Propaganda, neumodisch als „Public Relations“ beschönigt, ist beispielsweise die Kunst, eine Plandemie als Jahrhundertseuche zu inszenieren, ohne dass es sonderlich auffällt. Als geistiger Vater moderner PR gilt Edward Bernays (1891-1995). Am 22. November jährt sich sein Geburtstag zum 130. Mal – inmitten der Coronakrise ein passender Anlass, seines brandgefährlichen Lebenswerks zu gedenken, mit dringend gebotener Distanz.
Wie Spiritisten glauben, verkrümeln sich nicht alle Totengeister unverzüglich ins Jenseits oder bevorzugen die finale Vernichtung. Manche mögen weiterhin erdnah verweilen. Hier vertreiben sie sich die Zeit damit, Uhren anzuhalten, umgestülpte Gläser zu verrücken, Türen aufzustoßen und auf Dachböden zu randalieren – vorzugsweise nachts. Der Geist jedoch, um den es in diesem Beitrag geht, kriegt rund um die Uhr etwas weitaus Beunruhigenderes zustande: Er macht besessen – nicht bloß ein einziges Opfer, sondern unzählige. In sie eingedrungen, nistet er sich in ihrem Gehirn ein. Dort kann er ihnen Motivationen, Absichten und Pläne eingeben, die viele von uns für unmoralisch, krank und dringend behandlungsbedürftig befinden würden – es sei denn, er hat auch uns im Griff.
Der Geist, von dem hier die Rede sein soll, gehört einem Urenkel von Sigmund Freud. Sein Inhaber kam 1891 in Wien zur Welt, 1995 starb er in New York. Aber noch über ein Vierteljahrhundert danach spukt er in den Köpfen eines ganzen Berufsstands herum: der Fachleute für „Public Relations“, mit einem altmodischen Synonym: für Propaganda. In der Coronakrise spielen sie eine Schlüsselrolle.
Am 22. November jährt sich sein Geburtstag zum 130. Mal – ein passender Anlass, seiner zu gedenken, hin- und hergerissen zwischen Anerkennung und Abscheu.
„Die Herde muss geführt werden“
Medien betrachten wir als Mittel, Informationen zu erhalten und auszutauschen. Aber man kann sie auch anders sehen: als Mittel, Macht über uns zu auszuüben – darüber, wie wir denken und fühlen. Was wir schätzen. Was wir haben möchten, was wir ablehnen. Wovor wir Angst haben sollten. Und was wir zu tun haben, damit wir uns nicht länger fürchten müssen.
Die hohe Kunst, zu diesem Zweck mit uns öffentlich zu kommunizieren, hat fast im Alleingang in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ein Mann begründet, vor dem sich PR-Fachleute weltweit bis heute voller Respekt und Bewunderung verneigen: Edward Louis Bernays. Seine Hauptwerke Crystallizing Public Opinion (1923) und Propaganda (1928) wurden zu Bibeln der Branche, er selbst zum Urvater aller Spin-Doctors (1), jener gefragten Medien-, Image- oder politischen Berater, die für ihre Auftraggeber Ereignisse unterschwellig manipulierend mit dem richtigen „Dreh“ (engl. spin) versehen. Im Jahr 1990 kürte ihn das Magazin Life zu einer der hundert einflussreichsten Persönlichkeiten des Jahrhunderts.
Zu solchen Ehren hätte es Bernays wohl kaum gebracht, wenn er 1891 in Wien nicht zufällig als Neffe von Sigmund Freud zur Welt gekommen wäre. Seine Mutter war Freuds Schwester Anna, sein Vater Ely der Bruder von Freuds Ehefrau Martha. Edward war noch ein Säugling, als seine Eltern 1892 in die USA auswanderten und nach New York City zogen. 1912 erlangte ihr Filius einen Abschluss in Agrarwissenschaft an der Cornell University. Anschließend zog es ihn aber in den Journalismus.
