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Dr. Harald Wiesendanger

Die Uhr tickt.

Die Corona-Krise bestätigt den Vorwurf: Gain-of-Function-Forschung, die ohnehin gefährliche Erreger noch virulenter macht, ist ein irrwitziges Sicherheitsrisiko. Sie bedroht die gesamte Menschheit. Muss also nicht endlich Schluss sein mit dieser Perversion von Wissenschaft? Andernfalls ist die nächste Pandemie bloß eine Frage der Zeit. Sie könnte die gegenwärtige bei weitem in den Schatten stellen - und der gesamten Erde auf Dauer den Alptraum einer biofaschistischen Diktatur bescheren, die unsere Grundrechte der Volksgesundheit opfert.



Die Menschheit sitzt auf zwei Pulverfässern. Auf dem einen steht „Atomenergie“. Ein Drei­vier­teljahrhundert nach Hiro­shima, 34 Jahre nach Tschernobyl ist es noch immer nicht entschärft. Das andere Pulverfass trägt die Aufschrift „Biotech“. In ihm tummeln sich hunderterlei Bakterien, Viren und sonstige Erreger, die unsere Spezies rascher und weitgehender dezimieren könnten als jede Atombombe, jedes explo­dier­te Kernkraftwerk. Selten entwickeln sich echte Killerkeime von Natur aus, wie das Marburg-Fieber, die Pest oder Ebola; häufiger werden sie biotechnisch „scharfgemacht“, damit sie noch anstecken­der werden, noch ärger krank machen, noch tödlicher sind. Nicht auszudenken, was sie anrichten könnten, falls sie einem Labor entweichen.


Die Corona-Pandemie, vermutlich ausgelöst durch ein im Wuhan-Institut für Virologie manipuliertes und verse­hent­lich freigesetztes Virus, hat 2020 weltweit für Millio­nen Infizierte gesorgt und zum Tod Hunderttausender beigetragen. Das ist schlimm – aber womöglich bloß ein eher harmloser Vorgeschmack darauf, was unserem Pla­neten blühen kann, wenn der nächste, noch perfekter design­te Krankheitserreger aus der Retorte ins Freie gerät, sei es durch einen Unfall, eine militärische Aktion, einen Terrorangriff oder aus Geschäftskalkül. „Die nächste Pandemie wird kommen“, prophezeite WHO-Direktor Tedros Ghebreyesus schon Mitte März 2019. „Das ist keine Frage des Ob, sondern bloß des Wann.“ (1)


Also hätten Regierungen längst alles Nötige tun sollen, um das Wuhan-Desaster zu verhindern; nun müssen sie dafür sorgen, dass es sich niemals wiederholen kann. Dazu müssen wir sie drängen. Sonst geschieht weiterhin: nichts - abgesehen von einem Verbot von Wildtier­märk­ten. Allenfalls werden irgendwann, öffentlichkeits­wirksam inszeniert, Sicherheitsvorkehrungen für Labore verschärft, um die Illusion vollständiger Kontrolle aufrechtzuerhalten.


Damit Bevölkerungen weltweit beharrlich Druck auf politische Entscheidungsträger ausüben, muss ihnen klar werden: Die schreckliche Panne von Wuhan ist keines­wegs ein einmaliger Sonderfall. Sie reiht sich nahtlos ein in eine haarsträubende Geschichte von Pleiten, Pech und Pannen, die so alt ist wie das Projekt, Mikroben bio­technologisch zu „optimieren“, zu welchen Zwecken auch immer. Von Melbourne bis Minsk, von Boston bis Taipeh werkeln in diesem Moment Zehntausende von grenzenlos neugierigen, unheimlich besinnungslosen For­schern an Keimen, deren Aggressivität SARS-CoV-2 weit in den Schatten stellt. Deshalb könnte die Welt soeben haarscharf an einer echten Katastrophe vorbei­geschrammt sein, einer wirklichen Pandemie mit Millio­nen Toten.


Eine klare Bevölkerungsmehrheit sieht das anders – noch. Mit der Frage, ob der Covid-19-Erreger aus dem Labor stammt, hält sie genauso wie mit der häuslichen Quarantäne, mit der Maskenpflicht, mit der Besuchs­sperre im Altenheim, mit Versammlungs- und Reise­verbot: Was die Regierung, ihr Expertenzirkel und die Leitmedien verlauten lassen, wird schon seine Richtigkeit haben. Umfragen unter Bundesdeutschen ergäben ver­mut­­lich ähnliche Werte in den USA: Dort geht nicht einmal jeder Vierte davon aus, dass SARS-CoV-2 „absichtlich entwickelt wurde“ (23%); hingegen glauben 43% an seinen „natürlichen Ursprung“. (2)

Solche Quoten deuten auf gewaltige Wissenslücken hin. Und jeder geistige Hohlraum lässt vortrefflich mit Propa­ganda fül­len. Mit Leichtigkeit verwandelt sich eine begründete Vermutung dann in bloße Panikmache von paranoiden Verschwörungstheoretikern. Kaum jeman­dem ist bewusst, wie häufig Missgeschicke, Lecks und Unfälle in biologischen Forschungslaboren vorkommen – rund um den Globus, nicht nur in Wuhan. Und kaum jemand ahnt, wie monströs die damit verbundenen Ge­fah­ren sind. Wären sie allgemein bekannt, so würde der­ar­ti­ger Wissenschaft ein Verbot drohen, ihre Einrichtun­gen würden geschlossen. Diese Aussicht macht ver­ständlich, warum die BioTech-Meinungsführer von An­fang an, anstatt nötige Untersuchungen abzuwarten, kategorisch abstritten, der Covid-19-Erreger könne aus dem Labor stammen. Sie fürchten um ihr Ansehen, um Zuschüsse, um Arbeitsplätze, um ihre weitere Karriere, um ihre Lieblingsspielwiese, um ein Milliardenbusiness.


Weltweit befassen sich mehrere hundert Institute mit einigen der gefährlichsten Keime, die je auf unserem Planeten auftraten: von Ebola über das Krim-Kongo-Virus, das West-Nil- und das Dengue-Fieber bis hin zu HIV, zu Pest, Pocken und Milzbrand, zum Marburg-, Lassa- und Hantavirus. WHO und Robert-Koch-Institut listen sie in Steckbriefen auf, die von der Sterberate (Letalität) ausgehen, also davon, wie viele Infizierte tatsächlich der Krankheit erliegen. (3) Schlimmstenfalls liegt sie bei 90 %. Das bedeutet: Von zehn Infizierten überlebt bloß einer.


