Unterschätzte Amateure können mit Seelenheilberuflern zumeist mithalten, wann immer Therapieforscher beide gegeneinander antreten lassen. Diese oberpeinliche Faktenlage birgt gesundheitspolitischen und –ökonomischen Sprengstoff ohnegleichen. Deshalb scheint in Fachkreisen ein stillschweigendes Einvernehmen zu herrschen, sie tunlichst nicht an die große Glocke zu hängen.
Viele Laien helfen psychisch Belasteten nicht schlechter als Psycho-Profis: In der Seelenheilbranche würde dies weiterhin zu den bestgehüteten Betriebsgeheimnissen zählen und tunlichst unter Verschluss gehalten, wie die Wahrheit um manipulierte Motorsteuerungen bei Deutschlands größten Autokonzernen - wenn nicht aufsässige Systemkritiker sie blöderweise in Fachzeitschriften und Internetportalen aufgestöbert hätten. Unter den Teppich kehren klappt nicht mehr. Der Geist ist aus der Flasche, darauf harrend, Nebelwerfer fortzuscheuchen und eine überfällige Debatte über den psychologischen Zweig unseres Gesundheitswesens anzuzetteln. Der Preis ist heiß: Auf dem Spiel stehen für die Akteure und Profiteure der heutigen Psychomedizin nicht weniger als Expertenstatus, Einkünfte und Einfluss, Pfründe und Privilegien, Sozialprestige und Selbstverständnis.
Evidenzbasierte Blamage
Den Stein ins Rollen brachte einer der in Fachkreisen meistzitierten Sozialwissenschaftler unserer Zeit: der US-Psychologe Robert Carkhuff, dessen Bestseller weltweit über eine Million Mal verkauft wurde. 1968 legte er eine Auswertung von 30 Studien vor, die verglichen hatten, was unausgebildete und akademisch geschulte Seelenhelfer zustande bringen. (1) An Eindeutigkeit ließ sie nichts zu wünschen übrig: Profis erwiesen sich durchweg als unterlegen. „Es ist offensichtlich“, so Carkhuff, „dass Laien in kurzer Zeit lernen können, günstige Veränderungen in Klienten hervorzurufen. (…) Wir können uns nicht länger, auf deren Kosten, den Luxus leisten, von einer höheren Wirksamkeit professioneller Behandlungen auszugehen.“
Sechs Jahre später nahm sich Averil Karlsruher, ein kanadischer Psychologe von der University of Manitoba in Winnipeg, 27 Untersuchungen vor, die professionelle und Laienbehandler in stationären psychiatrischen Einrichtungen verglichen hatten. In 26 schnitten die Profis schlechter ab, in einer einzigen erreichten sie annähernd gleich viel wie die Amateure. (2)
Beide Arbeiten fanden in Fachkreisen zunächst keine nennenswerte Beachtung – erstaunlicherweise, in Anbetracht ihrer Brisanz. Ihr beschämender Befund erhitzte die Gemüter erst, als ein Professor für Klinische Psychologie an der Loyola-Universität von Chicago, Joseph A. Durlak, ihn mit einer weiteren, noch umfangreicheren und anspruchsvolleren Metaanalyse untermauerte. Er konzentrierte sich auf 42 Vergleichsstudien, die gewissen Mindestanforderungen zur Vorgehensweise genügt hatten, und gewichtete sie nach der Güte ihres Designs. Bloße Einzelfallschilderungen hatte er vorher aussortiert, ebenso Arbeiten, die als Erfolgskriterium lediglich die subjektive Einschätzung der Behandler herangezogen hatten. Aber auch nach dieser Vorauswahl - mit zwei Veröffentlichungen aus Carkhuffs Datenbasis, fünf aus der von Karlsruher und 35 weiteren – konnte Durlak keine Entwarnung geben, im Gegenteil: In zwölf Studien erwiesen sich Laienhelfer als deutlich überlegen, in 28 immerhin als gleichwertig; bloß in einer – einem Projekt mit 234 übergewichtigen Erwachsenen – hatten Profis ein bisschen mehr bewegt. Amateure, so fasste Durlak zusammen, „erreichen im klinischen Bereich gleiche oder deutlich bessere Ergebnisse als Professionelle“. Demnach sind „Ausbildung, Training und Erfahrung im klinischen Bereich keine notwendigen Voraussetzungen für eine wirksame Helferpersönlichkeit.