Lyme-Borreliose: eine Biowaffe?
- Dr. Harald Wiesendanger
- vor 4 Tagen
- 15 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 2 Tagen
Stammt der Erreger der Lyme-Borreliose, einer der tückischsten Infektionskrankheiten, aus einem amerikanischen Biowaffenprogramm? Wurden Zecken dabei „scharf“ gemacht? Hinweise darauf will eine US-Journalistin entdeckt haben. Beteiligte Wissenschaftler bestätigen sie.

Barfuß über Wiesen laufen, leicht bekleidet durch Wälder streifen, abseits befestigter Wege, quer durch Gestrüpp und Unterholz: Das gehörte für Senioren wie den Autor dieses Artikels wie selbstverständlich zum unbeschwerten Teil der Jugend. Wenn wir hinterher eine Zecke auf unserer Haut entdeckten, entfernten wir sie ohne Panik; hatte sie sich schon festgebissen, zogen oder drehten wir sie heraus – und verschwendeten keinen weiteren Gedanken mehr daran, jedenfalls kaum mehr als an einen Schnakenstich. Denn so gut wie niemand klagte anschließend über heftige, anhaltende Beschwerden.
Heutzutage hingegen geraten Aufenthalte ohne Schutzkleidung in freier Natur anscheinend immer mehr zur bescheuerten Mutprobe. Längst verängstigen uns Medien mit schrillem Daueralarm. Denn überall, wo es grünt, lauern auf uns die gefährlichsten Tiere dieses Planeten: heimtückische Blutsauger, die auf uns den Erreger der Lyme-Borreliose übertragen. Bei jährlich über 300.000 Deutschen (https://www.versorgungsatlas.de/fileadmin/ziva_docs/115/VA_21-06_Bericht_Borreliose_2021-06-24.pdf) bleibt es nicht bei dem typischen Hautausschlag, der sich kreisförmig ausbreitet, doch rasch wieder abklingt. Sie fühlen sich abgeschlagen und fiebern, Kopfweh und Schüttelfrost stellen sich ein. Schreitet die Erkrankung fort, so bringt sie weitere, heftigere Beschwerden mit sich: Muskeln krampfen, die Motorik wird unkoordinierbar. Betroffene sehen und hören schlechter, klagen über Gelenkschmerzen und Herzprobleme. Manchmal kommt es zu Hirnhautentzündungen und kognitiven Störungen, sogar psychiatrische Symptome können auftreten. Nicht rechtzeitig therapiert, führt die Lyme-Borreliose zu irreversiblen Organschäden.
Weshalb sind Zeckenbisse neuerdings viel bedrohlicher geworden? Warum fiel die Borreliose erstmals Mitte der 70-er Jahre in Lyme auf, einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Connecticut? Warum trägt das Bakterium, das sie auslöst, den seltsamen Beinamen burgdorferi?
Einzigartig bedrohlich
Und warum ist diese Mikrobe so besonders tückisch? Von den meisten anderen Bakterien unterscheidet sich Borrelia burgdorferi durch eine einzigartige Kombination von Eigenschaften, die Infektionen besonders schwer behandelbar machen:
- Form und Beweglichkeit sind außergewöhnlich: Dieser Erreger ist ein Spirochät – ein schraubenförmiges Bakterium. Statt äußerer Geißeln besitzt er „Innenmotoren“, mit denen er sich wie ein Korkenzieher bewegt. Damit kann er sich durch Gewebe, Gelenkknorpel, Haut und sogar die Blut-Hirn-Schranke bohren. Dort ist er für das Immunsystem und Antibiotika schlechter zugänglich.
- Er wechselt regelmäßig die Lipoproteine seiner Oberfläche, somit auch deren Antigenstruktur. Deshalb erkennt das Immunsystem den Erreger zwar zunächst und baut Antikörper auf – aber kurze Zeit später präsentiert die Borrelie ein „neues Gesicht“, vergleichbar mit einem Einbrecher, der ständig seine Kleidung wechselt. Infolgedessen bestehen Dauerinfektionen, trotz aktiver Immunabwehr.
- Stealth-Strategie gegen das Immunsystem. Borrelia burgdorferi kann sich in Bindegewebe, Nervensystem, Gelenken „verstecken“: Sie manipuliert Immunzellen und erzeugt entzündungshemmende Zytokine, die eine vollständige Abwehr verhindern. Manche Borrelien „verkleiden“ sich als Wirtsproteine - z. B. als „Plasminogen“, ein körpereigenes Eiweiß, das im Blutplasma vorkommt und eine zentrale Rolle bei der Auflösung von Blutgerinnseln spielt. Deswegen erkennt die Immunabwehr sie nicht als Fremdkörper. Infolgedessen kann sie jahrelang unentdeckt überleben.