Dabei beobachten Wissenschaftler nicht bloß, wie sich Viren verhalten. Zugleich geht es um „Gain of Func­tion“, einen Zugewinn an aggressiven Fähigkeiten. Diese originelle Definition von „Gewinn“ kann nur aus dem Wörterbuch des Teufels stammen: Ohnehin infektiöse Viren sollen „virulenter“ gemacht werden - damit sie noch rascher an­stecken, sich auf zusätzlichen Wegen übertragen, länger in der Luft bleiben, wechselnde Umgebungen robuster aushalten, länger infektiös bleiben, widerstandsfähiger gegen Desinfektionsmittel aller Art werden, kranker machen, dem menschlichen Immun­system leichter ausweichen und stärker zusetzen, noch schwieriger zu behandeln sind, noch tödlicher werden. Wozu?


Offiziell geht es um Grundlagenforschung, die Entwick­lung neuer Impfstoffe, die Prävention gegen künftige Seuchen. In Wahrheit sind die meisten derartigen Labore auf Dual Use ausgelegt, einen zweifachen Nutzen: Neben BioDefense geht es auch um BioWarfare, die Entwick­lung immer perfekterer biologischer Waffen, im inter­nationalen Wettstreit mit anderen Ländern, die genauso hemmungslos dasselbe Ziel verfolgen. Rund 200 Erreger gelten derzeit als kriegstauglich. (4) Welche sogenannten „wissenschaftlichen Fortschritte“ mit ihnen erzielt wer­den, unterliegt strengster Geheimhaltung – die „nationale Sicherheit“ verbiete es, ins Detail zu gehen.


Dabei untersagt die Biowaffenkonvention, ein im De­zem­ber 1971 von der UN-Vollversammlung angenom­me­ner völkerrechtlicher Vertrag, klipp und klar, biologi­sche Waffen zu entwickeln, herzustellen und einzusetzen. 182 Staaten tragen die Übereinkunft formell mit, darunter auch die USA und China. Doch unter dem Deckmantel der „Bioschutz“-Forschung“ fahren sie fast alle hem­mungs­los damit fort, immer mörderischere potentielle B-Waffen zu konstruieren.


Für zusätzlichen Schub sorgen die schier unbegrenzten neuen Möglichkeiten der synthetischen Biologie: jenes noch jungen Forschungsgebiets, das Organismen im Labor erschafft, die in der Natur nicht vorkommen. Sie kann Krankheitserreger wiedererwecken, die in der Natur ausgerottet sind, beispielsweise für Pocken oder Pest. Mit Hilfe gentechnisch veränderter Bakterien kann sie die Massenproduktion biologischer Giftstoffe ankurbeln. Durch ein paar eingefügte Gene kann sie Mikroben noch gefährlicher machen, als sie es ohnehin schon sind. (5)


So stellte der Biochemiker Eckard Wimmer an der Stony Brook University in New York bereits im Jahr 2002 zusammen mit zwei Kollegen das Erbgut des Polio-Erregers vollständig im Labor her. (6)

2012 veröffentlichten der niederländische Virologe Ron Fouchier vom Erasmus Medical Center in Rotterdam sowie sein Fachkollege eine Methode, mit der er Influen­za­viren befähigte, sich auch über Aerosole und aus­geatmete Tröpfchen zu übertragen. Auch den Vogelgrip­pe-Er­re­ger H5N1 „verbesserte“ er entsprechend – einen Erreger, der ohnehin schon fast alle Vögel und bis zu 60 % aller Menschen tötet, die sich mit ihm infizieren. Auf Proteste hin willigte Bouchier in ein 60-tägiges „Morato­rium“ ein. Anschließend machte er weiter wie gehabt, ungehindert und frei von Skrupeln. (7)

Im Sommer 2019 beschrieb der kanadische Virologe David Evans in einem Fachaufsatz detailliert, wie man das in der Natur ausgerottete Pockenvirus aus chemisch synthetisierten DNA-Fragmenten zusammenbastelt. (8)


Die damit verbundenen schwindelerregenden Risiken versuchen Regierungen, Behörden und beteiligte Institute seit eh und je kleinzureden und zu vertuschen. Bedenken werden routinemäßig beiseite gewischt: Die Anlagen genügen angeblich allerhöchsten Sicherheitsanforderun­gen, würden laufend überprüft und gäben keinerlei Anlass zur Besorgnis. Nur Einrichtungen der höchsten von vier Sicherheitsstufen, auf BSL-4-Niveau, dürfen mit Biostoffen arbeiten, welche der deutschen Biostoffver­ord­nung zufolge „eine schwere Krankheit beim Men­schen hervorrufen und eine ernste Gefahr für Beschäftig­te darstellen; die Gefahr einer Verbreitung in der Bevölkerung ist unter Umständen groß; normalerweise ist eine wirksame Vorbeugung oder Behandlung nicht möglich.“ (9)

Garantiert sicher? Dagegen sprechen seit Jahrzehnten bestürzende Fakten, die drastisch vor Augen führen: Die jüngere Geschichte der Virenforschung steckt voller Pleiten, Pech und Pannen, die sie zum unkalkulierbaren Spiel mit dem Weltenfeuer machen.


Die Volksrepublik China trug dazu mehrere unrühmliche Kapitel bei.


- Im Mai 1977 griff von der Hafenstadt Tianjin aus die „Russische Grippe“ um sich, ausgelöst durch einen Subtyp von Influenza A, das H1N1-Virus. Bis November hatte sich die Epidemie bis in die damalige Sowjetunion ausgebreitet – wodurch sie ihren Namen erhielt – sowie nach Hongkong. Dann verbreitete sie sich rund um den Globus. Weltweit soll sie 500.000 bis 700.000 Todesopfer gefordert haben.

H1N1 erwies sich als nahezu identisch mit Viren, die schon vor 1957 um sich gegriffen hatten, insbesondere mit A/Roma/1949. Zwei Jahrzehnte lang war dieses Grippevirus ausgestorben – wieso tauchte es nun plötzlich erneut auf? Ein Labor in China experimentierte damals mit ihm, wohl um einen Impfstoff zu entwickeln. Daher liegt die Vermutung nahe, dass es dort versehentlich freigesetzt wurde. (10)


- Im Dezember 2019 infizierten sich 65 Laboranten des Lanzhou Veterinary Research Institute mit Brucellose, einer bakteriellen Erkrankung, die vor allem Schafe, Ziegen und Rinder befällt. Aber auch Menschen können sich anstecken. Heftige, wiederkehrende Fieberschübe und Arthritis kön­nen die Folge sein. (11)

Aber längst nicht nur chinesische „Hochsicherheits­labore“ sind hochgradig unsicher.


- In den USA setzten biologische Forschungs­einrichtungen im Jahr 2008 mindestens einmal Brucella-Bakterien frei, im Jahr 2010 zweimal. (12) Nach einer außergewöhnlich langen Inkubations­zeit von zwei bis drei Wochen, manchmal sogar erst nach mehreren Monaten können diese Erreger eine Brucellose hervorrufen, die Fieber auslöst, mit Nachtschweiß, Schüttelfrost und Übelkeit. Schlimmstenfalls folgen darauf Entzün­dun­gen von Knochen und Gelenken, von Hoden und Herzklappen, von Hirnhäuten und Lungen.

