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  • Dr. Harald Wiesendanger

Tatort Intensivstation

Aktualisiert: 1. Mai 2021

Wurden allein in Deutschland 16.000 Covid-Patienten zu Tode beatmet - fahrlässig, vereinzelt sogar vorsätzlich?


In der Corona-Krise verleiteten Studien aus China westliche Ärzte dazu, Hunderttausende von Covid-19-Patienten zu Tode zu therapieren – mittels zu früher, zu häufiger, zu langer künstlicher Beatmung. Wer zieht die Verantwortlichen zur Rechenschaft?


„Sie sterben nicht an Covid“, klagt Nicole Sirotek vor laufender Videokamera an. „Sie werden buchstäblich ermordet. Und niemanden kümmert es.“


Es ist der 5. Mai 2020. In Tränen aufgelöst, sitzt Nicole zwischen Umkleidekabinen im Pausenraum des Elmhurst Hospital in Queens, New York. Die 37-Jährige arbeitet hier als Krankenschwester. Die Mutter zweier Kinder aus Elko, Nevada, hatte ihre Familie zurückgelassen, um im Epizentrum der amerikanischen Corona-Pandemie ihre überforderten Kollegen zu unterstützen. Um Leben zu retten. Mehr als 170.000 bestätigte „Fälle“ von SARS-CoV-2-Infektionen waren zu diesem Zeitpunkt allein in New York City bereits registriert worden. Von rund 14.000 Covid-19-Opfern war die Rede. Hunderte davon verstarben hier, in Nicoles Krankenhaus. Aber woran?


Jedenfalls nicht an einem Killervirus, davon ist Nicole inzwischen fest überzeugt. Für die unzähligen Todesfälle, die sie miterleben musste, „gibt es keinen Grund“, sagt sie – außer Inkompetenz, Missmanagement, Herzlosigkeit und einem rücksichtslosen Mangel an Sorgfalt. Ein Großteil der Todesfälle war nicht nur vermeidbar. Vielfach führten medizinische Eingriffe sie aktiv herbei. „Die Ärzte behandeln diese Patienten medizinisch falsch. Und es kümmert sie nicht. Tag für Tag komme ich hierher und muss zusehen, wie sie sie umbringen.“


„Es ist, als ob wir in Nazi-Deutschland wären“


Vor allem mechanische Beatmung sei es, die Covid-19-Kranke wie am Fließband töte. Viel zu häufig, zu früh, zu lange werden sie an Ventilatoren angeschlossen. So gut wie niemandem helfe das. Die Ärzte wissen es, täglich aufs Neue bekommen sie es vor Augen geführt, wenn Transportbahren mit Leichensäcken an ihnen vorbeirollen. Trotzdem machen sie gnadenlos weiter. „Es ist, als ob wir in Nazi-Deutschland wären und sie die Juden in die Gaskammer bringen würden und ich bin derjenige, der sagt: 'Hey, das ist nicht in Ordnung. Das ist falsch.' Und dann sagt mir jeder: 'Halte durch. Du machst einen tollen Job. Du kannst nicht jeden retten.'“


Mit ihren verzweifelten Versuchen, die Klinikverwaltung zu alarmieren, rannte Nicole wie gegen eine Wand. "Kann jemand eine Lösung für mich finden? Ich weiß nämlich nicht mehr weiter. Bin ich denn die Einzige, die denkt, dass das nicht in Ordnung ist, was sich hier abspielt?'


Nein, Nicole war keineswegs die Einzige. Anderthalb Wochen zuvor, am 27. April, hatte sich bereits eine New Yorker Berufskollegin per Videobotschaft an die Öffentlichkeit gewandt – entsetzt, angewidert, fassungslos. Aus Angst um ihren Arbeitsplatz bleibt sie anonym, zeigt sich nicht. Stattdessen lässt sie eine Freundin für sich sprechen, die sich bloß als „Sara NP“ vorstellt. „Ich bin hier ihre Stimme.“


„Wie in einem Horrorfilm“


„Es ist wie in einem Horrorfilm“, sagt sie. Nicht wegen der Krankheit, sondern wegen der Art und Weise, wie mit ihr umgegangen wird. Ihre Kollegin habe „noch nie so viel Vernachlässigung gesehen. Sie (ihre Vorgesetzten) sind kalt, nichts kümmert sie mehr. Es sind Blinde, die Blinde führen.“


