Wie man uns über den wahrscheinlichsten Ursprung von SARS-CoV-2 täuscht.
Das neuartige Virus stammt keinesfalls aus einem Labor in Wuhan? Wer das unbesehen glaubt, weiß offenbar nichts über Chinas unrühmliche Vorgeschichte ähnlicher Vorfälle. Ausgerechnet SARS-Cov-1, enger Verwandter und Vorgänger des gegenwärtigen Pandemieauslösers, entwich im Jahre 2004 aus einem staatlichen Labor in Peking, wo mit ihm herumexperimentiert wurde; zwei Forscher hatten sich dort angesteckt, sie lösten Infektketten mit neun Erkrankungen und einem Todesfall aus. (1) Ehe daraus eine menschengemachte Seuche werden konnte, wurde der Ausbruch glücklicherweise rasch eingedämmt. Doch wäre es gar nicht erst dazu gekommen, wenn ausreichende Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden wären.
Aber handelt es sich beim „Wuhan Institut für Virologie“ (WIV) nicht um ein BSL-4-Labor, auf allerhöchster Sicherheitsstufe? BSL-4 ist für den Umgang mit Erregern und Wirkstoffen vorgesehen, die leicht durch Aerosole übertragbar sind und beim Menschen schwere bis tödliche Krankheiten verursachen könnten, für die es keine Impfstoffe oder Behandlungen gibt. Dass auf Stufe 4 gearbeitet werden KANN, bedeutet aber nicht, dass dies tatsächlich immer geschieht. Prof. Richard Ebright, Molekularbiologe an der Rutgers University in New Jersey, fand Hinweise darauf, dass „Fledermaus-Coronaviren in Wuhan routinemäßig auf BSL-2-Niveau untersucht wurden“ – einer Sicherheitsstufe, die für Agenzien von nur "mäßigem Gefährdungspotential für Personal und Umwelt" vorgesehen ist. Ebright zufolge "bietet sie nur einen minimalen Schutz gegen die Infektion von Laboranten". (2)
Ebensowenig beruhigt ein weiterer Skandal: Manche chinesischen Forscher haben die haarsträubende Angewohnheit, ihre Versuchstiere, sobald sie ausgedient haben, an Straßenhändler zu verkaufen. Unfassbar, aber wahr: Anstatt infizierte Tiere ordnungsgemäß durch Einäscherung zu entsorgen, wie gesetzlich vorgeschrieben, verdienen sie sich auf diese Weise einige Yuan hinzu. Die Tageszeitung „The Paper“ aus Shanghai berichtet über einen namhaften Wissenschaftler, der alles in allem 10,17 Millionen Yuan einstrich – umgerechnet knapp 1,3 Millionen Euro -, indem er illegal Labortiere und Versuchsmilch verkaufte, die schließlich in jemandes Bauch gelandet sein dürften. (3)
An einem ähnlichen Skandal schrammte der Direktor des Wuhan-Instituts, Wang Yanyi, anscheinend haarscharf vorbei. Eine seiner Angestellten, die Virenforscherin Chen Quanjiao, hatte ihn Mitte Februar auf „Weibo“, Chinas größtem Mikroblogging-Dienst, beschuldigt, er habe „häufig“ Labortiere insgeheim auf dem Huanan-Markt an Händler verhökert. Mutig gab sie ihren vollen Namen an. Sofort soll sie festgenommen worden sein. Am 17. Februar erschien auf der offiziellen Website des Instituts eine „Erklärung“, in der Chen sich „empört“ von dem „Gerücht“distanzierte. „Feierlich“ schwor sie, damit habe sie nichts zu tun. Jemand müsse ihre ID-Nummer gehackt und ihre Internet-Identität gestohlen haben. (4)
