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  • Dr. Harald Wiesendanger

„Dieses Zeug“ muss weg

Aktualisiert: 10. Mai 2021

Um „Desinformation“ weltweit noch wirksamer zu bekämpfen, hat Bill Gates soeben ein neues Bündnis großer Medien- und Tech-Unternehmen geschmiedet. Die „Coalition for Content Provenance and Authenticity“ (C2PA) soll die technischen Voraussetzungen dafür schaffen, das Internet von „Fake News“ und „Verschwörungstheorien“ zu säubern – umfassend und ein für allemal. Dieser vervollkommneten Zensur wird kein Querdenker mehr entkommen.

Gemäß einer Presseerklärung, die Gates´ Microsoft am 22. Februar 2021 veröffentlichte, zählen zu den Gründern dieser großen Koalition von Wahrhaftigkeitszertifizierern vorerst die New York Times, die BBC sowie die Software-Riesen Adobe, ARM, Intel und Truepic. Im gesamten World Wide Web soll das Unternehmensbündnis „die Integrität des Inhalts“ bewahren und sicherstellen, „dass die ursprünglichen Informationen auf ihrem Weg nicht manipuliert wurden“.


Dazu wird Microsoft Software entwickeln, die jeden beliebigen Inhalt – sei es ein Text, Bild, Video oder Dokument - mit einem einmaligen digitalen Fingerabdruck versieht: einem sogenannten Hash, einer unverwechselbaren Codesequenz. Jeder Hash soll so spezifisch sein wie der Content, dem er anhängt; „die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Inhalte denselben Hash haben, liegt praktisch bei Null“. Unter anderem lässt ein Hash automatisch erkennen, ob den betreffenden Inhalt ein anerkanntes Qualitätsmedium wie die New York Times erstellt hat, ein alternatives digitales Medium oder auch ein einzelner Benutzer. Falls der Inhalt von einem Medium stammt, das von einer in der Times veröffentlichten Information abweicht, stuft ihn ein Algorithmus sofort als Fake ein.


Was bedeutet das beispielsweise für Aussagen über Covid-Vakzine? Die „integre“, bekanntlich „verlässliche“ Times erklärt: „mRNA-Impfstoffe sind wirksam und sicher.“ Postet ein Querdenker die gegenteilige Behauptung, so vertritt er nicht einfach einen anderen Standpunkt, aus womöglich triftigen Gründen – er „modifiziert“ die vertrauenswürdige Information der Times, er „verfälscht“ sie. Und dann?


Dann beginnt keine Debatte, kein Abwägen von Gründen pro und contra. Sie endet vielmehr umgehend. C2PA befördert ausgewählte Leitmedien wie die New York Times nämlich gewissermaßen zum Heiligen Stuhl der Nachrichtenwelt - künftig liefern sie sozusagen den Goldstandard der absoluten Wahrheit. An ihm müssen sich andere digitale Medien, wie auch jeder einfache User, bald messen lassen. Machen sie sich dabei einer „Modifizierung“ des ursprünglichen Inhalts schuldig, trifft sie das Cyber-Fallbeil der Zensur. Mit "modifizieren" meinen die C2PA-Macher, dass "die Urheberschaft gestohlen" und die ursprüngliche Information „manipuliert“ wurde, womöglich „in böswilliger Absicht“. In diesem Fall mangelt es ihnen an „Authentizität“. Dann soll Microsoft-Software dafür sorgen, dass solche Nachrichten vollautomatisch als „irreführend“ gekennzeichnet und aus dem Internet verbannt werden.


Einspruch sinnlos, Gegenwehr ausgeschlossen


Jedes Medium, dessen Content der New York Times und ihren Quellen widerspricht und eine abweichende Version anbietet, riskiert somit die digitale Verbannung durch die große Koalition von Microsoft und seinen Partnern. Überall, unverzüglich und auf Dauer. Einspruch sinnlos, Diskussion unmöglich, Gegenwehr ausgeschlossen – denn der Zensor ist eine künstliche Intelligenz, die sich per Machine Learning eigenständig immer weiter perfektioniert. Dass ihr die fundamentalen Freiheitsrechte westlicher Demokratien einprogrammiert werden, ist eher nicht zu erwarten.


