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  • Dr. Harald Wiesendanger

Zurück in frühere Leben?

Umfragen zufolge glaubt im Westen schon mindestens jeder Vierte an die Wiedergeburt. Im Trend dieser Entwicklung liegt die Reinkarnationstherapie: das Heilen durch Erinnerungen an frühere Leben. Wo liegen Möglichkeiten, aber auch Grenzen dieses unkonventionellen Ansatzes?


»Glauben Sie, dass Sie früher schon einmal gelebt haben?« So fragten Meinungsforscher des Allensbacher Instituts für Demoskopie Ende 1988 über 2000 repräsentativ ausgewählte Bundesdeutsche über 16 Jahren. Mit »Ja« antworteten 12 Prozent. Das sind hochgerechnet immerhin sechs Millionen Bundesbürger. »Unentschieden« äußerten sich 14 Prozent. Dreiviertel der Befragten verneinten. Wie hätten Sie geantwortet?


Zur Mehrheitsmeinung jedenfalls würden Sie sich nicht mehr ohne weiteres bekennen - sobald Sie sich auf eine Rückführung einlassen: ein psychotherapeutisches Verfahren, das in den meisten von Ihnen Bilder wachrufen wird, die Sie als »Erinnerungen an frühere Leben« deuten werden.


Und darauf einlassen sollten Sie sich, wenn Ihnen Fragen wie »Woher komme ich?«, »Wozu lebe ich?«, »Was wird aus mir, wenn ich sterbe?« wichtig sind. Wenn Sie die Auskünfte christlicher Theologen unbefriedigt lassen. Wenn Sie aus der Ablehnung, dem Schweigen seitens des akademischen Wissenschaftsbetriebs nicht den voreiligen Schluß ziehen, es gebe über Reinkarnation nichts empirisch Gehaltvolles zu erforschen, sie bleibe reine »Glaubenssache«. Und wenn Sie sich stark genug fühlen, manch verständnisloses Kopfschütteln und mitleidig-spöttisches Lächeln, viele über-hebliche, abfällige Bemerkungen gelassen wegzustecken. Wer zur Quelle will, muß gegen den Strom schwimmen.


Immer waren es bisher die »Rückführer« selbst, die in Büchern für diesen Weg warben. Dabei beschränkten sie sich auf ihre eigene Praxis, schönten häufig Abläufe und Ergebnisse, scheuten Vergleiche, verschwiegen Risiken und Gefahren, fertigten berechtigte Einwände allzu rasch ab.


Mein Buch Zurück in frühere Leben stellt die »Rückführer«, ihre Methoden, Möglichkeiten und Grenzen erstmals »von außen« vor: als Philosoph und Wissenschafts­journalist habe ich ihnen und ihren Klienten inzwischen über drei Jahre nachgeforscht, aufgeschlossen und skeptisch zugleich.


Wie entstand, wie entwickelte sich die gegenwärtige Reinkarnationswelle in der westlichen Welt und speziell in Deutschland? Nach welchen Methoden gehen »Rückführer« vor`? Stehen die einzelnen »Erinnerungen«, die dabei wach werden, beziehungslos nebeneinander - oder weisen sie Gemeinsam­keiten auf, die sich zu einem Grundmuster menschlichen Schicksals zusammenfügen? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der ersten drei Kapitel.


Was ist von dieser neuen Form von Psychotherapie zu halten? Sie sollten sich darauf einlassen,


- weil sich die Erinnerungen, die sie freisetzt, schon vielfach als wahr erwiesen haben. (Kapitel 4)


- weil sich inzwischen auch außerhalb von »Rückführungen« die Hinweise darauf häufen, daß wir schon einmal gelebt haben - und daß die Erinnerung daran tief verschüttet in unserem Gedächtnis liegt. (Kapitel 5)


- weil allzuoft keine andere Erklärung für das, was im Verlauf von »Rückführungen« geschieht, plausibler ist als die Theorie der Wiedergeburt. (Kapitel 6)


- weil die üblichen Einwände, mit denen Naturwissenschaftler und Philoso­phen die bloße Möglichkeit von Wiedergeburt abtun, wenig überzeugen. (Kapitel 7)


- weil Rückführungen, aller Kritik zum Trotz, im allgemeinen nicht weniger wirksam sind als anerkannte psychotherapeutische Verfahren. (Kapitel 10)


- Dagegen ist gegenüber “Vorausführungen in künftige Leben” Vorsicht angebracht (Kapitel 11).


Die Chancen einer »Rückführung« kann indes nur nutzen, wer ihre Grenzen und Gefahren kennt - und damit rechnet (Kapitel 8 und 9). Doch risikolos war noch keine Revolution. Und nichts Geringeres können »Rückführun­gen« anstoßen: den Bruch mit alten Gewohnheiten, Einstellungen, religiösen und moralischen Überzeugungen - durch neue, bewegende, richtungweisende Erlebnisse, die offen machen für ein neues Bild vom Woher, Wozu, Wohin menschlicher Existenz.


Im Drüben fischen?


Am 3. Juni 1968 trifft sich der 22jährige Psychologiestudent Thorwald Dethlefsen mit zwanzig Bekannten in einer Münchner Privatwohnung, wie jeden Montagabend. Ein bißchen Spaß, Unterhaltung, Abwechslung, »mehr erwarteten wir nicht. Ich konnte nicht ahnen, dass dieser Abend für mich lebensentscheidend werden sollte« - und der bundesdeutschen Nachkriegs­kultur ein Datum setzte, auf welches das überstrapazierte Prädikat »historisch« ausnahmsweise paßt.


Wieder einmal steuert Dethlefsen zur vergnügten Runde ein paar Hypnose-Experimente bei: »Ich bat die Anwesenden, die Augen zu schließen, sich völlig zu entspannen und sich nur noch auf meine monotonen Worte zu konzentrieren.«


Schon nach wenigen Minuten stellt er fest, dass ein Teilnehmer besonders tief in hypnotischen Schlaf versunken ist: Rudolf T., ein 25jähriger Münch­ner Technik-Student.

Mit ihm unternimmt Dethlefsen nun eine »Altersregression« (von lat. regredi: zurückgehen): Er führt ihn in Trance »in frühere Lebensalter zurück«. (1) Zu Rudolfs Schulzeit. Zu seinem sechsten Geburtstag. Schließlich sogar zum Augenblick seiner Geburt.


Es klappt vorzüglich. Überdeutlich, in überwältigend eindrucksvollen Bildem, scheint sich Rudolf noch an kleinste Einzelheiten aus früheren Lebens­abschnitten zu erinnern, die er inzwischen längst vergessen zu haben glaubte. Ja, offenbar erlebt er sie nochmals, mitsamt den damaligen Stim­mun­gen und Gefühlen, Fähigkeiten und Verhaltensweisen.


So weit bestätigt Rudolf nur, was Hypnotiseure immer schon an »zurückgeführten« Patienten erlebt haben. Doch jetzt kommt Dethlefsen »ein verrückter Einfall: Muss man die Altersregression denn unbedingt kurz vor dem Geburtsmoment abbrechen?. .. Ich wollte weitergehen. Auf was und wohin ich stoßen würde, wusste ich freilich nicht, aber ich wollte Neuland betreten.« So befiehlt er Rudolf, noch weiter »zurückzugehen« - vor seine Zeugung. Rudolf atmet schwer. Während ihn die Anwesenden gebannt anstarren, beginnt er zu sprechen, stockend, mit gepresster Stimme: »Ja, ich bin in einem Keller” - in »Wissembourg, Frankreich«, »Rue de Connetable«. Wann? »1870«, während des »Kriegs gegen die Preußen«. »Guy Lafarge« heiße er, sei »18 Jahre alt«. Dethlefsen kann es kaum fassen: »Ich sprach nicht mehr mit dem Menschen, der vor mir saß, nämlich Herrn T., . . . sondem mit einein Augenzeugen des Deutsch-Französischen Krieges!«


Aus der Trance zurückgeholt, kann sich Rudolf an nichts erinnem.