Die Patienten mit Covid-19 „sind krank, aber sie müssen nicht krank bleiben. Die Ärzte bringen sie um, statt ihnen zu helfen. Sie töten sie, indem sie sie an Beatmungsgeräte anschließen.“ Ausdrücklich spricht sie von „Mord“. Die Patienten „werden hier zum Verrotten und Sterben zurückgelassen. Menschen werden umgebracht, und niemanden kümmert es.“


Wehren können sich die Patienten „in diesem beschissenen Krankenhaus“ nicht. „Sie wissen es ja nicht besser. Sie haben keine Familie bei sich. Es ist niemand bei ihnen, der sich für sie einsetzt. Also haben sie Angst und geben ihr Einverständnis.“ Und wenn sie erst mal drin sind, dürfen keine Angehörigen mehr zu ihnen. Sie krepieren wehrlos und allein.


Dagegen weiß die Krankenschwester bloß einen Rat: „Lehnen Sie eine Intubation ab, wenn sie das nicht wollen. Sobald Sie Ihre Zustimmung geben, kommen Sie da vielleicht nie mehr raus.“


Wollten sich da zwei medizinisch Minderqualifizierte, ohne ausreichend Ahnung von therapeutischen Notwendigkeiten, bloß wichtig machen? Waren sie in erster Linie scharf auf die Abermillionen von Klicks, Likes und Shares, die ihre Videos einheimsten, ehe Twitter sie löschte?


Wie können sich zwei offenkundig nervenschwache Pflegekräfte bloß anmaßen, sich über den Stand der Wissenschaft hinwegzusetzen? Sind sie etwa schlauer als die Weltgesundheitsorganisation?

Von China verführt - Verhängnisvolle Leitlinie der WHO


Anfang März 2020 veröffentlichte die WHO ihre offiziellen Covid-19-Leitlinien für Gesundheitspersonal. (1) Darin empfahl sie eine rasche mechanische Beatmung als frühe Intervention – womit sie überraschenderweise von früheren Erfahrungen bei Epidemien mit Atemwegsviren abwich. (2)


Wie kam die WHO darauf? Sie verließ sich voll und ganz auf Empfehlungen in chinesischen Fachzeitschriften. Dort waren im Januar und Februar 2020 Artikel erschienen, die behaupteten, ein "chinesischer Expertenkonsens" fordere eine "invasive mechanische Beatmung" als First Choice, "erste Wahl", für Menschen mit mittelschwerer bis schwerer Atemnot. (3)


Zuvor hatte die WHO ein 25-köpfiges Expertenteam nach Wuhan geschickt. Neun Tage lang, vom 16. bis 24. Februar 2020, sollte die „Joint Mission“ vor Ort Eindrücke sammeln, vom Erfahrungsvorsprung chinesischer Ärzte und Wissenschaftler profitieren, sich den Maßnahmenkatalog der Gesundheitsbehörden erläutern lassen. Neugieriges, kritisches Nachfragen stand anscheinend nicht auf der Agenda. In ihrem anschließenden Bericht gibt die Delegation unkommentiert wieder, was sie für Chinas Erfolgsrezept hält: „Die Anwendung von Intubation/Invasivbeatmung und ECMO bei kritisch kranken Patienten kann die Überlebenschancen erhöhen.“ Bei drei von vier Intubierten habe sich der Zustand gebessert.


Weltweit, und auch im Hotspot New York, folgten Intensivmediziner daraufhin diesen Vorgaben – mit verheerenden Folgen, die sie miterlebten, aber hinnahmen.


„Wir folgen einem unwahren Paradigma“


Schrecklich genug, um lauthals zu protestieren und entsetzt das Weite zu suchen, war dieses Geschehen monatelang aber nur für einen einzigen beteiligten Mediziner: Dr. Cameron Kyle-Sidell. In einem der am stärksten betroffenen Krankenhäuser in New York City, dem Maimonides Medical Center, hatte er Intensivpatienten betreut. Am 31. März 2020 fand er den Mut, als Whistleblower aufzutreten. In einem weit verbreiteten Video schlug er Alarm wegen des Problems der Beatmungsgeräte:


„Wir folgen einem medizinischen Paradigma, das nicht wahr ist (...) Ich fürchte, dass diese fehlgeleitete Behandlung zu einer enormen Menge an Schaden für eine große Anzahl von Menschen in sehr kurzer Zeit führen wird (...) Ich kenne die endgültige Antwort auf diese Krankheit nicht, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ein Beatmungsgerät keine ist (…) Diese Methode, die gegenwärtig in jedem Krankenhaus des Landes verbreitet ist (…), richtet tatsächlich mehr Schaden als Nutzen an.“


Auch dieses Video löschte Twitter im Nu.


