Reproduktionszahl gestiegen. Mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner.
Na und?
Oh Schreck, „R steigt an“! Die „Reproduktionsrate“, die angibt, wie viele weitere Menschen ein SARS-CoV-2-Infizierter ansteckt, liegt in Deutschland seit ein paar Tagen wieder über dem Wert 1 – ist das nicht schrecklich? Und mehrere Landkreise melden mehr als 50 Corona-Neuinfektionen je 100.000 Einwohner, weitere Regionen liegen nur knapp unter dieser Marke – schlimm, nicht wahr?
Wirklich schlimm ist vielmehr das Schindluder, das Angela, Jens & Co. mit solchen Statistiken weiterhin treiben. Von Medien unhinterfragt an eine verstörte Bevölkerung weitergereicht, müssen solche Zahlenspiele zur Rechtfertigung dafür herhalten, Freiheitsbeschränkungen aufrechtzuerhalten, vor „übereilten“ Lockerungen zu warnen, die Bevölkerung auf eine drohende „zweite Welle“ vorzubereiten. „R steigt auf 1,13 – wohl ‚mehr Normalität‘ verantwortlich“, titelt „Focus“. Entlang der Marke „50 von 100.000“ verläuft eine „rote Linie“; wo sie überschritten wird, sollen umgehend wieder schärfere Infektionsschutzmaßnahmen greifen. Oh nein, die Pandemie sei noch längst nicht vorbei, mahnt soeben die Chef-Epidemiologin der Republik, Kanzlerin Merkel – die „Jahrhundertseuche“ trete nun in eine „neue Phase“ ein.
Im Ernst? Alle Indikatoren, auf die es wirklich ankommt, stehen längst auf Entwarnung. So gut wie alle Experten wissen das, bis auf jene paar, deren Einflüsterungen unsere Spitzenpolitiker offenbar exklusiv lauschen; diese Clique scheint identisch mit jener, welche die Wochenberichte des Robert-Koch-Instituts, ausgerechnet diese, entweder nicht liest oder nicht versteht oder nie davon gehört hat. Mehrere Wochen VOR dem verspäteten, nutzlosen, kontraproduktiven „Lockdown“ waren alle wichtigen Kennzahlen bereits auf jahreszeitliches Normalniveau geschrumpft, teilweise sogar darunter, und dabei bleibt es nach wie vor (s. beigefügte Grafiken, aus dem RKI-Wochenbericht für die 18. Kalenderwoche, 25. April bis 1. Mai 2020): Bereits in der ersten Märzhälfte gingen Menschen nicht häufiger als sonst wegen Atembeschwerden zum Arzt; nicht häufiger wurde ein schweres akutes Atemwegssyndrom (SARS) diagnostiziert; nicht häufiger belegten solche Patienten Krankenhausbetten; nicht häufiger starben sie. „R“ lag bereits vor dem 23. März 2020 unter 1.
Was weiterhin zunimmt, ist lediglich die Anzahl festgestellter SARS-CoV-2-Infektionen – am 11. Mai plus 933. Doch sie allein besagt nullkommanichts über die Gefährlichkeit, folglich auch nichts über unsere Schutzbedürftigkeit.
Was müssen wir vor diesem Hintergrund davon halten, dass das Robert-Koch-Institut beharrlich verbreitet: Aktuell steige die Reproduktionszahl R wegen der bundesweiten Lockerungsmaßnahmen wieder an? () Damit führt es die Bürger unfassbar dreist an der Nase herum. Zur Erinnerung: Am 6. Mai 2020 änderte das RKI die Richtlinien, wer getestet werden soll. Seither sollen es ALLE Personen mit akuten Atemwegssymptomen jedes Schweregrads sein, unabhängig davon, ob irgendwelche zusätzlichen Risikofaktoren vorliegen. Zudem sollen sich nun auch völlig symptomfreie Menschen den Tests unterziehen.
Das Fernziel hat Bundesgesundheitsminister Spahn vorgegeben: Er will die Corona-Tests massiv ausweiten – von wöchentlich 650.000 Mitte April auf bis zu 4,5 Millionen. Diese Versiebenfachung wird die Häufigkeit festgestellter Infektionen regelrecht explodieren lassen – selbst wenn die tatsächliche Anzahl Infizierter innerhalb der Bevölkerung konstant bleibt oder sogar deutlich sinkt.
Zum Beweis genügen Grundrechenarten. Angenommen, 20 % aller Bundesdeutschen hätten sich mit SARS-CoV-2 angesteckt, und Spahn ließe flächendeckend repräsentative Stichproben untersuchen. Dann würden 650.000 Tests in jedem fünften Fall positiv ausfallen – also 130.000 Infizierte ausfindig machen. 4,5 Millionen Tests, die in jedem fünften Fall einen SARS-CoV-2-Befall anzeigen, ergäben hingegen 900.000 Infizierte. Prompt könnte das Robert-Koch-Institut eine regelrechte „Explosion“ der Fallzahlen melden: um fast 600 Prozent, oh mein Gott, wie entsetzlich! Notstand hoch Zwei! Strikteste Quarantäne! Verschärfter Lockdown! Eine Steigerung ließe sich auf diese Weise selbst dann noch herbeitricksen, wenn die absolute Zahl der Infizierten in Wahrheit bereits drastisch zurückgegangen wäre.
Daraus folgt, was der übelst verleumdete Arzt Dr. Wolfgang Wodarg von Krisenbeginn an zu bedenken gab: Die vermeintliche Pandemie ist im wesentlichen ein Test-Artefakt – sprunghaft steigende Infektionszahlen spiegeln in erster Linie sprunghaft zunehmendes Herumtesten: „Wir beobachten nicht die Krankheiten, sondern die Aktivität der nach ihnen suchenden Virologen.“
Verblüffenderweise ist dies dem RKI durchaus bewusst. So räumt es in einem Artikel zur Berechnung des R-Werts im Epidemiologischen Bulletin wörtlich ein: „Ein weiterer Aspekt ist aber auch, dass in Deutschland die Testkapazitäten deutlich erhöht worden sind und durch stärkeres Testen ein insgesamt größerer Teil der Infektionen sichtbar wird. Dieser strukturelle Effekt und der dadurch bedingte Anstieg der Meldezahlen, kann dazu führen, dass der aktuelle R-Wert das reale Geschehen etwas überschätzt.“ Was heißt hier „etwas“?
Auf diese Vorgehensweise passen am ehesten drei Adjektive: unwissenschaftlich, unseriös, skandalös. Weshalb berücksichtigt das RKI nicht den Faktor Testhäufigkeit, wenn es die Reproduktionszahl R schätzt?
Weshalb übernehmen Politiker unreflektiert diese Zahlen, ohne dass ihnen irgendwer aus ihrem Umfeld begreiflich macht, auf welchen Unfug sie ihre folgenschweren Fehlentscheidungen stützen?
Wer schirmt die Entscheidungsträger in Bund und Ländern ab gegen unabhängigen Sachverstand? Oder tun sie es absichtlich, weil es andere als epidemiologische Gründe gibt, die Nation im Krisenmodus zu belassen?
Und warum lassen die angeblichen „Qualitätsmedien“ unseres Landes diese Fake-News-Schleudern ungeschoren davonkommen? Wieso beurteilen Gerichte die fatalen Zumutungen unseres Überwachungsstaats nicht längst reihenweise als das, was sie von Anfang waren: unverhältnismäßig und verfassungswidrig?
Und wer, bitteschön, spendiert dem Berliner Panikorchester endlich eine Bildungsreise nach Schweden?
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