“ (3)
Jetzt endlich setzte in Fachkreisen eine heftige Auseinandersetzung ein. An Gehässigkeit war sie mitunter kaum zu überbieten. Aufgebrachte Kritiker unterstellten „Irreführungen“ und „betrügerische Darstellungen“. So kam es binnen acht Jahren zu vier weiteren aufwändigen Metaanalysen; allesamt zielten sie darauf ab, Durlak schwerwiegender Versäumnisse und Fehlschlüsse zu überführen. Der erste namhafte Zweifler, der sich Durlaks Ausgangsstudien vorknöpfte und vermeintlich unzulängliche ausklammerte, war Michael T. Nietzel, Professor an der Missouri State University in Springfield und sechs Jahre lang deren Präsident. Nach Maßstäben, die ihm streng genug vorkamen, musste er 1981 kleinlaut einräumen: Tatsächlich „erzielen Laienhelfer (…) gleiche oder bessere Ergebnisse als Therapeuten mit höchsten Abschlüssen.“ (4)
1984 machte sich ein Professor aus Neuseeland, John Allan Hattie von der Universität Auckland, ebenfalls daran, Durlaks Daten zu zerpflücken – und konnte dessen Schlüsse letztlich bloß bestätigen. (5)
„Macht professionelles Training einen Therapeuten effektiver?“, fragte kurz darauf der Psychologieprofessor Jeffrey S. Berman von der Universität Memphis. „Wie wir einräumen müssen, lautet die Antwort: nein“, schloss 1985 auch dessen Metaanalyse. „Ausgebildete und unausgebildete Therapeuten erzielen vergleichbare Ergebnisse. (…) Die Überlegenheit des professionell ausgebildeten Therapeuten bleibt eine unbewiesene Behauptung.“ (6)
Die größte Anzahl an Vergleichsstudien sichtete 1987 ein deutsches Forscherteam: Thomas Gunzelmann von der Abteilung für Medizinische Psychologie des Universitätsklinikums Leipzig, Günter Schiepek vom Institut für Synergetik und Psychotherapieforschung der Paracelsus-Universität Salzburg, sowie Hans Reinecker, Lehrstuhlinhaber für klinische Psychologie und Psychotherapie an der Uni Bamberg. Nach aufwändiger Literaturrecherche berücksichtigten sie nicht weniger als 184 Vergleichsstudien, neben Durlaks und Hatties Ausgangsmaterial noch 142 weitere. Und auch sie mussten Laienhelfern verschwurbelt eine „adäquate therapeutische Effektivität“ bescheinigen, weil sie „tatsächlich einige Argumente“ fanden, die sie „in einem günstigen Licht erscheinen lassen“. (7)
Aus diesem Diskussionsverlauf zog der zuerst gescholtene, dann entlastete Durlak den naheliegenden Schluss: „Wenn widerstreitende Autoren zu ähnlichen Ergebnissen gelangen, dürfte dies besonderes Gewicht haben.“ (8)
Nüchtern festzustellen, dass diese verstörende Sachlage von der Fachwelt seither „nicht gebührend aufgegriffen“ wurde (9), wäre krass untertrieben. Hätten Durlaks mehrfach bestätigte Erkenntnisse nicht umgehend höchste Wellen schlagen müssen, zumal sie dem akademischen Selbstverständnis krass zuwiderliefen?
