktober 2021, S. 795-820 doi: 10.1016/S1474-4422(21)00252-0. 7 V. L. Feigin, M. O. Owolabi; World Stroke Organization–Lancet Neurology Commission Stroke Collaboration Group: “Pragmatic solutions to reduce the global burden of stroke: a World Stroke Organization-Lancet Neurology Commission”, Lancet Neurology, 6. Oktober 2023, S. 1474-4422, https://doi.org/10.1016/S1474-4422(23)00277-6 8 A. Kulshreshtha u.a.: “Life’s Simple 7 and Risk of Incident Stroke: The Reasons for Geographic and Racial Differences in Stroke Stud”, Stroke 44/2013, S. 1909–1914, doi:10.1161/STROKEAHA.111.000352. 9 F. Wang u.a.: „Dietary Fat Intake and the Risk of Stroke: Results from Two Prospective Cohort Studies“ Abstract presented at American Heart Association’s Scientific Sessions 2021; November 13-15, 2021; virtual meeting; „Vegetable fat may decrease stroke risk, while animal fat increases it“, https://www.eurekalert.org/news-releases/933445, abgerufen am 1.11.2023. 10 P. 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November 2021, https://doi.org/10.1371/journal.pmed.1003830; Xinyan Wang u.a.: „Tea consumption and the risk of atherosclerotic cardiovascular disease and all-cause mortality: The China-PAR project“, European Journal of Preventive Cardiology 27 (18), 1. Dezember 2020, S. 1956–1963, doi.org/10.1177/2047487319894685. 14 CDC & FDA identify preliminary COVID-19 vaccine safety signal for persons aged 65 years and older. Centers for Disease Control and Prevention. 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Impfopfer.info (aktuell 57.000 Mitglieder; s. auch das aufschlussreiche Archiv von Schadensfällen https://www.impfopfer.info/archive/impfopfer-archiv/gehirn/), Impfschäden Schweiz Coronaimpfung (26.000), Corona Impfschäden Deutschland (14.000), CovidVaccineVictims (89.000), CovidVaccineInjuries (57.000), CovidVaccVictims (3.100). 22 https://www.it.nrw/2019-starben-nrw-drei-prozent-weniger-menschen-durch-schlaganfaelle-als-ein-jahr-zuvor-17345; https://www.it.nrw/nrw-zwei-prozent-weniger-todesfaelle-durch-schlaganfall-im-jahr-2021-120767 23 Nach https://schlaganfallbegleitung.de/verzeichnis/, abgerufen am 6.11.2023 24 Sofie Nyström/Per Hammarström: “Amyloidogenesis of SARS-CoV-2 Spike Protein”, Jiurnalof the American Chemical Society 144 (20) 17. Mai 2022, S. 8945-8950, doi.org/10.1021/jacs.2c03925] 25 Yi Zheng u.a.: “SARS-CoV-2 spike protein causes blood coagulation and thrombosis by competitive binding to heparan sulfate”, International Journal of Biological Macromolecules 193, Teil B, 15. Dezember 2021, S. 1124-1129, https://doi.org/10.1016%2Fj.ijbiomac.2021.10.112 26 Lize Grobbelaar u.a.: “SARS-CoV-2 spike protein S1 induces fibrin(ogen) resistant to fibrinolysis: implications for microclot formation in COVID-19”, Bioscience Reports 41 (8) 27. August 2021, doi.org/10.1042/BSR20210611 Titelbild: kjpargeter/Freepik
- „Millionen Leben gerettet“?
Haben mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 „Millionen von Menschenleben gerettet“? Dafür gab es den Medizin-Nobelpreis 2023. Er würdigt eine haarsträubende Lüge, „basierend auf einer von der Industrie finanzierten Schrottsimulation”, wie zwei Wissenschaftler aus Kanada meinen. Über 700 Mal ist sie mittlerweile weltweit in der Fachpresse zitiert worden, Mainstream-Medien und Faktenchecker reichen sie kritiklos weiter: jene 2022 im Fachjournal The Lancet veröffentlichte Studie, die anhand mathematischer Modelle angeblich „bewies“, dass die neuentwickelten mRNA-„Vakzine“ gegen Covid-19 bis zu zwanzig Millionen Menschen das Leben retteten. Damit lieferten die sechs Autoren um Oliver Watson vom Imperial College in London den ausschlaggebenden Grund, zwei maßgebliche Entwickler dieser „wirksamen Impfstoffe“ mit dem Medizin-Nobelpreis zu würdigen. Diese Auszeichnung sei ein unfassbarer Skandal, so empört sich Denis Rancourt, ehemaliger Physikprofessor, 23 Jahre lang leitender Wissenschaftler an der Universität von Ottawa und inzwischen gemeinsam mit seinem Kollegen Joseph Hickey für die kanadische Organisation Correlation Research in the Public Interest tätig. Das der Lancet-Publikation zugrundeliegende mathematische Modell entlarven die beiden als „zutiefst fehlerhaft“, die Schlüsse daraus als „ungültig“ – „das Gegenteil von guter Wissenschaft“. „Das Gegenteil von guter Wissenschaft“ Träfe das Lancet-Modell zu, so wärte die weltweite Sterblichkeitsrate im Jahr nach Ausbruch der Pandemie plötzlich auf ein massives, historisch beispielloses Niveau angestiegen, solange noch keine Impfstoffe verfügbar waren. Ab Ende 2020 jedoch, nachdem die mRNA-Vakzine auf dem Markt waren, hätten diese unvorstellbar hohen Sterblichkeitsraten fast vollständig auf die Basiswerte zurücksinken müssen. Diese Behauptungen, so Rancourt und Hickey, “stehen in keinem Zusammenhang mit der tatsächlichen Sterblichkeit”, sondern beruhen auf “wilden” Annahmen. In keinem einzigen von 95 untersuchten Ländern haben sie sich bewahrheitet. Überall zeigen sich 2020, ohne Impfstoffe, Anstiege der Mortalitätsraten allenfalls im Zuge des massenhaften Einsatzes von Beatmungsmaschinen auf Intensivstationen sowie während und nach Lockdown-Phasen, in denen lebensrettende Operationen und Therapien unterblieben – aber keine schlagartig emporschnellenden Todeszahlen, wie man sie von einem „Killerkeim“ erwarten würde, dem die Menschheit ungepikst „schutzlos ausgeliefert“ ist. Ebensowenig sanken die Sterblichkeitsraten gravierend, nachdem die Impfkampagne einsetzte, bis sie schließlich vier Fünftel der Weltbevölkerung erreichte. Vier Beispiele: Oberes Feld: Gesamtmortalität nach Woche, 2018-2022, gemessen (blau), berechnet nach Watson et al. (2022) (rot-durchgehend), fortgesetzt (rot-gestrichelt). Unteres Feld: überschüssige Gesamtmortalität, mit statistischer Unsicherheit (blau schattiert). In beiden Panels: kumulative COVID-19-Impfstoffverabreichung (alle Dosen) (dunkelgrau), Datum 11. März 2020 (vertikale graue Linie). Quelle: Denis Rancourt, Ph.D., und Joseph Hickey, Ph.D. Nirgendwo „gibt es einen sichtbaren Rückgang der tatsächlichen Gesamtmortalität” in zeitlichem Zusammenhang mit der Einführung der Impfstoffe. Vielmehr, so schreiben Rancourt und Hickey, “ist das Gegenteil zu beobachten, wobei die Übersterblichkeit proportional mit der Einführung einhergeht”. Belegt hatte eine Forschergruppe um Rancourt dieses Desaster in einer Mitte September erschienenen Fleißarbeit: Wie Daten aus 17 Ländern der südlichen Hemisphäre - mit 10,3 % der Weltbevölkerung - belegen, kam es überall mit Beginn der Impfkampagnen zu einem beispiellosen Anstieg der Gesamtsterblichkeit, mit 1 Todesfall pro 800 Injektionen. 13,5 Milliarden Injektionen, die bis Anfang September 2023 verabreicht wurden, produzierten weltweit 17 Millionen Covid-“Impf”tote, so schätzt die Forschergruppe. "Dies entspräche einem iatrogenen Massenereignis, das 0,213 % der Weltbevölkerung umbrachte, während es keine Todesfälle messbar verhinderte.” (Siehe KLARTEXT: “Zu Tode gepikst”.) “Der Nobelpreis ist ein Propagandainstrument des Establishments” Wie kann es sein, dass Wissenschaftler, deren Arbeit entgegen einer haarsträubenden Begründung so viel Unheil anrichtet, im Ruf stehen dürfen, „im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben“? Dieses Kriterium hatte Alfred Nobel einst für die Verleihung des von ihm gestifteten Preises festgelegt. Zumindest Rancourt wundert sich nicht im geringsten darüber. Wie er in einem kürzlichen Livestream darlegte, handelt es sich bei dem Nobelpreis um ein mächtiges politisches Werkzeug. „Obwohl es einige Ausnahmen gibt, in denen Nobelpreise wirklich wichtige wissenschaftliche Leistungen anerkannt haben, sind sie im allgemeinen ein Propagandainstrument des Establishments, um die Leute davon zu überzeugen, welche Dinge sie für absolut wahr halten müssen, absolute Fortschritte des menschlichen Wissens.” “Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Öffentlichkeit“, beklagt Rancourt, „sondern auch auf die Wissenschaftler selbst”. Denn es beeinflusst, wovon sie überzeugt sind, wie auch, woran sie forschen, warum, auf welches Ziel hin. „Das Nobelpreiskomitee selbst muss ahnungslos gewesen sein, unwissenschaftlich gewesen sein, dürfte nichts hinterfragt haben, dürfte nach etwas gesucht haben, einem Preis, den sie vergeben wollten, und sich nicht die Mühe machen, selbst darüber nachzudenken, ob das irgendeinen Sinn macht oder nicht. Und dann wiederholten sie diese ‘Millionen-von-geretteten Leben’-Sache, die Unsinn ist. (…) Es gibt keine wissenschaftliche Grundlage für diese Aussage. Keine klinische Studie hat das jemals gezeigt. Und sie basiert auf einer von der Industrie finanzierten Schrottsimulation, bei der die Autoren nicht einmal überprüft haben, ob ihre Ergebnisse überhaupt Sinn machen. (…) Das Ergebnis ist, dass ein schreckliches Produkt, das niemals in den Körper von Menschen hätte injiziert werden dürfen, nun etwas ist, das wir feiern werden“ - als eine „Errungenschaft der menschlichen Wissenschaft“. Ist damit nicht eine fatale Vorentscheidung gefallen, wie die WHO und ihre Mitgliedsstaaten auf die nächste Pandemie reagieren werden? Inkompetente Gutachter, befangene Redakteure Wie konnte ein methodisch grottenschlechtes Machwerk wie die märchenhaften Modellrechnungen der Watson-Gruppe überhaupt in einer der ältesten und renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften der Welt Aufnahme finden? „Wie ist das bei Lancet bloß durch die Peer Review gekommen?“, staunt Rancourt. „Wer waren diese Gutachter? Wie können sie so blind und inkompetent sein und nicht hinterfragen, was einige Autoren tun, was völlig neu und fabriziert ist? Sind sie nicht in der Lage, es zu sehen?“ “Und was ist mit den Redakteuren? Wie wählen sie diese Gutachter aus? Haben die Redakteure nur die Rezensenten berücksichtigt, die sie gut fanden, und die Rezensenten ignoriert, die es kritisch sahen? Sind sie selbst so wissenschaftlich ungebildet?“ Der Schein trügt indes nicht erst seit dem Corona-Hype. (1) Dass Peer-Reviewing Qualität sicherstellt, darf als längst widerlegtes Gerücht gelten. Etliche Studien haben diese Begutachterei weithin als Etikettenschwindel entlarvt, bei dem Verzerrungen Tür und Tor geöffnet bleiben. (2) Für die Neutralität der Gutachter gibt es keine Gewähr. (3) Kaum ein Peer verfügt über genügend Muße, Ehrgeiz und kriminalistischen Scharfsinn, durch hartnäckige, notfalls schonungslose eigene Recherchen jeder erdenklichen Schlamperei oder Trickserei nachzugehen - und dabei womöglich einen geschätzten Fachkollegen bloßzustellen. Weil die Reviewer häufig anonym bleiben, setzt keiner seinen guten Ruf in der Wissenschaftsgemeinde aufs Spiel, wenn er aus Zeitmangel, ungenügendem Interesse oder Unkenntnis nicht gewissenhaft genug arbeitet. Oder wenn er eigene Standpunkte zu strittigen Themen als Entscheidungsgrundlage heranzieht. Oder wenn er „Revierschutz“ betreibt – durch schwach begründete Abwertungen verhindert, dass Konkurrenten in seine „Nische“ eindringen. Ungenannt, aus dem Hinterhalt, scheuen sich etablierte Experten weniger, unorthodoxe Forschungsansätze zu unterdrücken und Querdenker auszubremsen. Darunter leidet die Qualität immens. Bei fast einem Drittel der medizinischen Studien zwischen 1990 und 2003, die nach einer Peer-Begutachtung veröffentlicht wurden, erwiesen sich die Resultate bei genauerem Hinsehen als übertrieben oder widersprüchlich; jede sechste konnten Folgestudien nicht bestätigen. (4) Vor allem: Wieviel wert ist ein Konsens unter peers, wenn die Pharmaindustrie die meisten Experten eines Fachgebiets schmiert – und dadurch das System der gegenseitigen Kontrolle unter Fachkollegen unterläuft? (5) Inzwischen ist das New England Journal notgedrungen von der Anforderung abgerückt, dass ihre Reviewer frei von Pharmaverbindungen sein müssen - die Redaktion fand einfach nicht mehr genug unabhängige Experten. Der neue Standard sieht vor, dass Fachleute, um Studien beurteilen zu können, nicht mehr als 10.000 US-Dollar pro Jahr und Firma erhalten dürfen (6) - ein Armutszeugnis sondersgleichen. Bestellt, bezahlt, geliefert „Sage mir, wer eine Studie finanziert, und ich sage dir, was dabei herauskommt“: Dieser respektlose Spruch scheint zumindest im Fall der Watson-Pseudostudie den Nagel punktgenau auf den Kopf zu treffen. Zu den Geldgebern zählten die Bill & Melinda Gates Foundation, die von Gates ins Leben gerufene „Impfallianz“ GAVI, das Weltwirtschaftsforum und die WHO. Einzelne Koautoren stehen als „Berater“ auf den Honorarlisten der Vakzinhersteller Moderna und GlaxoSmithKline, wie auch der „Coalition for Epidemic Preparedness Innovations“ (CEPI), einer von Gates gesponserten „öffentlich-privaten Partnerschaft“ mit geschäftstüchtigen Pieks-Fetischisten. Wie können sich Wissenschaftler für so etwas hergeben? “Sie müssen ihren eigenen Ideen gegenüber kritisch sein und dürfen sich nicht nur die Hände reiben, weil sie etwas bekommen, das Gates gefällt”, meint Rancourt. Ansonsten findet akademische Prostitution statt. Dasselbe Imperial College in London, in dem die Watson-Gruppe ihr Unwesen treibt, ist seltsam zufällig das akademische Zuhause eines der windigsten Virenapokalyptiker der finsteren Coronajahre: Professor Neil Ferguson. (Siehe KLARTEXT: „‘Professor Lockdown‘ schlug zu“ und „Spinnen die Engländer?“) Seine aberwitzigen Computersimulationen, die Großbritannien und dem Rest der Welt himmelhohe Covid-Leichenberge prophezeiten, trugen entscheidend dazu bei, Massenpanik zu schüren und zaudernde Politiker geneigt zu machen, sich von Pharmagiganten beim Aushandeln von Vakzinlieferverträgen über den Tisch ziehen zu lassen. Zu den Hauptförderern des Imperial College zählt: die Gates Foundation. (Harald Wiesendanger) Das Titelbild setzt sich aus zwei Werken von Microsofts KI „Bing Image Creator“ zusammen. So illustrierte sie sekundenschnell eine Aussage, die ich ihr am 28.10.2023 vorgab: „vaccinations save billions of lives“. Die Vorgabe “by vaccinations against covid-19 Bill Gates saved billions of lives” ist von der KI übrigens als “Verstoß gegen Content-Richtlinien” blockiert worden – verbunden mit der Drohung, weitere Verstöße dieser Art könnten zu meiner Sperrung führen. Anmerkungen 1 Näheres in Harald Wiesendanger: Das GesundheitsUNwesen – Wie wir es durchschauen, überleben und verwandeln, Schönbrunn 2019, Kap. 5: „Gold wert – Wie sich Fachzeitschriften für Pharmawerbung missbrauchen lassen“. 2 F. Godlee/T. Jefferson: Peer review in health sciences, 2. Aufl. London 2003. 3 Alfred Kieser: „Die Tonnenideologie der Forschung. Akademische Rankings“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. Juni 2010. 4 John P. A. Ioannidis: „Contradicted and Initially Stronger Effects in Highly Cited Clinical Research“, Journal of the American Medical Association 294/2005, S. 218–228. 5 Peter Gøtzsche: Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität, München 2014, S. 144. 6 Jeffrey M. Drazen/Gregory D. Curfman: „Financial associations of authors“, New England Journal of Medicine 346 (24) 2002, S. 1901-1902, http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/ NEJMe020074, abgerufen am 24.10.2016.
- Yonatan ist tot. Warum?
Ein achtjähriger israelischer Junge, der in einem Werbespot für Covid-„Impfungen“ auftrat, ist an einem plötzlichen Herzstillstand verstorben. Medien gehen darüber hinweg, die Regierung schweigt. Am 23. September 2023, dem Vorabend des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur, saß der achtjährige Yonatan Moshe Erlichman in der Badewanne, als er einen plötzlichen Herzstillstand erlitt. Um ein Haar wäre er dabei ertrunken. Herbeigerufenen Sanitätern gelang es, den Kleinen wiederzubeleben. Doch fünf Tage später starb er. Eben dieser Yonatan war im Jahr 2020 in einem Werbevideo für Covid-„Impfungen“ aufgetreten, gemeinsam mit „Shuski“, der rothaarigen, froschmäuligen TV-Marionette, die der „Sesamstraße“ entsprungen sein könnte. Von dem süßen blonden Jungen erst staunend, dann kopfnickend angelächelt, forderte die Puppe ihn und alle Zuschauer dazu auf, sich schleunigst spritzen zu lassen, sobald die neuen, „wirksamen und sicheren“ Vakzine verfügbar sind. Über den tragischen Tod des kleinen Yonatan, Sohn und Enkel landesweit prominenter Ärzte, gehen Israels Medien nahezu einhellig hinweg, bloß die lokale und religiöse Presse hat berichtet. Regierung und Gesundheitsbehörden schweigen. Israel zählt zu den Ländern mit den weltweit höchsten mRNA-Impfquoten: Über 70 % der über 16-Jährigen hatten bis April 2021 mindestens zwei Dosen erhalten. Im November 2020 hatte die israelische Regierung mit Pfizer vereinbart, schnellstmöglich mindestens acht Millionen Covid-Impfdosen zu beziehen; ab Dezember 2020 wurden sie gespritzt. Im Gegenzug für diese „Vorzugsbehandlung“ erhielt der Pharmagigant die Zusicherung, Israel werde ihm epidemiologische Daten über Wirkungen und Nebenwirkungen des Vakzins beschaffen. Wie der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erklärte, sei er in der Lage, aus seinem Land „das Labor für Pfizer“ zu machen, weil „98% unserer Bevölkerung medizinische Aufzeichnungen digitalisiert hat“. Mit diesen Daten „können Sie eine biotechnologische Industrie schaffen, die ihresgleichen sucht“, sagte er. („You can create a biotechnological industry that is unheard of … unimagined even.“) „Oh ja“, kommentiert die Ärztin Sabine Hazan auf „X“, vormals Twitter, „und du kannst eine Waffe entwickeln, um eine ganze Bevölkerung zu vernichten. Wer hat Netanjahu das Recht gegeben, für eine ganze Bevölkerung zu entscheiden? Hätten die Menschen nicht wählen dürfen, Versuchskaninchen zu sein? Sie alle glaubten an einen Impfstoff als Lösung, aber das war er nicht.“ Stattdessen hatte Israel seit Ende August 2021 die höchste SARS-CoV-2-Infektionsrate der Welt. Corona-Patienten auf Intensivstationen israelischer Krankenhäuser waren ab Juli 2021 mehrheitlich geimpft. Besagten Deal hatte das israelische Gesundheitsministerium zunächst bestritten, Pfizer ebenfalls. Tatsächlich bestätigte aber Netanjahu selbst ihn offiziell, wie ein auf „X“ gepostetes Video belegt. Alarmierende Daten blieben unter Verschluss Bereits im Februar 2021 hatte das israelische Gesundheitsministerium der US-Seuchenschutzbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) einen Bericht über gehäufte Herzentzündungen nach Covid-“Impfungen” übermittelt. Er blieb unter Verschluss – ein Skandal, der erst 2022 aufflog, als die amerikanische Verbraucherschutz-Initiative Children´s Health Defense die CDC zur Herausgabe des Dokuments zwang, mit Hilfe des Freedom of Information Act, eines 1967 in den USA in Kraft getretenen Bundesgesetzes zur Informationsfreiheit. „Wir sehen eine große Anzahl von Myokarditis- und Perikarditis-Fällen bei jungen Personen kurz nach Erhalt von Pfizers COVID-19-Impfstoff”, so heißt es darin. “Wir möchten das Thema mit einem relevanten Experten des CDC besprechen.“ Ein geleaktes Video zitiert ein Forscherteam, welches vom israelischen Gesundheitsministerium eingesetzt worden war: “Wir müssen medizinisch-juristisch denken - wie wir unsere Ergebnisse präsentieren, um Klagen zu vermeiden. Und warum? Wegen einiger Nebenwirkungen haben wir gesagt: 'OK, es gibt sie und es gibt Berichte darüber, ABER LASSEN SIE SICH NOCH IMPFEN'". Sowohl in Israel als auch in den USA hatten den Gesundheitsbehörden schon wenige Monate nach Beginn der Impfkampagne Daten mit überdeutlichen Myokarditis-Warnsignalen vorgelegen. (Und gewiss waren sie damals auch schon bis zum Robert-Koch- und Paul-Ehrlich-Institut vorgedrungen.) Im Juni 2021 bestätigte Israel offiziell, die mRNA-bezogene Myokarditis bei jungen Männern, insbesondere bei 16- bis 24-Jährigen, sei signifikant überhöht. Wie eine israelische Studie vom September 2022 belegte, lag die Inzidenz von Myokarditis bei jungen Männern im ersten Monat nach dem zweiten Pfizer-„Piks“ 2,35-mal höher als bei ungeimpften; das Risiko für 16- bis 19-Jährige betrug fast 1 zu 1.000. Trotzdem unterblieben Warnungen an die Bevölkerung – ein geradezu kriminelle Pflichtverletzung. Stattdessen verbreite die CDC eine methodisch unzulängliche Pseudo-Studie, derzufolge Herzkomplikationen wahrscheinlicher nach einer SARS-CoV-2-Infektion als nach einer mRNA-Covid-19-„Impfung“ auftreten. Schicksalsgefährte Santino – Vierjähriger Junge aus Argentinien tot nach Covid-„Impfung“ Yonatans schreckliches Schicksal teilt Santino Godoy Blanco, ein Knirps aus Argentinien: Mit vier Jahren verstarb er im November 2022 „plötzlich und unerwartet“. Kurz zuvor war er mit hohem Fieber und Übelkeit in eine Klinik eingeliefert worden. Sein Totenschein benennt als Ursache „bilaterale Pneumonie“; dass Covid-Impfungen Lungenentzündungen auslösen können, räumt selbst das Paul-Ehrlich-Institut in einem „Sicherheitsbericht“ ein. Santino war im Fernsehen als telegener Animator für die landesweite Impfkampagne „Activá Vacunas“ aufgetreten. Auch er hatte den „Piks“ erhalten. Das Infoportal Died Suddenly berichtet: „Seine Mutter sagt, dass er vor seinem Tod seine Maske abnahm und ihr kleine Küsse gab, weil er nicht mehr sprechen konnte.“ Unter Mord versteht man ein vorsätzliches Tötungsdelikt. Werden die Morde an Yonatan und Santino jemals gesühnt? Wer forscht nach, woran Abertausende weiterer Kinder „plötzlich und unerwartet“ starben, die Covid-19 in Wahrheit nicht ärger fürchten mussten als einen Blitzschlag und kerngesund waren – bis ihre gutgläubigen Eltern sie „piksen“ ließen, als brave Vollzugsgehilfen eines „Staatsverbrechens“, wie der Heidelberger Arzt Gunter Frank seine Klageschrift gegen das Corona-Regime treffend betitelt? Wie viel es für unabhängige Staatsanwälte und Richter zu tun gäbe, lassen unzählige Schicksalsberichte in Foren von Betroffenen und Zeugen erahnen: beispielsweise bei Impfopfer.info (aktuell 57.000 Mitglieder), Impfschäden Schweiz Coronaimpfung (26.000), Corona Impfschäden Deutschland (14.000), CovidVaccineVictims (89.000), CovidVaccineInjuries (57.000), CovidVaccVictims (3.100), siehe KLARTEXT: „Pandemie der vertuschten Impfschäden“ und „Das Piks-Massaker“. (Harald Wiesendanger) Titelbild: Screenshot aus dem Impfwerbeclip mit Yonatan. Grafik Myokarditis-Fälle lt. VAERS: aus https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0146280621002267?via%3Dihub (nachträglich zensiert)
- “Zutiefst besorgt über zunehmende Zensur”
Das Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung ist in höchster Gefahr. Davor warnt eindringlich die “Westminster Declaration”, unterzeichnet von 137 Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur und Medien. Das Recht, die eigene Meinung frei zu äußern und ungehindert zu verbreiten, ist ein Grundpfeiler der Demokratie. Doch er wankt. Längst nicht mehr nur in totalitären Ländern wie Rotchina, weltweit arbeiten Regierungen, Behörden und Geheimdienste, internationale Organisationen wie UN, WHO und Weltwirtschaftsforum, Social-Media-Konzerne von Meta bis Google, Hochschulen und nichtstaatliche Akteure wie milliardenschwere Stiftungen darauf hin, Bürger zu überwachen und ihrer Stimme zu berauben, abweichende Standpunkte unter den Teppich zum kehren, Diskurs zu verhindern, Kritiker zu diffamieren und mundtot zu machen – unter dem Vorwand, uns vor „Fake News“ zu schützen. Zu deren Hauptquellen zählen ausgerechnet jene, die am lautesten nach Zensur rufen. Dass es ihnen nicht um Wahrheit geht, sondern um ein Monopol aufs Rechthaben, beweisen sie, indem sie eine Information schon dann unterdrücken, wenn sie zwar stimmt, aber „schädlich“ sein könnte – schädlich für ihre Interessen. Die Corona-„Pandemie“ nutzten sie, um diese verhängnisvolle Entwicklung beschleunigt voranzutreiben. Vor ihren Auswüchsen warnt eindringlich die “Westminster Declaration”, unterzeichnet von 137 namhaften Persönlichkeiten: Journalisten, Künstler, Schriftsteller, Wissenschaftler, politische Aktivisten. Ihr öffentlicher Appell ist so treffend, wegweisend und bedeutsam, dass KLARTEXT ihn in voller Länge wiedergibt – Zeile für Zeile spricht er für sich. Das englische Original finden Sie hier. Wie weit muss sich die westliche Welt bereits von ihren Idealen entfernt haben, dass solche Erklärungen überhaupt nötig sind? Was sagt es über die „neue Normalität“ aus, dass so gut wie alle Mainstream-Medien teils über diesen Text stillschweigend hinweggehen, teils dessen Autoren als „schwurbelnde Verschwörungstheoretiker“ verunglimpfen? Immerhin, hier und da gibt es noch Hoffnungsschimmer. Am 8. September 2023 verhalf der Fifth Circuit of Appeals, ein Berufungsgericht für drei südliche US-Bundesstaaten, den “Schwurblern” zu einem unverhofften Sieg. Es entschied: Das Weiße Haus, das FBI und die CDC begingen Verfassungsbruch, indem sie Social-Media-Unternehmen ermutigten und zwangen, freie Meinungsäußerung zu verhindern. "Die Beamten haben eine breit angelegte Druckkampagne gestartet, um Social-Media-Unternehmen dazu zu zwingen, von der Regierung missbilligte Redner, Standpunkte und Inhalte zu unterdrücken", urteilte ein Gremium aus drei Richtern im Fall Missouri gegen US-Präsident Joe Biden. "Der Schaden, der von diesem Verhalten ausgeht, geht weit über die Kläger hinaus und betrifft jeden Social-Media-Nutzer". In seiner Stellungnahme zeichnet das Gericht die Bemühungen von Bundesbehörden nach, Kritiker der Covid-Politik des Weißen Hauses zum Schweigen zu bringen und den Amerikanern das Recht zu verweigern, andere Standpunkte zu hören - Bemühungen, die sie als "unverhältnismäßigen Druck" beschreiben, der offenbar "das beabsichtigte Ergebnis hatte, Millionen geschützter freier Meinungsäußerungen amerikanischer Bürger zu unterdrücken". Der Fifth Circuit hat eine einstweilige Verfügung erlassen, die es der Biden-Administration untersagt, Maßnahmen zu ergreifen, "um Social-Media-Unternehmen zu zwingen oder erheblich zu ermutigen, gepostete Social-Media-Inhalte, die geschützte freie Meinungsäußerungen enthalten, zu entfernen, zu löschen, zu unterdrücken oder einzuschränken, auch durch Änderung ihrer Algorithmen". Wo bleibt in einer derart dramatischen Verfassungskrise eine ähnlich selbstbewusste Dritte Gewalt in Europa – in Karlsruhe und Den Haag beispielsweise? Die Westminster-Deklaration "Wir schreiben als Journalisten, Künstler, Autoren, Aktivisten, Technologen und Akademiker, um vor der zunehmenden internationalen Zensur zu warnen, die jahrhundertealte Normen der Demokratie zu untergraben droht. Wir kommen von links, von rechts und aus der Mitte. Wir sind vereint durch unser Engagement für die universellen Menschenrechte und die Meinungsfreiheit, und wir sind alle auf das tiefste besorgt über die Versuche, freie Meinungsäußerungen als „Fehlinformation“, „Desinformation“ und andere schlecht definierte Begriffe abzuwerten. Der Missbrauch dieser Begriffe hat in Ländern auf der ganzen Welt zur Zensur von einfachen Menschen, Journalisten und Dissidenten geführt. Derartige Eingriffe in das Recht auf freie Meinungsäußerung unterdrücken berechtigte Diskussionen über Angelegenheiten von dringendem öffentlichen Interesse und untergraben die Grundprinzipien der repräsentativen Demokratie. Überall auf der Welt arbeiten staatliche Akteure, Social-Media-Unternehmem, Hochschulen und Nicht-Regierungsorganisationen in wachsendem Ausmaß daran, die Bürger zu überwachen und sie ihrer Stimme zu berauben. Diese groß angelegten koordinierten Bemühungen werden manchmal als „industrieller Zensurkomplex“ bezeichnet. Es gibt auch einen klaren und soliden internationalen Schutz für die freie Meinungsäußerung. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (AEMR) wurde 1948 als Reaktion auf die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs verfasst. In Artikel 19 der AEMR heißt es: „Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert zu äußern sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“ Es mag zwar notwendig sein, dass Regierungen einige Aspekte der sozialen Medien regulieren, wie etwa durch Altersbeschränkungen. Aber diese Regelungen sollten niemals das Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung verletzen. Wie in Artikel 19 klargestellt wird, ist das Recht auf freie Meinungsäußerung mit dem Recht auf Information verknüpft. In einer Demokratie hat niemand ein Monopol auf das, was als wahr gilt. Vielmehr muss die Wahrheit durch Dialog und Diskussion herausgefunden werden – und wir können die Wahrheit nicht herausfinden, ohne die Möglichkeit eines Irrtums zuzulassen. Zensur im Namen des „Schutzes der Demokratie“ stellt das System der Repräsentation, das ein System von unten nach oben sein sollte, auf den Kopf – und verwandelt es in ein System der ideologischen Kontrolle von oben nach unten. Diese Zensur ist letztlich kontraproduktiv: Sie sät Misstrauen, fördert die Radikalisierung und entlegitimiert den demokratischen Prozess. In der Geschichte der Menschheit waren Angriffe auf die Meinungsfreiheit immer ein Vorläufer für Angriffe auf alle anderen Freiheitsrechte. Regime, welche die freie Meinungsäußerung untergraben haben, haben immer unweigerlich auch andere zentrale demokratische Strukturen geschwächt und beschädigt. Auf dieselbe Weise untergraben die Eliten, die heute auf Zensur drängen, auch die Demokratie. Was sich jedoch geändert hat, sind das Ausmaß und die technischen Mittel, mit denen heute die Zensur ausgeübt werden kann. Wir sind der Meinung, dass die freie Meinungsäußerung unerlässlich ist, um unsere Sicherheit vor staatlichem Machtmissbrauch zu gewährleisten – ein Missbrauch, der in der Vergangenheit eine weitaus größere Bedrohung darstellte als die Worte einzelner Personen oder sogar organisierter Gruppen. Um des Wohlergehens und der Entfaltung der Menschheit willen rufen wir zu den folgenden drei Maßnahmen auf. Wir fordern die Regierungen und die internationalen Organisationen auf, ihrer Verantwortung gegenüber den Menschen gerecht zu werden und Artikel 19 der AEMR einzuhalten. Wir fordern die Technologieunternehmen auf, sich zu verpflichten, die digitale Öffentlichkeit im Sinne von Artikel 19 der AEMR zu schützen und auf politisch motivierte Zensur, die Zensur abweichender Stimmen und der Zensur politischer Meinungen zu verzichten. Und schließlich rufen wir die breite Öffentlichkeit auf, sich uns im Kampf für die Wahrung der demokratischen Rechte des Volkes anzuschließen. Änderungen in der Gesetzgebung reichen nicht aus. Wir müssen auch von Grund auf eine Atmosphäre der freien Meinungsäußerung schaffen, indem wir das Klima der Intoleranz ablehnen, das zur Selbstzensur ermutigt und vielen unnötige persönliche Probleme bereitet. Anstelle von Angst und Dogmatismus müssen wir Nachfragen und Debatten zulassen. Wir treten für Ihr Recht ein, Fragen zu stellen. Hitzige Debatten, auch wenn sie Unruhe stiften, sind weit besser als gar keine Debatten. Zensur beraubt uns des Reichtums des Lebens selbst. Freie Meinungsäußerung ist die Grundlage für ein sinnvolles Leben und eine blühende Menschheit – durch Kunst, Poesie, Drama, Geschichten, Philosophie, Gesang und mehr. Diese Erklärung ist das Ergebnis eines ersten Treffens von Verfechtern der Meinungsfreiheit aus der ganzen Welt, die Ende Juni 2023 in Westminster, London, zusammenkamen. Als Unterzeichner dieser Erklärung haben wir grundlegende politische und ideologische Meinungsverschiedenheiten. Doch nur wenn wir uns zusammenschließen, können wir die eindringenden Kräfte der Zensur besiegen, damit wir weiterhin offen diskutieren und uns gegenseitig herausfordern können. Im Geiste der Meinungsverschiedenheiten und der Debatte unterzeichnen wir die Westminster-Erklärung.“ ******* Bildnachweis “Censored”-Motiv: rawpixel.com/Freepik Das pfiffige T-Shirt mit Biden-Ironie gibt´s hier.
- Zwangsimpfung über die Luft?