- Am 11. September 1978 erlag die 40-jährige Foto­­gra­fin Janet Parker aus Birmingham den Pocken, die damals schon als weltweit ausgerottet galten. Nur 15 Meter von ihrem Arbeitsplatz ent­fernt lag das Pockenvirenlabor der Medizinischen Fakultät der Universität Birmingham. Parker hatte es allerdings nie betreten. Eine Untersuchungs­kom­mis­sion fand es am wahrscheinlichsten, dass die Laborviren Aerosolform angenommen hatten und über Luftkanäle ein Stockwerk höher in ein Fotostudio und dessen Dunkelkammer gelangt waren, in dem Parker arbeitete. (13) Zuvor hatten WHO-Inspektoren das Labor bereits als „nicht zufriedenstellend sicher“ eingestuft, konnten aber nicht seine Schließung anordnen. Der Aufforde­rung, die Pockenbestände zu zerstören, war der Laborleiter Prof. Henry S. Bedson schon vorher nicht nachgekommen. Ob des von ihm verschul­de­ten Zwischenfalls war er derart verzweifelt, dass er sich in seinem Geräteschuppen die Kehle aufschnitt und verblutete.


- Zwischen 1963 und 1978 führten drei Ausbrüche von Pockenviren aus zwei akkreditierten Biolabo­ra­to­rien zu 80 Infizierten und drei Toten, ein­schließlich des Parker-Falls. (14)


- Im Jahr 2001 wollten australische Wissenschaftler mit gentechnisch manipulierten Mäusepocken ein Virus schaffen, das die Vermehrungsrate der Nager dämpft. Statt des Schädlingsbekämpfungs­mittels entstand im Labor jedoch aus Versehen ein für Mäuse absolut tödliches Virus. (15)


- 2007 brach in Großbritannien unter Rindern die Maul- und Klauenseuche aus – vier Kilometer von einem BSL-4-Labor entfernt. Dessen Ab­fluss­rohre waren undicht. (16)


- Auch die pandemische H1N1-Schweinegrippe von 2009 steht im Verdacht, durch ein Laborleck ent­stan­den zu sein. Für den australischen Virolo­gen Adrian Gibbs steht jedenfalls fest: „Dieser Erreger stammt von einem Impfstoff. Die Schwei­ne­grippe lässt sich nämlich nicht ohne weiteres auf die besonderen Viren zurückführen, die da­mals zufällig zirkulierten und sich in europäi­schen, nord- und südamerikanischen Schweinen fanden. Hingegen lässt sie sich sehr wohl dadurch erklä­ren, dass es einen Hersteller gab, der H1N1-Ab­schnitte aus europäischen, nord- und südameri­ka­ni­schen Sequenzen zusammenklebte, um einen universellen Impfstoff herzustellen, und es ir­gend­wie nicht schaffte, ihn zu inaktivieren. Nach­dem ihn Schweine in Mexiko erhalten hatten, wurde daraus die Schweinegrippe, die zweite H1N1-Pandemie, die wahrscheinlich fast 300.000 Menschen umbrachte.“ (17)


- Im Jahr 2016 machte USA Today einen Zwi­schenfall in einem BSL-4-Labor publik, in dem Proben von Ebola- und Pockenviren lagerten. Als Forscher es zu verlassen wollten, stellte sich her­aus, dass mehrere Geräte in der Dekontaminati­ons­kammer ausgefallen waren. (18)


- 2019 ließ die CDC das größte Biowaffenlabor der USA in Fort Detrick in Maryland schließen, nach­dem herauskam, dass Abfälle mit gefährli­chen Krankheitserregern dort unsachgemäß ent­sorgt wurden.


Speziell an Coronaviren wird, öffentlich unbeachtet, seit knapp zwei Jahrzehnten herumexperimentiert. Einen erheblichen An­stoß dazu gab 2003 die erste Pandemie des 21. Jahr­hunderts – ausgelöst durch das erstmalige Auftreten von SARS-CoV, so benannt nach dem Schwe­ren Akuten Atem­wegssyndrom (SARS), das es auslöst. Von Südchina aus verbreitete sich dieses Virus innerhalb weniger Wochen über nahezu alle Kontinente. Binnen eines halben Jahres starben 774 von über 8000 registrier­ten Infizierten in 29 Ländern. Seither trat SARS nicht mehr natürlich auf. Allerdings brach es sechs Mal (!) aus virologischen Instituten aus, welche an ihm herumforsch­ten: jeweils einmal in Singapur und Taiwan, vier Mal im selben Labor in Peking. (19)

Im August 2003 infizierte sich ein Virologie-Student im SARS-Labor der Nationalen Universität Singapur. Im Dezember 2003 erkrankte ein SARS-Forscher aus Tai­wan auf dem Rückflug von Singapur, wo er an einer medizinischen Tagung teilgenommen hatte. Seine 74 dor­ti­gen Kontaktpersonen wurden unter Quarantäne gestellt; glücklicherweise entwickelte keiner von ihnen SARS-Sym­p­tome. Eine Untersuchung ergab, dass der Wissen­schaftler ohne Handschuhe, Maske oder Kittel mit Labor­abfällen hantiert hatte. Anlässlich beider Vorfälle forderte ein Expertenausschuss der Weltgesundheits­orga­ni­sation, die Biosicherheitsrichtlinien für SARS zu ver­schärfen. Der Vorstoß verpuffte.


Im April 2004 meldete China einen SARS-Fall bei einer Krankenschwester, die eine Forscherin am Pekinger Institut für Virologie (NIV) betreut hatte. Die Patientin war nach einer Infektion zweimal mit dem Zug von Peking in die Provinz Anhui gereist, wo sie von ihrer Mutter, einer Ärztin, gepflegt wurde; diese erkrankte und starb. Die Krankenschwester wiederum steckte fünf Per­so­nen der dritten Generation an, die alle überlebten. Nachfolgende Untersuchungen deckten bei drei For­schern des NIV Laborinfektionen auf, die unabhängig voneinander stattgefunden haben mussten. Mindestens zwei Primärpatienten hatten nie mit dem SARS-Lebendvirus gearbeitet. Ursache des Ausbruchs dürfte ein unzureichend inaktiviertes Präparat des SARS-Virus gewesen sein, das in einem allgemeinen, d.h. biologisch unsicheren Laborbereichen zum Einsatz kam, wo die In­fizierten arbeiteten. Das Präparat war nach Inaktivierung nicht wie vorgeschrieben getestet worden.


Seit der ursprünglichen SARS-Pandemie 2003 kam es zu nicht weniger als sechs weiteren dokumentierten SARS-Ausbrüchen, die von Forschungslabors ausgingen – dar­unter vier in China. Dabei infizierten sich 13 Personen, einer starb. (20) Ist auszuschließen, dass SARS-CoV-2 das siebte Glied dieser Pannenkette war?