Eine Woche später, am 10. Juni 1968, wiederholt Dethlefsen das Experi­ment mit seinem Kommilitonen im Nebenraum eines Münchner Hotels, diesmal gut vorbereitet und nach einem genauen Fragekatalog. Ein Tonband läuft mit. Vor sieben anwesenden Zeugen erwacht im hypnotisierten Rudolf emeut »Guy Lafarge«. Bis in kleinste Details schildert er, wie sein einstiges Leben verlief - bis er im Februar 1880 starb.


Dieser ersten, sauber dokumentierten »Rückführung in frühere Leben« ließ Dethlefsen in den Jahren darauf einige Tausend weitere folgen. Die meisten verliefen ähnlich erfolgreich, manche noch spektakulärer.


»Neuland« betrat Dethlefsen freilich keineswegs. Schon um die Jahr­hundert­wende hatte Baron Albert Rochas d'Aiglun (1837-1914), ein französischer Offizier und langjähriger Präsident des militärischen Poly­technikums von Paris, mit insgesamt 19 Versuchspersonen hypnotische »Rückführungen« untemommen - in bis zu zehn »frühere Leben«. (2) Als Sigmund Freud, der Vater der Psychoanalyse, Ende des vorigen Jahr­hunderts Hypnose zur »Altersregression« einzusetzen begann - als »Königsweg«, um an traumatische, ins Unbewußte verdrängte Vergangen­heiten seiner Patienten heranzukommen -, schien es nur noch eine Frage der Zeit, wann Psychologen und Psychotherapeuten in Rochas' Fußstapfen auf Vergangenheiten vor Zeugung und Geburt stoßen würden: Warum sollten sie auf der Zeitachse nicht einfach unbegrenzt weiter zurückschreiten, statt bei unbewältigten Erlebnissen des jetzigen Lebens stehenzubleiben? Während Freud die Psychologie zu revolutionieren begann, schien er der wissenschaftlichen Rehabilitierung der uralten Lehre von der Wiedergeburt ungewollt den Weg zu bahnen.


Die Geschichte nahm indes einen anderen Verlauf. Schon bald wandte sich Freud wieder von der Hypnose ab und zog Verfahren der »freien Asso­ziation« vor. Denn nicht alle Patienten erwiesen sich als hypnotisierbar, nur die wenigsten erreichten tiefste Trance. Vor allem, so entdeckte Freud rasch, macht Hypnose Menschen für Suggestionen hochgradig empfänglich und lädt sie zu Phantastereien ein, die sie für echt halten - entscheidende Hemmnisse auf dem Weg, die wahren Ursprünge ihrer Krankengeschichte ans Licht zu bringen.


Freuds Bann trug der Hypnoregression jahrzehntelang eine demütigende Abwertung zu seichtem Hokuspokus ein, für Wissenschaftler und therapeutisch ernsthaft Arbeitende nicht weiter diskussionswürdig. Nur eine Handvoll Außenseiter praktizierte sie unbeirrbar weiter, belächelt von »aufgeklärten« Kollegen.


Die entscheidende Wende, welche die »Reinkamationswelle« in der westlichen Welt anstieß, trat, lange vor Dethlefsens »Entdeckung«, Anfang der fünfziger Jahre in den USA ein. Das zweifelhafte Verdienst, »frühere Leben« aus dem okkulten Abseits in einen Brennpunkt öffentlicher Neugier gerückt zu haben, gebührt Lafayette Ronald Hubbard, dem umstrittenen Begründer der »Scientology« (von lat. scire: wissen, logos: Lehre), der die Idee der Wiedergeburt bei kritischen Zeitgenossen unverdient in Verruf gebracht und irrationale Abwehrhaltungen heraufbeschworen hat. Während des Zweiten Weltkriegs hatte er noch, pseudonym und erfolglos, eine Fortset­zungs­reihe mit Science Fictions für ein Groschenblatt verfasst, ehe ihm dann 1950 der große Wurf gelang: mit Dianetik. Die moderne Wissenschaft der geistigen Gesundheit. (3) In Millionenauflage verbreitete Hubbard darin sein Credo: Jedes menschliche Gebrechen, ja jegliche Unvollkommenheit rühre von »Engrammen« her (von griech. en = hinein, gramma = Inschrift), hartnäckigen Gedächtnisspuren, die schmerzliche Erfahrungen aus früheren Leben unbewusst im Datenspeicher unserer Seele hinterlassen haben. Erst Hubbards »Dianetik« (von griech. dia: durch, nous: Verstand, Seele, Denken) versetze den Menschen in die Lage, diese Engramme zu löschen, indem er sich ihnen stellt und sie »durchdringt«. Weil jeder von uns solche hinderlichen Vorprogrammierungen loszuwerden hat, stehen wir alle auf der Stufe von »Pre-Clears«, Läuterungskandidaten. Dianetisch befreit, verwandeln wir uns in »Clears«: frei von sämtlichen Neurosen, vor Gesundheit strotzend, mit grenzenloser Energie, einem fotografisch genauen Gedächtnis, messerscharfem Intellekt und phantastischen übersinnlichen Fähigkeiten.


In seinem Abriß der History of Man (4), »einem kaltblütigen Tatsachenbericht über die vergangenen 60 Billionen Jahre«, bettete Hubbard seine »Clearing«-Theorie dann 1952 in eine kühne kosmologische Vision ein: In jedem von uns stecke ein »Thetan« (von Theta, dem griechischen Symbol für »Gedanke« oder »Geist«): ein unsterbliches, allmächtiges, allwissendes We-sen, das am Anfang des Universums, Göttern gleich, Materie und Energie, Raum und Zeit schuf, in die es dann leichtfertigerweise allmählich mehr und mehr versank - bis es vergaß, woher es kam und was es in Wirklichkeit ist. Zu diesem Wissen will uns die »Scientology» zurückführen. Obwohl die »dianetische» Läuterung bis heute kein einziges Exemplar dieser »Clear«-Spezies produziert hat, fand sie prominente, vor allem zahlungskräftige Anhänger, darunter den Ölkönig Don Purcell, der Hubbard ein prunkvolles Hauptquartier in Wichita (Kansas) einrichtete. Von hier aus verbreitete er, bar aller Geldsorgen, äußerst werbewirksam die Karikatur einer Welt­anschauung, die bis heute mit dem Original verwechselt wird. Reinkarnation war in aller Munde - als seichte Pop-Esoterik ohne die Spur eines Beweises.


Genau diesen Beweis schien das Jahr 1956 zu bringen, just als Hubbards Stern in Amerika bereits im Sinken war und der oberste Dianetiker nach England übersiedelte. Den Anstoß dazu gab ausgerechnet ein Laie: der Amerikaner Morey Bernstein, Börsenmakler und Freizeit-Hypnotiseur, mit seinem Bestseller The Search for Bridey Murphy. (5) In sechs Sitzungen, so berichtete Bemstein, habe ihm Virginia Tighe, eine 1923 in Iowa geborene Hausfrau, eröffnet: Sie habe schon einmal, von 1798 bis 1864, als Bridey Murphy in Belfast (Irland) gelebt. Mit starkem irischen Akzent schilderte sie in minutiösen Einzelheiten die Stationen ihres »früheren Lebens«: Ihre Eltem, Kathleen und Duncan Murphy, hätten in einem Bauernhaus in der Nähe von Cork gewohnt; ihr Vater sei Jurist gewesen, ebenso wie ihr späterer Ehemann, Brian MacCarthy, der an der Queen's University unterrichtete und für den Belfaster »Newsletter« schrieb. Er war 19, sie 17, als sie ihn kennenlernte. Drei Jahre später hätten sie geheiratet und ein Häuschen in Belfast bezogen, hinter einem Anwesen, das MacCarthys Großmutter gehörte.