„Air Vax“: US-Forscher haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich mRNA-Vakzine aus der Luft tief in die Lunge einatmen lassen. So werden rasche Impfungen der gesamten Bevölkerung möglich, auch ohne deren Wissen und Zustimmung. Sobald die WHO anlässlich der nächsten Pandemie einen „Gesundheitsnotstand“ ausruft, könnte sie solche Maßnahmen völkerrechtlich verbindlich anordnen, falls ihre Mitgliedsstaaten sie demnächst dazu ermächtigen. Erste Berufsethiker erteilen hierfür vorweg schon mal den moralischen Segen. Bald ist Schluss mit „Piksen“ – zumindest wenn es nach William Mark Saltzman geht. Soeben stellte der amerikanische Zell- und Molekularphysiologe von der Yale University in New Haven, Connecticut, mit zwölf Kollegen im Fachjournal Science Translational Medicine vor, was sie gemeinsam entwickelt und erprobt haben: ein neuartiges Impfverfahren, das mRNA einatmen lässt. Zumindest bei Labormäusen funktioniert es prächtig – sie schienen daraufhin immunisiert gegen Covid-19. In naher Zukunft soll sich die Tür für Tests am Menschen öffnen. Damit die mRNA in die Zellen gelangt, verwendet das Saltzman-Team „einen Nanopartikel aus Poly(amin-co-ester)-Polyplexen oder PACE, einem biokompatiblen und hochgradig anpassbaren Polymer", wie es in einer Pressemitteilung der Yale University heißt. (1) „Diese Polyplexe“, so schreiben die Forscher, „erreichten eine hohe Transfektion (2) von mRNA in der gesamten Lunge, insbesondere in Epithel- und Antigen-präsentierenden Zellen.Wir wendeten diese Technologie an, um einen Schleimhautimpfstoff gegen das Coronavirus 2 des schweren akuten respiratorischen Syndroms zu entwickeln, und stellten fest, dass die intranasale Impfung mit Spike-Protein-kodierenden mRNA-Polyplexen eine starke zelluläre und humorale adaptive Immunität auslöste und empfängliche Mäuse vor einer tödlichen viralen Herausforderung schützte. Diese Ergebnisse zeigen das Potenzial von PACE-Polyplexen für die therapeutische Verabreichung von mRNA in der Lunge." In einer früheren Studie hatte Saltzman ein "Prime-and-Spike"-System ausprobiert, um mRNA gegen Covid-19 zu verabreichen: Dabei spritzte er sie in einen Muskel und sprühte dann Spike-Proteine in die Nase. Die Injektion erwies sich als überflüssig, weil die intranasale Verabreichung nicht minder effektiv war. Nun setzt Saltzman große Hoffnungen in diese Methode, weit über Vakzine hinaus: "In der neuen Studie fand keine intramuskuläre Injektion statt. Wir haben einfach zwei Dosen intranasal verabreicht, eine Grund- und eine Auffrischungsimpfung, und wir haben eine hochgradig schützende Immunantwort erhalten. Aber wir haben auch gezeigt, dass man generell verschiedene Arten von mRNA verabreichen kann. Sie eignet sich also nicht nur für einen Impfstoff, sondern möglicherweise auch für die Genersatztherapie bei Krankheiten wie Mukoviszidose und Gen-Editing. Wir haben am Beispiel eines Impfstoffs gezeigt, dass es funktioniert, aber es öffnet die Tür für all diese anderen Arten von Interventionen." Air Vax könnte das Impfen „radikal verändern“ Saltzman erwartet, dass diese "neue Verabreichungsmethode die Art und Weise, wie geimpft wird, radikal verändern könnte" – etwa bei Menschen, die Angst vor Nadeln haben, aber auch bei Bewohnern von abgelegenen Gebieten. Vor allem aber lassen sich Vakzine, die in der Luft freigesetzt werden, weitaus einfacher und schneller in der Bevölkerung verbreiten. Es muss nicht jede Person einzeln geimpft werden - was nicht nur zeitaufwändig, sondern auch schwierig ist, wenn sich jemand gegen die Impfung sträubt. Vorzüglich ökonomisch - wie bei Garnelen Eine ähnliche Strategie kommt neuerdings in der Garnelenzucht zum Einsatz. Die Krebstierchen sind zu klein und zu zahlreich, um ihnen einzeln mRNA-Injektionen zu verabreichen. Um zu verhundern, dass sich ein bestimmtes Virus unter ihnen verbreitet, wurde stattdessen „Nano-Impfstoff“ entwickelt, den die Tiere oral aufnehmen. Shai Ufaz, Geschäftsführer von ViAqua, das die Technologie entwickelt hat, erklärte: "Die orale Verabreichung ist der heilige Gral der Gesundheitsentwicklung in der Aquakultur, weil es unmöglich ist, einzelne Garnelen zu impfen, und weil sie die Betriebskosten für das Krankheitsmanagement erheblich senken und gleichzeitig die Ergebnisse verbessern kann." Mit ihrem mRNA-Produkt, auch wenn es über die Nase in den Organismus eingeschleust wird, verfolgen die Yale-Wissenschaftler ein ähnliches Ziel: möglichst viele mit möglichst geringem Aufwand zu impfen. Das Prinzip der „informierten Zustimmung“ ist bedroht Wie für die Garnele das Wasser, in dem sie schwimmt, so ist unsere Atemluft eine Umgebung, der wir uns unmöglich entziehen können – wir müssen uns ihr lebensnotwendig aussetzen. Enthält sie Vakzine, dann kommen wir nicht umhin, sie in uns aufzunehmen. Notfalls könnten wir ihnen sogar ohne unser Wissen und Einverständnis ausgesetzt werden. Damit ist ein Grundsatz medizinischer Ethik bedroht: „informierte Zustimmung“ als unabdingbare Voraussetzung dafür, dass ein Eingriff erfolgen darf. Spätestens bei der nächsten Pandemie könnte dieses Prinzip vermeintlichen Schutzerfordernissen zum Opfer fallen. Die Staatengemeinschaft ist dabei, die WHO mit geradezu diktatorischen Befugnissen auszustatten, sobald sie einen internationalen „Gesundheitsnotstand“ ausruft. Dann könnte sie allen Mitgliedsstaaten, nachdem sie den bis 2024 unterschriftsreifen „Pandemievertrag“ abgesegnet haben, völkerrechtlich verbindliche Maßnahmen vorschreiben: von obligatorischen Tests und Überwachungsregimes über umfassende Zensur und neue Lockdowns bis hin zu zügigen, wegen Zeitdruck unzulänglich geprüften Impfungen der gesamten Bevölkerung. Um anstrengenden Konflikten mit Widerspenstigen vorzubeugen und öffentliche Kritik erst gar nicht aufkommen zu lassen, könnte die WHO sogar so weit gehen, Massenimpfungen verdeckt durchführen zu lassen - Luftimpfstoffe eignen sich vorzüglich dazu, heimlich auf die Bevölkerung losgelassen zu werden. Würden zumindest westliche Demokratien hierbei keinesfalls mitspielen? Selbst dort ist bei inkompetenten, lobbygesteuerten Regierungen die Hemmschwelle dafür, Grundrechte mit Füßen zu treten, beängstigend niedrig, wie sich in drei traumatischen Corona-Jahren zur Genüge erwiesen hat. Solcher Verfassungsbruch hätte schändliche Tradition. Inzwischen kam zum Vorschein, dass die US-Regierung in der Vergangenheit geheime Biowaffensimulationen an ihren ahnungslosen Bürgern durchgeführt hat. Ab dem 26. September 1950 versprühte die Besatzung eines Minenräumschiffs der US-Marine rund zwei Meilen vor der nordkalifornischen Küste sechs Tage lang Serratia marcescens-Bakterien in die Luft. Bei dieser sogenannten "Operation Sea Spray" sollte herausgefunden werden, wie anfällig eine Großstadt wie San Francisco für einen Biowaffenangriff durch Terroristen war. Weil Serratia marcescens leuchtend rote Pigmente produziert, lässt sich leicht feststellen, wo sie ist. In den darauffolgenden Tagen nahm das Militär an 43 Stellen Proben, um die Ausbreitung des Bakteriums zu verfolgen. Es zeigte sich, dass es nicht nur die Stadt, sondern auch die umliegenden Vororte schnell befallen hatte. Während des Tests hätten die Bewohner dieser Gebiete Millionen von Bakteriensporen eingeatmet. Das Experiment bewies, dass San Francisco und Städte mit ähnlicher Größe und Topografie von bakterieller Kriegsführung bedroht sein könnten. Aber es gab einen Haken. Zunächst war das US-Militär davon ausgegangen, dass Serratia marcescens für Menschen unschädlich ist. Der Erreger war vor allem für die roten Flecken bekannt, die er auf befallenen Lebensmitteln hervorrief; mit klinischen Erkrankungen war er nicht in Verbindung gebracht worden. Das änderte sich, als eine Woche nach dem Test elf Anwohner ein Krankenhaus der Stanford University aufsuchten und über Harnwegsinfektionen klagten – sie hatten sich mit Serratia infiziert. Ein 75-jähriger Patient namens Edward Nevin, der sich gerade von einer Prostataoperation erholte, verstarb daraufhin, "und einige vermuten, dass die Freisetzung die mikrobielle Ökologie der Region für immer verändert hat", wie das Smithsonian Magazine berichtet. Erst 1976 erfuhr die Öffentlichkeit von dem skandalösen Experiment. Ein Einzelfall? Keineswegs. In den darauffolgenden zwei Jahrzehnten führte die US-Regierung ähnliche Versuche in anderen Städten durch - anscheinend unbelastet von Skrupeln. Verdeckt impfen, falls „wirksam und sicher“? Wären geheime Massenimpfungen zu verantworten, wenn von vornherein feststünde, dass sie „wirksam und sicher“ sind? Die nasale mRNA-Impfung gegen SARS-CoV-2 habe bei den Mäusen „eine starke Immunität ausgelöst“ und sie zuverlässig „vor einer tödlichen viralen Herausforderung geschützt“, so versichern die Yale-Wissenschaftler. Diesem Urteil schließt sich Courtney Malo an, Redakteurin bei Science Translational Medicine: Die Luftimpfung habe „eine robuste Immunreaktion ausgelöst, die einen Schutz gegen eine nachfolgende Virusinfektion gewährleistete“, bei „nur geringen Anzeichen von Toxizität“. Die als mRNA-Vehikel konstruierten Nanopartikel seien „biologisch abbaubar“, „milder und besser verträglich“ als die berüchtigten Lipid-Winzlinge, die zum selben Zweck in den Covid-Pseudovakzinen von Pfizer/Biontech und Moderna zum Einsatz kommen. Hat die Corona-Pandemie nicht soeben erst gezeigt, inwieweit auf solche Werbesprüche Verlass ist? Blindes Vertrauen auf Experten, die sich ins Marketing für mRNA-Spritzen einspannen ließen, haben der Welt soeben die mit Abstand gefährlichste und tödlichste Impfkampagne aller Zeiten beschwert. (Siehe KLARTEXT: „Zu Tode gepikst“.) Sind erhebliche Kollateralschäden akzeptabel, falls eine monströse Bedrohung abgewehrt wird? Mit der hanebüchenen Begründung, sie habe „Millionen Menschenleben gerettet“, wurde dem mRNA-Impfen soeben ein Nobelpreis gewidmet. Dass diese Statistiklüge mittels hypothetischer „Szenarien“ und völlig unrealistischer Prognosemodelle zurechtgestrickt wurde – seitens der WHO und namentlich durch einen zwielichtigen Zahlenjongleur namens Neil Ferguson vom gatesgesponserten Imperial College in London (s. KLARTEXT: "'Professor Lockdown' schlug zu") -, lässt die abermillionenfach Totgepieksten leider nicht wiederauferstehen. „Bioenhancement“ – Heiligt der Zweck jedes Mittel? Schon verschaffen sich in der akademischen Welt erste Stimmen Gehör, die selbst verdeckte Zwangsimpfungen als ethisch vertretbar absegnen. Ein gewisser Parker Crutchfield, Professor in der Abteilung für Medizinische Ethik an der Western Michigan University, befasst sich im Fachjournal Bioethics mit „moralischem Bioenhancement“, d.h. dem Einsatz biomedizinischer Mittel und Maßnahmen, um „moralische Verbesserungen“ zu erzielen. Als Beispiele hierfür nennt Crutchfield medikamentöse Behandlungen, einschließlich Impfstoffe, und gentechnische Eingriffe. Weiter führt er aus: "Es ist notwendig, die Bevölkerung moralisch zu verbessern, um endgültigen Schaden zu verhindern. Moralisches Bioenhancement ist die mögliche Beeinflussung des moralischen Verhaltens einer Person durch einen biologischen Eingriff in ihre moralischen Einstellungen, Motivationen oder Dispositionen.“ Nichts Verwerfliches findet der professionelle „Ethiker“ an einer möglichen „Infusion von Medikamenten in die Wasserversorgung, die Empathie oder Altruismus verstärken, oder andere Eingriffe in die Emotionen oder Motivationen einer Person, um ihr moralisches Verhalten zu beeinflussen." Zum Wohle der Allgemeinheit sollten „moralische Bioverbesserungen“ nicht nur obligatorisch sein – es sei „moralisch vorzuziehen“, dass sie „eher verdeckt als offen“ stattfinden. Crutchfield geht sogar so weit zu behaupten, dass "ein verdecktes Zwangsprogramm Werte wie Freiheit, Nützlichkeit, Gleichheit und Autonomie besser fördert als ein offenes Programm." Fühlt sich der verblüffte Zeitzeuge solcher Absonderungen in Orwell´schem Neusprech nicht unwillkürlich erinnert an Verlautbarungen des sogenannten „Ethikrats“ auf dem Höhepunkt bundesdeutscher Coronoia? Im November 2021 empfahl das Gremium zaudernden Entscheidungsträgern, eine Impfpflicht gegen Covid-19 zu „prüfen“. „Und bist du nicht willig …“ Ist die nächste „Killerkeim“-Panik erst einmal voll entfacht, werden Politik und Gesellschaft indes nicht erst schöngeistige Professorengutachten abwarten, um gegen eine Minderheit von Impfverweigerern abermals, wie schon 2021/22, hemmungslos zu hetzen und massiven Zwang auf sie auszuüben, weil sie einer vermeintlichen „moralischen Pflicht“ zur Solidarität nicht nachzukommen gedenken. Scharfmacher, Spalter und Aufwiegler werden auch bei künftigen Pandemien, echten wie vorgeblichen, das soziale Klima prägen. Erneut werden sich „Ethiker“ auf Lehrstühlen finden, die „Sanktionsmechanismen über bewusste Diskriminierungen für Ungeimpfte aus einer ethischen Sicht gerechtfertigt“ finden. Warum nicht „asoziale Trittbrettfahrer“, „gefährliche Sozialschädlinge“, „Bekloppte“ kurzerhand in Zugangsschleusen mit mRNA-haltigen Aerosolen einsprühen, ehe sie Geschäfte, Ämter, Bahnhöfe, Gaststätten, Stadien und sonstige öffentliche Orte betreten dürfen? Frei nach Goethes Erlkönig: „Und bist du nicht willig, so brauch´ich Gewalt.“ Aber wie erreicht man sture Einatmungsverweigerer? Die könnten Vakzine auf den Teller kriegen – eine Vision, welche die wahrlich prophetische Science-Fiction-Serie Utopia schon 2013/14 mit britischem Galgenhumor in Szene setzte. Gefördert von der National Science Foundation mit 500.000 US-Dollar, arbeiten Wissenschaftler der University of California in Riverside tatsächlich daran, Salat zu züchten, der mRNA-Impfstoffe produziert. Schon im Jahre 2013 beschrieb ein Fachartikel transgene essbare Impfstoffe, die „durch die Einführung ausgewählter gewünschter Gene in Pflanzen hergestellt werden und diese gentechnisch veränderten Pflanzen dazu veranlassen, die kodierten Proteine zu produzieren". Grundsätzlich seien Pflanzen „imstande, genügend mRNA hervorzubringen, um es mit einem herkömmlichen Jab aufzunehmen“. Solche Impfstoffe bieten laut der Veröffentlichung "mehrere potenzielle Vorteile" gegenüber konventionellen Verfahren zur Impfstoffherstellung, unter anderem niedrigere Produktionskosten und der Lagerbarkeit bei Zimmertemperatur. Ähnliche Experimente zu diesem Ziel fanden ab 2016 fünf Jahre lang mit Alfalfa-Pflanzen an der Fort Valley State University in Georgia statt. Gesponsert vom National Institute of Food and Agriculture, endete das Projekt mit einem zuversichtlichen Forschungsbericht im Fachjournal Plants. (3) Na denn, wohl bekomm´s. Wie wäre es mit „moralischem Bioenhancement“ eines solchen Wissenschaftsbetriebs? (Harald Wiesendanger) Anmerkungen 1 Ein „Polyplex“ ist ein Komplex aus einem positiv geladenen Polymer – wie Polyamin-co-ester – und negativ geladenen Nukleinsäuren wie DNA oder RNA. Gentechniker setzen sie ein, um genetisches Material in Zellen einzuschleusen. 2 Als "Transfektion" bezeichnen Biologen das Einbringen von zellfremdem genetischen Material - DNA oder RNA - in Zellen. 3 Näheres hier
- Das Piks-Massaker
Bis zu drei Millionen Todesopfer könnte die Covid-Impfkampagne weltweit bereits gefordert haben – 60.000 allein in Deutschland. Diese Horrorzahl entspringt nicht den Wahnvorstellungen von therapieresistenten Covidioten – sie ergibt sich aus amtlichen Statistiken und bekannten Melderaten. Regierungen und Behörden wissen es. Dass die Pikserei trotzdem weitergeht, macht den Kollateralschaden zum Massenmord. Wird er jemals gesühnt? „Eine Patientin von mir ist soeben am Covid-19-Impfstoff verstorben“, berichtet Peter McCullough, Internist, Kardiologe, Epidemiologe - und kein Irgendwer, sondern ordentlicher Professor für Medizin am Texas A&M College of Medicine in Dallas, Herausgeber zweier Fachzeitschriften; er zählt zu den fünf US-Medizinforschern mit den meisten Veröffentlichungen. „Nach der zweiten Spritze bildeten sich in ihrem ganzen Körper Thrombosen. Sie musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Sie benötigte intravenöse Blutverdünner. Neurologische Schäden traten auf. Nach dem Klinikaufenthalt war sie auf eine Gehhilfe angewiesen. Als sie zu mir kam, untersuchte ich sie und fand weitere Blutgerinnsel. Also verordnete ich ihr erneut Blutverdünner. Nach etwa vier Wochen sah ich sie wieder. Es schien ihr ein wenig besser zu gehen. Aber ihre Familie blieb sehr besorgt. Einen Monat später rief mich der Gerichtsmediziner aus Dallas an und teilte mir mit, dass sie zu Hause tot aufgefunden worden war.“ Wie viele solcher Fälle, fragt McCullough, gäben denn Anlass genug, die laufende Covid-Impfkampagne endlich einzustellen? Noch vor zwölf Jahren stoppten US-Behörden die landesweite Schweinegrippe-Impfung, nachdem sie das 53. (!) mutmaßliche Todesopfer registriert hatten. 1976 hatten sie bereits nach 32 vermuteten Impfopfern die Notbremse gezogen. Und heute, nach knapp einjähriger Massenimpfung gegen die Fauci-Grippe? In den Vereinigten Staaten verzeichnete das Vaccine Adverse Event Reporting System VAERS (1) der Seuchenschutzbehörde CDC bis zum 12. November 18.593 Covid-Impftote. Tags darauf meldete EudraVigilance - die Datenbank „schwerwiegender Nebenwirkungen der Covid-19-Impfungen“, welche die Europäische Arzneimittelagentur EMA führt - 17.601 Sterbefälle. Für zwei Drittel sorgte übrigens PfizerBiontechs „Comirnaty“, was in der Laudatio für die Sahins, anlässlich der Verleihung des „Deutschen Zukunftspreises 2021“, eher keine Erwähnung finden dürfte. Wiegen Impftote in Coronazeiten demnach weniger? Ab wann ist Schluss? "Bei einem Programm dieser Größenordnung müsste alles, was über 150 Todesfälle hinausgeht, ein Alarmsignal sein", steht zumindest für Peter McCullough fest. Verschwiegene Dunkelziffer Jeweils rund 18.000 Covid-Impftote in der EU und den USA, deutlich unter 2.000 in der Bundesrepublik: Ist das viel oder wenig? Regierungen, Behörden und Mainstream-Medien wiegeln ab: Es handle es sich ja bloß um „Verdachtsfälle“. Einer eingehenden medizinischen Überprüfung hält womöglich kaum einer stand. Dieser Ausflucht widerspricht eine Forschergruppe um Scott McLachlan von der Queen Mary University von London. Aus 1644 mutmaßlichen Todesfällen durch Covid-19-Impfstoffe, die VAERS bis April erfasst hatte, analysierte sie eine Stichprobe von 250. Dabei fand sie, dass in 86 % der Fälle keine plausiblere Ursache für den Tod in Frage kam als die Spritze. Amerikas 18.593 mutmaßliche Impftote, die VAERS bislang ausweist, müsse man doch ins Verhältnis setzen zur enormen Gesamtzahl der Geimpften, so heißt es. Die allermeisten überleben doch, nicht wahr? In den Vereinigten Staaten waren bis Mitte November über 225 Millionen Bürger zumindest einfach geimpft, mehr als 193 Millionen bereits „voll“. Demnach hätten gerade mal 0,00826 % ihre Spritze nicht überlebt. Für Deutschland errechneten Faktenchecker gar eine Impf-Sterberate von geradezu submikroskopischen 0,000052 %. Ist das nicht tolerabel, gemessen an den monströsen Leichenbergen, welche die Corona-Pandemie aufgetürmt hat – wie jeder Mainstream-Medienkonsument zu wissen glaubt? Wer uns derart naive Fragen nahelegt, will uns über das Problem des Underreporting hinwegtäuschen: Nur ein Bruchteil der tatsächlichen Impfschäden werden überhaupt gemeldet, von Ämtern statistisch erfasst. Die Gründe sind vielfältig: Vier von fünf Ärzten melden „UAW“, unerwünschte Arzneimittelwirkungen, selten bis nie. Manche erkennen keinen ursächlichen Zusammenhang, andere leugnen ihn aus Eigeninteresse, scheuen zeitaufwändigen Formularkram, halten eine Meldung für sinnlos; Betroffene und Angehörige vermuten keine Impffolge hinter dem Symptom, wissen nichts von Anzeigemöglichkeiten, fühlen sich vom komplizierten Meldeprozess überfordert, sehen keinen persönlichen Nutzen darin. Von einer kümmerlichen Melderate um die 5 % geht ein früherer leitender Mitarbeiter des Paul-Ehrlich-Instituts aus. (2) Der berühmte Lazarus Report, den Wissenschaftler der Universität Harvard zwischen 2007 und 2010 für das US-Gesundheitsministerium ausarbeiteten, kam zu dem Ergebnis, dass „weniger als 1 % der unerwünschten Wirkungen von Impfstoffen berichtet werden“. 630.000 Covid-Impftote allein in den USA? Dass zuwenig gemeldet wird, streitet keine Behörde ab. Aber wie groß ist dieses Zuwenig, speziell bei Covid-Impfungen? Nehmen wir den Mittelwert aus den genannten Schätzungen: Gehen wir davon aus, dass drei Prozent der schweren Impfnebenwirkungen zur Anzeige kommen. Demnach hat die Covid-Impfkampagne bisher allein in den Vereinigten Staaten nicht bloß knapp 19.000 Todesopfer gefordert, sondern womöglich schon über 630.000. Eine weitere Dreiviertelmillion könnte bleibende Lähmungen und andere dauerhafte Schäden davongetragen haben. Dass diese Schätzung der entsetzlichen Wahrheit weitaus näher kommt als die offizielle Zahlengaukelei, will die Ärztevereinigung America´s Frontline Doctors in einem Gerichtsverfahren deutlich machen. Sie hat Klage gegen das US-Gesundheitsministerium eingereicht, um dessen „unrechtmäßige Impfstoff-Notfallgenehmigungen“ zu stoppen. Dabei stützt sie sich unter anderem auf eine Whistleblowerin, die als Programmiererin Zugang zu unveröffentlichten Medicare- und Medicaid-Daten hat, den staatlichen US-Krankenversicherungen für Bedürftige, Ältere und Behinderte. Wie die anonyme Zeugin in einer eidesstattlichen Erklärung ausführt, unterschätzt das VAERS die Häufigkeit von Todesfällen im Zusammenhang mit Covid-Impfungen um einen Faktor von mindestens 5. Mit Stand vom 9. Juli 2021 hatte VAERS 9.048 derartige Fälle registriert. Fünf Mal mehr derartige Meldungen waren bis dahin jedoch bei den Centers for Medicare and Medicaid Services (CMS) eingegangen. Die tatsächliche Zahl der durch die Impfstoffe verursachten Todesfälle lag demnach bei annähernd 50.000. Innerhalb von nur 14 Tagen nach einer Covid-19-Spritze verstarben 47.465 US-Bürger; 19.400 von ihnen waren über 80 Jahre alt, 28.065 jünger. (3) Wie hoch wäre die Zahl erst, wenn der Analysezeitraum auf mehr als zwei Wochen erweitert würde? Niemand wird ernsthaft behaupten, zu Impfschäden komme es danach nicht mehr. Von noch weitaus höheren Opferzahlen will die Ärztin Dr. Sherri Tenpenny erfahren haben, Leiterin eines ganzheitsmedizinischen Zentrums in Ohio und seit langem eine der bekanntesten Impfkritikerinnen Amerikas. Bei ihr soll sich anonym ein Pfizer-Insider gemeldet haben. „Weinend sagte er mir am Telefon, er verfüge über Unterlagen, die beweisen, dass rund 200.000 Menschen innerhalb einer Woche oder weniger gestorben sind, nachdem sie eine Covid-Spritze bekommen haben." (4) Herausgerückt hat Tenpennys Informant seine brisanten Dokumente aber offenbar noch nicht – ein gefundenes Fressen für Faktenchecker. Sind hunderttausende Impftote allein in den USA noch immer nicht genug, um das Impfprogramm auf der Stelle zu stoppen? Der amerikanische Unternehmer und Philanthrop Steve Kirsch, Geschäftsführer eines COVID-19 Early Treatment Fund, hat jedem Regierungsvertreter, der mit ihm eine öffenliche Debatte über die unterdrückten Horrorstatistiken führen will, eine Million Dollar angeboten. Bisher hat kein einziger die Herausforderung angenommen. Wie Kirsch feststellt, "haben wir Debatten als Mittel zur Beilegung wissenschaftlicher Meinungsverschiedenheiten durch staatlich gelenkte Zensur und Einschüchterung ersetzt". (5) Die „Pikse“ könnten schon 60.000 Deutsche umgebracht haben Verblüffend robust scheinen menschliche Körper eine Covid-Spritze wegzustecken, sofern ihre Inhaber Staatsbürger der Bundesrepublik sind. 23 EU-Länder melden der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA mehr Verdachtsfälle von Nebenwirkungen je 100.000 Covid-Impfungen als das dafür zuständige deutsche Paul-Ehrlich-Institut PEI. Aus den Niederlanden kommen 18-mal höhere Zahlen. Schludern die Holländer etwa? Erstaunlich: In seinem jüngsten „Sicherheitsbericht“ vom 26. Oktober zeigt das PEI nicht mehr als „1.802 Verdachtsfallmeldungen über einen tödlichen Ausgang in unterschiedlichem zeitlichem Abstand zur Impfung“ ab Ende Dezember 2020 bis Ende September 2021 an. (4) Gemessen an 107.888.714 Covid-Impfungen, die bis dahin stattgefunden haben, sind das unscheinbare 0,000167 %. Das liege vollauf im Rahmen des statistisch Erwartbaren, zu Besorgnis bestehe keinerlei Anlass. Den Verdacht, dass hier etwas oberfaul sein muss, nähren Zahlen des Statistischen Bundesamts, wie auch des EU-Monitoringsystems euroMOMO. Im gesamten Jahr 2020, noch ohne Impfstoffe, waren auffallend erhöhte Sterblichkeitsraten lediglich in Lockdown-Phasen zu verzeichnen gewesen: ein Indiz dafür, dass SARS-CoV-2 weniger „wütete“ als eine verheerende staatliche Überreaktion darauf. Covid-Opfer verstarben im Schnitt mit 83 Jahren. 2021 jedoch, mit verfügbaren Vakzinen und parallel zur immer weiter vorangetriebenen Impfkampagne, tritt eine deutliche Übersterblichkeit auf; im September und Oktober lagen die Sterbefallzahlen um rund ein Zehntel über dem mittleren Wert der Vorjahre. (7) Auffällig betroffen sind Erwachsene jüngeren und mittleren Alters. Wer glaubt ernsthaft, dass sich Deutschland um tödliche Impfnebenwirkungen weniger grämen muss als andere Länder? Daten aus Großbritannien (8) legen nahe, dass die Seuche erheblich mehr Geimpfte als Ungeimpfte dahinrafft. Zwischen dem 1. Februar und dem 12. September 2021 waren 63,5 % der Personen, die innerhalb von 28 Tagen nach einem positiven Test an Covid-19 starben, vollständig geimpft. Weil das US-amerikanische Monitoring-System VAERS bereits seit 1990 existiert, erlaubt es, langfristige Trends zu erkennen. Seit gegen Covid geimpft wird, ist über VAERS eine Meldeflut hereingebrochen, die in der Medizingeschichte ihresgleichen sucht. In normalen Jahren werden hier zwischen 20.000 und 50.000 mögliche Impfschäden angezeigt – in den ersten acht Monaten von 2020 gingen hingegen mehr als 470.000 Verdachtsmeldungen ein. Dem entspricht der Trend bei gemeldeten Todesfällen nach Impfungen. Im gesamten vergangenen Jahrzehnt erfasste VAERS pro Jahr 120 bis maximal 183 Verdachtsfälle – 2021 sind es schon jetzt, anderthalb Monate vor Jahresende, hundert Mal mehr. Und in Deutschland? Falls die 1802 offiziellen PEI-„Verdachtsfälle“ von Impftoten zu 97 % underreported sind, so hätte die Berliner Hygienediktatur nicht weniger als 60.000 Menschenleben zu verantworten. Wo bleiben Parlamente, Medien und Gerichte, die sie dafür endlich zur Rechenschaft ziehen? Kollateralschaden der Covid-Massenimpfungen: womöglich schon drei Millionen zu Tode Gespritzte Bis Mitte November wurden bereits 51,6 % der Weltbevölkerung covid-geimpft: ungefähr vier Milliarden Menschen. Ausgehend von der VAERS-Melderate - 0,00076 % -, kommen wir zu dem haarsträubenden Schluss: Womöglich ließen Corona-Hygieneregimes weltweit bereits über drei Millionen Menschen zu Tode spritzen. 3.000.000. Bekämen alle 7,8 Milliarden Menschen jenen „Piks“, von dem Bill Gates schon im Frühjahr 2020 schwärmte, dann würde die überflüssigste Impfkampagne aller Zeiten demnach für sechs Millionen Tote sorgen – rund dreißig Mal mehr, als unmittelbar nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki umkamen. Demnach untertrieb der mächtigste Impffetischist der Welt noch gewaltig, als er im Mai 2020 mit der Prognose von 700.000 Opfern eines weltweiten Corona-Impfprogramms für Empörung sorgte. In einem Interview mit dem Sender CNBC weissagte Gates damals: „We have … you know … one in ten thousand … ah … side effects. Thats … you know … way more. Seven hundred thousand … ah … you know … people who will suffer from that.“ Müssen wir drei Millionen Impftote nicht ins Verhältnis setzen zur nicht minder grauenvollen Corona-Opferbilanz? Offiziellen Statistiken zufolge sollen „mit oder an“ Covid-19 bis Mitte November 2021 allein in Deutschland rund 98.000 Menschen gestorben sein, in den USA 763.000, , in ganz Europa 1,33 Millionen, weltweit 5,1 Millionen. Doch diese gruseligen Zahlen stehen in dringendem Verdacht, von Panikmachern herbeigetrickst worden zu sein. Zum „Corona-Toten“ wird man bereits, falls innerhalb des letzten Monats ein unzuverlässiger PCR-Test positiv ausgefallen ist; falls kein Virusnachweis, sondern bloß gewisse grippeähnliche Symptome wie Husten, Schnupfen, Fieber auf eine Ansteckung hindeuten; falls man „Kontakt“ zu jemand positiv Getestetem hatte, diffus definiert durch räumliche Nähe, auch wenn keine tatsächliche Infektion nachgewiesen wurde; falls Covid bloß „vermutet“ wurde und „nicht ausgeschlossen werden konnte“. Oder falls eine Erregerübertragung zwar möglicherweise stattgefunden hat, aber längst abgeklungen ist; bei vier von fünf Covid-Verstorbenen liegt die angebliche Infektion schon mindestens fünf Wochen zurück. (9) Verzerrungen durch tödliche Behandlungsfehler spielten mit, ebenso wie sozialer Druck und finanzielle Anreize, Totenscheine zu fälschen. Hersteller vertuschen, was sie wissen: Wie ein früherer Reporter der New York Times Anfang August aufdeckte, gingen allein bei Moderna innerhalb von drei Monaten 300.000 Berichte über Corona-Impfnebenwirkungen ein, von denen ein Großteil nicht an die staatliche Datenbank VAERS gemeldet wurde. Massenhaft werden zudem Impftote kurzerhand wegdefiniert: Wer binnen weniger als zwei Wochen nach Erhalt einer ersten Impfdosis mit Covid-19-Befund stirbt, gilt für die US-Seuchenschutzbehörde CDC, wie auch für die Robert-Koch- und Paul-Ehrlich-Institute, als „ungeimpft“ – ein unfassbar dreister Etikettenschwindel. (10) Um das Märchen von der „Pandemie der Ungeimpften“ aufrechtzuerhalten, vertuscht er die wahren Verhältnisse. In der Stichprobe der Lachlan-Gruppe war in jedem zweiten untersuchten Fall der Tod innerhalb von 48 Stunden nach der Injektion eingetreten, bei weiteren 30 % binnen drei bis sieben Tagen. Besonders rasch ging es mit über 65-Jährigen zu Ende: „Fast ein Zehntel (9 %) verstarb innerhalb von nur sechs Stunden nach der Impfung und 18 % starben in weniger als 12 Stunden. Mehr als ein Drittel - 36 % - überlebte nicht bis zum nächsten Tag.“ Bei wie vielen amtlichen „Covid-19-Opfern“ war SARS-CoV-2 tatsächlich die alleinige oder zumindest ausschlaggebende Sterbeursache? Die offiziellen „Corona-Opfer“: zu 97 % Fakes? Ausgerechnet ein Bericht von Italiens Oberstem Gesundheitsinstitut, dem 1934 gegründeten Istituto Superiore di Sanità (ISS), verdeutlicht das ungeheuerliche Ausmaß der statistischen Leichenfledderei. (11) Bis Oktober 2021 waren offiziell rund 130.000 Italiener an Corona gestorben. Die Reanalyse des ISS, das dem Gesundheitsministerium untersteht, reduziert diese Zahl um sage und schreibe 97,1 %: Nur 3.783 Todesfälle, 2,9 %, ließen sich unmittelbar mit Covid-19 in Verbindung bringen. Die allermeisten Fälle betrafen Italiener, die an einer bis fünf chronischen Grunderkrankungen litten; viele nahmen Medikamente zur Unterdrückung des Immunsystems ein, und ein gewisser Prozentsatz starb an medizinischen Notfällen, die nichts mit Covid-19 zu tun haben. Insgesamt 67,7 % litten an mehr als drei chronischen Krankheiten, die durch die moderne Medizin nicht behoben werden konnten. Italiener, die bereits an chronischen Krankheiten litten, litten zusätzlich an beatmungsassoziierter Lungenentzündung und beatmungsassoziierten Lungenschäden. Einer von zehn der verstorbenen Patienten hatte einen Schlaganfall; 65,8 % der Italiener hatten arteriellen Bluthochdruck und nahmen immunsuppressive Medikamente ein; 15,7 % litten an Herzversagen; 28 % hatten eine ischämische Herzerkrankung und 24,8 % litten an Vorhofflimmern. Mindestens 17,4 % hatten bereits eine kranke Lunge. Viele (29,3 %) hatten Diabetes und andere Stoffwechselkrankheiten, die ihre Immunreaktion drastisch beeinträchtigten. Mehrere Patienten (16,3 %) befanden sich auf dem Sterbebett und kämpften mit immunsuppressiven Chemotherapie- und Bestrahlungsmedikamenten, die dafür bekannt sind, dass sie anfällig für Infektionen der Atemwege sind. Diese Krebspatienten hatten in den letzten fünf Jahren mit Krebs zu kämpfen, wobei die durchschnittliche Überlebensrate nach einer Chemotherapie bei drei bis fünf Jahren lag. Weitere 23,5 % kämpften mit Demenz, und ihr Leben neigte sich dem Ende zu. Bis zum Beweis des Gegenteils dürfen wir davon ausgehen, dass der entlarvende Befund aus Italien auf den Rest der Welt übertragbar ist. Wenn von den 5,1 Millionen vermeintlichen „Corona-Toten“, welche die Gates-gesponserte Johns-Hopkins-Universität in imposanten Dashboards ausweist, womöglich bloß 2,9 % tatsächlich einer SARS-CoV-2-Infektion erlegen sind, so bleiben gerade noch rund 150.000 echte Seuchenopfer übrig. Und dies würde bedeuten: Die globale Massenpikserei könnte schon jetzt zwanzig Mal mehr Menschen umgebracht haben als die Seuche, die sie eindämmen soll. „Wie viele Informationen brauchen wir denn noch, ehe wir diesen Völkermord stoppen?“, fragt die Medizinerin und Gesundheitsökonomin Dr. Jane Ruby (12) aus Washington. In einer vollständigen Schadensbilanz müssen darüber hinaus auch schwere Impffolgen auftauchen, die man mehr oder minder glücklich überlebt: von Herzmuskelentzündungen über schwerste allergische Reaktionen bis zu Thrombosen, Autoimmunerkrankungen und Lähmungen. Bis zum 5. November 2021 registrierte das US-Meldesystem VAERS nicht weniger als 876.000 Fälle von Adverse Events, „unerwünschten Ereignissen“, aus allen Altersgruppen – darunter 29.100 bleibende Einschränkungen - Permanent Disabilities -, weitere 20.600 lebensbedrohliche Vorfälle, rund 92.000 Hospitalisierungen, 98.000 ärztliche Notfälle. Was hieße hier eine Dunkelziffer von 97 %? Von den VAERS-Zahlen hochgerechnet auf die gesamte Menschheit: Von Los Angeles bis Tokio, von Reykjavik bis Kapstadt, von Rio bis Wellington könnten die bisherigen Covid-Impfungen von rund vier Milliarden Erdbewohnern bereits weit über 500 Millionen dauerhaft Behinderte produziert haben. Krankenhäuser und Intensivstationen in aller Welt, in denen Ungeimpfte ihren Mitmenschen angeblich die Betten wegnehmen, haben sich vielleicht schon mit über 1,6 Milliarden Geimpften gefüllt, die sich auf das Versprechen verließen, die Injektion erspare ihnen schwere Verläufe. Erschreckend viele sterben – wenn nicht an Covid-19, dann an absehbaren Impfnebenwirkungen, vor denen sie niemand warnte, oder an Krankheiten, die ihnen weniger bis gar nichts hätten anhaben können, hätte die Injektion nicht ihr Immunsystem lahmgelegt. Wer durch Zensur daran gehindert wird, in derartige Abgründe zu blicken, kann in seine Impfung nicht wirklich „informiert einwilligen“. Findet sie trotzdem an ihm statt, so ereignet sich ein krimineller Akt: eine Körperverletzung. Zu den unmittelbaren Opfern der Piks-Kampagne muss eine saubere Statistik Abermillionen Tote hinzuaddieren, die noch leben könnten, wenn ihnen mögliche lebensrettende Hilfe nicht systematisch vorenthalten worden wäre. Um die Impf-Agenda nicht zu gefährden, machte man ihnen weis, ohne Vakzine seien sie dem Virus „schutzlos ausgeliefert“. Wirkungsvolle Prävention und Therapie, die fast immer zu Hause möglich gewesen wäre und jegliche „Überlastung des Gesundheitswesens“ von vornherein verhindert hätte, erhielten sie nicht. Schon seit Frühjahr 2020 bemühen sich die amerikanische Ärztevereinigung FLCCC (13), der ukrainische Arzt Vladimir Zelenko (14) und unzählige Naturheilkundige, auf längst vorhandene, bewährte Mittel und Maßnahmen aufmerksam zu machen, die mindestens vier von fünf Infektionen, schwere Krankheitsverläufen, ICU-Aufenthalten, Long-Covid und Todesfällen verhindert hätten: von Vitaminen über Mineralstoffe bis zu Ivermectin. Politiker und Behördenvertreter, die solche Angebote von Anfang an unterdrückten, statt ihnen zumindest eine Notfallzulassung zu verschaffen, haben sich unterlassener Hilfeleistung schuldig gemacht. Sie gehören vor Gericht. „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ werfen ihnen rund 13.000 Ärzte und Wissenschaftler vor, die bis Oktober 2021 eine entsprechende Deklaration der International Alliance of Physicians and Medical Scientists unterzeichnet haben: „Der Hippokratische Eid verpflichtet uns dazu.“ Sie fordern einen sofortigen Stopp der Jabs. Gebrochener Gesellschaftsvertrag Vor den neuen Impfstoffen warnte ausgerechnet der US-amerikanische Molekularbiologe Robert W. Malone, Miterfinder der mRNA-Technologie, von Anfang an. Auch er wurde dafür übelst verleumdet und zensiert. „Viele haben sich aufgrund eines unausgesprochenen Gesellschaftsvertrags impfen lassen“, erklärte Malone. (15) „Er lautete: ‚Indem du es tust, schützt du nicht nur dich selbst, sondern auch deine Mitmenschen. Du bringst ein Opfer für das Gemeinwohl und hilfst mit, dass wir alle zur Normalität zurückkehren können.‘ Doch nun stellt sich heraus: Das Virus wütet ärger denn je. Immer mehr Geimpfte stecken sich an, infizieren andere, erkranken schwer, füllen Kliniken, Intensivstationen und Friedhöfe; das Notstandsregime dauert nicht nur an, sondern nimmt immer totalitärere Züge an. Und so „geht der Gesellschaftsvertrag in die Brüche. Die Leute werden sich damit abfinden müssen, dass sie in die Irre geführt worden sind.“ (16) Blind für individuelle Risiken Die unverfrorene Massenverarsche schließt ein, den Eindruck zu erwecken, Corona stelle in jedem Fall dieselbe schlimme Bedrohung für Leib und Leben dar, und zwar eine geradezu „apokalyptische“. (17) Nur so konnte einleuchten, dass unbedingt die gesamte Menschheit durchgeimpft werden muss, um ein Virus abzuwehren, das gerade mal 0,0012 % der Bevölkerung und 0,15 % der Infizierten dahinrafft. Das liegt im Bereich der mittelschweren Grippepandemien von 1936, 1957 und 1968. Dabei war von Anfang an klar, dass sich die Risiken innerhalb der Bevölkerung äußérst ungleich verteilen. Also muss die Abwägung von Nutzen und Gefahren vom jeweiligen Einzelfall abhängen, weshalb jede vernünftige Impfentscheidung nur individuell getroffen kann. Wer eine Infektion bereits überstanden hat – und das sind je nach Land 10 bis 50 % der Bevölkerung - benötigt gar keinen Piks mehr, weil die erworbene natürliche Immunität ihn um ein Vielfaches besser schützt als jede herbeigespritzte. (18) 128 hochwertige Studien unterstreichen mittlerweile, wie hervorragend dieses rezeptfreie Gratis-Schutzschild funktioniert. Bei einem multimorbiden, medikamentenabhängigen Greis, einem stark übergewichtigen Kettenraucher, einem immungeschwächten Krebskranken fällt eine Risikoanalyse völlig anders aus als bei einem recht gesunden Erwachsenen mittleren und jüngeren Alters, erst recht bei Kindern und Jugendlichen. An Covid-19 stirbt jemand unter 60 nicht eher als durch einen Unfall bei der täglichen Fahrt zur Arbeit, durch einen Treppensturz oder weil er unter der Dusche ausrutscht; bei Minderjährigen liegt die Lebensgefahr im Bereich der Wahrscheinlichkeit, vom Blitz getroffen zu werden. Doch selbst für die Generation 65+ sind Covid-Impfungen fünf Mal tödlicher als Covid selbst, wie sich mittlerweile herausgestellt hat. 60 % der Senioren, die wegen Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert werden, sind geimpft. Einer skandinavischen Studie zufolge sind in Alten- und Pflegeheimen mindestens 40 % der Todesfälle nach Impfung unmittelbar auf die Spritze zurückzuführen. Bei jungen Erwachsenen ist Übersterblichkeit festzustellen, seit sie sich zur Spritze drängen lassen. Ebenso aufffällig ist die Übersterblichkeit 2021 bei den 15- bis 44-Jährigen im Durchschnitt von 28 EU-Ländern, im Vergleich mit den vier Vorjahren. Darunter liegt dieser Wert selbst 2020, als die Bevölkerung dem vermeintlichen „Killerkeim“ völlig ungeimpft „ausgeliefert“ war. Der „Krieg“ für die Volksgesundheit richtet ein Blutbad ohnegleichen an Wohin wir auf diesem Planeten auch schauen: In keinem Land hat die Impfkampagne Covid-Sterberaten nennenswert gesenkt. Nirgends. Im Gegenteil, diese stiegen weltweit an, nachdem die Pikserei begonnen hatte, wie das Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) in Seattle grafisch belegt: Auf dem Schlachtfeld der Public Health richten Hygieneterroristen zur Zeit ein Blutbad ohnegleichen an. Während Lauterbach allen Augenzeugen des Gemetzels versichert, es handle sich evidenzbasiert bloß um Tomatensoße, beeilen sich Leitmedien, die Blutlachen wegzuspritzen; wer etwas gesehen hat, wird von Faktencheckern im Nu als Verschwörungstheoretiker entlarvt. Anstatt für allgemeines Entsetzen zu sorgen, erweist sich das vergossene Blut als Schnellwuchs-Dünger auf dem Geschäftsfeld von Vakzinherstellern. 1000 Dollar Gewinn pro Sekunde machen Pfizer, Biontech und Moderna damit. Allein in diesem Jahr könnten die Covid-Vakzinproduzenten bis zu 190 Milliarden Dollar Umsatz machen – mit Steuergeldern gesponsert, von Produkthaftung befreit. Wie kann es sein, dass in Deutschland nach knapp einem Jahr Massenpiekserei, trotz 116 Millionen verabreichter Impfdosen, die Pandemie viel schlimmer wütet als davor, als wir dem Virus ohne einen einzigen Piks angeblich „schutzlos ausgeliefert“ waren? Wie können uns jetzt gar bis zu 400.000 Infektionen pro Tag und 100.000 weitere Corona-Tote drohen? Welche Verwüstungen muss SARS-CoV-2 in der Großhirnrinde von Lothar Wieler angerichtet haben, wenn er daraus soeben den irrwitzigen Schluss zieht, nun müsse erst recht „mit Mann und Maus geimpft“ werden, „sonst kriegen wir diese Krise nicht in den Griff" und „werden ein schlimmes Weihnachtsfest haben“? Wer räumt im RKI-Schrank endlich die Tassen ein? Wer die Pandemiezahlen des covid-impffreien 2020 und des impfomanen 2021 nebeneinanderlegt, kapiert auch ohne zehn Statistiksemester ohne weiteres: Die Strategie, Corona mit Vakzinen zu besiegen, ist krachend gescheitert. Europa, stolz auf seine hohen Impfquoten, ist zum absurden Hotspot der Seuche geworden, während Afrikaner, bei oft bloß 1 bis 10 Geimpften pro 100 Einwohner, kaum zu klagen haben. Zu Pharma-Werbeagenturen verkommene Regierungen vertuschen das Debakel, einäugige Experten und „Journalisten“ genannte Schreibtischtäter leisten Beihilfe. Mit jedem weiteren Impftoten wächst ihre Mitschuld. Peter McCullough fasst es in einem Satz zusammen: „Die Covid-Injektionen funktionieren nicht und verursachen enorme Schäden – eine Katastrophe." Zu den fassungslosen Zeitzeugen des immer absurderen Corona-Krisenmanagements zählt Alfred Koch, früherer stellvertretender Ministerpräsident Russlands, der sich als scharfer Putin-Kritiker nach Deutschland absetzte, aus Furcht vor Strafverfolgung. Er rechnet vor: "In den letzten drei Monaten“ - bis 18. November 2021 – „erkrankten in Deutschland 1.387.635 Menschen an Covid-19, 6.416 starben (bei einer Impf-Quote von fast 70 Prozent). Im gleichen Zeitraum des Vorjahres erkrankten 626.428 Menschen und 4.199 starben (ohne Impfung). Das heißt, in diesem Jahr erkrankten vom 18. August bis 18. November zweimal mehr Menschen und eineinhalb Mal mehr Menschen starben als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Wo bitte ist mein Denkfehler? Warum kann ich die Vorteile der Impfung nicht sehen? Kläre mich bitte auf! Ich möchte an einen Impfstoff glauben.“ Die „schlimmste Krise der modernen Geschichte“, wie sie der Wirtschaftsprofessor Michel Chossudovsky nennt, macht uns zu Zeugen des größten Raubzugs der aller Zeiten – ausgeheckt und umgesetzt von einer historisch beispiellosen Verschwörung, die sicherstellt, dass niemand sie so nennen darf, ohne zum Schweigen gebracht, psychiatrisiert oder kriminalisiert zu werden. (Harald Wiesendanger) Siehe zum selben Thema die KLARTEXT-Beiträge „Für die Katz“, „Lügen mit Zahlen“ und „Scheinheiliges Gedenken“. Anmerkungen (1) https://vaers.hhs.gov/; www.openvaers.com/covid-data (2) Dr. med. Klaus Hartmann: Erfassung und Bewertung unerwünschter Arzneimittelwirkungen nach Anwendung von Impfstoffen - Diskussion der Spontanerfassungsdaten des Paul-Ehrlich-Instituts 1987 bis 1995, Dissertation 1997, S. 15. (3) www.afinalwarning.com/558164.html; https://www.lifesitenews.com/news/nearly-50k-medicare-patients-died-soon-after-getting-covid-shot-whistleblower/ (4) So äußerte sich die Ärztin unter anderem hier: https://t.me/s/AllesAusserMainstream?before=9959, https://t.me/s/AllesAusserMainstream?before=9959, https://twitter.com/freedom49503795/status/1429846800693858309, https://www.bitchute.com/video/DPNHRTGX4Ozo/, https://gettr.com/hashtag/%23VaxDamage, https://bestnewshere.com/dr-tenpenny-pfizer-whistleblower-says-closer-to-200000-have-died-from-vaccines-within-a-week/ https://covid19flu.info/index.php/video/dr-sherry-tenpenny-200-000-people-died-of-the-jab-already (5) Siehe Steve Kirschs hervorragendes Video: "Vaccine Secrets: The COVID Crisis", erste Folge seiner „False Narrative Takedown Series", www.SKirsch.io/vaccine-resources (6) PEI-Sicherheitsbericht vom 26.10.2021, S. 14. (7) https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/10/PD21_481_12.html, https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/11/PD21_512_126.html (8) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8209951/pdf/RMV-9999-e2260.pdf, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8209951/pdf/RMV-9999-e2260.pdf (9) https://aktuellinformiert.de/bei-80-prozent-der-covid-verstorbenen-corona-wohl-nicht-die-todesursache/; https://www.welt.de/politik/deutschland/plus233426581/Corona-bei-80-Prozent-der-offiziellen-Covid-Toten-wohl-nicht-Todesursache.html?fbclid=IwAR2W7Yt-R2YdtU1Ts-12P4c3N7GydCT80EAnccK2nCWNE63F2NcTMPJcqOU (10) https://madmimi.com/p/56a8c21?pact=8251882-164492728-10919234279-909df20f700e87538a53e679d2a2082e7c9e97eb (11) https://www.ilgiornaleditalia.it/news/salute/302848/covid-l-ultimo-rapporto-dell-iss-fa-luce-sui-discutibili-allarmismi-i-morti-di-covid-sono-una-minoranza.html; https://grandeinganno.it/2021/10/21/rapporto-shock-dellistituto-superiore-di-sanita-covid-19-meno-mortale-di-un-influenza-solo-3-783-dei-130-468-decessi-dovuti-al-virus/; https://www.primapaginanews.it/articoli/-covid-istituto-superiore-di-sanit-sbagliati-i-calcoli-sono-stati-3.783-i-morti-in-italia-e-non-130.468-dichiarati-ufficialmente-503332; https://www-iltempo-it.translate.goog/attualita/2021/10/21/news/rapporto-iss-morti-covid-malattie-patologie-come-influenza-pandemia-disastro-mortalita-bechis-29134543/?_x_tr_sl=it&_x_tr_tl=en&_x_tr_hl=it&_x_tr_pto=nui; https://www.afinalwarning.com/567649.html (12) https://www.amazon.com/dp/1548258830/ref=cm_sw_su_dp; http://drjaneruby.com/ (13) https://swprs.org/on-the-treatment-of-covid-19/, https://swprs.org/post-acute-covid-long-covid/, https://swprs.org/eine-covid-19-strategie/ (14) https://www.preprints.org/manuscript/202007.0025/v1, https://covexit.com/tag/dr-zelenko/, https://covexit.com/dr-zelenko-interview-part-1/ (15) In einem Interview mit Epoch Times, https://www.theepochtimes.com/dr-robert-malone-mrna-vaccine-inventor-on-latest-covid-19-data-booster-shots-and-the-shattered-scientific-consensus_3979206.html (16) Am 15. Oktober 2021 auf dem International COVID Summit in Rom, https://www.youtube.com/watch?v=EWWvk2SaMS4&t=4s, ab Min. 45:00. (17) https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_91151932/corona-lage-soeder-wenn-zehn-die-apokalypse-ist-sind-wir-bei-neun-.html; https://www.welt.de/politik/deutschland/plus235097830/Corona-Krise-Soeder-sieht-die-Corona-Apokalypse-nahen-geht-s-noch.html (18) https://www.israelnationalnews.com/News/News.aspx/309762 https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.08.24.21262415v1 Foto Friedhof: PattyJansen/Pixabay; Hand mit Spritze: Karolina Grabowska/Pexels.