Obwohl auf solche Ausbrüche hin üblicherweise Sicher­heitsbestimmungen verschärft werden, bleiben gefährli­che Pannen an der Tagesordnung. Die Ursachen sind viel­­fältig: unerkannte technische Mängel bei Abdich­tungen, unzureichend inaktivierte Proben, Bisse und Krat­zer von infizierten Versuchstieren; schlecht ausgebil­de­tes, unvorsichtiges Personal; undichte Schutzanzüge und Masken; Nadelstiche, Verschütten, schlampige De­kon­tamination; verseuchte Abluft, Abwasser oder Müll; nachlässige Kontrollen; verlorengegangene Musterpake­te; vereinzelt wohl auch Diebstahl und Sabotage. Ein einziges Labor der US-Armee in Utah versandte zwi­schen 2004 und 2015 unwissentlich 575 Pakete mit noch lebenden, aber als „abgetötet“ gekennzeichneten Milz­brand­proben an 194 Besteller auf der ganzen Welt. (21)

Wie haarsträubend sorglos Regierungen und Behörden Bio­risiken ausblenden, führt momentan das US-Heimat­schutz­ministerium vor, das Department of Homeland Secu­­rity (DRS). In Manhattan, Kansas, lässt es seit Mai 2015 auf einem 53.000 Quadratmeter großen Areal eine neue, noch größere Anlage zur „nationalen Bio- und Agro-Verteidigung“ errichten. Bis 2022 soll es fertig sein. (22) Dasselbe Ministerium hatte 2012 das Risi­ko mit 70 % veranschlagt, dass es in seinem schon beste­henden Bio­labor innerhalb der nächsten 50 Jahre zu einer Frei­set­zung von gefährlichen Erregern kommt, die einen wirt­­schaftlichen Schaden von 9 bis 50 Milliarden US-Dol­lar anrichtet – ganz zu schweigen von Infizierten und Toten. Selbst diese Horrorschätzung bewertete ein Aus­schuss des Nationalen Forschungsrats als viel zu optimi­stisch angesetzt. (23)

Die Gesamtbilanz fällt beklemmend aus. Zwischen 1930 und 1978 kam es allein in den USA zu über 4000 Labor­in­fek­tio­nen mit 168 Toten. (24) Im Zeitraum von 2004 bis 2010 wurden der US-Seuchenschutzbehörde CDC 727 Vorfälle gemeldet, über die sie 2012 in der Fachzeit­schrift Applied Biosafety berichtete; dazu zählten 11 Infektionen im Labor. Im Transit war eine Virenprobe verlorengegangen – zwar bloß eine unter 3400 genehmig­ten Sendungen, aber schon eine einzige kann eine zuviel sein. Im Berichtszeitraum stieg die Anzahl der Vorfälle stetig an; im Jahr 2004 waren es erst 16, im Jahr 2010 bereits 269. (25)


Zwischen 2008 und 2012 zeigten Labore den US-Aufsichtsbehörden mehr als 1100 Zwischenfälle mit Bakterien, Viren und Toxinen an – Verluste und Frei­setzungen -, die nach Einschätzung der CDC ein erhebli­ches Seuchenrisiko für Mensch und Landwirtschaft darstellen. Das wären im Schnitt rund 200 pro Jahr, mehr als vier pro Woche. (26) Im Jahr 2018 erfasste das „Federal Select Agent Program“, eine US-amerikanische Über­wachungsstelle, „acht Verlustmeldungen und 193 Berich­te über die Freisetzung eines biologischen oder chemi­schen Gefahrenstoffs“. (27)

Mit Abstand die häufigste Ursache ist: menschliches Versagen. Es trug zu 79 % aller 749 Vorfälle bei, die in US-Hochsicherheitslaboren zwischen 2009 und 2015 zu einer Exposition gegenüber Krankheitserregern führten. (28)

„Die Katastrophe ist keine Frage des Ob, sondern nur noch das Wann“, warnen zwei US-Kongressabgeordnete, die sich eingehend mit Biosicherheit befasst haben. (29)

Dabei sehen wir mit Sicherheit bloß die Spitze des Eis­bergs. Die allermeisten Unfälle werden niemals öffent­­­lich. Manche fallen vermutlich niemandem auf. Andere werden von den beteiligten Laboren gar nicht erst gemeldet, von den Meldebehörden nicht registriert oder unter Verschluss gehalten. Abgeordnete, Untersuchungs­ausschüsse, investigative Journalisten erhalten entweder keinerlei Auskünfte - oder Dokumente, in denen mehr Zeilen geschwärzt als noch lesbar sind.


Gain-of-Function-Forschung: ein irrwitziges Sicherheitsrisiko


Droht uns eine künstlich ausgelöste Pandemie von apokalyptischem Ausmaß? Das Risiko wächst mit der Zahl der Biolabore. Von den weltweit 36 der höchsten Sicherheitsstufe BSL-4 haben acht ihren Sitz in den Vereinigten Staaten. (30) Allein dort betreiben 324 staat­liche, universitäre und private Organisationen über 1000 Einrichtungen, die an bedrohlichen Erregern und Toxinen herumforschen. (31) Seit der Jahrtausendwende flossen die­sem Sektor rund 100 Milliarden Dollar zu, schätzt Fran­cis Boyle, Biowaffenexperte und Professor für inter­natio­nales Recht an der Universität von Illinois in Cham­paign. (32)

Den Boom befeuerten die Anschläge vom September und Oktober 2001, als sieben Briefe mit Milzbranderregern bei Regierungsstellen und hochrangigen Politikern ein­gingen. Fünf Menschen starben. Ein vermuteter Zusam­menhang mit den Terroranschlägen auf das World Trade Center vom 11. September 2001 bestätigte sich nicht. Stattdessen fiel der Tatverdacht auf inländisches Labor­per­so­nal, weil die verschickten Erreger Bakterienstäm­men entsprachen, an denen in der Medizinischen For­schungs­einrichtung der US-Armee für Infektionskrank­heiten (USAMRIID) im Militärstützpunkt Fort Detrick herumgeforscht wurde. Der Hauptverdächtige, der US-Mikrobiologe Bruce Edwards Ivins, beging im Juli 2008 Selbstmord. (33)


Für mehr „biologischen Schutz“ ließ Washington daraufhin im ganzen Land weitere Labors einrichten und Tausende von zusätzlichen Forschern aus­bilden, die an den gefährlichsten Keimen der Erde arbei­ten sollten. 13.000 US-Wissenschaftler sind mittler­weile in diesem Bereich beschäftigt. (34)