Die Nachrichtenagentur Reuters bekam trotzdem Wind davon. Im April befragte sie daraufhin Dutzende von medizinischen Spezialisten. Deren Stellungnahmen verdeutlichten, dass der übermäßige Einsatz von brachialer Beatmungstechnik zu einem weltweiten Problem geworden war: "Viele hoben die Risiken hervor, die sich daraus ergeben, dass die invasivsten Arten von ihnen - mechanische Beatmungsgeräte - zu früh oder zu häufig eingesetzt werden." (4)


Beim Intubieren wird zunächst ein Schlauch, der Tubus, in die Luftröhre geschoben, entweder über den Mund, die Nase oder, direkter, durch ein kleines Loch im Hals, nach Luftröhrenschnitt, einer Tracheotomie. Durch diesen Schlauch pumpt dann ein Gerät Luft in die Lungen, meist auch mit einer erhöhten Sauerstoffkonzentration. Sogenannte ECMO-Geräte leiten dazu das Blut des Patienten ab, um es außerhalb des Körpers mit Sauerstoff anzureichern. („ECMO“ steht für Extrakorporale Membranoxygenierung.) Übermäßiger Luftdruck kann jedoch das ohnehin entzündete Lungengewebe zusätzlich schädigen. Mancherorts pressten Maschinen mit 50 Millibar und mehr – rund das 17-fache des Drucks, den bei der natürlichen Spontanatmung das Zwerchfell aufbaut, indem es sich hebt und senkt. „Schon 40 Millibar Druck ist für das Gewebe einer kranken Lunge viel zu hoch. Mit jedem Atemzug wird es überdehnt, das führt zu irreversiblen Schäden,“ sagt Prof. Dr. Josef Guttmann, Leiter der Arbeitsgruppe Klinische Atemphysiologie der Freiburger Universitätsklinik.


Auch zuviel Sauerstoff ist Gift. Der lebensnotwendige Atemreflex kann aussetzen. Auch für das Herz kann eine Überdosis Sauerstoff tödlich sein.


Je schlechter die Lungen funktionieren, desto mehr Druck und Sauerstoff benötigen sie, um den Körper weiter ausreichend versorgen zu können. Dabei schließt sich ein Teufelskreis – schon nach drei Tagen steigt die Gefahr von Komplikationen dramatisch an. Unter anderem können Erreger über die Beatmungsschläuche in die Lunge eindringen. Bei Menschen, die selbsttätig atmen, werden sie mit dem Sekret aus der Lunge und den Bronchien über die Luftröhre nach außen befördert oder abgehustet; Diesen Abtransport beeinträchtigt der Schlauch stark, daher kommt es häufiger zu einer Lungenentzündung.


Damit nicht genug der Komplikationen. Während künstlicher Beatmung kann Mageninhalt über die Speiseröhre in die Atemwege gelangen. Der Rückstrom von venösem Blut zum Herzen kann vermindert sein, wie auch dessen Pumpleistung. Niere und Leber werden schlechter durchblutet. Der Hirndruck steigt.


Hinzu kommt, dass die Patienten mit Narkosemitteln ins künstliche Koma versetzt werden müssen; im Wachzustand könnte keiner einen Schlauch in der Luftröhre tolerieren. Gerade für Ältere, die Hauptrisikogruppe bei Covid-19, birgt die Sedierung über einen längeren Zeitraum aber erhebliche Risiken. Muskelschwund, Kreislaufprobleme bis hin zu Verwirrtheit, dem sogenannten Delir, können die Folgen sein.


Zudem verlängert das Intubieren die Liegezeit auf der Station drastisch, im Schnitt auf zwei bis drei Wochen. Das verknappt die Kapazitäten. Wer überlebt, bleibt im allgemeinen noch weitere Wochen im Krankenhaus.


„Überstürzter Aktionismus“


Warum trotzdem? Die chinahörige WHO-Leitlinie empfahl Intubieren bereits bei einer Sauerstoffsättigung unter 90%; im Bericht der „Joint Mission“ begann der vermeintlich kritische Bereich sogar schon unterhalb von 93 %. Schließlich liegt der Normalwert zwischen 97 und 100 %. (5) „Das haben wir in der Medizin aber nie so gemacht und es gibt dafür auch keine wissenschaftliche oder erfahrungsbasierte Evidenz“, kritisiert der Pneumologe Thomas Voshaar, Chefarzt der Lungenklinik im Krankenhaus Bethanien in Moers und zugleich Vorsitzender des Verbandes Pneumologischer Kliniken in Deutschland. Ganz im Gegenteil: Sauerstoffwerte von unter 90 Prozent kommen nicht nur in der Klinik, sondern auch bei anderen Lungenentzündungen häufig vor. Für das menschliche Gewebe sei eine niedrige Sauerstoffsättigung das gleiche wie eine Anämie, also ein Blutmangel. „Bei einer Anämie kommt es im Krankenhaus ja auch zu keinem überstürzten Aktionismus“, so Voshaar.