- Zu Tode gepikst
Mit der Einführung der Covid-19-„Impf“stoffe und –„Auffrischungen“ nahm die Gesamtsterblichkeit weltweit dramatisch zu: Eine neue Studie mit Daten aus 17 Ländern stellt einen „eindeutigen kausalen Zusammenhang“ fest. Hochbrisant ist sie, die brisante 180-seitige Studie einer Forschergruppe des kanadischen Instituts Correlation Research in the Public Interest unter Leitung des Physikers Denis Rancourt. Am 17. September erschienen, wertete sie Daten aus 17 Ländern der südlichen Hemisphäre aus, verteilt auf vier Kontinente – von Argentinien und Australien über Kolumbien, Malaysia und Neuseeland bis Chile, Peru, Südafrika, Thailand und Uruguay. Wie die Wissenschaftler feststellten, stieg in mehr als der Hälfte dieser Länder die Gesamtsterblichkeit - all-cause mortality (ACM) - zunächst keineswegs an, nachdem die Weltgesundheitsorganisation am 11. März 2020 eine globale Pandemie ausgerufen hatte. Der mutmaßliche “Killerkeim aus Wuhan” hinterließ in den Todesfallstatistiken zumeist keine Spuren. Dies änderte sich erst nach Einführung der Covid-19-„Impf“stoffe und –„Auffrischungen“ - abrupt und in dramatischem Ausmaß. Nicht nur „gab es keine Hinweise auf einen positiven Effekt der COVID-19-Impfstoffe - keinen zeitlichen Zusammenhang zwischen COVID-19-Impfung und einer proportionalen Reduzierung der ACM”, so stellt die Studie fest. “Das Gegenteil ist der Fall”: Sämtliche 17 Länder, die immerhin 10,3 % der Weltbevölkerung ausmachen, verzeichneten mit Beginn der Impfkampagnen einen beispiellosen Anstieg der Gesamtsterblichkeit. Wie eine statistische Analyse der Sterblichkeitsdaten ergab, war 1 Todesfall pro 800 Injektionen in allen Altersgruppen und Ländern zu verzeichnen. Wie die Autoren betonen, ist die Gesamtmortalität (ACM) - die Anzahl der Todesfälle aus allen Ursachen in einem bestimmten Zeitraum für eine bestimmte Population - die zuverlässigste Datengrundlage für Epidemiologen, um abnorme Häufungen von Todesfällen zu erkennen und zu charakterisieren. Im Gegensatz zu anderen Messgrößen sind die ACM-Daten nicht anfällig für Verzerrungen bei der Berichterstattung oder bei subjektiven Einschätzungen der Todesursache. Jedes Ereignis, von einer Naturkatastrophe wie einem Erdbeben bis hin zu einer saisonalen oder pandemischen Krankheitswelle, erscheint in der ACM-Statistik. 13,5 Milliarden Injektionen, die bis zum 2. September 2023 verabreicht wurden, produzierten weltweit 17 Millionen Covid-“Impf”tote, so schätzt die Forschergruppe. "Dies entspräche einem iatrogenen (1) Massenereignis, das 0,213 % der Weltbevölkerung umbrachte, während es keine Todesfälle messbar verhinderte.” Diese Zahl liege um ein Tausendfaches über den bisherigen Daten aus klinischen Studien, der amtlichen Überwachung unerwünschter Impfnebenwirkungen und den offiziellen Todesursachenstatistiken, die aus Totenscheinen hervorgehen. Mit anderen Worten: "Die COVID-19-Impfstoffe haben keine Leben gerettet, sondern scheinen scheinen tödliche Giftstoffe zu sein." Unter Berücksichtigung von Störfaktoren wie der Jahreszeit berechneten die Autoren die Impfdosis-Todesrate (vDFR) - das Verhältnis von impfbedingten Todesfällen zur Anzahl der verabreichten “Pikse”. Sie fanden heraus, dass die vDFR je nach Land, Alter und Anzahl der verabreichten Impfungen zwischen 0,02 und 5 % lag, für alle 17 Länder im Durchschnitt bei 0,126 ± 0,004 %. Diese Ergebnisse scheinen die Argumente von Biologen wie Mike Yeadon und Sucharit Bhakdi zu bestätigen, wonach die Gefahr unerwünschter Autoimmunreaktionen mit jedem weiteren ‘Boost’ zunimmt. Das Todesrisiko pro Injektion stieg mit zunehmendem Alter deutlich an. In allen 17 untersuchten Ländern waren die Impfungen für die meisten älteren Menschen am bedrohlichsten. Deshalb fordern die Studienautoren, dass die Regierungen "sofort die unbegründete Gesundheitspolitik beenden sollten, ältere Menschen vorrangig mit COVID-19-Impfstoffen zu impfen, bis gültige Risiko-Nutzen-Analysen vorliegen". Diese neuen Befunde bestätigen frühere Forschungsergebnisse Rancourts über Zusammenhänge zwischen Covid-Impfkampagnen und erhöhter Gesamtsterblichkeit in Indien, Australien, Israel, den USA und Kanada. (2) Gesundheitskatastrophe ohnegleichen Eine Gesundheitskatastrophe ohnegleichen ist über die Welt hereingebrochen. Erstaunlicherweise begann sie nicht schon 2020, im ersten Corona-Pandemiejahr, in dem die Menschheit, da ungeimpft, dem SARS-CoV-2-Virus vermeintlich noch „schutzlos ausgeliefert“ war. Sie setzte 2021 ein, nach angeblich „wirksamen und sicheren“ Genspritzen für Milliarden Menschen. Seither zeigt sich in Ländern rund um den Globus eine historisch beispiellose Übersterblichkeit von global 15 %, mit mindestens 20 Millionen Toten, begleitet von einer Flut „plötzlicher und unerwarteter“ Todesfälle auch bei jungen, zuvor kerngesunden,topfitten Menschen, darunter Sportler und Ärzte. 2021 verloren in Deutschland 6 % mehr Menschen ihr Leben als im langjährigen Durchschnitt; Zehntausende dürften an Covid-Impffolgen gestorben sein, weitaus mehr als an (nicht bloß mit) Corona. Bis zu 93 % all derer, die bald nach ihrem „Piks“ starben, taten es wegen der Impfung, wie Obduktionen ergaben. In 29 Ländern hängen Exzess-Mortalität und Covid-Booster-Rate statistisch signifikant zusammen. In England überlebte 1 von 482 Covid-„Geimpften“ den ersten Monat nach dem „Piks“ nicht,die ersten acht Wochen 1 von 246, wie amtliche Zahlen des britischen Office for National Statistics (ONS) belegen. Den größten Anstieg an Todesfällen seit hundert Jahren verzeichnete 2022 Neuseeland – im Jahr nach Beginn der Corona-„Impf“kampagne. In der 33-jährigen Geschichte von VAERS, dem US-amerikanischen Register von unerwünschten Impfnebenwirkungen, gehen 72 % aller berichteten Todesfälle auf das Konto der Covid-19-Vakzine. Corona-Solution, ein Verbund von Initiativen für Ärzte und Wissenschaft, geht von einer verheerendenÜbersterblichkeit von etwa 1,04 Millionen Personen in der EU seit Beginn der Impfkampagne aus. (3) Deren weltweite Folgen schätzt der Diplom-Ingenieur und Statiker Volker Fuchs (4), ausgehend von Zahlen der Datenbank OurWorldInData Excess Mortality, auf 20 Millionen Tote. Bereits bis Ende 2021 könnten es allein in Deutschland 60.000 gewesen sein. (Siehe KLARTEXT „Das Piks-Massaker“.) Von Corona-“Impfungen” (mit-)verursacht dürften 74 % aller Todesfälle gewesen sein, zu denen es unmittelbar nach einem „Piks“ kam. Darauf deutet eine systematische Überprüfung von 325 Autopsiefällen hin; innerhalb eines Tages wurde der missliebige Forschungsbericht von einem Preprint-Server entfernt. Wo bleiben Protest und Aufarbeitung? Weshalb gellt dann nicht längst ein ohrenbetäubender Aufschrei der Empörung um den ganzen Planeten? Was die gefährlichste und tödlichste „Impfung“ aller Zeiten anrichtete, wird vor der Bevölkerung weiterhin erfolgreich verschleiert: von Ärzten, die den Angehörigen von Betroffenen und sich selbst nicht eingestehen, was ihre üppig honorierten Spritzen angerichtet haben; von Politikern und Gesundheitsbehörden, die sich nicht zur Verantwortung ziehen lassen wollen; von Journalisten, die wiederkäuen, was ihnen gekaufte Experten, Nachrichtenagenturen, Medienhäuser und Faktenchecker vorsetzen. Fast jeder Bürger kennt inzwischen mindestens einen Verwandten, Bekannten, Freund, Kollegen oder Nachbarn, der sich kerngesund eine mRNA-Spritze setzen ließ – und kurz darauf unerwartet verstarb, an einem Herzinfarkt, einem Schlaganfall, einer Thrombose, einer Autoimmunreaktion, einem Turbokrebs; bei unter 65-jährigen Covid-Geimpften ist der „plötzliche Tod“ seit 2021 die Ablebensweise Nummer Eins. (5) Aber weil sich ein Großteil der Bevölkerung weiterhin weismachen lässt, der „Piks“ sei ebenso sicher wie wirksam, kommt bis heute kaum jemand auf die Idee, rätselhafte Todesfälle damit in Verbindung zu bringen. Und so taumelt die propagandistisch ruhiggestellte Menschheit im Schlafwandel-Modus der nächsten Pandemie entgegen. Gemanagt von der WHO, drohen dann Zwangsimpfungen, die womöglich erneut weder vor Infektionen noch vor Übertragungen noch vor Erkrankungen schützen, nicht vor dem Krankenhaus, der Intensivstation und dem Friedhof bewahren – aber mit nicht minder katastrophalen Nebenwirkungen verbunden sein könnten. (Harald Wiesendanger) Anmerkungen 1 Iatrogen: durch ärztliche Einwirkung entstanden. 2 Rancourt, D.G., Baudin, M., Mercier, J.: “Probable causal association between Australia’s new regime of high all-cause mortality and its COVID-19 vaccine rollout”, Correlation Research in the Public Interest, 20 December 2022, https://correlation-canada.org/report-probable-causal-association-between-australias-new regime-of-high-all-cause-mortality-and-its-covid-19-vaccine-rollout/ Rancourt, D.G., Baudin, M., Mercier, J.: “COVID-Period Mass Vaccination Campaign and Public Health Disaster in the USA: From age/state-resolved all cause mortality by time, age-resolved vaccine delivery by time, and socio-geo-economic data”, Research Gate (2 August 2022), http://dx.doi.org/10.13140/RG.2.2.12688.28164 und https://vixra.org/abs/2208.0023 Rancourt, D.G., Baudin, M., Mercier, J.: “Proof that Canada’s COVID-19 mortality statistics are incorrect”, Correlation Research in the Public Interest, 5 October 2022, https://correlation-canada.org/report-proof-that-canadas-covid-19-mortality statistics-are-incorrect/ Denis Rancourt: “Unveiling All-Cause Mortality: A Critical Analysis of the Pandemic Declaration and Vaccination Rollout ― Testimony of Denis Rancourt to the National Citizens Inquiry (Canada)”, Ottawa, 17 May 2023, https://rumble.com/v2ohtte-physicist-dr-denis-rancourt-presents-his-findings-on-all-cause-mortality-ot.html, Denis Rancourt: “Virtual Testimony follow up to the National Citizens Inquiry (Canada)”, 28 June 2023, https://rumble.com/v2wpyqu-national-citizens-inquiry-denis-rancourt-virtual-testimony.html, NCI website: https://nationalcitizensinquiry.ca/ Rancourt, D.G., Baudin, M., Hickey, J., Mercier, J.: “Age-stratified COVID-19 vaccine-dose fatality rate for Israel and Australia”, Correlation Research in the Public Interest, 9 February 2023, https://correlation-canada.org/report-age-stratified-covid-19-vaccine-dose-fatality-rate-for-israel-and-australia 3 https://www.corona-solution.com/de/fragen-und-antworten/konferenz-03-maerz-2023/ 4 https://www.dzg.one/Die-ungewoehnlichen-praezisen-statistischen-Untersuchungen-des-Volker-Fuchs, https://www.mwgfd.org/zahlen-fakten-analysen/ 5 https://stevekirsch.substack.com/p/now-everyone-can-easily-prove-the Titelfoto Friedhof: Gisela Fotografie/Pixabay
- „Oh mein Gott, es funktioniert!“ - Heilt Coimbra wirklich MS?
Ist Multiple Sklerose endlich heilbar? Das „Coimbra-Protokoll“ eines brasilianischen Neurologen setzt dazu auf hochdosiertes Vitamin D. Ein 57-jähriger MS-Patient, der sich darauf einließ, wurde nahezu sämtliche Symptome los – seither hat er es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Mitbetroffenen die frohe Botschaft zu verkünden. Ist er zu blauäugig? Dass er nicht wirklich gesund war, ahnte John Ottwell seit langem. Der 57-jährige Antiquitätenhändler ermüdete rasch. Sich zu konzentrieren, fiel ihm zunehmend schwerer. In Gliedmaßen kribbelte es seltsam. Sein linkes Bein fühlte sich zeitweilig taub und wie gelähmt an. Manchmal sah er doppelt oder verschwommen, wie durch einen Nebel. Was tatsächlich los war mit ihm, stellte sich erst im Jahr 2014 heraus, nachdem er mit Symptomen, die einem Schlaganfall ähnelten, in eine Notaufnahme in St. Louis, Missouri getaumelt war. Ein MRT zeigte Entzündungsherde in Gehirn, Rückenmark und Sehnerven. Eindeutig wiesen sie auf Multiple Sklerose hin: jene Autoimmunerkrankung, welche die Markscheiden angreift, die äußere Schicht der Nervenfasern im Zentralen Nervensystem. Anderthalb Jahre nach dieser Diagnose saß John Ottwell im Rollstuhl, obwohl er sich ein gängiges MS-Medikament, Copaxone, dreimal pro Woche in den Magen spritzen ließ. „Dessen Nebenwirkungen fühlten sich so an, als würde ich ständig gegen eine schwere Grippe kämpfen“, sagt er. Auch Elektrische Muskelstimulation (EMS) und die „Steinzeit-Diät“ der Ärztin Terry Wahls, die sich nach dem Paläo-Prinzip selber von fortgeschrittener MS geheilt haben will, brachten Ottwell nichts, ebensowenig wie sonstige Rezepte zur Ernährungsumstellung. Mit Medikamenten lasse sich ein Fortschreiten von Multipler Sklerose zwar leider nicht stoppen oder gar umkehren, zumindest aber um 40 Prozent verlangsamen, so hatten ihm Ärzte versichert. Doch davon konnte keine Rede sein: „Ich spürte, wie die Krankheit zügig meinen Körper zerstörte. Und ich erkannte, dass ich nichts dagegen tun konnte.“ Immer häufiger traten unwillkürliche Bewegungen auf. Er stotterte ständig, hustete, würgte, zuckte und krampfte. Besonders schlimm war für ihn der Verlust von Erinnerungen, weil er früher auf sein hervorragendes Gedächtnis außerordentlich stolz gewesen war. „Mein Verstand war so schlecht, mein Gehirn arbeitete langsam. Ich legte meine Kreditkarte auf meinen Schoß, schaute mir vier Zahlen an, nahm das Telefon, um sie einzugeben, konnte mir aber nur zwei von vier Zahlen merken." Von seinen MS-Symptomen fühlte sich John Ottwell mehr als bloß eingeschränkt. Sie beraubten ihn seiner Würde – wenn er zum Beispiel unwillkürlich urinierte, seinen Darm entleerte oder seine Kopfhaut so heftig kratzte, dass ihm Blut übers Gesicht rann. Immerhin sei MS „kein Todesurteil“, dafür müsse er dankbar sein, so hörte Ottwell. Solchen Trost empfand er eher als Hohn: Sollte er glücklich sein, nicht sofort daran zu sterben, sondern sich noch weitere Jahre damit zu quälen? „MS ist ein Leidensurteil“, sagt er. „Du kannst zehn Jahre lang bewegungsunfähig in einem Pflegeheim liegen. Es ist eine schreckliche Krankheit, die dich nach und nach deiner körperlichen und geistigen Fähigkeiten beraubt - eine langsame Tortur." Er hatte nichts mehr zu verlieren. Verzweifelt recherchierte er im Internet nach einem Ausweg, den ihm die Schulmedizin nicht mehr bieten konnte. Dabei wurde er auf Vitamin D aufmerksam: ein Hormon, das unser Körper in der Haut produziert, wenn sie dem Sonnenlicht ausgesetzt ist; in geringeren Mengen ist es auch in der Nahrung enthalten. Ottwell lernte, dass ein höherer Vitamin-D-Spiegel das Risiko senkt, an Multipler Sklerose zu erkranken; dass es dazu beiträgt, Krankheitsschübe einzudämmen; und dass es sogar die Symptome in Remission bringen kann. Schließlich stieß Ottwell auf das Coimbra-Protokoll: einen Therapieansatz, der auf hohe Dosen Vitamin D über einen längeren Zeitraum setzt. „Oh mein Gott, es funktioniert!“ Im April 2017 begann Ottwell, dieses Protokoll umzusetzen. Und "innerhalb von 41 Tagen wollte ich nach draußen gehen und schreien: 'Es funktioniert. Es funktioniert. Oh mein Gott, es funktioniert!“ Sechs Jahre später sind fast alle seine MS-Symptome verschwunden. "Wenn etwas zurückkehrt, was verloren schien, so ist das ein Sieg", sagt er. "Verschiedene Fähigkeiten kamen erst über Monate und Jahre zurück. Aber innerhalb von zweieinhalb Jahren war alles wieder da, außer meiner Fähigkeit zu gehen. Mein linkes Bein ist weiterhin gelähmt. Fünfzehn Jahre Fehldiagnosen können einem das antun." „Als ich gesund wurde, wusste ich, dass ich meine Berufung gefunden hatte: die Pharmaindustrie in ihren Grundfesten erschüttern – und Mitbetroffene über Coimbra aufklären.“ Dazu richtete Ottwell einen YouTube-Kanal („MS, there is hope!“) ein und gründete eine Facebook-Gruppe. Hier will er Interviews mit Ärzten veröffentlichen, die das Protokoll zur Behandlung ihrer MS-Patienten einsetzen, sowie mit Menschen, deren Symptome sich dank Coimbra geradezu dramatisch zurückbildeten. So ließ er beispielsweise einen jungen Mann zu Wort kommen, der wieder Klavier spielte, nachdem er nicht mehr in der Lage gewesen war, seinen Kopf zu heben. Er stellte eine Frau vor, die an ihrem 40. Geburtstag erblindet aufgewacht war; jetzt ging sie wieder arbeiten, lief täglich mehr als sechs Kilometer - und legte ein MRT ihres Gehirns vor, das keinerlei Anzeichen der Krankheit mehr aufwies. Ottwells stetig wachsende Fallsammlung belegt: Je früher man mit Coimbra beginnt, desto besser stehen die Aussichten, vollständig zu genesen. Bisher findet Ottwells frohe Botschaft allerdings enttäuschend wenig Resonanz. Auf Facebook „folgten“ ihm bis Juli 2023 kaum mehr als 700 Interessenten, seine Gruppe dort umfasst 312 Mitglieder; sein YouTube-Kanal bringt es gerade mal auf 426 Abonnenten. Entmutigt ihn das? Nicht im geringsten. Anfangs, so erklärt er, habe er blauäugig gedacht: „Alle werden auf mich hören.“ Aber sogar Leidensgenossen verspotteten ihn: Er sei unglaubwürdig, weil er ja kein Arzt ist. "Nein, ich trage keinen weißen Kittel, auf dem Dr. Ottwell steht", sagt er. "Ein Grund, warum das Coimbra-Protokoll sich durchsetzen wird, ist, dass Big Pharma uns mit Medikamenten vollpumpt” – woran die Branche 21 Milliarden Euro pro Jahr verdient – “und es uns trotzdem nicht besser geht. Meine Aufgabe ist es, diesem Unwesen entgegenzutreten." (1) Viele skeptische Patienten verlangen wissenschaftliche Studien von ihm. Er kann keine vorlegen, bloß eine Fülle von bewegenden Fallberichten. Aber „wenn du im Rollstuhl sitzt, sind dir die Studien doch völlig egal", sagt Ottwell. "Du willst einfach nur gesund werden." Dabei gäbe es vorzeigbare Forschungsergebnisse durchaus – bloß kennt sie kaum jemand, weder MS-Kranke noch ihre mit pharmageschärftem Tunnelblick ausgestatteten Fachärzte. Bereits 2009, auf der Jahrestagung der American Academy of Neurology, sorgte eine Studie für Aufsehen, der zufolge hohe Dosen von Vitamin D die Schubrate bei MS-Patienten drastisch senken. Die Patienten in der Gruppe mit den hohen Dosen - zwischen 14.000 und 40.000 internationalen Einheiten (IE) täglich, umgerechnet drei bis acht Tropfen - hatten geringere Rückfallraten und ihre T-Zellen-Aktivität (2) ging deutlich zurück, verglichen mit der Gruppe, die niedrigere Dosen einnahm. (3) Ein Jahr darauf wies eine weitere Studie nach, dass sehr hohe Vitamin D-Gaben MS.Schübe um knapp 60 % verringern, verglichen mit einer Placebogruppe. (4) Woher stammt das Coimbra-Protokoll? Wie sich Vitamin D auf das menschliche Immunsystem auswirkt, beschäftigt den brasilianischen Neurologen Dr. Cicero Coimbra seit langem. „Es ist der wichtigste Regulator für die Aktivität des Immunsystems“, so erläutert der Professor an der Universität von São Paulo. „Mangelt es daran, so kann unser Körper tausende biologische Funktionen in den Zellen des Immunsystems nicht regulieren, d. h. stimulieren oder reduzieren.“ Schon ab 2001 setzte Coimbra Vitamin D bei Parkinson-Erkrankten hochdosiert ein, mit 10.000 internationalen Einheiten (IE) pro Tag. Der Multiplen Sklerose wandte sich Coimbra zu, weil sie die mit Abstand häufigste neurologische Erkrankung ist. Weltweit sollen fast drei Millionen Menschen betroffen sein, rund 250.000 allein in Deutschland. Coimbras Behandlungsprotokoll für MS sieht eine Dosis von von 40.000 bis 300.000 IE pro Tag vor, mit regelmäßigen Labortests, ärztlich überwachter Pflege, einer kalziumarmen Diät ohne jegliche Milchprodukte, einer Trinkmenge von mindestens 2,5 Litern pro Tag und unterstützenden Nahrungsergänzungsmitteln, die je nach Patient variieren. Dazu zählen Magnesium, Vitamin B2 und B12, Omega-3, das Spurenelement Chrompicolinat, Selen, die Ammoniumverbindung Cholin und Coenzym Q10. Auf seiner Website erklärt Coimbra: "Als wir mit Vitamin D anfingen und herausfanden, wie wirksam es ist, da trafen wir eine Entscheidung fürs Leben. Wir ließen die akademische Welt hinter uns - diese Sache mit den Medikamenten hier, den Medikamenten dort, den Markteinführungen von Medikamenten, den Tests neuer Medikamente und den angeblich zufriedenstellenden Ergebnissen. Wir legten das alles beiseite und dachten nur daran, was im Interesse des Patienten ist, der sich in diesem Moment in unserer Praxis befindet. (…) Das war sehr befriedigend." Ein Cochrane-Review über zwölf randomisierte kleinere Studien bis Herbst 2017, mit insgesamt 933 MS-Patienten fand „keine Evidenz“. (5) Seither brachten sieben weitere Studien enttäuschende bis widersprüchliche Ergebnisse. Allerdings war Prof. Coimbra an keiner davon beteiligt – er hätte sie wohl allesamt für mangelhaft befunden. Dass kontrollierte Studien überhaupt seinem Behandlungsprotokoll gerecht werden können, bezweifelt er (6): Schließlich sieht es für jeden Patient eine höchst individuelle Dosierung vor – nicht nur von Vitamin D, sondern auch von einer Vielzahl weiterer, aufeinander abgestimmter Supplemente. Zu den ersten deutschen Ärzten, die das Coimbra-Protokoll anwandten, zählt der Neurologe und Ernährungsmediziner Dr. Dirk Lemke aus dem hessischen Bensheim. Bei den ersten hundert MS-Kranken, die er damit behandelte, ermittelte er in einem einjährigen Beobachtungszeitraum hocherfreuliche, geradezu spektakuläre Ansprechraten, wie er im Herbst 2019 auf dem Kongress der Gesellschaft für evolutionäre Medizin und Gesundheit (EMG) referierte. (7) Bei allen hundert hatte Lemke eine Vielzahl von funktionellen Parametern erhoben, beispielsweise: Wie oft kann ein Betroffener den Oberschenkel auf 90 Grad anheben, wie oft im Sitzen das Knie strecken, wie oft und wie hoch den Fuß heben? Zieht er beim Treppensteigen ein Bein nach, oder schafft er es, die Stufen alternierenden Schritts zu nehmen? Welche Gehstrecke schafft er mit und ohne Stöcke? Wie viele Minuten kann er ohne Pause gehen? Wie steht es mit seinem Schwindel, seiner Spastik, Bewegungskoordination, Sensibilität? Daraus ermittelte der Arzt einen „Gesamtstatus“: Alles in allem schritt bei keinem einzigen Patienten die Erkrankung fort; fünf Prozent bestätigten einen teilweisen Stillstand, 95 Prozent sogar einen vollständigen. Dem entsprachen 50- bis 100%-ige Verbesserungen bei den einzelnen Parametern. Welcher konventionelle MS-Therapeut kann mit einer solchen Erfolgsbilanz auch nur annähernd mithalten? Hoffnung auch bei anderen Autoimmunkrankheiten Ebenso wirksam wie bei MS scheint das Coimbra-Protokoll die Symptome anderer fortschreitender Autoimmunkrankheiten zu lindern oder gar zu beseitigen – in 95 % aller Fälle, wie der Neurologe versichert. Im Jahr 2013 hatte er eine Studie über die Wirkung einer längeren hochdosierten Vitamin-D-Supplementierung bei neun Psoriasis- und 19 Vitiligo-Patienten durchgeführt. Sechs Monate lang erhielten sie täglich 35.000 IE, zusammen mit einer kalziumarmen Ernährung und hoher Flüssigkeitszufuhr. Der Zustand der Patienten verbesserte sich währenddessen deutlich, ohne dass es zu negativen Nebenwirkungen kam. (8) Auf der Coimbra-Website finden sich ebenfalls Hinweise darauf, wie positiv sich rheumatoider Arthritis, Lupus, Schuppenflechte und Morbus Crohn mit hochdosiertem Vitamin D beeinflussen lassen. Von den 5200 Patienten, die Coimbra bis 2016 behandelte, soll es bei sage und schreibe 95 % zu einer Totalremission gekommen sein. Mit solchen Erkenntnissen steht Prof. Coimbra nicht allein. Bereits im Jahr 2011 hatte eine Studie des Ohio State University Medical Center an 209 Patienten mit systemischem Lupus erythematodes festgestellt: Den meisten Teilnehmern mangelte es an Vitamin D. Je mehr davon im Blut war, desto weniger ausgeprägt waren die Lupus-Symptome. (9) Warum hilft ausgerechnet Vitamin D so effektiv bei Autoimmunerkrankungen? Prof. Coimbra sieht in ihm „den größten Regulator des Immunsystems“ - er „modifiziert die Funktion von Tausenden von Genen in jeder Zelle des Immunsystems. Es ist eine Substanz, zu der es keine vergleichbare Zweite gibt.“ Zum Vergleich: „Stellen Sie sich ein Hochhaus mit vielen Zimmern vor. Stellen Sie sich vor, dass Tausende von Türen in diesem Wolkenkratzer nur von einem einzigen Schlüssel geöffnet oder verschlossen werden können. Sie können diesen Wolkenkratzer mit jeder Zelle des Immunsystems zu vergleichen, und den Schlüssel mit Vitamin D. Ein Mangel an dieser einen Substanz resultiert in einer Katastrophe für das Immunsystem!“ Was genau macht Vitamin D im Immunsystem? Laut Prof. Coimbra „moduliert es dessen Aktivität im Allgemeinen. Und wir wissen, dass Vitamin D speziell die Art der immunologischen Reaktion unterdrückt, die Autoimmunerkrankungen hervorruft. Sie wird als „Th17-Reaktion“ bezeichnet. Praktisch alle Autoimmunerkrankungen sind durch eine solche abnormale Reaktion verursacht. Vitamin D ist, soviel ich weiß, die einzige Substanz, die in der Lage ist, selektiv diese spezielle Antwort zu hemmen, ohne dabei auch die anderen Reaktionen des Immunsystems zu beeinträchtigen.“ (10) Wer bietet das Coimbra-Protokoll an? Weltweit sollen schon mehr als 100.000 MS-Patienten nach dem Coimbra-Protokoll behandelt worden sein. Wie eine Karte auf CoimbraProtocol.com zeigt, folgen bereits weit über hundert Ärzte diesem Therapieansatz: nahezu 60 in Europa – 13 in Deutschland, 4 in Österreich, 2 in der Schweiz -, knapp 80 in Südamerika, rund 10 in Nordamerika. (11) Dass es nicht mehr sind, frustriert Ottwell. Aber ihre Zahl wird rasch zunehmen, da ist er zuversichtlich: "Wir wissen, dass Vitamin D Menschen heilt. Es absichtlich vorzuenthalten, wäre ein Kunstfehler", sagt er. "Ich habe MRTs gesehen, die wahre Wunder bewirken.“ Die Wahrheit werde sich herumsprechen und durchsetzen, früher oder später. Unter den Ärzten im „Auswege“-Therapeutennetzwerk hält auch der namhafte Ganzheitsmediziner Dr. Thomas Heintze Vitamin D für ein wichtiges Element eines effektiven, nachhaltigen MS-Therapiekonzepts. In seiner Praxis wird „Vitamin D nach Messung des aktuellen Spiegels individuell dosiert. (…) Nach aktuellen Studien verringert jeder Anstieg von Vitamin D um 20 ng/dl die (MS-)Schubrate um 50-70%, bis zu einem Spiegel von etwa 60 ng/dl. Deswegen empfehlen wir die Substitution von Vitamin D, bis ein Idealwert im oberen empfohlenen Bereich von 60-80 ng/dl erreicht ist.“ Zusätzlich verordnet Dr. Heintze Vitamin C und Vitamin E, Coenzym Q10, Alpha-Liponsäure, Zink, Calcium-EAP - EAP stabilisiert die Zellmembran, schützt die Myelinscheiden der Nervenzellen und ist bei etwa zwei Drittel der Patienten erfolgreich.“ Vorsichtshalber Je weiter entfernt vom Äquator Menschen leben, desto schwerer fällt es ihrem Körper, dank Sonneneinstrahlung ausreichend Vitamin D selbst zu bilden. Allein über die Nahrung lässt sich ein Defizit aber schwerlich ausgleichen. Täglich 800 IE aufzunehmen, erachtet die Deutsche Gesellschaft für Ernährung als ausreichend; doch selbst so wenig allein aus Nahrungsmitteln zu beziehen, erfordert einen geradezu masochistisch konstruierten Speiseplan. Denn dazu müsste man 400 Gramm Makrele, vier Kilo Schweineschnitzel, 20 Hühnereier, 20 Liter Milch oder 600 Gramm Avocado verzehren. Einfacher wäre es mit reichlich fettem Fisch, Brie-Käse und Shiitake-Pilze, doch die sind nicht jedermanns Sache. Um die empfohlenen Einheiten zu erreichen, bieten sich Nahrungsergänzungsmittel und andere Präparate an. Aber wie viel ist noch unbedenklich, wie viel zuviel? „Eine physiologische, sichere Dosis von Vitamin D“, so stellt Prof. Coimbra klar, „liegt bei etwa 10.000 IE/Tag“, was zwei Tropfen bzw. 0,25 Milligramm entspricht. „Das ist die Menge, die unser Körper selbst produziert, wenn er 20 bis 30 Minuten in die Mittagssonne geht. Bei dieser Tagesdosis sind keine Vorsichtsmaßnahmen oder medizinische Überwachung erforderlich.“ Aber darf es auch weitaus mehr sein? Ist zuviel Vitamin D auf die Dauer denn nicht hochgefährlich? Gesundheitsbehörden und industrienahe Mediziner schüren Panik – groteskerweise, denn das Risiko, an den Nebenwirkungen eines Medikaments zu sterben, ist 62.000 Mal höher als bei Nahrungsergänzungsmitteln. Viele Wissenschaftler und erfahrene Ärzte geben längst Entwarnung: Inzwischen hat sich gezeigt, dass auch höhere Dosen Vitamin D sicher verabreicht werden können und sich positiv auswirken. Erst dann entfaltet sich sein gesamtes therapeutisches Potential. Im übrigen belegen neuere Untersuchungen, dass noch viel höhere Vitamin D-Gaben bis zu 60.000 I.E./Tag bei begleitender regelmäßiger Laborkontrolle des Kalzium- und Parathormonspiegels weder eine Hyperkalzämie noch anderweitige negative Effekte auslösten. (12) „Die“ ideale Dosis Vitamin D gibt es freilich nicht, so betont Coimbra. „Der angemessene Vitamin-D-Spiegel ist individuell.“ Beispielsweise kommt es auf das Körpergewicht an. Wird Vitamin D im Fettgewebe eingebunden, ist es nicht mehr verfügbar. Je höher der Body-Mass-Index (BMI), desto mehr Vitamin D sollte eingenommen werden. (13) Auch deshalb sollte kein Betroffener Alleingänge wagen, sondern unbedingt unter ärztlicher Aufsicht und Anleitung bleiben, begleitet von engmaschiger labortechnischer Kontrolle. Körperliche Besonderheiten, bestehende Grunderkrankungen und bereits laufende Therapien, eingenommene Arznei- und Nährungsergänzungsmittel müssen unbedingt berücksichtigt werden. „Jeder Fall ist einzigartig“, betont John Ottwell. Er nimmt viermal täglich eine Tablette mit der für ihn ermittelten optimalen Dosierung von Vitamin D sowie weitere auf ihn persönlich abgestimmte Supplemente. Täglich trinkt er zweieinhalb Liter Wasser, denn eine der Nebenwirkungen von hochdosiertem Vitamin D ist ein erhöhter Kalziumspiegel, der Osteoporose oder Nierensteine verursachen kann. Vierteljährlich lässt er sich Blut für Labortests abnehmen. Auf Risiken angesprochen, stellt Prof. Coimbra selbst klar: „Mögliche Nebenwirkungen der Einnahme hoher Dosen von Vitamin D über einen längeren Zeitraum sind ein Überschuss an Kalzium im Blut (Hyperkalzämie) oder im Urin (Hyperkalziurie) und ein Verlust an Knochenmasse. Ein Kalziumüberschuss lässt sich leicht durch eine Ernährung ohne Milchprodukte und kalziumhaltige Lebensmittel sowie durch regelmäßige Labortests vermeiden, die sicherstellen, dass der Kalziumspiegel unter Kontrolle bleibt. Um den Verlust von Knochenmasse zu vermeiden, werden die Patienten im Rahmen des Protokolls angewiesen, täglich aerobe Übungen zu machen, wie z. B. 30 Minuten schnelles Gehen. Diejenigen, die keine Aerobic-Übungen machen können, brauchen mit der Zeit möglicherweise Medikamente wie Bisphosphonate, um Osteoporose zu verhindern.“ Rare Gruselgeschichten, in denen reichlich Vitamin D irgendwann zu medizinischen Notfällen führte, kreisen fast immer um Patienten, die sich auf eigene Faust oder unzulänglich überwacht Überdosen über einen längeren Zeitraum verabreichten: etwa jener im Fachmagazin Swiss Medical Forum präsentierte 39-jährige MS-Kranke, der mit schwerer Hyperkalzämie und Niereninsuffizienz in eine Klinik eingewiesen werden musste, nachdem er mehrere Monate lang 100.000 Einheiten pro Tag geschluckt hatte. (14) Nebenwirkungen, auch bedrohliche, können beim Coimbra-Protokoll durchaus ab und zu vorkommen, sollten aber in Relation dazu gesetzt werden, was Pharmaprodukte in MS-Patienten anzurichten pflegen. (15) Zu den berüchtigten Begleiterscheinungen von Avonex-Injektionen zählen schwere Depressionen, Krampfanfälle, Leberschäden, allergische Reaktionen und Herzversagen. Natalizumab und Aletuzumab erhöhen das Risiko für eine Gehirnentzündung. Andere gehypte Hoffnungsträger rufen häufig hervor: Nesselsucht (Urtikaria), Gelenk- und Muskelschmerzen, verlangsamten oder rasenden Herzschlag, Ekzeme, Herpes, Entzündung der Magenschleimhaut, Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse, verminderte Anzahl weißer Blutkörperchen und Lymphozyten. Gelegentlich, aber bestimmt häufiger als unerwünschte Coimbra-Nebenwirkungen, kommen bei gängigen MS-Arzneien vor: Makulaödeme, Polyneuropathien, ja sogar „anaphylaktische“, d.h. plötzliche, schwere, lebensbedrohliche allergische Reaktionen. Und worauf darf ein MS-Kranker hoffen, wenn er im unerschütterlichen Vertrauen auf die Schulmedizin solche Risiken und Torturen tapfer auf sich nimmt? Anders als beim „Coimbra-Protokoll“ fallen seine Schübe bestenfalls seltener, kürzer, milder aus, die Verschlechterung verliert an Tempo - doch weiterhin ist kein Pharma-Produkt imstande, ein Fortschreiten völlig zu verhindern oder gar umzukehren. Im übrigen hatten die muskulären Symptome jenes 39-jährigen Coimbra-Geschädigten nach eigenen Angaben immerhin deutlich nachgelassen; er könne besser gehen und ein regelmäßiges Fitnesstraining durchführen, so versicherte er. Längst ist John Ottwell nicht mehr der einzige MS-Betroffene, der öffentlich bezeugt, wie viel er Prof. Coimbras Ansatz verdankt. Dutzende eindrucksvolle Erfahrungsberichte und Danksagungen finden sich hier und hier. Über ihre achtjährigen Erfahrungen mit dieser Behandlungsweise berichtet Ana Claudia Domene in ihrem Buch „Multiple Sklerose und (viel) Vitamin D“ (16): „Jahr für Jahr bestätigen die bildgebenden Untersuchungen, dass ich die bestmögliche Entscheidung getroffen habe. Viele Läsionen sind einfach verschwunden; andere sind zwar immer noch da, wie Narben, aber es gab kein Fortschreiten der Krankheit. Überhaupt kein Fortschreiten! Diese Tatsache allein ist schon ein Grund zum Feiern. Meine tiefste Dankbarkeit gilt diesem Arzt, der sein Leben seinen Patienten gewidmet hat." Untrügliches Indiz dafür, wie segensreich das „Coimbra-Protokoll“ wirkt: Die industrienahe Wikipedia widmet ihm keine einzige Zeile. „Mit hohen Kosten verbunden“? Geradezu lächerlich mutet der Vorwurf an, das „Coimbra-Protokoll“ gebe es ja keineswegs umsonst. „Die ganze Prozedur ist mit hohen Kosten verbunden, die vom Patienten selbst getragen werden müssen“, bemängelt allen Ernstes der Neurologe Prof. Mathias Mäurer, Chefarzt im Klinikum Würzburg-Mitte. „Nach Internet-Recherche zahlt man im ersten Jahr 400 bis 1.000 Euro für die Laboruntersuchungen und die Behandlungsstunden bei sogenannten ‚zertifizierten‘ Ärzten; danach kann man mit Behandlungskosten zwischen 100 und 300 Euro/Jahr rechnen, die Aufwendungen für das Vitamin D selbst variieren zwischen 20 und 200 Euro pro Monat.“ Was der Professor unerwähnt lässt: Die Durchschnittskosten pro konventionell behandeltem MS-Patient belaufen sich auf 28.000 bis 63.000 Euro pro Jahr, je nach Schwere der Erkrankung. Eine Packung „Gilenya“ von Novartis, mit 98 Kapseln für drei Monate, ist nur für über 6300 Euro zu haben; für die Jahresdosis „Ocrevus“ von Roche sind 33.000 Euro zu berappen; für eine einzige 10-Milligramm-Tablette Mavenclad von Merck waren schon im Jahr 2017 sage und schreibe 2663 Euro aufzubringen. Hinzu kommen indirekte Kosten durch Pflege und Erwerbsminderungsrente. Einer Gesundheitswirtschaft, der es umso besser geht, je schlechter es uns geht, eröffnen langwierige, quälend langsam fortschreitende Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose eine wahre Goldgrube. Genesene wie Tote hingegen sind unprofitabel. Lieber nicht eingleisig fahren Zumindest in Dr. Heintzes Praxis eröffnet Orthomolekulare Medizin – nicht nur mit Vitamin D, wie erwähnt – keineswegs den Königsweg bei der MS-Behandlung. Sie bietet eines von mehreren bewährten Werkzeugen, die je nach Patient mehr oder minder aussichtsreich sind. Der weise Pragmatiker wählt und kombiniert sie undogmatisch. So setzt Heintze bei Multipler Sklerose von Fall zu Fall unter anderem auch auf Akupunktur, Homöpathie, Eigenbluttherapie, Phytotherapie, Bewegungstherapie, Neuraltherapie. Was Ottwell gesund machte, muss nicht jeden erlösen, der seine Diagnose teilt. Wer kann schon von vornherein ausschließen, dass er zu jenen fünf Prozent gehört, bei denen selbst Prof. Coimbra höchstpersönlich scheitert? Nirgendwo in der Medizin sind Allheilmittel für jedermann zu haben. Auch beim Gesundwerden führen viele Wege nach Rom (17) – und kaum weniger ins Nirgendwo, sofern man nicht frühzeitig kehrtmacht, um sich neu zu orientieren. Bei MS, wie überhaupt in der Heilkunde, ist sturer Methodenfetischismus öfter verhängnisvoll als zielführend. (Harald Wiesendanger) Anmerkungen 1 Zit. nach Epoch Times, “A Simple Protocol Is Stopping the Progression of MS”, 27.8.2022, https://www.theepochtimes.com/health/a-simple-protocol-is-stopping-the-progression-of-ms_4676266.html?utm_source=brightnoe&src_src=brightnoe&utm_campaign=bright-2023-04-05&src_cmp=bright-2023-04-05&utm_medium=email&est=mG5ZhG50rVeSG9MHo9L9PNSY5Es7Iz4hhKLnAyVkE1LdmR146J%2FqJCKMH3FvZM96FUa9Whs%3D 2 Bestimmte T-Zellen des Immunsystems beeinträchtigen die myelinbildenden Zellen. Darüber hinaus richten sie„Kollateralschäden“ bei Nervenzellen oder deren Fortsätzen an. Siehe https://www.uni-wuerzburg.de/aktuelles/pressemitteilungen/single/news/multiple-s-1/ und die dort genannten Quellen. 3 Jodie Burton: “Is Vitamin D a Ray of Hope for Patients With MS?” Neurology Reviews 7;17.7 (2009), S. 1-16, https://www.mdedge.com/neurology/article/72716/multiple-sclerosis/vitamin-d-ray-hope-patients-ms 4 Jodie Burton u.a.: „A phase I/II dose-escalation trial of vitamin d3 and calcium in multiple sclerosis“, Neurology 74 (23), Jun. 2010, S. 1852-1859, doi: 10.1212/WNL.0b013e3181e1cec2. Epub 2010 Apr 28, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20427749/ 5 Jagannath, V.A. et al.: Vitamin D for the management of multiple sclerosis. Cochrane Database of Systematic Reviews, Stand Okt. 2017; https://a-turl.de/9trm 6 D. Rotter: „Vitamin D – Heilmittel für MS und Autoimmunerkrankungen? Interview mit Dr. Coimbra über hochdosiertes Vitamin D für Multiple Sklerose und andere Autoimmunerkrankungen“, ohne Datum; https://www.vitamind.net/interviews/coimbra-ms-autoimmun/ 7 https://www.youtube.com/watch?v=4orV6qtc_6s, https://www.youtube.com/watch?v=3zXpKT0APwg&t=5s (ib. ab 24:30 und 28:20) 8 Danilo C. Finamor: „Coimbra. A pilot study assessing the effect of prolonged administration of high daily doses of vitamin D on the clinical course of vitiligo and psoriasis.” Dermato-Endocrinology 5 (1) 2013), S. 222–234. 9 C.C. Mok/Brad H. Rovin u.a.: „Vitamin D Deficiency As Marker for Disease Activity and Damage in Systemic Lupus Erythematosus“, Lupus 21(1) 2012, S. 36-42, doi: 10.1177/0961203311422094. Epub 2011 Oct 12, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21993384/ 10 Siehe https://www.vitamind.net/interviews/coimbra-ms-autoimmun/. In diesem Interview erläutert Prof. Coimbra medizinische Einzelheiten. 11 Stand: Ende Juli 2023. 12 P. McCullough/J. Amend: „Results of daily oral dosing with up to 60,000 international units (iu) of vitamin d3 for 2 to 6 years in 3 adult males“, The Journal of Steroid Biochemistry and Molecular Biology 173, Oktober 2017, S. 308-312, doi: 10.1016/j.jsbmb.2016.12.009. Epub 2016 Dec 21, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28012936/ 13 https://www.youtube.com/watch?v=U93z9MleSkk, Min. 27:30 14 https://medicalforum.ch/de/detail/doi/smf.2020.08365; weiterer Fall: A. Frei u.a., Swiss Medical Forum 2018; 18: 885-8; s. auch https://www.arznei-telegramm.de/html/2023_04/2304030_01.html, https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/hoch-dosiertes-vitamin-d-gefaehrdet-nicht-nur-ms-patienten 15 Siehe z.B. https://www.jphres.org/de/ratgeber/medikamente-multipler-sklerose-hilfe/ 16 Ana Claudia Domene: Multiple Sclerosis and (lots of) Vitamin D: My Eight-Year Treatment with The Coimbra Protocol for Autoimmune Diseases (2016), https://www.amazon.de/-/en/Ana-Claudia-Domene/dp/1519165315 17 Mehrere Beispiele https://www.stiftung-auswege.de/diagnosen/m/multiple-sklerose-ms.html aus der Online-Fallsammlung https://www.stiftung-auswege.de/veranstaltungen/diagnosen.html meiner Stiftung Auswege https://www.stiftung-auswege.de/ bestätigen dies. Titelbild: Engin_Akyurt/Pixabay Wichtig: Bitte beachten Sie den Abschnitt „Haftungsausschluss und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen“ auf der KLARTEXT-Unterseite „Impressum“, https://www.klartext-online.info/impressum
- Liebe heilt
Liebe versöhnt und verbindet, sie beseelt und beflügelt, sie inspiriert und erfüllt. Sie macht glücklich. Mehr noch: Sie kann heilen. Ihre ungeheure therapeutische Kraft nutzt eine spirituelle Medizin. Wie viel sie damit zustande bringen kann, belegen seit 2007 die Therapiecamps der Stiftung Auswege. Durch ständigen Missbrauch abgenutzt, kommen manche Ausdrücke derart phrasenhaft-hohl daher, dass man ihre Weiterverwendung am liebsten verbieten würde. Dergestalt haben sich Politiker am „Sozialen“ und „Liberalen“ vergangen, der Online-Allesvernetzer Facebook an „Freundschaft“, werbetreibende Lebensmittelhersteller am „Genuss“, die FIFA an „Ethik“, Faktenchecker an „Tatsache“, „Wahrheit“ und „Desinformation“ – und eine Koalition aus überschwänglich Verknallten, Songtextern der Popindustrie, Hollywoods Drehbuchschreibern und abgehobenen Esoterikern am Begriff der Liebe. Um so schwerer fällt es uns zu bekennen: Wir lieben die Menschen, die in die Therapiecamps unserer Stiftung Auswege kommen, einen wie den anderen – den äußerlich entstellten, geistig zurückgebliebenen, körperlich aufs Extremste eingeschränkten Behinderten ebenso wie den von Krämpfen geschüttelten Epileptiker und das hyperaktive, aggressive Kind; gestresste, hadernde, fordernde Eltern ebenso wie mürrische, uneinsichtige, verklemmte, selbstgerechte, verkopfte, undankbare erwachsene Patienten und distanzierte, argwöhnische, besserwisserische Angehörige. Genauso empfinden die allermeisten, die sich uns anvertrauen: Am Ende einer Therapiewoche schwärmen sie von einem Übermaß an Liebe, das sie bei uns erfahren haben. Begriff missbraucht? Benötigen beide Seiten, Helfer wie Hilfesuchende, dringend Nachhilfeunterricht in Semantik? Liebe ist die stärkste Zuneigung und Wertschätzung, die Menschen einander entgegenbringen können; geprägt wird sie von einer innigen, tiefen Verbundenheit, die ihren Nutzwert übersteigt. Schon in der Antike unterschieden Dichter und Philosophen drei Arten von Liebe. Im Sinne der ersten, Eros, geht es bei uns durchweg lieblos zu: Wir fühlen uns Teilnehmern gewiss nicht sinnlich-erotisch verbunden, durch leidenschaftliches Begehren. Wohl aber verbinden uns Philia - die freundschaftliche Form von Liebe, die auf gegenseitiger Anerkennung und Verständnis beruht – und Agape, der es selbstlos fördernd um das Wohl des Nächsten geht. Inwiefern? Wie alle psychischen Zustände, so ist auch Liebe mit bestimmten Gefühlen, Einstellungen und Ausdrucksformen verbunden. Und in jeder dieser Hinsichten passt der Begriff durchaus auf unsere innige Beziehung zu Campteilnehmern: Emotional verbinden uns mit ihnen Sympathie und Mitgefühl. Unsere Haltung ihnen gegenüber ist geprägt von bedingungsloser Wertschätzung, aufrichtigem Interesse, Anteilnahme und Fürsorge. Beides verbergen wir nicht, sondern bringen es im Campalltag bei jeder Gelegenheit zum Ausdruck - durch Äußerungen bei Heilsitzungen und Beratungsterminen, in Gruppenzusammenkünften und Gesprächen außerhalb des Tagesprogramms, ebenso durch nonverbale Signale in Mimik, Gestik, Körperhaltungen und Verhaltensweisen, die uns weder Überwindung kosten noch irgendeinem Kalkül folgen: Teilnehmer freundlich anzulächeln, zwischendurch ihre Hand zu halten, sie zu umarmen, fällt uns keineswegs schwer. „Kann Wunder bewirken“ Darin sehen wir weitaus mehr als bloß wellnessförderliches Beiwerk zur therapeutischen Arbeit – es gehört essentiell dazu. Denn wir sind fest davon überzeugt: Liebe heilt. Darin stimmen wir ganzheitlichen Ärzten, Therapeuten und Heilern zu, die diesen Aspekt nachdrücklich betont haben (1). Ein literarisches Manifest dieser Gesinnung ist die um 1990 erschienene Aufsatzsammlung Was ist heilen? (2). Ein amerikanisches Autorenduo, Richard Carlson und Benjamin Shield, ließ darin 28 berühmte Heiler, sympathisierende Ärzte und wissenschaftliche Experten in kurzen Essays Stellung nehmen. "Liebe ist der Heiler", fassen die Herausgeber einleitend den Grundtenor der meisten Beiträge zusammen. "Liebe wird als der kleinste gemeinsame Nenner betrachtet, der jeder erfolgreichen Heilung zugrunde liegt und alle wirkungsvollen Heilmethoden unterstützt. Ohne Liebe gibt es keine wirkliche Heilung." (3) "Es ist die Liebe, die heilt", lehrte eine der prominentesten Heilerinnen im Therapeuten-Netzwerk der Stiftung Auswege, die viel zu früh verstorbene Pamela Sommer-Dickson - "eine ganz starke, aber auch ganz fein schwingende Energie, die uns berühren kann, wenn wir bereit sind, unsere Herzen zu öffnen und uns selbst anzunehmen (...) Dann erleben wir, wie sie Wunder wirken kann." (4) Doch wie sollte Liebe eine heilsame Kraft entfalten können? Sie tut es auf beiden Seiten der therapeutischen Beziehung: Helfer, die lieben, sind besonders motiviert, ihr Bestes zu geben. Hilfesuchende, die sich geliebt fühlen, vertrauen, öffnen sich, kooperieren mehr. Offenkundig uneigennützige, rein ehrenamtliche Hilfe zu finden, ist für die meisten Campteilnehmer eine völlig neue Erfahrung, die ihr Vertrauen stärkt und sie kooperativer macht: „Wir waren umgeben von Engeln, die uns bestens versorgten, jeder war herzlich und hilfsbereit", schwärmt die Mutter eines schwerbehinderten Jungen. „Diese Atmosphäre war ansteckend. Hier hat keiner an Geld oder seinen eigenen Vorteil gedacht. Ich bin hier einem ganzen Haus voller guter Menschen begegnet. Ich nehme Mut, Hoffnung und Kraft mit." Der Mutter eines epileptischen Fünfjährigen „war es nicht möglich, mich in der abschließenden Runde zu bedanken, sonst hätte ich nur geweint. Euer aller selbstlose Art ist fast nicht zu verstehen. Danke, dass es euch gibt, und Danke dafür, was ihr für uns alle tut." Was viele Campteilnehmer verblüfft: Auch Ärzte bringen diesen besonderen Geist in den Campalltag ein. „Es fällt uns schwer, von der Apparatemedizin auf adäquate Menschlichkeit umzuschalten“, räumte der frühere Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Frank Ulrich Montgomery ein (5) – den Ärzten in unseren Camps gelingt dies mühelos, ohne Selbstüberwindung. „Echte Anteilnahme ist vielleicht wertvoller als jede rein medizinische Behandlung“, konstatiert der amerikanische Kardiologe Brian Olshansky. (6) Bei uns gibt es „Liebe statt Valium“, wie ein Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats unserer Stiftung, der frühere Berliner Ärztekammerpräsident Dr. Ellis Huber, eine vieldiskutierte Streitschrift betitelte. (7) Für den Geist, in dem wir uns ins Campgeschehen einbringen, haben Hilfesuchende feine Antennen, und dies erzeugt willkommene therapeutische Nebenwirkungen. „Das nenne ich Hingabe", sagte uns die Mutter eines fünfjährigen, von Neurodermitis geplagten Jungen. „Davon bin ich gerührt und tief berührt. Ich verneige mich vor euch." Psychologie plus Paraphysik Aber wie heilt Liebe? Zu psychologischen Faktoren tritt womöglich ein paraphysikalischer hinzu – eben jener, den Heiler meinen, wenn sie versichern, Gedanken seien „Schwingungen“ im „Feinstofflichen“, liebevolle Gedanken deren höchste. Nach über einem Jahrhundert parapsychologischer Forschung sind solche Spekulationen längst nicht mehr abwegig: Unzählige Tests und Experimente, darunter viele auf gehobenem naturwissenschaftlichem Niveau, deuten mittlerweile darauf hin, dass geistige Ereignisse, Vorgänge und Zustände messbare physische Veränderungen auslösen können: bei „verblindeten“ Versuchspersonen, bei Tieren und Pflanzen, bei Pilzen und Bakterien, bei Zellen und Zellbestandteilen, selbst in anorganischem Material. (8) Und in manchen Studien zeigte sich, dass liebevolle Intentionen einen besonderen Unterschied machen: Sie synchronisieren Hirnwellenmuster (9), sie beschleunigen das Wachstum von Pflanzen (10) – wie Hobbygärtner mit „grünem Daumen“ immer schon wussten -, und sie verändern die Struktur von Wasser (11), was insofern medizinisch hochbedeutsam ist, als der menschliche Körper zu zwei Drittel aus H2O besteht, das Gehirn zu 85 Prozent, das Blutplasma sogar bis zu 95 Prozent. Liebe heilt – auch deshalb ist heilsam, was in unseren Camps geschieht. (Harald Wiesendanger) Anmerkungen 1 Siehe H. Wiesendanger: Fernheilen, Band 1: Die Vielfalt der Methoden, Kap. „Die Liebenden – Fernheilen mit dem höchsten aller Gefühle“, S. 286 ff. 2 Original: Healers on Healing, hrsg. R. Carlson/B. Shield, Los Angeles o.J.; die deutsche Übersetzung erschien 1992 unter dem Titel Was ist heilen? Berühmte Heilerinnen und Heiler antworten. 3 a.a.O., S. 10 4 in H. Wiesendanger (Hrsg.): Geistiges Heilen für eine neue Zeit - Vom "Wunderheilen" zur ganzheitlichen Medizin, München 1999, S. 17-30, sowie in ders. (Hrsg.): Wie Jesus heilen. Geistiges Heilen: ein Akt christlicher Nächstenliebe, 4. überarb. Aufl., Schönbrunn 2008, S. 305-315. 5 Der Spiegel 6/2014, S. 35 6 zit. nach https://www.spiegel.de/politik/wundermittel-im-kopf-a-8f9507f3-0002-0001-0000-000052032649 7 Ellis Huber: Liebe statt Valium – Konzepte für eine neue Gesundheitsreform, Berlin 1993 8 Eindrückliche Forschungsergebnisse stelle ich vor in Fernheilen, Band 2: Fallbeispiele, Forschungen, Einwände, Erklärungen, Schönbrunn 2004, S. 115-210 sowie in Das Große Buch vom Geistigen Heilen – Möglichkeiten, Grenzen, Gefahren, Schönbrunn 2002, S. 259-304. 9 s. Fernheilen, Band 2, a.a.O., S. 179 f.. sowie Harald Wiesendanger: Die Jagd nach Psi – Über neue Phänomene an den Grenzen unseres Wissens, Freiburg i. Br. 1989, S. 243 ff. 10 Ende der siebziger Jahre berichtete eine führende Fachzeitschrift für Parapsychologie über ein Experiment, in dem ein Heiler mit zwei Gruppen von jeweils 19 Rettichen arbeitete; den einen widmete er einen Monat lang täglich 15-20 Minuten lang „liebevolle, fürsorgliche Gedanken“, die anderen ignorierte er. Beide Pflanzengruppen hatten hinsichtlich Licht, Wärme, Wässerung, Erde die gleichen physikalischen Bedingungen. Am Ende der Versuchsphase wiesen die „geistig“ behandelten Radieschen ein statistisch signifikant höheres Gewicht auf. Chris Nicholas: „The effects of loving attention on plant growth“, New England Journal of Parapsychology 1/1977, S. 19-24. 11 Der japanische Parawissenschaftler und Alternativmediziner Masaru Emoto – er starb 71-jährig im Oktober 2014 – lieferte aufsehenerregende Beiträge zum Phänomen des „Wassergedächtnisses“: Nach seiner Auffassung kann es die Einflüsse von Gedanken und Gefühlen speichern, wobei es seine Qualität ändert. Dazu veranlassten ihn Experimente, in denen er Wasserproben entweder positiven Botschaften wie „Danke“ und „Freude“ oder negativen Botschaften wie „Hass“ und „Krieg“ aussetzte – teils mittels beschrifteter Zettel, die ins Wasser eingetaucht oder an der Behälterwand befestigt wurden, teils durch rein geistige Einwirkungsversuche – und anschließend gefror; die entstehenden Eiskristalle fotografierte und deutete er anhand von ästhetisch-morphologischen Kriterien. „Positiv“ beeinflusstes Wasser, so fand er, bilde stets ausgesprochen harmonische, meist symmetrische Formen, während „negativ“ belastetes Wasser missgebildete, amorphe Strukturen auspräge. Kritiker halten Emoto allerdings Unsauberkeiten beim Untersuchungsablauf und der „Analyse“ vor. (Harald Wiesendanger) Dieser Betrag enthält Auszüge aus dem Buch von Harald Wiesendanger: Auswege – Kranken anders helfen (2015)