Im darauffolgenden Jahrzehnt lebten forschende Virologen in der besten aller möglichen Welten: Der Hype um „BioDefense“ bescherte ihnen Geld, Aufträge, Ausstattung und Ansehen im Übermaß – und nicht zu­letzt schier grenzenlose Forschungsfreiheit. Sie gipfelte 2012 in einem bezeichnenden Kapitel moderner Bio­technologie – manche finden es glorreich, andere er­schau­­dern über den entfesselten Machbarkeitswahn, der darin krasser denn je aufschien. Beigetragen haben es 2011/12 der Virologe Ron Fouchier vom Erasmus Medi­cal Center in Rotterdam sowie sein Fachkollege Yoshi­hiro Kawaoka von der Universität Wisconsin. Beide forschten am Influenzavirus H5N1, dem Erreger der Vogelgrippe. Ihm setzten sie Frettchen aus. Dabei gelang es ihnen, die Mutationsrate des Virus deutlich zu erhöhen – nicht durch gentechnische Eingriffe, sondern mittels einer „seriellen Passage“: Wiederholt übertrugen sie das Virus von einem Tier auf ein anderes. Bloß fünf Mutationen, so zeigte sich, reichen aus, um H5N1 zu befähigen, sich von einem Frettchen zum anderen zu übertragen; dabei behält es seine Letalität bei, bleibt also genauso tödlich wie vorher. Nach der zehnten derartigen Passage verbreiteten sich die Viren „aviar“, auf dem Luftweg - und befielen Frettchen in benachbarten Käfigen, die alsbald verendeten. (35)

Sollten Wissenschaftler, aus welchen Gründen auch immer, einen ohnehin brandgefährlichen Erreger noch aggressiver machen dürfen? Was Fouchier und Kawoka bedenkenlos in die Welt setzten, stieß eine längst über­fällige öffentliche Debatte an, teils über bioterroristi­sche Risiken, falls Einzelheiten der Frettchen-Studie öffentlich würden und in falsche Hände gerieten, (36) teils über die Gefahr, dass solche scharfgemachten Erreger versehent­lich einem Labor entweichen. „Jetzt haben Wissen­schaftler, die von den National Institutes of Health finanziert werden", ein "Virus geschaffen, das Dutzende oder Hunderte von Millionen Menschen töten könnte", wenn es der Gefangenschaft entkäme, so erschrak damals die Times. Der Guardian titelte: "Wissenschaftler verurteilen die 'verrückte, gefährliche' Schaffung eines tödlichen, über die Luft übertragbaren Grippevirus“.


Auch namhafte Wissenschaftler meldeten sich besorgt zu Wort. Der Epidemiologe Marc Lipsitch, Direktor des Harvard-Zentrums zur Dynamik übertragbarer Krankhei­ten, und seine Fachkollegin Alison P. Galvani von der Universität Yale nahmen kein Blatt vor den Mund: „Jüngste Experimente, bei denen neuartige, hochvirulente und übertragbare Krankheitserreger erzeugt werden, gegen die es keine menschliche Immunität gibt, sind unethisch (...) Sie bergen das Risiko einer unbeabsichtig­ten und absichtlichen Freisetzung, die, wenn sie zu einer großflächigen Verbreitung des neuen Erregers führen würde, viele Menschenleben kosten könnte. Auch wenn eine solche Freisetzung in einem besonderen Labor, das unter strengen Biosicherheitsauflagen forscht, unwahr­scheinlich ist, sollte selbst eine geringe Wahrscheinlich­keit angesichts des Ausmaßes der Zerstörung, falls ein solches unwahrscheinliches Ereignis eintritt, ernst genommen werden. Darüber hinaus vervielfacht sich die Wahrscheinlichkeit eines Risikos im selben Maße, wie die Zahl der Laboratorien, die solche Forschung betrei­ben, weltweit zunimmt.“ (37)

Eine Gruppe von über 50 Wissenschaftlern appellierte damals eindringlich an den Präsidenten der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, die Gefahren gen­tech­nisch veränderter Viren, welche für den Menschen tödlicher sein können als jeder natürlich vorkommende Erreger, neu zu bewerten. (38) Der Deutsche Ethikrat beton­te in einer ausführlichen Stellungnahme: „Eingriffe in die Wissenschaftsfreiheit“ seien zugunsten „anerkann­ter Ge­mein­wohlziele“ wie „die öffentliche Sicherheit, dem Schutz der Gesundheit, der Rechte und Freiheiten anderer“ durchaus „gerechtfertigt“. (39)


Die EU-Kommission veranlassten solche Appelle im Endeffekt zu: nullkommanichts.


Doch zumindest in den USA erregten die Frettchen-Experimente so viel öffent­liches Aufsehen, dass das Weiße Haus schließlich nicht umhin kam, zur Tat zu schreiten, unbeeindruckt vom Aufschrei der Lobbyisten. Im Oktober 2014 zog das Büro für Wissenschafts- und Technologiepolitik, damals noch unter Präsident Barack Obama, die Notbremse: Aufgrund von „Biosicherheits­risiken“ stoppte es die staatliche Finanzierung von Gain-of-Function-Forschung an gefährlichen Viren in US-Laboren.

Dennoch wurden die Experimente ohne Unterbrechung fortgesetzt – im mit US-Geldern üppig ausgestatteten Institut für Virologie in Wuhan. Dass es dort auch um die Entwicklung von waffenfähigen Pandemieauslösern ging, muss allen Beteiligten von vornherein klar gewesen sein. (40)

Im Jahr 2017 machte die Trump-Administration den Finanzierungsstopp wieder rückgängig und erlaubte, die illegale Forschung zur biologischen Kriegsführung fort­zusetzen.


Ein Jahr später geriet eben jenes Institut für Virologie in Wuhan, von dem die Covid-19-Pandemie mutmaßlich ihren Ausgang nahm, in die Schlagzeilen: Einem Bericht der Washington Post zufolge (41) „unternahm die US-Botschaft in Peking im Januar 2018 den ungewöhnlichen Schritt, wiederholt US-Wissenschaftsdiplomaten an das Wuhan Institute of Virology (WIV) zu entsenden. (…) Was die US-Beamten bei ihren Besuchen erfuhren, beun­ruhigte sie so sehr, dass sie zwei als sensibel eingestufte Telegramme nach Washington schickten. Darin wiesen sie auf bestürzende Sicherheits- und Managementmängel im WIV-Labor hin, weshalb sie zu „mehr Aufmerksam­keit und Unterstützung“ für die WIV-Aktivitäten rieten. Auch warnten sie eindringlich davor, dass „die Arbeit des Labors an Fledermaus-Coronaviren und ihre mögliche Übertragung von Mensch zu Mensch ein Risiko für eine neue SARS-ähnliche Pandemie darstellt". (!) Dieses Alarm­signal verhallte ungehört – mit schrecklichen Fol­gen, wie sich nun immer deutlicher herausstellt.