Alles andere als vertrauensbildend ist Pekings Krisenmanagement ohnehin. Noch am 19. Januar, als das neuartige Virus längst rasant um sich griff, erklärte die Nationale Gesundheitskommission der Kommunistischen Partei Chinas, die Epidemie sei „präventabel und kontrollierbar“. Erst einen Tag später, am 20. Januar, räumte sie erstmals offiziell ein, das Virus übertrage sich „von Mensch zu Mensch“. (5) Chinesische Ärzte und Wissenschaftler, die auch nur den leisesten Zweifel am regierungsamtlichen „Wildtier-vom-Markt“-Märchen zu äußern wagen, wurden eingeschüchtert, entlassen, festgenommen, weggesperrt, jeglicher Kommunikationskanäle zur Außenwelt beraubt. Will ein chinesischer Wissenschaftler zum Corona-Thema publizieren, so muss er inzwischen einen mehrstufigen Zensurprozess durchlaufen. (6) Drei chinesische Aktivisten, die eine Internet-Plattform namens „Terminus2049“ einrichteten und zensierte Artikel über Covid-19 wiederherstellten, sollen verhaftet worden sein. (7)
Immerhin dürften die „Terminus2049“-Gründer noch am Leben sein. Andere unliebsame Inhaber einer eigenen Meinung sterben in China mitunter einen seltsam vorzeitigen Tod - wie der Augenarzt Li Wenliang, einer der ersten Covid-19-Patienten. In einer Online-Chatgruppe hatte er Kollegen vor einem "SARS-ähnlichen Coronavirus" unter Patienten in der Notaufnahme eines Krankenhauses in Wuhan gewarnt. Zwei Tage darauf wurde Li zusammen mit sieben anderen Ärzten wegen "Verbreitung von Gerüchten" verhaftet und zum Widerruf gezwungen. Einen Monat später, am 7. Februar, verstarb er, gerade mal 33 Jahre alt – das Durchschnittsalter von Covid-19-Opfern liegt bei über 80 Jahren. (8)
Der lange Arm Pekings endet keineswegs an den Staatsgrenzen. In der weltweiten Scientific Community kursieren Gerüchte, dass westliche Fachzeitschriften sich chinesischem Druck unterwerfen – und es ablehnen, Daten zu veröffentlichen, die eher gegen einen natürlichen Ursprung von SARS-CoV-2 sprechen. (9)
Bis heute weigert sich das KP-Regime strikt, eine unabhängige Untersuchung der Ursprünge des Wuhan-Virus zuzulassen oder auch nur Original-Virusproben weiterzugeben. Ländern wie Australien und den Niederlanden, die eine solche Untersuchung fordern, droht das Regime unverhohlen mit einem Wirtschaftsboykott. (10)
Noch schwereres Geschütz fährt der chinesische Außenminister Wang Yin auf: Während einer Pressekonferenz am 24. Mai 2020 warf er den USA vor, die Beziehungen zwischen beiden Ländern „an den Rand eines neuen Kalten Krieges“ zu bringen – auch weil Washington partout nicht aufhören will, die Schuldfrage zur Pandemie zu stellen. „Neben der Verwüstung durch das neue Coronavirus gibt es auch ein politisches Virus, das sich in den USA verbreitet“, so stellte Wang fest. „Dieses politische Virus“ werde „bei jeder Gelegenheit genutzt, um China anzugreifen und zu verleumden.“ Einige Politiker hätten „zu viele Lügen über China fabriziert und zu viele Verschwörungen erzeugt“. Stattdessen sollten beide Seiten auch im Kampf gegen die Lungenkrankheit Covid-19 „zusammenarbeiten“. China und die USA könnten „von Kooperation nur profitieren, bei Konfrontation aber nur verlieren“. (11) Zu gut Deutsch: Lasst uns alle offenen Fragen, woher die Seuche kommen mag, gemeinsam unter den Teppich kehren!