Still ruht der See
Nichts dergleichen geschah. Still ruht der See seither, die Fachwelt schweigt. Seit nunmehr über einem halben Jahrhundert liegt Durlaks Diskussionsfaden abgerissen herum, und keiner denkt im Traum daran, ihn aufzuheben. Kongresse, Symposien, Tagungen darüber? Null. In Fachgremien und Ausschüssen: kein Thema. In Lehrplänen und Veranstaltungen der psychologischen Fakultäten: nicht vorgesehen. In gängigen Lehrbüchern für Studenten: inexistent. In Zeitschriften, Infobroschüren, Internetseiten der Standesorganisationen: kein Wort darüber.
Branchenintern sorgt das Stichwort „Durlak“ freilich ebenso zuverlässig für steilgestellte Nackenhaare wie „Snowden“ bei amerikanischen Geheimdienstlern, „Küng“ bei katholischen Klerikern, „Wagenknecht“ bei Mitgliedern der “Linken”. Mucksmäuschenstill hütet die Zunft ein hochbrisantes Geheimnis: In ihrem Zuhause lagert tonnenweise Sprengstoff, mindestens so explosiv wie alles, was bombende Dschihadisten jemals herankarren können, zwar nicht tödlich, wohl aber existenzgefährdend. Hielte jemand ein Zündholz an die Lunte, flöge ihnen womöglich der ganze Laden um die Ohren. Offenkundig geht es hier um „die Unterdrückung von Erkenntnissen“, schwant der Erziehungs- und Kulturwissenschaftlerin Hildegard Müller-Kohlenberg von der Universität Osnabrück, die dem Thema „Laienkompetenz im psychosozialen Bereich“ ein fachkritisches Buch widmete. (10)
Eine Revolution tut not
Und deshalb tut eine Revolution not - im ursprünglichen Wortsinn. Das spätlateinische Wort revolutio bedeutet ein „Zurückwälzen“, und eben darum geht es: nicht um ein utopieberauschtes Einführen von etwas noch nie Dagewesenem, sondern ums Rückbesinnen und Wiederherstellen. In der Betreuung psychisch Belasteter spielte Laienpsychotherapie nämlich jahrtausendelang eine überragende Rolle, bis vor kurzem war sie weitgehend konkurrenzlos, und außerhalb der Ersten Welt ist sie das weiterhin. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein geriet ein psychisch Belasteter erst unter fachmännische Aufsicht, wenn er derart verwirrt, Anderen und sich selbst so gefährlich war, dass es seinen überforderten Angehörigen das beste schien, ihn einer Irrenanstalt zu überlassen. Minder schwere Seelennöte hingegen stand man entweder ohne fremde Hilfe durch, mittels Beten, Arbeiten, Selbstdisziplin, Ablenkung, geduldigem Abwarten. Oder ihrer nahm sich die Sippe an, der Familienverband, die besten Freunde, ein guter Nachbar, die Kirchengemeinde. Für professionelle Psychotherapie bestand weder Bedarf noch Nachfrage, und zumindest außerhalb der westlichen Industrienationen und aufstrebender Entwicklungsländer hat sich daran bis heute nichts geändert. Auf Haiti und Madagaskar, in Mali und der Mongolei, in Bolivien und Botswana, in Polynesien und Usbekistan boomt Seelenschürferei nicht im entferntesten. (11)
Triumphzüge feiert sie hingegen, wo sich das soziale Bindegewebe auflöst. Wo zwischenmenschliche Nähe und Tiefe verlorengeht. Wo Freunde fürs Leben vornehmlich in Groschenromanen und alten Schwarzweißfilmen zu besichtigen sind. Wo verlässliche, krisenfeste, dauerhafte Beziehungen immer rarer werden, jederzeit aufkündbar und austauschbar erscheinen. Im Zeitalter von Single-Haushalten, Scheidungswaisen und in Heime entsorgten Alten, von Ich-AGs und LABs („Lebensabschnittsbegleitern“), von Facebook-Belanglosigkeiten, von 140-Zeichen-Tweets, SMS-Sprachfetzen und Smiley-Kommunikation, von Rivalität und Konkurrenzneid am Arbeitsplatz, von anonymem Nebeneinanderherwohnen zusammengewürfelter Mietparteien in Hochhausappartments oder Reihenhausparzellen strebt soziale Wärme einem eiszeitlichen Temperaturniveau entgegen, in dem Mühselige und Beladene noch rascher frieren als ohnehin. In persönlichen Krisenzeiten fühlen sie sich alleingelassen, unverstanden, ungeliebt, einsam. Dass mancher US-Psychotherapeut mit dem Slogan Rent a Friend erfolgreich Kundenfang betreiben kann, spricht Bände.
