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  • Dr. Harald Wiesendanger

Gegen Corona: Abspecken!

Aktualisiert: 8. Aug. 2021

Übergewicht vervielfacht das Risiko, an Covid-19 zu erkranken, einen schweren Verlauf durchzumachen, daran zu sterben. Warum halten Regierende ihre Bevölkerung nicht zu gesünderer Ernährung und mehr Bewegung an, um sie gegen epidemische Infektionskrankheiten zu wappnen – statt ihr einzureden, ungeimpft sei sie SARS-CoV-2 „schutzlos ausgeliefert“?


Nicht einmal der doofste Coronaleugner, der verschwörungstheoretischste Schwurbler wird bestreiten wollen, dass Shutdowns und Ausgangssperren, Home Office und Home Schooling äußerst effektiv sind. Ob sie den Pandemieverlauf nennenswert mildern, ist zwar fraglich. Doch zweifellos ruinieren sie zuverlässig eben jene Volksgesundheit, die Seuchenschützer zu behüten vorgeben.


Mit Zahlen belegen kann dies die Technische Universität München, seit ihr Else-Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin (EKFZ) im April 2021 rund tausend zufällig ausgewählte Erwachsene zwischen 18 und 70 Jahren online befragte. (1) Dabei ergab sich: Rund 40 % der Studienteilnehmer haben seit Beginn der Pandemie zugenommen – im Durchschnitt 5,6 Kilo. Am häufigsten, zu 53 %, klagten darüber Mitmenschen, die schon zuvor mit ihren Pfunden gekämpft hatten. Adipöse, mit einem Body-Mass-Index (BMI) über 30, legten im Schnitt sogar 7,2 Kilo zu. (2)


Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Zwar geben 60 % der Befragten an, seit Frühjahr 2020, als das Panikvirus Westeuropa erreichte und sich demokratisch gewählte Regierende in hygienediktatorische Abschließer und Wegsperrer verwandelten, habe sich ihr Ernährungsverhalten nicht wesentlich verändert. Sie aßen einfach mehr und öfters - weil sie „mehr Zeit zum Essen“ hatten (33 %) und „aus Langeweile“ (28 %). Besonders gerne griffen sie dabei zu Süßigkeiten, Fast Food und überzuckerten Softdrinks. Am ausgeprägtesten zeigte sich dieses Verhalten bei jenen, die sich durch die Coronakrise besonders stark psychisch belastet fühlten.


Zugleich räumten 52 % der Befragten ein, sich seit Pandemiebeginn weniger zu bewegen als zuvor. Als häufigsten Grund gaben sie an, im Alltag habe es an Möglichkeiten zu körperlicher Ertüchtigung gefehlt (54 %). Auch seien die Räumlichkeiten für Einzel- und Gruppensport – von Turnhallen bis Fitnessstudios – geschlossen gewesen (53 %).


Seuchenschützer setzten einen Teufelskreis in Gang


Dass die Nation weiter verfettete, trug letztlich dazu bei, den Notstand aufrechtzuerhalten, zu verlängern, zu verschärfen. Denn Fettleibigkeit gilt als Treiber der Covid-19-Pandemie: Mit dem BMI steigt das Risiko, dass eine Virenübertragung eine Infektion auslöst, für einen schweren Krankheitsverlauf sorgt, gar zum Tode führt. „So entsteht ein Teufelskreis aus dem Zusammenspiel von Corona und Adipositas“, erklärt der Leiter der Münchner Studie, der Ernährungsmediziner Prof. Hans Hauner. „Der Kollateralschaden durch die Fokussierung auf Corona ist daher im Bereich der vielen lebensstilbedingten Krankheiten enorm.“ (3)



Adipositas als Pandemietreiber: Diesen fatalen Zusammenhang belegen mittlerweile mehrere Studien. Unter US-Amerikanern, die wegen besonders schwerer Covid-Verläufe ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten, war Fettleibigkeit die zweithäufigste Vorerkrankung (48,3 %), gleich hinter Bluthochdruck (49,7 %) – seinerseits zumeist eine Folge von Ernährungssünden – und noch vor chronischen Lungenkrankheiten (34,6 %). Nach einer Metaanalyse von 75 Studien, welche Mediziner der Universität von North Carolina in Chapel Hill vorlegten, wird für Covid-Erkrankte, wenn sie adipös sind, eine Hospitalisierung um den Faktor 2,13 wahrscheinlicher, die Aufnahme in die Intensivstation um den Faktor 1,74.