Die Ehe schien freudlos, eintönig, ganz und gar durchschnittlich, wie Brideys Leben überhaupt wenig Höhepunkte und Abwechslung kannte; es erschöpfte sich in Alltäglichkeiten. So wusste die Hypnotisierte stundenlang nur Bagatellen zu schildem wie die, daß sie oft das Lieblingsessen ihres Mannes zubereitet habe, Rindfleisch mit Zwiebeln. Wie Bemstein auf Tonband festhielt, erinnerte sich Bridey auch, wie sie eines Tages zu Hause die Treppe hinunterstürzte, wobei sie sich die Hüfte brach. Von da an fühlte sie sich »wie eine Last«. Derart niedergeschlagen, »verwelkte ich irgendwie«. Eines Sonntags, während MacCarthy in der Kirche war, starb Bridey, 65 Jahre alt.


Das völlig undramatische, geradezu unscheinbare Leben Brideys, dazu die Fülle überzeugender, präziser Angaben ließen selbst Skeptiker aufhorchen. Wissenschaftler und Journalisten reisten nach Irland, um »Brideys« Angaben an Ort und Stelle zu überprüfen. Sie fanden etliche Ungereimt­heiten und offenkundige Fehler, stöberten allerdings auch etliche atemberaubende Übereinstimmungen auf. Trotzdem unterstellten hartnäckige Kritiker Bernstein Betrug oder mutmaßten, irgendwie könne sich die Haus­frau das nötige Wissen angelesen oder sonstwie verschafft haben.


Der öffentlichen »Bridey-Murphy«-Begeisterung tat dies keinen Abbruch. Für die Lehre von der Wiedergeburt bedeuteten Bernsteins Enthüllungen nicht weniger als der Klopfgeist der Geschwister Fox für den Spiritismus, Sputnik für die Raumfahrt oder Tschernobyl für die friedliche Nutzung der Kernenergie: Schlagartig geriet sie in einen Brennpunkt öffentlicher Neu­gier. Bernsteins Buch zählt zu den meistverkauften der neueren Literatur­geschichte überhaupt; auf Parties kostümierten sich Menschen als ihre angebliche frühere Inkarnation und sangen Bridey-Murphy-Lieder. »Zurückgeführte« Prominente bezeugten öffentlich ihre past lives: darunter der Schauspieler Glenn Ford, die Sängerin Diane Solomon, die Autorin Taylor Caldwell, der Hollywood-Star Shirley MacLaine.


Presse, Funk und Fernsehen stürzten sich begierig auf das spektakuläre Thema. Professionelle »Rückführer«, die meisten mit hypnotischer Vorbildung, fanden nun ein breites öffentliches Forum. Fälle wie »Bridey Murphy«, so erfuhr man jetzt, hatte es immer schon gegeben. Allein der Engländer Arnall Bloxham aus Cardiff - er starb 1980 - konnte mit einer Sammlung von 400 Tonbandaufzeichnungen aufwarten, in denen er zwanzig Jahre lang festgehalten hatte, was ihm Patienten im Verlauf hypnotischer Regressionen über vermeintliche »frühere Leben« schilderten. (6) (Zusammen mit seiner Frau Dulcie gründete Bloxham das »Britische Institut für Reinkarnationsforschung«.)


Ähnliche Beobachtungen machten seit den fünfziger Jahren englische und amerikanische Psychologen wie Joe Keeton, Henry Blythe, Derek Crüssell, Edith Fiore, Dick Sutphen, Morris Netherton und Helen Wambach: In Trance »zurückgeführt«, schildern zahlreiche Klienten in allen Einzelheiten vormalige Existenzen, oft in weit zurückliegenden Zeiten an entfemten Orten, fast immer begleitet von heftigen Gefüh­len, dramatischen Verhaltensänderungen und einer vollständigen Identifi­ka­tion mit dem »einstigen Selbst«. Gelegentlich passen sich sogar Körper­funktionen dem berichteten Schicksal an, so als wollten sie stumm seine Echtheit bezeugen: So bildeten sich an den Füßen einer »zurückgeführten« Frau 24 Stunden lang große Brandblasen, nachdem sie sich Jahrhunderte zuvor in eine Feuersbrunst hineinrennen »sah«, um ihr Baby vor den Flammen zu retten. (7)


Das Atemberaubende daran war: Rückführungen können heilen. Selbst schwerste seelische und körperliche Leiden klingen ab oder verschwinden ganz, sobald die »Erinnerungen« an ihre Ursprünge in früheren Leben dem Wachbewußtsein eingegliedert werden.


· »Bisher fürchtete ich mich vor Wasser«, berichtet ein Patient Helen Wambachs, »aber seit ich erlebt habe, wie ich in einem vergangenen Leben ertrunken bin, fürchte ich es nicht mehr.« (8)


· »Ich hatte Angst vor Pferden«, bekennt ein anderer, »und wußte nicht, warum. Jetzt, da ich weiß, daß ich in jenem Leben im 18. Jahrhundert von einem Pferd getreten und getötet worden bin, verstehe ich es besser.« (9)


· Edith Fiore schildert den Fall einer frigiden Frau, die an Migräne litt: Im vergangenen Leben war sie mit einem Knüppel angegriffen, auf den Kopf geschlagen und vergewaltigt worden.


· Ein übergewichtiger Mann mit einer Allergie gegen Hühnerfedern sei im früheren Leben Matrose gewesen; als die Schiffsbesatzung auf einer langen Reise Hunger litt, stahl er ein Huhn, das den Offizieren gehörte, und verspeiste es, wofür er hart bestraft wurde.


· Sexuelle Unverträglichkeit zwischen zwei Eheleuten »klärte« Dick Sutphen »auf«: Jahrhunderte zuvor hatte der Mann dieselbe Frau geschändet und auch ihren Tod verursacht.


Aus diesem Datenschatz schöpft die »Reinkarnationstherapie« ihre Grundannahme: In seelischen Problemen unseres gegenwärtigen Lebens können frühere Verkörperungen (»Inkarnationen«) traumatische Spuren hinterlassen haben. Insbesondere unbewältigte Extremerfahrungen von schwerer Krankheit und tragischem Verlust, von Kriegsgreueln, Zwang, Gefangenschaft und Folter, vor allem vom eigenen Tod »nehmen« wir »mit«. Sie lösen sich auf, sobald ihre Wurzeln rückschauend aufgedeckt, nachempfunden und bewußt aufgearbeitet werden. Irrationale Ängste und Schuld­gefühle, Hemmungen und Entscheidungsschwäche verschwinden, das Selbst­vertrauen wächst. Phobien und chronische Schmerzen, Depressionen und Fixierungen, Allergien und Übergewicht, Epilepsie und Alkoholismus, vorzeitige Ejakulation, Impotenz und Frigidität sollen so bereits hunderttausendfach erfolgreich behandelt worden sein. Die Erfolgschroniken der »Reinkarnationstherapie« füllen inzwischen Regalwände; ihre Heilungs­quote siedelt sie durchweg oberhalb der 80-Prozent-Marke an.


Bald nach seinem »Schlüsselexperiment« vom Juni 1968 entdeckte auch Dethlefsen die heilsame Wirkung von Reinkarnationserinnerungen: »Da gab es für mich keine Zweifel mehr.« Inzwischen Diplom-Psychologe, sattelte er auf Esoterik um. In seinem 1973 gegründeten »Institut für außer­ordentliche Psychologie« in der Münchner Ainmillerstraße praktizierte und lehrte er seither Reinkarnationstherapie. Mit mehreren Büchern, auf ausgedehnten Vortragsreisen, Kongress- und Medienauftritten, verhalf der glänzende Rhetoriker dieser neuen Form der »Selbsterkenntnis und Heilung« in Deutschland zum Durchbruchl0, ehe er sich in den neunziger Jahren ganz aus der Szene zurückzog.


