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  • Dr. Harald Wiesendanger

Homöopathie "nutzlos"?

Aktualisiert: 13. Jan.

Gesundheitsminister Lauterbach will Homöopathie als Kassenleistung streichen. Wieso? Weil "Leistungen, die keinen medizinisch belegbaren Nutzen haben, nicht aus Beitragsmitteln finanziert werden dürfen“. Es fällt schwer, ein derartiges Statement weder auf Inkompetenz noch auf Lobbysteuerung zurückzuführen.



Eine „gefährliche Pseudowissenschaft“ sei die Homöopathie, so twitterte Karl Lauterbach 2022. Dabei hätte er robuste Belege dafür, wie wirksam diese Therapierichtung sein kann, spätestens sechs Jahre zuvor einer Metaanalyse entnehmen können, die placebo-kontrollierte, doppelblinde, randomisierte, kontrollierte Studien auswertete. Dabei ergab sich: Bei homöopathischen Arzneimitteln ist die Wahrscheinlichkeit um eineinhalb bis zwei Mal höher, dass sie im Vergleich zu Placebo eine Wirkung erzielen, wenn sie bei einer individuell abgestimmten Behandlung verschrieben werden.


Mittlerweile liegen rund 170 hochwertige Studien über den medizinischen Nutzen der Homöopathie vor - in den meisten hat sie sich gegenüber einem Placebo als überlegen erwiesen. Keine davon berücksichtigte der „Nationale Gesundheits- und Forschungsrat“ (NHMRC), als er die Homöopathie „überprüfte“. Ebenso ignorierte sie der “Wissenschaftliche Beirat der Europäischen Akademien” (EASAC), der die EU-Kommission berät, in seiner skandalösen Stellungnahme zur Homöopathie. Unfassbar, ungefähr nach dem Motto: "Meine Augen sind zu, also ist es dunkel."


Übrigens würde Lauterbach mit seiner Maßnahme die Gesetzlichen um gerade mal zehn Millionen Euro entlasten. Hätte er sich auf der Jagd nach “Leistungen ohne medizinisch belegbaren Nutzen“ nicht eher die „Schutz“masken und „Schutz“impfungen der Corona-Jahre vorknöpfen müssen? Allein damit hätte sich ein zweistelliger Milliardenbetrag einsparen lassen, mit dem man locker jedem deutschen Haushalt eine Wärmepumpe spendieren könnte – und jedem Bauernhof seinen Billigdiesel.


Ebensowenig wie eine Krankheit mit Globuli - so konstruiert unser Gesundheitsminister den hinkendsten aller Vergleiche - "lässt sich der Klimawandel mit der Wünschelrute bekämpfen“ – oder eine virale Infektwelle mit der Gesichtswindel.


Im übrigen dürfte es jeder Fan wissenschaftlicher Evidenzbasierung außerordentlich begrüßen, wenn das Kriterium des „medizinisch belegbaren Nutzens“ endlich einmal gnadenlos auf sämtliche Produkte und Leistungen der Schulmedizin angewandt würde. Geschähe das konsequent: Wo lägen dann wohl unsere Beitragssätze zur Krankenversicherung?


Warum es Homöopathie weiterhin so schwer hat, Skeptiker zu überzeugen, brachte schon 1991 eine niederländische Forschergruppe auf den Punkt, nachdem sie 107 kontrollierte Studien ausgewertet hatte:  „Wir sind von der Menge an positiven Nachweisen, sogar unter den besten Studien, überrascht. Aufgrund der Datenlage wären wir bereit, zu akzeptieren, dass Homöopathie wirksam sein kann, wenn nur der Wirkmechanismus plausibler wäre.“ Aber ist denn ausgeschlossen, dass ein Phänomen existiert, solange unklar ist, warum? Wer beides nicht auseinanderhalten kann, hat keine Ahnung von Wissenschaft. Dann wird er besser Pharmareferent als Gesundheitsminister.


Worum es hier in Wahrheit gehen könnte, lässt ein Ausblick der US-Marktforschungsfirma Transparency Market Research ahnen. Der weltweite Umsatz von homöopathischen Produkten, der im Jahr 2021 bei 10,7 Milliarden US-Dollar lag, dürfte demnach bis Ende 2031 auf 32,4 Milliarden wachsen. Ist es nicht ärgerlich, dass Big Pharma dadurch Marktanteile verlorengehen?


Titelbild: Collage aus Fotos von Bruno/Pixabay und Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=110143015

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