Zudem tragen adipöse Menschen ein erheblich erhöhtes Covid-Todesrisiko – je nach Ausprägung der Fettleibigkeit um das 3,7- bis Zwölffache.


Fettleibigkeit erhöht das Covid-Sterberisiko


Auf den ersten Blick wird uns dieser Zusammenhang klar, sobald wir zwei Aufstellungen nebeneinanderlegen: die Länderliste nach Adipositasrate (4) und eine Übersicht über die weltweiten Übersterblichkeitsraten. In vielen Ländern geht weitverbreitete Fettleibigkeit mit hohen Covid-Todeszahlen einher. Dazu zählen die Vereinigten Staaten (36%); der größte Teil Europas, insbesondere Großbritannien (28%) und viele Staaten Osteuropas, z.B. das Baltikum, Polen, Ungarn, Tschechien, Bulgarien mit 23% bis 26%; Russland (23 %) und Kasachstan (21 %); der überwiegende Teil Lateinamerikas, einschließlich Mexiko und Peru, mit 20 bis 30 %; Südafrika (28%), sowie die Türkei, Irak und Iran (26% zu 32%).


Andererseits zeichnen sich viele Länder mit geringer Covid-Sterblichkeit zugleich durch eine niedrige Adipositasrate aus. Dies gilt insbesondere für Vietnam, Bangladesch, Kambodscha, Japan, Südkorea und Laos (alle unter 5 %), Singapur, die Philippinen und Indonesien (5 % bis 7 %) und Thailand (10 %), wie auch für weite Teile Schwarzafrikas (5 bis 10 %).


Bloß scheinbar nicht ins Bild passen Australien und Neuseeland: Obwohl dort fast jeder dritte Einwohner fettleibig ist, liegen die Covid-Todeszahlen niedrig. Der Grund liegt auf der Hand: Die Insellage begünstigt besonders strenge Grenzkontrollen; Einreisen von potentiellen Spreadern ließen sich leicht unterbinden.


Auf den Punkt bringt es der amerikanische Endokrinologe Dr. Robert Lustig, emeritierter Professor an der University of California in San Francisco: „SARS-CoV-2 unterscheidet nicht, wen es infiziert. Aber es unterscheidet, wen es tötet.“


Nicht erst Adipositas, schon Übergewicht ist riskant


Bereits ein paar Kilos zuviel machen für Covid-19 und andere Virusinfektionen erheblich anfälliger. Einem umfassenden Bericht der World Obesity Federation zufolge, der im März 2021 im British Medical Journal erschien, verzehnfacht sich die Covid-Sterblichkeitsrate in Ländern, in denen mehr als die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung übergewichtig ist, mit einem BMI über 25.


Die Studie analysierte Mortalitätsdaten der Johns Hopkins University und Daten des Global Health Observatory der WHO zum Thema Adipositas. Von den 2,5 registrierten Millionen Covid-19-Todesfällen bis Ende Februar 2021 fielen 2,2 Millionen auf Länder, in denen mehr als die Hälfte der Bevölkerung als übergewichtig gilt. In Daten aus über 160 Ländern korrelierten Covid-19-Sterblichkeit und der Anteil übergewichtiger Erwachsener linear miteinander. Die Wissenschaftler fanden „kein einziges Beispiel für ein Land, in dem weniger als 40 % der Bevölkerung übergewichtig sind und das gleichzeitig hohe Sterberaten (über 10 pro 100.000) aufwies. Ebenso hatte kein Land mit einer Sterberate von über 100 pro 100 000 weniger als 50% der Bevölkerung Übergewicht.“


Vietnam zum Beispiel glänzt mit der niedrigsten Covid-19-Todesrate weltweit (0,04 pro 100.000); zugleich ist die dortige Übergewichtigenrate mit 18,3% die zweitniedrigste. Großbritannien hat die dritthöchste Sterberate weltweit (184 Todesfälle pro 100.000) und die vierthöchste Prävalenz von Übergewicht mit 63,7 %. Die Vereinigten Staaten haben mit 152,49 Todesfällen pro 100.000 die nächsthöchste Sterberate und einen Bevölkerungsanteil von 67,9 % Übergewichtigen.