Nachahmer fanden sich rasch. »Du kannst in wenigen Sitzungen Deine Probleme an der Wurzel auflösen«, lauten etwa die Versprechen. (11) Und weiter: »Für diese Therapie brauchst Du nicht an frühere Leben zu glauben. Statt dessen wirst Du Dich erinnern. An allen Schmerz, an allen Hass, an alle Schuld, die Du durch Jahrtausende gesammelt hast. Du wirst Dich davon lösen und verabschieden, und es wird Dich nicht mehr als Angst, Depression, Einsamkeit, Erfolglosigkeit, Hoffnungslosigkeit verfolgen.«


Damit rennen sie offene Türen ein. Auf einer neuen Welle von Psi-Begeisterung und Jenseits-Sehnsucht machen nicht mehr nur die »etablierten« okkulten Zünfte wie Sterndeuter, Hellseher und Geistheiler, Wahrsager und Kartenleger, Pendler und Rutengänger Kasse wie nie zuvor; wiedergeburtsgläubige Gemeinschaften wie Theosophen, Anthroposophen, der deutsche »Scientology«-Ableger (mit Hauptquartier in Hamburg), christliche Sekten wie das »Universelle Leben« (Würzburg) oder die »Christengemein­schaft« (Stuttgart) in der Nachfolge des Pfarrers Emil Bock (1895-1959) fanden und besetzten Marktlücken. Acht deutsche Großverlage haben mittlerweile spezielle Esoterik-Buchreihen eingerichtet, schon huldigen über zehn Prozent der Produktionen deutscher Buchverlage dem »Neuen Denken«.


Mit atemberaubenden Erfolgsbilanzen und erschüttemden Fallschilderungen verdienen die schreibgewandtesten »Rückführer« mit - und treiben nebenbei Public Relations in eigener Sache. (12) Die Okkultismuswelle trägt ihnen andächtige Leser zu - und gutgläubige Kundschaft. Was mystische Zirkel einst wie einen geheimen Schatz hüteten, ist gesellschaftsfähig geworden; davon profitieren sie. Inzwischen glauben 93 Prozent der Bundesdeutschen, daß es »Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, denen die herkömmlichen Wissenschaften nicht beikommen«; dies fanden De-moskopen der Dortmunder »Gesellschaft für Sozialforschung« (»Forsa«) heraus, als sie im April 1986 tausend repräsentativ Ausgewählte über ihre Einstellung zum Übersinnlichen befragten. 45 Prozent wollen schon einmal Erlebnisse gehabt haben, »die sich mit dem Verständ nicht erklären lassen«. Mindestens jeder sechste Westdeutsche (13), nach manchen Umfragen sogar jeder vierte (14), glaubt an Reinkamation - Protestanten, Männer und Alte kaum weniger als Katholiken (15), Frauen (16) und Junge. (17) Damit liegt die frühere Bundesrepublik durchaus im Durchschnitt westlicher Industrie­nationen. (18) Ein gewaltiges Potential, aus dem gewiefte Okkultprofis reichlich schöpfen können.


Sensationslüsteme Medien arbeiten ihnen zu. Öffentlich-rechtliche An­stalten strahlten ebenso wie das Privatfernsehen Femsehsendungen zu diesem spektakulären Thema aus, und auch der Boulevardpresse war es allemal eine Titelstory wert, solange der Stoff noch nicht als “ausgelutscht” galt. (19) Deutschland auf der Tour de Trance.


Bei solch massenhafter Neugier durfte das Spektakel der Rückführung unmöglich bloß einer neurotischen Minderheit vorbehalten bleiben. Braucht nicht jeder stets und überall ein wenig Selbstfindung? Zur Reinkamations­therapie sei »grundsätzlich jeder geeignet«, zerstreut eine Hochglanz- Präsentationsmappe des Münchner »Kensho-Instituts für Esoterische Lehren« letzte Bedenken, »egal ob jung oder alt, ob krank oder gesund, ob hoffnungslos oder der Erleuchtung nahe«; denn sind nicht psychotherapeutische Maßnahmen gerade dann »besonders wertvoll und fruchtbar«, »wenn der Betreffende, der ‘Gesunde’« (in Anführungszeichen! ) »sie noch gar nicht braucht«? Folgerichtig bot Esotera, die traditionsreiche »Zeitschrift für neue Dimensionen des Bewußtseins«, schon mehrfach "allen spirituell Interessierten« unter den »geehrten Lesern und lieben Freunden« ein Wochenend-Seminar über »Reinkarnation und Schicksal - Bewußter leben lernen« an; im idyllischen Schwarzwaldstädtchen Todtmoos sollten »Sie die Freuen, Leiden, Aufgaben und Chancen Ihrer Lebensgeschichte erkennen, um das weitere Leben bewußter zu gestalten«. - »Haben Sie Interesse an einer Rückführung?« erkundigte sich das Journal für die Frau im Juni 1988 bei seinen 440.000 Lesem; »gegen einen adressierten Freiumschlag« »schicken wir Ihnen geme eine Adressenliste von Instituten und Therapeuten, die Rückführungen machen«. (Zuvor hatte die Redaktion zwei Reporterinnen auf den Rückwärtstrip geschickt.)


Solch kostenlose Werbung belebt ein Geschäft, das ohnehin floriert: Leute wie dich und mich im Auge, verdienen immer mehr »Therapeuten«, mit oder ohne Anführungszeichen, hauptberuflich an der Reisebegleitang wandernder Seelen. Wie viele es sind, weiß niemand genau; Schätzungen von Insidem schwanken zwischen 300 und mehreren Tausend. Wenigstens ebensoviele, vor allem Psychoanalytiker und Hypnosefachleute, kassieren für Reinkarnationstherapie nebenbei. Eine Münchner »Gesellschaft für Reinkarnationstherapie und esoterische Psychologie«, von Dethlefsen Anfang der achtziger Jahre ins Leben gerufen, versuchte jahrelang, die Verstreuten zu sammeln und zu organisieren - mit mäßigem Erfolg allerdings: Nicht einmal zwei Dutzend Mitglieder waren Ende der achtziger Jahre eingeschrieben, bald darauf löste sie sich auf. Seit 1988 machte ihr der Darmstädter Helmut Kritzinger mit einem »Berufs­verband deutscher Lebensberater e.V. « Konkurrenz.


Die Szene ist schillernd, wie alles, was derzeit auf den enger werdenden New-Age-Markt drängt. Sie reicht vom eigens ausgebildeten »Reinkarnationstherapeuten«, mit dreijährigem berufsbegleitendem Studium bei Dethlefsen, über den Diplom-Psychologen mit zehnsemestrigem Hochschulstudium und therapeutischer Zusatzausbildung bis hin zu wiedergeburtsgläubigen Sektierern wie den »Scientologists«. Schon deuten aufgeschlossene Astrologen aus »Karma-« und »Regressions-Horoskopen« Schicksalslinien aus vergangenen Leben heraus. Mit dem Pendel wollen Radiästheten neuerdings metaphysische Altlasten ebenso zuverlässig aufspüren wie Wasseradern und andere »Störzonen«. Vereinzelt tummeln sich auch schon Handleser und Kartenleger, Akupunkteure und Akupresseure, Numerologen und »Hellsichtige« auf der Szene, die Gutgläubigen notfalls auch am Telefon enthüllen, was sie aus früheren Jahrhunderten »mitgenommen« haben. Noch nicht einmal mitgerechnet ist eine wachsende Zahl von gelegentlichen Wiedergeburtshelfern nach Feierabend, die sich nach einem Femkursus in Hypnose, einem Wochenend-»Intensiv«seminar schon zutrauen, neugierige Mitmenschen zu Rückführungen auf die Wohn­zimmer­couch zu legen.