Das Stichwort „Provenance“ – Herkunft - steht für eine weitere neue Funktion von Bill Gates' C2PA: Sie will den Weg von "verfälschten" Inhalten auf ihrer gesamten Reise durch das Internet nachvollziehen, selbst wenn sie von einem anonymen Benutzer ausgehen. Gates will Microsoft eine Software entwickeln lassen, die jegliche Informationen verfolgen kann, welche seine Koalition für "irreführend" hält, egal ob es sich um einen Artikel in einem Blog, ein Video auf einer Plattform, einen Post in einem sozialen Netzwerk oder ein Meme handelt. In jedem Fall werden sowohl der Autor als auch diejenigen, die Fake News „konsumiert“ haben, zuverlässig identifiziert. Beim „Endverbraucher“ von Desinformationen lässt sich jeder Aufruf, jeder Kommentar, jedes „Folgen“ und „Teilen“, ja selbst ein Smiley erfassen.


Dazu, so erklärt Microsoft, sei "die Zusammenarbeit mit Chip-Herstellern, Nachrichtenorganisationen sowie Software- und Plattformunternehmen entscheidend, um einen umfassenden Provenance-Standard zu ermöglichen und eine breite Akzeptanz im gesamten Content-Ökosystem zu fördern".


„Vertrauenswürdige Medien schützen“


In der C2PA machen drei Vorläufer gemeinsame Sache.


(1.) Schon 2019 hatten über ein Dutzend Big Player zur „Trusted News Initiative“ (TNI) zusammengefunden: neben den drei Marktführern unter den Nachrichtenagenturen – AP, AFP und Reuters – die BBC, CBC/Radio-Canada, die European Broadcasting Union (EBU), Facebook, Google/YouTube, Twitter, die Financial Times, die Washington Post. First Draft, The Hindu sowie das Reuters Institute for the Study of Journalism. Und natürlich Microsoft. Die TNI-Partner „machen sich gegenseitig auf Desinformationen aufmerksam, die eine unmittelbare Bedrohung für das Leben darstellen. Somit können die Inhalte von den Plattformen umgehend überprüft werden können, während die Verlage sicherstellen, dass sie nicht unwissentlich gefährliche Unwahrheiten veröffentlichen.“

Dieses „Schnellwarnsystem“ kam erstmals 2019/20 Parlamentswahlen in Großbritannien, Myanmar und Taiwan zum Einsatz, wie auch bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen. Im Pandemiejahr rückte die gemeinsame „Bekämpfung von gefährlichen Desinformationen über das Coronavirus“ in den Vordergrund. Im Dezember 2020, bei einem Gipfeltreffen in London unter Leitung des BBC-Generaldirektors, beschloss das Aktionsbündnis, sich auf das Thema Impfstoffe zu konzentrieren. „Beispiele sind weit verbreitete Memes, die Unwahrheiten über Impfstoffe mit Freiheit (…) in Verbindung bringen. Andere Beiträge versuchen, die Gefahren des Coronavirus herunterzuspielen, und suggerieren, dass hinter der Entwicklung eines Impfstoffs ein Hintergedanke steckt.“


Und wie steht es mit Beiträgen, in denen Leitmedien die Corona-Gefahren übertreiben, Freiheitsbeschränkungen und andere Kollateralschäden kleinreden, aufs Hinterfragen von Impfkampagnen verzichten? Derartige Desinformation zu „bekämpfen“, planen die C2PA-Initiatoren gewiss nicht.


(2.) „Project Origin“ (1), betrieben seit Herbst 2020 von Microsoft gemeinsam mit den „Informationsführern“ BBC, der New York Times, den kanadischen Staatssendern CBC und Radio-Canada betrieben, gab sich das Motto „Protecting Trusted Media“ – „Vertrauenswürdige Medien schützen“. Es war darauf aus, „Desinformation im digitalen Nachrichten-Ökosystem zu bekämpfen, indem es Signale an einen Inhalt anhängt, um dessen Integrität zu demonstrieren und diese Informationen den Nutzern zur Verfügung zu stellen“. Der Verbraucher erhält „automatisierte Warnsignale vor manipulierten oder gefälschten Medien“.


Und wer legt die Maßstäbe für Integrität und Vertrauenswürdigkeit fest? Wer stellt sicher, dass die „Informationsführer“ sie erfüllen?