Im Juli 2020 berichtete die britische Gesundheitsbehörde Public Health von zwei systematischen Übersichtsarbeiten, die zeigten: Im Vergleich zu Covid-Patienten mit gesundem Gewicht waren Betroffene mit einem BMI über 25 kg/m2

- 2,03-mal häufiger in einem kritischen Krankheitsstadium

- wurden 6,98-mal künstlich beatmet

- hatten eine 3,68-mal höhere Sterbewahrscheinlichkeit.


Eine weitere im Mai 2020 veröffentlichte Studie ergab: Fettleibigkeit verdoppelt das Risiko einer Krankenhauseinweisung wegen Covid-19. Nach Angaben der Autoren "deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass eine Änderung des Lebensstils dazu beitragen kann, das Risiko von Covid-19 zu reduzieren“.


Bereits während der MERS- und H1N1-Influenza-Epidemien hatte sich gezeigt, dass übergewichtige Bevölkerungsgruppen generell anfälliger für Atemwegserkrankungen sind. Die World Obesity Foundation appelliert deshalb an Regierungen, in die Adipositas-Prävention zu investieren, um auf zukünftige Pandemien besser vorbereitet zu sein.


In einem Leitartikel für das British Medical Journal prangerten Wissenschaftler der Queen Mary University in London die fatale Rolle der Lebensmittelindustrie an: Sie trage entscheidend dazu bei, die Fettleibigkeitsrate zu erhöhen und letztlich weitere Covid-19-Todesfälle herbeizuführen. Den Autoren zufolge "ist jetzt klar, dass die Lebensmittelindustrie nicht nur für die Adipositas-Pandemie, sondern auch für die Schwere der Covid-19-Krankheit und ihre verheerenden Folgen mitverantwortlich ist".


Höhere Viruslast, mehr abgesonderte Aerosole


Darüber hinaus belegen Studien, dass Fettleibige eine höhere Viruslast aufweisen, und dies über einen längeren Zeitraum. Der Grund dafür könnte eine höhere Konzentration von ACE2-Zellrezeptoren im Fettgewebe sein, an welche SARS-CoV-2-Viren mit ihren Spikes andocken. Auch nehmen ausgeatmete Aerosole mit dem Body-Mass-Index (BMI) zu.


Dass Fettleibige für schwere Krankheitsverläufe anfälliger sind, beruht nicht nur auf Vorerkrankungen, sondern hat auch biomechanische Gründe. Übergroße Fettwülste schieben das Zwerchfell nach oben und drücken es gegen die Lungen, was deren Ausdehnung behindert und den Atemluftstrom reduziert. Infolgedessen kollabieren die Bronchien in den unteren Lungenlappen, wo mehr Blut zur Sauerstoffanreicherung eintrifft als in den oberen Lappen. „Wenn man schon mit diesem Nachteil ankommt, verschlechtert sich die Situation rasch“, konstatiert die Lungenfachärztin Anne Dixon von der University of Vermont.


Zudem ist die innere Auskleidung der Blutgefäße, das Endothel, bei stark Übergewichtigen krankhaft verändert, wodurch sich die Gefahr für Blutgerinnsel erhöht. „Normalerweise vermitteln die Endothelzellen dem Blut: ,Gerinne nicht!“, erklärt die Hämatologin Beverley Hunt von den Guy’s and St. Thomas’ Hospitals in London. „Wir glauben aber, dass das Virus dieses Signal verändert, denn es greift die Endothelzellen an, die mit einer Aktivierung des Gerinnungssystems reagieren.“ Das Blut verklebe derart, „wie ich es noch nie in meiner Laufbahn gesehen habe“. Die Gerinnsel können die Blutgefäße in der Lunge blockieren.