Manche »Rückführer« fühlten sich nach eingehenden Literaturstudien dazu berufen; einige überzeugten eigene Therapieerlebnisse; andere brachten ausgedehnte Selbstfindungstrips nach Fernost darauf. Vielen gaben erschüttemde persönliche »Reinkarnationserlebnisse« den entscheidenden Anstoß: »Immer eindringlicher und plastischer« drängte sich Petra Peick seit März 1975 »das Erlebnis auf, Esther zu sein«: (20) ein kleines Juden­mädchen aus Berlin, dessen kurzes Leben »in der Gaskammer eines Konzentrationslagers« endete. Während Ingrid Vallieres als Zwanzigjährige nach einem Unfall »mit lebensgefährlichen Verbrennungen in einem Krankenhaus lag, drängte sich mir der Gedanke auf: >Das hast du schon einmal erlebt. > . . . Die begleitenden Schmerzen und das verblassende Bewusstsein bis zum Austritt aus dem Körper erinnerten mich an ein Verbranntwerden auf dem Scheiterhaufen sowie an das Eingeschlossen­werden in einem brennenden, schmelzenden Maschinenraum.« (21) Der Ausstieg der Wormserin Evelyn Stübbe aus der Geschäftsführung des väterlichen Holz-Import/Export-Betriebs in ein eigenes »Institut für angewandte Tiefenpsychologie und Reinkarnationsforschung« begann, als sie auf Rückführungsseminaren in Kitzbühel und im Bayrischen Wald schlagartig zwei jahrzehntelange Leiden loswurde: Ihre schweren Nierenkoliken wurzelten offenbar in einer Inkamation, in der sie sich in eiskaltem Flußwasser unterkühlte; ihre heftigen Unterleibsbeschwerden gingen wohl auf eine Abtreibung im 18. Jahrhundert zurück, an der Evelyn Stübbe, damals Fran­zösin und Mutter von vier Kindern, qualvoll verblutet war. (22)


Solch autobiographischem Striptease folgen aufgeschlossene Klienten mit großen Augen, ahnen ähnliche Schicksale - und investieren scharenweise in Enthüllungen. Die Besten sind ausgebucht; teilweise muss mit Wartezeiten von Wochen, wenn nicht gar Monaten für einen Therapieplatz gerechnet werden.


Ziemlich gleichmäßig verteilen sich »Rückführer« auf zwei weltanschauliche Lager: Die einen sind von der Wiedergeburtslehre fest überzeugt, betten »Rückführungen« in sie ein und betrachten eine Bekehrung als Voraussetzung, Indiz oder zwangsläufige Folge ihres Therapieerfolgs. Pragmatikern dagegen ist die Wahrheitsfrage einerlei; sie setzen »frühere Leben« als »Projektionsflächen« ein, auf denen sich unbewusste Antriebe, Konflikte und Traumata besonders deutlich abbilden, ähnlich wie im Rollenspiel, beim Ausdrucksmalen oder in Rorschach-Tests mit mehrdeutigen Tintenklecks-Mustern. Die einen beschränken Rückführungen strikt auf klinische Anwendungen - die anderen finden, daß jedermann daraus lernen, spirituell wachsen und reifen kann und sollte.

So oder so liegen die Preise mindestens auf dem Niveau herkömmlicher Psychotherapien - in der Regel bei 35 bis 60 Euro pro »Stunde« (gleich 45 effektive Behandlungsminuten, plus eine Viertelstunde Verschnaufpause für den Therapeuten). Nur in ausgesprochenen »Sozialfällen« lassen Großzügige auch niedrigere Sätze mit sich aushandeln.


Manche »Rückführungen« werden einfach bis zum »Erfolg« getrieben, enden dann manchmal schon nach der zweiten, dritten Stunde, nachdem der Klient in sich etwas aufsteigen erlebt, was er als »Reinkamations­erinnerung« akzeptieren kann - und bezahlen will; anspruchsvollere Therapeuten machen den Kauf eines ganzen Therapiepakets von zehn bis dreißig Sitzungen zur Vorbedingung. Die einen verlegen sich ausschließlich auf »Reinkarnation«, davon überzeugt, daß herkömmliche Therapieformen dadurch mehr als gleichwertig ersetzt werden - und sich erübrigen; andere bieten sie zusätzlich an, im Rahmen von oder im Anschluß an eine klassische Psychoanalyse, Hypnosetherapie, Rebirthing, Gestalttherapie, Psycho­drama, pränatale Therapie, Imaginationstherapien oder andere Verfahren.


Eines freilich verbindet fast alle: Statt sich bloß mit seelisch Gestörten abzugeben, halten sie sich nach allen Seiten offen. So locken die verschiedensten Angebote - von fünftägigen »Intensivseminaren« für »geisteswissenschaftlich interessierte Personen« (450 Euro Gebühren) über ein zehntägiges spezielles »Reinkarnations-Erfolgs-Kompaktprogramm für Führungs­kräfte« in »25 Stunden Einzelberatung« (stündlich 60 Euro) (23) bis zu sich allgemein an »suchende Menschen« überhaupt wendenden »Rückführun­gen« (24) in zwei Tagen (von 10 - 17.30 Uhr, »incl. Pausen«), mittels derer »wir uns frei durch Zeit und Raum bewegen«. Das sei »keineswegs schwierig«, beschwichtigt den Verzagten ein Vordruck: »Jeder kann die Rückführung erlernen und nach einiger Übung sicher anwenden« - durch Selbsthypnose und gelenkte Träume, Meditation und ein Dutzend weiterer Verfahren, Kontakte zu einem »geistigen Führer« eingeschlossen. Jeder Neugierige erhält vom »Institut für ganzheitliche Lebensführung« auf Anfrage eine Liste von nicht weniger als 20 »Vorteilen der Reinkarnationstherapie«, die klarmacht, dass uns schlechterdings nichts umtreiben kann, wofür sie nicht nütze wäre: Vergangenheit bewältigen; Zukunft sinnvoller gestalten; Grund und Ursache von Ängsten, Sehnsüchten und Vorlieben erkennen, von Krank­heiten und angeborenen Schwächen; »hochgeladene Komplexe auflösen, die freigewordene Energie für sich nutzen«; schmerzliche Erfahrungen bewältigen; »mein wahres Wesen erkennen, vollkommener werden«. Rund 500 Teilnehmer, »so fünf bis sechs pro Arbeitswoche«, will Institutsleiter Helmut Whitey-Kritzinger, »Diplom-Lebensberater«, binnen vier Jahren auf die Zeitreise zurück geschickt haben - »mit 80prozentiger Erfolgsquote«. Ab Juni 1987 bildet er »Reinkamationslehrer« aus - für 450 Euro,-- »plus 40 Euro Diplom-Gebühren« urkundlich zertifiziert, versteht sich: »Selbst ein Berufsberater vom Arbeitsamt hat sich dafür schon angemeldet«.


So unterschiedlich wie die Angebote sind auch die Preise: Denselben Titel besorgt eeine über drei Privatadressen in Herne, Nidda und Hemau verstreute »Akademie für Esoterik e.V.« an zwei Wochenenden für 210 Euro. (25) Mathias Wendel, ein Diplom-Physiker, den es nach kurzer Lehrertätigkeit und Heilpraktikerstudium 1978 zu Dethlefsen zog, bis er sich 1987 in München eine eigene Praxis einrichtete, sieht die »optimale Dauer eines Therapie­abschnitts« in »vier Wochen. Das sind bei täglich zweistündigen Sitzungen an fünf Tagen der Woche insgesamt 40 Stunden« - zu rund 2500 Euro -, ein Viertel davon fällig im voraus. (»Ratenzahlungen sind in Ausnahmefällen möglich.«) »Nach ca. einem Jahr empfiehlt sich eine weitere Vertiefung von zwei bis drei Therapiewochen.« Wenn Lieben kriseln, hat der gebürtige Pforzheimer auch eine »Paar-Therapie«, 90 Euro pro Stunde, im Angebot: wofür allerdings »eine mindestens zweiwöchige Einzeltherapie« unabdingbare Voraussetzung sei. (26)


Ständig erweitert sich das Angebot. Was rückwärts nicht klappt, kann vorwärts nicht schiefgehen: Nach diesem Motto werden neuerdings auch »Vor­aus­führungen« in die eigene Zukunft angeboten. (27) Auch »Selbstrückführungen« daheim, nach mehrwöchigem Fernlehrgang in »Autohypnose«, werden vermehrt in Aussicht gestellt. Stark im Kommen ist ein esoterischer Ferntourismus zu recht stolzen Preisen: In La Matanza etwa, einem malerischen Dorf auf der kanarischen Insel Teneriffa, bietet ein Gästehaus »in gepflegter Atmosphäre, ruhiger Lage und verschiedenen Kochfomlen« »laufend Tageskurse, Wochenendseminare und Vorträge« unter anderem über Reinkarnation an. (28) Der Frankfurter Karl Everding lädt hin und wieder zu »Reinkarnations-Seminaren« in die Toscana, Anfang 1989 sogar zu einem zehntägigen »Reinkarnations- und Transformations-Seminar« nach Bombay, Indien. (29)