Vor diesem Hintergrund trug die WHO zum Tagesgeschehen des 25. Mai eine Lachnummer sondergleichen bei, als sie ihren Direktor für „Nothilfe“, Michael Ryan, die chinesische Führung offiziell für ihre „sehr konsistente Offenheit“ loben ließ. Für „wissenschaftliche Untersuchungen durch ausländische Experten“ sei sie durchaus aufgeschlossen. Und WAS darf untersucht werden? „Die tierischen Ursprünge des neuartigen Coronavirus“ – sonstige weiterhin nicht, versteht sich. (12)
Diesem „konsistent offenen“ Regime sprang prompt auch ein Großteil der Fachwelt bei. Am 19. Februar bekundeten 27 Wissenschaftler, darunter Merkels Chefvirologe Christian Drosten, ihre uneingeschränkte „Solidarität“ mit „den Wissenschaftlern, Fachleuten des öffentlichen Gesundheitswesens und insbesondere den Medizinern Chinas“, in einer Weise, die an peinlicher Voreingenommenheit kaum zu überbieten ist. (13) Anstatt eine unabhängige Untersuchung vor Ort zu fordern und abzuwarten, loben die Unterzeichner China geradezu überschwänglich dafür, „fleißig und effektiv daran gearbeitet (zu) haben, den Erreger dieses Ausbruchs rasch zu identifizieren, bedeutende Massnahmen zur Verringerung seiner Auswirkungen zu ergreifen und ihre Ergebnisse auf transparente Weise der globalen Gesundheitsgemeinschaft mitzuteilen. (…) Der rasche, offene und transparente Austausch von Daten über diesen Ausbruch wird nun durch Gerüchte und Fehlinformationen über seine Ursprünge bedroht. Wir verurteilen gemeinsam nachdrücklich Verschwörungstheorien, die darauf hindeuten, dass COVID-19 keinen natürlichen Ursprung hat.“ Kein Wort über Sicherheitsmängel, verspätete Reaktionen, Versteckspiele, Unterdrückung von Informationen. Kein Wort über chinesische Wissenschaftler, Coronapatienten und Journalisten, die plötzlich verschwinden und nicht wieder auftauchen, weil sie dem Propagandabild widersprochen haben. Pekings Krisenmanagement: „rasch, offen, transparent“? Mit einem solchen Aprilscherz bewirbt sich Drostens Solidaritätskomitee eindrucksvoll um den höchsten Verdienstorden, den die KP zu vergeben hat, sowie um Spitzenämter im chinesischen Propagandaministerium.
Ungeheuerlich: Auch 27 europäische Botschafter und die EU-Mission in Peking „kooperieren“ in diesem Sinne vorbildlich. Einen gemeinsamen Gastbeitrag von ihnen zur Corona-Krise veröffentlichte das Staatsorgan „China Daily“ Anfang Mai 2020 – zensiert. (14) In der ursprünglichen Fassung hieß es, das Virus stamme aus China. Dieser Satz verschwand ratzfatz - mit Einverständnis der Verfasser. (15)
Zumindest die Regierung in Stockholm ließ sich Pekings Desinformationskampagne nicht länger bieten: Es schloss alle Konfuzius-Institute, die Chinas Bildungsministerium in Schweden betrieb, und hob Städtepartnerschaften auf. (16)
(Harald Wiesendanger)
Dieser Artikel erschien am 28. Mai 2020 bei Facebook, als Teil 2 einer Serie über die Ursprünge der Corona-Pandemie. Darin begründete ich den Verdacht: SARS-CoV-2 ist nicht natürlich entstanden, es stammt aus einem Labor. Mächtige Interessengruppen versuchen uns darüber hinwegzutäuschen.
Daraufhin schlug Facebooks Zensur zu: Angeblich verstieß die Serie gegen "Gemeinschaftsstandards". Wie von Geisterhand verschwanden einzelne Folgen aus fast allen Gruppen, deren Admins sie bereits angenommen hatten. Die Reichweite meiner Beiträge wurde um 90 % abgesenkt, selbst meine Abonnenten erreichte ich kaum noch.
Also habe ich daraus ein Buch gemacht, mit dem Titel Corona-Rätsel. Infos/Bestellung hier.
Anmerkungen
1 https://www.crm.de/SARS_update/sars.htm; https://www.n-tv.de/wissen/Koennte-Coronavirus-aus-Labor-stammen-article21731664.html
3 https://project-evidence.github.io, Punkt 9.5.
4 https://www.upi.com/Top_News/World-News/2020/02/18/WHO-confirms-experts-presence-at-coronavirus-epicenter-in-China/8271582041808/ (archiviert); https://news.cgtn.com/news/2020-02-17/Wuhan-based-researcher-refutes-rumor-about-COVID-19-source-OaemKa4hUI/index.html (archiviert); http://www.whiov.ac.cn/tzgg_105342/202002/t20200217_5500447.html (archiviert); s. https://project-evidence.github.io/
8 https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/coronavirus-whistleblower-li-wenliang-ist-tot-trauer-um-arzt-aus-wuhan-wird-zur-gefahr-fuer-die-regierung/25522914.html; https://www.mdr.de/nachrichten/panorama/coronavirus-arzt-china-li-wenliang-100.html
10 https://nypost.com/2020/05/06/what-is-china-covering-up-about-the-coronavirus-devine/; https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/corona-virus-australien-zieht-mauern-gegen-china-hoch-16702977.html; https://www.taiwannews.com.tw/en/news/3925556
Kommentare