- Dieser Erreger teilt sich sehr langsam. Borrelia burgdorferi hat eine ungewöhnlich lange Generationszeit von 12–24 Stunden, manche Forscher gehen sogar von bis zu 48 Stunden aus. (Zum Vergleich: Escherichia coli teilt sich alle 20 Minuten.) Viele Antibiotika wirken aber nur bei aktiver Teilung. Folglich sind oft lange Antibiotikatherapien nötig – kurze Kuren, wie bei anderen bakteriellen Infektionen, reichen oft nicht aus.
- Unter Stress, etwa durch Arzneimittel, bildet Borrelia burgdorferii alternative „Schutzformen“: Ursprünglich in länglicher Gestalt vorkommend, verwandeln sie sich in zystenartige Kugeln, die „schlafen“, aber reaktivierbar bleiben. Und sie bilden Biofilme: Kolonien im Schutzschleim, ähnlich wie Zahnbelag. Dazu kommunizieren die Erreger chemisch miteinander, durch ein sogenanntes „Quorum sensing“ mittels spezifischer Signalmoleküle. Auch diese Tricks machen sie widerstandsfähiger gegen Medikamente und Immunabwehr – und sorgen für Rückfälle nach scheinbar erfolgreicher Therapie.
- Genetische Besonderheiten: Das Erbgut von Borrelia burgdorferii ist sehr ungewöhnlich. Bakterien weisen üblicherweise ein zirkuläres Chromosom auf – also ein DNA-Molekül, das wie ein geschlossener Kreis aussieht. Beim Borreliose-Erreger hingegen ist die DNA linear angeordnet: Wie bei Menschen bildet sie einen Strang mit Enden. Zusätzlich weist ihr Erbgut viele Plasmide auf: kleine DNA-Segmente mit Genen, die ihre Anpassungsfähigkeit erhöhen. Das macht es hoch flexibel und seltsam komplex für ein Bakterium.
- Multiorgan-Tropismus: Andere Bakterien befallen oft bevorzugt einen abgegrenzten Teil des Körpers, z. B. Lunge oder Darm. Borrelia burgdorferii hingegen kann, wie SARS-CoV-2, über praktisch jedes Organsystem herfallen: von der Haut über Gelenke und Herz bis zum Nervensystem.
Haben sich all diese Merkwürdigkeiten natürlich entwickelt?
Mit diesen Fragen begann sich die Wissenschaftsjournalistin Kris Newby zu beschäftigen, nachdem sie und ihr Ehemann Paul sich im Jahre 2002 während eines Urlaubs auf Martha´s Vineyard, einer Insel vor der Südküste von Massachusetts, mit dem Borreliose-Erreger infizierten. "Es ist, als hätte man Multiple Sklerose, Alzheimer, chronische Müdigkeit und Gelenkschmerzen, alles zur gleichen Zeit”, so beschreibt sie ihre persönliche Erfahrung. “Es handelt sich in erster Linie um eine neurologische Krankheit, die zu einer Hyperinflammation führt. Und die Symptome wandern häufig durch den Körper. Du kannst sehr geschwächt sein, unfähig, die Aufgaben eines normalen Erwachsenen zu erfüllen. Wir waren verzweifelt und ein Jahr lang ohne Diagnose.”
Bei zehn Ärzten war sie deswegen. Keiner erkannte, woran sie litt. Keiner wusste Rat. “Ich dachte, das wäre das Ende meines Lebens, wie ich es kannte.”
"Diese Zeckenbisse raubten uns unsere Gesundheit", schreibt Newby, "und schickten mich auf die Suche nach einer fast unvorstellbaren Möglichkeit: dass wir Kollateralschäden in einem biologischen Waffenrennen waren, das während des Kalten Krieges begonnen hatte."
“Vier bis fünf Jahre dauerte es, bis wir uns vollständig erholt hatten.” (1) Ihr überstandenes Martyrium motivierte Kris Newby 2008 zu einem bewegenden Dokumentarfilm “Under Our Skin”, der für einen Academy Award nominiert wurde; sechs Jahre später produzierte sie eine Fortsetzung: “Under Our Skin 2: Emergence”.