Der letzte Schrei: Auf die Technomanie westlicher Sinnsucher zugeschnitten, drängen neuerdings verstärkt instrumentelle Rückstiegshilfen auf den Markt: von der Suggestionskassette für den eigenen Rekorder über dubiose »Osiris-Tropfen« (30) bis hin zu brandneuen Mind Machines, die über Elektro­den, aufgesetzte Kopihörer und Spezialbrillen das Gehim mit raffinierten elektrischen, akustischen oder optischen Reizen bombardieren - Rückwärts­trips aus der Steckdose. (31)


Stand die Reinkarnationstherapie anfänglich weit im Abseits anerkannter Behandlungsmethoden, greifen mittlerweile selbst »klassische« Verfahren sie zögernd auf. Nicht von ungefähr fanden zahlreiche ihrer Vertreter nach psychoanalytischer Vorbildung zu ihr: Patienten eine frühere Existenz nacherleben zu lassen und sich davon eine heilende Wirkung zu versprechen, knüpft scheinbar nahtlos an Freuds Ansatz an, die Wurzel aller psychischen Übel in unaufgearbeitet verdrängten Konflikten früher Tage zu sehen und auf die reinigende Kraft ihres Bewusstmachens zu setzen. Wie neuerdings Leonard Orr, Begründer des »Rebirthing«, so hatte der abtrünnige Freu­dianer Otto Rank schon 1929 die primäre Ursache psychischer Störungen vor Freuds erste konfliktträchtige Phase, die »orale«, verlegt: ins »Geburts­trauma«, den Schock der plötzlichen, unerfreulichen Trennung vom Mutter­leib. Schon suchen Therapeuten die Pränatalphase nach prägenden Ur­erfahrungen ab. Den Rückwärtsdrang der »Analyse« treibt die Reinkarna­tions­therapie da nur konsequent auf die Spitze: »Hinter« dem Empfängnis­zeitpunkt dehnt sich für sie ein schier grenzenloses Betätigungsfeld.


Zwar hielt Freud selbst den Unsterblichkeitsglauben für einen Mythos - doch wer weiß, wieviel von diesem Dogma übriggeblieben wäre, wenn Freud eines vergönnt gewesen wäre: »Wenn ich mein Leben noch einmal zu leben hätte, würde ich mich der Psi-Forschung« (psychical research) »widmen statt der Psychoanalyse«, bekannte er 1921 dem amerikanischen Psychologen Hereward Carrington in einem Brief. (32) Wie sein Biograph Ernest Jones berichtet, hat dieses Thema Freud »wahrhaft gequält«, »ihn zutiefst bestürzt und verwirrt«. Wie er die Psychoanalyse um die Idee einer wandernden Seele hätte erweitern können, führte der amerikanische Psychologe Herbert Fingarette schon 1962 vor. (33)


Zumindest in der Analytischen Psychologie des Schweizers Carl Gustav Jung (1875-1961) verästelte sich die analytische Bewegung in eine Richtung; die für eine den physischen Tod überdauernde Seele durchaus Platz fand. In einem Kommentar zu einem alten chinesischen Text34 sieht Jung die Frage, »was letztlich mit dem (vom Körper) losgelösten Bewusstsein geschieht«, zwar »hoffnungslos die Grenzen der wissenschaftlichen Kompetenz (eines Psychologen) überschreiten«. (35) Dessen ungeachtet befinde sich die An­nahme, dieses Bewußtsein existiere zeitlos, »mit dem religiösen Denken aller Zeiten und mit dem der überwältigenden Mehrheit der Menschheit in Harmonie... Jemand, der nicht in dieser Richtung denkt, steht außerhalb der menschlichen Ordnung und leidet deshalb an einer Störung seines psychischen Rüstzeugs. Als Arzt gebe ich mir die größte Mühe, soweit es in meiner Macht steht, einen Glauben an Unsterblichkeit zu stärken, besonders in meinen älteren Patienten, denen sich solche Fragen drohend nähern.« Jung selbst scheint eine anhaltende Ahnung bewegt zu haben, er habe in früheren Jahrhunderten schon einmal gelebt - und daß er wiedergeboren werden mußte wegen seines »unstillbaren Dranges nach Verstehen«; nach längerer Zeit der Ruhe werde er zurückkehren, um sein Werk fortzusetzen. Wie er in seinen Erinnerungen, Träumen, Gedanken durchblicken lässt, will er in höherem Alter sogar unmittelbare Beweise für Reinkarnation erhalten haben: in einer Serie von Träumen, die ihm Wiedergeburten eines verstorbenen Bekannten darzustellen schienen. (36) (Tritt Jung derzeit posthum den Beweis dafür an - im österreichischen Seewalchen am Attersee? Dort lebt die Sensitive Mirabelle Coudris, die seit 1985 in Trance Durchgaben von einerjenseitigen Wesenheit erhalten will, die sich »C.G. Jung« nennt. Daß sie »Kanal« für Jung sein könnte, nach der Qualität der Botschaften zu urteilen, wollen selbst intime Kenner von Jungs Werk nicht ausschließen.) (37)


Auch zur »Logotherapie«, dem von Viktor Frankl propagierten »Heilen durch Sinn«, bestehen naheliegende Anknüpfungspunkte. Denn was verbindet die verschiedenen Leben, wenn nicht ein übergreifendes letztes Ent­wick­lungs­ziel? Wozu immer wiederkehren, wenn nicht, um Unvollendetes fortzusetzen und Versäumtes nachzuholen? Die Reinkarnationsidee füllt mühelos jenes »existentielle Vakuum«, das, so Frankl, der Niedergang des Christentums und die Frustration über die säkularen Ersatzgötter der westlichen Leistungs- und Konsumgesellschaft aufrissen.


Vor allem aber lässt sie sich mittragen von der humanistischen Bewegung, jener »Dritten Kraft« neben analytischen und behavioristischen Ansätzen, die seit einem halben Jahrhundert von Amerika aus die Psychotherapie weltweit bereichert hat. Uns alle, nicht nur den vermeintlich »Kranken«, betrachtet sie als »unvollständige« Wesen, die ihre »Ganzheit« erst noch finden und dazu lernen müssen, ihrem natürlichen Drang nach Wachstum und Selbstverwirklichung nachzugeben. »Über die Möglichkeit der Reinkarna-tion nachzudenken, die ich in der Vergangenheit für einen lächerlichen Aberglauben gehalten hatte«, sah sich etwa Carl Rogers »gezwungen«, unter dem Eindruck von paranormalen Erlebnissen enger Freunde. (38) Abraham Maslow, Großvater des »Neuen Humanismus«, gilt nicht zufällig zugleich als Mitbegründer der »transpersonalen Bewegung«, die vom kalifornischen Therapiezentrum Esalen aus die westliche Welt für fernöstliche Bewusstseinserweiterung aufschließen will. Reinkarnationserlebnisse gelten »Transpersonalisten« als Türöffner zu »höheren« Einsichten. Über die Ein­heit von Denken und Fühlen, von Verstand und Intuition, von Geist und Körper, Ich und Welt hinaus sollen sie »eins« werden helfen mit früheren Existenzen, letztlich mit dem Kosmos, aus dem jedes inkarnierte Einzel-Ich hervorging und in den es zurückkehren wird. Ihre Botschaft heißt: Werde »ganz«, indem Du mit Deinen früheren Selbsten zu jener personalen Einheit verschmilzt, die Du unbewusst von je her warst; werde »ganz«, indem Du Deine Einheit mit dem kosmischen Bewußtsein intuitiv erkennst; verwirkliche Dich, indem Du tust, was Dich dieser Einheit näherbringt. Seit 1984 hat sich die »Intemational Transpersonal Association« (ITA) in Freiburg eine Filiale geschaffen, die auch bei uns eifrig für diesen Ansatz wirbt: die »Deut­sche Transpersonale Gesellschaft«.