Der Journalist berichtet Tatsachen – Bernays hingegen stand eher der Sinn danach, Tatsachen zu schaffen: psychologische. Ihn faszinierte die Frage, wie und in welchem Maße Menschen beeinflussbar sind. Die entscheidenden Anregungen hierzu verdankt er den „Grundlagen der Psychoanalyse“ seines berühmten Onkels. Freud hatte Homo sapiens, den ich-gesteuerten Zweibeiner, dessen Handeln in bewussten, vernünftigen Entscheidungen gründet, vom Sockel geholt. Die Psychoanalyse entlarvt die „Krone der Schöpfung“ als ein irrationales, letztlich von unbewussten Trieben und Impulsen gesteuertes Wesen, das kulturell gebändigt und gesteuert werden muss. Wer sich darauf versteht, bekommt die Massen in den Griff.
Gelegenheit für eine erste Probe aufs Exempel bot der Erste Weltkrieg. Anfangs betrachtete die amerikanische Bevölkerung ihn mehrheitlich als europäische Angelegenheit; es herrschte Unverständnis vor, weshalb Washington seine Söhne opfern wollte, um in eine verlustreiche Schlacht jenseits des Großen Teichs zu ziehen, gegen das ferne Deutsche Kaiserreich und die österreichische Donaumonarchie. Um für das blutige Engagement zu werben, hatte die US-Regierung unter Woodrow Wilson 1917 ein Committee on Public Information eingerichtet – und Bernays angeheuert. Dieser gab der Kampagne den entscheidenden Dreh: „Make the world safe for democracy“, textete er – amerikanische Waffen sorgen für eine sichere, friedvolle Weltordnung.
„Sell an experience, not a product“
Nach Kriegsende wartete auf den Godfather des „Meinungsorganisierens“ sogleich die nächste propagandistische Herausforderung. Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert hatten sich die USA zu einer Industriegesellschaft gewandelt, die am Fließband Waren über Waren produzierte. Der Konsum hielt damit aber nicht Schritt, und das bereitete Unternehmern immer mehr Sorgen. Von wenigen Reichen abgesehen, kauften die Verbraucher nur, was sie unbedingt brauchten; Autos, Schmuck, vornehme Kleidung zählten nicht unbedingt dazu. Herkömmliche Werbung bestand deshalb darin, die Nützlichkeit und Haltbarkeit bestimmter Produkte hervorzuheben – und jene der Konkurrenz in diesen Hinsichten madig zu machen.
Das war grundfalsch, befand Bernays: Vielmehr muss man die Leute dazu bringen, Dinge zu kaufen, die zwar nicht lebensnotwendig sind, aber einen hohen symbolischen Wert besitzen – sie dienen zur Selbstdarstellung und zum Selbstausdruck. „Express yourself“ muss zur Maxime der Kaufentscheidung werden. An dieses irrationale Begehren sollte Werbung appellieren. Eine Kultur des Bedarfs muss sich zu einer Kultur der Wünsche wandeln. In ihr werden nicht einfach Produkte verkauft, sondern die Erfüllung von Sehnsüchten, die Verwirklichung von Phantasien, erstrebenswerte Erscheinungs- und Verhaltensweisen, Schönheit und Genuss, ein neues Lebensgefühl, ja ein neues Selbst. Sell an experience, not a product.
Aber welche Symbolkraft könnte schon eine Zigarette besitzen, zumal in den Händen einer Frau? Dass das „schwache Geschlecht“ rauchte, gar in der Öffentlichkeit, galt zu jener Zeit als äußerst unschicklich, es war verpönt. Diese breite öffentliche Missachtung bescherte der Tabakindustrie ein Absatzhindernis, und daran wollte sie mit Bernays Hilfe etwas ändern. Bloß wie?