Für Leitmedien zum Abschreiben: Die offizielle Version
Als Entdecker der Borreliose gilt der Mann, der ihrem Erreger den Namen gab: Willy Burgdorfer, ein aus der Schweiz stammender Bakteriologe und Parasitologe. Sein ganzes Berufsleben lang arbeitete er in den Rocky Mountain Labs, einem Institut der höchsten Biosicherheitsstufe 4 (BSL 4) in Hamilton, Montana. Betrieben wurde es von den National Institutes of Health (NIH), einer Einrichtung des US-Gesundheitsministeriums, als deren wichtigste Behörde für biomedizinische Forschung. Mitte der siebziger Jahre, so besagt das offizielle Narrativ, erhielt Burgdorfer den Auftrag, den Ausbruch einer neuartigen Krankheit in Old Lyme, Connecticut, und Long Island zu untersuchen. Mehrere Kinder und Erwachsene hatten dort eine Reihe von ungewöhnlichen Symptomen entwickelt, darunter Hautausschläge, Fieber, Müdigkeit und Gelenkschmerzen. Woran sie litten, blieb zunächst schleierhaft, wurde schließlich aber auf Zecken zurückgeführt, die in den örtlichen Wäldern gefunden wurden. In den eingesammelten Blutsaugern soll Burgdorfer 1981 das Bakterium entdeckt haben, das heute zu seinen Ehren so heißt wie er; Borrelia burgdorferi. Wie er feststellte, verursachte es die Krankheit. Mittels Penicillin, so behauptete er, sei das Bakterium zuverlässig abzutöten. Also keine Bange.
Wachsende Zweifel
Wie kam Kris Newby dazu, an dieser Geschichte zu zweifeln? Einen eindeutigen Gegenbeweis habe sie nicht, bloß Indizien, so räumt sie ein. Zusammengenommen ergeben sie in Newbys Augen jedoch ein höchst verdächtiges Bild.
Hellhörig wurde die Journalistin, als sie auf einer Party einen ehemaligen CIA-Agenten kennenlernte. Er prahlte mit einer Operation zu Zeiten des Kalten Kriegs, bei welcher infizierte Zecken auf Kuba abgeworfen wurden. "An diesem Punkt wusste ich, dass ich mit der Sache noch nicht fertig war", sagt Newby. “Ich fing an zu recherchieren, interviewte diesen CIA-Typen mehrmals und fand heraus, dass es eine nachprüfbare Geschichte war."
Dass sie einer heißen Spur folgte, bestätigte sich, als sie während der Dreharbeiten zu ihrer Doku “Under Our Skin” Willy Burgdorfer persönlich begegnete. "Gegenüber mehreren Leuten hat er einen unnatürlichen Ursprung des Ausbruchs angedeutet", so berichtet sie. "Wie sich herausstellte, stand er auch bei Fort Detrick unter Vertrag”: jenem berüchtigten Standort der US-Streitkräfte in Frederick/Maryland, wo seit dem Zweiten Weltkrieg biologische Waffen entwickelt und getestet wurden. (2) “Als ich Burgdorfer interviewte, sagte er: 'Ja, ich war im Biowaffenprogramm. Ich hatte die Aufgabe, Zecken und Moskitos in Massen zu produzieren.'” Dies sei im Rahmen von Gain-of-Function-Experimenten erfolgt, “indem sie Krankheitserreger - Bakterien und Viren - in Zecken mischten, um effektivere Biowaffen zu entwickeln”.
Zu Burgdorfers Spezialgebieten zählte, Zecken mit Pathogenen zu infizieren. Dies tat er mit zwei nahen Verwandten des Lyme-Borreliose-Erregers: Borrelia latyschevii und Leptospirosa. (3)
Newby erstellte eine Animation des ursprünglichen Ausbruchs, der anscheinend in Lyme begann, einem 2000-Einwohner-Städtchen an der Mündung des Connecticut River in der Nähe von Long Island, zwei Autostunden nordöstlich von New York City. Dabei machte die Journalistin eine aufschlussreiche Entdeckung: "Als ich einen 50-Meilen-Radius um diesen Punkt gezogen habe, gab es drei neue, hochvirulente, von Zecken übertragene Krankheiten, die dort zur gleichen Zeit, Ende der sechziger Jahre, auftraten”:
- Babesiose, ausgelöst von einem Einzeller ähnlich dem Malariaerreger. Erste Fälle traten 1969 in Nantucket Island (Massachusetts) auf, später auch in New York. Zu den Symptomen zählen malariaähnliche Fieberschübe, Anämie, Schüttelfrost. Für immungeschwächte Patienten ist die Babesiose oft lebensgefährlich.