Je aufgeschlossener die akademische Psychologie solche Anstöße von prominenter Seite aufgreift, sich mit Evidenzen, Methoden und Erklärungen von Reinkamationstheorien zu befassen, desto nachhaltiger wird ihr Fach davon berührt werden. Liegt in »Rückführungen« nur ein Funken Wahrheit, so folgt daraus Atemberaubendes für gängige Theorien über das menschliche Gedächtnis, über Ich und Selbstbewußtsein, über grundlegende Emo­tionen, Motivationen und ihre Ursprünge; für die Intelligenz- und Bega­bungs­forschung; für die Anlage-Umwelt-Kontroverse, wie überhaupt für alle Bereiche der Entwicklungs- und Persönlichkeitspsychologie; für Psychiatrie und Psychosomatik, insbesondere in der Ätiologie, Diagnostik und Therapie einiger der widerspenstigsten klinischen Fallsyndrome.


Die Idee der Reinkarnation fasziniert mittlerweile Intellektuelle und breite Bevölkerungsschichten gleichermaßen, weil damit anscheinend alles auf einmal zu haben ist:


· Sie gibt ein packendes »letztes« Erkenntnis- und Handlungsziel vor, an dem sich auf der Suche nach Orientierung und Sinn mühelos das ganze Leben ausrichten lässt.

· Sie gewährt eine tröstliche, »jenseitige« Zuflucht, seitdem das krisengeschüttelte, apokalyptische Diesseits so viel an Lebensqualität verloren hat.

· Dem westlichen Kopfmenschen verspricht sie Erlösung von seiner lebens­feindlich verengten Rationalität. »Des wissenschaftlichen Spezia­listen­tums und des Intellektualismus überdrüssig«, sah schon C.G. Jung, »will man von Wahrheit hören, die nicht enger macht, sondern weiter, die nicht verdunkelt, sondern erleuchtet, die nicht an einem abläuft wie Wasser, sondem ergreifend bis ins Mark der Knochen dringt«.


· Gegen den vielbeklagten Verfall der öffentlichen Moral in westlichen Industriegesellschaften verspricht sie eine umfassende ethische Erneuerung: mit dem unausweichlichen Gesetz des »Karmas«, das Schuld sühnt und Verdienste belohnt - über den Tod hinaus.


Dem Glaubenshungrigen bietet sie einen Religionsersatz für ein in Ritualen und Dogmen erstarrtes Christentum - sofern sie ihn nicht gar zu einem jahrtausendelang wegtheologisierten Glaubenskern zurückführt, auf jeden Fall zu einem einleuchtenderen: Sind Seelenwanderungen schwerer nachzuvollziehen als die »Auferstehung des Fleisches«? Der evangelische Theologe Adolf Köberle steht längst nicht mehr allein mit seiner Ansicht: »Wenn Gott Herr ist über alle Elemente im Himmel und auf Erden, wenn er in seiner Freiheit Verstorbene beauftragen kann, Lebenden in Stunden der Gefahr Wink, Weisung und Warnung zu geben, ... dann wollen wir es nicht von vornherein ausschließen, daß der Herr des Alls auch ein verstorbenes Leben zu neuem Anfang auf die Erde senden kann.« (39) Tut die Bibel, wörtlich genommen, wirklich definitiv als Humbug ab, woran auf diesem Planeten zwei Milliarden Menschen glauben?


· Die Idee der Wiedergeburt trifft sich mit uralter fernöstlicher Weisheit. Nicht von ungefähr fanden einige der erfolgreichsten bundesdeutschen »Rückführer« ihre wahre Berufung auf ausgedehnten Selbstfindungstrips nach Indien, Japan oder den Zwergstaaten im Himalaya, auf dem »Dach der Welt«.


· Sie passt, wie die Wendezeit und Das Tao der Physik des Heisenberg-Schülers und New-Age-Propheten Fritjof Capra nahelegen, womöglich sogar zur »Neuen Physik«, die das Universum holistischer und vergeistigter auffaßt, als sich Descartes und Newton träumen ließen.


Kurzum: Die Wiedergeburtslehre verspricht, der Glaubenskern einer »postmaterialistischen Gesellschaft« zu werden, eine kulturübergreifende Einheitsreligion, die irgendwie alles mit allem in Einklang bringt: Religion und Wissenschaft, Mystik und Aufklärung, Ost und West - gerade noch rechtzeitig zum Aufbruch ins »New Age«. Einen »Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit« nannte Nietzsche »die Lehre von der Wiedergeburt« - eine Aussicht, die fasziniert.


Dieser Text entspricht dem Vorwort und Kapitel 1 von Harald Wiesendanger: Zurück in frühere Leben – Möglichkeiten der Reinkarnationstherapie (1991, 2. Aufl. 2003)

Anmerkungen

1 Dethlefsen schildert diese Rückführung in: Das Leben nach dem Leben. Gespräche mit Wiedergeborenen, Goldmann: München, 5. Aufl. 1986, S. 9 ff.

2 Albert de Rochas, Die aufeinanderfolgenden Leben. Gibt es eine Wiedergeburt?, Baum­gartner: Warpke-Billerbeck o.J. (Or.: Les vies successives, Paris 1924).

3 L. Ron Hubbard, Dianetics: The Modern Science Of Mental Health, The Church of Scientology: Los Angeles 1950. Selbst einen Rezensenten der New York Times packte das Dianetik- Fieber: »Die Geschichte ist zu einem Wettlauf zwischen der Dianetik und dem Untergang geworden«, so schwante ihm. »Die Dianetik wird ihn gewinnen, wenn genügend Menschen ihr folgen.« (Zit. im Anhang von: L. Ron Hubbard, Haben Sie vor diesem Leben gelebt? Eine wissenschaftliche Untersuchung, Scientology Publica­tions Organization: Kopenhagen 1979, S. 391 [Or.: Have You Lived Before This Life?, 25. Aufl. 1978].)

4 L. Ron Hubbard, History of Man, The Church of Scientology: Los Angeles 1952. Nach wie vor eine der glänzendsten Kritiken der Dianetik: Christopher Evans, Kulte des Irrationalen, Rowohlt: Reinbek 1979, S. 17-244.

5 Morey Bernstein, The Search for Bridey Murphy (1956); dt.: Protokoll einer Wiedergeburt, Droemer Knaur: München 1984.

6 Erst in den späten siebziger Jahren wurde Bloxhams Dokumentation allgemein bekannt; Jeffrey Iverson, Fernsehproduzent beim Privatsender »Cardiff TV«, stellte sie in einer aufsehenerregenden Sendung »The Bloxham Tapes« vor, die die BBC am 19. Dezember 1976 ausstrahlte. Ein Jahr später erschien Iversons Buch darüber: More Lives Than One? The Evidence of the Remarkable Bloxham Tapes, Warner Books: New York 1977; dt.: Leben wir öfter als einmal? Die Tonbandprotokolle des Hypnose-Therapeuten Arnall Bloxham, Hirthammer: München 1977.

7 Rhea Powers, Reinkarnation - oder die Illusion der persönlichen Identität, Ch. Falk: Planegg 1989, S. 89.

8 Helen S. Wambach, Seelenwanderung. Wiedergeburt durch Hypnose; Goldmann: München, 2. Aufl. 1984, S. 214 (Or.: Reliving Past Lives, Harper & Row: New York 1984.)

9 Milan Ryzl führt diesen und die beiden folgenden Fälle an in: Der Tod und was danach kommt. Das Weiterleben aus der Sicht der Parapsychologie, Goldmann: München 1983, S. 158.

10 Sein Erstlingswerk Das Leben nach dem Leben schaffte sechsstellige Auflagen. Zwei Jahre später folgte ihm ein weiterer Bestseller: Das Erlebnis der Wiedergeburt. Schon der Untertitel verhieß »Heilung durch Reinkarnation« (Goldmann: München, 2. Aufl. 1984).