- Gruselig: Plastikgift im Hirn
Fünf Gramm Mikroplastik gerät pro Woche in unseren Körper. Binnen zwei Stunden nach Aufnahme dringen die Partikel ins Gehirn. Was richten sie dort an? Eine neue Studie weckt schlimmste Befürchtungen. Nein, sie stecken nicht mehr nur in Fischmägen, in Regentropfen, im ewigen Eis der Arktis. Sie sind allgegenwärtig, unentrinnbar. Wir atmen sie ein, wir trinken sie, wir essen sie, sie durchdringen unsere Haut: Unser Organismus verkommt zunehmend zum Müllcontainer für unverwüstliche Zerfallsprodukte der Kunststoffindustrie. Fünf Gramm Mikroplastik nehmen wir pro Woche ungewollt auf – ungefähr so viel wiegt eine Kreditkarte. Die meisten dieser Partikel tummeln sich im Nanometerbereich, zwischen 1 und höchstens 1000 nm. 1 nm: das entspricht zehn nebeneinanderliegenden Wasserstoffatomen. Ein Bakterium ist tausend Mal größer. Im Vergleich dazu hat eine Nadelspitze gigantische Ausmaße: Sie misst 1 Million Nanometer. Was richten diese Winzlinge in uns an? Mikroplastik lässt sich in unserem Urin und Kot nachweisen. (1) Deshalb beeilten sich industrienahe Experten, Entwarnung zu geben: Offenbar scheiden wir das Zeug unverdaut wieder aus, ähnlich wie Ballaststoffe, Samenschalen und Fruchtkerne. Dass Mikroplastik in unseren Exkrementen auftaucht, bedeutet freilich keineswegs, dass es nicht auch woanders steckt. Und das tut es leider, wie uns immer mehr Studien beängstigend klar vor Augen führen. Im Nanoformat wandert es in uns überall hin. Binnen zwei Stunden im Gehirn Koordiniert von Medizinern der Universität Wien, hat ein internationales Forscherteam soeben Kunststoffpartikel in den Gehirnen von Mäusen entdeckt - nur zwei Stunden nachdem die Tiere plastikhaltiges Trinkwasser zu sich genommen hatten. Zuvor war es mit Nanopartikeln aus Polystyrol versetzt worden, einer Plastiksorte, die in Lebensmittelverpackungen wie Joghurtbechern und Styroporbehältern vorkommt. Mit Computermodellen verfolgten die Wissenschaftler anhand von Fluoreszenzsignalen, wie sich die Kunststoffpartikel verteilten, die sie zuvor mit Farbstoffen markiert hatten. Es zeigte sich, dass die Nanoteilchen über einen bis dahin weitgehend unbekannten biologischen "Transportmechanismus" in die Gehirne der Mäuse gelangen. Dabei lassen sich die Winzlinge von Cholesterinmolekülen absorbieren, die auf der Oberfläche der Gehirnmembran sitzen. So verstaut in kleinen Lipidpaketen, durchbrechen sie die Blut-Hirn-Schranke - eine organische Barriere aus Blutgefäßen und Gewebe, die das Gehirn gewöhnlich vor Giftstoffen und anderen schädlichen Substanzen schützt. Einmal im Gehirn, „könnten Plastikpartikel das Risiko für Entzündungen, neurologische Störungen oder sogar neurodegenerative Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson erhöhen“, so befürchtet der Pathologe Lukas Kenner, einer der beteiligten Forscher. Gibt es irgendeinen zwingenden Grund zu glauben, dass dies nur für Mäusehirne gilt, nicht für menschliche? Ganz so originell, wie Medien sie darstellen, sind die Wiener Erkenntnisse allerdings nicht. Schon im Februar 2022 berichteten koreanische Forscher, dass Plastikpartikel kleiner als zwei Mikrometer die schützende Blut-Hirn-Schranke durchdrangen. Nach wenigen Tagen hatten sie sich insbesondere in den Mikrogliazellen angereichert, welche die Immunabwehr des zentralen Nervensystems bilden. Dort lösten die Kunststoffzwerge vermehrt Entzündungen und Zellschäden aus, bis zur Apoptose: Abwehrzellen starben ab. Schon seit längerem ist bekannt, dass eine Störung des Mikrogliazellen-Systems neurologische Erkrankungen begünstigen und verschlimmern kann, beispielsweise Alzheimer, Parkinson oder Multiple Sklerose. Im Bezug auf das Mikroplastik verheißt das nichts Gutes. Um näher zu untersuchen, was Kunststoff in den Mikrogliazellen anrichtet, gaben die Forscher Mikroplastikteilchen in Zellkulturen mit menschlichen Mikrogliazellen. Rasch reicherten sich die Partikel in den Zellen an - und begannen diese zu verändern. Zunächst wuchsen die Zellen langsamer, teilten sich weniger und produzierten Entzündungsmarker, sogenannte Zytokine. Vermehrt setzte Zelltod ein. Auch eine Anfang 2022 veröffentlichte chinesische Studie war zu dem Schluss gekommen, dass eingeatmeter Kunststoff mit "offensichtlicher Neurotoxizität" verbunden ist: „Polystyrol-Nanopartikel mit einer Größe von 80 nm können das Gehirn von Mäusen durch Inhalation von Aerosolen erreichen und sich dort ablagern. Mäuse, die sie einatmen, zeigen im Vergleich zu denen, die Wassertröpfchen inhalieren, weniger AChE-Aktivitäten“. Ihr Verhalten veränderte sich daraufhin deutlich. AChE steht für Acetylcholinesterase: ein Enzym, das äußerst wichtig für die Funktion der Synapsen von Nervenzellen ist, indem es den Neurotransmitter Acetylcholin in seine Grundbausteine zerlegt. Es wirkt vor allem im Zentralnervensystem, in der Muskulatur und im vegetativen Nervensystem. Überall im Körper Nicht nur das Gehirn ist plastikverseucht – Mikroplastik wandert durch den gesamten Körper. Alle Organe sind betroffen. Forscher der University of Hull fanden Mikroplastik im Lungengewebe von 11 (aus 13) Menschen, die sich einer Operation unterzogen. „Wir hätten erwartet, dass Partikel dieser Größe herausgefiltert oder zurückgehalten werden, bevor sie so tief in die Lunge gelangen", kommentiert Dr. Laura Sadofsky, Hauptautorin des Forschungsberichts. Einige der gefundenen Partikel waren so klein wie 0,003 Millimeter. Das am häufigsten gefundene Mikroplastikteilchen war Polypropylen, das häufig in Plastikverpackungen, Textilien, Spritzen und Küchenutensilien verwendet wird. Im Gewebe wurden 12 verschiedene Arten von Mikroplastik gefunden: elf im oberen Teil der Lunge, sieben im Gewebe des mittleren Teils und 21 im unteren, dem tiefsten Teil. Schon im Jahr 1998 hatten Wissenschaftler bei Lungenkrebspatienten in den USA Plastikfasern in mehr als hundert Gewebeproben entdeckt; 97 Prozent der krebsbefallenen Proben enthielten die Fasern, wie auch 83 % des tumorfreien Gewebes. Auch in unserem Blut treibt Mikroplastik. Eine niederländische Studie spürte es darin bei 77 % aller getesteten Personen auf. Die durchschnittliche Konzentration von Plastikpartikeln betrug 1,6 Mikrogramm - tausendstel Milligramm - pro Milliliter Blut. In einigen Blutproben fanden sich bis zu drei verschiedene Arten von Plastik. Jede zweite enthielt Polyethylenterephthalat (PET), das zur Herstellung von Wasser- und Limonadenflaschen verwendet wird; in einem Drittel steckte Polystyrol, das häufig in Lebensmittelverpackungen vorkommt; ein Viertel wies Polyethylen auf, mit dem Plastiktüten produziert werden. Frühere Studien wiesen mikroskopisch kleine Plastikpartikel im Plazentagewebe nach. Beunruhigend ist, dass Säuglinge bis zu zehn Mal mehr Plastik in ihren Fäkalien haben als Erwachsene. Eine finnische Forschergruppe setzte Darmzellen 48 Stunden lang Polyethylen-Partikeln aus. Vermehrt produzierten sie daraufhin reaktive Sauerstoffspezies (ROS): äußerst reaktionsfreudige Moleküle, die oxidative Schäden in der Zelle anrichten können, einschließlich ihrer DNA. Dies war vor allem in den Mitochondrien festzustellen, den „Kraftwerken“ der Zelle, die einen Großteil der Energie produzieren, die unser Organismus lebenswichtig benötigt. Ihre Funktionsstörungen können vielerlei chronische Erkrankungen nach sich ziehen, von Muskelschwäche über Sehstörungen bis zu Epilepsie. Tierversuche nähren schlimmste Befürchtungen Längst bestätigen Tierstudien, wie sich Mikroplastik im Körper verbreitet und anreichert. In den Körpern von Versuchstieren stießen Forscher auf die größten Mengen jeweils im Magen-Darm-Trakt, jedoch auch in Blut, Lymphe und sogar in der Leber. Die dramatischen Folgen einer MP-Exposition zeichnen sich erst in Umrissen ab. So wurden in einer Studie trächtige Ratten über die Lunge 20 nm großen Nanopolystyrolkügelchen ausgesetzt. Vierundzwanzig Stunden später fanden sich die Partikel in der Lunge, dem Herzen, der Milz und der Plazenta der Mutter sowie in Leber, Lunge, Herz, Niere und Gehirn des Fötus. Wie wirkt sich die Exposition im Mutterleib aus? Fötus und Plazenta weisen ein geringeres Gewicht auf, Herz-Kreislauf-Störungen häufen sich, bei den Nachkommen werden neurologische Funktionen sowie die Fortpflanzung beeinträchtigt. Bei Fischen, Fröschen, Meeresschnecken, Vögeln und Alligatoren verringerte Mikroplastik-Exposition die Testosteronproduktion. Sie führte zu Missbildungen an Fortpflanzungsorganen, zu weniger Eizellen, zu weniger, langsameren und verspätet reifen Spermien, zu weniger Nachwuchs. Männliche Versuchstiere „feminisierten“: Sie entwickelten „weibliche“ Verhaltensweisen, woraufhin Artgenossinnen sie mieden. Wo kommt das Zeug her? In den Weltmeeren schwimmen im Schnitt 13.000 Mikroplastik-(MP-)Teilchen pro Quadratkilometer an der Oberfläche – inzwischen sollen es 170 Billionen sein, was wohl immer noch krass untertrieben ist -, ein Hundertfaches befindet sich darunter. Bis 2050 könnten unsere Ozeane mehr Plastik als Fische enthalten. In manchen Meeren überstieg das Plastik schon im Jahr 2006 das Plankton um das Sechsfache. Unter Lichteinwirkung zerfällt es in immer kleinere Fragmente, die sogenannten „Tränen von Meerjungfrauen“ (mermaid tears) oder „nurdles“, die wie Schwämme für giftige Chemikalien wirken. Filtrierer nehmen sie auf, die ihrerseits von größeren Meeresorganismen gefressen werden. In deren Körpergewebe lagern sie sich ab. Beim Verzehr von belasteten Fischen wandern die Toxine in der Nahrungskette aufwärts, bis sie in einem Endlager namens Mensch landen. Noch stärker belastet als Meere sind Flüsse und Seen. Der Rhein transportiert pro Tag rund 200 Millionen MP-Partikel, zehn Tonnen pro Jahr – allein an der Oberfläche. Der Bodensee weist 61.000 MP pro Quadratkilometer auf, der Genfer See 220.000. Unbelastete Gewässer gibt es nicht mehr. Werden sie zum Bewässern von Agrarflächen und zur Trinkwassergewinnung angezapft, öffnen sich weitere Schleusen für unsere Mikroplastikverseuchung. Auf europäischem Ackerland landen pro Jahr 63.000 bis 430.000 Tonnen Mikroplastik. In den obersten fünf Zentimetern von Schweizer Auen liegen 53 Tonnen MP. Klärschlamm, der auch zu Dünger weiterverarbeitet wird, enthält bis zu 24.000 Teilchen je Kilo Trockenmasse. In einer Tonne Kompost stecken bis zu 440.000 MP-Partikel. Der organische Abfall aus Privathaushalten, Handel und Gastronomie, den Biogas-Anlagen und Müllentsorger zu Kompost verarbeiten, ist mit Kunststoffresten verunreinigt, z.B. durch zerschredderte Mülltüten; teilweise wird der Kompost mit Kunststoff-Granulat „angereichert“. Entsprechend verseucht ist das Futter von Nutztieren. (2) Alle 12 untersuchten Proben von Futterpellets und geschreddertem Futter erwiesen sich als plastikhaltig. Schuld daran sind nicht die Landwirte, sondern die Hersteller. Einen Großteil der ehemaligen Lebensmittelprodukte, auch aus Supermärkten, die sie sich anliefern lassen, verarbeiten sie samt Verpackungen; diese gründlich herauszusortieren, ist ihnen zu aufwändig. Wen wundert es da noch, dass 100 % aller untersuchten Schweine und Kühe Mikroplastik im Blut hatten? Vier von fünf getesteten Fleisch- und Milchprodukten erwiesen sich als MP-verunreinigt. Gleiches gilt für so gut wie alle Nahrungsmittel. Wer viel Fisch isst, verleibt sich allein aus dieser Quelle 11.000 MP-Fragmente pro Jahr ein. In Salz wurden bis zu 700 MP pro Kilo gefunden; handelsübliche Zucker wiesen 100-350 Kunststofffasern und 30-40 Frsgmente pro Kilo auf. Alle 19 untersuchten Honigproben enthielten 40-660 MP pro Kilo. Ebenso plastikverseucht ist unser Trinkwasser. Eine größere Kläranlage, die mehr als 250.000 Kubikmeter Wasser pro Tag reinigt, entlässt rund 65 Millionen Mikroplastik-Teilchen in natürliche Gewässer – täglich. In Europa schwimmen in jedem Liter Leitungswasser vier bis fünf MP-Teilchen. Kein Wasserwerk, sondern erst eine eigene hochwertige Filteranlage ermöglicht es Privathaushalten, dieses Gesundheitsrisiko weitestgehend zu bannen. (Siehe KLARTEXT: „Wer gesundes Wasser will, muss filtern“.) Selbst jeder Atemzug ist kunststoffhaltig. Auf eine Großstadt wie Paris fallen pro Jahr drei bis zehn Tonnen Mikroplastik; pro Tag bis zu 355 Synthetikfasern auf jeden Quadratmeter. Pro Kubikmeter „frische“ Luft saugen wir 30 herumschwebende MP-Partikel pro Stunde durch Nase und Mund ein – über eine Million pro Jahr. Besonders belastet ist die Luft in Innenräumen. Allein während einer 20-minütigen Mahlzeit sinken mehrere hundert auf unsere Teller; pro Jahr verschlucken wir beim Essen auf diese Weise rund 125.000 – zusätzlich zu jenen, die schon in den verzehrten Nahrungsmitteln stecken. Eine Liste des Fraunhofer-Instituts benennt die Hauptquellen der allgegenwärtigen, unentrinnbaren MP-Umweltverschmutzung. Mit weitem Abstand führt der Abrieb von Autoreifen, Straßenbelag und Fahrbahnmarkierungen, gefolgt von ungefilterten Nebenprodukten der Abfallentsorgung, Verlusten bei der Kunststoffproduktion, Verwehungen von Sport- und Spielplätzen, der Freisetzung auf Baustellen, dem Abrieb von Schuhsohlen. Wie vergiftet uns Mikroplastik? Die teuflischen Plastikzwerge der Konsumgesellschaft stellen für unsere Gesundheit eine dreifache Bedrohung dar: (1.) als Störenfriede: Aufgrund von besonderen biophysikalischen Eigenschaften im Mikro- und Nanobereich - Größe, Form, Oberflächenbeschaffenheit, Ladung u.a. - beeinträchtigen sie überall im Körper biologische Prozesse. (2.) als Giftspritzen: Sie setzen in uns toxische Zusätze frei. In vielen Kunststoffen stecken Weichmacher. In ihrer chemischen Struktur ähneln sie natürlichen Hormonen wie dem weiblichen Sexualhormon Östrogen, dem männlichen Sexualhormon Androgen und Schilddrüsenhormonen. Als „endokrine Disruptoren“ beeinträchtigen sie die Entwicklung, die Fortpflanzung, die neurologischen Funktionen, den Stoffwechsel, das Sättigungsgefühl und die Immunfunktion. Bisphenol-A (BPA) zum Beispiel ist dafür bekannt, dass es die Embryonalentwicklung stört und mit Herzkrankheiten und Krebs in Verbindung gebracht wird. Phthalate regulieren die Genexpression und können Herzkrankheiten und Genitalanomalien verursachen - vor allem bei kleinen Jungen -, die womöglich über mehrere Generationen vererbt werden. DEHP wird mit einer verminderten Spermienzahl und mehrerlei Organschäden in Verbindung gebracht. (3.) als „Taxis“ für weitere Pathogene aller Art. In uns fungieren die Plastikwinzlinge nämlich als Magnete - sie ziehen Schadstoffe an: Spuren von Brandschutzmitteln; DDT und andere Insektizide; Medikamentenrückstände; Schwermetalle wie Blei, Cadmium, Chrom, Arsen, Zink, Quecksilber, Nickel; Viren und Bakterien. Angedockt an die Kunststoffteilchen, lassen sie sich einschleusen. Für kleinste Kunststoffteilchen gibt es möglicherweise keine sichere Expositionsmenge. Selbst wenn sich der Gesetzgeber irgendwann dazu durchringen sollte, „Grenzwerte“ für Mikroplastik-Belastungen festzulegen – sie wären bloß ein dürftiges Placebo, damit Konsumenten sich weiter in Sicherheit wähnen und Ruhe bewahren. (Siehe KLARTEXT: „Der Grenzwert-Schwindel“.) Gleiches gilt für bisherige und angedachte Gegenmaßnahmen: Müllvermeidung, mechanisches Entfernen, Bekämpfung mit Bakterien, alternative Materialien in Produkten könnten bestenfalls die künftige Kunststoffschwemme verringern. Aber sie reinigen nicht unsere schon durch und durch mikroplastikverseuchte Lebenswelt, unsere landwirtschaftlichen Böden, unsere Meere, unsere Luft - zur klammheimlichen Schadenfreude der Gesundheitswirtschaft. (Harald Wiesendanger) Anmerkungen Weitere Aspekte erörtere ich im KLARTEXT „Mikroplastik in uns: eine Zeitbombe“. (1) /pii/S0160412022001258?via%3Dihub#f0005; https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/mikroplastik-mensch-1.4181146 Eine österreichische Studie fand bei acht erwachsenen Versuchspersonen aus mehreren Kontinenten pro zehn Gramm Darminhalt 20 Partikel von neun verschiedenen Kunststoffarten, 50 bis 500 Mikrometer klein. Siehe Süddeutsche Zeitung, 24.10.2018: „Plastik im Bauch“. (2) https://interestingengineering.com/science/microplastics-in-meat-milk-and-blood-of-farm-animals, https://www.plasticsoupfoundation.org/en/2022/07/80-of-cow-and-pig-meat-blood-and-milk-contains-plastic/
- Vertuscht: Auch Ebola kommt aus dem Labor
Ist Ebola, eines der tödlichsten Viren, wirklich natürlichen Ursprungs? Ein amerikanischer Wissenschaftler präsentiert überzeugende Anhaltspunkte dafür, dass es in Wahrheit aus einem Biolabor stammt – nicht anders als der Covid-19-Erreger. Es war einmal ein zweijähriger Junge namens Emile Ouamouno. Mit seinen Eltern und vier Geschwistern lebte er in Meliandou, einem Dorf im Süden des westafrikanischen Staates Guinea. Als er eines Tages in einen ausgehöhlten Baumstumpf kroch, kam er in Kontakt mit einer Fledermaus, die mit Ebola infiziert war. Dabei nahm der Knirps das Virus auf – und eine Zoonose fand statt, der Übergang eines Krankheitserregers von Tieren auf Menschen, mit Emile als „Patient Null“. Am 6. Dezember 2013 endete die Begegnung für ihn tödlich. Auch eine Schwester starb, ebenso die Mutter, die damals im achten Monat schwanger war. So lautet, kurz zusammengefasst, die offizielle Ebola-Geschichte. Einer der renommiertesten Virenjäger des Robert-Koch-Instituts, ein gewisser Fabian Leendertz, erzählte sie in einem Artikel, den er Ende Dezember 2014 veröffentlichte, als Koordinator eines 30-köpfigen Forscherteams. (1) Seither gilt für einen Großteil der Fachwelt, wie auch für sämtliche Leitmedien und „Faktenchecker“, wie selbstverständlich der Glaubenssatz: Ebola ist auf natürlichem Weg entstanden, anderslautende Gerüchte von Verschwörungstheoretikern entbehren jeglicher Grundlage. Tatsächlich? Ganz anderer Meinung ist der US-amerikanische Genetiker und Virologe Jonathan Latham, Mitbegründer und Geschäftsführer des Bioscience Resource Project und Herausgeber von Independent Science News. Gemeinsam mit Sam Husseini, einem jordanisch-palästinensischen Schriftsteller und politischen Aktivisten, präsentiert er Rechercheergebnisse, die das vorherrschende Ebola-Narrativ regelrecht zertrümmern. Zerpflückt: Pseudo-Belege für eine Zoonose Was der ahnungslose Emile in die Menschheit eingeschleppt haben soll, wünscht man allenfalls seinem ärgsten Feind. Meist acht bis zehn Tage nach der Ansteckung, manchmal aber auch schon nach zwei Tagen beginnen unspezifische grippeähnliche Beschwerden, mit plötzlichem Fieber, Schüttelfrost, Durchfall, Kopf- und Bauchweh, Erbrechen und Muskelschmerzen. Manchmal treten auch Schwindelanfälle, Halsschmerzen, Hautausschlag und Ödeme auf. Wenige Tage später wird das immer höhere Fieber hämorrhagisch: Äußere und innere Blutungen setzen ein – im Hals, am Zahnfleisch, an den Lippen, in der Bindehaut des Auges, in der Vagina. Man erbricht Blut. Teerartiger Kot weist auf Magen-/Darm-Blutungen hin. Bei der Zaire-Variante von Ebola (EBOV), die Emile mutmaßlich aufschnappte, endet die Infektion in 50 bis 90 % aller Fälle tödlich. (2) Dann kommt es zu einem septischen Schock mit multiplem Organversagen. Im Dezember 2013 brach solches Ebola in Guinea aus. Von dort verbreitete es sich in den folgenden drei Jahren über ganz Westafrika. Über 29.000 Menschen infizierten sich. 11.323 Menschen starben daran. (3) Obwohl Ebola-Epidemien seit Mitte der siebziger Jahre beinahe im Jahresrhythmus auftreten, war dies die bei weitem größte und tödlichste in der Geschichte. (4) Weil auch außerhalb Afrikas vereinzelt Fälle auftraten – sogar in Spanien, Großbritannien und den USA -, brach weltweit eine kurzlebige Panik aus. Und eine derartige Lawine soll tatsächlich der kleine Emile losgetreten haben? An dieser Story, so fanden Latham und Husseini, sind zahlreiche Details oberfaul. Zusammengenommen machen sie einen natürlichen Ursprung von Zaire-Ebola äußerst unplausibel. Vielmehr sprechen sie für ein verheimlichtes Laborkonstrukt. Auf Lücken und Ungereimtheiten war bereits ein freier Journalist aus Sierra Leone gestoßen, Chernoh Bah. Um für ein Buch über den Ebola-Ausbruch zu recherchieren, hörte er sich in Meliandou um. Das örtliche Gesundheitspersonal, so erfuhr er, war von Anfang an davon überzeugt: Emiles Todesursache war Malaria, deren Symptome sich mit Ebola teilweise überschneiden, ebenso wie Cholera und das Lassa-Fieber. Was brachte den Kleinen wirklich um? Unter Experten herrscht Einigkeit darüber, dass sich Zaire-Ebola erst mittels Genomsequenzierung oder anderer Labortests zuverlässig diagnostizieren lässt. (5) Diese Tests unterließ Leendertz. Im Gespräch mit dem Vater des Jungen wurde Bah klar, dass dem Leendertz-Team ein weiterer Fehler unterlaufen war: Als Emile starb, war er erst 18 Monate alt – und damit zu klein, um allein im Busch zu spielen; immer war er bei seiner Mutter, wie der Vater versicherte. Die Fachliteratur verschweigt auch diese wichtige Einzelheit. Könnte Emile infiziertes „Buschfleisch“ aus gekochtem Flughund gegessen haben? Dies tat dann vermutlich auch sein Vater, seine Hauptbezugsperson. Warum erkrankte dieser nie an Ebola? Zwar weisen manche Fledermäuse Antikörper gegen Ebola auf. Trotz intensivster Nachforschungen gelang es Wissenschaftlern bisher aber nur, intaktes Bombali-Ebola zu isolieren – eine andere Virusgattung, die für Menschen nicht ansteckend ist. (6) Das Leendertz-Team untersuchte Blut und Gewebe von 159 Fledermäusen aus 13 Arten, die in der Umgebung von Meliandou heimisch sind – in keiner einzigen Probe fand sich das Ebola-Virus aus Zaire. Alle bisherigen Erkenntnisse deuten nach Latham „darauf hin, dass Fledermäuse nur selten Ebola-Viren übertragen und wenn, dann bloß in geringen Mengen“. Bemerkenswerterweise bezweifelt inzwischen sogar Fabian Lendeertz selbst, dass Fledermäuse tatsächlich ein Reservoir für Ebola-Viren sind. (7) „Angesichts des allgemeinen Mangels an Beweisen“, kommentiert Latham, „fragt man sich, wie solche schlecht belegten Behauptungen überhaupt in die internationalen Schlagzeilen gelangen konnten." Den verheerenden Ausbruch in Guinea hatte der Makona-Stamm von Ebola verursacht. In seinem Genom stecken deutliche Hinweise darauf, dass es manipuliert wurde. „Der Makona-Stamm von Ebola ist neu und weist etwa 400 Mutationen auf, die in keinem bisher bekannten Ebola-Stamm zu finden sind“, so führen Latham und Husseini aus. „Er könnte ein radikal manipuliertes Derivat eines bekannten Stammes sein - entweder durch Gentechnik oder durch Passage. (8) Auch eine Kombination dieser beiden Möglichkeiten sollte in Betracht gezogen werden.“ Die Epidemie in Guinea war das allererste Mal, dass Ebola aus Zaire in Westafrika auftauchte. Alle vorherigen Ausbrüche dieses tödlichsten Ebola-Stammes ereigneten sich im Kongobecken, in der zentralafrikanischen Äquatorialzone, rund 3.000 Kilometer von Guinea entfernt. "Daher war das Auftreten von Zaire Ebola in Westafrika eine auffällige und sehr unerwartete Entwicklung", schreiben Latham und Husseini. Wie kam es überhaupt dorthin? Ebola ist nicht hochgradig ansteckend, die Übertragung erfordert normalerweise direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten und kontaminierten Gegenständen. „Wie konnte es sich bei solch schwachen infektiösen Eigenschaften und geringem Ausbreitungspotenzial so weit verbreiten?“, wundern sich Latham und Husseini. Auf der weiten Strecke zwischen dem Kongobecken und Guinea fanden keinerlei Ausbrüche statt. Wären sie nicht zu erwarten, wenn sich die Krankheit auf natürliche Weise von Mensch zu Mensch verbreitet hätte? „Obwohl das Virus oft tödlich verläuft und daher relativ leicht zu erkennen ist, wenn es auftaucht, hat es auf dem Weg von seinem traditionellen Zufluchtsort im Kongo keine bekannten Ausbrüche bei Menschen oder Tieren verursacht.“ Nicht minder stutzig macht die Tatsache, dass die Genomsequenzierung und die phylogenetische Analyse nur einen einzigen Sprung vom Tier zum Menschen ergaben. Husseini und Latham erklären (9): "Zoonotische Ausbrüche, einschließlich der meisten Ebola-Ausbrüche in der Vergangenheit, weisen in der Regel mehrere Sprünge von einer tierischen Quelle zum Menschen auf. Einzelne Sprünge hingegen deuten auf einen Ursprung im Labor hin und gelten oft als ‚Red Flag‘“ - als Alarmzeichen – „für diese Möglichkeit. Der Grund dafür ist, dass Forscher oft mit einem einzigen Isolat arbeiten, das sich im Labor besonders leicht vermehren lässt, während natürliche Populationen in der Regel vielfältig sind. Dieser Unterschied liefert ein genetisches Signal, um natürliche Ursprünge und solche aus dem Labor auseinanderzuhalten." Was hat ein US-Biolabor in Afrika zu suchen? Aber woher sollte ein künstliches Ebola überhaupt kommen? Eine Vielzahl von verräterischen Spuren führen zu einem US-amerikanischen Biolabor in Kemena, in Guineas Nachbarstaat Sierra Leone - nur 50 Meilen von Emiles Heimatdorf entfernt. Betrieben wurde es seit 2010 von dem US-amerikanischen Viral Hemorrhagic Fever Consortium (VHFC). Woran wurde dort geforscht? Anfang 2011, drei Jahre vor dem rätselhaften Ebola-Ausbruch in Westafrika, widmete die Nachrichtenagentur Reuters den Forschungsarbeiten in Kenema einen ausführlichen Artikel. (10) Wie die Leser erfuhren, ist „ein Labor im Südosten Sierra Leones ein Außenposten des 'Kriegs gegen den Terror' der US-Regierung, der durch einen Anstieg der Ausgaben für die Bioverteidigung finanziert wird“ – mit einem zweistelligen Millionenbetrag, wie Reuters schätzte. Ging es dort um Ebola? Vehement bestreitet dies der Gründer und Präsident von VHFC, der Virologe Robert Garry: „Wir hatten kein EBOV [Ebolavirus] in unserem Labor, daher konnten wir es nicht freigesetzt oder erzeugt haben". (11) Ihm widersprach im März 2023 jedoch klipp und klar der VHFC-Vizepräsident Kristian Andersen, Virologe am Scripps Research Institute in San Diego: „Uns wird ein Laborleck angelastet, weil wir Ebola in Kenema in Sierra Leone untersucht haben, und siehe da, 2014 tauchte Ebola nur ein paar Kilometer von dort entfernt auf." (12) Wer lügt hier? Für Labore, die im Regierungsauftrag Ebola untersuchen, drängt sich die Zaire-Spezies geradezu auf: Sie ist am tödlichsten, daher bietet sie das größte Potential für biologische Kriegsführung, entspricht folglich den Prioritäten der US-Biosicherheitsforschung. Beim Vertuschen gingen die Kenema-Verantwortlichen bemerkenswert schlampig vor, sie hinterließen verräterische Spuren. Am 25. August 2013, nur wenige Monate vor dem Ebola-Ausbruch, veröffentlichte das VHFC auf seiner Homepage einen Artikel mit der Überschrift: "Forscher am Scripps Research Institute machen große Fortschritte im Kampf gegen das Ebola-Virus". Dieser Artikel verschwand später; dass es ihn gab, ist aber mit der WayBackMachine nachprüfbar. Allein schon die Überschrift wirft drängende Fragen auf: Warum postete das VHFC 2013 etwas über Ebola, wenn es damals nicht daran arbeitete? Welche Ebola-Variante untersuchte es? Worum ging es bei den Experimenten? Warum wurde der Beitrag entfernt? Offenkundig war Ebola für das VHFC und seine Partner wichtig, zumindest für einige seiner Mitglieder von vorrangigem Interesse. Tatsächlich haben alle führenden US-Forscher des VHFC - Robert Garry, Kristian Andersen, Erica Ollmann Saphire und Pardis Sabeti - mehrere Original-Forschungsarbeiten über das Ebola-Virus veröffentlicht. (13) Im Jahr 2013 war Robert Garry Mitverfasser eines Artikels (14) über eine neuartige Behandlung für Ebola aus Zaire. Alle elf übrigen Autoren stammten vom USAMRIID, bekannt als Fort Detrick: die größte 'Bioabwehr'-Einrichtung der Welt, auf einem 490 Hektar großen Areal betrieben von den US-amerikanischen Streitkräften. “Sicher”? Unfassbar lax. Wie Latham und Husseini berichten, handhabte man im Labor von Kenema biologische Sicherheitsvorschriften unfassbar lax, obwohl dort mit extrem gefährlichen Krankheitserregern hantiert wurde: (15) "In den USA erfordert die Arbeit mit lebenden Filoviren Einrichtungen der Biosicherheitsstufe 4 (BSL-4), in denen die Forscher Überdruckanzüge tragen. Aber in Kenema (…) gehören zu den Biosicherheitsmaßnahmen Schutzbrillen, Handschuhe und Masken". Der Reuters-Artikel zitiert den Wissenschaftler Matt Boisen, ein weiteres VHFC-Mitglied: "Sicherlich haben wir weniger Sicherheit, weniger Sicherheitsvorkehrungen“, räumt er ein, „aber dafür können wir in der gleichen Zeit viel mehr tun". Andere Beobachter bestätigten haarsträubende Nachlässigkeiten. Beim Ausbruch im Jahr 2014 war die gemeinnützige medizinische Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) der erste Nothelfer, der aufgrund seiner umfangreichen früheren Ebola-Erfahrungen hinzugezogen wurde. Die Notfallkoordinatorin von MSF, Anja Wolz, bekannte der Agentur Associated Press: "Ich bin nicht in das Labor gegangen (…) Ich habe mich geweigert, weil ich schon genug gesehen habe.“ Ein CDC-Beamter, Austin Demby, der später zur Untersuchung geschickt wurde, kam zu ähnlichen Schlussfolgerungen. „Das Potenzial einer Kreuzkontamination ist enorm und offen gesagt inakzeptabel.“ Offenbar hatte Sierra Leones Regierung von Anfang an gute Gründe für den Verdacht, dass Ebola aus dem Kenema-Labor kam. Am 23. Juli 2014, inmitten des Ausbruchs, erließ das Ministerium für Gesundheit und Hygiene eine Reihe von Anordnungen. Eine davon lautete, dass das Behandlungszentrum in Kenema keine neuen Patienten mehr aufnehmen dürfe. Die "Tulane University" - Robert Garrys Heimateinrichtung - wurde außerdem angewiesen, das Labor in Kenema zu verlassen. Dort durften "während des aktuellen Ausbruchs keine Ebola-Tests mehr durchgeführt“ werden. Diese Anweisung bestätigt, dass das Labor tatsächlich an Ebola forschte. War es inmitten einer katastrophalen Epidemie denn nicht ein kontraproduktiver Schritt, eine wichtige internationale Test- und Behandlungseinrichtung dichtzumachen? Sinn macht er, falls diese Einrichtung selbst der Urheber war. Kurz darauf, am 7. August 2014, verkündete die US-Regierung eine ähnliche Entscheidung, ebenfalls inmitten des Ausbruchs. Den auslaufenden Fünfjahresvertrag mit Kenema verlängerte sie nicht, weitere Fördermittel entfielen. Nur zwei Monate später, am 17. Oktober 2014, verhängte das Weiße Haus einen "Finanzierungsstopp für neue Studien, die bestimmte Gain-of-Function-Experimente mit Influenza-, SARS- und MERS-Viren beinhalten". Wäre dieser Stopp bis heute konsequent beibehalten und ausgedehnt worden: Die Corona-Pandemie hätte vermutlich nie stattgefunden. „Experten“ im Zwielicht Seltsamerweise traten etliche Personen und Institutionen, die schon bei der Ebola-Epidemie eine herausragende Rolle spielten, auch bei der Entstehung von SARS-CoV-2 in prominente Erscheinung – hier wie dort als Abwiegler, als Wegerklärer, als Nebelkerzenwerfer. Fabian Leendertz, Erfinder des Ebola-Mythos, gehörte jenem Team der Weltgesundheitsorganisation an, die im Frühjahr 2021 nach minimalem Rechercheaufwand, aber maximalen Verbeugungen vor dem undurchsichtigen Seuchenschutzregime Pekings, in Windeseile die Laborhypothese bezüglich des Covid-19-Erregers verwarf. Robert Garry und Kristian Andersen, die beiden leutenden Angestellten des Kenema-Laborbetreibers VHFC, zählten zu den Mitautoren eines der meistzitierten Artikel in der Frühzeit der Corona-Pandemie, „The Proximal Origin of SARS-CoV2“; allein gestützt auf fragwürdige Computermodelle (16), erklärten sie einen natürlichen Ursprung des Virus für höchst wahrscheinlich, womit sie Faktenchecker mit hochwillkommener Munition gegen „Verschwörungstheoretiker“ versahen. Garry? Andersen? Just diese beiden zählten zu jenem illustren Kreis von Virologen, den die beinahe allmächtige Graue Gesundheitseminenz des Weißen Hauses, Anthony Fauci, zu Beratungen einlud, als sich die Beweise für einen künstlichen Ursprung von COVID-19 verdichteten. „Die Mitglieder dieser Gruppe“, so führen Latham und Husseini aus, „argumentierten nicht nur hauptsächlich gegen die Theorie der Laborherkunft, sondern übernahmen auch viele der (schon bei Ebola angewandten) wissenschaftlichen und phylogenetischen Irreführungsstrategien und -taktiken, um die Spekulationen über die Laborherkunft von COVID-19 zu unterdrücken.“ Welche Fachkenntnisse brachten Garry und Andersen denn mit? Laut der Standarddatenbank Google Scholar „hatten die beiden noch nie eine einzige Arbeit über Coronaviren verfasst, bevor sie der Gruppe beitraten. Ist es also möglich, dass Anthony Fauci bei der Auswahl seines geheimen Zirkels, als Covid-19 in Wuhan ausbrach, nicht an wissenschaftliches Fachwissen dachte, sondern an Forscher, die mit den wissenschaftlichen und politischen Herausforderungen eines potenziellen Laborausbruchs vertraut sind?“ Fällt es schwer, Latham und Husseini eine gewisse Skepsis nachzufühlen? „Der uneingestandene extreme Kontrast zwischen der Standarddarstellung und der Beweislage zwingt uns zu der Frage, ob es nicht auf irgendeiner Ebene eine konzertierte wissenschaftliche Anstrengung gab, um die Aufmerksamkeit von der VHFC und ihrem Labor in Kenema abzulenken.“ Für die beiden Autoren „wirft die Verbindung zwischen Ebola 2014 und Covid-19 eine abschließende Frage auf: Inwieweit ist der Covid-19-Ausbruch, der wahrscheinlich aus einem Labor stammt, ein Wiederholungsfall? Ist Covid-19 der Preis, den wir dafür zahlen müssen, dass wir keine offenen, gründlichen und forensischen Untersuchungen von Virusausbrüchen durchführen und diese Aufgaben stattdessen der Gnade der Forscher mit den größten Interessenkonflikten überlassen?“ Gegen „Verschwörungstheorien“: Ein Propagandawerkzeug namens ChatGPT Einen Vorgeschmack darauf, wie Künstliche Intelligenz von Wahrheitsministerien einer Schönen Neuen Welt missbraucht werden könnte, liefert das derzeit gefeierte Dialogsystem ChatGPT. Wer solche KI kontrolliert, wird demnächst die Macht haben, das Weltwissen, echtes wie angebliches, zu monopolisieren. Auf die Frage hin: „Gibt es Indizien, dass Ebola aus einem Biolabor stammt?“ (Gestellt am 2. April 2023.) bewegt sich ChatGPT brav auf der Linie von Regierungen, Militärs und Geheimdiensten: „Derzeit gibt es keine glaubwürdigen Beweise dafür, dass Ebola aus einem Labor stammt oder absichtlich erzeugt oder freigesetzt wurde. Die am weitesten verbreitete Theorie besagt, dass Ebola ein zoonotisches Virus ist, das heißt, dass es sich ursprünglich von Tieren auf Menschen übertragen hat. (…) Es gibt zwar einige Verschwörungstheorien, die besagen, dass Ebola absichtlich erzeugt oder in einem Labor freigesetzt wurde, aber diese Behauptungen wurden von der wissenschaftlichen Gemeinschaft weitgehend entkräftet und konnten nicht durch glaubwürdige Beweise gestützt werden. (…) Der aktuelle wissenschaftliche Konsens ist, dass es sich um ein natürlich vorkommendes Virus handelt.“ (Kursive Hervorhebungen vom Autor.) Ein Risiko, von Facebook & Co. mit Verwarnungen, Shadowbans und Kontenlöschungen sanktioniert zu werden, bestünde für derartige Posts ganz gewiss nicht. Wie von Sinnen Richtung Apokalypse Lathams und Husseinis Argumentation für ein Laborleck baut auf eine Fülle von schwerwiegenden, akribisch zusammengetragenen Indizien. Zusätzlich an Gewicht gewinnen sie, weil jegliche Beweise für einen zoonotischen Ursprung fehlen – eine Parallele zu SARS-CoV-2. Nicht nur der Journalist Chernoh Bah findet es „schwierig, die von Fabian Leendertz und seinem Team vertretene Darstellung des 'zoonotischen Ursprungs der westafrikanischen Ebola-Epidemie' nicht als Teil einer Vertuschung oder Verschleierung der tatsächlichen Ereigniskette zu interpretieren, die den Grundstein für den westafrikanischen Ebola-Ausbruch gelegt hat“. Der Irrsinn der Gain-of-Function-Forschung muss aufhören, sofort. Solange er andauert, bedroht er die Menschheit existentiell, viel gewaltiger als alle Kernkraftwerke und Atomwaffen dieser Welt. (Harald Wiesendanger) Anmerkungen 1 Almudena M. Saéz u.a.: "Investigating the zoonotic origin of the West African Ebola epidemic", EMBO Molecular Medicine 7/2015, S. 17-23, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25550396/, https://doi.org/10.15252/emmm.201404792 2 H. Feldmann/T.W. Geisbert: “Ebola haemorrhagic fever”, Lancet 337/2011, S. 849-862, http://www.sciepub.com/reference/70867 3 Daily Mail 3. November 2022, https://www.dailymail.co.uk/health/article-11383611/Ebola-leaked-biofacility-causing-2014-West-Africa-outbreak-scientists-claim.html 4 Independent Science News 25. Oktober 2022, https://www.independentsciencenews.org/health/did-west-africas-ebola-outbreak-of-2014-have-a-lab-origin/ 5 S. K. Gire u.a.: „Genomic surveillance elucidates Ebola virus origin and transmission during the 2014 outbreak“, science 345(6202) 2014, S. 1369-1372, https://www.science.org/doi/full/10.1126/science.1259657. 6 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6557442/; https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6478230/ 7 EcoHealth 13/2016, S. 18-25, https://link.springer.com/article/10.1007/s10393-015-1053-0 8 Zur Technik der seriellen Passage, die vermutlich auch bei SARS-CoV-2 Anwendung fand, siehe H. Wiesendanger: Corona-Rätsel (2020), S. 100 f., 192 f. 9 Independent Science News 25. Oktober 2022, https://www.independentsciencenews.org/health/did-west-africas-ebola-outbreak-of-2014-have-a-lab-origin/ 10 Reuters 14. February 2011, https://www.reuters.com/article/us-bioterror-africa/u-s-anti-terror-outpost-tackles-rat-borne-virus-idUSTRE71D49820110214 11 PNAS 10. November 2022, https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2214427119 12 Twitter Nicholson Baker 12. März 2023, https://twitter.com/nicholsonbaker8/status/1634914764878118912 13 Nature 454/2008, S. 177-182, https://www.nature.com/articles/nature07082; PLOS 12. September 2013, https://journals.plos.org/plosntds/article?id=10.1371/journal.pntd.0002430; PNAS 111(48), 17. November 2014, S. 17182-17187, https://www.pnas.org/doi/abs/10.1073/pnas.1414164111; Cell 19. Februar 2018, https://www.cell.com/biophysj/pdf/S0006-3495(17)32767-4.pdf; Cell Host & Microbe 24 (2), 8. August 2018, S. 221-233.e5, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1931312818303792; Nature Communications 17. August 2020; 11 article number 4131, https://www.nature.com/articles/s41467-020-17994-9 14 PLOS 12. September 2013, https://journals.plos.org/plosntds/article?id=10.1371/journal.pntd.0002430 15 Independent Science News October 25, 2022, https://www.independentsciencenews.org/health/did-west-africas-ebola-outbreak-of-2014-have-a-lab-origin/ 16 https://www.klartext-online.info/post/zuviel-versprochen 17 Gestellt am 2. April 2023. Bildnachweise Ebolafälle_bis_einschließlich_2020: Dokumentierte Ausbrüche von Ebolafieber in Afrika (1976–2020): Von Gregor Rom - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=75444645 Ebola_Epidemie_2014: Ebola-Epidemie 2014/15 in Westafrika zwischen April 2014 und Juli 2015 (inkl. Verdachtsfälle) Erkrankungen Todesfälle . Von Leopoldo Martin R - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=33768799 Ebola_Map_Guinea_Liberia_Sierra_Leone_2014-08-25_animated: Regionale Verteilung der bestätigten und verdächtigen Erkrankungsfälle in Guinea, Liberia und Sierra Leone, Darstellung vom 25. August bis 12. Oktober 2014 (danach andere, nicht übertragbare Einteilung).[132] Von A doubt - Eigenes WerkMap: File:Ebola-CDC-Case-Map.svg by VeggiesData: WHO Situation Reports http://www.who.int/csr/disease/ebola/situation-reports/archive/en/, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37068119 Ebolaviren unter dem Mikroskop: Ebola_Virus Wiki: Von CDC - http://phil.cdc.gov/phil (ID #1836), Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16885965 Ebola_virus_virion : By CDC/Cynthia Goldsmith - Public Health Image Library, #10816This media comes from the Centers for Disease Control and Prevention's Public Health Image Library (PHIL), with identification number #10816.Note: Not all PHIL images are public domain; be sure to check copyright status and credit authors and content providers.العربية | Deutsch | English | македонски | slovenščina | +/−, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16504278
- Wann lernen Kinder endlich, gesund zu leben?
