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Dr. Harald Wiesendanger

„Ohne Augenmaß! Wo ist die Notwendigkeit?“

Hätten Regierende, ehe sie den Planeten in eine seuchenbehördlich überwachte Haftanstalt verwandeln, doch bloß ihren Rat eingeholt! Wäre es nach der Virologin Prof. Karin Mölling gegangen, so hätte es in der Corona-Krise niemals Kontakt- und Ausgangssperren gegeben.



„Was im Moment läuft, ist das, was wir mehr oder weniger jeden Winter erleben“, erklärt die Professorin. „Hier schaut man sich selektiv nur eine Sache an und erfüllt sie mit Panik. Sie kriegen jetzt jeden Tag mitgeteilt, wie viele SARS-CoV-2-Tote man hat. Sie bekommen aber nicht gesagt, wie viele Influenza schon in diesem Winter infiziert hat und wie viele Todesfälle es dadurch gab. (…) Die Influenza-Epidemie von 2018 mit 25.000 Toten hat die Presse überhaupt nicht aus den Fugen gebracht. 60.000 Patienten hatten die Kliniken zusätzlich zu bewältigen, auch das war kein Problem gewesen!“


Vor staatlichen „Überreaktionen“ hat Prof. Mölling von Anfang an gewarnt: „Augenmaß ist in meinen Augen etwas Anderes.“ Leider gebe es unter Virologen auch „Scharfmacher“. Von diesen verleitet, wollen Politiker nun plötzlich mit drastischen Eingriffen verhindern, dass es zu mehreren zehntausend Toten kommt. Aber „vor zwei Jahren hat das auch keiner getan. Wo ist JETZT die Notwendigkeit? (…) Ist das angemessen, was wir jetzt tun, die Streckung der Epidemie in einer Weise, die die gesamte Weltwirtschaft fast lahmlegt?“


Medien spielen in dieser Krise eine verheerende Rolle, so findet Prof. Mölling: „Wenn man ohne einen Bezug die einzelnen Toten und die Zahl der Infizierten meldet, heute 16 Tote, heute 1.000 mehr infiziert, das schürt Ängste.“


Insbesondere Ausgangssperren hält Prof. Mölling für groben Unfug. „Das ist falsch! Deshalb engagiere ich mich. Wir brauchen Luft und Sonne, Luft verdünnt die Viren und Sonne mit UV-Licht tötet sie. Das ist auf Kinderspielplätzen gut, das ist für die Kinder im Sport gut. Draußen ist gut! Immer draußen sein, das ist das Beste. (…) Auf der Straße steckt man sich nicht an! (…) Die Leute sollen auch ins Restaurant gehen, auf eigene Verantwortung. Bei dem schönen Wetter kann man doch die Leute nicht einschließen.“ Dürfen auch die Alten spazieren gehen? „Ja, sie sollen es machen.“


Von Anfang an, so Prof. Mölling, hätte die Politik sich auf zwei Hauptziele konzentrieren sollen. Erstens: „Herdenimmunität“. Warum sollten „die jungen Leute nicht ihre Parties machen und sich untereinander anstecken“? „Wir müssen doch irgendwie auch Immunität aufbauen. Wie soll das ohne Kontakte möglich sein?“


Und zweitens: Risikogruppen SELEKTIV schützen, die Übrigen zu verstärkter Hygiene, Vorsicht, Rücksicht ermuntern – und uns alle „auf eigene Verantwortung“ handeln lassen. Oder ist der „mündige Bürger“ inzwischen ein Auslaufmodell?



Wie alle Kritiker der offiziellen Linie, so ist auch Prof. Mölling zur Zielscheibe von übler Nachrede und Polemik geworden. Bezeichnend: Nachdem sie am 14. März in einem Interview mit Radio Eins ihre Argumente vorgetragen hatte, fühlte sich die Redaktion virenkompetent genug, sich von ihr öffentlich zu distanzieren: Sie lasse Wichtiges „außer Acht“, treffe „zynische“ Vergleiche und „verharmlose“. Prompt ließ ein anonymer Wikipedia-Administrator Frau Möllings Eintrag um Hinweise auf diese dreiste „Klarstellung“ ergänzen. Im Abschnitt über Frau Möllings Lebenswerk füllt diese öffentliche Rüge neuerdings 10 von 22 Zeilen. So weit sind wir schon.


In Fachkreisen zählt Professor Karin Mölling, Jg. 1942, zu den weltweit angesehensten Viren-Expertinnen, die in puncto Kompetenz und Lebensleistung mit einem Herrn Drosten ohne weiteres mithalten kann. Am Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik in Berlin leitete sie 17 Jahre lang eine Forschungsgruppe (1976-1993). Sie war Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie an der Universität Zürich, wo sie einen Lehrstuhl innehatte (1993–2008). Was sie auf ihren Hauptforschungsgebieten Krebs und HIV leistete, hat ihr zahlreiche Auszeichnungen gebracht – unter anderem für einen wichtigen Durchbruch in der Aids-Bekämpfung: eine Methode, wie sich das HIV-Virus selber «umbringt». Diese Entdeckung galt als eine medizinische Sensation, ein Lichtblick für Aids-Kranke. 2018 erhielt Karin Mölling das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse sowie den Verdienstorden des Landes Berlin.


Anmerkungen

Frau Möllings Homepage: http://moelling.ch/

Titelbild: Mylene2401/Pixabay


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