In der allgemeinen Übertragungshysterie um den vermeintlichen Killerkeim aus Fernost ging Selbstschutz vor. Auch befürchtete man, das Virus könnte auf andere Patienten überspringen. Im Frühjahr 2020, so blickt das Wall Street Journal zurück (6), war „weniger klar, wie sich das Virus ausbreitete. Schutzmasken und Schutzanzüge waren Mangelware. Die Ärzte hätten auch andere Arten von Atemunterstützung einsetzen können. (…) Aber frühe Berichte legten nahe, dass Patienten, bei denen sie zum Einsatz kommen, Aerosole mit gefährlichen Mengen des Virus versprühen könnten.“ Das Blatt zitiert Theodore Iwashyna, einen Intensivmediziner an der University of Michigan in Ann Arbor: „Wir haben kranke Patienten sehr früh intubiert. Nicht zum Wohle der Patienten, sondern um die Epidemie zu kontrollieren und andere Patienten zu retten", sagte Dr. Iwashyna. "Das fühlte sich schrecklich an."


Verfiel einer ähnlichen Aerosolphobie nicht das Robert-Koch-Institut, als es anfangs von Obduktionen an Covid-19-Opfern dringendst abriet? Beim Öffnen der Leichname, beim Zersägen von Knochen könnten virenlastige Feinsttröpfchen freiwerden, so unkte es lange Zeit. Wenigstens einer ließ sich glücklicherweise nicht bangemachen: der Leiter des Instituts für Rechtsmedizin am Uniklinikum Hamburg, Prof. Klaus Püschel. „Die Hygiene und die organisatorischen Abläufe bei Infektionskrankheiten wie COVID-19 sind im Hinblick auf Schutzmaßnahmen beim Umgang mit dem Leichnam sowie bei der Sektion eine alltägliche Routine, wie sie auch bei anderen infektiösen Leichen abläuft“, so stellt Püschel klar.


War SARS-CoV-2 etwa das erste epidemische Virus, das in westlichen Krankenhäusern auftauchte? Längst bestanden klare, bewährte Vorgaben, wie medizinisches Personal mit einer solchen Situation umzugehen hat. Außerdem boten epidemiologische und klinische Daten schon im Laufe des Februar 2020, spätestens aber in der ersten Märzhälfte immer mehr Anlass zur vorsichtigen Entwarnung: Dieses neue Coronavirus war kaum ansteckender, kaum pathogener, kaum tödlicher als Influenza – und wirklich gefährlich nur für Alte, Multimorbide, Immunschwache. Ganz gewiss aber war es keine Schwarze Pest, kein Ebola, kein Marburg-Fieber, kein MERS.


Auch unter Ärzten grassierte das Panikvirus


Zugegeben, selbst einem gestandenen Intensivmediziner mag es in der anfänglichen Massenpanik schwergefallen sein, kühlen Kopf zu bewahren. Sicher ist sicher, lautete allerorts die Devise, gerade im Gesundheitswesen. Aber wieso isolierte man Covid-19-Fälle dann nicht von Anfang an konsequent? Und warum schützte man das medizinische Personal nicht besser? Wieso fehlte es an Ausrüstung, und warum beschaffte man sie nicht umgehend? Wieso bemühte man sich nicht um kreative Lösungen, wie dies beispielsweise im St. Elisabeth-Krankenhaus in Halle geschah? „Wir haben das einfach mal ausprobiert“, so berichtet der Ärztliche Direktor Dr. Hendrik Liedtke, „und haben mit einer Schlauch-versorgten Vollschutzmaske aus dem Tauchsportbereich unsere Ärzte ausgestattet, sodass sie also nicht die Raumluft atmen müssen, sondern separierte Luft bekommen und das hat an sich so ganz gut funktioniert“.


Aber schrie das Leid nicht auch ohne Gegenargument längst zum Himmel? Hätte es nicht jeden Arzt mit einem Rest Verantwortungsbewusstsein und Mitmenschlichkeit, und in Erinnerung an den geleisteten Hippokratischen Eid, längst veranlassen müssen, sofort die Notbremse zu ziehen?