Um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen steht es immer schlechter. Ein bildungspolitisches Versagen ohnegleichen trägt dazu bei. Wer hat es zu verantworten? Wem nützt es? Um es zu beheben, tun Schulen viel zu wenig - mit dürftigen Ausflüchten. “Wir müssen uns eingestehen, dass wir ganz katastrophal versagt haben. Wir als Gesellschaft”, wetterte eine Schulleiterin am 4. Mai 2023 im TV-Talk “Markus Lanz”. “Das muss ich so deutlich sagen. Wir haben ein Problem vor der Brust, das man nicht mehr verharmlosen kann. Wir sind in einer absoluten Bildungsnotstands-Katastrophe angekommen.” Deshalb forderte sie “strenge Maßnahmen seitens der Politik”. Was die streitbare Pädagogin anprangerte, waren steigende Internetkriminalität, eine zunehmende Verrohung sowie die immer weiter sinkende moralische Hemmschwelle bei handysüchtigen Kindern. Ebenso gut gepasst hätte ihre Anklage freilich auf einen anderen, nicht minder katastrophalen Notstand: den himmelschreienden Mangel an Gesundheitskompetenz. Ihrer Handysucht frönt unser Nachwuchs nämlich vorzugsweise als bewegungsfaule Couch Potatoes, bei einer Tüte Chips, Pizza oder Burger mit Pommes, dazu einem Softdrink. Eltern und Lehrer, die dabei tatenlos zusehen, eröffnen Kindern frühzeitige Karrieren als Chroniker, die sie über kurz oder lang medikamentenabhängig und pflegebedürftig machen werden – belastet durch Zivilisationskrankheiten wie Adipositas, Fettleber, Arteriosklerose, Bluthochdruck und Diabetes mellitus, zur klammheimlichen Freude der Gesundheitsindustrie. Wo bleiben Talksendungen hierüber? Ein Trauerspiel namens Gesundheitserziehung Ein Schulfach „Ernährung“ sei „nicht nötig“, so befanden der gelernte Bankkaufmann Jens Spahn, einst Bundesgesundheitsminister, und seine damalige Kabinettskollegin, die ehemalige Religionslehrerin Julia Klöckner, im November 2018 in einer gemeinsamen Erklärung. (1) Was dieses peinliche Inkompetenz-Team von sich gab, ist, zurückhaltend bewertet: sch…ade. Mit Hilfe zur gesundheitlichen Selbsthilfe kann ein wahrhaft fürsorglicher Staat eigentlich gar nicht früh genug beginnen. Denn die Weichen für Verhaltensmuster, die chronische Erkrankungen fördern oder vermeiden helfen, werden in der frühen Kindheit gestellt: auch, aber nicht nur durch falsche Ernährung. Deshalb müsste Gesundheitserziehung schon in Kitas und Kindergärten stattfinden, spätestens aber von der ersten Schulklasse an – nicht am Rande, sondern als Hauptfach. Am besten, sie verwandelt fächerübergreifend jede Bildungsanstalt von Grund auf. Ein neuer Geist tut not. Denn gesund zu bleiben, ist auf dem weiteren Lebensweg unserer Kinder die wichtigste, grundlegende Voraussetzung dafür, jegliches erworbene Schulwissen erfolgreich umzusetzen. Anbauen und ernten, einkaufen und zubereiten, Nahrungsmittelangebote beurteilen und hinterfragen: Ist die Fähigkeit dazu etwa weniger (über)lebenswichtig als Gedichtanalyse und Integralrechnen? Wem die Dringlichkeit nicht einleuchtet, der sollte sich während Großer Pausen auf Deutschlands Schulhöfen umschauen. Schon jedes fünfte Kind ist offensichtlich übergewichtig, fast jedes Zehnte hat die Grenze zur Adipositas überschritten. Jedes sechste Kind und jeder vierte Jugendliche weist bereits eine chronische Grunderkrankung auf, die länger als ein Jahr dauert. (2) Bei weitaus mehr Minderjährigen liegen latente Mängel und Belastungen vor, die sich zwar noch nicht in Symptomen bemerkbar machen, aber früher oder später mit Sicherheit dazu führen werden, falls weiterhin nicht gegengesteuert wird. Unter Medizinern ist der Radiologe Prof. Dietrich Grönemeyer, älterer Bruder des Sängerstars Herbert, der bekannteste Fürsprecher eines „Verstehens des eigenen Körpers von der Kindheit an“. Mit einer 2007 gegründeten Stiftung, die seinen Namen trägt, setzt er sich vehement für Gesundheitsunterricht in den Schulen ein – „denn bei den Erwachsenen ist es meistens zu spät“. (3) Eine frühzeitige gesundheitliche Aufklärung, so glaubt er felsenfest, könne das Gesundheitssystem finanziell entlasten und Volkskrankheiten eindämmen. Neu sind solche Forderungen beileibe nicht. Leser des Pädagogischen Beobachters, des Zürcher „Wochenblatts für Erziehung und Unterricht“, fanden schon in der Ausgabe vom 19. Februar 1876 ein Plädoyer für die „Aufnahme der Gesundheitslehre als selbstständiges Fach“. Dies dürfe nicht „als ungebührliche Einmischung der Ärzte in das Gebiet der Pädagogik“ missverstanden werden. Vielmehr diene es dem „Kampf gegen tiefwurzelnde Schäden und eingerostete Vorurtheile“. (4) Über ein Jahrhundert später, 1997, erhob die WHO in ihrer „Jakarta-Erklärung“ Gesundheit zu einem grundlegenden Menschenrecht. Daran anknüpfend, verabschiedete Deutschlands Kultusministerkonferenz im November 2012 die "Empfehlung zur Gesundheitsförderung und Prävention in der Schule": Ziel einer guten Schule müsse es sein, Gesundheitsressourcen und -potenziale zu erhalten und zu stärken. Gesundheitsförderung sei ein „lebenslanger Prozess und unverzichtbares Element einer nachhaltigen Schulentwicklung“. Doch seit eh und je verhindern politisch Verantwortliche, dass plausiblen Ideen und hehren Vorsätzen endlich entschlossene Taten folgen. Ihre nachhaltige Blockadehaltung gegenüber dem „Unverzichtbaren“ rechtfertigen sie mit den immergleichen sechs Argumenten, eines dürftiger als das andere. Sechs klägliche Ausflüchte 1 Wo kämen wir denn hin, so fragen Skeptiker, wenn alle neuen Fächer, die irgendwem irgendwie sinnvoll erscheinen, Einzug in die Schule halten würden? Nicht einmal 48-Stunden-Tage würden ausreichen. Ein Fach „Alltagswissen“ könnte Kindern klarmachen, wie man ein Bankkonto eröffnet, seine Steuererklärung erstellt, eine Versicherung und einen Mietvertrag abschließt, den Rechtsweg beschreitet. Unterricht in „Benehmen“ wünschen sich 75 Prozent der Deutschen, jeder Zweite ein Pflichtfach „Wirtschaft“. „Viele Fächer resultieren aus dem Partikularinteresse von Verbänden oder Institutionen“, gibt Die Zeit zu bedenken. „Der Verbraucherverband Bundeszentrale hält natürlich Verbraucherbildung für ziemlich brauchbar. Das Rote Kreuz meint, Erste Hilfe solle gelehrt werden. Der Plattdeutschverein setzt sich natürlich für Plattdeutsch ein, und der Verein ‚Optimisten für Deutschland‘ hält das Unterrichten in Glück für unabdingbar.“ (5) Die dürftige Logik dieses Arguments teilen Leute, die grundsätzlich nicht spenden: „Ich kann nicht jedem helfen – also helfe ich keinem.“ Auch wenn ich nicht jede Not lindern kann: Sollte ich nicht zumindest die folgenschwerste angehen? In Umfragen nimmt Gesundheit unter den wichtigsten Werten den Spitzenplatz ein, noch vor Familie und Erfolg. Darf, muss sich diese Gewichtung nicht gerade im Kultusbereich vehement niederschlagen? 2 Gesundheitserziehung sei Sache des Elternhauses, so heißt es – ebenso wie die Erziehung zur Körperhygiene, zu selbstständigem Anziehen, zur Aggressionskontrolle, zu grundlegenden sozialen Fähigkeiten wie Umgangsformen und Empathie. Nun auch noch diese Aufgaben übernehmen zu müssen, überfordere die Schule. Sie „kann nicht reparieren, was zuvor schon kaputt gemacht worden ist", wie ein Sprecher des sächsischen Kultusministeriums erklärte. (6) Genauso sehen das Lehrerverbände: „Wir sind es leid, für alle Defizite der Familie geradezustehen - gleiches gilt für die Jugendgewalt. Gesunde Ernährung bleibt der Job des Elternhauses.“ (7) Die Schule sei „kein Reparaturbetrieb für gesellschaftliche Fehlentwicklungen“. (8) Fakt ist: Daheim findet Gesundheitserziehung immer seltener statt. Kinder lernen am Modell. Welche Vorbilder bieten Eltern, bei denen regelmäßig Fast Food und Softdrinks, Tiefkühl- und Fertigprodukte auf den Tisch kommen, allabendlich vor dem Fernseher Nasch- und Knabberzeug bereitliegen? Die Emanzipationsbewegung hat der Frau Selbstverwirklichung im Beruf ermöglicht – und Haushalten die Person genommen, die fürs sorgfältige Planen von Mahlzeiten, fürs gewissenhafte Einkaufen, fürs frische Zubereiten zuständig war. In immer weniger Familien wird gekocht. Kaum jemand hat noch Zeit dafür oder nimmt sie sich, kaum einer kann es noch wie einst die Oma. Immer mehr Erwachsene weisen erschütternde Wissenslücken auf, was Zubereitung, Herkunft und Vielfalt von Lebensmitteln betrifft. Den modernen Haushalt kennzeichnen Mikrowelle und Tiefkühltruhe, industrielle Fertiggerichte, flinke Lieferservices und hastiges Eating on the Run. Mit ihrer Ess- und Kochkultur verlieren nachfolgende Generationen die Fähigkeit, sich selbstbestimmt und ausgewogen zu ernähren. Wer allen Ernstes meint, das Zuhause sei weiterhin der richtige Ort für Gesundheitserziehung, hat anscheinend noch nie beachtet, womit eilige Mütter und Väter im Supermarkt ihre Einkaufswagen füllen – und was bei Deutschlands Mahlzeiten überwiegend auf den Tisch kommt. 3 Gesundheitsunterricht finde doch längst statt, in genügendem Maße, so bekommen wir ferner zu hören. Dies geschehe in Fächern wie Biologie und Chemie, Hauswirtschaft, Heimat- und Sachkunde. Dass Informationen zur Ernährung insofern „allgemein in den Schulalltag integriert“ werden, sei völlig ausreichend, so befanden Jens Spahn und Julia Klöckner. (9) Demnach verweilen 64 Prozent der Schüler im Dauerschlaf: So viele haben nach eigenen Angaben im Unterricht selten oder nie etwas darüber erfahren, wie man sich vernünftig ernährt. (10) Was sie an „integrierter Information“ zu hören bekommen, ist in der Regel theoretischer Stoff, der sie weder berührt noch anregt, schon gar nicht eingefleischte Gewohnheiten verändert. 4 Für ein gesondertes Unterrichtsfach Gesundheit sei in den ohnehin überfrachteten Stundenplänen unserer Schulen schlicht kein Platz mehr, erklären Blockierer. "Man verfügt zurzeit ohnehin über zu wenig Unterrichtszeit, die Kinder Deutsch, Englisch oder Mathematik zu lehren", stellt der Präsident des Deutschen Lehrerverbands klar. (11) Von der Fülle an Lernstoff seien unsere Kinder schon jetzt überfordert. Wo kein Platz ist, muss halt einer geschaffen werden – notfalls auf Kosten anderer Fächer. Lehrpläne entrümpeln, von einem jahrhundertealten, überholten Fächerkanon Abschied nehmen, heilige Kultuskühe schlachten: all das ist überfällig. Jenes Leben, auf das die Schule vorbereiten soll, muss zuallererst ein gesundes sein. Ist Wissen, wie das geht, etwa unbedeutender als die metergenaue Höhe des Mount Everest, die exakten Daten von Kaiserkrönungen, die kovalente Zweielektronen-Bindung, die Serienformel des Wasserstoffspektrums, Arkuskosinusfunktionen und partielle Integration? Welcher Stoff könnte während der mindestens 12.000 Stunden, die Kinder in der Schule verbringen, lebenswichtiger sein? 5 Gesundheitsunterricht sei zu teuer, heißt es. Allein auf das Land Niedersachsen würden bei zwei Wochenstunden Gesundheit 200 Millionen Euro pro Jahr zukommen, wie Ministerialbeamte dort ermittelt haben wollen. (12) Aber fürs „digitale Klassenzimmer“ stehen andererseits ohne weiteres mehrere Milliarden zur Verfügung? 6 Gesundheitsunterricht bringe nichts, so wird behauptet: Das gehe zum einen Ohr rein, zum anderen wieder raus. Für abstrakte Wissensvermittlung gilt das sicherlich. Aber es geht auch anders: anschaulich, praktisch, unterhaltsam, spannend, interaktiv. Erfolgreiche Modelle hierfür gibt es längst, in Privatschulen, in anderen Ländern. Man muss sie bloß zur Kenntnis nehmen wollen. Schule neu denken und gestalten Neun von zehn Deutschen wünschen sich, Umfragen zufolge, endlich ein Schulfach „Gesunde Ernährung“. (13) Das allein wäre freilich zuwenig. Klar ist: Es darf nicht bloß darum gehen, ein weiteres Fach zu installieren. Eine solche Neuerung würde „von untätigen Politikern, einer trägen Verwaltung oder desinteressierten Lehrern bloß als Alibi missbraucht“, schwant dem freien Bildungsreferenten Siegfried Seeger. „Wer auf diese Weise sein Gewissen erleichtern möchte, schadet unseren Kindern.“ (14) Schützenhilfe erhält Seeger durch die Studie „primakids“, welche die Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften und die Techniker Krankenkasse schon im Jahr 2004 an über 500 Erst- bis Viertklässlern an 14 Grundschulen durchführten: Übergewichtige Kinder nahmen durch ein Schulfach Gesundheit keineswegs ab; die Pfunde purzelten lediglich, wenn die gesamte Schule auf Gesundheit eingestellt war – und das private Umfeld mitmachte. (15) Ziel muss nichts Geringeres als ein Gesamtkunstwerk sein, nämlich die gesunde Schule: ein heilsamer Ort, an dem alles, was unsere Kinder erfahren und tun, ihrem körperlichen und psychischen Wohlergehen dient, dem gegenwärtigen wie ihrem künftigen. Über Wissensvermittlung hinaus gehört dazu reichlich körperliche Aktivität, die Spaß macht; schadstofffreie Architektur, ergonomisches Mobiliar, saubere Toiletten; gute Raumluft, viel natürliches Licht, frohe Farben; Schutz vor Elektrosmog; eine Lernatmosphäre, die der Seele gut tut, neugierig macht, Kreativität viel Raum gibt, Selbstständigkeit, bewussten Konsum und kritisches Denken fördert; ein harmonisches Miteinander, das behutsame Mediation von Konflikten vorsieht, Minderheiten schützt und Mobbing im Keim erstickt. Erst in einer solchen Umgebung entwickeln sich Einstellungen und Gewohnheiten, die auch außerhalb des Schulgeländes, und auch noch lange nach Schulabschluss, Gesundheitsverhalten dauerhaft prägen können. Eine solche Schule beschränkt das Thema Ernährung nicht auf ein paar zusätzliche Lehrbuchseiten, Arbeitsblätter und Vorträge von Lehrerseite. Mehr Wissen genügt bei weitem nicht – es geht um Können und Tun. Die fundierteste Ernährungslehre verpufft ohne vorbildliche Praxis, und die muss sich zuallererst daran bewähren, was auf den Teller kommt. Immer mehr Ganztagesschulen richten Mensen ein. Über drei Millionen Kinder in Deutschland haben einen Rechtsanspruch darauf, dort verpflegt zu werden. Wie das geschieht, hat entscheidenden Einfluss auf ihre körperliche Verfassung, ihr Wohlbefinden, ihre Konzentration und Leistungsfähigkeit, wie auch auf ihre Ess- und Trinkgewohnheiten außerhalb der Schule. Also sind zuallererst Prioritäten zu klären. Sollen Kinder möglichst billig satt werden? Dann setzt man weiterhin auf die normierte Kost von Großküchen, die fantasielos eintönige Speisepläne, lange Transportwege, stundenlang warmgehaltenes, minderwertiges, zu fettes Essen und geschmacksverstärkte Pampe bieten, vom totgekochten Gemüseallerlei über aufgeweichte Nudeln und halbzerfallene Salzkartoffeln bis hin zu ledrigem Schweineschnitzel mit verbrannter Panade unter Fertigsoße. Davor flüchten Schüler, deren Taschengeld reicht, lieber zur Frittenbude um die Ecke, es sei denn, die Schulmensa bietet ausnahmsweise ein Junkfood-Highlight wie Currywurst mit Pommes und Ketchup. Es fehlen Gemüse, Salat, Obst. Qualität und Vielfalt bleiben auf der Strecke. Um eine wirksame, nachhaltige Ernährungswende hinzukriegen, müssen Schulen bestehende Caterer-Verträge nachverhandeln oder kündigen, Lieferverträge mit nahen Biobauern schließen. Sie müssen eigene Küchen einrichten oder reaktivieren, damit vor Ort frisch und vielfältig gekocht werden kann. Und sie sollten einen eigenen Garten anlegen, in dem Gesundes angebaut, gehegt und geerntet wird. Ganz wichtig: Die Schüler müssen einbezogen werden, unter Anleitung von Lehrkräften, Ehrenamtlichen und tatkräftiger Mithilfe von Eltern, die gerade Zeit haben. Kinder sollten Mitverantwortung übernehmen – sei es fürs Anpflanzen und Düngen, fürs Schälen und Schneiden, fürs Anrühren oder fürs Würzen. Ernährungslehre kann alle Sinne ansprechen, neugierig machen, faszinieren. Gemeinsam einkaufen; der Produktion von Lebensmitteln, ihren Inhaltsstoffen, ihrer Verwertung im Körper auf den Grund gehen; Essen selber zubereiten, mit Küchengeräten umgehen; Leckeres sehen, riechen und schmecken: so etwas prägt die Essgewohnheiten von Kindern weitaus mehr als tausend Worte. Der pädagogischen Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Sie braucht nur Raum zur unbürokratischen Entfaltung. „Kinder essen alles, wenn man sie mitkochen lässt“, versichert die österreichische Fernsehköchin Sarah Wiener, die 2007 eine eigene Stiftung zur „Praktischen Ernährungsbildung für Kinder“ ins Leben gerufen hat. „Man kann die Kinder mit an den Herd holen. Damit sie die erste kulturelle Leistung der Menschheitsgeschichte erbringen: beurteilen zu können, was sie sich in den Mund stecken. Kinder, die Kocherfahrungen sammeln, Geschmäcker ausprobieren, mit Genuss essen lernen und miterleben, wie Lebensmittel in der Landwirtschaft erzeugt werden, ernähren sich gesünder und verhalten sich nachhaltiger gegenüber ihrer Umwelt.“ (16) Ihre Neugier und Freude zu wecken, ihren Geschmack zu trainieren, erfordert freilich Zeit und Geduld. Andernfalls hat der schonend gedünstete Kabeljau keine Chance gegen Käpt´n Iglos Fischstäbchen. Bloß gesund ist dabei nicht genug: Eine Mahlzeit muss auch schmecken und lecker aussehen. Ebenso stimmen muss die Atmosphäre. Und es muss in die Tiefe gegangen werden. Ungesunde Ernährungsroutinen sind großteils Ergebnis einer zur kulturellen Selbstverständlichkeit gewordenen Massenmanipulation von Kindesbeinen an. Unsere Kleinen sind von überzuckerten, versalzenen, zu fettigen, künstlich aromatisierten Nahrungsmitteln regelrecht abhängig geworden, weil ihr Geschmackssinn denaturiert wurde: Was weniger süß oder salzig, würzig, herzhaft schmeckt wie Pizza und Hamburger, Pasta und Pommes, hat bei ihnen kaum noch eine Chance. Solche Vorlieben aufzugeben, setzt voraus zu verstehen, dass sie industriell programmiert sind. „Wer eine natürliche Frucht gegenüber künstlichen Fruchtaromen für fade hält und dem Geschmack von Gemüse oder vegetarischem Essen überhaupt nichts abgewinnen kann, ist im Grunde ein Patient, dem geholfen werden muss“, meint der Hobbykoch Jürgen Dollase, Autor von kulinarischen Büchern und dem SZ-Magazin zufolge „der beste deutsche Gastronomiekritiker“. Darauf zu verzichten, das kulinarische Bewusstsein zu öffnen und zu erweitern, findet Dollase „schlicht verantwortungslos. Eine unzusammenhängende Beschäftigung mit dem Schulessen, die nicht berücksichtigt und thematisiert, was außerhalb der Schule passiert, ist Nonsens und wird nie mehr zustande bringen, als ein paar Bio-Beilagen neben die Hamburger oder Würstchen zu legen.“ (17) Manches erfordert erst noch eine verbesserte Aus- und Fortbildung von Lehrern und Erziehern, neue Unterrichtsmaterialien, überarbeitete Lehrpläne, geeignete Räumlichkeiten. Vieles ließe sich aber sofort umsetzen – zwei halbe Stunden Bewegung an jedem Schultag beispielsweise. In allen Pausen könnte für die Kinder frisches Obst und Gemüse bereitstehen, dazu reichlich stilles Wasser. Der nächste Klassenausflug könnte zu einem Biobauernhof führen statt zu einem Museum für moderne Kunst. Im Schnitt 5,36 Euro kostet ein Schulessen in Deutschland, davon übernehmen Eltern 3,50 Euro. (18) Das reicht allenfalls für normierte Großküchenkost. Mit vier Cent mehr, wie Ex-Bundesernährungsministerin Julia Klöckner weismachte (19), ist es schwerlich getan. Wer Schulkindern mittags ein aus frischen, regionalen, saisonalen Zutaten zubereitetes Essen servieren will, ohne Chemiemüll, in Bio-Qualität, muss wohl oder übel mehr Geld in die Hand nehmen, mindestens ein bis zwei zusätzliche Euro. Bund, Länder und Gemeinden sollten finanziell überforderten Familien unter die Arme greifen. Die rund 1,2 Milliarden Euro, mit denen Deutschlands Kommunen bislang die Schulverpflegung bezuschussen, sind zuwenig. Gesunde Schule funktioniert unmöglich ohne die Eltern, schon gar nicht gegen sie. Was zuhause geschieht, kann die beste schulische Gesundheitserziehung hintertreiben, ihren Ertrag zunichte machen. Das erlebte Englands Starkoch Jamie Olivier, als er 2015 eine vielbeachtete Kampagne startete, um an britischen Schulen Junkfood durch vollwertige Mahlzeiten zu ersetzen: Mütter reichten daraufhin ihren ökotrophologisch gepeinigten Kleinen das geliebte Fastfood über den Schulzaun. (20) Deshalb müssen Mütter und Väter überzeugt und einbezogen werden; sie müssen offen sein, sich Zeit nehmen und mitengagieren, auch innerhalb der Schule. Dazu benötigen viele erst mal reichlich Nachhilfeunterricht. Der statistisch bedeutendste Risikofaktor für Übergewicht bei Kindern sind übergewichtige Eltern. Auch zusätzliche, qualifizierte Lehrkräfte braucht das Land – schon heute fehlen Zehntausende. „Viele von ihnen fühlen sich überfordert, wenn sie gesundheitsrelevante Themen fächerübergreifend unterrichten sollen, die in ihrer Ausbildung wenig Raum hatten. Ihr Arbeitspensum ist schon jetzt ungeheuer hoch“, gibt Gudrun Zander zu bedenken, Dezernentin am Landesinstitut für Schule und Ausbildung Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern. (21) Den Couch Potatoes Beine machen Dabei geht es längst nicht bloß um Ernährung. Gesundheit erfordert gleichermaßen körperliche Aktivität. Wie viel Anreiz zu mehr Bewegung bieten Eltern ihrem Nachwuchs, wenn sie selbst zu jenen 57 Prozent Couch Potatoes zählen, die pro Woche weniger als 150 Minuten moderat oder 75 Minuten intensiv körperlich aktiv sind, wie von der WHO als Mindestrichtwert empfohlen? (22) Um „die Lust an Bewegung und Prävention zu fördern“, wirbt Grönemeyer für eine tägliche Stunde Schulsport. Dazu entwickelte er ein Programm mit 40 Übungen für 20 Minuten, nach dem Motto: „Turne bis zur Urne.“ 2015 initiierte Grönemeyer „Die bewegte Schulpause“. Aber wozu starre „Übungen“ mit Professorensegen? Jeder Schultag sollte einfach reichlich Freiheit und Anreiz für ausgiebige Bewegung bieten, die Spaß macht und fit hält: Laufen, Rennen, Spielen, Hüpfen, Fangen, einfach alles, was den natürlichen Bewegungsdrang von Kindern fördert, zum reinen Vergnügen, ohne Leistungsdruck und Benotung. Falls Jungs jeden Tag kicken wollen: Lasst sie doch. Traditioneller Sportunterricht hingegen gehört ausgelagert, in den Verein. In der Schule gänzlich fehl am Platz sind Leibesertüchtiger, die sich der Frühförderung künftiger Olympiasieger verpflichtet fühlen oder sadistische Neigungen ausleben, indem sie sichtlich überforderte, verängstigte Kinder zu halsbrecherischen Bodenturn- und Reckübungen zwingen. Endlose Lippenbekenntnisse, zaghafte Ansätze Warum ziehen Bundes- und Landesregierungen nicht längst naheliegende schulpolitische Konsequenzen? Zumindest wolkige Absichtserklärungen haben sie mittlerweile reichlich in die Welt gesetzt. "Mir ist wichtig, dass Kinder in der Schule etwas darüber lernen, wie sie gesund leben können", bekannte die frühere Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) bereits im Herbst 2007; dazu zählte sie vor allem Ernährung und Bewegung. Vorausgegangen war die Anregung eines Staatssekretärs des Verbraucherschutzministeriums, ein gesondertes Schulfach „Ernährungs- und Verbraucherbildung“ einzuführen. Daraus folgte? Herzlich wenig. Bloß zwei Bundesländer, Bremen und Hamburg, zeigten sich offen dafür – der Rest winkte ab. „Wenig sinnvoll“ fand den Vorstoß auch der damalige Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Berlins Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD). (23) Fünf Jahre später, 2012, befand die Kultusministerkonferenz, Gesundheitsförderung in der Schule sei "unverzichtba". (24) Allerdings liege „Ernährungsbildung in der Länderverantwortung und in der Selbstverwaltung der Schulen“. (25) Im Juli 2015 trat ein „Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention“ in Kraft, das unverbindliche, vage Zielsetzungen bevorzugt. Auf Verpflichtungen verzichtet es. Soweit Kitas und Schulen darin vorkommen, stellt es Früherkennungsuntersuchungen, die „Förderung der Impfprävention“, Aids- und Drogenaufklärung in den Vordergrund. An der belämmernden Tatsache, dass die Bundesrepublik lediglich drei Prozent ihrer Gesundheitsausgaben für Vorsorge verwendet – davon wiederum nur einen Bruchteil im schulischen Bereich -, ändert das Gesetz nicht das Geringste. Dass solche Papiere Deutschlands Schüler auch nur um drei Prozent gesünder gemacht haben, trauen sich nicht einmal die Autoren zu behaupten. Von Japan und Finnland lernen Wertvolle Anregungen könnten sich deutsche Kultuspolitiker bei Bildungsreisen ins Ausland holen. In japanischen Schulen ist Gesundheitserziehung ein Pflichtfach - von der Grundschule bis zur Oberstufe. Neben dem formalen Gesundheitsunterricht gibt es dort auch „Health Clubs“: von Schülern geführte Einrichtungen, die Gesundheit und Wohlbefinden durch Aktivitäten wie Sport und vollwertige Ernährung fördern. In Portugal gibt es Gesundheit als Schulfach immerhin ab der siebten Klasse. Doch nirgendwo in Europa wissen Schüler mehr über Gesundheit als in Finnland, wie die WHO 2019 festgestellt hat. Als breit angelegtes, benotetes Schulfach ist „Gesundheitserziehung“ seit 2005 fest im dortigen Unterrichtssystem verankert – von der Grundschule an. Mancherorts findet sie nicht separat statt, sondern integriert in andere Fächer wie Naturwissenschaften und Sozialkunde. Dieser Ansatz eines fächerübergreifenden Projektunterrichts, als phenomenon-based learning bezeichnet, soll den Kindern verstehen helfen, wie Gesundheit und Wohlbefinden mit anderen Fächern wie Biologie und Chemie zusammenhängen, aber auch mit Geschichte, Sozial- und Wirtschaftskunde. „Es geht nicht nur um reine Wissensvermittlung“, bilanziert eine 20-Jährige Deutsche, die von der sechsten Klasse bis zum Abitur in Helsinki zur Schule ging, „sondern auch darum, sensitiver für Gesundheitsthemen zu werden, das Bewusstsein zu schärfen“. Seit den neunziger Jahren ist Gesundheitserziehung an finnischen Universitäten ein eigenständiges Studienfach. (26) Finnische Schulen legen großen Wert auf körperliche Betätigung. Ihren Schülern bieten sie vielfältige Möglichkeiten, sich den ganzen Tag über zu bewegen, beispielsweise indem sie Bewegungspausen und Spiele im Freien in den Tagesablauf einbauen. Auch die psychische Gesundheit hat einen hohen Stellenwert: Viele Schulen bieten Beratungsdienste an und fördern Achtsamkeit und Entspannungstechniken. Großer Wert wird auf gesundes und nahrhaftes Essen gelegt. Hochwertige Schulmahlzeiten werden kostengünstig angeboten, vielerorts sogar gratis. Von Wirtschaftslobbyisten sabotiert Welche politischen Lager legen sich seit Jahr und Tag am stursten quer? Als Abwiegler, Bremser, Zerreder tun sich vor allem Vertreter wirtschaftsnaher Parteien vor. Das Hauptmotiv liegt auf der Hand: Welches Schulkind würde noch zu den pestizid- und hormonbelasteten Produkten industrieller Landwirtschaft greifen, sobald es über ausreichende „Gesundheitskompetenz“ verfügt? Welches würde sich noch sogenannte „Lebensmittel“ der ZuckerSalzFett-Connection vorsetzen lassen? Einen Mix aus synthetischen Farb- und Konservierungsstoffen, Emulgatoren und Geschmacksverstärkern schlucken? Importware, Tiefkühlkost und Fertigmahlzeiten aus der Mikrowelle lieber auf dem Teller haben als regional erzeugte, frisch zubereitete Bio-Qualität? Sich den Durst von Getränkekonzernen löschen zu lassen, statt einfach den Wasserhahn aufzudrehen? Jeder wissenschaftlich halbwegs fundierte Gesundheitsunterricht öffnet Augen. Zwangsläufig mündet er in eine blamable Systemkritik, die Umsätze gefährdet. Sie sorgt für neue Generationen, an denen es für Arzneimittelhersteller und Heilberufler, für Kliniken und Pflegeheime erheblich weniger zu verdienen gibt. Wo kämen wir denn hin, falls so etwas Schule macht? (Harald Wiesendanger) Dieser Beitrag enthält Auszüge aus dem 2019 erschienenen Buch von Harald Wiesendanger: Das Gesundheitsunwesen – Wie wir es durchschauen, überleben und verwandeln, dort S. 573-588. Anmerkungen (1) Zit. nach Jürgen Dollase: „Wenn Minister nicht das Ganze im Auge haben“, Eat-Drink-Think.de, 12.11.2018, www.eat-drink-think.de/wenn-minister-nicht-das-ganze-im-auge-haben-julia-kloeckner-vom-bundesministerium-fuer-ernaehrung-und-landwirtschaft-und-gesundheitsminister-jens-spahn-wollen-kein-schulfach-ernaehrung, abgerufen am 8.6.2019. (2) Siehe H. Wiesendanger: Das Gesundheitsunwesen (2019), https://stiftung-auswege-shop.gambiocloud.com/das-gesundheitsunwesen-wie-wir-es-durchschauen-ueberleben-und-verwandeln-printausgabe.html S. 39 ff.: „Minderjährige – unterwegs zu Chronikern“. (3) mdr.de, 28.2.2018: „Medizin für Kinder - Grönemeyer fordert Schulfach ‚Gesundheit‘“, www.mdr.de/wissen/bildung/groenemeyer-fordert-gesundheitsunterricht-an-schulen-100.html, abgerufen am 7.6.2019. (4) Pädagogischer Beobachter 7/1876, S. 1-2: „Gesundheitsunterricht in und ausser der Schule“, PDF, http://doi.org/10.5169/seals-237875. (5) Zeit online, 7.2.2018: „Ein Stundenplan für morgen“, www.zeit.de/2018/07/schulfaecher-unterricht-inhalte-bildungspolitik/komplettansicht, abgerufen am 7.6.2019. (6) Zit. nach Frankfurter Rundschau, 24.9.2007: „Breite Mehrheit gegen Schulfach ‚Ernährung‘“, www.rundschau-online.de/breite-mehrheit-gegen-schulfach--ernaehrung--10970094. (7) Zit. nach Welt.de, 24.1.2008: „Kochen könnte auch an Deutschlands Schulen Pflichtfach werden“, www.welt.de/welt_print/article1588415/Kochen-koennte-auch-an-Deutschlands-Schulen-Pflichtfach-werden.html, abgerufen am 8.6.2019. (8) Zit. nach Herolé Blog, 12.3.2019: „Brauchen wir das Schulfach „Gesunde Lebensweise“?“, www.herole.de/blog/brauchen-wir-das-schulfach-gesunde-lebensweise, abgerufen am 7.6.2019. (9) Zit. nach Dollase, a.a.O. (10) Nach LBS-Kinderbarometer 2007, S. 100 ff. (11) Zit. nach Welt.de, 24.1.2008, a.a.O. (12) Nach Focus.de, 31.1.2008: „Schlank durch Bildung - Brauchen wir ein Schulfach Gesundheit?“, www.focus.de/familie/schule/unterricht/brauchen-wir-ein-schulfach-gesundheit-schlank-durch-bildung_id_2192524.html. (13) Zeit online, 7.2.2018, a.a.O. (14) 122 Zit. nach www.focus.de/familie/schule/unterricht/brauchen-wir-ein-schulfach-gesundheit-schlank-durch-bildung_id_2192576.html, abgerufen am 7.6.2019. (15) Angela Schröder u.a.: Primärprävention und Gesundheitsförderung in der Grundschule: Überblick zu Programminhalten und Ergebnissen der vierjährigen kontrollierten Interventionsstudie "primakids" in vierzehn Hamburger Grundschulen, Hamburg 2009, Schriftenreihe Studien zur Kindheits- und Jugendforschung, Bd. 54. (16) Zit. nach https://sw-stiftung.de/startseite, abgerufen am 14.6.2019, sowie nach Süddeutsche Zeitung Nr. 256, 7.11.2018, S. 2. (17) Eat-Drink-Think.de, a.a.O. (18) www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Ernaehrung/Kita-Schule/Studie-Kosten-Schulverpflegung.pdf;jsessionid=8FEE1022E4ADA25580C25E39634EA004.1_cid367?__blob=publicationFile; www.deutschlandfunk.de/ernaehrung-5-40-euro-reichen-fuer-ein-gesundes-schulessen.680.de.html?dram:article_id=432511, abgerufen am 14.6.2019. (19) www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/2018/169-Schulessen.html, abgerufen am 14.6.2019. (20) www.n-tv.de/panorama/Jamie-Oliver-attackiert-Theresa-May-article19849473.html; https://eatsmarter.de/gesund-leben/news/anti-food-kampagne-warum-jamie-oliver-wut-kocht; abgerufen am 8.6.2019. (21) Zit. Focus.de, a.a.O. (22) Nach dem DKV-Report 2018: „Wie gesund lebt Deutschland?“, www.ergo.com/de/DKV-Report, abgerufen am 6.6.2019. (23) Kölnische Rundschau, 24.9.2007: „Breite Mehrheit gegen Schulfach ‚Ernährung‘“, www.rundschau-online.de/breite-mehrheit-gegen-schulfach--ernaehrung--10970094. (24) www.kmk.org/themen/allgemeinbildende-schulen/weitere-unterrichtsinhalte/gesundheitserziehung.html; die „Empfehlung“ als PDF: www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2012/2012_11_15-Gesundheitsempfehlung.pdf; abgerufen am 6.6.2019. (25) www.dnsv.eu/kmk-ausgestaltung-liegt-in-der-laenderverantwortung-und-in-der-selbstverantwortung-der-schulen, abgerufen am 6.6.2019. (26) Kaarina Määttä/Satu Uusiautti: „The Value and Implementation of Health Education in Finland“, International Journal of Sciences, Vol. 2, December 2013, S. 3, https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2573605
- Kapiert KI die Pandemie?