Die vielgepriesene „psychoanalytische Revolution“, seit welcher ihr Begründer Sigmund Freud als welthistorischer Titan auf einer Stufe mit Darwin und Einstein gefeiert wird, trug das ihrige bei. Zuvor war unsereins, wenn es ihm schlecht ging, banalerweise bloß traurig, unsicher, ängstlich, mutlos, erschüttert, unbefriedigt, schüchtern, grüblerisch, wehmütig, wütend, verbittert, unausgeglichen, wankelmütig oder verschlossen gewesen. Doch nun hatten Ärzte herausgefunden, dass unsere Seele in Wahrheit ein äußerst zerbrechliches, hochkomplexes Etwas mit einem ungeahnten, geheimnisvollen, dem Bewusstsein unzugänglichen Eigenleben darstellt, voller rätselhafter Besonderheiten wie dunkler Triebe aus den Abgründen des „Es“, mächtiger Kontrollinstanzen, raffinierter Abwehrmechanismen und verdrängter Sehnsüchte. Staunend erfuhr man von der Bedeutungsschwere eines Versprechers, von infantiler Sexualität und fixierter Libido, vom Ödipuskomplex, vom Penisneid und der verkappten Erotik eines jeden Traums. Die Seele wurde zum minotaurischen Labyrinth, in dem ihr Besitzer ahnungslos umherirren muss. Versteht es sich nicht von selbst, dass nur der Fachmann im Besitz des Ariadnefadens sein kann, der aus der finsteren Wirrnis herausführt?
Auch allgemeine Wissenschaftsgläubigkeit und Medienpropaganda trugen dazu bei, Laienhilfe in Verruf zu bringen. Besonders mächtig wirkt neuerdings zudem die Verheißung der „Selbstoptimierung“ als Schlüssel zum Glück: In die hängenden Köpfe von Leichtgläubigen, die sich schwach, minderwertig, erfolglos, unerfüllt, verzagt, ängstlich und unglücklich fühlen, pflanzte sie den festen Glauben ein, mittels geeigneter Psychotechniken könne man sich tiefgreifend wandeln, von lästigen Schwächen und Makeln freimachen, ein prachtvolles „wahres Selbst“ zum Vorschein bringen. Ungeahnte kreative Potentiale, bislang eingekerkert im Seelengrund, sollen unter sachkundiger Anleitung endlich entfesselt, ans Licht befördert und zur vollen Entfaltung gebracht werden können. Dem geduckten, gelähmten Ego sollen Flügel wachsen, um sich zu einem neuen, ganz wundervollen Dasein emporzuschwingen: eine Selbsterlösung verheißende Botschaft, die für kerngesunde Hausfrauen, Einzelhandelskaufleute, Bürohilfen und Manager ebenso verführerisch klingt wie in den Ohren von Neurotikern. Wie könnten Laien von den fabelhaften Techniken, die solches Heil zuverlässig herbeischaffen sollen, den blassesten Schimmer haben?
Wacklige Grenzzäune
Laien kämen bloß vergleichsweise harmlosen Alltagsproblemen bei, Profis hingegen auch „schweren, tiefgehenden, komplexen und weitreichenden Problemen“, heißt es gelegentlich. (12) Wer bedenkt, wie oft Probleme beliebiger Störungstiefe unter Lebensgefährten, Freunden und Familienmitgliedern erfolgreich angegangen werden, während sie in Profipraxen unbewältigt liegenbleiben, kann darin nur ein Marketinggerücht sehen, solange empirische Forschung ihn nicht eines besseren belehrt, Durlak widerlegend.