Überdies ist das Immunsystem der Adipösen geschwächt, weil Fettzellen Immunorgane wie die Milz, das Knochenmark und die Thymusdrüse besiedeln. „Wir verlieren Immungewebe im Austausch gegen Fettgewebe“, stellt die Ernährungswissenschaftlerin Catherine Andersen von der Fairfield University im US-Bundesstaat Connecticut fest. „Dadurch schützt das Immunsystem den Körper weniger effektiv vor eindringenden Mikroben.“


Nicht nur bilden sich bei Dicken weniger Immunzellen - sie funktionieren auch schlechter. Das fand die Immunologin Melinda Beck von der University of North Carolina in Chapel Hill in Studien mit schwergewichtigen Mäusen. So erzeugten sogenannte T-Zellen in den Nagern weniger Moleküle, die helfen, Virus-infizierte Körperzellen zu zerstören; zudem wuchs ein Teil der T-Zellen nicht zu voller Größe heran. (5)


Lockdown-Ritter von der traurigen Gestalt


Vor diesem Hintergrund stehen Äußerungen und Erscheinungsbild so manches staatlichen Seuchenschützers in absurdem Missverhältnis. Welcher Anblick könnte lächerlicher sein als der eines eher breit- als hochformatigen Regierungsmitglieds, das keine Kamera auslässt, um oben einen undichten Gesichtslappen zu präsentieren, gelegentlich bloß auf der Nase – und einen halben Meter weiter unten eine der stattlichsten Wampen der Republik? Wann findet sich endlich jemand, der diesem Corona-Ritter von der traurigen Gestalt klarmacht: Das Bauchfett, das er mit sich herumschleppt, beschert ihm ein mindestens zehnfach höheres Erkrankungs- und Mortalitätsrisiko, als ihm sein lächerliches Hygienetextil erspart.


Für Zeitgenossen wie ihn hatte zumindest die Stadtverwaltung von Huntington im US-Bundesstaat New York eine prima Idee. Im Herbst 2020 forderte sie ihre 200.000 Einwohner auf, "eine Diät zu machen, weil sich die Wahrscheinlichkeit verdoppelt, dass Covid-19 bei Ihnen übel ausgeht, falls Sie übergewichtig sind.“


Auf eine nicht minder glänzende Idee kamen ab August 2020 in Mexiko mehr als ein Dutzend Bundesstaaten: Sie beschlossen, die Pandemie zu bekämpfen, indem sie den Verkauf von Junk Food verboten – zwar nur an Minderjährige, aber immerhin. (6)



Keine Krise ohne Gewinner


Für den mexikanischen Ansatz eher nicht erwärmen dürfte sich die Gates Foundation. Die Milliarden, mit denen sie die WHO, große Medienhäuser und das Fact-Checking-Netzwerk erfreut, erwirtschaftet es schließlich nicht nur mit riesigen Aktienpaketen, die es von Impfstoffherstellern und sonstigen Pharmariesen wie Pfizer, GlaxoSmithKline, Sanofi, Gilead, Roche und Novartis hält - sondern auch mit stattlichen Anteilen an einigen der größten Lebensmittelkonzerne wie Nestlé, Coca Cola, PepsiCo, Unilever, Kraft-Heinz, Mondelez und Tyson Foods, die an industriell hochverarbeitetem Fertigfutter, Salz- und Süßzeug verdienen. (7) Aktien von McDonald´s hat Gates ebenfalls im Portfolio, 2014 im Wert von 1,4 Milliarden Dollar. Auch billionenschwere Vermögensverwalter wie BlackRock und Vanguard, die bei den größten börsennotierten Unternehmen maßgeblich mitmischen, werden die Regierungen, die sie beraten, eher nicht zu einer grünen Revolution pro Bio-Vollwerternährung und einer Fitness-Offensive drängen. Dann macht man doch lieber die gesamte Menschheit mal eben zu Versuchskaninchen von experimentellen Vakzinen. Sie versprechen astronomische Gewinne.


Wie jede schwere Krise, so bringt auch diese Pandemie strahlende Profiteure hervor. Über 99 Prozent der Weltbevölkerung zählen allerdings nicht dazu.

Harald Wiesendanger


Anmerkungen

(2) Der Body-Mass-Index (kurz BMI) errechnet sich aus der Körpermasse m (in Kilogramm), geteilt durch das Quadrat der Körpergröße l (in Meter). Dieser Wert wird mit geschlechts- und altersabhängigen Standardwerten verglichen.


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