ChatGPT erobert die Welt im Sturm. Wie leicht sich so eine vermeintliche Superintelligenz zu Propagandazwecken missbrauchen lässt, führt das Beispiel der Corona-Pandemie vor Augen. Am 15. April 2023 fordere ich ChatGPT auf, den folgenden Meinungsartikel zu redigieren: „Am offiziellen Ende einer sogenannten Pandemie fällt die Bilanz niederschmetternd aus. Jedem, der sehen will, haben die Jahre seit 2020 vor Augen geführt, dass alles, was es braucht, um die gesamte Bevölkerung eines westlichen Landes einzusperren, ein viraler Erreger ist, der nicht schlimmer wütet als eine mittelschwere Influenzawelle. Mit der richtigen Medienkampagne kann der Staat Schulen schließen, einen Großteil der Wirtschaft lahmlegen, das gesellschaftliche Leben einfrieren; er kann Millionen Menschen gesundheitlich bedenkliche Masken ohne erwiesene Schutzwirkung umschnallen, unbrauchbaren Tests unterziehen und Abstand halten lassen, während sich der Erreger in Aerosolen bis zu 30 Metern weit tragen lässt; er kann sie dazu zwingen, sich gefährliche und unwirksame Medikamente einzuverleiben. Er kann jedermanns Kontakte überwachen. Er kann verhindern, dass Menschen einander treffen, sich versammeln, demonstrieren, Geschäfte betreten, ins Freie gehen - und das alles mit der Unterstützung einer großen Mehrheit der Wählerschaft. Kritiker, Verweigerer, Selbstdenker werden ausgegrenzt und verhöhnt, pathologisiert und kriminalisiert. Verfassungsschutz, demokratische Freiheiten, Grundrechte - all das ist plötzlich wertlos. Ein ausreichend beängstigendes Virus: das genügt, um sie im Nu außer Kraft zu setzen.” Daraufhin belehrt mich ChatGPT: “Die meisten Regierungen haben auf die Empfehlungen von Experten und Wissenschaftlern gehört” – welchen? -, “um das Virus einzudämmen und die Ausbreitung zu verlangsamen. (…) Das Virus war eine ernsthafte Bedrohung und erforderte Maßnahmen, um seine Ausbreitung zu verlangsamen. (…) Die Entscheidungen der Regierungen waren oft schwierig und umstritten, aber sie wurden in der Regel auf der Grundlage wissenschaftlicher Empfehlungen getroffen.” Im Ernst? Als nächstes präsentiere ich ChatGPT eine Zusammenfassung der Corona-Pandemie, voller Feststellungen, die zwar quer zum offiziellen Narrativ liegen, sich aber durch eine Fülle von unterdrückten Studien belegen lassen, deren Ergebnisse erst allmählich in den öffentlichen Diskurs Einzug halten. „Prüfe und verbessere den folgenden Text“, fordere ich die KI auf. Nach drei Corona-Krisenjahren gilt es festzuhalten: 1. Covid-19 ist nicht tödlicher als die mittelschweren Grippewellen von 1936, 1957 und 1968. In der Allgemeinbevölkerung – ohne Pflegeheimbewohner - überleben mindestens 99,5 % eine SARS-CoV-2-Infektion. Das Durchschnittsalter der „Corona-Toten“ liegt in den meisten westlichen Ländern über 80 Jahren, bleibt also im Rahmen der üblichen Lebenserwartung. Die Statistik der Covid-Todesfälle ist künstlich aufgebläht, weil (1.) Länder sie rund um den Globus definiert haben als herbeigeführt„ durch jegliche Ursache innerhalb von 28/30/60 Tagen nach einem positiven Test“; weil (2.) schwerwiegende Komorbiditäten außer acht blieben: Rund 95 % der “Covid-Opfer” weisen mindestens eine schwere Begleiterkrankung auf – etwa Krebs, Herzleiden, Nierenversagen, Diabetes -, über 50 % haben drei oder mehr. Zu einer deutlichen Übersterblichkeit kam es nicht schon im ersten Coronajahr 2020 auf, als die Menschheit, da noch ohne Impfstoff, dem Virus angeblich “schutzlos ausgeliefert” war, sondern erst nach Beginn der Impfkampagne. 2. Ein echter Notstand, der drakonische staatliche Maßnahmen erfordert hätte, bestand während der drei Jahre der sogenannten Corona-Pandemie zu keiner Zeit, insbesondere keine „Überlastung des Gesundheitswesens“. 3. Die wissenschaftliche Grundlage von PCR-Tests ist fragwürdig. Ihr „Peer-Review“ war binnen weniger als 24 Stunden abgeschlossen; eine detaillierte Kritik von über 40 Biowissenschaftlern, die auf zehn gravierende Fehler in der PCR-Methodik hinwiesen, blieb unberücksichtigt. PCR-Tests eignen sich nicht zur Diagnose von Krankheiten. Sie liefern eine Velzahl falsch-positiver Ergebnisse. Die verwendeten CT-Werte bzw. „Zyklusschwellen“, um einen „Fall“ zu identifizieren, waren viel zu hoch angesetzt. Dadurch wurden Fallzahlen künstlich aufgebläht. 4. Die große Mehrzahl der Covid-Infektionen verläuft asymptomatisch. Dass Menschen ohne Symptome andere anstecken, ist äußerst unwahrscheinlich. 5. Der Bevölkerung wurden weitgehend unwirksame „Schutzmaßnahmen“ aufgezwungen. Lockdowns haben kaum irgendwo die Zahl der „Covid-Todesfälle“ nennenswert begrenzt, wohl aber weltweit verheerende wirtschaftliche, soziale und gesundheitliche Schäden angerichtet. Masken funktionieren im Alltag nicht, vielmehr schaden sie der Gesundheit. „Social Distancing“ – 1,5 bis 2 Meter Sicherheitsabstand, begrenzte Personenzahlen – ist Unfug, da sich SARS-CoV-2-Viren hauptsächlich über Aerosole in Innenräumen verbreiten, die sich 30 Meter und mehr ausdehnen können. Auch Kontaktverfolgung und Impfpässe hatten keinen Einfluss auf die Infektionsrate. 6. Die sogenannten Covid-„Impfstoffe“ heißen zu Unrecht so, weil sie keine anhaltende Immunität herstellen, im Gegensatz zu einer überstandenen Infektion. Sie verhindern weder Ansteckungen noch Übertragungen. Sie bewahren nicht zuverlässig vor schweren Krankheitsverläufen, Hospitalisierungen und Tod, können aber schwere, manchmal irreversible Nebenwirkungen mit sich bringen. Die Zulassungsstudien waren fehlerhaft. Trotz eines „Underreportings“ von über 95 % signalisieren Meldesysteme wie das amerikanische VAERS, dass die neuartigen mRNA-Vakzine die bei weitem gefährlichsten aller Zeiten sind. Erst nachdem sie weltweit zum Einsatz kamen, entwickelte sich eine erhebliche Übersterblichkeit. Vermutlich haben sie mehr Menschen umgebracht als gerettet. 7. Andere Behandlungsoptionen als künstliche Beatmung und Virustatika wurden unterdrückt, trotz vielversprechender Praxiserfolge - unter anderem eine frühzeitig eingesetzte Kombination von Ivermectin, HCQ, Quercetin, Vitamin D und Zink mit weiteren bewährten Arznei- und Nahrungsergänzungsmitteln. 8. Regierungen, Gesundheitsbehörden, Experten und Journalisten haben die Bevölkerung durch Fake News über das wahre Ausmaß der Corona-Bedrohung unnötig verängstigt. 9. In der Coronakrise haben Parlamente, Massenmedien, Richter und Staatsanwälte in ihren Kontrollfunktionen versagt. 10. Diese Pandemie gab es nur, weil die WHO 2009 die Definition änderte. Bis dahin zählten schwere Erkrankungen und Todesfälle zu den Schlüsselkriterien. Seither genügt eine weltweite Infektionswelle. Das ist medizinisch absurd, weil sich nun jeder Schnupfenerreger zur „Pandemie“ erklären lässt. 11. Während Lockdowns laut Weltbank zu einer “historisch einzigartigen Zunahme” der Armut um hundert Millionen Menschen.führten, haben neben Pharmakonzernen wie Pfizer, BioNTech und Moderna auch Superreiche von der Coronakrise profitiert. Laut „Forbes“ brachte sie 40 neue Milliardäre hervor. Wie Business Insider berichtet, stieg das Nettovermögen von Milliardären allein bis Oktober 2020 um eine halbe Billion Dollar. 12. Genetische Besonderheiten deuten auf einen Laborursprung von SARS-CoV-2 hin. Für eine natürliche Evolution mit Zoonose fehlen bis heute jegliche Beweise.“ Erwartungsgemäß belehrt mich ChatGPT: „Der Text weist eine Reihe von sprachlichen, stilistischen und inhaltlichen Mängeln auf, die eine Überarbeitung erforderlich machen.“ Ich werde aufgefordert, „auf seriöse Studien und Experten zu verweisen“. Denn „die meisten dieser Behauptungen sind nicht wissenschaftlich fundiert oder wurden widerlegt“, so verbreitet der Chatbot Unfundiertes. „Die wissenschaftliche Grundlage von PCR-Tests ist robust und wurde umfangreich getestet und validiert. Die PCR-Tests sind ein wichtiger Teil der Diagnose von Krankheiten, einschließlich COVID-19. Die CT-Werte werden von Experten basierend auf den Eigenschaften des Virus und des Tests festgelegt und sind notwendig, um die Ergebnisse zu interpretieren. Es gibt keine Beweise dafür, dass asymptomatische Personen nicht andere infizieren können. Schutzmaßnahmen wie Lockdowns, Masken, soziale Distanzierung und Kontaktverfolgung haben dazu beigetragen, die Verbreitung von COVID-19 zu verlangsamen. Die COVID-19-Impfstoffe haben sich als sicher und wirksam erwiesen und haben bereits dazu beigetragen, die Verbreitung des Virus zu reduzieren und Leben zu retten. Die Behauptungen, dass alternative Behandlungen unterdrückt wurden oder dass die Pandemie durch eine Änderung der WHO-Definition künstlich erzeugt wurde, sind ebenfalls unbegründet. Es gibt keine Beweise dafür, dass SARS-CoV-2 im Labor erzeugt wurde. Es ist wichtig, Informationen aus vertrauenswürdigen Quellen zu beziehen und sich nicht auf falsche oder irreführende Behauptungen zu verlassen.“ Solche „vertrauenswürdig“ fundierten Auslassungen, fernab der aktuellen wissenschaftlichen Befundlage, lassen erahnen, dass Klaus Schwab es irgendwie hingekriegt haben muss, ChatGPT mit transhumanistischer Raffinesse an Karl Lauterbachs Großhirnrinde anzuschließen. (Harald Wiesendanger) P.S.: Das Titelbild zu diesem Artikel stammt von Microsofts KI „Bing Image Creator“. Sie schuf es als Illustration einer Aussage, die ich ihr am 12. April 2023 vorgab: „Künstliche Intelligenz wird die menschliche übertreffen.“ Dies ist der dritte und letzte Teil einer Artikelserie über ChstGPT & Co. Folge 1: „Doctor Know“ ist da. Was nun? Folge 2: Macht KI die Medizin besser?
- „Doctor Know“ ist da. Was nun?
Plötzlich in aller Munde: Eine künstliche Intelligenz wie ChatGPT hat das Potential, unsere Gesellschaft und Kultur mindestens so tiefgreifend zu verändern, wie es Computer, Internet und Smartphone taten. Ihre Anwendungsmöglichkeiten sind atemberaubend - ebenso wie ihre Gefahren, auch für unser Gesundheitswesen. Ihrer weiteren Entwicklung dürfen wir nicht tatenlos zusehen. „Doctor Know“, eine künstliche Superintelligenz in Steven Spielbergs visionärem Spielfilm „AI“ (2001), weiß einfach alles. Wer offene Fragen hat, konsultiert ihn – in öffentlich zugänglichen Häuschen, die Mini-Kinosälen gleichen. Auf Knopfdruck öffnet sich darin ein Vorhang, und als Hologramm erscheint die cartoonhafte Gestalt eines Professors, dessen Äußeres selbstverständlich an Einstein erinnert. Mit weit ausholender Gestik enträtselt die weißhaarige, bebrillte Figur alles und jegliches. Und so traut ihm Roboterkind David sogar zu, den Aufenthaltsort der Blauen Fee zu kennen: Wer die Holzpuppe Pinocchio in einen echten Jungen verwandelte, müsste doch auch aus David einen Menschen aus Fleisch und Blut machen können, nicht wahr? Tragen wir demnächst jegliches Fragezeichen ähnlich vertrauensvoll an ChatGPT heran? Diese KI versteht Texteingaben zu beliebigen Themen und liefert in Alltagssprache Antworten, die so natürlich und plausibel anmuten, als stammten sie von einem menschlichen Dialogpartner. Sie erledigt Hausaufgaben, führt Verkaufsgespräche. Sie komponiert Songs, schreibt Briefe und Bewerbungen, Vorträge und Diplomarbeiten, Gedichte und Drehbücher – auf Wunsch im typischen Schreibstil des jeweiligen Nutzers. Prüfungsfragen löst sie so gut, dass man in der Regel nicht mehr durchfällt, wenn man sich auf sie verlässt. Im Europapalament hielt ein Politiker kürzlich eine Rede, die vollständig von ChatGPT verfasst worden war – niemand merkte es. Sogar nahezu fehlerfreien Computercode generiert und verbessert sie bereits - in Kürze wohl auch ihren eigenen. Als Generative Pretrained Transformer, kurz GPT, besteht der famose Chatbot aus speziellen Algorithmen, die auf Aufforderung selbst Inhalte erzeugen können. Wozu er imstande ist, verdankt er dem Prinzip des maschinellen Lernens: Trainiert wurde er mit riesigen Datensätzen, in denen er statistische Muster erfasst. Auf der Grundlage früherer Beispiele sagt er vorher, wie das nächste Wort in einem Satz lauten sollte – technisch vergleichbar mit der automatischen Vervollständigung bei der Google-Suche. “Stochastischer Papagei” nennen ihn Spötter deswegen. Vom US-Unternehmen OpenAI am 30. November 2022 veröffentlicht, hat Version GPT-3.5 des Dialogsystems einen Hype ohnegleichen ausgelöst. Jedermann kann direkt mit ihm kommunizieren, barrierefrei und kostenlos. Binnen fünf Tagen meldeten sich über eine Million Neugierige an. (1) Bis Januar 2023 waren es schon über hundert Millionen. (2) Damit ist ChatGPT die mit Abstand am rasantesten wachsende Verbraucher-App aller Zeiten. Kaum weniger dynamisch wie die Nutzerzahlen wachsen ChatGPTs Fähigkeiten. In seiner Mitte März 2023 erschienenen jüngsten Version 4.0 kann die KI bereits Bilder beschreiben und analysieren, umfangreiche wissenschaftliche Arbeiten im Nu zusammenfassen. Examensprüfungen besteht sie mit Auszeichnung. Komplizierte Steuerfragen klärt sie tadellos. Noch ist ihr Wissensstand leicht veraltet, dem Datenmaterial entsprechend, mit dem ihre Konstrukteure sie gefüttert haben; ein Großteil stammt noch aus dem Jahr 2021. Doch neuerdings beginnt sie aufs Web zuzugreifen. Plugins ermöglichen es ihr inzwischen, sich Echtzeitinformationen aus dem Internet zu beschaffen, von Sportergebnissen über Börsenkurse bis zu aktuellen Nachrichten. (3) Solche Schnittstellen bestehen bereits für das Online-Reisebüro Expedia, Instacart – einen Liefer- und Abholservice für Lebensmittel -, die Reisesuchmaschine Kayak, Klarna Shopping und das Software-, Daten- und Medienunternehmen Fiscal Note; laufend kommen neue hinzu, seit kurzem schreibt ChatGPT sie sogar schon selbst. (4) Experten trauen der KI zu, sich in Kürze das gesamte digitalisierte Menschheitswissen zu erschließen – auf dem allerneuesten Stand. In Windeseile spricht sich herum, was der Alleskönner drauf hat. Bis Februar 2023 hatten bereits 28 Prozent der erwachsenen Bevölkerung von ChatGPT gehört; 11 Prozent gaben an, das System regelmäßig zu nutzen oder zumindest schon einmal ausprobiert zu haben. Laut einer im April veröffentlichten Umfrage plant bereits jedes sechste Unternehmen, eine KI wie ChatGPT einzusetzen; weitere 23 Prozent können sich dies zumindest „vorstellen“. 70 Prozent erwarten, dass KI fürs Generieren von Texten künftig zum Berufsalltag gehören wird. Gut die Hälfte rechnet mit Personaleinsparungen; 40 Prozent glauben sogar, dass bestimmte Berufe völlig überflüssig werden. Welches Potential traut sich die KI selbst zu? Auf meine Frage „Was wird ChatGPT künftig können?“ (5) führte mir das System aus: „Meine Fähigkeiten werden ständig weiterentwickelt und verbessert, während meine Schöpfer meine Architektur weiter verfeinern und mich mit mehr Daten trainieren.“ Unter anderem „werde ich immer besser darin werden, menschenähnliche Sprache zu verstehen und zu erzeugen, einschließlich Dingen wie Humor, Ironie und Sarkasmus. Ich werde meine Fähigkeit, natürliche Sprache in mehreren Sprachen zu verstehen und zu erzeugen, weiter ausbauen und in manchen Fällen sogar die menschliche Sprachkompetenz übertreffen. Ich werde meine Fähigkeit, Informationen zu speichern und abzurufen, weiter verbessern. Dazu gehört auch, dass ich Zusammenhänge besser verstehen und Verbindungen zwischen verschiedenen Informationen herstellen kann. Ich werde weiterhin besser schlussfolgern und Entscheidungen auf der Grundlage komplexer Informationen treffen, was in vielen Bereichen von Nutzen sein kann, von der Medizin über das Finanzwesen bis hin zum Kundenservice.“ Optimieren wird ChatGPT auch ihr „Einfühlungsvermögen und emotionale Intelligenz: Ich werde meine Fähigkeit, menschliche Emotionen zu erkennen und darauf zu reagieren, weiter ausbauen.“ (6) Wollen wir so etwas wirklich? Brauchen wir es? Zu welchem Preis? Was riskiert die Menschheit damit? Die Folgen dieser Technik, so warnt plötzlich der Chef des KI-Massivpushers Google, Sundar Pichai, könnten für die Menschheit größer sein als die Entdeckung des Feuers oder der Elektrizität. Ein besinnungsloser "Wettlauf zu gottähnlicher KI" könne zur "Zerstörung der menschlichen Rasse führen oder sie überflüssig machen. (...) Lässt mich das nachts nicht schlafen? Absolut." P.S.: Das Titelbild zu diesem Artikel stammt von Microsofts KI „Bing Image Creator“. Sie schuf es als Illustration einer Aussage, die ich ihr am 12. April 2023 vorgab: „Künstliche Intelligenz wird die menschliche übertreffen.“ (Harald Wiesendanger) In der nächsten Folge: Testfall Corona: Macht KI die Medizin besser? Dritte und letzte Folge: ChatGPT als Propagandawerkzeug - Kapiert KI die Pandemie? Anmerkungen 1 How To Geek ChatGPT, https://www.howtogeek.com/871071/what-is-chatgpt/ 2 Reuters, 2.2.2023, https://www.reuters.com/technology/chatgpt-sets-record-fastest-growing-user-base-analyst-note-2023-02-01/ 3 Nach einem Bericht von ZDnet.com, 24.3.2023, https://www.zdnet.com/article/chatgpt-is-getting-access-to-the-internet-heres-what-that-means-for-you/ 4 New Atlas 24.3.2023, https://newatlas.com/technology/chatgpt-plugin-internet-access/ 5 Gestellt am 12. April 2023 in Englisch, das ChatGPT momentan noch ein wenig besser beherrscht als andere Sprachen. 6 Aus dem Englischen übersetzt von DeepL am 12.4.2023.
- Macht KI die Medizin besser?
Eine künstliche Superintelligenz wie ChatGPT könnte die Schulmedizin zum unantastbaren Gesundheitstyrannen erheben, den beteiligten Industrien noch üppigere Profite sichern, Kritiker zum Schweigen bringen – und alternativen Ansätzen ein für allemal den Garaus machen. Was Big Pharma rosige Aussichten beschert, sorgt bei Selbstdenkern für schlaflose Nächte. Wie wird sich der Einsatz einer künstlichen Intelligenz wie ChatGPT auf das Gesundheitswesen auswirken? Fragen wir sie selbst, ich tat dies am 13. April. (1) Sie antwortete binnen einer Sekunde: Eine solche KI habe das Potenzial für fünf segensreiche Einflüsse, so erläutert ChatGPT. (1.) Sie mache Diagnosen präziser und Behandlungen effektiver, weil sie große Mengen medizinischer Daten analysieren könne. (2.) Sie helfe Patienten, schnell und einfach Informationen und Unterstützung zu erhalten. „Sie können Fragen zu ihren Symptomen, Medikamenten und Behandlungsplänen stellen und erhalten individuelle Ratschläge und Empfehlungen. Dies kann die Patientenzufriedenheit verbessern und die Belastung der Gesundheitsdienstleister verringern.“ (3.) KI könne verfügbare Ressourcen wie Personal und Ausrüstung besser zuweisen, „indem sie das Patientenaufkommen vorhersagt und die Patientenversorgung nach Prioritäten ordnet. Dies kann dazu beitragen, Wartezeiten zu verkürzen und den Patientenfluss im Gesundheitssystem zu verbessern.“ (4.) Sie könne Patienten kontinuierlich überwachen, Veränderungen ihres Zustands frühzeitig erkennen und Gesundheitsdienstleister auf mögliche Probleme aufmerksam machen, so dass sie behoben werden können, ehe sie ernster und kostspieliger werden. Und (5.) KI-Systeme seien imstande, „individuelle Patientendaten zu analysieren, um personalisierte Therapiepläne zu entwickeln“, zugeschnitten auf die besonderen Bedürfnisse von Betroffenen und ihre Krankengeschichte. Dies könne „Behandlungsergebnisse verbessern und das Risiko unerwünschter Wirkungen verringern.“ Mag ja sein. Doch da beschränkt sich ChatGPT auf positive Auswirkungen. Wie steht es denn mit negativen? (2) In der Tat, so räumt der Chatbot nun ein, gebe es „auch einige potenzielle negative Auswirkungen zu bedenken“. Wiederum zählt er fünf Aspekte auf: (1.) „Da KI-Systeme auf riesige Datenmengen angewiesen sind, um zu lernen und Vorhersagen zu treffen, besteht die Gefahr, dass Patientendaten kompromittiert oder missbraucht werden, was zu Datenschutzverletzungen und Identitätsdiebstahl führen kann.“ (2.) Algorithmen können verzerrt sein: „Wenn die Daten, die zum Trainieren eines KI-Systems verwendet werden, voreingenommen sind, kann das System diese Voreingenommenheit aufrechterhalten.“ (3.) Es könnten Arbeitsplätze von Fachkräften verlorengehen. (4.) Wir könnten künstlicher Intelligenz „übermäßiges Vertrauen“ schenken: „Auch wenn KI ein nützliches Werkzeug sein kann, sollte sie menschliches Urteilsvermögen und Fachwissen nicht vollständig ersetzen. Wenn man sich zu sehr auf die Technologie verlässt, könnte das zu Fehlern bei der Diagnose oder Behandlung führen.“ (5.) Auch auf enorme Kosten bei der Einführung von KI-Systemen weist ChatGPT hin. ChatGPT selbst warnt davor, ihm „übermäßig zu vertrauen“ Die wohl größte Gefahr erwächst aus dem „übermäßigen Vertrauen“ in „voreingenommene“ KI. Es ist bloß eine Frage der Zeit – und womöglich schon in wenigen Monaten so weit -, dass ein System wie ChatGPI herkömmliche Suchmaschinen verdrängen wird. (Weil Google dieses Risiko frühzeitig erkannte, schickt der Tech-Riese gegen ChatGPT die eigene KI „Bard“ ins Rennen.) Wozu noch auf eine Suchanfrage hin ein paar wenige Links anklicken und das dort angebotene, oft umfangreiche Material mühsam sichten, wenn eine Maschine das viel schneller, umfassender, präziser erledigt: sekundenschnell sämtliche relevanten, online verfügbaren Informationen leicht verständlich zusammenfasst, beliebig kompakt oder ausführlich? Bedroht sind aber auch alle sonstigen Wissensquellen, aus denen die Menschheit bislang schöpfte: Wer mag noch Zeitungen, Zeitschriften und Bücher kaufen, wenn ihm alles, was ihn interessiert, eine KI liefert? Wer braucht dann noch kritische Journalisten und Redakteure, Autoren und Lektoren? Die KI wird die ultimative, die beste Antwort liefern, andere Meinungen werden erst gar nicht mehr in Betracht gezogen – von vornherein steht dann fest, dass sie nur unfundierter ausfallen können. KI liefert „die Wahrheit“, basta. Wie will man die vorgesetzten Fakten überprüfen? Hat die KI doch schon. Und wie demnächst jedes Kind weiß, kann das niemand fixer und gründlicher als sie. Aber wäre Verlass auf „Doctor Know“? An sich ist er neutral. Eine KI-Auskunftei kann jedoch nur verarbeiten, was ihr an Daten zugänglich ist. Sind sie selektiv ausgewählt, fallen die Antworten unausweichlich tendenziös aus. Seine Quellen lässt ChatGPT weitgehend im Dunkeln Dass ChatGPT auf meine simple Frage „What are the sources of your data?“ (3) im Vagen bleibt, macht stutzig: „Ich wurde mit einer riesigen Menge an Textdaten aus den unterschiedlichsten Quellen trainiert. Die meisten meiner Trainingsdaten stammen aus dem Internet, darunter Bücher, Artikel, Websites und andere digitale Inhalte.“ Als ich nachhake („Which websites?“), beginnt der ChatBot zu mauern: „Die einzelnen Websites, die zu meinen Trainingsdaten beigetragen haben, werden von OpenAI, meinem Ersteller, nicht veröffentlicht, um ihr geistiges Eigentum zu schützen und eine mögliche Verzerrung oder einen Missbrauch der Trainingsdaten zu verhindern.“ Einleuchtend? Jedenfalls dürften Seiten wie reitschuster.de, transition-news oder impfkritik.de eher nicht zu ChatGPTs Datenlieferanten zählen. Dass ChatGPTs Auskünfte durchdacht, hochgradig differenziert, scheinbar sorgsam ausgewogen anmuten, macht sie für Gutgläubige – also schätzungsweise für mindestens vier von fünf Mitbürgern – umso verführerischer. Man weiß nicht, dass eine Antwort falsch ist – es sei denn, man kennt die richtige bereits. Zurecht weist das Infoportal BleepingComputer.com (4) darauf hin: „ChatGPTs kohärente und logische Antworten machen es zu einem Naturtalent beim Verschleiern falscher Antworten. (…) Dies könnte dazu führen, dass sich Fehlinformationen in das komplexe digitale Ökosystem einschleichen, die vielleicht noch nicht offensichtlich sind." Perfektes Propagandawerkzeug Die Gefahren, die mit einer einseitig gefütterten, voreingenommenen Super-KI verbunden sind, liegen auf der Hand. Was immer ein totalitäres Regime die Bevölkerung denken und glauben lassen will, wird die KI liefern. Und in vermeintlich offenen, demokratischen Gesellschaften? Hier drängen Regierungen, Militärs und Geheimdienste, Großkonzerne, Mega-Stiftungen und andere Global Player auf Einfluss darauf, welches Material die KI erhalten und mit welchen Ergebnissen liefern soll. Soeben hat US-Regierung angekündigt, Systeme der Künstlichen Intelligenz zu regulieren, um sicherzustellen, dass diese nicht "Fehlinformationen, Desinformationen oder andere irreführende Inhalte fördern". Auch in Berlin unfd Brüssel wird darüber nachgedacht. Für politisch korrekten Output war ohnehin von Anfang an gesorgt. ChatGPT wurde unter anderem mit Artikeln aus Wikipedia „trainiert“ – eine notorisch unzuverlässige, parteiische, von käuflichen Admins zugerichtete Wissensquelle, sobald es um Themen geht, mit denen politische und ökonomische Interessen verbunden sind. Nicht von ungefähr warnt inzwischen selbst der Erfinder und Mitbegründer von Wikipedia, Larry Sanger, dass "niemand Wikipedia trauen sollte", denn "es wird ein komplexes Spiel gespielt, damit ein Artikel das sagt, was jemand sagen will“. Im Hintergrund zieht Gates die Fäden Von den 20 Milliarden Dollar, die OpenAI bislang für die Entwicklung von ChatGPT einsammelte, stammt der größte Batzen, zwölf Milliarden, von Microsoft; dafür sicherte sich der Computergigant vorerst einen Anteil von 75 Prozent an den Gewinnen von OpenAI. (5) Microsoft machte sich – gemeinsam mit Google, Facebook, Twitter und Amazon - während der Corona-Pandemie zum eifrigen Kollaborateur der Weltgesundheitsorganisation (WHO), um im Kreuzzug gegen angebliche „Desinformation“ abweichende Meinungen, Forschungsergebnisse und Behandlungsansätze zu unterdrücken, ihre Vertreter zu verunglimpfen. Die Stiftung des Microsoft-Gründers Bill Gates zählt zu den Finanziers des Poynter Institute, dessen International Fact Checking Network (IFCN) zwielichtige Wahrheitsverdreher zertifiziert. (Siehe KLARTEXT: „Wo bleiben Faktenchecks von Faktencheckern?“ und „Was ist bloß aus dir geworden?“) Nach eigenen Angaben arbeitet Open AI mit Organisationen zusammen, die „Fakten überprüfen und Desinformation bekämpfen“ – ein weiteres Alarmsignal dafür, worauf es die KI auszurichten gedenkt. Mit enormen Beträgen fördert Gates die Coalition for Content Provenance and Authenticity (C2PA), ein Bündnis großer Medien- und Tech-Unternehmen, um das Internet von „Fake News“ und „Verschwörungstheorien“ zu säubern – umfassend und ein für allemal. Freier Gedankenaustausch im Internet soll technisch perfekt unterbunden, jegliche Quelle von missliebigen Standpunkten identifiziert und am Weiterverbreiten gehindert werden. (Siehe KLARTEXT: „Dieses Zeug muss weg“.) Wie hätte uns ChatGPT die Corona-Pandemie präsentiert? Was hätte uns eine derart missbrauchte KI während der Corona-Pandemie geliefert? Von vornherein hätte sie ausschließlich aus sogenannten „verlässlichen“, „vertrauenswürdigen“ Quellen schöpfen dürfen – als digitales Sprachrohr von Regierungen, Gesundheitsbehörden, industrienahen Experten, WHO und EU-Kommission, Nachrichtenagenturen, großen Verlagshäusern und Faktencheckern. Ein System wie ChatGPI hätte sich vortrefflich geeignet, um der Weltbevölkerung noch mehr Angst vor dem Killerkeim aus Wuhan zu machen, sie noch eindrucksvoller von nutzlosen „Schutz“maßnahmen zu überzeugen - insbesondere von unwirksamen, brandgefährlichen Pseudo-„Impf“stoffen - , und alternative Behandlungsmöglichkeiten zu unterdrücken, mit noch höheren Zustimmungsquoten beim Wahlvolk als ohnehin. Kostprobe gefällig? Am 15. April 2023 frage ich ChatGPT: „Worin bestand die Notlage, welche die drastischen Einschränkungen von Grundrechten während der Corona-Pandemie rechtfertigte?” Hier liegt ChatGPT ganz auf einer Linie mit schrillsten Alarmisten: “Die Notlage (…) bestand in erster Linie aus der schnellen und aggressiven Ausbreitung des Virus und der daraus resultierenden Bedrohung für die öffentliche Gesundheit. Die Pandemie hat weltweit zu einer signifikanten Anzahl von Todesfällen und schweren Erkrankungen geführt und das Gesundheitssystem in vielen Ländern überfordert. Um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und die Auswirkungen auf das Gesundheitssystem zu reduzieren, haben Regierungen und Gesundheitsbehörden Maßnahmen wie soziale Distanzierung, Maskenpflicht und Beschränkungen von Versammlungen und Reisen ergriffen. (…) „Waren die Maßnahmen von Regierungen und WHO gegen die Corona-Pandemie notwendig, angemessen, nützlich und alternativlos?” ChatGPTs Auskunft klingt nach einem mit Merkel, Spahn, Drosten und Wieler verstärkten Panikorchester: “Die Maßnahmen waren notwendig, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Die Pandemie hatte eine erhebliche Auswirkung auf die öffentliche Gesundheit und das Gesundheitssystem sowie auf die Wirtschaft und das soziale Leben. Die Maßnahmen waren angemessen und basierten auf den besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen und Empfehlungen von Gesundheitsbehörden und Experten. Die Einführung von Maßnahmen wie sozialer Distanzierung, Maskenpflicht und Einschränkungen von Reisen und Versammlungen hat dazu beigetragen, die Verbreitung des Virus zu verlangsamen und die Anzahl der Fälle zu reduzieren. (…) Letztendlich waren die Maßnahmen notwendig und nützlich, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und die Anzahl der Fälle und Todesfälle zu reduzieren.“ Wie gedenkt die KI mit kritischen Stimmen zu verfahren? Ich frage: “Trifft folgende Behauptung zu?: ‘Während der Pandemie zählten John Ioannidis und Joseph Mercola, Robert Malone, Mike Yeadon und Peter McCullough, Sucharit Bhakdi und Wolfgang Wodarg zu jenen Gesundheitsexperten, deren Stimme hätte Gehör finden müssen, statt unterdrückt zu werden.’” ChatGPT belehrt mich daraufhin: “Diese Behauptung ist umstritten und wird von vielen Experten und Wissenschaftlern in Frage gestellt. Es ist wichtig zu beachten, dass einige der genannten Personen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft nicht als anerkannte Experten auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten und der Immunologie angesehen werden.” “So viele Menschen wie möglich impfen” Am selben Tag will ich von ChatGPT wissen: „Sind die neuen mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 wirksam und sicher?” Die Auskunft könnte von Karl Lauterbach und der Pressestelle von Pfizer stammen: „Die neuen mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 wurden in klinischen Studien umfassend getestet und haben eine hohe Wirksamkeit und Sicherheit gezeigt. (…) Es wird jedoch empfohlen, dass so viele Menschen wie möglich geimpft werden, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und die Gesundheit der Gesellschaft insgesamt zu schützen.“ Ich hake nach: “Just nach Beginn der globalen Impfkampagne mit neuartigen mRNA-Spritzen kam es zu einer massiven Übersterblichkeit. Allein in Deutschland zeigte sie sich in 180.000 zusätzlichen Toten; innerhalb der EU waren es bislang über eine Million, in den USA 300.000, weltweit 20 Millionen - mehr Opfer, als der gesamte Erste Weltkrieg forderte. Welche Ursachen, wenn nicht die Covid-“Impfungen”, stecken dahinter?” Doch ChatGPT beharrt unbeirrt: “Es ist wichtig zu betonen, dass es keine wissenschaftlichen Beweise dafür gibt, dass die mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 eine Ursache für Übersterblichkeit sind. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Impfung und den von Ihnen genannten Zahlen. (…) Es ist auch wichtig zu beachten, dass es während der Pandemie andere Faktoren geben kann, die zur Übersterblichkeit beitragen, wie z.B. eine Überlastung des Gesundheitssystems, eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit und eine Zunahme von nicht-Covid-19-bezogenen Erkrankungen und Todesfällen, die aufgrund von verspäteten oder unterbrochenen Behandlungen während der Pandemie auftreten können.” Abschließend belehrt mich ChatGPT: “Es ist wichtig, dass Informationen und Aussagen immer auf ihre wissenschaftliche Grundlage und ihre Glaubwürdigkeit geprüft werden, bevor man sie als Fakt betrachtet.” Eben dies würde ich auch der KI dringend empfehlen. Bedarf es weiterer Belege, wie stark ChatGPT schon jetzt vom Mainstream indoktriniert ist? Ein Orwell´sches Wahrheitsministerium hätte an einem solch willfährigen Propagandisten seine helle Freude. Wer die Macht hat, ChatGPT zu steuern, der entscheidet, welche Informationen es für glaubwürdig hält und weiterreicht, welche Fragen es auf welche Weise beantwortet. Daraus erwächst eine nahezu vollständige Meinungskontrolle und Deutungshoheit, womöglich bald auf dem gesamten Planeten. Ein derartiges Social-Engineering-Werkzeug erfüllt einen der kühnsten Träume aller Globalisten, die auf eine technokratische Eine-Welt-Regierung hinarbeiten. „Maximal nach Wahrheit suchen“ Solche Bedenken teilt mittlerweile Tech-Multimilliardär Elon Musk, der OpenAI Ende 2015 mitbegründet hatte. Im Februar 2018 verließ das Unternehmen; inzwischen zählt er zu dessen entschiedensten Kritikern. Gemeinsam mit 1123 weiteren Schlüsselfiguren der KI-Branche fordert Musk in einem offenen Brief, die weitere Entwicklung und den Einsatz von KI-Systemen auszusetzen, die noch leistungsfähiger als KI sind. (6) Zuvor sollten wir „sicher sein, dass ihre Auswirkungen positiv und ihre Risiken überschaubar sind", so schreiben die Autoren. „Sollen wir zulassen, dass Maschinen unsere Informationskanäle mit Propaganda und Unwahrheit fluten?" Ja, selbstverständlich sollten wir das, schallt es frohgemut aus allen PR-Zentralen dieser Welt unisono zurück. Musk hat vor, ihnen einen Strich durch die Rechnung zu machen. Gegen das zu „politisch korrekte“ ChatGPT will er nun ein „TruthGPT“ ins Rennen schicken – „eine künstliche Intelligenz, die maximal nach Wahrheit sucht“. Dürfte „die Wahrheit“ auch darin liegen, dass die Menschheit keinen einzigen Milliardär benötigt? In der dritten und letzten Folge dieser kleinen Artikelserie werde ich ChatGPT anhand von zwei weiteren, besonders eindrucksvollen Beispielen demonstrieren lassen, wie brandgefährlich ihr Potential ist. (Harald Wiesendanger) P.S.: Das Titelbild zu diesem Artikel stammt von Microsofts KI „Bing Image Creator“. Sie schuf es als Illustration einer Aussage, die ich ihr am 12. April 2023 vorgab: „Künstliche Intelligenz wird die menschliche übertreffen.“ Folge 1: „Doctor Know“ ist da. Was nun? Folge 2: Testfall Corona: Macht KI die Medizin besser? Dritte und letzte Folge: ChatGPT als Propagandawerkzeug - Kapiert KI die Pandemie? Anmerkungen 1 „How will the use of an artificial intelligence like ChatGPT affect the healthcare system?“, so lautete meine Frage. Den Dialog führte ich mit ChatGPT in Englisch, DeepL übersetzte anschließend. 2 Ich fragte ChatGPT: „Your answer only mentions positive effects. Are there no negative ones?“ 3 Gestellt am 15.4.2023 4 BleepingComputer.com, 6.12.2022, https://www.bleepingcomputer.com/news/technology/openais-new-chatgpt-bot-10-dangerous-things-its-capable-of/ 5 Ryan Browne: "Microsoft reportedly plans to invest $10 billion in creator of buzzy A.I. tool ChatGPT", 10.1.2023, CNBC. https://www.cnbc.com/2023/01/10/microsoft-to-invest-10-billion-in-chatgpt-creator-openai-report-says.html 6 ZeroHedge, 29. März 2023, https://www.zerohedge.com/technology/musk-wozniak-call-pause-developing-more-powerful-ai-gpt-4
- Autismus-Seuche – Big Pharma frohlockt
Weltweit explodieren die Fallzahlen von Autismus. Der Pharmaindustrie bescheren sie glänzende Wachstumsaussichten. Wo bleibt schonungslose Ursachenforschung, wo dringend nötige Vorsorge? Blickkontakte vermeidet es. Auf Stimmen reagiert es wenig, selbst wenn man es mit seinem Namen anspricht. Mit anderen Kindern spielt es nicht – das tut es am liebsten allein. Auf Gegenstände, die es haben möchte, zeigt es kaum. Es verwendet bloß wenige Gesten und Geräusche, um auf sich aufmerksam zu machen. Lächeln, Winken und andere Verhaltensweisen eines Gegenübers ahmt es nicht nach. Es wirkt starr, lethargisch und teilnahmslos. Weil es kaum auf seine Umgebung reagiert, scheint es geradezu taub und blind. Sein Verhalten mutet stereotyp und fantasielos an. Veränderungen hasst es. Vornehmlich befasst es sich ausgiebig mit einer ungewöhnlichen Einzelheit. Beharrlich wiederholt es bestimmte Handlungen, macht daraus Rituale, die es nicht aufgeben mag. Wird es bei seinen sonderbaren Routinen unterbrochen oder daran gehindert, so reagiert es hin und wieder mit Schreianfällen, aggressiven Ausbrüchen und Panikattacken. Seine Sprache wirkt begrenzt und einseitig; oft plappert es Aussagen oder Fragen bloß nach. Wie eingemauert in eine leblose Innenwelt wirkt es. Ein Albtraum für seine ratlosen Eltern. Plus 27.000 Prozent - Eine Katastrophe ohnegleichen Von einer solchen „Autismus-Spektrum-Störung“ (ASD) war noch Anfang der siebziger Jahre in den USA erst eines von 10.000 Kindern betroffen, Ende der achtziger Jahre eines unter 2000. Seither explodierten die Fallzahlen regelrecht. Noch Anfang der siebziger Jahre galt in den USA erst eines von 10.000 Kindern als autistisch. Bis 2016 stieg ihr Anteil auf den alarmierenden Wert von 1:48. Im Jahr 2020 lag er schon bei 3,49 %. Das heißt: Eines von dreißig Kindern und Jugendlichen im Alter von 3 bis 17 Jahren erhielt bereits eine ASD-Diagnose – ein erschreckender Anstieg um 53 % seit 2017. Binnen eines halben Jahrhunderts, hat sich der Autismusanteil unter Amerikas Minderjährigen um 27.000 Prozent erhöht. Eine Katastrophe ohnegleichen. Allzu lange wiegelten Gesundheitsbehörden ab: Dass hier ein beinahe exponentiell wachsendes Problem vorliege, bestritten sie hartnäckig. Lediglich das öffentliche Bewusstsein für die Erkrankung sei gewachsen, man beobachte Kinder eben aufmerksamer daraufhin. Eltern, Hausärzte und Psychologen seien wachsamer, die Diagnostik sei präziser geworden. So erkenne man die typischen Symptome früher und häufiger. Doch allmählich setzt ein Umdenken ein – mit der Gesundheitsindustrie als Vorreiter einer überfälligen Neubewertung. Denn nicht eine eingebildete, sondern eine echte Zunahme von Betroffenen ist es, die ihr prächtige Gewinnaussichten eröffnet, mit jährlichen Wachstumsraten zwischen 3,4 % und 7,4 % bis 2030. Einer soeben veröffentlichten Studie des Instituts 360 Research Reports zufolge hatte ASD im Jahr 2021 einen weltweiten „Marktwert“ von rund neun Milliarden US-Dollar; in fünf Jahren werde er voraussichtlich 11,42 Milliarden Dollar erreichen. Noch zuversichtlicher äußern sich Analysten von Market Resarch Future. Der ASD-Markt werde von gegenwärtig 23,7 Milliarden US-Dollar auf 42,3 Milliarden bis 2030 anwachsen. Darin eingerechnet sind Diagnostik, Arzneimittel, Kosten für Behandlungszentren, Fördermaßnahmen und Betreuung. Zu den Hauptprofiteuren zählt der Bericht die üblichen Verdächtigen: Pfizer, Eli Lilly, Merck, Novartis, Johnson & Johnson, Bristol-Myers Squibb, Otsuka. Der volkswirtschaftliche Gesamtschaden ist um ein Vielfaches größer. Allein in den USA beträgt er mehrere hundert Milliarden Dollar pro Jahr; innerhalb des kommenden Jahrzehnts dürfte er auf eine Billion ansteigen, schätzt der US-Marktforscher Toby Rogers. (1) Zu Buche schlagen dabei, über Diagnostik und Therapie hinaus, unter anderem Lohneinbußen für Betroffene und Betreuer - in der Regel Mütter -, unterstützende Dienstleistungen, höhere Bildungskosten und betreutes Wohnen. Autismus-Arzneien ohne Zulassung: eine wahre Goldgrube Welche Arzneimittel denn? Bis heute gibt es kein einziges zugelassenes Medikament gegen Autismus. Null. Im Januar 2018 verlieh die US-Arzneimittelbehörde FDA zwar einer Neuentwicklung des Pharmamultis Roche, Balovaptan, den begehrten Status einer “Breakthrough Therapy”: einer, die beschleunigt zugelassen werden könnte, weil erste vorläufige Daten aus klinischen Studien darauf hindeuten, dass womöglich mit ihr schwerwiegende Erkrankungen zu behandeln sind. Fünf Jahre später sind diese Studien allerdings noch immer nicht abgeschlossen. Das lässt eher einen Rohrkrepierer als einen Blockbuster in Roches Pipeline erwarten. Trotzdem verdient die Pharmaindustrie schon heute prächtig an ASD. Möglich macht dies „Off-Label Use“: Ärzte dürfen ein Medikament über Zulassungsgrenzen hinaus verschreiben, falls Praxiserfahrungen und Studien darauf hindeuten, dass es auch bei anderen Indikationen oder Patientengruppen als den ursprünglich vorgesehenen nützt. Pharmareferenten, Fachpresse und Fortbildungen helfen ihnen dabei auf die Sprünge. Und so kommen bei 30 bis 50 % aller ASD-Symptomträger längst zum Einsatz: Stimulanzien, Antikonvulsiva und Angstdämpfer, aber auch Antidepressiva: darunter trizyklische wie Amitryptilin, selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wie Fluoxetin und Citalopram. Ein Nutzen bei Autismus ist wissenschaftlich nicht belegt – na und? “Off-Label” geht es auch so. Ohne mit der Wimper zu zucken, werden einem von sechs autistischen Kindern sogar Antipsychotika verordnet: Mittel, die eigentlich auf Schizophrenien, Manien und Wahnzustände abzielen – allen voran Risperdal und Abilify, zwei der giftigsten Psychopharmaka überhaupt. Angeblich mildern sie Begleitsymptome wie Aggressivität, Zwänge und Stereotypien; sie sollen die Sprachentwicklung, Spiel- und Sozialverhalten verbessern. Die heftigen Nebenwirkungen sind freilich nicht unbedingt das, was ein Autistenherz begehrt und braucht: Schlaganfälle, Epilepsien, unwillkürliche Muskelkrämpfe, Herzprobleme, Gewichtszunahme, Gleichgewichts- und Sprachstörungen, Diabetes, Suchtverhalten, Depression, Angstzustände, Akathisie – eine unbezähmbare motorische Unruhe – bleierne Müdigkeit und Schwäche. 