Laien können allenfalls beraten, aber nicht behandeln, wenden Profis ein und warnen vor einer „Vermischung“. (13) Aber was unterscheidet beides denn grundsätzlich? Berät nicht jeder Behandler? Behandelt nicht jeder Berater? Psychotherapie, so belehrt man uns nebulös, biete einen „Heilungsdiskurs“; „behandelt Menschen, die an Krankheiten leiden“; verwende „deutende und aufdeckende Techniken“. Beratung hingegen bringe bloß einen „offenen Hilfediskurs“ zustande; sei lediglich auf „eine gute Lösung“ aus; setze allenfalls „unterstützende Techniken“ ein. (14) Sind solche Abgrenzungen nicht willkürlich und wirklichkeitsfremd? Im Alltag, wie auch in den Sommercamps meiner Stiftung Auswege, verschwimmen sie, die Übergänge verlaufen fließend. Laien, die einfühlsam und verständnisvoll einen Nächsten beraten – ob im Zweiergespräch oder in der Gruppe -, können dabei ebenfalls deuten, aufdecken, heilsam wirken. Größtenteils intuitiv, aber erstaunlich erfolgreich nutzen sie dabei Verfahrensweisen der Psychotherapie. Andererseits gehen natürlich auch berufsmäßige Therapeuten offen, unterstützend und lösungsorientiert vor. Im übrigen zeigen etliche Vergleichsstudien: Beratung und Psychotherapie sind alles in allem gleich wirksam. (15)
Profis nähmen sich viel mehr Zeit, heißt es. Dies sei auch unbedingt geboten. Denn die inneren Prozesse, die sie auslösen, müssten ganz sachte in Gang kommen und behutsamst vorangetrieben werden. Aber welche zeitlichen Vorteile bringt eine Hilfe, die in der Regel nach 45 von mehr als 10.000 Wochenminuten pünktlich endet? Die nicht greifbar ist, wenn sie am allernotwendigsten wäre, sondern nur strikt nach Terminkalender zu haben ist? In den „Auswege“-Camps schaut jedenfalls kein unprofessioneller Helfer auf die Uhr. Ansprechbar ist er jederzeit. Und sind therapeutische Prozesse, die im Schneckentempo vorankriechen, grundsätzlich erstrebenswerter als solche, die zügig zu Lösungen führen? Beim Beistehen, wie überhaupt, ist Langsamkeit kein Wert an sich. Was allein zählt, ist das Ergebnis. Bei Psychoanalytikern liegen Patienten im Durchschnitt vier Jahre bzw. 371 Stunden auf der Couch. (16) Einem Großteil geht es hinterher erheblich schlechter als seelisch Belasteten nach ein bis zwei Dutzend Sitzungen im Laufe einer “Auswege”-Campwoche.
Der Nachweis, dass akademisch geschulte, staatlich lizenzierte Helfer tatsächlich Experten darin sind, mit welchen Mitteln man psychischen Erkrankungen entgegenwirken kann, steht demnach aus. Also gibt es keinen vernünftigen Grund, Laien von der medizinischen Versorgung psychisch Kranker auszuschließen. Zur Eindämmung der Kostenexplosion im Gesundheitswesen könnte wesentlich beitragen, Ärzten und Psychotherapeuten das Behandlungsmonopol bei seelischen Nöten zu entreißen - und geeignete Amateure einzubeziehen.
Für die Stiftung Auswege folgt daraus: Nichts spricht dagegen, in ihren Therapiecamps psychisch Belastete durch medizinisch und psychotherapeutisch Unausgebildete betreuen zu lassen, die längst unter Beweis gestellt haben, dass sie das können.
Dieser Text ist ein Auszug aus Harald Wiesendanger: Psycholügen, Band 3: Seelentief: ein Fall für Profis?, Schönbrunn 2017, 2. erw. u. aktualisierte Aufl. 2024; 124 S., auch als PDF.
