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Dr. Harald Wiesendanger

Ausgangssperre für Stubentiger?

Die Corona-Krise erklimmt die nächste Eskalationsstufe, und schuld daran ist Nadia: eine vier Jahre alte Malaysische Tigerkatze im Zoo der New Yorker Bronx. Nadia fiel durch trockenen Husten, schweren Atem und schwachen Appetit auf – nun ist sie positiv auf das Coronavirus getestet worden. Angesteckt hat sie vermutlich ein SARS-CoV-2-infizierter Tierpfleger. Auch Nadias Schwester Azul, zwei Sibirische Tiger sowie drei Löwen zeigen verdächtige Symptome, ein „spezifisches klinisches Bild“. Genügt dies gemäß Falldefinition des Robert-Koch-Instituts nicht vollauf, sie allesamt zu Covid19-Betroffenen zu erklären?


Oh Schreck! Begann die Corona-Pandemie nicht damit, dass in Wuhan das Virus von einem Wildtier auf einen Menschen übersprang? Also ist vorsorglich nun sofortiges Handeln geboten. Denn was für große Katzen gilt, lässt sich für kleine nicht vollständig ausschließen. Zum Wohle der Volksgesundheit fordert die Stiftung Auswege daher eine umgehende, unbefristete Ausgangssperrre für alle zehn Millionen Stubentiger hierzulande. Zudem sollte ab sofort jede Katze von ihren Haltern, aber auch von anderen Katzen einen Mindestabstand von 1,50 Metern einhalten sowie eine Atemschutzmaske tragen – sicherzustellen durch laufende Kontrollen von Polizei und Ordnungsamt. Jede außerhäusliche Notdurft ist unverzüglich aufzulesen und beim nächstgelegenen Veterinäramt abzugeben, zwecks Stuhlanalyse. Bei Verstößen sollte ein Bußgeld von 500 Euro fällig werden. (Herumstreuner, die sich keinem Haushalt zuordnen lassen, sind Tierheimen zuzuführen, wo seuchenschutzbehördlich zertifizierte Quarantänestationen für sie einzurichten sind.) Bei rund zehn Millionen Katzen und mutmaßlich mehreren Dutzend virologisch bedenklichen Kontakten pro Tag - flächendeckende Überwachung derartiger Ordnungswidrigkeiten vorausgesetzt – kämen bis Jahresende locker Hunderte Milliarden Euro zusammen. Prima, da könnte unser Finanzminister die „schwarze Null“ ja vielleicht doch noch retten.


Doch Olaf Scholz denkt, Nadia sei Dank, womöglich schon weiter: Die Bundesrepublik bevölkern ja auch noch 12 Millionen Hunde. Ganz abgesehen von ungezählten Stall- und Zootieren. Sollte sich herausstellen, dass auch Insekten den Killerkeim übertragen können, regen wir an, per Notstandsverordnung ein drastisch erhöhtes Ausbringen von Glyphosat, Abamectin, Bifentrin, Lambda-Cyhalothrin und anderen hochgiftigen Pestiziden in die Wege zu leiten. Sicher ist sicher. Infektionsschutz geht schließlich vor.


Blödes Gedankenspiel? Zugegeben, bisher scheint SARS-CoV-2 nur ausnahmsweise von Mensch auf Tier, von Tier auf Mensch überzugehen. Was aber, wenn diesem Virus biologische Grenzzäune wurscht WÄREN? Wenn ihm ALLE Arten von Wirten gleich recht wären? Müsste, könnte dann die gesamte Fauna unter Quarantäne gestellt werden? Oder wäre alles halb so schlimm, wenn für Lebewesen insgesamt gälte, worüber seit Wochen bei Homo sapiens weitgehend Klarheit herrscht: Mindestens die Hälfte aller Infizierten, von der Maus bis zum Elefanten, würde symptomfrei bleiben; bei 45 % würden sich grippeähnliche Beschwerden nach einer bis drei Wochen legen; ungefähr 4,9 % würden Atemwegserkrankungen zu schaffen machen; und geschätzte 0,1 % würden daraufhin sterben – darunter hoffentlich überproportional viele Schnaken, Zecken und Küchenschaben. Müsste sich unser Planet deswegen in eine seuchenbehördlich überwachte Haftanstalt verwandeln? Oder würden Weltenlenker spätestens dann weise entscheiden: Alles halb so wild – schließlich tragen ja auch neun von zehn Menschen Herpes-Viren mit sich herum, ohne dass die WHO jemals Pandemie-Alarm geschlagen hätte. Wieso tat sie es eigentlich nie? Neben unschönen Hautbläschen und Ekzemen kann Herpes immerhin vielerlei Erkrankungen auslösen bzw. begünstigen, die mindestens so übel verlaufen und enden können wie Covid-19: von Gürtelrose über Pfeiffer´sches Drüsenfieber, Erblindung infolge entzündeten Netzhautgewebes, Enzephalitis, einer Lähmung des Gesichtsnervs bis hin zu bösartigen Tumoren. Warum sollten wir Coronaviren nicht ähnlich panikreduziert mit uns spazierenführen können wie Herpesviren? Und falls wir uns unter den fiktiven Umständen des obigen Gedankenspiels zu psychoimmunologisch hilfreicher Gelassenheit durchringen würden: Wieso nicht gleich heute?


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