(3.) Parallel dazu hatte Adobe bereits eine „Content Authenticity Initiative“ (CAI) ins Leben gerufen. Ihr ging es darum, die Herkunft digitaler Bildinhalte zu ermitteln, wodurch „die Konsumenten beurteilen können, ob das, was sie sehen, vertrauenswürdig ist“, d.h. eine visuelle Realität abbildet.


Was kommt da auf uns zu?


Was ist schlimm daran, wenn C2PA demnächst jeden Inhalt, der das Internet erreicht, mit einem „digitalen Fingerabdruck“ versieht: einem Signal, das es ermöglicht, seine Herkunft zu erkennen und damit auch seinen Urheber zu identifizieren?

Um sich darüber klarzuwerden, genügt es, drei von Gates´ Koalitionspartnern näher zu betrachten. Wenn wir eine doc- oder jpeg-Datei erstellen, ist wahrscheinlich irgendein Microsoft-Dienst beteiligt, sei es Word oder die übrige Office Suite, Notepad, Paint oder Edge. Ehe wir Fotos, Videos und Dokumente veröffentlichen, bedienen wir uns am ehesten bei Adobe, dem Unternehmen hinter Photoshop, Illustrator, Acrobat, Premiere und anderen marktführenden Anwendungen. Truepic, ein senkrechtstartendes Startup, hat ein Verfahren entwickelt, um die Herkunft von Fotos zu festzustellen, sobald sie mit einem Smartphone aufgenommen werden.


Und dann ist da noch Intel, das den Markt für CPUs beherrscht: den Zentraleinheiten aller datenverarbeitender Geräte. Ob du einen Satz tippst, eine Mail verschickst, eine Bilddatei kopierst oder einen Screenshot anfertigst: Immer ist es die CPU, die diese Dateien verarbeitet. Der Zugriff auf die CPU eröffnet die ultimative Form von digitaler Überwachung. Auch wenn du nicht mit dem Internet verbunden bist, „weiß“ die CPU immer noch, was dein Computer tut.


Gebündelt eröffnen diese Technologien die Möglichkeit, alle Arten von Informationen von dem Moment an zu verfolgen und zu deanonymisieren, in dem sie auf einem Computer, einem Laptop oder irgendeinem anderen Datenverarbeitungsgerät erstellt werden. Wer sie kontrollieren will, versieht sie mit Signalen, um sicherzustellen, dass sie jederzeit zensiert und unterdrückt werden, wo immer sie online unterwegs sind. Zugleich ermöglichen es die Signale, den Urheber von Inhalten zu ermitteln, die der Zensor als „nicht vertrauenswürdig“ einstuft.


Auf welche Szenarien müssen wir uns infolgedessen einstellen?


1. Die ARD sendet einen überaus wohlwollenden Beitrag über Angela Merkel. Du weißt, dass er nicht ganz wahr ist. Also produzierst du ein satirisches Kurzvideo, das die Story entlarvt, und teilst es mit ein paar Freunden, die es ihrerseits weiterleiten. Während es viral geht, findet künstliche Intelligenz darin „Desinformationen“ und ermittelt dich als Urheber. Daraufhin wirst du bestraft. Vielleicht wird dein Internetzugang für eine Woche gesperrt, im Wiederholungsfall für einen Monat. Vielleicht fällt die Sanktion drastischer aus.

2. Das Online-Magazin Rubikon veröffentlicht einen Artikel über Lothar Wieler, der zwar sachlich ist, ihn aber in ein schlechtes Licht rückt. Den Text illustriert eine Grafik, die du anderswo posten und teilen möchtest. Das funktioniert aber nirgendwo, egal welchen Browser du benutzt. Denn die C2PA-Technologie hat den Beitrag als „Hassrede“ eingestuft.


3. Reitschuster.de stellt auf seiner Website einen Podcast zur Verfügung. Umgehend stuft ihn die C2PA-Software als Fake News ein. Daraufhin kann niemand ihn mehr downloaden; wer es schafft, kann den Podcast nicht mehr auf seinem Gerät abspielen. Womöglich poppt stattdessen ein Fenster auf, mit dem Hinweis: „Dieser Beitrag wurde als Fehlinformation erkannt. Bitte ziehen Sie stattdessen die von der C2PA zertifizierten Quellen heran. Diese sind …“

4. Zehntausende haben einen Fernsehbeitrag gespeichert, demzufolge die Impfskepsis Rekordwerte erreicht. Die C2PA-Technologie erkennt darin Fake News – und löscht die Filmdatei von allen Computern, die damit „infiziert“ sind.