- Anaplasmose – auch Human Granulozytäre Ehrlichiose (HGE) genannt -, verursacht durch ein kleines, intrazelluläres Bakterium, das weiße Blutkörperchen (Granulozyten) befällt und dort das Immunsystem stört. Auch sie fiel erstmals Ende der 1960-er Jahre an der US-Ostküste nahe New York auf. Schweren Verläufe führen zu Atemnot, weiße Blutkörperchen und Blutplättchen nehmen dramatisch ab, die Nierenfunktion fällt aus. Schlimmstenfalls versagen mehrere Organe – dann endet die Infektion tödlich.
- die Lyme-Borreliose selbst – “13 Jahre bevor das Lyme-Bakterium 1981 zu deren Ursache erklärt wurde”, wie Newby feststellte.
Zecken im “Projekt 112”
Nun begann Newby, “die Militärakten zu durchsuchen, um herauszufinden, ob der Ausbruch mit Biowaffenunfällen in Verbindung gebracht werden konnte. Dabei entdeckte ich ein umfangreiches Programm zur Herstellung von Insektenwaffen und ein Programm, bei dem Keime aus Flugzeugen über großen Gebieten versprüht wurden, das "Projekt 112”: ein angeblich 1973 eingestelltes experimentelles Projekt des US-Verteidigungsministeriums, dessen Existenz bis Mai 2000 kategorisch bestritten worden war. (4) Bei mindestens 18 von über 50 Tests wurden manipulierte Mikroben freigesetzt. (5) “Einige dieser Erreger”, so fand Newby heraus, "waren von Zecken übertragene Krankheiten, die gefriergetrocknet und als Aerosol versprüht wurden.”
“Burgdorfer hatte mit Q-Fieber und Zecken gearbeitet, Erfahrungen, welche die Rocky Mountain Labs für ihre Biowaffenarbeit brauchten. Sobald er eine Sicherheitsfreigabe erhalten hatte, begann er damit, die Pest in Flöhe und das tödliche Gelbfieber in Moskitos einzuschleusen und dann Viren und Bakterien in Zecken zu mischen, um die Virulenz dieser lebenden Waffen zu erhöhen.”
“Die Waffenkonstrukteure in Fort Detrick suchten nach Zecken, die man auf einen Feind abwerfen konnte, ohne Verdacht zu erregen, und die mit Erregern gefüllt waren, gegen welche die Zielbevölkerung keine natürliche Immunität besaß (...) Zecken waren die perfekte Tarnkappenwaffe, unauffindbar und mit langer Wirkungsdauer (...) Was Burgdorfer enthüllte, versuchen sie zu vertuschen: 1) dass ein anderes Bakterium, vielleicht eine Rickettsie, die mit dem Rocky Mountain-Fleckfieber verwandt ist, im Kalten Krieg als Biowaffe entwickelt wurde; 2) dass es eine Kombination von Bazillen in den Zecken sein könnte, die Menschen krank macht."
Zu den Topwissenschaftlern, die sich vom US-Militär in Fort Detrick einspannen ließen, zählte der Biologe James H. Oliver Jr., Professor an der Georgia Southern University. Wie er in einem Interview einräumte, habe er dort Zecken und Mücken gezüchtet, um sie aus Flugzeugen abzuwerfen. Man habe herausfinden wollen, wie man Zecken dazu bringen kann, sich schnell und in großer Zahl zu vermehren, und wie man sie in bestimmten Gebieten verbreiten kann.“ (6) In einem Interview erklärte er: „Alles war sehr geheim, sehr vertraulich. Ich spreche immer noch nicht gerne darüber, weil ich glaube, dass man mich ins Gefängnis stecken könnte, weil ich Geheimnisse verrate. [Lacht.] Es war eine verrückte Zeit. Wir führten alle möglichen Tests durch, um herauszufinden, wohin sich diese Tiere bewegen, wenn man sie freilässt, und welche Faktoren ihre Wanderung beeinflussen. Können wir sie aus Flugzeugen abwerfen und wie bringen wir die Insekten zum Feind? Das war unsere Aufgabe.“
Was geschah auf Plum Island?
Stutzig macht, dass die US-Regierung keine zehn Kilometer Luftlinie von Old Lyme entfernt - dem Ort des ersten amtlichen Borreliose-Ausbruchs -, auf Plum Island, einem 3,4 Quadratkilometer großen Inselchen, seit 1952 eine biologische Forschungseinrichtung betrieb – zugangsbeschränkt, hochgradig gesichert, geheimnisumwittert. Von dort bis Long Island ist es gerade mal eine Meile, rund 1600 Meter. Offiziell war es als “Animal Disease Center” dem US-Landwirtschaftsministerium unterstellt. Als es öffentliche Besichtigungen zuließ, räumte ein Pressesprecher ein: „Wir betreiben defensive biologische Kriegsführung.“ (7) Wie ein Bericht des U.S. Government Accountability Office (GAO) aus dem Jahr 2005 enthüllte, wurde auf Plum Island insgeheim mit tödlichen Krankheitserregern experimentiert, darunter mit dem West-Nil-Virus, dem Nipah-Virus und dem Rifttalfieber. (8) An die Küsten des gegenüberliegenden Festlands soll die Meeresströmung seltsame, genetisch missgebildete Kreaturen gespült haben.