Bernays Geniestreich kam bei der traditionellen Osterparade 1929 in New York City zur Aufführung. Zehntausende flanierten auf der Fifth Avenue, unter ihnen eine Gruppe von Frauen, die Bernays angewiesen hatte, sich als Suffragetten zu verkleiden. Als Zeitungsreporter sie fotografierten, zogen sie aus ihren Strumpfbändern Zigaretten, zündeten sie an und proklamierten sie als „torches of freedom“, als „Fackeln der Freiheit“. So wurde der Glimmstengel schlagartig zum Symbol der Emanzipation – und fortan bröckelte der Widerstand gegen das Rauchen. (2)
„Die Masse will geführt werden“
„Die Masse will geführt werden“, war Bernays klar. Denn die Wirklichkeit ist zu komplex für sie. Deshalb greift sie zu Klischees und Stereotypen, die man ihr eintrichtert – und orientiert sich an Opinion Leaders, diese wissen mehr, sie können mehr. „Wenn man die Führer beeinflussen kann, beeinflusst man automatisch deren Gruppe“, schrieb Bernays ein Dreivierteljahrhundert, bevor das „Influencer Marketing“ einen Namen erhielt und in Mode kam. Und wer eignet sich zur Meinungsführerschaft besser als Wissenschaftler und Ärzte? Bernays wusste „mit mathematischer Sicherheit, dass eine große Zahl von Menschen dem Rat ihrer Ärzte folgen wird, weil er“ - der PR-Mann – „das psychologische Abhängigkeitsverhältnis der Menschen von ihren Ärzten versteht." (3) Wann immer wir auf eine gesponserte Umfrage oder Studie stoßen, vor allem wenn sie sich als Wissenschaft tarnt, ist Bernays´ Geist am Werk.
„Let experts tell and sell your story“: Auf dieses Prinzip setzte Bernays, als ihn ein Großfabrikant von Schinken anheuerte, dessen Absatzzahlen rückläufig waren. Beim Stichwort „Schinken“ dachte Bernays sogleich an Frühstück. Bis dahin waren die Amerikaner gewohnt, dass morgens auf dem Esstisch Saft, Toast und Kaffee standen. Also mussten sich die Frühstücksgewohnheiten der Nation ändern. Dazu holte Bernays die Meinungen von bekannten Ärzten ein, ob sie aus medizinischer Sicht eher ein leichtes oder ein deftiges Frühstück bevorzugten. Die deftige Variante gewann, seither gehören „Bacon and Eggs“ zu Amerika wie Hamburger und Cola.
Sein Ruf, solche Propagandaerfolge am Fließband zu erzielen, machte Bernays jahrzehntelang zu einem der begehrtesten Verkaufsförderer großer Konzerne. Sie standen buchstäblich Schlange bei ihm, von Philip Morris über die Allstate-Versicherungen, die Blei-Industrie und die Chemieriesen Union Carbide und Du Pont bis hin zu den Pharmagiganten Pfizer, Eli Lilly und Ciba Geigy. (4) Während ihm Generationen von PR-Profis zu Füßen liegen, verabscheuen ihn Kritiker als „Gründungsvater der Lügen“, der insofern „Amerika erfunden“ habe.
Seine Massenverführungskünste imponierten selbst Nazi-Größen; bei Josef Goebbels soll ein Exemplar von Crystallizing Public Opinion im Bücherregal gestanden haben. „Selbstverständlich“, so hatte Goebbels 1933 erklärt, „hat die Propaganda eine Absicht. Aber diese Absicht muss so klug, so virtuos kaschiert sein, dass der, der von dieser Absicht erfüllt werden soll, das überhaupt nicht merkt.“ (5) Das hätte von Bernays stammen können. Den Antisemitismus des Dritten Reichs durchschaute er ohne weiteres: „Offensichtlich war die Attacke gegen die Juden Deutschlands kein emotionaler Ausbruch der Nazis, sondern eine wohlüberlegte, geplante Kampagne.“ (6)
Blaupause für eine ganze Branche: Das Berufsethos des PR-Papstes schloss Skrupellosigkeit ein
Als sich der Meisterpropagandist Ende der Zwanziger Jahre von der Tabakindustrie kaufen ließ, konnte er sich wohl noch auf ein einigermaßen reines Gewissen berufen: Die Forschungslage zum Krebspotenzial von Glimmstengeln war noch dünn, und selbst Ärzte rauchten wie die Schlote. Anders verhielt es sich bei einer Kampagne, die seine Fans zu Bernays´ brilliantesten Geniestreichen zählen: sein entscheidender Beitrag zur Fluoridierung von Trinkwasser, fast überall in den Vereinigten Staaten.
