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  • Dr. Harald Wiesendanger

Endlich Licht am Ende des Tunnels?

Aktualisiert: 1. Mai 2021

Schon in wenigen Monaten werde die Pandemie überwunden sein: Dies verkündete der Regionaldirektor der Weltgesundheitsorganisation für Europa, der Belgier Hans Henri Kluge, im dänischen Fernsehen. Ungeachtet grassierender Mutationen verliere SARS-CoV-2 nämlich überraschend schnell an Kraft.


Nachdem die Infektionszahlen in der zweiten Januarwoche ihren Höhepunkt erreichten, fallen sie seither im weltweiten Durchschnitt kontinuierlich – bei weitem stärker und schneller als von vielen Experten befürchtet. „Es wird weiterhin ein Virus geben, aber ich glaube nicht, dass Einschränkungen nötig sein werden“, sagte Kluge.


Dass ein Virus mutiert, sei kein Grund zur Sorge, sondern völlig normal, ja eher erfreulich. Denn dabei schwäche sich ein Erreger in aller Regel ab.


Darauf hingewiesen hatte schon vor Wochen der Epidemiologe Klaus Stöhr, früherer Leiter des Globalen Influenzaprogramms und SARS-Forschungskoordinator: Die Erfahrung mit früheren Pandemien mache ein plötzliches Abebben wahrscheinlich.


Diese Einschätzung teilen Heiner Fangerau, Direktor des Instituts für Medizingeschichte der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, und der Virologe Hendrik Streeck, Leiter des Instituts für Virologie der Universität Bonn.


Einseitig auf „Inzidenzen“ und „r-Werte“ zu starren, Panikmache mit Ansteckungs“wellen“, „Risikogebieten“ und „Hotspots“ zu betreiben, wird somit noch törichter, als es immer schon war. Bloße Infektionen sind klinisch belanglos – infiziert sind wir alle zeitlebens mit mehr Viren und Bakterien, als wir Körperzellen haben. Worauf es ankommt, ist vielmehr die Gefährlichkeit eines Erregers: Wie viele Menschen macht er wie schwer krank? Wie viele erliegen ihm?


Dass Mutationen gewöhnlich der Anfang vom Ende einer Pandemie sind, bekräftigt eine im Fachmagazin Science veröffentlichte Studie von Wissenschaftlern der Universitäten in Pennsylvania und Atlanta unter Leitung der Biologin Jennie Lavine. Sie rechnet damit, dass SARS-CoV-2 bald „endemisch“ wird, sich also bloß noch regional begrenzt verbreitet.


Der anhaltende Alarmismus von Regierungen deutet allerdings darauf hin, dass sie die hoffnungsvollen Expertenprognosen vorerst ignorieren. Auch mit anderen Warnungen kann sich die WHO bislang wenig Gehör verschaffen: Seit längerem rät sie dringend von Lockdowns ab, weil der angerichtete Schaden den fragwürdigen Nutzen bei weitem übersteige. Auch schränkt die WHO mittlerweile jenen berüchtigten „Testen! Testen! Testen“-Appell ein, den ihr Generalsekretär Tedros Ghebreyesus im März 2020 in die Welt hinausgeblasen hatte. Bei symptomfreien Personen sei ein einziger PCR-Test nicht aussagekräftig, darauf gestützte Maßnahmen wie Quarantänen und Reisebeschränkungen fragwürdig, so betont die WHO inzwischen. Wo das Testergebnis nicht zum klinischen Befund des Untersuchten passt, bedürfe es einer weiteren Probe.

Hinter der Glasfassade der Genfer WHO-Zentrale scheint indes ein Kampf um die Deutungshoheit über das Pandemiegeschehen im Gange. Ohne seinen Kollegen Kluge zu erwähnen, beeilte sich der WHO-Nothilfekoordinator Michael Ryan mit einer Stellungnahme, die nach einem Dementi klingt. „Es wäre sehr verfrüht und unrealistisch zu glauben, dass wir bis Ende des Jahres mit diesem Virus fertig werden“, äußerte er am 1. März. Worauf Ryan seinen Pessimismus stützt, verschwieg er. (1)

Das Licht am Ende des Tunnels: Es könnte ein entgegenkommender Zug sein.


Harald Wiesendanger


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