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Alzheimer: Fehlt Lithium?

  • Autorenbild: Dr. Harald Wiesendanger
    Dr. Harald Wiesendanger
  • 20. Juli
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 11. Aug.

Das unterschätzte Spurenelement Lithium könnte helfen, Alzheimer vorzubeugen, einzudämmen, vielleicht sogar rückgängig zu machen. Darauf deutet eine aufsehen­erregende Harvard-Studie hin. Bad News für die Pharmabranche, die sich von massenhafter Demenz eine Goldgrube verspricht: Chemische Elemente lassen sich nicht patentieren.

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Alzheimer löscht dich aus. Nicht so glühend heiß und rasend schnell wie ein loderndes Feuer – er glimmt wie eine unsichtbare Glut, die das Gedächtnis und alles andere, was eine Person menschlich macht, schleichend in Asche verwandelt. Hierzulande sind über 1 Million Menschen betroffen, weltweit 400 Millionen; bis 2050 verdoppelt sich ihre Zahl voraus­sichtlich. Könnte das Spurenelement Lithium die Krankheit verhindern? Ihr Fortschreiten stoppen? Sie sogar rück­gängig machen?


Darauf lässt eine neue Studie der Harvard Medical School in Boston hoffen. Ein 14-köpfiges Neurologenteam testete Hirn­proben von über 300 Verstorbenen  – gesunde Personen, Menschen mit leichten Gedächtnisstörungen und Alzheimer-Patienten – auf 30 verschiedene Metalle. Das hochspannende Ergebnis: Schon in frühen Alzheimer-Stadien kam Lithium im Gehirn – im Gegensatz zu den 29 übrigen Metallen – deutlich weniger vor als bei Gesunden, vor allem im präfrontalen Cortex, der unter anderem für Erinnerungen und andere kognitive Leistungen, für Persönlichkeit und Motivation wichtig ist.


Lithiumentzug schädigt das Gehirn dramatisch


An Mäusen untersuchte die Forschungsgruppe um den US-Neurologen Bruce Yankner, wie sich eine Mangelversorgung von Lithium auswirkt. Es wurde der Nahrung fast vollständig entzogen, um 92 % weniger als üblich. Daraufhin halbierte sich der Lithiumgehalt im Gehirn – mit dramatischen Folgen. Schon nach fünf Wochen waren unter dem Mikroskop deutliche Veränderungen festzustellen: Krankhaft verändertes Tau-Protein sammelte sich in den Nervenzellen, oft gemeinsam mit Amyloid-Plaques. Gleichzeitig reagierten die Abwehrzellen des Gehirns mit Entzündungen, Synapsen und Axone gingen verloren, die schützende Myelinschicht um die Nervenfasern baute sich ab - und die Tiere entwickelten Gedächtnisprobleme.


Hingegen verhinderten Lithiumgaben Gedächtnisverlust und krankhafte Veränderungen in den Mäusehirnen, reduzierten Entzündungen und unterdrückten die Bildung von Aß-Proteinen. Sie kehrten die krankheitsbedingten Schäden um und stellten die Gedächtnisfunktion wieder her, selbst bei älteren Mäusen in fortgeschrittenem Erkrankungsstadium.


Ob Lithiumgaben beim Menschen ähnlich wirksam gegen Alzheimer sind, wird sich erst noch in klinischen Studien zeigen müssen. Studienleiter Yankner ist zuversichtlich: „Die Vorstellung, dass ein Lithiummangel eine Ursache der Alzheimer-Krankheit sein könnte, ist neu und deutet auf einen anderen therapeutischen Ansatz hin." Lithium, so hofft er, könnte auch bei betroffenen Menschen nicht nur den kognitiven Abbau verringern, sondern ihn sogar umkehren.


„Das ist bahnbrechend“


»Das ist bahnbrechend«, lobt Professor Dr. Ashley Bush, Neurowissenschaftler an der Universität Melbourne in Australien, der nicht an der Studie beteiligt war, im Wissenschaftsmagazin »Nature«.


Lithium ist vor allem in Vollkorngetreide, in Gemüse wie Zwiebeln, Knoblauch und Kartoffeln, in Linsen, Kichererbsen und Haferflocken, in Eiern, Butter und Fleisch sowie in manchen Mineralwässern enthalten – allerdings in zu geringen Mengen, wie der habilitierte Arzt und Molekulargenetiker Dr. Michael Nehls, der seit seinem Spiegel-Bestseller Das Lithium-Komplott als Deutschlands “Lithium-Papst” gilt, seit langem warnt.

Auch an einer allgemeinen Unterversorgung mit Lithium könnte es liegen, dass psychische Störungen, insbesondere Depressionen, zu Volkskrankheiten geworden sind. (Näheres hier »)


Dass Lithium als Nahrungsergänzungsmittel nirgendwo in der EU verkauft werden darf, ist ein Skandal - angebliche üble Nebenwirkungen treten erst bei unnötiger Höchstdosierung auf.


Weil sich Lithium als chemisches Element nicht patentieren lässt, fehlt der Pharmaindustrie jeglicher Anreiz, sein neuroprotektives Potenzial zu erforschen; lieber bewirbt sie ihre ebenso überteuerten wie enttäuschend ineffektiven Anti-Amyloid-Antikörper wie Leqembi und Kisunla. Behandlungskosten pro Patient und Jahr: um die 30.000 US-Dollar.


Lithium für alle? Näheres hier »

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