5. Querdenker, wie auch alle, die mit deren Gedankengut auch nur teilweise sympathisieren, werden als Spreader von „verfassungsrelevanter Delegitimierung des Staates“ bezeichnet, wenn nicht gar als „inländische Terroristen“. Folglich müssen all ihre Online-Aktivitäten überwacht werden, notfalls verdeckt, ohne Vorwarnung und Erlaubnis. Was auch immer von ihnen ausgeht – sei es ein Text, ein Video, eine Sprachnachricht, ein Bild -, können Staatschützer mit C2PA-Unterstützung zu ihnen zurückverfolgen, über die IP-Adressen von CPUs. Daraufhin dürfen sich die Gedankenverbrecher auf Behördenbesuch gefasst machen.


Hier ein paar „Verschwörungstheorien“, deren Verbreitung C2PA verhindert hätte:


Hatte am 14. März 2020 nicht eine „vertrauenswürdige Quelle“, das Bundesgesundheitsministerium, den offiziellen Tweet gepostet?: „Achtung, Fake News! Es wird behauptet und rasch verbreitet, das Bundesgesundheitsministerium / die Bundesregierung würde bald massive Einschränkungen des öffentlichen Lebens ankündigen. Das stimmt NICHT! Bitte, helfen Sie mit, ihre Verbreitung zu stoppen.“ Ganz gewiss mitgeholfen hätte dabei C2PA. Nicht acht Monate später, auch nicht acht Wochen später, sondern acht Tage (!) später begann der erste Lockdown.


Dass die Bundesregierung Geimpfte privilegieren wolle, hätte C2PA bis vor kurzem als „Desinformation“ unterdrückt. Schließlich hatte sich Jens Spahn am 28. Dezember 2020 klipp und klar gegen Sonderrechte ausgesprochen. Am 4. April 2021 kündigte derselbe Minister eben solche Privilegien an.


Steht Deutschlands Ladeninhabern ein zweiter Shutdown bevor? Fake News. „Man würde mit dem Wissen von heute (…) keine Friseure mehr schließen und keinen Einzelhandel mehr schließen“, stellte Jens Spahn am 1. September 2020 klar. Doch gut drei Monate später, am 16. Dezember, musste der Einzelhandel erneut weitestgehend schließen.


„Eine weitere flächendeckende Schulschließung kommt nicht infrage“, versicherte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek am 22. September 2020. Wer das Gegenteil voraussagte, wäre von C2PA als „Desinformant“ abgestempelt worden. Knapp drei Monate später, am 16. Dezember 2020, machten die Schulen wieder dicht, die Präsenzpflicht wurde ausgesetzt. Dies sollte bloß bis zum 10. Januar 2021 dauern. Es gilt noch immer.


Weg mit „dem Zeug“ - Was Gates unter „der Wahrheit“ versteht


Wozu noch C2PA, wo eine Armee von Faktencheckern das Netz doch ohnehin schon massenhaft „säubert“? Wie Bill Gates im Oktober 2020 beim Wall Street Journal Summit in London beklagte (2), seien die bisherigen Maßnahmen, Verschwörungstheorien und „Fehlinformationen“ im Internet zu unterdrücken, „weniger kreativ, als wir an diesem Punkt benötigen“. Er vermisse und fordere „intelligente Lösungen“.


Den Tech-Plattformen sei es bisher nicht gelungen, der menschlichen „Schwäche“ für „aufregende Dinge“ (titillating things) Rechnung zu tragen – beispielsweise „solchen Behauptungen, das Coronavirus sei von Menschen geschaffen oder ‚Es gibt eine Verschwörung‘.“


Soziale Medien, so bemängelte Gates, erlauben es derartigen Inhalten weiterhin, in Windeseile die Runde zu machen. „Dieses Zeug verbreitet sich viel schneller als die Wahrheit. Die lautet, wissen Sie, es kommt von einer Fledermaus, wissen Sie, wir versuchen immer noch, den genauen Übertragungsweg herauszufinden.“ (3)


An diesem Beispiel führt der selbsternannte Hüter der reinen Wahrheit mustergültig vor Augen, welcher Umgang mit missliebigen Meinungen ihm für die Zukunft der Menschheit vorschwebt. Tatsächlich ist die Zoonose-Hypothese des Pandemieursprungs weiterhin hochumstritten, während sich die Indizien für ein biotechnisches Laborkonstrukt häufen. Einen „wissenschaftlichen Konsens“ darüber gibt es nicht, zumindest wenn man die Einschätzungen unabhängiger Experten mitberücksichtigt, statt jenen zweibeinigen Interessenkonflikten zu trauen, die aus durchsichtigen Motiven das offizielle Narrativ stützen. (4) Überfällige Nachforschungen und Diskussionen darüber will Gates offenbar als „Zeug“ unterbinden.