Zudem wirkten sich finanzielle Anreize fatal aus. Wie der Senator von Minnesota, Scott Jensen, erfolglos anprangerte, zahlt Medicare, die öffentliche Krankenversicherung, Kliniken eine drei Mal höhere Prämie, wenn sie einen Covid-19-Patienten an Beatmungsmaschinen anschließen. Wäre es nicht betriebswirtschaftlich töricht, dies zu unterlassen?


Monatelang verfuhren die allermeisten Intensivstationen rund um den Globus, insbesondere aber in Italien, Spanien und den Vereinigten Staaten, stur nach Schema F – nach dem tödlichen Behandlungsprokoll Chinas und der WHO. Rund um die Uhr beklagten Medien nicht etwa, was Beatmungsgeräte Schreckliches anrichteten, sondern wie schrecklich viele fehlten. „Wir haben hier fünf- bis sechstausend Beatmungsgeräte, benötigt werden 30.000“, beklagte New York Gouverneur Cuomo. „Wir müssen Leute losschicken, die in China welche einkaufen.“


Beatmungsmaschinen als Verkaufsschlager

Obendrein geriet das Reizthema zwischen die politischen Fronten. Den Gerätemangel schoben die Demokraten dem republikanischen Präsidenten in die Schuhe: Statt sich um das medizinisch Notwendige zu kümmern, gebe er den Covidioten, der die Pandemie verharmlose und auf eine Pseudoarznei namens Hydroxychloroquin setze. Das wollte Donald Trump nicht auf sich sitzen lassen. Vom Kongress bedrängt, zwang er den Automobilhersteller General Motors dazu, Ventilatoren zu bauen. Das Recht dazu gab ihm der Defense Production Act; 1950 während des Koreakriegs erlassen, ermächtigt dieses Gesetz den US-Präsidenten, Industriebetriebe notfalls zur Produktion bestimmter Güter zu verpflichten. Unterdessen hatte die Volksrepublik China, obwohl die Pandemie sie zuallererst und am wenigsten vorbereitet getroffen hatte, seltsamerweise keine sonderlich große Verwendung mehr für seine lebensrettenden Maschinen. Eifrig exportierte sie Beatmungsgeräte in alle Welt, in rauhen Mengen. Unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe verdiente China Unsummen daran, während sich ihr Staatsoberhaupt als großmütiger, vertrauenswürdiger, wohlwollender, verantwortungsbewusster Anführer der Welt inszenierte. Angebliche Sachspenden erwiesen sich bei Recherchen als kaufvertraglich abgesicherte Lieferungen. Mindray, mit 7500 Beschäftigten Chinas größter börsennotierter Hersteller von Medizintechnik, steigerte vor allem dank des Beatmungsgeschäfts seine Marktkapitalisierung ab Pandemiebeginn um 100 Prozent. Von Januar 2020 bis zur zweiten Februarwoche 2021 verdreifachte sich der Aktienkurs nahezu, aus knapp 23 Euro wurden mehr als 67. Bis September 2020 schnellte der Jahresumsatz auf über 4,5 Milliarden Euro, vor allem weil Ventilatoren weggingen wie warme Semmeln, zum Stückpreis von 10‘000 bis 45‘000 Euro – da konnten Geschäftsführung und Aktionäre durchaus jene 3,8 Millionen Euro verschmerzen, die sie für Gerätespenden steuergünstig abschrieben.


Die Statistik verdeckt menschliche Tragödien zuhauf


Von Tokio über Berlin bis New York war bis April 2020 unter Intensivmedizinern, die das Lesens und Zuhörens fähig waren, allgemein bekannt, dass der frühe Einsatz von Beatmungsgeräten den Covid-19-Patienten weitaus mehr schadet als nützt. Schlimmer noch: Er türmt Leichenberge auf. Im Zahlenwust von Statistiken verschwinden menschliche Tragödien zuhauf. Kein Blatt vor den Mund nimmt dabei der renommierte Pneumologe Martin Tobin vom Veterans Affairs Hospital in Hines, Illinois. Im großzügigen Einsatz der künstlichen Beatmung sieht er „den sichersten Weg, um die Mortalität von Covid-19-Patienten zu erhöhen“. (7)