Als “Pate” der Einrichtung auf Plum Island gilt der Nazi-Biowaffenexperte Erich Traub. Ab 1942 hatte er ein Geheimlabor der Nationalsozialisten auf der Insel Riems nahe Rügen in der Ostsee geleitet; dort experimentierte er mit Erregern, welche Rinder in der Sowjetunion vergiften sollten. Nach Kriegsende lockte ihn die US Army in ihr Hauptquartier für biologische Kriegsführung nach Fort Detrick, wo er bis in die 1950-er Jahre hinein an biologischen Waffen forschte und mit mehr als 40 tödlichen Keimen arbeitete. (9) Plum Island besuchte er mehrfach.
Auch der prominente Enthüllungsjournalist Karl Grossman, Professor an der State University von New York, hat Plum Island im Verdacht, die weltweite Epidemie der Lyme-Borreliose ausgelöst zu haben. (10)
Am 7. April 2015 berichtete der Fernsehsender CBS News New York, in mehreren Gebieten um Lyme, Connecticut, sei ein relativ neues, durch Zecken übertragenes Virus namens “Powassan” aufgetaucht. Wieso ausgerechnet dort? Es werde innerhalb von Minuten nach dem Biss übertragen. Gegen alle bekannten Behandlungsmethoden sei es resistent. Es verursache ähnliche Symptome wie die Lyme-Borreliose, darunter Kopfschmerzen, Übelkeit und Fieber. Das Virus kann das zentrale Nervensystem befallen und zu Enzephalitis und Meningitis führen. Eine Infektion könne tödlich verlaufen. Etwa die Hälfte der Überlebenden entwickelt neurologische Symptome wie Muskelschwund und Gedächtnisstörungen.
Eine vierteilige Filmreihe über Zusammenhänge zwischen Lyme-Borreliose und Biowaffenforschung ist (noch) bei YouTube abrufbar.

Was geht in Manhattan, Kansas vor sich?
Zu den Hochburgen der US-Biowaffenforschung zählt das Biosecurity Research Institute (BRI) in Manhattan im US-Bundesstaat Kansas – kürzlich erweitert um ein Hochsicherheits‑Biolab (BSL‑4), um humane und tierische Erreger mit extrem hohem Risiko zu erforschen. Auch dort wird vermutlich seit langem mit Zecken experimentiert. Ist es bloß ein sonderbarer Zufall, dass 200 Meilen südöstlich 2014 ein neues Zeckenvirus entdeckt wurde, das ”Bourbon-Virus” (abgekürzt BRBV) – so benannt nach einem Patienten aus Bourbon County (Kansas), der nach einem Zeckenbiss schwer erkrankte und starb? Und bloß 182 Meilen von Manhattan entfernt tauchte 2009 erstmals das ebenfalls lebensbedrohliche “Heartland-Virus” auf. (11) Beide werden von der besonders aggressiven „Lone Star“-Zecke (Amblyomma americanum) übertragen.
Schockierende Indizien häufen sich
Ein Bericht der US-Armee aus dem Jahr 1967 präsentiert ab Seite 600 Zecken, die man experimentell mit verschiedenen Krankheitserregern infizierte. (12) Auf Seite 301 wird beispielsweise beschrieben, dass Forscher in Boophilus australis – er befällt vor allem Rinder – und Dermacentor andersoni – er bevorzugt neben Rindern auch Wild, Hunde und Menschen - Typhus-Rickettsien einbrachten. Dermacentor albopiotus machten sie zu Überträgern von Fleckfieber und so weiter und so fort.