Die Folgen dieser Serie („Helfen Psycho-Profis wirklich besser?“)
10 Pragmatismus statt Lobbyismus - Für eine weise Psycho-Politik
Anmerkungen
1 Robert R. Carkhuff: „Differential functioning of lay and professional helpers“, Journal of Counseling Psychology 15 (2) 1968, S. 117-126, dort S. 122.
2 Averil E. Karlsruher: „The nonprofessional as a psychotherapeutic agent“, American Journal of Community Psychology 2 (1) 1974, S. 61-77.
3 Joseph A. Durlak: „Comparative effectiveness of paraprofessional and professional helpers“, Psychological Bulletin 86 (1) 1979, S. 80-92, dort S. 85.
4 s. M. T. Nietzel/S. G. Fisher: „Effectiveness of professional and paraprofessional helpers: A comment on Durlak“, Psychological Bulletin 89 (3) 1981, S. 555-565.
5 J. A. Hattie/C. R. Sharpley/H. J. Rogers: „Comparative effectiveness of professional and paraprofessional helpers“, Psychological Bulletin 95 (3) 1984, S. 534-541.
6 J. S. Berman/N. C. Norton: „Does professional training make a therapist more effective?“, Psychological Bulletin 98 (2) 1985, S. 401-407, dort S. 405.
7 T. Gunzelmann u.a.: „Laienhelfer in der psychosozialen Versorgung ...“, a.a.O., S. 379.
8 Joseph A. Durlak: „Evaluating comparative studies of paraprofessional and professional helpers: A reply to Nietzel and Fisher“, Psychological Bulletin 89 (3) 1981, S. 566-569.
9 Hildegard Müller-Kohlenberg: Laienkompetenz im psychosozialen Bereich, Opladen 1996, S. 5.
10 Müller-Kohlenberg, a.a.O., S. 19.
11 Hingegen wird aus Japan, China und Thailand, auch aus Teilen Afrikas neuerdings eine sprunghaft steigende Nachfrage nach Psychotherapien gemeldet – von überall, wo die industrielle Entwicklung rasant fortschreitet und die Sippengesellschaft zusammenbricht; s. Christina Fürst: „Psychotherapie boomt weltweit“, Focus Online 5.5.2006.
12 S. Schiersmann/H.-U. Thiel: „Beratung als Förderung von Selbstorganisationsprozessen - eine Theorie jenseits von „Schulen“ und „Formaten“, in dies. (Hrsg.): Beratung als Förderung von Selbstorganisationsprozessen, Göttingen 2012, S. 14-78.
13 R. Ningel: Methoden der Klinischen Sozialarbeit, Stuttgart 2011, S. 211.
14 Gesammelte Zitate aus F. Engel/F. Nestmann/U. Sickendiek: „’Beratung’ – ein Selbstverständnis in Bewegung“, in dies. (Hrsg.): Das Handbuch der Beratung, Band 1: Disziplinen und Zugänge, Tübingen 2004, S. 37; R. Schwing/A. Fryszer: Systemisches Handwerk – Werkzeug für die Praxis, Göttingen 2009, S. 12; H. Gutsche: „Abgrenzung und Gemeinsamkeiten von Psychologischer Beratung vs. Psychotherapie“, Paracelsus Magazin 1/1999.
15 Entsprechende Untersuchungen fasst die Erziehungswissenschaftlerin Hildegard Müller-Kohlenberg zusammen in ihrem Buch Laienkompetenz im psychosozialen Bereich, a.a.O.; dies.: „… hilfreich und gut!’ Die Kompetenz der Laien im psychosozialen Bereich“, in: Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln (Hrsg.): Laienkompetenz. Wirksame Arbeit von Ehrenamtlichen in psychosozialen Handlungsfeldern, Köln 2000, S. 19-35.
16 Nach Deutsches Ärzteblatt 98 (30) 2001: „Psychoanalyse: Schwierige Evaluation“.
Titelbild: Drazen Zihic/Freepik
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