Wie könnte solcher Horror einen Arzt überraschen, der weder sein Studium noch laufende Fortbildungen verpennt hat? Dass invasive Beatmung mit enormen Risiken verbunden ist, „wissen wir schon seit zehn Jahren“, sagt der Pneumologe Thomas Voshaar. „Wir haben uns zu Beginn der Pandemie weltweit an chinesischen Beobachtungen orientiert und die Warnung, dass viele sterben, wenn zu spät beatmet wird, in eine Strategie des frühen Intubierens umgewandelt. (…) Der Lockdown, der uns Milliarden kostet, soll verhindern, dass die Intensivstationen mit Covid-19-Patienten überlastet werden, aber dann wählen wir eine Behandlungsmethode, die dazu beiträgt, dass Patienten vielleicht unnötig sterben und auch länger auf der Intensivstation bleiben müssen. Das ergibt keinen Sinn.“


Von Anfang an hätten Alternativen offengestanden


Müsste sich unter Intensivmedizinern nicht bis spätestens Frühjahr 2020 herumgesprochen haben, dass weniger invasive Maßnahmen bei Covid-19 die Genesung überaus effektiv unterstützen? (8) Von Anfang hätten Alternativen offengestanden, im Rahmen einer abgestuften, behutsam fortschreitenden Vorgehensweise, die sich schon seit den achtziger Jahren bewährt hatte. Invasiv zu beatmen, ist eine wichtige, lebensrettende Maßnahme, wenn Schwerstkranke und Verletzte nicht mehr selbstständig atmen können. Bei einem Großteil der Covid-19-Patienten besteht aber gar keine Indikation dafür. Zwar setzt bei schweren Verläufen Atemnot ein – die Betroffenen überkommt dann panische Angst zu ersticken, weil sie kaum noch Luft bekommen. Bevor man dagegen schwerste Geschütze auffährt, hätte man zunächst auf die eher sanfte Tour ansetzen können: nichtinvasiv. Anfangs tut es womöglich eine Nasensonde, die mit Sauerstoff angereicherte Luft zuführt, während der Patient normal und selbständig atmet. Reicht sie nicht aus, bietet sich eine dicht schließende Maske oder ein spezieller Helm an. CPAP-Geräte ersetzen das natürliche Atmung nicht, sondern unterstützen es: In der Phase des Einatmens erzeugen sie einen leichten Überdrück. (CPAP steht für Continuous Positive Airway Pressure, englisch für ständiger positiver Druck in den Atemwegen.) Eine abgewandelte Form bilden BIPAP-Geräte: Während des Einatmens sorgen sie für einen etwas höheren Druck aus, eim Ausatmen einen niedrigeren. (BIPAP ist eine Abkürzung für Biphasic Positive Airway Pressure.)


Bei allerdem bleibt der Patient ansprechbar, er ist bei vollem Bewusstsein, er kann sich mitteilen. Auch muss er nicht künstlich ernährt werden, weil er weiterhin selbstständig essen und trinken kann. Die Beatmung muss nicht ununterbrochen stattfinden; manchmal genügt es, sie über Nacht vorzunehmen. Und sie kann auch zu Hause erfolgen. Heimbeatmung ermöglicht es Langzeitpatienten, in die eigenen vier Wände zurückzukehren. Damit macht sie knappe Plätze auf Intensivstationen frei – vorausgesetzt, diese Entlastung ist politisch gewollt.


Viel zu spät, viel zu langsam setzte ein Umdenken ein. Weltweit starben noch Ende März 2020 knapp 60 % aller Covid-Patienten auf Intensivstationen. Bis Ende Mai fiel die Quote auf 41,6 %, bis Ende September auf 35,5 %. (9) Doch lange Zeit kam Maschineneinsatz fast schon einem Todesurteil gleich. Eine Studie aus New York City fand eine Mortalität von 97,2 % bei über 65-jährigen Covid-Patienten, die mechanisch beatmet wurden. (10)

Wie viele Leitmedien haben diesen unfassbaren Skandal auch nur aufgegriffen, geschweige denn angeprangert - und Verantwortliche zur Rede gestellt?


In Deutschland kamen bis zur zweiten Oktoberhälfte 2020 insgesamt über 19.000 Covid-19-Patienten auf eine Intensivstation. Von ihnen starben dort mehr als 4.000. Eine Mortalität von 23 % errechnete das Robert-Koch-Institut daraus. Werden Betroffene invasiv beatmet, so schießt diese Quote allerdings auf 50 bis 60 % in die Höhe, bei über 80-Jährigen sogar auf 72 %.


Liegt es bloß daran, dass diejenigen, die an Maschinen angeschlossen werden, ihrem letzten Atemzug ohnehin schon viel näher sind als andere? Oder sinken ihre Überlebenschancen wegen der Maschinen?