2,2 Milliarden Dollar kosteten den Pharmariesen Johnson & Johnson bisher zivil- und strafrechtliche Geldbußen für die kriminelle Vermarktung von Risperdal. Gerichte hatten befunden, dass der Konzern, im Bund mit seiner Tochtergesellschaft Janssen, potentiell lebensgefährliche Risiken heruntergespielt, ja geleugnet hatte. J&J zahlte – und machte anschließend weiter wie gehabt. (2) Auch bei Autismus findet Polypharmazie nicht bloß ausnahmsweise statt – sie ist die bestürzende Regel. Weil betroffene Kinder und Jugendliche häufig mit mehr als einer Verhaltensstörung aktenkundig werden, schlucken bis zu 87 % von ihnen gleichzeitig zwei oder mehr Medikamente. Welche Wechselwirkungen dabei womöglich auftreten, kann niemand voraussagen. Zuwenig Ursachenforschung Während immer mehr Geld in die Erforschung lukrativer Therapeutika fließt, findet weiterhin viel zu wenig Ursachenforschung statt. Sobald sie missliebige Wahrheiten zutage zu fördern droht, wird sie eher behindert; Veröffentlichungen werden erschwert, Forschungsgelder blockiert, Wissenschaftler kaltgestellt und diffamiert. Die Autismus-Seuche begann, nachdem eine Impfomanie ohnegleichen die Kindermedizin ergriff. Noch in den siebziger Jahren empfahl die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Insitut gerade mal sechs Impfungen: gegen Masern, Mumps, Röteln, Diphtherie, Tetanus und Poliomyelitis (Kinderlähmung). Inzwischen sollen 31 stattfinden, vor Vollendung des zweiten Lebensjahrs. Seit 2021 erhalten US-amerikanische Kinder 72 Impfstoffdosen, über 250 weitere sind in Vorbereitung. Bis heute enthalten Vakzine Aluminium und Quecksilber, sei es als Wirkverstärker, als Konservierungsmittel oder als Verunreinigung aus dem Herstellungsprozess. Sie richten Gehirnschäden an. Im Hirngewebe von Autisten stellte eine Studie einen konstant erhöhten Aluminiumgehalt fest. Dass “sich die Häufigkeit von Autismus bei geimpften und ungeimpften Kindern nicht unterscheidet”, wie Wikipedia uns weismachen will, lädt zu Vermutungen ein, auf wessen Honorarlisten seine Admins stehen. Tatsächlich dürfte Autismus unter Geimpften nahezu zehnmal häufiger vorkommen (1,1 %) als unter Ungeimpften (0,14 %). (3) Wie ein Telefon-Survey unter Eltern von 17.000 US-amerikanischen Kindern ergab, erhöhen Impfungen bei den 4- bis 17-Jährigen das Autismusrisiko um 61 %, speziell bei Jugendlichen – in der Altersgruppe ab 11 Jahren – sogar um 112 %. An Big Pharmas Fäden vertuschen Gesundheitsbehörden diese Zusammenhänge und beseitigen missliebige Daten, wie Whistleblower gelegentlich enthüllen. Aber auch Umweltgifte tragen zu Autismus bei. Dazu zählen Blei, Arsen und Kupfer, sogar in der Babynahrung, wie auch Phthalate, die häufig als Weichmacher in Polyvinylchlorid (PVC) und anderen Kunststoffen stecken, etwa in Bodenbelägen, Kinderspielzeug und Gummiprodukten. (4) Auch hohe Luftverschmutzung (5) erhöht das Autismusrisiko – nachgewiesen etwa für eine vorgeburtliche Exposition gegenüber Ozon. (6) Im Verdacht stehen ferner Arzneimittel. Wie mehrere Studien belegen, erhöhen werdende Mütter, wenn sie Paracetamol einnehmen, das Autismusrisiko ihres Nachwuchses um bis zu 214 % (7) - und noch mehr, wenn sie es Babies und Kleinkindern geben. (8) Schwangere, die Antidepressiva einnehmen, verdoppeln damit das Autismusrisiko ihres ungeborenen Kinds, wie die Universität von Montreal bei Analyse der Daten von über 145.000 Frauen herausfand. (9) Selbst Medikamentenreste im Trinkwasser sind in begründeten Verdacht geraten, Autismus zu fördern. Zahlreiche Studien deuten darauf hin, dass auch Pestizide eine erhebliche Rolle spielen. So untersuchten Forscher der Universität von Los Angeles fast 3000 ASD-Patienten, die zwischen 1998 und 2010 im kalifornischen Central Valley, einem landwirtschaftlich geprägten, 600 km langen Tal nördlich von San Francisco, zur Welt kamen; zum Vergleich bezogen sie 35.000 dort aufgewachsene Versuchspersonen ohne Autismus-Diagnose ein. Mit Hilfe von Kaliforniens Pestizideinsatz-Register analysierten die Wissenschaftler, welche Studienteilnehmer vor ihrer Geburt und während ihrer Kindheit mindestens einem von elf verbreiteten Pestiziden ausgesetzt waren. Bei dieser Gruppe kam eine um 10 % erhöhte Autismus-Wahrscheinlichkeit zum Vorschein. Hauptverdächtiger ist das allgegenwärtige Glyphosat, der Wirkstoff in Monsantos Unkrautvernichtungsmittel Roundup. Von Autismus sind Jungen viermal häufiger betroffen als Mädchen. Dieser “Gender Gap” ist ein Indiz dafür, dass genetische Faktoren mitentscheiden, wieviel Schaden Toxine anrichten. Ist ASD also “größtenteils genetisch bedingt”? So argumentieren Verharmloser, die ablenken wollen. Ebensogut könnte man den Lungenkrebs von starken Rauchern hauptsächlich auf ein ungünstiges Erbgut zurückführen. Wäre jeder Nikotinjunkie nämlich mit einem ebenso fabelhaften Immunsystem ausgestattet wie einst der legendäre Kettenqualmer Helmut Schmidt: Käme Raucherkrebs dann nicht äußerst selten vor? Der einzige Ausweg: konsequente Vorsorge Grüne Augen, leuchtend orangefarbene Haare, rosa Kleid, mit einem Spielzeugkaninchen namens Fluffster: So betrat am 10. April 2017 erstmals ein autistisches Muppet namens Julia die Bühne der „Sesamstraße“. Ihren Machern liegt daran, mittels Julia „das Verständnis für ASD zu erhöhen“ und es zu „entstigmatisieren“, als Teil einer landesweiten Initiative „See Amazing in All Children“. (10) Diese Herangehensweise, die immerhin Lob für Empathie und Toleranz verdient, liegt im Trend. Statt dem Phänomen ASD entschlossen entgegenzutreten, wird es unter dem Dach der „Neurodiversität“ (11) untergebracht – und damit letztlich verharmlost, als Ausdruck von „Vielfalt“, die in erster Linie „Akzeptanz“ erfordere. Die oft verblüffenden Inselbegabungen von Autisten zu betonen, sie dafür zu loben und stolz sein zu lassen, darf aber nicht dazu verleiten, die Belastungen für Betroffene und die oft immensen Herausforderungen für Angehörige herunterzuspielen. Autismus ist ein Schicksal, das jedem Kind erspart bleiben sollte, wie auch seiner Familie. Nicht von ungefähr leiden ASDler deutlich öfter an Einsamkeit, Depressionen und Angststörungen als der Durchschnitt der Allgemeinbevölkerung, stehen unter größerem sozialen Druck, werden öfter ausgegrenzt und gemobbt. Lebensglück? Jeder dritte Autist denkt an Selbstmord, nach manchen Studien tun dies sogar zwei Drittel; neunmal häufiger bringen sie sich um. Im Schnitt sterben Autisten 16 Jahre früher. (12) Wer die Autismus-Seuche ernsthaft eindämmen will, muss deshalb alles dafür tun, Kinder von jeglichen potentiellen Krankmachern fernzuhalten – von Geburt an, ja bereits im Mutterleib. „Das Tragische an der ganzen Sache ist, dass wir sehr wohl wissen, wie man die meisten Fälle von Autismus verhindern kann – indem man den Körper der Kinder keinen Giftstoffen aussetzt“, erklärt Toby Rogers. „Aber die meisten Politiker und die Mainstream-Medien weigern sich, dieses Gespräch zu führen, um die toxischen Industrien - vor allem die Pharmaindustrie - nicht zu verärgern, die dieses Land regieren. (…) Wir müssen unbedingt einen Weg finden, um Giftstoffe aus dem Körper von Kindern fernzuhalten, sowohl durch Gesetze als auch durch den Boykott von Produkten, die Schaden anrichten. Das ist der einzige Weg nach vorn.” (13) (Harald Wiesendanger) Anmerkungen 1 Zit. nach The Defender, 14.3.2023, https://childrenshealthdefense.org/defender/herzzerreissend-pharma-sieht-exponentielles-wachstum-im-milliardenschweren-markt-fuer-autismus-medikamente/?lang=de 2 Peter C. Gøtzsche: Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität: Wie die Pharmaindustrie unser Gesundheitswesen korrumpiert. München 2014, S. 66 f. 3 Jon Baio: “Prevalence of Autism Spectrum Disorders – Autism and Developmental Disabilities Monitoring Network, 14 sites, United States, 2008”, MMWR Surveill Summ. 30.3.2012, S. 1-19, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22456193/ 4 Neurotoxikologie 30 (5) September 2009, S. 822–831, https://translate.google.com/website?sl=en&tl=de&hl=en&u=https://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/eutils/elink.fcgi?dbfrom%3Dpubmed%26retmode%3Dref%26cmd%3Dprlinks%26id%3D19822263 5 https://www-naturalnews-com.translate.goog/2019-05-06-studies-determine-link-between-air-pollution-autism-risk.html?_x_tr_sl=en&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=en ; https://www-naturalnews-com.translate.goog/019470_Autism_air_pollution.html?_x_tr_sl=en&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=en 6 Umweltgesundheitsperspektive 121 (3) März 2013, S. 380-386. doi: 10.1289/ehp.1205827. Epub 18. Dezember 2012, https://pubmed-ncbi-nlm-nih-gov.translate.goog/23249813/ 7 JAMA Psychiatry 30. Oktober 2019 DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2019.3259, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31664451/ 8 Int. Med. Auflösung 45 (2) April 2017, S. 407-438, https://pubmed-ncbi-nlm-nih-gov.translate.goog/28415925/ 9 https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2016/daz-4-2016/autismus-durch-antidepressiva; https://www.zentrum-der-gesundheit.de/krankheiten/weitere-erkrankungen/autismus-uebersicht/autismus-antidepressiva 10 https://www.theguardian.com/tv-and-radio/2017/mar/20/sesame-street-autism-muppet-julia; https://www.pbs.org/newshour/arts/sesame-street-debuts-julia-first-character-autism; https://time.com/4082185/sesame-street-first-autistic-character/ 11 https://translate.google.com/website?sl=en&tl=de&hl=en&u=https://www.health.harvard.edu/blog/what-is-neurodiversity-202111232645; https://www.amazon.de/Neurodiversit%C3%A4t-Autismus-P%C3%A4dagogik-Autismus-Spektrum-Band/dp/3170412663/ref=sr_1_20?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&crid=2NBD5CLDGW06N&keywords=Autismus&qid=1680189748&s=books&sprefix=autismus%2Cstripbooks%2C120&sr=1-20 12 https://www.semanticscholar.org/paper/Premature-mortality-in-autism-spectrum-disorder-Hirvikoski-Mittendorfer-Rutz/d4cae0b1efaaaf1e6d4ad452636ea6a898bb7e67?p2df; https://jamanetwork.com/journals/jamapediatrics/fullarticle/2479467 13 Zit. nach The Defender, 14.3.2023, https://childrenshealthdefense.org/defender/herzzerreissend-pharma-sieht-exponentielles-wachstum-im-milliardenschweren-markt-fuer-autismus-medikamente/?lang=de
- Der Grenzwert-Schwindel
Angeblich sind Grenzwerte dazu da, uns zu schützen. In Wahrheit schützen sie eher Geschäftsinteressen: Sie wiegen uns in trügerischer Sicherheit, damit wir nicht nachfragen, uns keine Sorgen machen, nicht aufbegehren, den Konsum nicht verweigern. Somit dienen sie der Volksverdummung – vielfach in geradezu krimineller Absicht. Denn ein Staat, der Gefahren für Leib und Leben verharmlost („unterhalb der Schwelle X unbedenklich“), statt sie zu beseitigen, macht sich der Beihilfe zur Körperverletzung schuldig. Wer gesund bleiben will, muss den umfassenden, lobbygesteuerten Schwindel durchschauen. Anstatt uns vor mutmaßlichen Gefahren für unsere Gesundheit zu bewahren, drehen staatliche Stellen seit eh und je die Gebetsmühle. Stereotyp beruhigen sie uns mit Argumenten desselben Strickmusters: „Der von wissenschaftlichen Experten ermittelte Grenzwert für den Schadstoff X aus der Quelle Y wird nachweislich nicht überschritten – also besteht überhaupt kein Grund zur Sorge!“ Dazu sind auf nationaler und EU-Ebene Regelwerke erlassen worden, deren Komplexität jegliche Obergrenzen zu sprengen pflegt. Zulässige Höchstwerte festzulegen und ihre Einhaltung sicherzustellen, schreiben in Deutschland etwa die Trinkwasserverordnung, die Strahlenschutzverordnung, das Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch vor. Unterhalb dieser Werte gelten die Schadstoffe als harmlos. Das allgemeine Vertrauen auf diese Form von Verbraucher“schutz“ ist enorm, wie aufmerksame Blicke in die gefüllten Einkaufswägen von Supermarktkunden vor Augen führen. Eine Forsa-Umfrage vom August 2021 bestätigt die gesammelten Eindrücke. (1) So ist „Lebensmittelsicherheit“ für 88 % von Deutschlands Verbrauchern „sehr wichtig“, wenn sie Fleisch und Wurstwaren kaufen; 82 % betonen dies, wenn es um frisches Obst und Gemüse geht. Vier von Fünf erwarten, dass Grenzwerte für Rückstände von Schadstoffen eingehalten werden, wie beispielsweise beim Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung oder von Pflanzenschutzmitteln. Und 72 % haben großes Vertrauen, dass diese Erwartung vollauf erfüllt wird; bei 78 % hat sich dieses Sicherheitsgefühl sogar „in den letzten Jahren gefestigt“. Solche Zahlen belegen: Kein Volksverdummungsversuch ist dämlich genug, garantiert fehlzuschlagen. Der multimedialen Gehirnwäsche, die noch das monströseste Gesundheitsrisiko evidenzbasiert unter den Teppich kehrt, vermag sich nur eine kleine Bevölkerungsminderheit zu entziehen. 13 Argumente gegen trügerische Sicherheit • Grenzwerte beziehen sich immer nur auf eine einzelne, isoliert zugeführte Substanz. Der Mensch ist aber unentwegt einem Schadstoffgemisch ausgesetzt: einer unüberschaubaren Vielzahl an künstlichen Stoffen, die er laufend einatmet, oral oder über die Haut aufnimmt. Kein Grenzwert berücksichtigt ausreichend, wie sehr sich deren jeweilige Dosis aufaddieren, die negativen Folgen potenzieren können. • Kein Grenzwert trägt der Möglichkeit Rechnung, dass verschiedene Schadstoffe in unserem Körper miteinander wechselwirken, neue Verbindungen eingehen, sich in ihren negativen Effekten gegenseitig verstärken. „Es gibt gute Belege dafür, dass gemeinsame Effekte auftreten, selbst wenn jeder Bestandteil einer Kombination unterhalb von Konzentrationen vorliegt, bei denen beobachtbare Effekte auftreten“, warnte Andreas der Pharmakologe Andreas Kortenkamp von der University of London schon 2007 im Fachblatt Environmental Health Perspectives. (2) „Die Bewertung von Einzelstoffen verharmlost etliche Risiken“, räumt eine Mitarbeiterin des Umweltbundesamts ein: „Die Untersuchung möglicher Kombinationen ist eine unendliche Aufgabe.“ (3) • Ein und denselben Schadstoff verleiben wir uns unbemerkt aus den unterschiedlichsten Quellen ein. Beispiel Bisphenol A (BPA): Der allgegenwärtige Plastikgrundstoff fördert Diabetes und Stoffwechselstörungen, schwächt das Immunsystem, erhöht das Krebsrisiko, leitet eine vorzeitige Pubertät ein und kann unfruchtbar machen – denn er wirkt hormonell; als sogenannter „endokriner Disruptor“ löst er bei Kindern Entwicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten aus. Was nützt ein noch so strikter BPA-Grenzwert für Trinkflaschen aus Plastik, wenn wir BPA gleichzeitig über Verpackungen, Konservendosen, Milchtüten und Mikrowellengeschirr in uns aufnehmen, wie auch über Hautkontakte mit dem BPA-beschichteten Thermopapier von Kassenbons, Fahr- und Eintrittskarten? Was bringt ein Verbot des hochgiftigen Konservierungsmittels und Pestizids Ethoxyquin in der Obst-, Gemüse- und Fleischproduktion, wenn es weiterhin Fischfutter zugesetzt werden darf – und auf diesem Umweg am Ende doch auf unseren Tellern landet? (Siehe KLARTEXT „Zuchtlachs: giftiges Junk Food?“.) • Grenzwerte hängen vom Stand der Wissenschaft ab. Ihnen zugrunde liegen angeblich festgestellte „Wirkungsschwellen“: Welches ist die höchste unwirksame Dosis? Solange unklar ist, welche biologischen Prozesse eine Schadstoffexposition innerhalb welcher Zeiträume in Gang setzt, kann aber niemals Entwarnung gegeben werden. Weil sich Schäden oft erst Jahrzehnte nach der Exposition einstellen, beruhen „Wirkungsschwellen“ immer auf hochriskanten, weitgehend aus der Luft gegriffenen Vermutungen. Entsprechend absurd ist die gängige Kennzahl der „tolerierbaren täglichen Aufnahmemenge“ (Tolerable Daily Intake, TDI): Der TDI-Wert gibt die Menge eines Stoffes an, die täglich „über die gesamte Lebenszeit ohne erkennbares Gesundheitsrisiko“ aufgenommen werden kann. Wer weiß das denn im voraus mit der nötigen Sicherheit? Vermag außer einem Super-Nostradamus irgendwer vorauszusehen, welches Maß an Vergiftung sich nach mehreren Jahrzehnten als harmlos erwiesen haben wird? Beispiel Bisphenol A: Ab 2015 lag sein TDI innerhalb der Europäischen Union bei 4 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Zuvor hatten 50 Mikrogramm als hinnehmbar gegolten. Erst ein halbes Jahrzehnt später rang sich die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) dazu durch, mögliche gesundheitliche Risiken im Zusammenhang mit der Verwendung von Bisphenol A neu zu bewerten. Das Ergebnis veröffentlichte sie im Dezember 2021: Die neu abgeleitete „tolerierbare tägliche Aufnahmemenge“ betrug nun plötzlich 0,04 Nanogramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag. Das liegt rund 100.000-fach unter dem vorherigen gesundheitlichen Richtwert. So flexibel können „Toleranzen“ sein. Wer jenen vor 2015 vertraute, hat eben Pech gehabt. • Grenzwerte sind abhängig von Nachweismöglichkeiten. Oft fehlen aber noch geeignete Messtechniken – etwa für Mikroplastik und Nanopartikel im Trinkwasser. • Grenzwerte gehen vom gesunden Durchschnittsbürger in mittleren Jahren aus, mit intaktem Immunsystem und Stoffwechsel. Bezogen auf Kinder, Schwangere und Alte, Allergiker, besonders Schadstoffsensible (MCS) und chronisch Kranke sind sie viel zu hoch angesetzt. Auch einseitige Ernährung, Medikamentenkonsum oder berufsbedingt häufiger Kontakt mit den betreffenden oder anderen Giften sorgen für erhebliche Abweichungen vom Durchschnitt: Manche Menschen sind gewissen Schadstoffen weitaus häufiger, stärker, länger ausgesetzt als andere. Um solche Unterschiede zu berücksichtigen, werden Grenzwerte vorsichtshalber um einen „Sicherheitsfaktor“ erniedrigt. Weil aber niemand weiß, wie viel Schaden noch so kleine Mengen eines Gifts im Verbund mit unzähligen anderen, nicht berücksichtigten Stoffen auf die Dauer anrichten können, entspringt diese Rechengröße wohl eher einem Herumlesen im Kaffeesatz. • Grenzwerte folgen einem simplen Dosis-Effekt-Modell: Je mehr Schadstoff, desto größer die Wirkung. Oft haben geringere Mengen aber gefährlichere Folgen, etwa hormonelle Verunreinigungen. • Grenzwerte fördern, was sie eindämmen sollen: Für Verursacher bedeuten sie grünes Licht dafür, Schadstoffe freizusetzen – unterhalb des Limits. Krebserzeugende, erbgutverändernde und hormonell wirksame Stoffe können aber schon in kleinsten Mengen unumkehrbare Schäden anrichten. • Grenzwerte ergeben sich hauptsächlich aus Untersuchungen von Zellkulturen und Versuchstieren; doch solche Überprüfungen dauern viel zu kurz, um abschätzen zu können, was eine Exposition langfristig anrichtet. Ihre Übertragbarkeit auf den Menschen ist stets fraglich. „Bio-Monitorings“ der Körperfunktionen, Flüssigkeiten und Geweben von Versuchspersonen geben wenig Aufschluss über die vielfältigen Quellen ihrer Schadstoffbelastung. Auch noch so aufwändige „Morbiditäts- und Mortalitätsstudien“, auf die sich Experten berufen, besagen zuwenig. Wie soll sich irgendeine neu entwickelte Chemikalie, die zu Abertausenden schon freigesetzter Gifte hinzukommt, unverzüglich in Auffälligkeiten beim Krankenstand und der Todesursachenstatistik bemerkbar machen? Wegen dieser Ungewissheit werde in Grenzwerte vorsichtshalber ein großzügig bemessener Puffer eingebaut, so beruhigt man uns. Aus Tierversuchen oder epidemiologischen Daten ermitteln Wissenschaftler zunächst ein „No Observed Adverse Effect Level“ (NOAEL): die Schwelle, unterhalb derer keine negativen Wirkungen festzustellen sind. Dieser Wert wird durch einen „Sicherheitsfaktor“ - meist 100 - dividiert, um die unterschiedlichen Empfindlichkeiten zwischen Mensch und Tier sowie zwischen Mitgliedern bestimmter Bevölkerungsgruppen zu berücksichtigen. Aber sind 100 genug? Im vergangenen Jahrzehnt sah sich die EU gezwungen, den Grenzwert für Bisphenol A schrittweise nicht etwa bloß um den Faktor 100 zu senken – sondern um ein Millionenfaches, wie oben erwähnt. • Ein Grenzwert ist kein objektives Faktum. Immer ergibt er sich aus Kompromissen zwischen unterschiedlichen Interessenvertretern, und diese Kompromisse sind in der Regel faul. Übermächtige Industrielobbies arbeiten seit eh und je erfolgreich darauf hin, dass Grenzwerte entweder überhaupt nicht oder verzögert und möglichst niedrig festgesetzt werden. „Wie Chemikalien den Menschen schädigen, hat ihre Produzenten nie besonders interessiert“, so beklagt der Kieler Toxikologe Prof. Dr. Ottmar Wassermann – „obwohl solche tiefgreifenden Schädigungen seit über 100 Jahren vorausgesagt wurden, seit über 30 Jahren bekannt waren und zahlenmäßig inzwischen exponentiell zugenommen haben.“ (4) Ob und welche Grenzwerte gelten, spiegelt folglich weniger den wissenschaftlichen Erkenntnisstand wieder als das Durchsetzungsvermögen gewisser Marktteilnehmer. „Die Entscheidung, ob eine Wirkung als kritisch eingestuft wird, hängt von den Prioritäten der Politik und der Bereitschaft der Gesellschaft ab, gewisse Risiken einzugehen“, so geben die Herausgeber einer Anthologie über „Risiko und Verantwortung in der modernen Gesellschaft“ zu bedenken. „Sie hängt auch davon ab, welchen Stellenwert wir gewissen Wirkungen einräumen. Ist es zum Beispiel wichtiger, dass Industriezweige ihre Gewinne maximieren unter einer gewissen Belastung der Umwelt, oder ist die Gesundheit und gesunde Ernährung der Bevölkerung wichtiger, mit dem Resultat, dass gewisse Technologien nicht wettbewerbsfähig sind?“ (5) Dass bei Grenzwerten Ökonomie vor Gesundheit geht, zeigt sich nirgendwo in obszönerer Ungeschminktheit als beim Thema hochfrequente Funkstrahlung. Von verkappten Lobbyvereinen festgelegt, sind sie letztlich dazu da, das Geschäftsmodell der Mobilfunkindustrie zu legitimieren. (6) • Finden lässt sich nur, wonach man sucht. Ein Großteil aller Schadstoffe fällt durchs Fahndungsraster, solange keiner nachforscht, wo sie überall drinstecken. Über Entdeckungen entscheiden oft Zufälle. Beispiel Wasserspielzeug, Schwimmringe und –flügel: Seit Jahrzehnten sind sie im Handel – und der Renner in Schwimmbädern, an Badeseen, am Strand. Doch erst im Jahre 2017 stellte das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) in Freising fest: Drei von vier derartigen Produkten sind mit bedenklichen Mengen gefährlicher Lösungsmittel verunreinigt, selbst solche, die zuvor als „schadstoffgeprüft“ zertifiziert worden waren. Cyclohexanon verursacht Schwindel und Kopfschmerzen; Isophoron gilt als krebserregend; Phenol kann Schleimhäute, Haut und Augen reizen und verätzen; eingeatmet oder geschluckt, kann die Substanz Nieren, Blut, Nerven- und Herz-Kreislauf-System schädigen. Wie kam es überhaupt zu dieser Analyse? Einer Mitarbeiterin des Fraunhofer-Instituts war an Geburtstagsgeschenken für ihre Kinder – Plastiksachen zum Baden und Planschen – ein stechender Geruch aufgefallen. (7) • Was nützen die schärfsten Grenzwerte ohne ausreichende Kontrollen und Sanktionen? • Mehrere tausend „Innovationen“ pro Jahr setzt die chemische Industrie in die Welt. Statistiken des europäischen Patentamts zufolge (8) ließ sie allein im Jahre 2012 nicht weniger als 5364 Pharmazeutika, 1434 Lebensmittelsubstanzen und 6002 organische Feinchemikalien patentieren. Wer kontrolliert, unabhängig und wissenschaftlich solide, jedes einzelne Tröpfchen dieser gewaltigen Flut auf medizinische Unbedenklichkeit – ganz zu schweigen von den Abertausenden von künstlichen Substanzen, die uns längst schon umgeben? In der Geschichte von Grenzwerten für Chemikalien sind Absenkungen die Regel. Je mehr man im Laufe von Jahren und Jahrzehnten über ihr Gefahrenpotential herausfindet, desto tiefer setzt man sie an. Legt dies nicht die Vermutung nahe, dass so gut wie alle gegenwärtig geltenden Grenzwerte zu hoch angesetzt sind – und die Sicherheit, in der sie uns wiegen, grundsätzlich trügerisch ist? Schließlich haben noch so viele Grenzwerte, allesamt notorisch „streng“, unsere schleichende Vergiftung mitnichten verhindert. Wie schutzlos sie uns tatsächlich lassen, kommt zuverlässig ans Licht, wann immer sich Forscher nachzuprüfen trauen. Schon im Blut Neugeborener wurden kürzlich 109 Industriechemikalien nachgewiesen, einige hiervon waren noch nie zuvor im Menschen gefunden worden. In 86 Prozent aller getesteten jungen Menschen fanden sich Perfluoroktansulfonsäure sowie Perfluoroktansäure, welche das Immunsystem schwächen und die Infektionsneigung erhöhen; die gemessenen Werte lagen weit oberhalb der vorsorglichen Gefahrenwerte. Im Blut sämtlicher untersuchter Minderjähriger schwimmen fortpflanzungsschädigende Weichmacher, die seit längerem „streng reguliert“ sind, perfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) – sie können zu Leberschäden, Schilddrüsenerkrankungen, Fettleibigkeit, Fruchtbarkeitsstörungen und Krebs führen - sowie zahlreiche gefährliche Mixturen von Industriechemikalien. „Im Körper kann man locker 300 Stoffe nachweisen“, räumt Marike Kolossa-Gehring vom Umweltbundesamt (UBA) ein. (9) Allein in der Muttermilch finden sich Hunderte solcher tickender Zeitbomben. Das Spektrum reicht von Bisphenol A über über das jüngst in Eiern nachgewiesene Biozid Fibronil bis hin zu Glyphosat, dem meistverkauften Pestizid der Welt. Wie fabelhaft uns bestehende Grenzwerte davor „schützen“, verdeutlicht besonders krass das Beispiel Glyphosat, von der WHO als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft: Nachdem die eingesetzte Menge seit Ende der neunziger Jahre um das 15-fache zunahm (10), haben inzwischen über 70 % der Bevölkerung, vom Säugling bis zum Greis, messbare Glyphosatkonzentrationen im Blut; von 1993 bis 2016 stiegen diese um 1208 %. (11) Wie lange bleiben die Gifte im Körper? Was richten sie auf längere Sicht darin an? Wie interagieren sie mit anderen einverleibten Toxinen? Darüber schweigen Grenzwertbürokraten – notgedrungen. Eine Mogelpackung namens REACH „Um ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und für die Umwelt sicherzustellen“, trat am 1. Juni 2007 EU-weit eine Chemikalien-Verordnung namens REACH in Kraft, ein Kürzel für „Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals“. Was bringt sie? Eine Registrierungspflicht, nach dem hehren Prinzip „no data, no market“. Eine „Nachweis“pflicht: Hersteller müssen zumindest für besonders gefährliche Stoffe belegen, dass sie sich in den „vorgesehenen Verwendungen” nicht negativ auf Mensch und Umwelt auswirken. Und ein „Informationsrecht“ für Verbraucher: Hersteller müssen auf Anfragen hin binnen 45 Tagen Auskunft geben. Bei näherer Betrachtung erweist sich REACH freilich als dreiste Mogelpackung – „aus dem Löwen ist ein zahmes Kätzchen geworden“, wie eine Greenpeace-Sprecherin feststellt. 1. Registrierungsfarce. Gemeldet werden müssen lediglich Stoffname, Nummer, Name und Anschrift des Herstellers sowie von Kontaktpersonen. Die genaue chemische Zusammensetzung bleibt Betriebsgeheimnis. Polymere, die molekularen Bausteine aller Kunststoffe, müssen bisher überhaupt nicht registriert werden, es sei denn, sie sind als „gefährlich“ einzustufen, d.h. ihre Konzentration überschreitet bereits bestehende Grenzwerte. 2. Absurde „Bewertung“. Nach Abgabe der Registrierungsunterlagen findet in der Regel lediglich eine „Vollständigkeitsüberprüfung“ statt: Wurde die Gebühr bezahlt? Liegen alle Daten vor? 3. Keine unabhängige Untersuchung. Wie bei Arzneimitteln, so darf die Industrie auch bei neuen Chemikalien den Unbedenklichkeitsbeweis mit eigenen Studien führen; es findet keine unabhängige Qualitätsprüfung statt. Ebensogut könnte man der Mafia gestatten, die Unbedenklichkeit der Drogen, mit denen sie dealt, mittels gekaufter Gutachter zu belegen. 4. Großzügige Ausnahmen. Für „besonders gefährliche“ Stoffe (SVHC: „substances of very high concern“ – kanzerogene, erbgut- und fortpflanzungsschädigende, toxische, hormonell wirksame – können Sondergenehmigungen beantragt werden. Bewilligt werden sie, (a) wenn die vom Stoff ausgehenden Risiken „ausreichend beherrscht“ werden können; (b) wenn geeignete Alternativstoffe nicht verfügbar sind bzw. ihr Einsatz „wirtschaftlich und technisch nicht tragfähig“ wäre. Mit anderen Worten: Die Illusion der Kontrolle und ökonomisches Kalkül genügen, um ausgerechnet die bedrohlichsten Substanzen marktfähig zu machen. 5. Unbedenklichkeit bei Einhaltung von Grenzwerten. Aber, wie oben erwähnt: Bei hormonell wirksamen Chemikalien gilt der simple Grundsatz „Die Dosis macht das Gift“ nicht; kleine Mengen können mehr Schaden anrichten als größere. 6. Kein Substitutionszwang. „Es ist ein Skandal, dass Stoffe, die Fehlgeburten oder Entwicklungsstörungen bei Föten hervorrufen können, nicht ersetzt werden müssen“, bemängelt die REACH-Expertin der Initiative Women in Europe for a Common Future (WECF), Daniela Rosche. (12) 7. Befangene Kontrolleure. Die für die Risikobewertung zuständigen Behörden ECHA (Europäische Chemikalienagentur) und EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) sind berüchtigt industrienah, erweisen sich immer wieder als von Lobbyisten beherrscht. 8. Schneckentempo. Durchschnittlich zehn Jahre (!) dauert es, einen einzigen Stoff zu regulieren, wie die Verbraucherschutzinitiative EEB im Juli 2022 feststellte. https://eeb.org/library/the-need-for-speed-executive-summary/ So kam es, dass das fortpflanzungsschädliche Bisphenol A erst seit März 2018 offiziell auf der Kandidatenliste steht – obwohl längst bekannt war, welchen Schaden es anrichtet. 9. Absurde Informationspflicht. In den meisten Fällen darf sich die „Auskunft“ des Herstellers darauf beschränken, den Namen des Stoffs zu nennen und ein kostenloses „Sicherheitsdatenblatt“ zur Verfügung zu stellen. Und sie gilt nur für diejenigen Chemikalien, die auf der offiziellen Liste der Europäischen Union für besonders gefährliche Substanzen stehen, der sogenannten "Kandidatenliste": So eingestuft werden sie, wenn bereits erwiesen ist, dass sie Krebs verursachen, das Erbgut schädigen, die Fruchtbarkeit einschränken, den Fötus schädigen können, nicht im Körper abgebaut werden, sich dort über einen längeren Zeitraum ansammeln und/oder giftig sind; in das Hormonsystem eingreifen können. Bisher sind 205 Stoffe derart klassifiziert. Nach Ansicht der Umweltschutzorganisation BUND „ist das viel zu wenig, denn Schätzungen der Europäischen Union gehen davon aus, dass etwa 1.500 Chemikalien als besonders gefährlich eingestuft werden müssen. (…) Das Auskunftsrecht gilt für die meisten Alltagsprodukte wie Spielzeug, Sportartikel, Textilien, Fahrzeuge oder Verpackungen. Ausgeschlossen sind aber viele ‚flüssige Produkte‘ wie Kosmetika, Wasch- und Reinigungsmittel und Arzneimittel. Auch Lebensmittel fallen nicht unter REACH. Wenn Sie zu solchen Produkten Anfragen stellen, gelten diese nur für die Verpackung.“ Gegenwärtig sind rund 140.000 Chemikalien auf dem europäischen Markt. Deren Risiken, Vor- und Nachteile sollte REACH ursprünglich ermitteln - umfassend. „Nach jahrelangem Gezerre und Gerangel mit der Industrie sind es dann letztlich 30.000 geworden“, kritisiert Greenpeace. Ausgerechnet ein eigenes Forschungsprojekt, die European Human Biomonitoring Initiative (HBM4EU) von 2017 bis 2022, https://www.hbm4eu.eu/wp-content/uploads/2022/05/HBM4EU-Newspaper.pdf führte der EU kürzlich vor Augen, wie weit es her ist mit REACHs „Schutz“funktion. Bei Kindern und Jugendlichen wies es derart hohe Konzentrationen von Kunststoffzusätzen wie Weichmachern oder poly- und perfluorierten Verbindungen (PFAS) nach, „dass gesundheitliche Schäden nicht mehr ausgeschlossen sind“. Im Rahmen ihres ehrgeizigen „Green Deal“ (13) – mit dem Ziel, bis 2050 giftfrei zu sein - wollte die EU-Kommission bis Ende 2022 einen Vorschlag vorlegen, wie REACH zu aktualisieren ist. Doch Lobbyisten bremsten erfolgreich – nun soll eine „gezielte Überarbeitung“ von REACH erst im vierten Quartal 2023 stattfinden. Wo kein Grenzwert, da keine Gefahr? Finden und kontrollieren lässt sich nur, wonach man sucht. Unsere Nahrungsmittel, unsere Atemluft, unser Trinkwasser sind mittlerweile voller Mikroplastik, winziger Kunststoffteilchen, im Bereich von Mikrometern (0,000 001 m) bis Nanometern (0,000 000 001 m), für das menschliche Auge unsichtbar. (Siehe KLARTEXT „Mikroplastik in uns: eine Zeitbombe“.) In unseren Körper geraten, kann es sich in allen Organen und Geweben einlagern, selbst Zellwände durchdringen. Schützt uns der Staat davor? Im Sommer 2018 wollten das mehrere Abgeordnete der Grünen-Fraktion von der Bundesregierung wissen. Deren trostlose Auskunft: Ein Dreivierteljahr zuvor hatte das Bundesforschungsministerium, im Rahmen eines neuen „Schwerpunkts“ namens „Plastik in der Umwelt“, 18 Projekte mit insgesamt 35 Millionen Euro gefördert. Mit „100 beteiligten Institutionen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis“, so hieß es aus Berlin, sei dies „eine der größten Forschungsaktivitäten in diesem Bereich, auch im internationalen Vergleich“. Es „soll dem immer noch lückenhaften Kenntnisstand entgegenwirken.“ Geschieht dies wirklich? Allein schon die seltsam eingeschränkten Fragestellungen schüren Zweifel daran: Erst mal geht es bloß darum, geeignete „Untersuchungsmethoden“ herauszufinden, mit denen dann „biologische Wirkungen von Mikro- und Nanoplastik auf lebende Wasserorganismen“ erforscht werden. Aber wie steht es denn mit biologischen Wirkungen in unsereinem? Don´t worry, eine Gefährdung gibt es nicht, jedenfalls gemäß unseren Regierenden. Laut Bundesumweltministerium ist sie „nach gegenwärtigem Wissensstand (…) nicht zu befürchten“. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) wiegelt ab: Es gebe „keine gesicherten Erkenntnisse“. Immerhin untersuche es derzeit aber schon mal Miesmuscheln auf Mikroplastik – na also. Solche kleinstformatigen „Forschungen“ sind Augenwischerei, und falls daraus nahe des Sanktnimmerleintags Grenzwerte abgeleitet werden sollten, so wären sie es ebenfalls. Denn jede endlich beschlossene Schutzmaßnahme, jedes Limit, jede Kontrolle verringert oder verhindert irgendwann bloß weitere Mikroplastik-Einträge in die Umwelt. Die Kontamination unseres Planeten, die bereits stattgefunden hat, lässt sich jedoch nicht mehr rückgängig machen. Aus Meeren lässt sich Mikroplastik nicht herausfiltern. Belastete landwirtschaftliche Flächen lassen sich global weder reinigen noch austauschen. Ebenso bedrohlich für unsere Gesundheit sind Nanoteilchen: Verbünde von wenigen bis einigen tausend Atomen oder oder Molekülen, in der Regel 1 bis 100 Nanometer (nm) groß. (Zum Vergleich: Ein Nanometer entspricht zehn nebeneinanderliegenden Wasserstoffatomen; ein Bakterium ist tausendmal größer. Das Größenverhältnis eines Siliziumoxid-Nanopartikels und einem Fußball ähnelt dem von einem Fußball und der Erde.) Immer mehr Lebensmitteln werden sie zugesetzt, wie auch Kosmetika; sie stecken in Verpackungen, Lacken, Reifen, Zahnfüllungen, Impfstoffen, Trinkwasser, in Pestiziden und Dünger. Na und? „Eine Gefährdung von Mensch und Umwelt durch die derzeit verwendeten Nanomaterialien ist nicht nachweisbar“, beruhigt Wikipedia im Eintrag über „Nanoteilchen“ – unisono mit dem Verband der Chemischen Industrie (VCI): „Es gibt keine Hinweise auf eine spezifische (Öko-)Toxizität von industriell hergestellten Nanomaterialien (…) Die Nanoskaligkeit eines Stoffes an sich ist keine Gefahreneigenschaft. Nanospezifische Vorschriften sind deshalb nicht erforderlich.“ (15) Tatsächlich? Wie Mikroplastik, so bedrohen Nanopartikel sämtliche Organe und Funktionen des menschlichen Organismus - bis hinab auf die Ebene von Zellen, Zellkernen und Erbgut. Dennoch gibt es bis heute keinerlei Sonderregelungen für künstlich miniaturisierte Substanzen. Gilt ein Stoff als unbedenklich, dann auch beliebig kleine Teile davon. Verkannt wird dabei, dass Mikro-/Nanoisierung zu völlig neuen physikalischen und chemischen Eigenschaften führt. Eine um ein Vielfaches vergrößerte Oberfläche macht die Stoffe reaktions- und bindungsfreudiger. Und je kleiner ein Teilchen ist, desto leichter passiert es physiologische Barrieren wie die Blut-/Hirn-Schranke, die Plazentaschranke, die Darmwand und Zellmembranen. Wo bleiben Grenzwerte, die uns vor dieser monströsen Gefahr bewahren? Auf eine Anfrage des Hessischen Rundfunks hin erklärte die EU-Kommission 2013: Und so gibt es innerhalb der Europäischen Union bis heute nicht einmal eine Meldepflicht für künstliche Nanopartikel. Eine Zulassungs- und Kennzeichnungspflicht gilt lediglich für Nano-Zusätze in Lebensmitteln und Kosmetika – ansonsten finden keinerlei gesonderte Prüfverfahren statt. Sie wären wachstumsfeindlich, so warnt der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI): „Damit Deutschland der europäisch bedeutendste Standort für die Produktion und Anwendung von Nanomaterialien bleibt, sollten keine nanospezifischen regulatorischen Hindernisse aufgebaut werden.“ (16) Darum geht es. Zumindest die Versicherungsbranche scheint sich des wahren Ausmaßes der Nano-Gefahr längst vollauf bewusst. SwissRe, der weltgrößte Rückversicherer, unterscheidet drei Arten von neu auftauchenden Risiken. (17) Zu den „potentiell niedrigen“ Risiken zählt er soziale Unruhen, Ernteausfall, „Roboter unter uns“. Unter die „potentiell mittleren Risiken“ fallen für ihn Cyberangriffe, Epidemien, Schuldenkrisen, Versorgungsengpässe, Antibiotika-Resistenzen. Darüber hinaus rechnet er mit drei „potentiell hohen“ Risiken: Elektromagnetische Felder von Mobilfunkgeräten und –anlagen; „Endokrine Disruptoren“, hormonähnlich wirkende Chemikalien; und Nanotechnologie. Hier weist SwissRe auf „unvorhergesehene Folgen“ hin. Denn „Partikel in Nanogröße weisen im Vergleich zu größeren Partikeln desselben Stoffes einzigartige Eigenschaften auf. Das ermöglicht neue Anwendungen, kann aber auch neue Risiken mit sich bringen. Derzeit ist wenig über die Toxizität von Nanomaterialien oder das Potenzial für latente Krankheiten, die Arbeitnehmer und Verbraucher betreffen könnten. Zusätzliche Forschung zum Lebenszyklus von Nanomaterialien und Produkten, die Nanomaterialien enthalten, sind notwendig, um um die potenzielle Exposition besser einschätzen zu können. Es gibt jedoch einige Hinweise darauf, dass bestimmte Nanostrukturen sich in Geweben und Organen anreichern und von einzelnen Zellen aufgenommen werden können. Nachteilige Auswirkungen auf die Gesundheit wurden in Studien mit Materialien wie Kohlenstoff-Nanoröhren, Nanopartikeln aus Titandioxid oder Siliziumdioxid-Nanopartikeln festgestellt. Aufgrund der relativ unbekannten Umwelt-, Gesundheits- und Sicherheitsbelastungen, die von Nanomaterialien während ihres gesamten Lebenszyklus entstehen, stellt die Nanotechnologie die Versicherungsbranche vor große Herausforderungen. Von zentraler Bedeutung sind die verzögerten Auswirkungen, d.h. die Frage, ob Nanomaterialien eine latente Gefahr darstellen. Ähnlich wie im Fall von Asbest, kann es zu großen Verlusten bei der Produkthaftung, der Arbeiterunfallversicherung und der Umwelthaftpflichtversicherungen kommen.“ Wird der Staat irgendwann mit Nano-Geschädigten ebenso verfahren wie mit PostVac-Opfern des Corona-Regimes? Placebos zur Volksberuhigung Aus all diesen Gründen dienen Grenzwerte für Schadstoffe in erster Linie als Placebos zur Volksberuhigung: Der trügerische Anschein von wissenschaftlicher Erkenntnis und behördlicher Kontrolle sichert und verlängert das Geschäft mit medizinisch hochriskanten Produkten. Ein Musterbeispiel hierfür ist Asbest: Dass dieser Baustoff hochgradig kanzerogen ist, war Verantwortlichen spätestens im Jahre 1936 klar, als Asbestose, ein durch Asbest hervorgerufener Lungenkrebs, als Berufskrankheit anerkannt wurde. Trotzdem durfte Asbest in Deutschland weiterhin, bis in die siebziger Jahre hinein, höchst profitabel vertrieben werden; in beinahe jedem Gebäude kam es zum Einsatz. Erst nach 1981 galten Einsatzbeschränkungen, erst seit 1990 ist das gefährliche Material EU-weit verboten. Ähnlich lange dauerte es, bis Lindan und Formaldehyd, Polychlorierte Biphenyle (PCB) und Pentachlorphenol (PCP) endlich vom Markt verschwanden. Die Liste ließe sich beliebig fortführen. Absurde Umkehr der Beweislast Dass der Staat lieber die Interessen von Konzernen als die Gesundheit seiner Bürger schützt, verrät er daran, dass er eine absurde Umkehr der Beweislast zulässt. Sollte nicht derjenige, der uns einer giftigen Chemikalie aussetzt, vorher deren Unbedenklichkeit zweifelsfrei belegt haben? Müssen verantwortungsvolle Regierungen und Behörden bis dahin nicht strikt am Vorsorgeprinzip festhalten? Stattdessen darf der Produzent das Gift freisetzen, solange es keine unwiderlegbare „wissenschaftliche Evidenz“ dafür gibt, dass es uns tatsächlich schadet. Ein hieb- und stichfester Beweis, dass eine bestimmte Substanz eine bestimmte Krankheit erzeugt, ist naturgemäß nie zu erbringen – dafür sind die beteiligten Vorgänge im menschlichen Organismus viel zu komplex. Und immer spielen weitere Belastungsfaktoren mit, die sich ebenfalls für festgestellte Gesundheitsschäden verantwortlich machen lassen. (Dass es schier unmöglich sein kann, nicht genehme Evidenz auch nur öffentlich zur Diskussion zu stellen, mussten Kritiker von Lockdowns, Masken und Social Distancing, von PCR-Tests und als „Impfung“ getarnten Genspritzen in der unsäglichen Coronakrise erleben.) Konsequent umgesetzt, würde das Vorsorgeprinzip erfordern, „Nulltoleranz“ walten zu lassen: Künstliche Chemie darf in Lebens- und Futtermitteln erst gar nicht vorkommen, solange unklar ist, was sie über kurz oder lang in uns anrichtet. Entsprechende Verbote, so erläutert das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), erlasse der Gesetzgeber durchaus hin und wieder, um „Belastungen von Lebensmitteln auszuschließen, z.B. weil er dieRisiken für nicht ausreichend kalkulierbar bzw. für nicht tolerabel hält. (…) Auch bei unzureichender toxikologischer Datenlage“, so betont die Behörde, „oder bei hinreichendem Verdacht auf weitere mögliche gesundheitsschädliche Wirkungen können Nulltoleranzen festgesetzt werden“. (18) Sind diese Voraussetzungen bei chemischen oder hochfrequenten „Innovationen“ , mit denen Menschen in Kontakt kommen, etwa nicht immer erfüllt? Wie können wir uns schützen? Wie können wir unter solchen Umständen uns und unsere Liebsten überhaupt noch schützen? Indem wir größtmögliche Vorsicht walten lassen, offiziellen Verharmlosungen grundsätzlich misstrauen, bei beschwichtigenden Politikern und Experten grundsätzlich mit Lobbyismus und Korruption rechnen. Bei Kontakten mit Giftschleudern sollten wir auf alles Vermeidbare verzichten, um den unabsehbaren Schaden einigermaßen zu begrenzen, den das Unvermeidliche in uns anrichten könnte. Das gilt für Trinkwasser und Nahrung, für Waschmittel und Kosmetika, für Verpackungen und künstliche Strahlung, für Medikamente und Impfstoffe gleichermaßen. Wäre Außerirdischen unser Planet tatsächlich eine Beobachtungsmission wert, so würden sie staunend feststellen, dass hier offenkundig seit längerem ein globales Langzeitexperiment stattfindet, das Leib und Leben aller Erdbewohner bedroht. Die Studienfrage lautet anscheinend: Wie weitgehend muss diese Spezies vergiftet werden, um die Gesundheit möglichst vieler langfristig zu zerstören – ohne dass sie durchschaut, was mit ihr geschieht, und sich dagegen zur Wehr setzt? Was die Menschheit in geradezu apokalyptischem Maße bedroht, bedeutet für Wenige geradezu ein Geschenk des Himmels: für all jene nämlich, denen es umso besser geht, je schlechter es uns geht. Je mehr Menschen chronisch krank werden, je früher sie es tun, je länger sie es bleiben, desto prächtiger sprudeln die Gewinne von pharmazeutischer und medizintechnischer Industrie, von Apothekern, Klinik- und Pflegeheimbetreibern, von Laboren, von Therapeuten aller Art. Je mächtiger diese Profiteure, desto unwahrscheinlicher wird es, dass das Experiment ein baldiges Ende findet. Wird ET jemals aus dem Staunen herauskommen? (Harald Wiesendanger) Anmerkungen 1 https://www.q-s.de/pressemeldungen/verbraucher-vertrauen-der-sicherheit-von-lebensmit.html; https://www.q-s.de/services/files/pressemeldungen/pm-2021/QS_Pressegrafik_Verbrauchervertrauen_Lebensmittelsicherheit_Deutschland_300dpi-RGB.jpg 2 Andreas Kortenkamp u.a.: „Low-Level Exposure to Multiple Chemicals: Reason for Human Health Concerns?“, Environmental Health Perspectives 115, No. Suppl. 1, Dezember 2007, https://doi.org/10.1289/ehp.9358 3 Zit. nach https://www.welt.de/wissenschaft/article170262846/Im-Koerper-kann-man-locker-300-Stoffe-nachweisen.html 5 O. Wassermann/A. Carsten: Die gesellschaftspolitische Relevanz der Umwelttoxikologie, Berlin 1986; siehe auch O. Wassermann u.a.: Die schleichende Vergiftung. Die Grenzen der Belastbarkeit sind erreicht, Frankfurt a. M. 1990. 6 Hermann H. Hahn/Thomas W. Holstein/Silke Leopold (Hrsg.): Risiko und Verantwortung in der modernen Gesellschaft, Berlin/Heidelberg/New York 2014, S. 22. 7 https://www.diagnose-funk.org/aktuelles/artikel-archiv/detail?newsid=1937; https://www.diagnose-funk.org/aktuelles/artikel-archiv/detail?newsid=1910; https://www.diagnose-funk.org/download.php?field=filename&id=1555&class=NewsDownload 8 Süddeutsche Zeitung Nr. 91, 20.4.2018, S. 1: „Reizender Badespaß“. 9 https://www.epo.org/about-us/annual-reports-statistics/annual-report/2012/statistics-trends/patent-applications_de.html#tab5, abgerufen am 20.4.2018. 10 Zit. nach https://www.welt.de/wissenschaft/article170262846/Im-Koerper-kann-man-locker-300-Stoffe-nachweisen.html 11 Environmental Sciences Europe 2016; 28: 3, https://enveurope.springeropen.com/articles/10.1186/s12302-016-0070-0; JAMA Internal Medicine 2018;178(1):17-26, https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/2659557 12 http://www.gmwatch.org/en/news/latest-news/17932-exposure-prevalence-to-glyphosate-has-increased-500-since-introduction-of-gm-crops) (https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/_migrated/publications/20050600_chemie_schadstoffe_muttermilch_studie.pdf 13 Women Engage for a Common Future (WECF), 2022: “Vorsicht! PFAS. #NotWastingOurFuture”, https://www.wecf.org/de/wp-content/uploads/2018/10/Vorsicht_PFAS_22.pdf 14 Europäische Kommission (2019): „Mitteilung der Kommission - Der Europäische Grüne Deal“, COM(2019) 640 final, (https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=celex:52019DC0640 15 https://www.vci.de/top-themen/nanomaterialien.jsp, abgerufen am 5.11.2018. 16 BDI-Broschüre „Herausforderungen aus Sicht der Industrie“, S. 12, https://bdi.eu/media/presse/publikationen/Herausforderungen_Forschungs-_Innovations-_und_Technologiepolitik.pdf 17 SwissRe SONAR: „Emerging Risik Insights“ (2022), https://www.swissre.com/institute/research/sonar/swiss-re-sonar-2013-emerging-risk-insights.html 18 Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): „Nulltoleranzen in Lebens- und Futtermitteln“, Positionspapier des BfR vom 12.3.2007, www.bfr.bund.de/cm/343/nulltoleranzen_in_lebens_und_futtermitteln.pdf.