„Desinformation“: Darunter verstehen Wahrheitswächter wie Gates Informationen, die das Narrativ des Establishments in Frage stellen. Zutreffender wäre die Übersetzung „Dissidenteninformation“.


Über Meinungskontrolle, wie sie schon jetzt bei Social-Media-Plattformen und Suchmaschinen stattfindet, geht C2PA weit hinaus. Sie setzt tiefer an, auf der Ebene der Offline-Software und –Hardware, voraussichtlich bis zur grundlegendsten Einheit: der CPU. Die Verbreitung „ungeprüfter“ Informationen soll verhindert werden, bevor sie überhaupt online gehen.


Verunglückter Goldstandard


Dass Gates ausgerechnet ein Blatt wie die New York Times zum Wahrhaftigkeitsmaßstab befördert, ist ausreichend absurd, um sein Zensurprojekt bereits pränatal zu blamieren. Mit ihrem Jahrzehnte zurückreichenden Sündenregister von journalistischem Fehlverhalten ließe sich eine Dokumentation füllen, die Mühe hätte, zwischen zwei Buchdeckel zu passen.


Die „am meisten respektierte Zeitung der Welt“ (5) verharmloste den „Holodomor“, Stalins Völkermord an Millionen Ukrainern Anfang der dreißiger Jahre (6), ebenso wie Hitlers Judenverfolgung (7). Selbst nach rückblickender Einschätzung des eigenen Herausgebers ging das Blatt mit brisanten Themen wie Abtreibung und gleichgeschlechtliche Ehe voreingenommen um. (8) Sie unterstützte den Einmarsch in den Irak. (9) Im Nahost-Konflikt nimmt sie, einer Harvard-Studie zufolge, eher die israelische Perspektive ein als die palästinensische. (10) – mit einer Voreingenommenheit, "die sich (...) in der Verwendung von Schlagzeilen, Fotos, Grafiken, Beschaffungspraktiken und Aufmacherabschnitten widerspiegelt." (11)


Von der CIA ließ sich die New York Times in die „Operation Mockingbird“ einspannen: einer 1948 angelaufenen verdeckten Kampagne zur Medieninfiltration. Tausende von Journalisten warb der Geheimdienst dafür an. (12)


Von der Glaubwürdigkeit der New York Times ist die amerikanische Öffentlichkeit mittlerweile erheblich weniger überzeugt als ihr reichster Fan. Jeder zweite US-Bürger vertraut ihrer Berichterstattung nur noch teilweise oder überhaupt nicht mehr. (13)

Kaum besser steht es um den Ruf von Gates´ zweitem großen Medienpartner, der BBC. Den Vorwurf linksliberaler Voreingenommenheit bestätigt der britische Staatssender seit jeher penetrant. (14)


Auch die BBC hat sich von Geheimdiensten zu Propagandazwecken benutzen lassen. Durchgesickerte Dokumente enthüllen, dass BBC News, wie auch die Nachrichtenagentur Reuters, an einem verdeckten Programm des britischen Foreign and Commonwealth Office (FCO) beteiligt waren, um Russlands Einfluss auf seine Nachbarn zu schwächen. „Die BBC und Reuters stellen sich selbst als unanfechtbare, unparteiische und maßgebliche Quelle für Weltnachrichten dar", erklärt der ehemalige britische Labour-Abgeordnete Chris Williamson. "Aber beide sind durch diese Enthüllungen enorm kompromittiert. Eine derartige Doppelmoral bringt (…) die Schreiberlinge der Medienkonzerne nur noch mehr in Verruf." (15)


Dies war nicht das erste Mal, dass Reuters und die BBC in eine Mockingbird-artige Kampagne verwickelt waren. Wie im Januar 2020 freigegebene Dokumente belegen, bezahlte die britische Regierung den Agenturriesen Reuters "in den 1960er und 1970er Jahren dafür, eine antisowjetische Propagandaorganisation zu unterstützen, die vom Geheimdienst MI6 betrieben wurde", so berichtet das Infoportal GrayZone. Die BBC ließ sich dabei „als Durchreiche benutzen“, um Zahlungen an Reuters zu verschleiern.