In ihrem Buch „God Science” (13) beschreibt die US-Autorin und Verlegerin Patricia J. Langhoff ausführlich, wie sie als Kind in Illinois zusammen mit ihren Geschwistern einen Radiosprecher berichten hörte, dass Forscher aus einer nahe gelegenen Einrichtung Gegenstände aus einem Flugzeug werfen würden; man solle diese Gegenstände unbedingt liegen lassen. Kurz darauf gingen alle Kinder in der Nachbarschaft auf die Jagd danach. Patricia fand eine seltsame Kapsel, die beim Aufprall aufgebrochen war. Aus ihr krochen lustig aussehende Käfer, die sie nicht kannte. Einer biss sie. Daraufhin entwickelte sie einen perfekten ringförmigen Hautausschlag. Sie ging von Arzt zu Arzt, doch keiner hatte die geringste Ahnung, worum es sich handelte. Und so wurde Patricia vom Klassenprimus zu einer Schülerin mit enormen Lernschwierigkeiten. Seitdem kämpft sie mit anhaltenden Symptomen. Jahre später versuchte sie, offizielle Informationen über jenes Zeckenprogramm zu erhalten. Aber jegliche Hinweise darauf waren aus allen Unterlagen verschwunden, obwohl sich alle ihre Geschwister daran erinnern, als sei es gestern gewesen.
Als Pete Hegseth noch nicht US-Verteidigungsminister unter Trump, sondern polarisierender Moderator beim Sender Fox News war, hatte er auch Kris Newby zu Gast. Ob die Regierung die Zecken denn absichtlich oder bloß versehentlich freigesetzt habe, fragte er die Journalistin. Newby zitierte daraufhin aus ihren Gesprächen mit Willy Burgdorfer: “Es ist nicht hundertprozentig klar, aber Willy sagte: ‚Unfälle passieren.‘ Es gab viele Tests und Pilotprogramme, um die perfekte Kombination aus Zecken und Krankheiten zu finden. Es gab Freilandversuche. Ich bin auf einen Versuch an der Küste von Virginia gestoßen, bei dem mehr als 100.000 besonders aggressive Lone-Star-Zecken freigesetzt wurden.” (14) Weniger als einen Zentimeter lang, können diese Spinnentiere - benannt nach dem weißen Fleck auf dem Rücken der erwachsenen Weibchen - die von Menschen abgegebene Wärme und Kohlendioxid schon aus mehreren Metern Entfernung wahrnehmen. Dann „jagen sie dich regelrecht“, erklärt Richard Ostfeld, Krankheitsökologe am Cary Institute of Ecosystem Studies in Millbrook, New York. „Sie rennen tatsächlich auf dich zu.“

Ein Thriller schlägt Wellen – bis Washington
Was Kris Newby herausfand, präsentierte sie 2019 in ihrem Buch “Bitten: The Secret History of Lyme Disease and Biological Weapons” – einem wahren Thriller, der Wellen schlug. Einen Kongressabgeordneten, den Republikaner Chris Smith, beeindruckten die zusammengetragenen Indizien derart, dass er eine Überprüfung beantragte. Damit hatte er Erfolg: Im Juli 2019 wies das US-Repräsentantenhaus den Generalinspekteur des Pentagon tatsächlich an, zu untersuchen, ob das Verteidigungsministerium "zwischen 1950 und 1975 mit Zecken und anderen Insekten im Hinblick auf die Verwendung als biologische Waffen experimentierte” – und infizierte Zecken “versehentlich oder durch einen Versuch” auf die ahnungslose amerikanische Öffentlichkeit losgelassen hat. (15)
Grundlose Zweifel an sinnlosem Projekt?
Wie zu erwarten, verlief die Untersuchung im Sande. Stichhaltige Beweise fehlten, namhafte Experten erklärten Newbys Verdacht umgehend für absurd. “Zecken und Borreliose wären eine sehr merkwürdige Wahl für eine gezielte Biowaffe, denn Zecken sind schwer zu handhaben, haben keine Flügel, und Borreliose wäre kaum ein Krafträuber", erklärte Robert Peterson, Professor für Entomologie an der Montana State University.