Schon lange galt Fluorid zurecht als eines der toxischsten Elemente, die in der Erdkruste vorkommen. Die Öffentlichkeit kannte es vor allem als Hauptbestandteil von Insekten- und Rattengift. Unglücklicherweise entstehen Fluoride als Nebenprodukte vieler industrieller Produktionsprozesse, die Luft und Wasser belasten. Als der ärgste Umweltsünder war hierbei die Aluminiumindustrie in Verruf geraten. Seit den 1920-ern sah sie sich deshalb zunehmend in Gerichtsverfahren verwickelt und von Rechtsvorschriften bedroht. Folglich war es höchste Zeit, Schadensbegrenzung zu betreiben und das Image der bedrohlichen Substanz aufzupolieren. Im Auftrag von Weltmarktführer Alcoa lieferte der pfiffige Bernays dafür Idee, Konzept und Strategie: Er riet zu gesponserten Studien, die ungeahnte gesundheitliche Vorzüge von Fluorid erkundeten. Nachdem sich dabei angebliche „wissenschaftliche Beweise“ für Kariesprophylaxe bei Kindern ergeben hatten, regte er an, Zahnärzte und medizinische Fachgesellschaften dafür werben zu lassen, Amerikas Trinkwasser obligatorisch Fluor beizumischen. Damit waren zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Das Image von Fluor wurde vom Fluch zum Segen, der die Zahngesundheit unseres Nachwuchses stärkt; zugleich entstand eine stetige, beträchtliche Nachfrage nach einem industriellen Abfallprodukt, das somit eine steile Karriere vom Sondermüll zur Arznei hinlegte.
Fühlte sich Bernays jemals mitverantwortlich dafür, was die zwangsweise Fluoridvergiftung in derart wasserversorgten Gemeinden anrichten könnte? Auffallend häuften sich dort Fälle von Knochenbrüchen, Arthritis, Knochenkrebs und neurologischen Schäden, wie auch von Kindern, die missgebildet oder mit Down-Syndrom zur Welt kamen.
Bestimmt saß Bernays körperlos mit am Tisch, als Weltwirtschaftsforum und Gates-Foundation im Oktober 2019 ihr verdächtig prophetisches Pandemie-Planspiel „Event 201“ veranstalteten. Wäre sein Geist inmitten der Coronakrise noch inkorporiert, so hätten Pseudo-Philanthropen, Regierungen und Impfstoffhersteller frühzeitig bei ihm Schlange gestanden, um seine Auftragsbücher zu füllen. Hätte er Skrupel gehabt, für eine unerprobte Seuchenschutzmaßnahme namens „Lockdown“ zu werben, die um ein Vielfaches mehr Menschenleben kostet, als sie rettet? (Siehe KLARTEXT „Scheinheiliges Gedenken“.) Hätten ihn die geringsten Bedenken geplagt, sieben Milliarden Gutgläubige zu Versuchskaninchen des größten medizinischen Feldversuchs der Geschichte machen zu helfen – eines Massenexperiments, das bis heute schon mehr Todesopfer gefordert haben dürfte, als Soldaten im Ersten Weltkrieg fielen? (Siehe KLARTEXT „In Sorge um Dich.“) „Liebe Deinen Nächsten“: In den Ehrenkodices von Propagandisten taucht dieses Gebot gewiss nicht auf. Einer wie Bernays wertschätzt gewöhnliche Sterbliche nicht. Er blickt auf sie herab. Er verachtet sie. Für ihn und seine Kundschaft zählen sie bloß als Zielscheiben lukrativer Geschäftspraktiken – dumm, desorientiert, verführbar. Nie machte er einen Hehl daraus.
In den elitären Kreisen, denen Bernays vor und während der Coronakrise mit Sicherheit zugearbeitet hätte, bewegt sich die amerikanische Investmentbankerin Catherine Austin Fitts, einst Statssekretärin unter Präsident George H. W. Bush, seit mehr als 40 Jahren. Jegliche Illusionen darüber, wie viel Humanismus die Mächtigsten beseelt, zerstreut sie unverblümt (7): „Mr. Global betrachtet die menschliche Rasse wie Vieh, nicht mit Empathie. (…) Sie haben sich buchstäblich abgespalten und (…) sehen sich nicht mehr als Teil unserer Zivilisation“, weil sie „ihre eigene geschaffen haben“.