Auf solche „Goldstandards“ für Wahrhaftigkeit müssen wir uns also in Gates´ schöner neuer Normalität gefasst machen?


Es kommt, um zu bleiben


Von der Weltgesundheitsorganisation über die Europäische Union bis hin zur GAFTA, der Allianz der Tech-Giganten Google, Apple, Facebook, Twitter, Amazon: Die schwerwiegenden Eingriffe in die Presse- und Meinungsfreiheit, die sie ab Frühjahr 2020 einleiteten, rechtfertigten sie mit dem Covid-Notstand. Also verschwindet die Zensur, sobald die Pandemie vorbei ist?


Edward Snowden, der unerschrockene NSA-Whistleblower, warnte bereits Ende März 2020, kurz nach Beginn der ersten Welle von Lockdowns: Der Überwachungsstaat, der jetzt entsteht, werde die Coronakrise überdauern. Die derzeitigen Freiheitsbeschränkungen, der Verlust unserer Grundrechte, die installierten Zensurinstrumente könnten irreversibel sein. „Staaten tendieren dazu, Gefahrensituationen in die Länge zu ziehen“, warnte er. Oder sie erfinden neue Bedrohungen. Plötzlich könnten Notfallmaßnahmen permanent werden – um beispielsweise Opposition dauerhaft auszuschalten. (16)


Gates´ C2PA-Vorhaben bestätigt Snowdens schlimmste Befürchtungen. Denn es zielt längst nicht bloß darauf, das offizielle Corona-Narrativ zu verteidigen. Ebensowenig beschränkt es sich auf Impfpropaganda, Gates´ drängendste Passion. Bei C2PA geht es um nichts weniger als alles – um „Desinformation“ im allgemeinen, um die Jagd auf Fake News-Spreader und Verschwörungstheoretiker jeglicher Art. Ist die Microsoft-Software erst einmal weltweit implementiert, so wird sie den gesamten Cyberspace im Nu auf Linie bringen. Sie wird das gesamte Internet „säubern“. Jeglicher Content, der den Interessen der politischen und ökonomischen Eliten zuwiderläuft, wird verschwinden, spurlos und für immer. Künftigen Generationen wird es so vorkommen, als hätte es Bedenken, Gegenstimmen, Protest nie gegeben. Sollte Widerstand hin und wieder aufkommen, so wird unzähligen „vertrauenswürdigen“ Quellen zu entnehmen sein: Die Urheber sind wissenschaftsferne Wirrköpfe, skrupellose Gedankenverbrecher, psychisch gestörte Volksschädlinge.


Technisch vervollkommnete Zensur


Das C2PA-Projekt wird die absolute Kontrolle über den globalen Informationsfluss, die Ausschaltung jeglicher Kritik erheblich erleichtern. Dazu genügt es, jene paar Leitmedien in den Griff zu bekommen, die Gates & Co. zum Maßstab der „Vertrauenswürdigkeit“ erheben. Dass sich die weltgrößten Medienhäuser und Nachrichtenagenturen dafür einspannen lassen, lässt ihre unrühmliche Vergangenheit befürchten. (Siehe KLARTEXTE „Das Vertrauensparadox“ und „Wie kommt die Schere in den Kopf?“)


Totalitäre Überwachungsregimes wie Rotchina werden an der geplanten C2PA-Software ihre helle Freude haben. Die umfassende Meinungskontrolle, auf die Gates´ Zensurbündnis aus ist, lässt sich nämlich fabelhaft verbinden mit einem ausgefeilten Sozialpunktesystem. Je mehr Fake News du produzierst, speicherst, bearbeitest, absonderst, konsumierst, zustimmend kommentierst oder weiterleitest, desto mehr Punktabzüge riskierst du – und damit Nachteile und Sanktionen der unterschiedlichsten Art.