Das Moerser Modell: Hätte es 16.000 deutsche Covid-Patienten retten können?


Schon im März 2020 entwickelte Voshaar speziell für die Behandlung von Covid-Schwerkranken ein nichtinvasives Konzept, nach dem es ausreicht, eine Atemmaske zu tragen, je nach Schwere der Erkrankung mehrere Stunden pro Tag oder fast durchgängig. Mit dieser Methode können Patienten im Schnitt schon sechs bis zwölf Tage nach Symptombeginn die Klinik verlassen; somit schrumpft ihre Verweildauer um die Hälfte.


Seit Beginn der Pandemie wurden in der Moerser Lungenklinik bis Ende 2020 bereits 250 Patienten behandelt - nur 15 sind bisher verstorben. „Damit haben wir eine geringe Sterblichkeit, die bei 5,5 % liegt“, rechnet Voshaar vor. Im Vergleich dazu liege die Gesamtsterblichkeit bei Covid-19 in deutschen Krankenhäusern über alle Altersgruppen und Schweregrade bei 22 %.


Das bedeutet? Bis zur zweiten Februarwoche 2021 sind hierzulande über 70.000 Corona-Patienten intensivmedizinisch versorgt worden; davon verstarben rund 20.000. Dank Voshaars Konzept hätten es unter 4.000 sein können. Demnach dürfte das verhängnisvolle Behandlungsprotokoll, welches das Duo Infernale aus WHO und Kommunistischer Partei Chinas in die Fachwelt setzte, allein in Deutschland 16.000 Menschenleben gekostet haben, die zu retten gewesen wären; die weltweite Opferzahl geht womöglich in die Millionen. Wieso herrscht darüber das große Schweigen?


Auf Nicole Siroteks Spuren war eine investigative Journalistin mehrere Monate lang undercover unterwegs: Erin Marie Olszewski. Auch sie, eine examinierte Krankenschwester aus Florida, arbeitete im Elmshurst Hospital von New York. Ihre beklemmenden Erlebnisse hat sie mittlerweile in Buchform verarbeitet. Im August 2020 erschien Undercover Epicenter Nurse: How Fraud, Negligence, and Greed Led to Unnecessary Deaths at Elmhurst Hospital. Nachdem Olszewski zuvor im Irak gedient hatte, fühlte sie sich in New York „zurück an der Front - und dieses Mal war die Situation noch schlimmer“. Selbst Menschen, die mehrfach negativ auf Covid-19 getestet worden waren, wurden allein aufgrund verdächtiger Symptome oder Kontakte als Covid-bestätigt abgestempelt, an Beatmungsgeräte angeschlossen und mit Beruhigungsmitteln zugedröhnt, so dass sich ihr Zustand schnell verschlechterte. Erin wollte nicht tatenlos zusehen, wie ihre Patienten unter ihrer Aufsicht weiter starben, aber sie wusste, dass man ihr nicht glauben würde, wenn sie die schockierende Wahrheit sagte. Und so beschloss sie, undercover zu gehen, Gespräche mit anderen Krankenschwestern aufzuzeichnen, Kunstfehler aufzunehmen. Was sie fand, teilte sie in sozialen Medien, „um Gerechtigkeit zu fordern“. Es überrascht nicht, dass sie dafür gefeuert wurde.


Mörderisches Gaukelspiel als Kriegslist?


Jedes Dementi wäre Fake News: Die Early Action-Anleitung für Beatmungsgeräte, von der Weltgesundheitsorganisation weltweit verbreitet, tötete Hunderttausende von unschuldigen, wehrlosen Patienten. Die WHO erhielt sie aus China, und dieser Zusammenhang wirft Fragen auf, die wir uns von keinem selbsternannten Faktenchecker als „verschwörungstheoretisch“ wegzensieren lassen sollten. Nach allem, was wir über die menschliche Anatomie wissen, funktionieren chinesische Lungen nicht erheblich anders als europäische und nordamerikanische. Wenn Beatmungstechniken, die chinesische Wissenschaftler „evidenzbasiert“ nachdrücklich empfehlen, in New York neun von zehn hospitalisierten Covid-Patienten umbringen, dann gewiss nicht erheblich weniger in Wuhan oder Peking. Da das Virus in China, seinem Ursprungsland, viele Wochen früher um sich griff als im Westen, musste es entsprechend früher Intensivstationen gefüllt haben. Bereits in der ersten Februarhälfte müsste in Xi Jin-Pings Riesenreich klar gewesen sein, was Ventilatoren anrichten. Dass die gesammelten Erfahrungen nicht nach außen drangen, kann nur einen Grund haben: Kritische Ärzte schwiegen oder wurden zum Schweigen gebracht; massiv datenfälschende Studien wurden von der Kommunistischen Partei bestellt, gefördert, massenmedial propagiert – und zügig an die WHO weitergereicht, mit wärmsten Empfehlungen an Tedros Ghebreyesus, den Gesinnungsgenossen auf dem Direktorenstuhl, auf dem er nie säße, wenn Peking ihn nicht protegiert hätte.