Ein solches Risiko verblasst angeblich neben grandiosem Nutzen, so macht man uns weis. Schließlich finde in den BLS-4-Labors bahnbrechende Forschung statt, die unser Wissen über krankmachende Erreger erweitere, uns für künftige Pandemien wappne, zu neuen Impfstoffen und Medikamenten führe. Auf diese Weise verteidigt Peter Daszak, Präsident des WIV-Hauptsponsors EcoHealth, die hochriskanten Manipulationen am Genom von SARS-Coronaviren, die das von ihm gesponserte Institut für Virologie in Wuhan vornimmt: Dadurch wisse man nun, dass dieses Virus von einer potenziellen zu einer „klaren und aktuellen Gefahr“ für die Menschheit werden könne. Das zeugt von einer irren Logik à la Dr. Franken­stein: Hat er nicht Großartiges geleistet, indem seine Arbeit bewiesen hat, dass man aus einem nur potenziell gefährlichen Menschen ein echtes, unberechenbares Mon­ster basteln kann? Müssen Wissenschaftler so etwas entstehen lassen, um besser zu verstehen, wie sie es be­kämp­fen könnten, falls es jemals entstehen würde?


Spätestens die aktuelle Covid-19-Pandemie führt vor Augen, welchen Bären man uns mit der wolkigen Fortschrittsverheißung aufbindet. „Bioengineering“ an Coronaviren findet seit zwei Jahrzehnten statt. Was brachte dieses mit Milliarden Steuergeldern subventio­nier­te Großprojekt zur spitzentechnologischen Auslö­schung der Menschheit? Anstatt die gegenwärtige Seuche zu verhindern, haben Virologen ihren Auslöser offenbar überhaupt erst freigesetzt, wahrscheinlich sogar künstlich erzeugt. Bis ein wirksamer, sicherer Impfstoff entwickelt und getestet ist, werden ab Pandemieausbruch vermutlich ein bis anderthalb Jahre vergangen sein. Seit rund zwei Jahrzehnten werkeln BLS-4-Labore, die an Coronaviren herumbasteln, angeblich im Dienst der „Seuchenpräven­tion“ – wo, bitteschön, bleibt der Ertrag? Im Jahr 2020 liegt er offenkundig bei Null – Millionen sind infiziert, Hunderttausende tot. Vielmehr verschafft diese For­schung einer Vielzahl von gefährlichen Viren überhaupt erst „die evolutionäre Chance, auf den Menschen über­zuspringen“, warnt der Virologe Jonathan Latham, Direk­tor des Bioscience Resource Project in Ithaca, New York. (42) Sie schafft „Gelegenheiten für Kontaminationen und Leckagen, wie sie in Labors routinemäßig auf­treten“. (43)

Mit Hinweis auf den „Doppelnutzen“ lässt sich Völker­recht vortrefflich hintertreiben. Zwar verabschiedete die UN-Vollversammlung 1971 eine „Biowaffenkonven­tion“, die am 26. März 1975 in Kraft trat (44) - der erste internationale Vertrag nach dem Zweiten Weltkrieg, der eine ganze Waffenkategorie verbot und ihre Vernichtung vorsah. (Bis 2012 traten dieser Konvention 165 Staaten bei, einschließlich der USA und China. Ihr Artikel I ver­bietet die Entwicklung, Herstellung, Lagerung oder anderweitige Anschaffung von mikrobiologischen und anderen biologischen Substanzen und Toxinen – natür­lichen Gifte von Pflanzen, Pilzen und Tieren - zu militärischen Zwecken. Ebenso untersagt sind Produktion und Besitz von Waffen, Ausrüstungen und Einsatz­mitteln, mit denen biologische Kampfstoffe verbreitet werden können, verboten. Artikel II verpflichtet die Ver­trags­staaten, die in ihrem Besitz befindlichen Biowaffen sowie Trägersysteme zu vernichten.



Von Anfang an ließ sich dieses Abkommen jedoch mühe­los unterlaufen, weil seine Paragrafenlücken groß wie Scheunentore sind. Ausdrücklich erlaubt die Über­einkunft das Herumexperimentieren mit biologischen Mikro­organismen und Toxinen, die als Kampfmittel ver­wen­det werden könnten, solange diese Abart von Wissenschaft „durch Vorbeugungs-, Schutz- oder sonstige friedliche Zwecke gerechtfertigt sind“ (Artikel I). Damit segnet es BioDefense ab: die Entwicklung von „Abwehrmitteln“, die sich natürlich immer auch militä­risch einsetzen lassen. Da aber ein generelles Verbot solcher Forschung „weder sinnvoll noch möglich“ ist, wie die Bundeszentrale für politische Bildung uns glauben machen will45, „kann einer militärischen Nut­zung nur durch Transparenz und Verifikationsmaßnah­men begegnet werden“. Hier liegt ein weiteres Grund­problem der Biowaffenkonventi­on: Im Unterschied zu den Verträgen über das Verbot von Chemiewaffen oder Verträgen über atomare Ab­rüstung legt die Biowaffen­konvention keine Organisation und kein Mechanismus fest, mit dem die Einhaltung des Vertrages kontrolliert werden könnte. Zwar sieht Artikel VI vor, dass bei Verdacht auf Zuwiderhandlung durch einen Vertragsstaat der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen angerufen werden soll, der eine Untersuchung durchführen kann.


Von diesem Recht machte bisher aber kein einziges Land Gebrauch, weil solche Nachforschungen von den Veto­mächten China, Frankreich, Großbritannien, Russland und den USA blockiert werden könnten.



Zumindest US-amerikanische Staatsbürger unterliegen darüber hinaus seit 1989 dem „Biological Weapons Anti-Terrorism Act“. (46) Aber auch in diesem Gesetz „zielt nichts darauf ab, friedliche wissenschaftliche Forschung oder Entwicklung zu behindern oder einzuschränken“, wie seine Präambel klarstellt.




Somit findet die wohl tödlichste Art von Erkenntnis­suche, die je auf diesem Planeten betrieben wurde, weiterhin faktisch in einem rechtsfreien Raum statt, ohne wirksame Einschränkungen, Kontrollen und Sanktionen – forciert von Profiteuren aus Militär und Industrie, abgenickt von inkompetenten Regierungen, übergangen von Mainstream-Medien.