„Manipulation ist ein wichtiges Element in der Demokratie“
Mit jedem PR-Coup fand Bernays, ein ungefährer Zeitgenosse Orwells, aufs Neue bestätigt, was er über die Psychologie der Massen, ihre Verführbarkeit, das Wesen der Demokratie dachte. Manipulation erschien ihm unerlässlich, um das der Gesellschaft innewohnende Chaos zu beherrschen, ihre zerstörerischen Kräfte zu bändigen. In der Öffentlichkeit sah er eine „Herde, die geführt werden muss“. Danach lechzen die allermeisten Leute, denn ihre Herdenhaftigkeit macht sie „empfänglich für Führung“. Oberstes Prinzip guter PR sei es daher, unbemerkt Macht auszuüben: „Wenn wir den Mechanismus und die Motive des Gruppendenkens verstehen, wird es möglich sein, die Massen, ohne deren Wissen, nach unserem Willen zu kontrollieren und zu steuern.“ Damit tue man ihnen sogar einen Gefallen, denn „die wissenschaftliche Manipulation der öffentlichen Meinung ist notwendig, um Chaos und Konflikt in einer demokratischen Welt zu überwinden“; sie sorgt für Ordnung.
Die heimlichen Massenbeeinflusser erweisen der Menschheit also einen moralischen Dienst. Demokratie ist zu gut fürs Volk; man muss ihm sagen, was es denken soll, weil es von sich aus nicht zu rationalem Denken fähig ist. Und so beginnt Bernays das erste Kapitel („Organising Chaos“) seines Buchs Propaganda mit den Worten: „Die bewusste und intelligente Manipulation der organisierten Gewohnheiten und Meinungen der Massen ist ein wichtiges Element in der demokratischen Gesellschaft. Wer die ungesehenen Gesellschaftsmechanismen manipuliert, bildet eine unsichtbare Regierung, welche die wahre Herrschermacht unseres Landes ist. Wir werden regiert, unser Verstand geformt, unsere Geschmäcker gebildet, unsere Ideen größtenteils von Männern suggeriert, von denen wir nie gehört haben. Dies ist ein logisches Ergebnis der Art wie unsere demokratische Gesellschaft organisiert ist. Große Menschenzahlen müssen auf diese Wiese kooperieren, wenn sie in einer ausgeglichen funktionierenden Gesellschaft zusammenleben sollen. In beinahe jeder Handlung unseres Lebens, ob in der Sphäre der Politik oder bei Geschäften, in unserem sozialen Verhalten und unserem ethischen Denken werden wir durch eine relativ geringe Zahl an Personen dominiert, welche die mentalen Prozesse und Verhaltensmuster der Massen verstehen. Sie sind es, die die Fäden ziehen, welche das öffentliche Denken kontrollieren.“
PR-Hure von „Drahtziehern hinter den Kulissen“
Die Macht der Meinungsmacher kannte in Bernays Augen schier keine Grenzen. Der PR-Macchiavelli selbst fühlte sich als Pionier einer Manager-Aristokratie – von „unsichtbaren Herrschern“, „raffinierten Drahtziehern hinter den Kulissen“. Sie bestimmen insgeheim darüber, was wir kaufen, wen wir wählen, was wir gut oder schlecht finden.