Das WWW zur Weltwahrheitswacht zu machen, liegt Gates seit langem am Herzen. Beinahe überall, wo an der Einschränkung und Beseitigung der Meinungsfreiheit gearbeitet wird, hat er seine Finger im Spiel. Finanziell am Tropf von Gates-Organisationen hängend, koordiniert die WHO seit Frühjahr 2020 die immer dreisteren Löschorgien der marktbeherrschenden Social Media-Konzerne. Das Poynter Institut, das Faktenchecker aus aller Welt „zertifiziert“, lebt von Gates-Spenden. Mit C2PA tut der größte Bill aller Zeiten nur den konsequenten nächsten Schritt. Weit und breit ist niemand in Sicht, der größenwahnsinnige Pseudo-Philanthropen wie ihn noch aufhalten könnte.


Was wird bei der nächsten Pandemie dann aus Querdenkern? Zumindest vom Cyberspace werden sie vollständig ausgesperrt bleiben. Selbst ihr Telegram-Ghetto wird leer sein, wie auch dieser Blog hier.


Harald Wiesendanger


Anmerkungen


(4) Siehe Harald Wiesendanger: Corona-Rätsel, Schönbrunn 2020, E-Book, https://stiftung-auswege-shop.gambiocloud.com/corona-raetsel-pdf.html

(5) Jessica Bennett, „Inside the New York Times' Photo Morgue, A Possible New Life for Print“, WNYC News, 7.5.2012, http://www.wnyc.org/story/206643-wnyc-tumblr/

(6) Eugene Lyons, Eugene (1938). Assignment in Utopia (1938), https://books.google.com/books?id=ZXLhwVJvfXMC&q=The+food+shortage+which+has+affected+almost+the+whole+population+in+the+last+year%2C+and+particularly+in+the+grain-producing+provinces&pg=PA573; R. Conquest: Reflections on a Ravaged Century, New York 2000; Andrew Stuttaford: "Prize Specimen – The Campaign to Revoke Walter Duranty's Pulitzer", National Review, 7.5.2003, https://web.archive.org/web/20030519230426/http:/www.nationalreview.com/stuttaford/stuttaford050703.asp; "The Foreign Office and the famine: British documents on Ukraine and the Great Famine of 1932–1933", Studies in East European Nationalisms, https://books.google.com/books?id=jQcPAQAAMAAJ; "N.Y. Times Urged to Rescind 1932 Pulitzer", USA Today, 2.2.2008, https://www.usatoday.com/news/nation/2003-10-22-ny-times-pulitzer_x.htm

(7) Max Frankel: "Turning Away From the Holocaust", New York Times, 14.11.2001, https://www.nytimes.com/2001/11/14/specials/onefifty/20FRAN.html

(8) Daniel Okrent: "Opinion – THE PUBLIC EDITOR; Is The New York Times a Liberal Newspaper?“, New York Times, 25.7.2004.

(9) Antony Loewenstein: "The New York Times' role in promoting war on Iraq", Sydney Morning Herald, 23.3.2004, https://www.smh.com.au/articles/2004/03/23/1079939624187.html; NYTimes Editors: "FROM THE EDITORS; The Times and Iraq", New York Times, 26.5.2004, https://www.nytimes.com/2004/05/26/world/from-the-editors-the-times-and-iraq.html

(10) Matt Viser: "Attempted Objectivity: An Analysis of the New York Times and Ha'aretz and their Portrayals of the Palestinian-Israeli Conflict", International Journal of Press/Politics 8 (4), September 2003, S. 114–120, doi:10.1177/1081180X03256999. S2CID 145209853.

(11) Barbie Zelizer u.a.: "How Bias Shapes the News: Challenging the New York Times' Status as a Newspaper of Record on the Middle East". Journalism 3 (3), Dezember 2002, S. 283–307. doi:10.1177/146488490200300305. S2CID 15153383.

(13) "Further Decline in Credibility Ratings for Most News Organizations", Pew Research Center for the People and the Press, 16.8.2012, http://www.people-press.org/2012/08/16/further-decline-in-credibility-ratings-for-most-news-organizations/

(14) Josh Halliday: "BBC reporting scrutinised after accusations of liberal bias", The Guardian, 10.10.2012, https://www.theguardian.com/media/2012/oct/10/bbc-review-liberal-bias

Porträtfoto Gates: By United States Department of Health and Human Services - https://www.flickr.com/photos/hhsgov/39912162735/, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=69351594

Bild „truth“: PDPics/Pixabay

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