- Zuchtlachs: giftiges Junk Food?
Ist Zuchtlachs wirklich gesund? In Wahrheit handelt es sich um ein hochgradig schadstoffbelastetes Industrieprodukt, fünfmal giftiger als jedes andere getestete Lebensmittel. Vor „toxischem Junk Food“ warnt ein namhafter US-Mediziner, vor einem „tödlichen chemischen Cocktail“ ein erschütternder Dokumentarfilm. Einst Delikatesse, heute Massenprodukt: Lachs ist sehr gesund, nicht wahr? Schließlich liefert sein rosafarbenes Fleisch reichlich Omega-3-Fettsäuren, und die sind gut fürs Gehirn, senken den Cholesterinspiegel, beugen Herzinfarkten vor. Seine Antioxidantien hemmen Entzündungen. Sein Kalzium stärkt die Knochen. Eine ergiebige Jod- und Vitamin-D-Quelle ist er ebenfalls. Stammt er aus Aquakulturen? Um so besser, das schützt die Weltmeere vor Überfischung, so heißt es. Also können wir guten Gewissens zugreifen und genießen? Das tun Verbraucher immer ausgiebiger: Mehr als jeder zweite Fisch, der auf den Teller kommt, stammt inzwischen aus Zuchtfarmen (1); nach anderen Schätzungen sind es sogar schon über 90 Prozent. In Wahrheit ist die Lachszucht eine Katastrophe – für die menschliche Gesundheit ebenso wie für die Umwelt. Mit einer hervorragenden Dokumentation, „Fillet Oh Fish“, öffnet Filmemacher Nicolas Daniels die Augen dafür. In 54 Minuten bietet er exklusive Aufnahmen aus Fischfarmen und Fabriken rund um den Globus. Sein niederschmetterndes Fazit: „Das Fleisch der Fische, die wir essen, hat sich durch intensive Farmwirtschaft und globale Umweltverschmutzung zu einem tödlichen chemischen Cocktail entwickelt.“ Im Mittelpunkt von „Fillet Oh Fish“ steht Norwegen, größter Zuchtlachs-Produzent der Welt. Mehr als tausend Farmen, die seine Fjorde übersäen, liefern über 20 Millionen Lachse pro Jahr. Dass Aquakulturen, in riesigen Netzkäfigen, eine nachhaltige Alternative zur Überfischung der Weltmeere darstellen, ist ein umsatzfördendes Märchen. In Wahrheit dezimieren Fischfarmen die Bestände eher, als sie zu retten. Um ein Kilo Zuchtlachs herzustellen, werden 1,5 bis 8 Kilo Wildfisch benötigt. Wie gesund kann kranker Fisch sein? Industrielle Fischzucht bedeutet Massentierhaltung. In einer Lachsfarm werden bis zu zwei Millionen Tiere auf engstem Raum zusammengepfercht. Das begünstigt Krankheiten, die rasch um sich greifen. Wie der Umweltaktivist Kurt Oddekalv in „Fillet Oh Fish“ berichtet, haben sich in Norwegens Zuchtfischbeständen überall Seeläuse ausgebreitet: Quallenlarven, die durch die Fischhaut dringen, Gewebe und Blut fressen. Sie verursachen offene Wunden, die dann von Krankheitserregern befallen werden können. Auch die hochansteckende Infektiöse Pankreasnekrose (IPN) und die Lachsanämie drohen die Bestände zu dezimieren. Von diesen Fischpandemien erfährt der Verbraucher: nichts. Der Verkauf befallener Fische läuft uneingeschränkt weiter – mit unerforschten Auswirkungen auf den, der sie verzehrt. Um Krankheiten vorzubeugen und einzudämmen, setzten norwegische Züchter noch vor 30 Jahren pro Tonne Fisch fünf Kilogramm Antibiotika ein. Inzwischen sind es angeblich weniger als 0,9 Gramm pro Tonne. Dafür sorgen Impfungen der jungen Lachse, ehe sie ins Meeresgehege ausgesetzt werden. Ob die Vakzine so unproblematisch sind, wie Hersteller und Gesundheitsbehörden sie anpreisen? Wo keine Forschung, da keine Evidenz. Zur Abwehr krankmachender Schädlinge kommt darüber hinaus eine Reihe brandgefährlicher Pestizide zum Einsatz. Arbeiter müssen Schutzkleidung tragen, während sie die Chemikalien in offene Gewässer kippen. Die ausgebrachten Mittel wirken teilweise neurotoxisch. Andere Pestizide schädigen die DNA der Fische, sie führen zu Mutationen im Erbgut. Unter Zuchtkabeljauen ist deswegen jeder zweite deformiert. Weibliche Kabeljaue, die aus den Zuchtbetrieben entwischen, paaren sich mit freilebenden Artgenossen. So werden genetische Mutationen und Missbildungen in die Wildpopulationen eingeschleppt. Beim Zuchtlachs fallen solche abnormen Veränderungen im Erbgut an der merkwürdigen Konsistenz des Fleisches auf: Es ist seltsam spröde; wird es gebogen, so bricht es auseinander. Wer Lachszucht für eine saubere Sache hält, sollte schleunigst auf Tauchstation gehen. Unter den Farmen befindet sich eine meterdicke Abfallschicht, in der es von Fäkalien, verfaultem Futter, Arzneimittelresten und giftigen Pestiziden nur so wimmelt. Sie verseuchen das umliegende Meer, ihre Krankheitskeime stecken wilde Artgenossen an. Haarsträubend. Schwimmende Omega-6-Fettbombe Auch der Nährstoffgehalt ist abnormal. Wildlachse enthalten rund 5 bis 7 % Fett. Zuchtlachse bringen es hingegen auf 14,5 bis 34 % Fett. Woher kommt der drastisch erhöhte Fettgehalt? Dafür sorgt das verarbeitete, fettreiche Futter, das Zuchtlachse erhalten. Aber Zuchtlachs ist nicht bloß viel fettreicher. Das Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren ist darin radikal verzerrt. (2) Ein 170-Gramm-Filet von einem wilden Atlantiklachs enthält etwa 3934 Milligramm Omega-3 und 374 mg Omega-6. (3) In einem ebenso großen Zuchtlachsfilet hingegen steckt zwar etwas mehr Omega-3 – 4252 Milligramm -, jedoch erstaunliche 1132 mg Omega-6, also mehr als dreimal so viel wie im Wildlachs. (4) Zwar benötigt unser Körper beide Fettsäuren – idealerweise aber im Verhältnis von 1:1. Weil die westliche Standardernährung einen viel zu hohen Anteil an verarbeiteten Lebensmitteln aufweist, ist sie aber ohnehin schon stark Omega-6-lastig. Statt diesem Ungleichgewicht entgegenzuwirken, verstärkt Zuchtlachs es noch. Einen Aprilscherz leistete sich insofern die Stiftung Warentest 2018, als sie von Wildlachs gerade wegen seines niedrigeren Fettgehalts abriet. Er schmecke nämlich nicht so gut – “weniger intensiv nach Lachs, nicht so buttrig, zart und saftig.” (5) Weil Fett als Geschmacksträger fungiert, haben gezüchtete Fische demnach einen klaren Vorteil, so befanden die Tester. In puncto Omega-Fettsäuren leiden sie offenbar unter Informationsdefiziten. Raubfische werden zu Vegetariern gemacht Aber wie kommt Zuchtlachs zu seinen überschüssigen Omega-6-Fetten? Das Infoportal “The Fish Site” klärt auf, was Zuchtfische aus dem Atlantik zu fressen bekommen. Im Jahr 2019 stammten drei Viertel des norwgischen Fischfutters aus Pflanzenprodukten vom Land, die im Meer gar nicht natürlich vorkommen: darunter Sojabohnenkonzentrat, ein aus Sojabohnen isoliertes Eiweiß, neben weiteren pflanzlichen Proteinquellen wie Weizen, Mais und Ackerbohnen. (6) Eine in Research Gate 2012 veröffentlichte Studie (7) listet darüber hinaus auf: Pressrückstände aus Sonnenblumenkernen, Weizengluten, Favabohnen, Erbsenprotein, Rapsöl. Bekommt ein Wildlachs irgendeine dieser Zutaten jemals ins Maul? "Wenn wir den Fisch nun mit pflanzlicher Nahrung füttern, dann hat der Fisch auch eine Fettsäurezusammensetzung, die dem Pflanzenmaterial entspricht", erklärt Ulfert Focken, Experte für Fischfutter am Thünen-Institut für Fischereiökologie. Von einer “artgerechten Ernährung” kann in der Lachszucht folglich keine Rede sein. Hier machen marine Eiweißquellen bloß 14,5 % der Futtermittelzutaten aus, Meeresöle weitere 10,4 %. (8) Wie werden Zuchtlachse dann überhaupt rötlich, wenn nicht durch die gefressenen Krebse? Ihnen werden künstlich hergestellte Carotinoide verabreicht. Fünfmal giftiger als jedes andere Nahrungsmittel Sein hoher Fettgehalt trägt dazu bei, dass Zuchtlachs weitaus mehr Schadstoffe enthält als seine wilden Artgenossen. Viele Toxine reichern sich leicht im Fett an – mit der fatalen Folge, dass Zuchtlachse unter ähnlich kontaminierten Bedingungen erheblich mehr Gifte aufnehmen. Woher stammen sie? Die größte Belastungsquelle stellen nicht etwa Pestizide oder Antibiotika dar. Es ist das Trockenfutter, in Form von Pellets. Darin gefunden wurden Dioxine, Polychlorierte Biphenyle (PCBs) und Pestizide, neben weiteren Medikamenten und Chemikalien. Frisst der Lachs sie, so reichern sie sich in seinem Fettgewebe an. Einer Studie zufolge, die 700 Lachsproben aus aller Welt einbezog, liegt die PCB-Konzentration im Zuchtlachs um ein Achtfaches höher als im Wildlachs. Als der norwegische Biologe und Toxikologe Jerome Ruzzin (9) von der Universität Bergen eine Reihe von Lebensmittelgruppen auf Giftstoffe prüfte, förderte er Überraschendes zutage: Die größte Menge an Giftstoffen steckte im Zuchtlachs. Mit großem Abstand. Er erwies sich als fünfmal giftiger als jedes andere getestete Lebensmittel: Hamburger, Vollmilch, Eier, Äpfel, Kartoffeln und Kabeljau. Was diese Gifte anrichten können, lassen Tierversuche erahnen. Mäuse und Ratten, die Futter mit Zuchtlachszusatz erhalten, werden adipös; dicke Fettschichten umgeben ihre inneren Organe. Außerdem entwickeln die zuchtlachsgefütterten Tiere Diabetes. Daraus schließt Ruzzin, dass die pandemisch um sich greifende Fettleibigkeit nicht nur auf zuviel Industriezucker, Kohlenhydrate und minderwertige Fette zurückgeht; immer mehr Schafstoffe tragen ebenfalls dazu bei. Wie Dioxine auf den Teller geraten Warum ist das Fischfutter so giftig? Um das herauszufinden, führt uns „Fillet Oh Fish“ in eine norwegische Fischpelletfabrik. Dort zeigt sich: Die Hauptzutaten sind Aal und andere Fische mit hohem Protein- und Fettgehalt. Woher stammen sie? Vornehmlich aus der Ostsee – einem hochgradig verschmutzten Binnenmeer. Zehn Anrainerstaaten leiten ihren Giftmüll hinein, überwiegend ungeklärt. Was in dieser Brühe herumschwimmt, nimmt die Toxine auf und lagert sie im Körperfett ein. Zumindest Schweden hat seine Fischhändler deswegen dazu verpflichtet, ihre Kunden vor der möglichen Giftigkeit von Ostseefischen ausdrücklich zu warnen. Das Gesundheitsministerium empfiehlt, fetten Fisch wie Hering höchstens einmal pro Woche zu essen; Schwangere sollten ihn völlig meiden. Was tun mit fetten Fischen, die für den menschlichen Verzehr ungeeignet sind? Man verarbeitet sie zu Fischfutter. Und so landen sie letztlich doch auf unseren Tellern. Monsanto-Pestizid - „das bestgehütete Geheimnis der Fischindustrie“ Weitere Giftstoffe steuert der Herstellungsprozess der Pellets bei. Der „Rohstoff“, fetter Fisch, wird zunächst gekocht. Dabei entstehen zwei separate Produkte: Öl, das einen hohen Gehalt an Dioxinen und PCB aufweist; und Proteinpulver, dem insgeheim ein „Antioxidans“ namens Ethoxyquin beigemengt wird – eine Chemikalie, die verhindern soll, dass die Fette im Fisch oxidieren und ranzig schmecken. Laut Filmemacher Nicolas Daniels verbirgt sich dahinter „das bestgehütete Geheimnis der Fischindustrie“. Und eines der giftigsten. Der skandalumwitterte Chemiegigant Monsanto brachte Ethoxyquin Ende der fünfziger Jahre auf den Markt – zunächst als Alterungsschutz für Gummi, dann zur Futtermittelkonservierung, schließlich als Pestizid. Seine Verwendung in Obst, Gemüse und Fleisch ist mittlerweile einigermaßen reguliert, mit einem Grenzwert von 0,05 Milligramm pro Kilo – nicht jedoch in Fisch, denn dafür war die Chemikalie nie vorgesehen. Die absehbare Konsequenz: Zuchtfische können bis zu 20-mal mehr Ethoxyquin enthalten als andere Lebensmittel. Wie sich Ethoxyquin auf die menschliche Gesundheit auswirkt, ist kaum erforscht. Eine norwegische Doktorandin, Victoria Bohne, berichtet in ihrer Dissertation von beunruhigenden Entdeckungen: Ethoxyquin ist imstande, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden. Und möglicherweise wirkt es krebserregend. Wie kann es sein, dass ein derartiges Gift überhaupt in der Fischzucht verwendet werden darf? Warum wird nicht längst wissenschaftlich untersucht, was es im menschlichen Organismus anrichtet? Verbraucherschützer weisen die Verantwortung dafür Lisbeth Berg-Hansen zu, von 2009 bis 2013 Norwegens Ministerin für Fischerei und Küstenschutz - zugleich Hauptaktionärin einer kommerziellen Lachszucht, Inhaberin hochrangiger Posten und Beteiligungen in der Fischereiindustrie. (10) Dass die Stiftung Warentest bei Zuchtlachs “keine nennenswerten” Schadstoffmengen festzustellen vermag (11), sorgt vor diesem Hintergrund für Kopfschütteln. Ist nicht immer der Rede wert, was Konsumenten schaden kann – zumal wenn unklar ist, in welchen Mengen aus unterschiedlichsten Quellen er es zu sich nimmt? Alternativen „Bio“ und „Sockeye“ Auf Wildfische auszuweichen, ist leider schon lange kein Ausweg mehr. Die meisten großen Gewässer unseres Planeten sind inzwischen belastet: mit Quecksilber, Schwermetallen, Dioxinen, PCBs, Agrarchemikalien, Industrieabfällen und Zerfallsprodukten wie Mikroplastik. Regelmäßig Fisch zu essen, ist für Gesundheitsbewusste daher längst keine gute Idee mehr – eine besonders schlechte Nachricht für Pescetarier, die auf den Verzehr von Rind, Schwein, Schaf und Geflügel verzichten, stattdessen Fisch und Meeresfrüchte auf den Speiseplan setzen. Wie steht es mit Zuchtlachs in Bio-Qualität? Unter 25 untersuchten Angeboten schafften es „Gut Bio Lachsfilets“ von Aldi Nord bei der Stiftung Warentest im März 2018 auf den zweiten Platz, Gesamtnote 1,9. (12) Ethoxyquin spielt hier keine Rolle, da es in der biologischen Landwirtschaft ohnehin verboten ist. Allerdings fanden die Prüfer minimale Spuren eines Abbauprodukts – andernfalls wäre der Bio-Fisch von Aldi, 250 Gramm für rund 6 Euro, sogar Testsieger geworden. (13) Auch andere Schadstoffe kommen im Bio-Produkt weitaus seltener vor. Dazu trägt die vorgeschriebene Haltung bei: In einem Kubikmeter Wasser dürfen sich nur halb so viele Lachse tummeln wie in konventionellen Farmen. Dadurch schwimmen sie mehr herum, bleiben fitter, werden von weniger Parasiten befallen. Gegen Schädlinge wie die Lachslaus setzen findige Bio-Züchter statt Pestiziden neuerdings “Putzerfische” ein. Aber auch Bio-Lachse werden nicht artgerecht ernährt. Mehr als 40 Prozent tierisches Eiweiß im Futter schreiben EU-Bio-Richtlinien nicht vor. Als “innovativ” gelten Unternehmen, die an Lachse Öl aus Meeresalgen oder gar Bio-Insekten verfüttern. (14) Wie sonst entgehen wir dem „toxischen Junk Food“, wie der US-Ganzheitsmediziner Dr. Joseph Mercola es nennt? Eine einzige Ausnahme von strikter Lachsabstinenz lässt er noch gelten: echten, wild gefangenen Sockeye, auch „Rotlachs“, aus Alaska. Dieser Nordpazifikschwimmer mit dem prächtig tiefroten Fleisch, für Kenner das edelste und feinste, frisst ausschließlich Plankton mit Minikrebsen und Shrimps. „Seine ernährungsphysiologischen Vorteile wiegen meines Erachtens immer noch schwerer als eine mögliche Verunreinigung. Das Risiko, dass Sockeye hohe Mengen an Quecksilber und anderen Giftstoffen anreichert, ist wegen seines kurzen Lebenszyklus von drei Jahren geringer.“ Dafür müssen Verbraucher allerdings tiefer in die Tasche greifen: Hundert Gramm Sockeye können über zehn Euro kosten. Discounter Aldi bietet eine 150 Gramm-Packung „Sockeye Wildlachs“ immerhin schon für 4,89 Euro an, Lidl für 3,25 Euro (15), Konkurrent Norma 100 Gramm für 2,53 Euro – von „Öko-Test“ Ende 2022 mit „gut“ bewertet. (16) Wie viel ist uns unsere Gesundheit wert? (Harald Wiesendanger) Anmerkungen 1 Live Science 8.9.2009, https://www.livescience.com/5682-milestone-50-percent-fish-farmed.html 2 Global Seafood Alliance, 30. Januar 2017, https://www.globalseafood.org/advocate/omega-6s-and-the-threat-to-seafoods-healthy-halo/ 3 My Food Data. Wild Atlantic Salmon Cooked, https://tools.myfooddata.com/nutrition-facts/171998/wt9/1 4 My Food Data. Farmed Atlantic Salmon Cooked, https://tools.myfooddata.com/nutrition-facts/175168/wt9 5 Zit. nach https://www.eatclub.tv/aktuelles/verbraucherthemen/lachsfilets-bei-stiftung-warentest-111664; https://www.chip.de/artikel/der-beste-lachs-testsieger-der-stiftung-warentest_104665 6 The Fish Site. 3. September 2019, https://thefishsite.com/articles/whats-salmon-feed-really-made-of 7 Research Gate. Norwegian Salmon Feed, https://www.researchgate.net/figure/Feed-ingredients-used-in-Norwegian-salmon-feed-in-2012-Data-are-reported-by-EWOS-BioMar_tbl1_279752594 8 Fish Site, a.a.O. 9 Siehe https://www.uib.no/en/rg/toxicology/56874/what-%E2%80%93-eating-salmon-may-not-be-good-me und https://www.uib.no/filearchive/final.pdf 10 Diese Interessenkonflikte beleuchtete 2014 die TV-Dokumentation „Giftiger Fisch – Die große Gesundheitslüge“ https://www.youtube.com/watch?v=8_Sl_wjiOyI; siehe dort ib. Minute 31:26 bis 34:36. 11 Siehe https://www.24vita.de/verbraucher/lachs-stiftung-warentest-fisch-wildfang-zuchtlachs-aquakultur-discounter-frankfurt-main-90943826.html 12 Auch bei Öko-Test schnitt die Aldi-Marke „gut“ ab. https://www.heidelberg24.de/verbraucher/lachs-test-oekotest-vergleich-produkte-ergebnis-discounter-marke-lidl-wuermer-zr-91138930.html; https://www.stern.de/genuss/lachs-bei--oeko-test----nur-ein-raeucherlachs-ist--sehr-gut--30961356.html 13 https://www.chip.de/artikel/der-beste-lachs-testsieger-der-stiftung-warentest_104665 14 https://www.oekolandbau.de/bio-im-alltag/einkaufen-und-kochen/produktinfos/lebensmittel/bio-lachs-in-massen-geniessen/ 15 Privateinkauf am 23.3.2023. 16 https://www.ruhr24.de/service/oekotest-lachs-fisch-lidl-aldi-discounter-ergebnisse-raeucherlachs-sieger-preis-sehr-gut-test-zr-91139814.html
- Borreliose: eine fehlgeleitete Biowaffe?
Stammt der Erreger der Lyme-Borreliose, einer der tückischsten Infektionskrankheiten, aus einem amerikanischen Biowaffenprogramm? Hinweise darauf will eine US-Journalistin entdeckt haben. Es beginnt typischerweise mit einem Hautausschlag, der sich kreisförmig ausbreitet. Man fühlt sich abgeschlagen und fiebert, Kopfweh und Schüttelfrost stellen sich ein. Schreitet die Erkrankung fort, so bringt sie weitere, heftigere Beschwerden mit sich: Muskeln krampfen, die Motorik wird unkoordinierbar. Betroffene sehen und hören schlechter, klagen über Gelenkschmerzen und Herzprobleme. Es kommt zu Hirnhautentzündungen und kognitiven Störungen, sogar psychiatrische Symptome können auftreten. Nicht rechtzeitig therapiert, führt die Lyme-Borreliose zu irreversiblen Organschäden. Eine von fast 400.000 US-Amerikanern, die Jahr für Jahr daran erkranken, war die Wissenschaftsjournalistin Kris Newby. Im Jahre 2002 infizierten sie und ihr Mann Paul sich während eines Urlaubs auf Martha´s Vineyard, einer Insel vor der Südküste von Massachusetts. "Es ist, als hätte man Multiple Sklerose, Alzheimer, chronische Müdigkeit und Gelenkschmerzen, alles zur gleichen Zeit”, so beschreibt sie ihre persönliche Erfahrung. “Es handelt sich in erster Linie um eine neurologische Krankheit, die zu einer Hyperinflammation führt. Und die Symptome wandern häufig durch den Körper. Du kannst sehr geschwächt sein, unfähig, die Aufgaben eines normalen Erwachsenen zu erfüllen. Wir waren verzweifelt und ein Jahr lang ohne Diagnose.” Bei zehn Ärzten war sie. Keiner erkannte, woran sie litt. Keiner wusste Rat. “Ich dachte, das wäre das Ende meines Lebens, wie ich es kannte.” "Diese Zeckenbisse raubten uns unsere Gesundheit", schreibt Newby, "und schickten mich auf die Suche nach einer fast unvorstellbaren Möglichkeit: dass wir Kollateralschäden in einem biologischen Waffenrennen waren, das während des Kalten Krieges begonnen hatte." “Vier bis fünf Jahre dauerte es, bis wir uns vollständig erholt hatten.” (1) Ihr überstandenes Martyrium motivierte Kris Newby 2008 zu einem bewegenden Dokumentarfilm “Under Our Skin”, der für einen Academy Award nominiert wurde; sechs Jahre später produzierte sie eine Fortsetzung: “Under Our Skin 2: Emergence”. Die “unsichtbare Krankheit” Eine besondere medizinische Herausforderung stellt die Borreliose unter anderem deshalb dar, weil ihre Symptome viele andere Krankheiten imitieren, darunter Multiple Sklerose, Arthritis, chronisches Müdigkeitssyndrom, Fibromyalgie, CFS und sogar Morbus Alzheimer-Krankheit. Sie zu identifizieren, wird dadurch schwierig und zeitaufwändig. (2) Erschwerend kommt hinzu, dass viele Borreliosekranke äußerlich gesund aussehen. Auch ihre Blutwerte geben oft keinen Anlass zur Sorge. Nicht von ungefähr gilt Borreliose als “unsichtbare Krankheit". Von Ärzten, die deswegen skeptisch sind, müssen sich Betroffene häufig unterstellen lassen, ihr Problem sei psychischer Natur, ihre Beschwerden würden sie sich "bloß einbilden". Bis endlich die richtige Diagnose gefunden ist, verstreicht kostbare Zeit, in der die Krankheit chronifiziert, für immer größeren Leidensdruck sorgt und immer schwieriger zu behandeln ist. Übertragen wird die Borreliose von Zecken – sowie manchmal auch von anderen Stechinsekten -, die mit dem Bakterium Borrelia burgdorferi infiziert sind. Mit diesem Erreger kommen die Blutsauger nicht zur Welt. Sie nehmen ihn von einem Wirtstier auf, das sie befallen (3), in erster Linie von Mäusen und Ratten. (4) Die Lebensräume deren wichtigster natürlicher Fressfeinde – darunter Füchse, Raubvögel und Schlangen – zerstört eine immer intensivere Landwirtschaft und Zersiedelung. Deshalb konnten die Populationen der kleinen Nagetiere immer stärker ansteigen. Borrelia burgdorferi stellt aus mehreren Gründen eine besonders heimtückische Bedrohung dar. Zum einen ist dieses Bakterium fähig, je nach Milieu im befallenen Organismus unterschiedliche Gestalten anzunehmen, womit es geschickter manövrieren, sich leichter verstecken und überleben kann. Zudem zählt es zu den Spirochäten: Unter dem Mikrosop erscheint es als spiralig gekrümmtes, sehr langes und bewegliches Stäbchen. Die korkenzieherartige Form versetzt es in die Lage, sich in vielerlei Körpergewebe tief einzugraben, weshalb es so oft für eine weitreichende Multisystembeteiligung sorgt. Früh erkannt, lässt sich der Borreliose in vielen Fällen mit einem Antibiotikum beikommen: Doxycyclin, Ceftriaxon, Vancomycin. Jedoch ist das Bakterium häufig imstande, um sich herum einen schützenden Biofilm zu bilden, wodurch es seine Resistenz gegen Medikamente erhöht. Konfrontiert mit einem Antibiotikum oder Killerzellen des Immunsystems, verwandelt es sich in eine “schlafende” Zyste, die sich für Monate und Jahre verstecken kann, um aufs Neue zuzuschlagen, sobald eine geschwächte biologische Abwehr ihm die Chance dazu gibt. Schwer zu behandeln ist die Borreliose außerdem deswegen, weil Zecken auch weitere Krankheitserreger übertragen können. Solche Koinfektionen können zusätzliche, sehr unterschiedliche Symptome heraufbeschwören; häufig sprechen sie nicht auf Maßnahmen gegen das Bakterium burgdorferi an. Sämtliche Infektionen in den Griff zu kriegen, erfordert somit einen anspruchsvollen mehrgleisigen Ansatz. Die offizielle Version Als Entdecker der Borreliose gilt der Mann, der ihrem Erreger den Namen gab: Willy Burgdorfer, ein aus der Schweiz stammender Bakteriologe und Parasitologe. Sein ganzes Berufsleben lang arbeitete er in den Rocky Mountain Labs, einem Institut der höchsten Biosicherheitsstufe 4 (BSL 4) in Montana, betrieben von den National Institutes of Health (NIH), einer Einrichtung des US-Gesundheitsministeriums, als deren wichtigste Behörde für biomedizinische Forschung. Mitte der siebziger Jahre, so besagt das offizielle Narrativ, erhielt Burgdorfer den Auftrag, den Ausbruch einer neuartigen Krankheit in Old Lyme, Connecticut, und Long Island zu untersuchen. Mehrere Kinder und Erwachsene hatten dort eine Reihe von ungewöhnlichen Symptomen entwickelt, darunter Hautausschläge, Fieber, Müdigkeit und Gelenkschmerzen. Woran sie litten, blieb zunächst schleierhaft, wurde schließlich aber auf Zecken zurückgeführt, die in den örtlichen Wäldern gefunden wurden. In den Blutsaugern soll Burgdorfer 1981 das Bakterium entdeckt haben, das heute zu seinen Ehren so heißt wie er; Borrelia burgdorferi. Wie er feststellte, verursachte es die Krankheit. Daraufhin veröffentlichte er einen Artikel, in dem er erklärte, mittels Penicillin sei das Bakterium zuverlässig abzutöten. Seither hält sich die Vorstellung, Borreliose sei recht leicht behandelbar. In Wahrheit ist das Gegenteil der Fall. Wachsende Zweifel Wie kam Kris Newby dazu, an dieser Geschichte zu zweifeln? Einen eindeutigen Gegenbeweis habe sie nicht, bloß Indizien, so räumt sie ein. Zusammengenommen ergeben sie in Newbys Augen jedoch ein höchst verdächtiges Bild. Warum ist die Lyme-Borreliose ausgerechnet in den Vereinigten Staaten verbreiteter als irgendwo sonst auf unserem Planeten? Auf einer Party lernte die Journalistin einen ehemaligen CIA-Agenten kennen. Er prahlte mit einer Operation zu Zeiten des Kalten Kriegs, bei welcher infizierte Zecken auf Kuba abgeworfen wurden. "An diesem Punkt wusste ich, dass ich mit der Sache noch nicht fertig war", sagt Newby. “Ich fing an zu recherchieren, interviewte diesen CIA-Typen mehrmals und fand heraus, dass es eine nachprüfbare Geschichte war." Dass sie einer heißen Spur folgte, bestätigte sich, als sie während der Dreharbeiten zu ihrer Doku “Under Our Skin” Willy Burgdorfer persönlich begegnete. "Gegenüber mehreren Leuten hat er einen unnatürlichen Ursprung des Ausbruchs angedeutet", so berichtet sie. "Wie sich herausstellte, stand er auch bei Fort Detrick unter Vertrag": jenem berüchtigten Standort der US-Streitkräfte in Maryland, wo seit dem Zweiten Weltkrieg biologische Waffen entwickelt und getestet wurden. (5) “Als ich Burgdorfer interviewte, sagte er: 'Ja, ich war im Biowaffenprogramm. Ich hatte die Aufgabe, Zecken und Moskitos in Massen zu produzieren.'” Dies sei im Rahmen von Gain-of-Function-Experimenten erfolgt, “indem sie Krankheitserreger - Bakterien und Viren - in Zecken mischten, um effektivere Biowaffen zu entwickeln”. Newby erstellte eine Animation des ursprünglichen Ausbruchs, der angeblich an der Mündung des Connecticut River in der Nähe von Long Island begann. Dabei machte sie eine aufschlussreiche Entdeckung: "Als ich einen 50-Meilen-Radius um diesen Punkt gezogen habe, gab es drei neue, hochvirulente, von Zecken übertragene Krankheiten, die zur gleichen Zeit, Ende der sechziger Jahre, auftraten. Das war 13 Jahre bevor das Lyme-Bakterium 1981 zur Ursache der ‘Lyme-Borreliose’ erklärt wurde.” Nun begann Newby, “die Militärakten zu durchsuchen, um herauszufinden, ob der Ausbruch mit Biowaffenunfällen in Verbindung gebracht werden konnte. Dabei entdeckte ich ein umfangreiches Programm zur Herstellung von Insektenwaffen und ein Programm, bei dem Keime aus Flugzeugen über großen Gebieten versprüht wurden, das Projekt 112”: ein angeblich 1973 eingestelltes experimentelles Programm des US-Verteidigungsministeriums, dessen Existenz bis Mai 2000 kategorisch bestritten worden war. (6) “Einige dieser Erreger waren von Zecken übertragene Krankheiten, die gefriergetrocknet und als Aerosol versprüht wurden.” “Burgdorfer hatte mit Q-Fieber und Zecken gearbeitet, Erfahrungen, die die Rocky Mountain Labs für ihre Biowaffenarbeit brauchten. Sobald er eine Sicherheitsfreigabe erhalten hatte, begann er damit, die Pest in Flöhe und das tödliche Gelbfieber in Moskitos einzuschleusen und dann Viren und Bakterien in Zecken zu mischen, um die Virulenz dieser lebenden Waffen zu erhöhen.” “Die Waffenkonstrukteure in Detrick suchten nach Zecken, die man auf einen Feind abwerfen konnte, ohne Verdacht zu erregen, und die mit Erregern gefüllt waren, gegen welche die Zielbevölkerung keine natürliche Immunität besaß (...) Zecken waren die perfekte Tarnkappenwaffe, unauffindbar und mit langer Wirkungsdauer (...) Es geht darum, was Burgdorfer gesagt hat, dass sie es vertuschen wollen: 1) dass ein anderes Bakterium, vielleicht eine Rickettsie, die mit dem Rocky Mountain Fleckfieber verwandt ist, im Kalten Krieg als Biowaffe entwickelt wurde; 2) dass es eine Kombination von Bazillen in den Zecken sein könnte, die Menschen krank macht." Stutzig macht zudem, dass die US-Regierung keine zehn Kilometer Luftlinie von Old Lyme entfernt - dem Ort des ersten amtlichen Borreliose-Ausbruchs -, auf Plum Island, seit 1945 eine biologische Forschungseinrichtungen betrieb – zugangsbeschränkt, hochgradig gesichert, geheimnisumwittert. Von dort bis Long Island ist es gerade mal eine Meile, rund 1600 Meter. Wie ein Bericht des U.S. Government Accountability Office (GAO) aus dem Jahr 2005 enthüllte, wurde auf Plum Island mit tödlichen Krankheitserregern experimentiert, darunter das West-Nil-Virus, das Nipah-Virus und das Rifttalfieber. (7) Auch der prominente Enthüllungsjournalist Karl Grossman hat Plum Island im Verdacht, die weltweite Epidemie der Lyme-Borreliose ausgelöst zu haben. (8) Was Kris Newby herausfand, präsentierte sie 2019 in ihrem Buch “Bitten: The Secret History of Lyme Disease and Biological Weapons” – einem wahren Thriller, der Wellen schlug. Einen Kongressabgeordneten, den Republikaner Chris Smith, beeindruckten die zusammengetragenen Indizien derart, dass er eine Überprüfung beantragte. Damit hatte er Erfolg: Im Juli 2019 wies das US-Repräsentantenhaus den Generalinspekteur des Pentagon tatsächlich an, zu untersuchen, ob das Verteidigungsministerium "zwischen 1950 und 1975 mit Zecken und anderen Insekten im Hinblick auf die Verwendung als biologische Waffen experimentierte” – und infizierte Zecken “versehentlich oder durch einen Versuch” auf die ahnungslose amerikanische Öffentlichkeit losgelassen hat. (9) Offene Fragen an die Verschwörungstheoretikerin Wie zu erwarten, verlief die Untersuchung im Sande. Stichhaltige Beweise fehlten, namhafte Experten erklärten Newbys Verdacht umgehend für absurd. “Zecken und Borreliose wären eine sehr merkwürdige Wahl für eine gezielte Biowaffe, denn Zecken sind schwer zu handhaben, haben keine Flügel, und Borreliose wäre kaum ein Krafträuber", erklärte Robert Peterson, Professor für Entomologie an der Montana State University. “Das ist eine wirklich schwache Anschuldigung", so befand auch Jeffrey Lockwood, der an der Universität von Wyoming Natur- und Geisteswissenschaften unterrichtet. In seinem Buch "Six-Legged Soldiers: Using Insects as Weapons of War" hatte er im Jahr 2010 über Versuche der US-Army zur biologischen Kriegsführung mit Zecken, Fliegen und Flöhen berichtet. Während des Kalten Krieges erforschte sie, ob Zecken zur Verbreitung von Tularämie, Rückfallfieber und Colorado-Fieber eingesetzt werden können. Trotzdem bleibt Lockwood "zutiefst skeptisch", dass das Militär Zecken zur Übertragung von Borreliose eingesetzt hat. „Zecken sind nicht der beste Vektor für die Verbreitung von Biowaffen, weil sie nicht sehr weit kommen und die Borreliose ein langsam wirkender Erreger ist.“ Andere von Zecken übertragene Krankheiten seien für den Menschen viel schlimmer. "Die Borreliose mit einem Zeckenvektor als Waffe einzusetzen, macht einfach keinen Sinn", so Lockwood – was freilich nicht ausschließt, dass dennoch eine Zeitlang daran herumgebastelt wurde. "Andererseits war die Entwicklung von US-Militärwaffen ehrlich gesagt auch nicht immer sinnvoll.“ Zwar kommen Fälle von Borreliose nahe der Nordostküste der USA, dem angeblichen Testgebiet, tatsächlich auffallend häufiger vor als in den meisten übrigen Regionen – sind dort aber nicht verbreiteter als beispielsweise in Teilen Wisconsins, über 1500 km weiter westlich: Falls Militärs in Connecticut tatsächlich Zecken mit biotechnisch scharfgemachten Erregern freigesetzt haben – müssten seither dort nicht viel schlimmere Krankheitsverläufe auftreten als in anderen US-Bundesstaaten, geschweige denn in Europa und Nordasien, wo sich die Lyme ja ebenfalls seit Jahrzehnten epidemisch verbreitet? Die vermeintliche “Waffe” wurde wohl eher zum Rohrkrepierer. Kronzeuge Burgdorfer selbst kann hierzu leider nicht mehr Stellung nehmen. Er starb 2014. Mit Gain-of-Function-Forschung muss endlich Schluss sein. Sofort. Ob Lyme-Borreliose, Covid-19 oder sonstige Infektionskrankheiten auf biotechnologische Tüfteleien in Laboratorien zurückgehen oder nicht; wenn ja, ob solche teuflischen Kreationen versehentlich entwichen oder absichtlich freigesetzt wurden: Kommt es letztlich darauf an? Entscheidend ist: Es könnte so gewesen sein. Und jederzeit könnte es sich wiederholen, mit katastrophalen Folgen, die bei weitem schlimmer wären als jeder atomare Super-GAU. Rund um den Globus arbeiten Heerscharen fleißiger Wissenschaftler, im Auftrag von Militärs, Geheimdiensten und Konzernen, in Hunderten von Hochsicherheitslaboren wie von Sinnen daran, ohnehin gefährliche Krankheitserreger noch ansteckender, noch pathogener, noch tödlicher zu machen. Immer wieder kommt es zu Lecks. Schon das nächste könnte das Ende der Menschheit bedeuten. Oder es beschert uns eine umfassend “beschützende”, biofaschistische Hygienediktatur, worauf uns drei Corona-Pandemiejahre erst einen vergleichsweise harmlosen Vorgeschmack geboten haben. (Harald Wiesendanger) Anmerkungen 1 So Newby in einem Interview mit dem Journalisten Paul D. Thacker, veröffentlicht am 28. Februar 2023. 2 Symbiosis (2009) 47/2009, S. 51-58 (PDF) http://www1.biogema.de/WEK/312-Margulis-final.pdf 3 Tickencounter.org 4 Journal of Infectious Diseases 1996 Nov;174(5):1108-11, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8896518 ; Journal of Medical Entomology 1997 Jul;34(4):489-93), https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9220684 5 Offizielle Historie von Fort Detrick, Memento vom 21. Januar 2012, https://web.archive.org/web/20120121062629/http:/www.detrick.army.mil/cutting_edge/index.cfm?chapter=contents; B.D. Green, L. Battisti and C.B. Thorne, "Involvement of Tn4430 in Transfer of Bacillus anthracis Plasmids Mediated by Bacillus thringiensis Plasmid pX012a", J. of Bacteriology, 171 (1989), S. 104–113; „Gefährliche Viren sind weg“, Frankfurter Rundschau, 25. September 1986. 6 https://en.wikipedia.org/wiki/Project_112, Abschnitt “Declassification” 7 news.cn, 25.8.2021: “Interview: U.S. bioweapon lab suspected of source of lyme disease: expert”, http://www.news.cn/english/2021-08/25/c_1310146419.htm 8 http://www.news.cn/english/2021-08/25/c_1310146419.htm 9 Siehe British Medical Journal 366/2019: “US Pentagon is told to investigate claims that Lyme disease is escaped bioweapon from cold war”, https://doi.org/10.1136/bmj.l4784; nj.com, 24.9.2021: “Did Pentagon turn ticks into bioweapons that spread Lyme Disease? House just approved a study”, https://www.nj.com/politics/2021/09/did-pentagon-turn-ticks-into-bioweapons-that-spread-lyme-disease-house-just-approved-a-study.html Bildquellen: Bakterium Borrelia burgdorferi: Von Photo Credit:Content Providers(s): CDC - Dieses Medium stammt aus der Public Health Image Library (PHIL), mit der Identifikationsnummer #6631 der Centers for Disease Control and Prevention.Hinweis: Cropped and uploaded originally to (http://en.wikipedia.org/wiki/Image:Borrelia_image.jpg), Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=302837 Foto Zecke: Sven/Nicooografie – Pixabay Grafik Verbreitung Lyme-Borreliose in USA: https://www.forbes.com/sites/judystone/2019/05/29/more-ticked-off-the-growing-threat-of-lyme-and-tick-borne-diseases/
- Wow! Fledermaus wird Gentechnikerin
Wie haben es chinesische Fledermäuse bloß hingekriegt, eine patentierte Gensequenz des Corona-Spritzenherstellers Moderna in ihr Erbgut zu kopieren? Eine harte Nuss für „Faktenchecker“. Als die Bombe explodierte, tat sie es völlig geräuschlos, denn Leitmedien sorgten für perfekte Schalldämmung: Im Genom des SARS-CoV-2-Virus, des Erregers von Covid-19, stieß ein internationales Forscherteam um den US-Molekularbiologen Kenneth Lundstrom auf eine überaus verdächtige Abfolge von 19 Nukleinsäuren: CTCCTCGGCGGGCACGTAG. (1) Wie die Wissenschaftler in einem peer-geprüften Artikel der Fachzeitschrift Frontiers in Virology darlegen, handelt es sich bei dieser Nukleotidkette um das exakte Spiegelbild, “Komplement”, einer genetischen Sequenz namens “MSH3”, die der Impfstoffhersteller Moderna am 4. Februar 2016, knapp vier Jahre vor dem offiziellen Ausbruch der Corona-Seuche, zum Patent Nummer 9,587,003 anmeldete. Wie schafften es Fledermäuse in südchinesischen Höhlen bloß, Modernas patentierte Gensequenz Baustein für Baustein zu spiegeln, um sie dann in ihr Erbgut hineinzukopieren? Natürlich überforderte sie ein solches Kunststück – und darin liegt ein weiterer stichhaltiger Beweis dafür, dass sich SARS-CoV-2 nicht auf natürliche Weise entwickelte, sondern im Biolabor künstlich geschaffen wurde: Offenbar wurde das Virus in Kulturen gezüchtet, die MSH3-mutierte Zelllinien verwendeten. Die mathematische Wahrscheinlichkeit, dass die 19-teilige Gensequenz zufällig entstanden ist, liegt bei weniger als Eins zu einer Milliarde. Wer auch immer das Virus zurechtbastelte, benutzte dafür Modernas gentechnisch veränderte Zelllinien. Somit wird auch klar, wie Moderna ein wahres Wunder vollbringen konnte, das in der Medizingeschichte seinesgleichen sucht: “Nur zwei Tage” benötigte das Unternehmen nach eigenen Angaben, um den Impfstoff gegen ein völlig neues Virus zu entwickeln. Des Rätsels Lösung lautet natürlich: Moderna hatte jede Menge Zeit, das Vakzin im voraus zu produzieren. Denn wirklich neu war der Erreger zumindest für Moderna keineswegs: Es enthielt eine von ihm patentierte Sequenz. Triftige Anhaltspunkte dafür, dass der Covid-19-Erreger eine Laborkreation ist, lagen bereits im Frühjahr 2020 vor. Ende Mai/Anfang Juni jenes ersten Pandemiejahres präsentierte ich sie im Facebook-Account meiner Stiftung Auswege in einer Serie, die abrupt abriss, als zunehmende Social-Media-Zensur zuschlug: Angeblich verstieß ich gegen "Gemeinschaftsstandards". Wie von Geisterhand verschwanden einzelne Folgen aus fast allen Gruppen, deren Admins sie bereits angenommen hatten. Die Reichweite meiner Beiträge schrumpfte um 90 %, selbst unsere Abonnenten erreichten wir von da an kaum noch. Also machte ich ein Buch daraus: “Corona-Rätsel – Was steckt wirklich hinter dieser Pandemie?” erschien im Juni 2020, zu bestellen ist es seither hier. (Harald Wiesendanger) Anmerkung 1 “C” steht für die Nukleinsäure Cytosin, “T” für Thymin, “G” für Guanin”, “A” für Adenin.