“Das ist eine wirklich schwache Anschuldigung", so befand auch Jeffrey Lockwood, der an der Universität von Wyoming Natur- und Geisteswissenschaften unterrichtet. In seinem Buch "Six-Legged Soldiers: Using Insects as Weapons of War" hatte er im Jahr 2010 über Versuche der US-Army zur biologischen Kriegsführung mit Zecken, Fliegen und Flöhen berichtet. Während des Kalten Krieges erforschte sie, ob Zecken zur Verbreitung von Tularämie, Rückfallfieber und Colorado-Fieber eingesetzt werden können. Trotzdem bleibt Lockwood "zutiefst skeptisch", dass das Militär Zecken zur Übertragung von Borreliose eingesetzt hat. „Zecken sind nicht der beste Vektor für die Verbreitung von Biowaffen, weil sie nicht sehr weit kommen und die Borreliose ein langsam wirkender Erreger ist.“ Andere von Zecken übertragene Krankheiten seien für den Menschen viel schlimmer. "Die Borreliose mit einem Zeckenvektor als Waffe einzusetzen, macht einfach keinen Sinn", so Lockwood – was freilich nicht ausschließt, dass dennoch eine Zeitlang daran herumgebastelt wurde. "Andererseits war die Entwicklung von US-Militärwaffen ehrlich gesagt auch nicht immer sinnvoll.“
Zwar kommen Fälle von Borreliose nahe der Nordostküste der USA, dem angeblichen Testgebiet, tatsächlich auffallend häufiger vor als in den meisten übrigen Regionen – sind dort aber nicht verbreiteter als beispielsweise in Teilen Wisconsins, über 1500 km weiter westlich:

“Verschwörungstheorien” seien wissenschaftlich widerlegt, erklären Faktenchecker. Weitere Nachforschungen seien Zeit- und Geldverschwendung. Sie zitieren Studien, denen zufolge Borrelia burgdorferi bereits Jahrzehnte vor Biolab-Forschungen in der Wildnis nachgewiesen wurde, beispielsweise in Museumsexemplaren von Weißfußmäusen und Hirschzecken aus den Jahren 1894 bzw. 1945. Aber schließt dies aus, dass Biowaffenforscher den Erreger noch weitaus gefährlicher machten, als er jemals zuvor gewesen war? Auch SARS-CoV-Viren gab es lange vor der Corona-Pandemie – aber erst Virologen "optimierten" sie zu etwas hochinfektiös Lebensbedrohlichem. (16)
Falls Militärs in Connecticut tatsächlich Zecken mit biotechnisch scharfgemachten Erregern freigesetzt haben – müssten seither dort nicht viel schlimmere Krankheitsverläufe auftreten als in anderen US-Bundesstaaten, geschweige denn in Europa und Nordasien, wo sich die Lyme-Borreliose ja ebenfalls seit Jahrzehnten epidemisch verbreitet? Im übrigen ist Borrelia burgdorferi ja nicht bloß in Nordamerika verbreitet, sondern auch in Europa. Wie sollte der Erreger, selbst wenn er irgendwo in den USA gentechnisch manipuliert und freigesetzt wurde, jemals den Atlantik überquert haben? Um die Schwimm- und Flugkünste von Zecken ist es bekanntlich schlecht bestellt. Doch Zugvögel könnten infizierte Zecken als „blinde Passagiere“ von Kontinent zu Kontinent getragen haben. Oder die Bakterien ließen sich in exportierten Pelzen, Haus- und Nutztieren zu uns einschleppen.
Kronzeuge Burgdorfer selbst kann zu alledem leider nicht mehr Stellung nehmen. Er starb 2014. (Erich Traub schon 1985.)
Mit Gain-of-Function-Forschung muss endlich Schluss sein. Sofort.
Ob Lyme-Borreliose, Ebola, Covid-19 oder sonstige Infektionskrankheiten auf biotechnologische Tüfteleien in Laboratorien zurückgehen oder nicht; wenn ja, ob solche teuflischen Kreationen versehentlich entwichen oder absichtlich freigesetzt wurden: Kommt es letztlich darauf an? Entscheidend ist: Es könnte so gewesen sein. Und jederzeit könnte es sich wiederholen, mit katastrophalen Folgen, die bei weitem schlimmer wären als jeder atomare Super-GAU. Rund um den Globus arbeiten Heerscharen fleißiger Wissenschaftler, im Auftrag von Militärs, Geheimdiensten und Konzernen, in Hunderten von Hochsicherheitslaboren wie von Sinnen daran, ohnehin gefährliche Krankheitserreger noch ansteckender, noch pathogener, noch tödlicher zu machen. Immer wieder kommt es zu Lecks. Schon das nächste könnte das Ende der Menschheit bedeuten. Oder es beschert uns eine umfassend “beschützende”, biofaschistische Hygienediktatur nach rotchinesischer Vorlage. Drei unsägliche Corona-Pandemiejahre haben uns einen vergleichsweise harmlosen Vorgeschmack darauf geboten.
Anmerkungen
(1) So Newby in einem Interview mit dem Journalisten Paul D. Thacker, veröffentlicht am 28. Februar 2023.
(2) Offizielle Historie von Fort Detrick, Memento vom 21. Januar 2012, https://web.archive.org/web/20120121062629/http:/www.detrick.army.mil/cutting_edge/index.cfm?chapter=contents; B.D. Green, L. Battisti and C.B. Thorne, "Involvement of Tn4430 in Transfer of Bacillus anthracis Plasmids Mediated by Bacillus thringiensis Plasmid pX012a", Journal of Bacteriology 171 (1989), S. 104–113; „Gefährliche Viren sind weg“, Frankfurter Rundschau, 25. September 1986.