Übrigens haben weder die WHO noch die chinesische Regierung jemals ihr katastrophales Versagen eingestanden, geschweige denn bedauert.


Wozu das mörderische Gaukelspiel? Als Waffe zur Pandemiebekämpfung ist der „Lockdown“ eine Erfindung des chinesischen Parteichefs und Staatspräsidenten. Falls er sie als Kriegslist einsetzt, um westlichen Demokratien zu schaden, muss er die mutmaßliche Katastrophe, der es zu begegnen gilt, möglichst schrecklich erscheinen lassen. Dazu bedarf es möglichst vieler „Fälle“ von mutmaßlichen Infektionen – Drostens PCR-Test lieferte sie wie bestellt, entwickelt aufgrund virologischer Informationen aus China. Darüber hinaus muss es möglichst viele Opfer geben – je mehr Tote, desto imposanter Johns Hopkins´ allgegenwärtiges Dashboard. Um so dramatischer erscheint die Krankheit: „So schlimm ist sie, dass man kaum Überlebenschancen hat, obwohl man mit modernster Technik versorgt wird!“


Und je mehr invasive Beatmungen stattfinden, desto wahrscheinlicher überlasten sie die Kapazitäten des Gesundheitssystems – denn um so länger belegen Betroffene ihre Betten. Nach Daten der AOK, bei der rund ein Drittel der deutschen Bevölkerung versichert ist, verbringen Covid-19-Erkrankte im Schnitt zwei Wochen im Krankenhaus; werden sie beatmet, verlängert sich ihr Aufenthalt auf 25 Tage.


Insofern spielen weißbekittelte Ventilator-Fetischisten allen Panikmachern vorzüglich in die Karten. Entsetzlicherweise richten sie in vielen Ländern bis heute Unheil an, unter dem Deckmantel der Seuchenbekämpfung. Nicht einmal in Deutschland haben sich alle Intensivstationen bereits davon verabschiedet. „Das ist einer der größten Fehler, den wir in der Pandemiebekämpfung gemacht haben, denn dafür gab es keinerlei wissenschaftliche Evidenz“, steht für Voshaar fest. „Wir müssen in der Medizin einen anderen Weg gehen.“

Harald Wiesendanger

Anmerkungen

(1) World Health Organization: „Clinical management of severe acute respiratory infection (SARI) when COVID-19 disease is suspected“, 13. März 2020, https://www.who.int/docs/default-source/coronaviruse/clinical-management-of-novel-cov.pdf.

(2) Philippe Rola u.a.: „Rethinking the early intubation paradigm of COVID-19: time to change gears?“, Clinical and Experimental Emergency Medicine 7 (2), 10. Juni 2020, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7348679/.

(3) Fujun Peng u.a.: „Management and Treatment of COVID-19: The Chinese Experience“, Canadian Journal of Cardiology 36 (6), 17.4.2020, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7162773/.

(4) Silvia Aloisi u.a.: „Special Report: As virus advances, doctors rethink rush to ventilate“, Reuters, 23.4.2020, https://www.reuters.com/article/us-health-coronavirus-ventilators-specia/as-virus-advances-doctors-rethink-rush-to-ventilate-idUSKCN2251PE.

(6) Melanie Evans: „Hospitals Retreat From Early Covid Treatment and Return to Basics“, Wall Street Journal, 20.12.2020, https://www.wsj.com/articles/hospitals-retreat-from-early-covid-treatment-and-return-to-basics-11608491436.

(8) Sharon Begley: „With ventilators running out, doctors say the machines are overused for Covid-19“, Stat, 8.4.2020, https://www.statnews.com/2020/04/08/doctors-say-ventilators-overused-for-covid-19/.

(10) Safiya Richardson u.a.: „Presenting Characteristics, Comorbidities, and Outcomes Among 5700 Patients Hospitalized With COVID-19 in the New York City Area“, Journal of the American Medical Association (JAMA) 323 (20), 22. April 2020, https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2765184.

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