Bürger nehmen diesen Skandal hin, weil nur wenige ahnen, dass er einer ist. Womit sie sich an der Nase herumführen lassen, ist die betonte Unterscheidung zwischen „biologischer Verteidigung“ und „biologischer Kriegsführung“. Doch beides lässt sich nicht sinnvoll voneinander abgrenzen, schon gar nicht, was ihr Gefah­ren­potential betrifft. Richard Ebright, ein renommierter Molekularbiologe von der Rutgers University in New Jersey und Experte für biologische Kriegsführung, erkennt im Sammeln und Schaffen tausender gefährlicher Krankheitserreger geradezu „die Definition des Wahn­sinns“. Hier finde „keine Forschung“ statt, „die Informa­tio­nen liefert, welche zur Verhinderung oder Bekämp­fung von Ausbrüchen nützlich sind. Nur rücksichtsloses pseudowissenschaftliches Indiana-Jones-Abenteurertum mit hohem Infektionsrisiko für die Sammler – und von diesen ausgehend für die Öffentlichkeit“. „Die einzige Auswirkung dieser Arbeit besteht darin, ein neues, un­natürliches Risiko im Labor zu schaffen.“ (47)

Ein Symptom dieses kaum steigerungsfähigen Wahnsinns ist die Entscheidung, derartige Forschung inmitten oder nahe größerer Städte stattfinden zu lassen, wo Labormitarbeiter ihre arbeits­freie Zeit in ständigem engem Kontakt mit arglosen Mitbürgern verbringen; Wuhans Institut für Virologie liegt inmitten einer Elf-Millionen-Metropole. Gäbe es tatsächlich irgendeinen triftigen Grund, diese Art von Wissenschaft über 2020 hinaus fortzusetzen: Warum nicht auf einer einsamen Insel, in der Wüste, am Nord- oder Südpol? Oder noch besser in einer Raumstation im Orbit? Geht dort etwas schief, so könnte sie wenigstens kontrolliert gesprengt werden, ohne dass acht Milliarden Erdbewoh­nern eine Apokalypse droht.


Umso notwendiger wäre jetzt eine unabhängige inter­nationale Kommission, welche die wahren Hinter­gründe der derzeitigen Pandemie aufklärt – möglichst rasch, ehe Peking noch mehr Spuren verwischt. Warum drängen Regie­rungen nur halbherzig oder gar nicht darauf? Weshalb plappern sie durchweg die Einflüsterun­gen ihrer bevorzugten Experten nach, ein Laborursprung sei „widerlegt“? Die ernüchternde Antwort liegt auf der Hand: Für politische Entscheidungsträger macht es einen gewaltigen Unterschied, ob sie Wildtiermärkte verbieten sollen – oder Hochrisikoforschung mit gentechnisch manipulierten Viren, die Militärs, Industrie und ein Groß­teil des Wissenschaftsbetriebs gutheißen und fortsetzen wollen.


Wie soll eine Ansammlung von Medizinlaien, aus denen sich Regierungen zusammenzusetzen pflegen, die Not­bremse ziehen, solange hochangesehene Experten nicht aufhören, für volle Fahrt voraus zu plädieren? Kaum hat­ten die National Health Institutes (NIH) mehrere Millio­nen Dollar Wuhan-Fördermittel für EcoHealth­ gestri­chen, da fuhr die „Weiter-so-wie-gehabt“-Fraktion schwe­­­res Geschütz auf: 77 Nobelpreisträger forderten den US-Präsidenten eindringlich dazu auf, den „absur­den“ Finanzierungsstopp zurückzunehmen. (48)

Kurz darauf folgte ein Protestschreiben der Amerikani­schen Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiolo­gie. Im Namen der 31 Wissenschaftsverbände, die ihr angehören, forderte sie, „die von den NIH ergriffenen Maßnahmen unverzüglich zu überdenken“. (49)

Die Nobelpreisträger zum gemeinsamen Vorstoß bewegt hatte ein gewisser Richard J. Roberts – der zweibeinige Inbegriff eines Interessenkonflikts. Der Biochemiker, der 1993 den Medizin-Nobelpreis erhielt, ist seit 1992 „Chef­wissenschaftler“ (CSO) und Aufsichtsratsmitglied von New England Biolabs­, einem der weltweit größten An­bie­ter von molekularbiologischen Geräten. (50) Mit der öffent­­­lichkeitswirksamen Aktion verteidigt er letztlich nur seine Kundschaft, somit das eigene Business.


Geschieht nichts, so machen Bioforscher nicht bloß weiter wie bisher – sie streben nach noch mehr „Zugewinn“. Am 11. März 2020, mitten im globalen Entsetzen über die sich von Wuhan ausbreitende Pandemie, feierte das Wissenschaftsmagazin Scientific American Wuhans „Ba­twoman“, die Topvirologin Shi Zhengli, als wissen­schaft­li­che Pionierin und Heldin. Der Artikel endet mit einer Ankündigung, die uns angesichts des Corona-Desasters eher Schweißperlen auf die Stirn treibt: Das WIV-Team „schätzt, dass es weltweit bis zu 5.000 Corona­viren-Stämme gibt, die darauf warten, bei Fleder­mäusen entdeckt zu werden". Wuhans Virologen "planen ein nationales Projekt zur systematischen Beprobung von Viren in Fledermaushöhlen - mit viel größerem Umfang und größerer Intensität als die bisherigen Versuche“. (51) Wird die Weltgemeinschaft eine 5.000-fache Gefahr für weitere Coronavirus-bedingte Pandemien hinnehmen, unabhängig vom Ursprung des SARS-CoV-2-Virus?


Innerhalb von dreieinhalb Monaten, von Ende Januar bis Anfang Juni 2020, sorgte die Covid-19-Pandemie wel­tweit für mehr als sieben Millionen bestätigte Fälle von Infizierten. (52) Bei einer geschätzten Dunkelziffer von über 90 Prozent könnte sich der Erreger bis dahin also schon in über 70 Millionen Menschen eingenistet haben. Offiziell starben 400.000 mit SARS-CoV-2. Gemäß den Daten der am besten untersuchten Länder und Regionen beträgt die Letalität von Covid-19 durchschnittlich 0,2% (53), sie gleicht insofern einer starken Influenza. (54) Somit liegt sie annähernd zwanzig Mal tiefer, als die WHO ursprünglich annahm; Mitte März ging sie von 3,4 % aus.55 Was wäre aber, wenn SARS-CoV-2 so tödlich wäre wie das Marburg-Virus? Mit einer Todesrate von bis zu 88 Prozent gilt es für die Weltgesundheitsorganisa­tion als gefährlichster Erreger der Welt. Dann gäbe es schon jetzt über 60 Millionen Opfer zu beklagen – mehr als beide Weltkriege zusammengenommen forderten. Bis auf ein paar Eilande, die sich rechtzeitig und vollständig abschotten, bliebe kein Winkel der Erde verschont.