(3) https://madisonarealymesupportgroup.com/2018/07/01/surveillance-for-heartland-bourbon-viruses-in-eastern-kansas/; https://galacticconnection.com/lyme-disease-mycoplasma-and-bioweapons-development-timeline/
(4) https://en.wikipedia.org/wiki/Project_112, Abschnitt “Declassification”
(5) Jeanne Guillemin: Biological Weapons: From The Invention Of State-Sponsored Programs To Contemporary Bioterrorism (2005), S. 109-110.
(6) Siehe https://madisonarealymesupportgroup.com/2019/07/31/tick-expert-admits-to-working-on-ticks-dropping-them-out-of-airplanes/; Marlin E. Rice & James H. Oliver, Jr.: „Ticks, Lyme Disease, and a Golden Gloves Champion“, American Entomologist 62 (4) 2016, S. 206–213, doi:10.1093/ae/tmw073.
(7) Zit. nach https://madisonarealymesupportgroup.com/2021/11/12/interview-u-s-bioweapon-lab-suspected-of-source-of-lyme-disease/
(8) 7 news.cn, 25.8.2021: “Interview: U.S. bioweapon lab suspected of source of lyme disease: expert”.
(9) Glen Yeadon/John Hawkins: The Nazi Hydra in America: Suppressed History of a Century. Joshua Tree CA 2008, S. 381.
(10) Andrew Nikiforuk lastet den Aktivitäten auf Plum Island ebenfalls die Verbreitung der Lyme-Borreliose an, s. sein Buch Pandemonium: How Globalization and Trade are Putting the World at Risk, St. Lucia, Queensland 2007, S. 208.
(11) http://www.fstribune.com/story/2150107.html; https://madisonarealymesupportgroup.com/21.07.2019/got-15-minutes-the-officially-ignored-link-between-lyme-plum-island/
(12) pps.dtic.mil/dtic/tr/fulltext/u2/660311.pdf, neuerdings nicht mehr abrufbar; siehe https://madisonarealymesupportgroup.com/2018/12/19/its-1984/
(13) Patricia J. Langhoff: God Science - The Secret World of Rampant Genetics, Hidden Illness, and Biotech Profiteering” (Gott, Wissenschaft: Die geheime Welt der grassierenden Genetik, versteckten Krankheiten und Biotech-Profite) (2011). In einem 2008 erschienenen Buch It's All In Your Head, Around the World in 80 Lyme Patient Stories: Valid Reasons to Debate Current Treatment Guidelines sammelt und dokumentiert 80 Patientenerfahrungen mit Lyme-Borreliose aus verschiedenen Ländern. Viele Betroffene berichten, dass chronische Verläufe von der Schulmedizin oft nicht anerkannt oder als „psychosomatisch“ abgetan wurden. Langhoff stellt die umstrittenen offiziellen Behandlungsrichtlinien infrage.
(15) Siehe British Medical Journal 366/2019: “US Pentagon is told to investigate claims that Lyme disease is escaped bioweapon from cold war”; nj.com, 24.9.2021: “Did Pentagon turn ticks into bioweapons that spread Lyme Disease? House just approved a study”, https://www.nj.com/politics/2021/09/did-pentagon-turn-ticks-into-bioweapons-that-spread-lyme-disease-house-just-approved-a-study.html
(16) Siehe Harald Wiesendanger: Corona-Rätsel - Was steckt wirklich hinter dieser Pandemie? Wem nützt sie? Was bringt uns die nächste?, Juni 2020.
Bildquellen:
Bakterium Borrelia burgdorferi: Von Photo Credit:Content Providers(s): CDC - Dieses Medium stammt aus der Public Health Image Library (PHIL), mit der Identifikationsnummer #6631 der Centers for Disease Control and Prevention.Hinweis: Cropped and uploaded originally to (http://en.wikipedia.org/wiki/Image:Borrelia_image.jpg), Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=302837
Foto Zecke: Sven/Nicooografie – Pixabay
Grafik Verbreitung Lyme-Borreliose in USA: https://www.forbes.com/sites/judystone/2019/05/29/more-ticked-off-the-growing-threat-of-lyme-and-tick-borne-diseases/
Plum Island – Luftaufnahme: https://madisonarealymesupportgroup.com/21.07.2019/got-15-minutes-the-officially-ignored-link-between-lyme-plum-island/
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