11 Spirituelles Adreßbuch 86/87, Param: Clausthal-Zellerfeld 1985, S. 189 f.

12 Da läßt die Hamburger Diplom-Psychologin Petra Angelika Peick, selbsternannte »Dozentin für Esoterische Psychologie«, nochmals Revue passieren, wie ihre junge Klientin Gerika bei ihr »das Menschsein durch viele Wiedergeburten verstehen lernte«. (Wiedergeburt - Eine Reise in frühere Erdenleben, Hermann Bauer: Freiburg 1987.) Die frühere Übersetzerin Ingrid Vallieres, seit 1977 Leiterin eines Stuttgarter »Instituts für Reinkarnationstherapie«, verdeutlicht »Konsequenzen und Reichweite« dieser Psychotechnik. (Praxis der Reinkarnationstherapie. Konsequenzen und Reichweite, Hannemann: Steimbke 1987.)

Der Nürnberger Therapeut Peter Thienel führt vor, wie er binnen zehn Jahren in seinem »Institut für Hypnoseforschung« »über 800 Klienten« »ihre früheren Existenzen in das Bewußtsein zurückgerufen« hat. (Seelenwanderung. Das Geheimnis der Wiedergeburt in unserem Leben - Forschungen und Erfahrungen, Goldmann: München 1988.)

Der Freiburger »Kosmobiologe« Baldur Ebertin erläutert an einem Dutzend »Zurückgeführter« sein »Modell des Reinkarnationsbewußtseins«. (Reinkarnation und neues Bewußtsein, Hermann Bauer: Freiburg 1987.)

Auf über 400 Buchseiten dokumenti ert der Heilpraktiker Werner Meinhold, wie er einem jungen Mann drei Jahre lang in Hypnose seinen »Wiederverkörperungsweg durch die Jahrtausende« finden half. (Der Wiederverkörperungsweg eines Menschen durch die Jahrtausende. Reinkarnationserfahrung in Hypnose, Aurum: Freiburg 1989.)

Für »Wiedergeburt als Erfahrung« wirbt der »diplomierte Regressions- und Reinkarnations-Analytiker« Bruno Meier aus dem schweizerischen Herznach. (Heilung durch Wiedergeburt, Zytglogge: Bern 1988.)

13 Institut für Demoskopie Allensbach, »Haben Sie früher schon einmal gelebt?«, in: Allensbacher Berichte, 3/1989 (4 S.).

14 Dies stellte das angesehene Gallup-Institut (Princeton, USA) in einer 1969 veröffentlichten Umfrage unter zwölf westlichen Industrienationen fest; zit. bei Sylvia Cranston/Carey Williams, Wiedergeburt. Ein neuer Horizont in Wissenschaft, Religion und Gesellschaft, Hirthammer: München 1989, S. 28.

15 George Gallup jr., Adventures in lmmortality, McGraw Hill: New York 1982; vgl. Erich Fromm, Zen Buddhism and Psychoanalysis, Harper & Row 1960, S. 85 f. Im Dezember 1985 befaßte sich die katholische Bischofssynode in Rom mit einer Statistik, derzufolge sich 23 Prozent der Katholiken, 21 Prozent der Protestanten und 12 Prozent der Atheisten zu einem Glauben an Wiedergeburt bekennen: K. Hoheisel, »Glaube an die Seelenwanderung im frühen Christentum?«, in: Materialdienst der EZW (Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Stuttgart), 7/1986, S. 188-196, dort S. 188.

16 Gallup, Adventures ..., a.a.0. 17 Ebda.

18 A.a.0. (Anm. 14)

19 3,15 Millionen Fernsehzuschauer verfolgten im Februar 1986, wie sechs Jenseits-»Experten« die Frage »Viele Male auf Erden?« in der ZDF-Reihe »5 nach 10« drehten und wendeten - eine Einschaltquote von zehn Prozent, die diese Serie zuvor überhaupt nur einmal erreicht hatte: bei einem Fußball-Thema. Eine vorangehende »Dokumentation« über Wiedergeburt erzielte gar eine Sehbeteiligung von 5,24 Millionen (16 Prozent). In den »Unglaublichen Geschichten« des bekehrten RTL-Moderators Rainer Holbe durfte Paul Benard, ein Landarzt in der Lüneburger Heide, am 20. September 1986 drei Patientinnen in Hypnose »zurückversetzen« - darunter eine Arzthelferin zu ihrem Todestag im Dresdener Bombenhagel 1945. Ein »Großes Experiment: Vier Frauen in Hypnose« hob Springers »Bild der Frau« Anfang Juli 1987 gar auf die Titelseite: »Ich habe schon mal gelebt«, noch vor »Frisuren für die Gartenparty«, der »neuen Stretch-Mode« und »Rezepten mit Kartiffeln«. (»Marianne G. zum Hypnotiseur: >Vor 2035 Jahren war ich Cäsars Geliebte...<.«)

20 Peick, Wiedergeburt, a.a.0. S. 11.

21 Vallieres, Praxis der Reinkarnationstherapie, a.a.0., S. 9 f.

22 Diese Auskünfte erhielt ich von Frau Stübbe während eines Besuchs in Worms am 27. Juli 1988.

23 Aus Ingrid Vallieres' Veranstaltungsprogramm des Instituts für Reinkarnations­therapie 1987.

24 Die folgenden Zitate entnehme ich Handzetteln, die ich von einem Reinkarnationsseminar bei Helmut Kritzinger im Frühjahr 1987 mitbrachte, sowie einem längeren Telefonat.

25 Aus: Akademie für Esoterik e.V., Seminare und Ausbildungen 1988. 26 Aus: Mathias Wendel, Der Weg zum Herzen. Fragen und Antworten zur Reinkarnations-Therapie, Selbstverlag: München o. J. (um 1988).

27 Zu »Vorausführungen« in künftige Leben vgl. Kap.11.

28 Anzeige in Esotera 1/1989, S. 108.

29 Aus einem Werbezettel Everdings (1988).

30 Benjour Christianson/Fritz Guggisberg, »Osiris Aktivum-Tropfen. Elektro­physikalisch behandeltes Wasser«, in: Lichtquell, 173 / 21.9.1988, S. 3-14.

31 Vgl. dazu Michael Hutchinson, Megabrain. Geist und Maschine, Sphinx: Basel 1989; Lutz Berger/Werner Pieper (Hrsg.), Brain Tech. Mind Machines und neues Bewußtsein, Pieper's Medienexperimente: Löhrbach 1989.

32 Diesen Brief zitiert Ernest Jones in seiner dreibändigen Biographie Das Leben und Werk von Sigmund Freud, Hans Huber: Bern 1982, in einem Kapitel über »Okkultis­mus«.

33 Herbert Fingarette, The Self in Transformation, Basic Books: New York 1962, S. 171-237.

34 Das Geheimnis der Goldenen Blüte, aus dem Chinesischen übersetzt von R. Wilhelm, mit einem Kommentar von C.G. Jung, München, Neuaufl. 1965.

35 Carl Gustav Jung, »Studien über alchemistische Vorstellungen«, in: Bd. 13 der Gesammelten Werke, Rascher: Zürich 1958, S. 54.

36 Carl Gustav Jung, Erinnerungen, Träume, Gedanken. Aufgezeichnet und hrsg. von Aniela Jaffe, Rascher: Zürich/Stuttgart 1962, S. 295, 320,321,324.

37 Siehe dazu: Harald Wiesendanger, Die Jagd nach Psi. Über neue Phänomene an den Grenzen unseres Wissens, Aurum: Freiburg 1989, Kap. »Trance-Dialog mit >C.G. Jung<«, S. 201-207.

38 Carl Rogers, »Some New Directions: A Personal View«, in: Thomas Hanna (Hrsg.), Explorers of Humankind, Harper & Row: San Francisco 1979.

39 Zit. in: Faszination des Unfaßbaren, Das Beste: Stuttgart 1983, S. 156.







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