Was wird zur öffentlichen Meinung, wenn weltweit agierende Großindustrien wie Big Pharma PR-Profis wie Bernays einschalten, zu derartigen Zielen, mit diesem zynischen Menschenbild, mit einem solchen Demokratieverständnis – und dafür jährlich Hunderte Milliarden Euro investieren können, mit denen sie alle wichtigen Player im Gesundheitswesen gefügig machen können? Wie viel Propaganda lässt sich damit wirksam unters Volk bringen? Infektionen sind schlimm, auch ohne jegliche Symptome. Medikamente heilen. Impfungen sind stets wirksam, sicher und gut verträglich. Auch Gesunde sind gefährlich. Psychopharmaka beseitigen Ängste und Depressionen. Chemotherapie heilt Krebs. Alternativmedizin ist unbewiesen, wirkungslos, gefährlich und überteuert. Heilpraktiker und Heiler sind Scharlatane. ADHS ist eine Krankheit, das Asperger-Syndrom ebenfalls. Mobilfunkstrahlung, Feinstaub, Mikroplastik, künstlich erzeugte Nanopartikel, Gen Food, Chemie in Nahrungsmitteln und Trinkwasser, mRNA-Vakzine: bloß keine Panik, alles harmlos, angebliche Gefahren sind unbewiesen. Follow the science, denn Wissenschaft forscht unabhängig. Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Und so weiter.
Dabei folgt Propaganda einem simplen Rezept. „Wie bringt man Menschen dazu, etwas zu tun, das sie weder tun wollen noch für gut befinden?“, fragte ein Medizinprofessor einmal den Top-Manager einer weltweit operierenden PR-Agentur. „Es gibt hierfür nur ein Instrument“, so antwortete dieser. „Wenn Sie es erreichen, bei Menschen Angst zu erzeugen, dann machen sie alles, was Sie wollen.“ Am hilfreichsten sei „Angst vor einer Krankheit, die es entweder gar nicht gibt oder aber überhaupt nicht so gefährlich ist“. „Unsere Aufgabe“ besteht darin, sie zu schüren. Die „größten Auftraggeber sind Regierungen und Pharmafirmen“. (8)
Edward Bernays hätte dies bestimmt voll und ganz mitunterschrieben. Der unübertroffene Manipulator starb 103-jährig am 9. März 1995. Hätte er gewusst, wie schädlich Rauchen ist, so hätte er sich von der Tabakindustrie wohl kaum einspannen lassen, so soll er kurz vor seinem Tode eingeräumt haben. Solche Reue kommt erstens zu spät für Abermillionen von Lungenkrebstoten. Und zweitens ist sie in der PR-Branche eine karrieregefährdende Rarität. Skrupel erschweren Kundenakquise, machen zögerlich, begrenzen Kreativität, schaden der Wettbewerbsfähigkeit und verhindern Profit. Also weg damit.
Dieser Text erweitert ein Kapitel des Buchs von Harald Wiesendanger: Corona-Rätsel. Was steckt wirklich hinter dieser Pandemie? Wem nützt sie? Was bringt uns die nächste?, 2. Aufl. Schönbrunn, Juni 2020, S. 324 ff.
Mehr zur unheimlichen Macht von PR-Agenturen und ihrer Auftraggeber im KLARTEXT „Die hohe Kunst der Panikmache“.
Anmerkungen
1 Als „The Original Spin Doctor“ wurde Bernays Ende 1991 von der Washington Post gewürdigt, anlässlich seines 100. Geburtstags.
2 Al Gore: The Assault on Reason, New York 2007.
3 Edward L. Bernays, Propaganda, New York 1928, S. 9, 18, 49, 53.
4 Siehe John Stauber/Sheldon Rampton: Trust Us We´re Experts - How Industry Manipulates Science and Gambles with Your Future (2002).
5 Zit. nach Dieter Fuß, "Ein Volk! Ein Reich! Ein Rundfunk!", Aus der Dramaturgie der Propaganda im Dritten Reich, Begleitheft zum Tonband 185 des Instituts für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht, Grünwald 1973, S. 82.
6 Nach Larry Tye: The Father of Spin. Edward L. Bernays and the Birth of Public Relations, New York 1998, S. 111.
7 https://www.bitchute.com/video/IISaICqoQK43/. Eine Abschrift des im Dezember 2020 geführten Interviews mit Fitts findet sich hier, eine deutsche Übersetzung hier.
8 Peter Yoda: Ein medizinischer Insider packt aus, Kernen o.J., S. 126-128.
Bildnachweis
Foto Bernays: By Bain News Service - File:Birnbaum,_Gordon,_Bernays,_Fornia,_Mrs._Coppicus,_Amato,_Botta_(LOC).jpg, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=68971679
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