Daran wird deutlich: Von dem mörderischen Trio der ABC-Waffen sind jene, für die das „B“ steht, die teuf­lischsten. Wenn eine Atombombe explodiert, ein chemi­scher Kampfstoff austritt, so können weite Landstriche ver­seucht sein, für lange Zeit unbewohnbar. Aber die Schä­­den bleiben regional. Ein echtes Killervirus hinge­gen kann die gesamte Menschheit ausrotten, binnen weniger Monate. An solchen Viren lassen irre Regierungen irre Wissenschaftler seit Jahrzehnten forschen und zwecks „Opti­mierung“ herumbasteln, im besinnungslosen Wett­streit miteinander, nach der haar­sträubenden Logik: Um die Menschheit vor dem perfek­ten Killer zu bewahren, muss er erst mal erzeugt werden. Dafür sehen Staats­haushalte zweistellige Milliarden­beträge pro Jahr vor, mit denen sich wahrlich Sinn­volleres anfangen ließe. Dabei lehrt doch bereits die Geschich­te der Kerntechnologie, dass auf Murphy´s Gesetz Verlass ist: „Was schief gehen kann, geht schief.“


Ginge es nach Deutschlands virologischem Halbgott Christian Drosten, so hätten inkompetente Laien hierüber schlicht die Klappe zu halten. Mehr noch: Selbst Wissenschaftler, die nicht im Fach Virologie, ja sogar auf dem speziellen Gebiet der Coronaviren arbeiten, sollten sich seines Erachtens besser nicht zu den Fragen im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie äußern. (56) Daraus spricht ein erschreckend unreflektiertes Wissen­schaftsverständnis, das jegliches Hinterfragen, Be-Sinnen, Verantwortlichmachen an den Zuständigkeits­grenzen einzelner Disziplinen enden lässt. Es ersetzt Demo­kratie durch Expertokratie, arrogant und schamlos.


Es ist gut, wenn uns angesichts solcher Eliten statt Ehr­furcht und Minderwertigkeitsgefühlen endlich die Wut packt. Berechtigte Wut bewegt uns hoffentlich zum lau­ten, hartnäckigen Protest. Aufhören darf er erst, wenn ein für allemal Schluss ist mit dieser kaum noch steige­rungs­fähigen Abart von verantwortungsloser Wissen­schaft. An­sonsten ist die nächste Pandemie nur eine Frage der Zeit. Was wir gegenwärtig erleben, beschert uns womög­lich bloß einen vergleichsweise harmlosen, flüchtigen Vorgeschmack darauf. Die Überlebenden einer solchen Katastrophe werden die Toten beneiden.


Dieser Artikel hätte am 10. Juni 2020 bei Facebook erscheinen sollen, als Folge 15 einer Serie über die Ursprünge der Corona-Pandemie. Darin begründete ich den Verdacht: SARS-CoV-2 ist nicht natürlich entstanden, es stammt aus einem Labor. Mächtige Interessengruppen versuchen uns darüber hinwegzutäuschen.

Doch Facebooks Zensur schlug zu: Angeblich verstieß die Serie gegen "Gemeinschaftsstandards". Wie von Geisterhand verschwanden einzelne Folgen aus fast allen Gruppen, deren Admins sie bereits angenommen hatten. Die Reichweite meiner Beiträge wurde um 90 % abgesenkt, selbst meine Abonnenten erreichte ich kaum noch.

Also habe ich daraus ein Buch gemacht, mit dem Titel Corona-Rätsel. Infos/Bestellung hier.

Anmerkungen

2 Die Umfrage führte das Institut Pew Research in der ersten Märzhälfte 2020 durch, s. https://www.pewresearch.org/fact-tank/2020/04/08/nearly-three-in-ten-americans-believe-covid-19-was-made-in-a-lab/

9 So § 3 der deutschen Biostoffverordnung, https://www.gesetze-im-internet.de/biostoffv_2013/__3.html

10 https://www.nature.com/articles/274334a0; Alan P. Kendal u.a..: „Antigenic Similarity of Influenza A (H1N1) Viruses from Epidemics in 1977–1978 to 'Scandinavian' Strains Isolated in Epidemics of 1950–1951“, Virology 89/1978, S. 632–636; https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0011184#

27 Nach Sam Husseini, „The Long History of Accidental Laboratory Releases of Potential Pandemic Pathogens Is Being Ignored In the COVID-19 Media Coverage“, https://www.independentsciencenews.org/health/the-long-history-of-accidental-laboratory-releases-of-potential-pandemic-pathogens/

28 Dies ergab eine Analyse, die im Februar 2019 im Bulletin of the Atomic Scientists veröffentlicht wurde: https://thebulletin.org/2019/02/human-error-in-high-biocontainment-labs-a-likely-pandemic-threat/

35 https://www.nature.com/news/second-mutant-flu-paper-published-1.10875; https://www.nature.com/news/the-risks-and-benefits-of-publishing-mutant-flu-studies-1.10138; Ron Fouchier: "Airborne Transmission of Influenza A/H5N1 Virus Between Ferrets", Science, Juni 2012; Kawaoka: „Experimental adaptation of an influenza H5 HA confers respiratory droplet transmission to a reassortant H5 HA/H1N1 virus in ferrets“, Nature 486, 2.5.2012, S. 420-428, https://www.nature.com/articles/nature10831

36 „Bioterrorismus-Debatte: Tödliche Viren zu erschaffen ist heikel, aber richtig“, Zeit Online. 29. November 2011, https://www.zeit.de/zustimmung?url=https%3A%2F%2Fwww.zeit.de%2Fwissen%2Fgesundheit%2F2011-11%2Fvogelgrippe-bioterrorismus-kommentar; Heidi Ledford: „Call to censor flu studies draws fire“, Nature 481/2012, S. 9–10, doi:10.1038/481009a; Peter Palese: „Don't censor life-saving science“, Nature. 481/2012, S. 115–115, doi:10.1038/481115a; Thomas V. Inglesby: „Engineered H5N1: A Rare Time for Restraint in Science“, Annals of Internal Medicine 156 (6) 2012, S. 460–462, https://www.acpjournals.org/doi/10.7326/0003-4819-156-6-201203200-00387?articleid=1090738&; Andrew T. Pavia: „Laboratory Creation of a Highly Transmissible H5N1 Influenza Virus: Balancing Substantial Risks and Real Benefits“. Annals of internal medicine. Band 156 (6) 2012, S. 463–465, https://www.acpjournals.org/doi/10.7326/0003-4819-156-6-201203200-00386?articleid=1090737.

38 Heidi Ledford: „Scientists call for urgent talks on mutant-flu research in Europe – benefits and risks of “gain-of-function” work must be evaluated, they say“, Nature 2013, doi:10.1038/nature.2013.14429, https://www.nature.com/news/scientists-call-for-urgent-talks-on-mutant-flu-research-in-europe-1.14429

39 Deutscher Ethikrat: Biosicherheit – Freiheit und Verantwortung in der Wissenschaft, https://www.ethikrat.org/fileadmin/Publikationen/Stellungnahmen/deutsch/stellungnahme-biosicherheit.pdf, S. 221 f.

56 40. NDR Info Podcast: „Das Coronavirus-Update mit Christian Drosten“ vom 12.5.2020, https://www.ndr.de/nachrichten/info/podcast4684.html


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